Go Music – 03.10.2020, GREND Kulturzentrum, Essen – Konzertbericht

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Ausverkauftes Haus beim ersten Indoor-Konzert im Kulturzentrum GREND seit dem Frühjahr. Immerhin durften 47 Musikfans auf festgelegten Sitzplätzen der Veranstaltung beiwohnen, wo bestuhlt, bis zu 80 Besucher möglich wären.

Mit dem nötigen Humor begrüßte Martin Engelien die Zuschauer dann auch zu dem, was heute ausverkauft heißt. Im Gegensatz zu den meisten Go Music-Konzerten, bei denen meist im Quartett gespielt wird, trat man diesmal im (Power-) Trio an. Neben dem finnischen Saitenhexer Ben Granfelt hatte Engelien am Bass, Charly T. an den Drums an Bord. Dieser gilt als einer der besten Drummer Deutschlands, was er unter anderem auch bei Marius Müller Westernhagen oder den Lords unter Beweis stellte.

Wie für Go Music-Konzerte üblich, startete das Konzert mit dem Instrumental „One Earth“, in dem jeder der Musiker schon mit Soloeinlagen Glanzlichter setzte. Danach standen aber Songs von Ben Granfelt im Mittelpunkt und es wurden einige Coversongs mit spezieller Note eingestreut.

Nach den beiden älteren Stücken „Bright Lights And Dreams“ und „Cant Wait Another Day“ machte Engelien Werbung für das gerade erschienene Granfelt-Album „True Colours“ und mit „Hey Stranger“ folgte passenderwiese die aktuelle ausgekoppelte Single mit jammenden Zwischenteil, in dem Charly T. mit einem furiosen Drumsolo begeistern konnte, während Engelien dabei das Publikum immer wieder anstachelte, ihn anzufeuern. Zum Ende sagte Ben Granfelt noch einmal, dass der Song natürlich auf dem neuen Album ist und legte mit einem Augenzwinkern nach, dort aber leider ohne das Drumsolo.

Zum folgenden „Faith, Hope And Love“ plauderte Ben kurz über seine Zeit bei Wishbone Ash, und wie das Stück den Weg auf ein Album der Band gefunden hatte und fester Bestandteil ihrer Setlisten wurde. Auch dieser Klassiker wurde mit einer ganz eigenen Note gespielt, in dem Engelien dann sein, wenn man Granfelts Worten Glauben schenkt, sein etwa 3867tes Bass-Solo gespielt hat. Beeindruckend war, wie sich Granfelt an der Gitarre und Engelien am Bass regelrecht die Bälle zuspielten und sich zuweilen in einen Rausch zu spielen schienen.

Nach einer kurzen Pause die zum Lüften des Raumes und den Verkauf von LPs/CDs genutzt wurde, betraten die drei wieder die Bühne, und Granfelt gab einiges zur Entstehung der neuen Platte preis, zum Beispiel, dass er drei Instrumentalsongs auch auf den Wunsch von Fans aufnahm und sogar froh darüber war. Nach einem Konzert in Schweden, er nannte es den Coronahotspot der Welt, merkte er, dass bei ihm etwas nicht stimmt und er danach richtig krank wurde.

Das ging so weit, dass es länger dauerte, bis seine Stimme wieder funktionierte. Da kam ihm die Aufnahme der Instrumentalsongs natürlich entgegen, von denen dann „Oriental Express“, ein psychedelisch angehauchter Track folgte.

Mit „Chevrolet“ dem Robben Ford-Klassiker, geschrieben von Memphis Minnie, Ed & Lonnie Young, wurde es wieder rockig, und das stilistisch an die guten alten Dire Straits-Zeiten erinnernde „My Soul To You“ zeigte einmal mehr die spielerischen Qualitäten des Finnen.

Dass Granfelt und seine Mitstreiter nicht nur Rockmusik können, bewies das Trio bei Robert Palmers „Bad Case Of Loving You“, der kurzerhand als Reggae-Version vorgetragen wurde. Schön war hier auch der passende Groove durch die Rythmusfraktion Charly T. und Martin Engelien, die dabei bewiesen, dass sie auch die langsamen Tonfolgen beherrschen.

„Breathe“ leitete er mit „Endless“, einer Homage an Jeff Beck, ein,  welcher ihn in seinem Gitarrenspiel inspiriert hatte ein. Vor dem Stück gab er schmunzelnd den Tipp, nicht mehr zu atmen, da man so kein Corona bekommen könne. Der Nachteil ist allerdings, dass man dies mit dem Leben bezahlen müsse. Dass Granfelt an dem Abend aber gut bei Atem war, bewies er durch den durchweg klaren Gesang, der auch passend abgestimmt war. Überhaupt muss gesagt werden, dass der Sound an dem Abend sehr gut ausgesteuert war, wodurch jedes Instrument differenziert zur Geltung kam.

Als letztes Lied des zweiten Sets folgte der JJ Cale-Evergreen „Cocaine“, dessen Ruhm durch Eric Clapton noch gesteigert wurde. Jetzt könnte natürlich gefragt werden, ob es sein müsse, solch einen Song zu covern, an dem sich viele eventuell totgehört haben. Ich habe „Cocaine“, eingeleitet mit einem Intro, welches auch von Stevie Ray Vaughan hätte sein können, selten so energiegeladen und dynamisch gehört. Es war in dem Fall nicht das Cover von Slowhand sondern von Fasthand!

Danach verließ die Band kurz den Saal, um nach lautstarken Zugabeforderungen noch einmal die Bühne zu betreten. Es folgte der für Granfelt-Konzerte obligatorische Rausschmeißer „Going Home“, einer der vielen Highlights eines tollen Konzertabends, der die Besucher zufrieden nach Hause gehen ließ.
Ein besonderer Dank geht an die Macher des GREND, die alles für einen gelungenen Konzertabend bereitet haben, aber auch an Martin Engelien, der mit seinem Projekt Go Music Corona trotzt und immer wieder Musiker zusammentrommelt, die dafür sorgen, dass Livemusik weiter präsent ist.

Interessant war dabei die Aussage von Charly T. in einem Gespräch nach dem Konzert, dass er die Songs von Granfelt erst zwei Tage vor der Show kennenlernte, was bei dem Konzert nicht erkennbar war und man eher das Gefühl hatte, da spielen drei zusammen, die sich schon länger kennen. Besonders hervorzuheben ist, dass Ben Granfelt sich auf die Minitour eingelassen hat, mit dem Wissen bei der Rückkehr nach Finnland erst mal in Quarantäne zu gehen. Wie sagt man so schön, das ist Rock’n’Roll.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Martin Engelien (bass, bgv)
Charlie T. (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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