D-A-D – Support: Bonsai Kitten, 15.08.2021 , Dubois Arena, Essen – Konzertbericht

Weil sich Indoorveranstaltungen weiterhin problematisch gestalten, ergab sich für den Essener Hard Rock-Tempel Turock die Möglichkeit, einige Konzerte open air in der Dubois Arena in Essen-Borbeck zu veranstalten. Die ursprünglich als Boxarena in den 50er-Jahren wie ein Amphitheater gebaute Location gab einen schönen äußeren Rahmen, wobei der einzige kleine Nachteil die Bühne war, die ebenerdig ist, sodass die Zahl der Sitzmöglichkeiten im inneren Raum aufgrund von Sichtbeeinträchtigungen nur sehr begrenzt war.

Dafür war auf den relativ steilen Rängen genügend Platz, um das Konzert zu verfolgen. Pünktlich um 19:00 Uhr betraten die aus Berlin kommenden Bonsai Kitten die Bühne und legten direkt rockig los. Im Mittelpunkt standen die Sängerin Tiger Lilly Marleen, die mit ihrer extrovertierten Art mit glitzernden Outfit schnell den Zugang zum Publikum fand und Gitarrist Andre „Wally“ Wahlhäuser mit einigen rockenden Soli.

Bassist Spoxx und Drummer Marc Reign sorgten für die nötige Rhythmusgrundlage in dem etwa 40-minütigen Auftritt, in dem die Band zum Großteil Songs des aktuellen Albums „Love And Let Die“ präsentierten. Zum Ende des D-A-D-Konzertes stand die ganze Band geduldig und gut gelaunt noch den Besuchern für Smalltalk, Fotos oder das Zeichnen von Fanartikeln zur Verfügung. Sehr sympathisch und fanfreundlich war dabei beim Verkauf der Vinylalben der Hinweis, dass die fürs Auge schönen, aber etwas teureren farbigen Vinyls in der Soundqualität schlechter wären, als die klassisch schwarze Pressung.

Nach einer etwa 40 minütigen Umbaupause betraten dann die vier Dänen unter dem Applaus der Fans die Bühne. Nach einer kurzen Begrüßung durch Fronter Jesper Binzer, in der er zum Ausdruck brachte, dass er froh sei, das erste Konzert im Ausland seit Beginn von Corona zu haben, legten D-A-D direkt los wie Danish Dynamite.

Den relativ weiten Abstand von der Bühne zum Publikumsbereich überbrückten die Binzer-Brüder immer wieder, indem sie die Bühne verließen und direkt vor den Zuschauern spielten, was natürlich von den Fans dankbar aufgenommen wurde. Jesper Binzer trug eine, einer Paradeuniform ähnelnde, blaue Jacke mit gelben Ornaten und bildete so mit seiner Gibson Flying V einen optischen Blickfang und brachte mit seiner symphatischen Art und teilweise deutschen Ansagen direkt das Publikum hinter sich.

Sein Bruder Jacob, ganz in schwarz gekleidet und seinem markanten Hut, glänzte mit vielen Soli und seiner fast schon stoischen Ruhe, mit welcher er seine verschiedenen Gitarren, meist eine Gibson Les Paul, bearbeitete. Stig Pedersen war wie so oft natürlich ein optisches Highlight. Eine enge rote Hose, Plateau-Stiefel, die in noch einmal um etwa 10 cm größer machten, eine schwarze Jacke, die statt eines Kragens wild nach oben stehende Federn hatte und dazu natürlich die selbstgebauten zweiseitigen Tieftöner, wobei er sich diesmal auf nur fünf Varianten beschränkte.

Wie so meist begann er mit dem Bass mit Plexiglascorpus, um nach einigen Songs auf den oberen Teil des hinteren Kotflügel eines Oldtimers mit Rückbeleuchtung zu wechseln. Später durfte dann noch der Bass, wo Korpus und Kopf der Gitarre vertauscht waren, bestaunt werden und zum Abschluss gab es den legendären Raketenbass, diesmal leider ohne pyrotechnische Effekte. Erstaunlich war, mit welcher Sicherheit sich Stig auf seinen Stiefeln auf der Bühne bewegte und dabei nicht an Posen sparte.

Laust Sonne, wie gewohnt mit einem Anzug, beackerte die Drums, welche er im späteren Verlauf trotz Aufforderung Jesper Binzers nicht zerstörte.D-A-D gestalteten die Setlist so, dass nahezu alle Schaffensphasen der Band sich wieder fanden. Schon früh im Programm wurden die Besucher mit „Jihad“ auf Betriebstemperatur gebracht und auch das wieder ins Programm aufgenommene „Helpyourselfish“ begeisterte die Anwesenden. Passend dazu trug Pedersen einen Gitarrengurt mit den legendären Fischgräten, welche aus dem D-A-D Emblem, dem Büffelkopf, gebildet ist.

Das bluesige „A Prayer For The Loud“ vom gleichnamigen aktuellen Album zeigte, dass D-A-D auch dieses Genre beherrscht, wobei Jesper Binzer dies optisch fast wie ein Gebet zelebrierte. Danach gab sich ein Klassiker nach dem anderen die Hand und sorgte dafür, dass die Stimmung nicht abflaute. Ob „Riding With Sue“ oder das psychedelische „Monster Philosophy“ und die den Hauptteil abschließenden hardrockenden Nummern „Rim Of Hell“, „Bad Craziness“ und „Evil Twin“: Alle zeigten, warum D-A-D seit Jahrzehnten eine treue Fangemeinde haben, denen manchmal auch eine Anfahrt von über 600 km nicht zu weit ist.

Nach lautstarken Zugabeforderungen ließen die vier Dänen die Fans nicht lange warten und legten noch drei furiose Zugaben nach, wobei, wie nicht anders zu erwarten, der ‚motherfuckende‘ Tag danach („Sleeping My Day Away“) und das abschließende „It’s After Dark“ den krönenden Abschluss bildeten. Bei „Sleeping My Day Away“ konnte Jesper Binzer noch einmal mit famosen Gitarreneinlagen glänzen und bei „It`s After Dark“ zeigt Stig Pedersen, dass er auch gesanglich einiges zu bieten hat. Beide verabschiedeten sich im passenden dunkelblauen Licht sich dann abwechselnd vom Publikum.

Es gab danach noch einige weitere Zugabeforderungen, aber jedem müsste klar sein, dass nach „It’s After Dark“ nichts mehr kommen kann und darf. Dieser Song ist schon gleich einem Ritual der Abgesang auf jedem Konzert von D-A-D, und das darf nach etwa 100 Minuten Vollgas auch so sein!

Manch einer wartete vergeblich auf „Laugh And A Half“ oder „Grow Or Pay“ oder „I Won`t Cut My Hair“ und was da noch alles hätte kommen können. Aber ist es nicht viel schöner, wenn nicht immer dieselben Songs gespielt werden, sondern innerhalb des Repertoires mal getauscht wird, sodass nicht, wie bei einigen Bands, über Jahrzehnte praktisch das gleiche Konzert gespielt wird.

Fazit: Der Liebe Gott hatte vermutlich das Gebet zum Lautsein zu Beginn des Konzertes erhört und dafür gesorgt, dass das Wetter bis nach dem Konzert sommerlich warm geblieben ist, und ich die ersten Regentropfen erst auf der Windschutzscheibe hatte, als ich das Stadtgebiet von Essen verlassen hatte.

So ergab sich für die Fans ein rundum gelungener Konzertabend, in einer netten Location, in der auch für das leibliche Wohl gesorgt wurde, mit zwei Bands, die einfach Bock machen und selbst auch Freude haben, ihre Songs präsentieren zu dürfen.

Ein besonderer Dank gilt neben den Musikern und den Technikern für Sound und Licht dem Team des Turock für den reibungslosen und entspannten Ablauf, sowie Dragon Productions, hier besonders an Jörg Düsedau, für die wie immer problemlose Korrespondenz vor dem Konzert bezüglich einer Fotoerlaubnis, aber auch während des ganzen Abends (in dem Sinne Moin nach Hamburg, bis zum nächsten Mal).

Line-up D-A-D:
Jesper Binzer – lead vocals, guitar
Jacob Binzer – guitars, vocals
Stig Pedersen – bass, vocals
Laust Sonne – drums, vocals

Line-up: Bonsai Kitten
Tiger Lilly Marleen – lead vocals
Andre „Wally“ Wahlhäuser – guitars, vocals
Spoxx – bass, vocals
Marc Reign – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

D-A-D
D-A-D bei Facebook
Bonsai Kitten
Bonsai Kitten bei Facebook
Turock, Essen
DRAGON Productions

Go Music – 03.10.2020, GREND Kulturzentrum, Essen – Konzertbericht

Go_haupt

Ausverkauftes Haus beim ersten Indoor-Konzert im Kulturzentrum GREND seit dem Frühjahr. Immerhin durften 47 Musikfans auf festgelegten Sitzplätzen der Veranstaltung beiwohnen, wo bestuhlt, bis zu 80 Besucher möglich wären.

Mit dem nötigen Humor begrüßte Martin Engelien die Zuschauer dann auch zu dem, was heute ausverkauft heißt. Im Gegensatz zu den meisten Go Music-Konzerten, bei denen meist im Quartett gespielt wird, trat man diesmal im (Power-) Trio an. Neben dem finnischen Saitenhexer Ben Granfelt hatte Engelien am Bass, Charly T. an den Drums an Bord. Dieser gilt als einer der besten Drummer Deutschlands, was er unter anderem auch bei Marius Müller Westernhagen oder den Lords unter Beweis stellte.

Wie für Go Music-Konzerte üblich, startete das Konzert mit dem Instrumental „One Earth“, in dem jeder der Musiker schon mit Soloeinlagen Glanzlichter setzte. Danach standen aber Songs von Ben Granfelt im Mittelpunkt und es wurden einige Coversongs mit spezieller Note eingestreut.

Nach den beiden älteren Stücken „Bright Lights And Dreams“ und „Cant Wait Another Day“ machte Engelien Werbung für das gerade erschienene Granfelt-Album „True Colours“ und mit „Hey Stranger“ folgte passenderwiese die aktuelle ausgekoppelte Single mit jammenden Zwischenteil, in dem Charly T. mit einem furiosen Drumsolo begeistern konnte, während Engelien dabei das Publikum immer wieder anstachelte, ihn anzufeuern. Zum Ende sagte Ben Granfelt noch einmal, dass der Song natürlich auf dem neuen Album ist und legte mit einem Augenzwinkern nach, dort aber leider ohne das Drumsolo.

Zum folgenden „Faith, Hope And Love“ plauderte Ben kurz über seine Zeit bei Wishbone Ash, und wie das Stück den Weg auf ein Album der Band gefunden hatte und fester Bestandteil ihrer Setlisten wurde. Auch dieser Klassiker wurde mit einer ganz eigenen Note gespielt, in dem Engelien dann sein, wenn man Granfelts Worten Glauben schenkt, sein etwa 3867tes Bass-Solo gespielt hat. Beeindruckend war, wie sich Granfelt an der Gitarre und Engelien am Bass regelrecht die Bälle zuspielten und sich zuweilen in einen Rausch zu spielen schienen.

Nach einer kurzen Pause die zum Lüften des Raumes und den Verkauf von LPs/CDs genutzt wurde, betraten die drei wieder die Bühne, und Granfelt gab einiges zur Entstehung der neuen Platte preis, zum Beispiel, dass er drei Instrumentalsongs auch auf den Wunsch von Fans aufnahm und sogar froh darüber war. Nach einem Konzert in Schweden, er nannte es den Coronahotspot der Welt, merkte er, dass bei ihm etwas nicht stimmt und er danach richtig krank wurde.

Das ging so weit, dass es länger dauerte, bis seine Stimme wieder funktionierte. Da kam ihm die Aufnahme der Instrumentalsongs natürlich entgegen, von denen dann „Oriental Express“, ein psychedelisch angehauchter Track folgte.

Mit „Chevrolet“ dem Robben Ford-Klassiker, geschrieben von Memphis Minnie, Ed & Lonnie Young, wurde es wieder rockig, und das stilistisch an die guten alten Dire Straits-Zeiten erinnernde „My Soul To You“ zeigte einmal mehr die spielerischen Qualitäten des Finnen.

Dass Granfelt und seine Mitstreiter nicht nur Rockmusik können, bewies das Trio bei Robert Palmers „Bad Case Of Loving You“, der kurzerhand als Reggae-Version vorgetragen wurde. Schön war hier auch der passende Groove durch die Rythmusfraktion Charly T. und Martin Engelien, die dabei bewiesen, dass sie auch die langsamen Tonfolgen beherrschen.

„Breathe“ leitete er mit „Endless“, einer Homage an Jeff Beck, ein,  welcher ihn in seinem Gitarrenspiel inspiriert hatte ein. Vor dem Stück gab er schmunzelnd den Tipp, nicht mehr zu atmen, da man so kein Corona bekommen könne. Der Nachteil ist allerdings, dass man dies mit dem Leben bezahlen müsse. Dass Granfelt an dem Abend aber gut bei Atem war, bewies er durch den durchweg klaren Gesang, der auch passend abgestimmt war. Überhaupt muss gesagt werden, dass der Sound an dem Abend sehr gut ausgesteuert war, wodurch jedes Instrument differenziert zur Geltung kam.

Als letztes Lied des zweiten Sets folgte der JJ Cale-Evergreen „Cocaine“, dessen Ruhm durch Eric Clapton noch gesteigert wurde. Jetzt könnte natürlich gefragt werden, ob es sein müsse, solch einen Song zu covern, an dem sich viele eventuell totgehört haben. Ich habe „Cocaine“, eingeleitet mit einem Intro, welches auch von Stevie Ray Vaughan hätte sein können, selten so energiegeladen und dynamisch gehört. Es war in dem Fall nicht das Cover von Slowhand sondern von Fasthand!

Danach verließ die Band kurz den Saal, um nach lautstarken Zugabeforderungen noch einmal die Bühne zu betreten. Es folgte der für Granfelt-Konzerte obligatorische Rausschmeißer „Going Home“, einer der vielen Highlights eines tollen Konzertabends, der die Besucher zufrieden nach Hause gehen ließ.
Ein besonderer Dank geht an die Macher des GREND, die alles für einen gelungenen Konzertabend bereitet haben, aber auch an Martin Engelien, der mit seinem Projekt Go Music Corona trotzt und immer wieder Musiker zusammentrommelt, die dafür sorgen, dass Livemusik weiter präsent ist.

Interessant war dabei die Aussage von Charly T. in einem Gespräch nach dem Konzert, dass er die Songs von Granfelt erst zwei Tage vor der Show kennenlernte, was bei dem Konzert nicht erkennbar war und man eher das Gefühl hatte, da spielen drei zusammen, die sich schon länger kennen. Besonders hervorzuheben ist, dass Ben Granfelt sich auf die Minitour eingelassen hat, mit dem Wissen bei der Rückkehr nach Finnland erst mal in Quarantäne zu gehen. Wie sagt man so schön, das ist Rock’n’Roll.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Martin Engelien (bass, bgv)
Charlie T. (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Martin Engelien
Go Music bei Facebook
Martin Engelien bei Facebook
Ben Granfelt
Ben Granfelt Band bei Facebook
GREND Kulturzentrum, Essen

Molly Hatchet – 12.12.2018, Turock, Essen – Konzertbericht

MH_haupt

Ich habe lange überlegt, ob ich noch mal ein Molly Hatchet-Konzert aufsuchen soll, der desaströse Auftritt im Sieburger Kubana vor zwei Jahren steckte mir immer noch irgendwie in den Knochen. Da ja mittlerweile aber doch einiges an Wasser den Rhein herunter gelaufen ist und sich jetzt die Gelegenheit, knapp fünf Minuten von meinem Arbeitsplatz entfernt, im Essener Turock wieder ergab, einem Club, mit dem ich bisher immer gute Erinnerungen verbunden habe (zum Beispiel Quireboys, John Waite), habe ich mich dann doch von Gernot ‚weichkochen‘ lassen.

Als Vorgruppe gab sich King Savage redlich Mühe, die doch ziemlich zahlreich erschienenen Hatchet-Fans mit ihrem Hard-/Heavy Rock auf Betriebstemperatur zu bringen. Ihr Sänger hatte nicht umsonst ein Motörhead-T-Shirt an. Der Stil des Fünfers ging in eine ähnliche Richtung, nur doch eben einige Nummern kleiner. Der Unterschied war hier dann aus meiner Sicht einfach der nicht allzu große Wiedererkennungswert ihrer Stücke wie u. a. „Full Speed Ahead“, „Lonesome Road“, „Wild Life“ oder „Down The Drain“. An ihrem Engagement war allerdings nichts auszusetzen.

21:15 Uhr betraten dann mit Bobby Ingram, Phil McCormack, John Galvin, Shawn Beamer und Tim Lindsay die gewohnten MH-Protagonisten die Bühne des Turocks und wurden von einer von Anfang an begeistert mitgehenden Audienz empfangen. Nachdem der Sound vorne direkt an der Bühne bei den Openern „Whiskey Man“, „Bounty Hunter“ und „Gator Country“ wieder völlig Bass- und Schlagzeuglastig rüberkam, Phils Stimme schwer dagegen anzukämpfen hatte und Bobbys E-Gitarre nur fisselig zu hören war (insgesamt maximal Bootleg-Niveau), habe ich mich dann recht schnell, weit nach hinten begeben.

Dort war es dann wesentlich besser (siehe da, selbst Galvins Piano war plötzlich zu hören) und vor allem die großartige Stimmung unter den Leuten trug erheblich dazu bei, dass Ingram & Co. sich schwer ins Zeug legten. Auch Fronter Phil McCormack zeigte sich an diesem Abend wieder etwas besser in der Spur. Bobby Ingram wechselte unter drei verschiedenen Gitarrenmodellen und bewies, dass er nach wie vor ein toller Gitarrist ist, auch wenn es allein, trotz aller Mühe, natürlich nie richtig gelingt (wie auch?), den Spirit und die Power des einstigen 3er Line-ups einzufangen.

„It’s All Over Now“, „Devil’s Canyon“, „Beatin The Odds“ (mit vorgelagertem Drum-Solo des wieder mit wehenden Haaren trommelnden Shawn Beamer), “One Man’s Pleasure” hießen die üblichen Standardtracks bis zum ersten großen Highlight “Fall Of The Peacemakers”. “Jukin’ City” mit “Layla”-Instrumental-Intermezzo (mit schöner Galvin-Piano-Präsenz) als Übergang zu „Dreams“ (inklusive Vorstelllung der Band) waren dann die Vorboten zu einem furiosen Finish, das mit dem lang hier nicht mehr gespielten „The Journey“, das Bobby dem kürzlich verstorbenen Labelbesitzer, Produzent und Konzertveranstalter Rainer Hänsel widmete, eine echte Überraschung bot.

Skynyrds „Free Bird“ mit starker Ingram-Slide- und Solo-Performance, sowie „Flirtin‘ With Disaster“ als Rausschmeißer ließen das Turock mit den jubelnden und mitsingenden Fans ordentlich beben. Die Musiker schienen von der guten Stimmung regelrecht geflasht zu sein.

Auch wenn der große Glanz der ganz frühen Hatchet-Tage und auch die unter der Ingram-Führung in der Anfangsphase (wir erinnern uns an ihren absolut grandiosen Auftritt auf der Lorelei) aus meiner Sicht sicherlich längst verflogen ist, war dieser Abend im Turock zumindest wieder ein kleiner Schwenk in eine bessere Richtung. Dem überwiegenden Teil der Zuschauer hat es jedenfalls offenkundig gefallen und darauf kommt es letztendlich an.

Danke an Peter Siewert vom Turock für die Akkreditierung.

Line-up:
Bobby Ingram (electric guitar, vocals)
Phil McCormack (lead vocals, harp)
John Galvin (keys, vocals)
Shawn Beamer (drums)
Tim Lindsey (bass, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Molly Hatchet
Molly Hatchet bei Facebook
Turock, Essen

Supersonic Blues Machine, Support: Chris Kramer – 11.07.2018, Casino Zeche Zollverein, Essen – Konzertbericht

SSBM_haupt

Das war mal ein Abend, gestern im Essener CASINO Zollverein, wo sich Supersonic Blues Machine mit ihrem schillernden Gast Billy F. Gibbons, zum einzigen Konzert in Deutschland angesagt hatten. Dazu hatten wir im Vorfeld auch noch ein Interview mit deren Neu-Sänger Kris Barras im Vorfeld vor der Brust.

Obwohl ich schon fast 30 Jahre in Essen berufstätig bin, habe ich mit diesem historischen Areal, bisher kaum Berührungspunkte gehabt und bin in dieser Gegend auch so gut wie nie unterwegs. Vor langer Zeit hatte ich in der Zeche Zollverein mal Dan Baird erlebt. Umso beeindruckender war es von daher, diese Location Halle 9, mit der liebevoll integrierten und drum herum gestalteten Gastronomie, vorher ganz bewusst auf sich wirken lassen zu können.

Nach einem ellenlangem Meet-And-Greet-Geplänkel im Vorfeld und dem dadurch recht schnell ‚abgefrühstückten‘ Inti mit dem Briten, heizte zunächst Chris Kramer mit seinem Beatbox ’n‘ Blues-Projekt, die geschätzten 400 Zuschauer, mit für mich und vermutlich vielen anderen auch, eigenwilliger Bluesmusik ein.

Der charismatische, wuchtige Fronter, der Gesang, sein Paradeinstrument, die Mundharmonika, und auch die E-Gitarre vereinigte, sowie sein toller E-Gitarrist Sean Athens, mit wirklich furiosem Spiel, wurden rhythmisch durch mündlich erzeugte Töne am Mikro unterstützt, was sich wohl in geneigten Kreisen als Beatboxing etabliert hat und mittlerweile wettbewerbsmäßig sogar im Rahmen von  Weltmeisterschaften durchgeführt wird. Der etatmäßige Beatboxer Kevin O’Neal wurde adäquat durch Lino Beatbox vertreten.

Kramer mixte seinen Harpblues mit klassischen, Western-, Tex-Mex- und auch dezenten Southern Rock-Anleihen. Durch die Beatbox-Geschichte bekam die Sache einen eigenwilligen und etwas juvenileren Charakter. Es passte. So musste das Trio noch für eine Zugabe ran. Hier wurde dann das einzige deutsch gesungene Lied „Lass Uns Tanzen Gehen“ als Finale zum Besten gegeben. Insgesamt ein sympathischer, kurzweiliger und gelungener Support.

Die Protagonisten der Supersonic Blues Maachine konzentrierten sich in der ersten Hälfte ihrer Performance (ohne Gibbons) naturgemäß auf Songs der beiden bisherigen Alben „West Of Floating, South Of Frisco“ und dem aktuellen „Californisoul“. Neu-Sänger Kris Barras, der den bisherigen Fronter Chris Lopez ersetzte, machte dabei seine Sache, sowohl als Sänger, wie auch als Lead-Gitarrist, vorzüglich.

Gitarrentechnisch bekam er erstklassige Unterstützung von Serge Simic (erinnerte rein äußerlich an Jon Bon Jovi), der sporadisch (z. B. beim herrlichen „Remedy“) auch mal die Lead vocals übernahm. Die Fäden in der Hand hatte Fabrizio Grossi, der einen Hammer-Groove in die Stücke brachte (klasse Bass-Solo bei „Bad Boys“). Nicht zu vergessen Weltklasse-Drummer Kenny Aronoff, der wie ein Tier trommelte und eine Snare Drum sogar ‚krankenhausreif‘ prügelte, dass sie ausgetauscht werden musste.

Alex Alessandroni Jr. Lieferte solide als auch variable Keyboard-Arbeit ab und die beiden Backgroundsängerinnen sorgten für die optische Note im überwiegend von Männern dominierten Auditorium.

Nachdem Barras nochmals beim megastarken „Hard Times“ – das Stück, das mir am gesamten Verlauf des Abends am besten gefiel – seine gesanglichen Qualitäten unter Beweis stellen konnte, ging der Stimmungspegel mit Grossis Ankündigung von Billy F. Gibbons dann richtig in die Höhe.

Klar, dass mit dem kauzigen ZZ Top-Fronter, dann Klassiker wie „La Grange“, „Dust My Broom“ und, last but not least, „Sharp Dressed Man“ abgefeiert wurden. Billy hatte enormen Spaß und lobte die Stadt Essen der schönen Location wegen, nicht zuletzt natürlich auch, weil die Karriere des texanischen Trios in Deutschland, mit dem Rockpalast damals hier eingeläutet wurde.

Mit den Zugaben „Got My Mojo Working“ und dem furiosen „Going Down“ verabschiedeten sich die Starmusiker nach einem Klasse-Gig von den begeisterten Zuschauern in die Nacht, wobei man sich beim Verlassen nochmals am tollen, atmosphärisch beleuchteten Zechen-Ambiente, optisch erfreuen konnte.

Vielen Dank an Mark Dehler von Netinfect Promotion und Michael Schmitz (Mascot Records) für die Akkreditierung.

Line-up Supersonic Blues Machine:
Billy Gibbons (lead vocals, electric guitar, vocals)
Kris Barras (lead vocals, electric guitar, vocals)
Fabrizio Grossi (bass, vocals)
Kenny Aronoff (drums)
Alex Alessandroni Jr. (keys)
Serge Simic (electric guitar, vocals)
Andrea Grossi (background vocals)
Francis Benitez Grossi (background vocals)

Line-up Chris Kramer:
Chris Kramer (lead vocals, electric guitar, harp)
Sean Athens (electric guitar, vocals)
Lino Beatbox (beatbox)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Supersonic Blues Machine
Supersonic Blues Machine bei Facebook
Chris Kramer
Chris Kramer bei Facebook
Netinfect Promotion
Casino Zeche Zollverein Essen

Gus G. – 11.05.2018, Essen, Turock – Konzertbilder

Gus_Haupt

Pünktlich um 20:00 Uhr betrat das Trio um Gus G. als Support von Jesper Binzer den gut gefüllten Club, um den Zuschauern mit einem kurzweiligen Hard Rock-Auftritt die Wartezeit zu verkürzen. Der griechische Hard/Heavy Rock-Gitarrist, der über Jahre in der Band von Ozzy Osborne spielte, wurde dabei von Dennis Ward, bekannt als Mitglied von Pink Cream 69 am Bass und den Lead Vocals sowie Will Hunt, welcher schon für Bands wie Black Label Society oder Evanesence die Drums bearbeitete, unterstützt.

Den knapp 45 minütigen Gig nutzte die Band, um dem gut mitgehenden Publikum, Songs des aktuellen Albums „Fearless“ vorzustellen. Für mich war einer der Höhepunkte der Darbietung, eine aufs Nötigste reduzierte Hard Rock-Cover-Version des Dire Straits-Klassikers “Money For Nothing”.

Line-up:
Gus G. (lead vocals, electric guitar)
Dennis Ward (bass, vocals)
Will Hunt (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Gus G.
Gus G. bei Facebook
Turock Essen

SIMO, 14.04.2016, Turock, Essen – Konzertbericht

Nachdem ich mit Michael Lee Firkins vor Kurzem einen Gitarrenhexer der bereits arrivierteren Frickelfraktion hautnah erleben durfte, stand mit JD Simo ein Vertreter der noch jungen Wilden im Essener Turock auf dem Programm. Als Support hatte zunächst das Duo Powder From Pigeons mehr lärmenden, als bleibenden Eindruck hinterlassen, was zumindest den Vorteil hatte, dass man sich schon mal an das auch von SIMO nicht minder aufgefahrene Dezibel-Level gewöhnen konnte.

Um kurz nach 21:00 Uhr kam der Protagonist, in Begleitung seiner beiden Mitspieler Adam Abrashoff (drums) und Pfeifenraucher Elad Shapiro (bass) an Krücken auf die Bühne gehumpelt. Jetzt erschloss sich auch der Sinn, warum man eine Transportbox direkt hinter das Mikro platziert hatte. Sie diente während des gesamten Konzertes als Sitzunterlage für den offensichtlich gehandicapten Frontmann. Also von wegen ‚verweichlichte junge Generation‘. JD Simo war der lebendige Beweis, dass man sich heute durchbeißt.

Das aus Nashville stammende Trio eröffnete mit dem riffigen Willie Dixon-Song „You Need Love“. Vermutlich spätestens jetzt, als Simo seine geliebte Gibson Les Paul in der Hand hatte, waren etwaig behindernde Schmerzen vergessen. Wie schon im Review zu seinem aktuellen Werk „Let Love Show The Way“ bereits angemerkt, wurde JD Simo ja übrigens in den erlauchten Club der wenigen Gitarristen aufgenommen, die Duane Allmans legendäre 1957er Les Paul Gold Top zum Einspielen der Tracks benutzen durften. Diese hatte er natürlich naturgemäß nicht mit dabei.

Von der aktuellen Scheibe präsentierte er dann Sachen wie „Two Timin‘ Woman“, „Long May You Sail“, „I’ll Always Be Around“ oder den „Stranger Blues“, wobei seine Vorliebe für Bands der 70er Jahre wie Led Zeppelin, Fleetwood Mac zu Peter Green-Zeiten & Co. deutlich zum Tragen kam. „What’s On Your Mind“ vom Erstwerk, ein psychedelisches Instrumental (inkl. Drum-Solo von Abrashoff und Pfeife-Anzünden von Shapiro) und eine starke Fassung von „With A Little Help From My Friends“ (auch Simos Schrei im, durch den verstorbenen Joe Cocker berühmt gewordenen Bridge, war nicht von schlechten Eltern), blieben in Erinnerung.

Gegen 22:15 Uhr fand der Hauptteil sein Ende, der in zwei lautstark eingeforderten Zugaben, u. a. mit Howlin Wolfs „Evil“ seine Fortführung und den Abschluss fand. Nach knapp 90 Minuten endete ein unterhaltsamer, mit viel filigraner E-Gitarren-Frickelarbeit durchzogener Gig. Die knapp 100 Leute im Turock hatten einen der kommenden Gitarren-Stars der Blues Rock-Szene bewundern dürfen.

SIMO
SIMO bei Facebook
Netinfect Promotion
Turock Essen