Go Music – 10.02.2023 – Die Butze, Tönnisvorst – Konzertbericht

In der seit erst wenigen Monaten bestehenden Konzert- und Veranstaltungslocation, Die Butze, machte Martin Engelien mit seiner Konzerttour Go Music halt. Die sehr ländlich, wenige Kilometer von Kempem und Tönnisvorst gelegene Location hatte zuvor eine Geschichte die von außen noch an der Rot blinkenden Hausnummer und einer Stange mitten im Kneipenbereich zu erahnen ist. Innen eröffnet sich dann eine Location, die etwa 200 Besuchern Platz bietet. An diesem Abend fanden etwa 80 Musikfans den Weg in den neuen Musikclub.

Die Besetzung der Go Music-Reihe ließ diesmal erahnen, dass für die Besuchern eher rockige, neu interpretierte Klassiker der Musikgeschichte auf dem Programm stehen würden. Der Brite David Readman, seit Mitte der 90er Jahre Sänger der Hard Rock-Band Pink Cream 69 und Gitarrist Francesco Marras aus Sardinien, der letztes Jahr bei Tygers Of Pan Tang eingestiegen ist, zeigten dabei, dass sie aber nicht nur die härtere Gangart beherrschen.

Neben stark interpretierten Hard Rock-Evergreens wie „Hush“ oder „Smoke On The Water“ oder „Highway To Hell“ begeistere das Quartett auch mit dem Hendrix-Klassiker „Vodoo Cild“ und dem Kinks-Song „You Really Got Me“. Zudem präsentierte Francesco Marras mit “Do You Hear Me Now“ einen tollen Rocksong seines aktuellen Soloalbums, mit dem er bewies, dass er nicht nur ein guter Rockgitarrist und Sänger ist, sondern ein gutes Händchen im Songwriting hat.

Readman, von Engelien als Goldkehlchen vorgestellt, untermauerte mit seiner sehr klaren und kräftigen Stimme, dass diese Bezeichnung zu Recht erfolgte. Zusammen mit Drummer Ditk Sengotta, der schon für zahlreiche Topstars aktiv war, sorgte Martin Engelien am Bass für die notwendige Rhythmusgrundlage und beide holten mit mehreren Soli alles aus ihren Instrumenten heraus.

Zum Ende des Konzertes kündigte Engelien schon an, dass man die Go Music-Konzerttour jetzt auch regelmäßig in der Butze erleben kann.

Line-up:
David Readman – vocals
Francesco Marras – guitars, vocals
Martin Engelien – bass
Dirk Sengotta – drums

Text und Bilder Gernot Mangold

Martin Engelien / Go Music
Go Music bei Facebook
Die Butze, Tönnisvorst

Go Music – 13.11.2021, Jazzkeller, Krefeld – Konzertbericht

Mittlerweile feiert die Konzertreihe Go Music von Martin Engelien ihr 25-jähriges Jubiläum. Diesmal sammelte Engelien drei Musiker um sich, welche in den mit am längsten aktiven deutschen Rockbands mitwirken. Neben dem Drummer Manni von Bohr, der schon seit Jahren immer wieder bei Go Music mitmischt, waren diesmal erstmals Martin Ettrich und Stella Tonon mit auf der Bühne des Jazzkellers, in dem es seit mittlerweile 63 Jahren Livemusik gibt.

Etwa 60 – 70 Besucher fanden den Weg in die Katakomben der Location, womit die selbst auferlegte Grenze von 90 Besuchern zwar nicht erreicht wurde, aber der kleine Club doch ansehnlich gefüllt war. Traditionell für einen Samstag begann das Konzert pünktlich um 22:00 Uhr und Engelien, Ettrich und von Bohr klimperten im Dämmerlicht kurz vor sich hin, um dann, als die Bühne ausgeleuchtet wurde, als Intro das Instrumental „Be Kind“ zu spielen. In den etwa 10 Minuten zeigten die drei Musiker schon ihr Können. Während sie sich durch den Song jammten, wartete Stella Tonon am Rand der Bühne und entledige sich ihrer Schuhe und Socken, um wie gewohnt zum Ende des Songs, barfuß die Bühne zu betreten.

Mit einer harten Version des Robert Palmer-Hits „Addicted To Love“ wurde das Publikum direkt auf Betriebstemperatur gebracht. Engelien und von Bohr sorgten für eine krachende Rhythmusgrundlage, Ettrich jagte zuweilen wie ein Derwisch über die Saiten seiner Gitarre und Tonon schrie sich fast die Seele bei dem mittlerweile etwa 35 Jahre alten Oldie aus dem Hals. Dies sollte aber einer der aktuellsten Titel des Konzertes gewesen sein.

Das Quartett hatte ganz tief in die Schatztruhe alter Songs gegriffen und sorgte so für manche Überraschung und melancholische Momente bei den Besuchern. Dabei wurden die Stücke aber nicht in der bekannten Form runtergespielt, sondern alle Musiker drückten ihnen einen eigenen Stempel auf, welche zuweilen einer zeitgemäßen Rundumerneuerung gleichkam.

Im ersten Set ging es über „Somebody To Love“, „I Put A Spell On You“ und dem sich über Minuten hinziehenden jammenden „Roadhouse Blues“ zu den für mich herausragenden beiden abschließenden Songs. Aus einem zunächst psychedelischen Intro entwickelte sich schließlich der durch Jimmy Hendrix richtig bekannt gewordene Klassiker „Hey Joe“. Manch einer mag dabei denken, ob das unbedingt sein muss, dass dieser Song zum x-ten Mal gecovert werden muss. In dem Fall behaupte ich einfach, dass diese Version etwas Besonderes hatte. Tonons Stimme gab dem Stück eine besondere Dramaturgie, was aber Ettrich an seiner Gitarre und der Talkbox ablieferte, war Extraklasse. Das Solo, mit der Talkbox zu verknüpfen, gab diesem ein besonderes Flair und etwas Einzigartiges unter den gefühlt 1000 Coverversionen.

Vor dem letzten Song gedachte Engelien dem wenige Tage zuvor verstorbenen Drummer der Moody Blues und mit „Nights In White Satin“ wurden die Besucher zunächst ins Reich der Träume geschickt. Dabei zeigte Tonon, dass sie ihre Stimme auch weich und sanft einsetzten kann und von Bohr die Drums nicht nur als Batterie versteht. Nach den ersten Strophen war es dann aber mit der Ruhe vorbei und Ettrich holte die Träumenden mit einem furiosen Gitarrensolo wieder in die Realität zurück. Danach verabschiedete sich die Band in eine etwa 30-minütige Pause.

Das zweite Set begann dann mit zwei Tracks von Brösel Control oder Birth Maschine, wie Englien die beiden Bandnamen seiner drei Mitstreiter verknüpfte. Dabei erfuhren manche, dass Engelien selbst zu Anfangszeiten bei der Bröselmaschine die dicken Saiten zupfte und dass von Bohr im Moment bei beiden Bands aktiv ist. Ettrich spielt schon seit Jahren bei Birth Control die erste Gitarre spielt und Tonon singt für Burschs Bröselmaschine.

Bei „Into The Sky“ versetzte insbesondere Tonon gesanglich, aber auch durch ihre Gestik, die Fans in andere psychedelische Welten, während beim folgenden „Gamma Ray“ die Rhythmusmaschinen Engelien und von Bohr Schwerstarbeit leisteten. Von Bohr offeriert dabei eindrucksvoll, dass er jedes Teil seines Schlagzeugs benötigt und jagte über die Drums, dass man den Sticks kaum mit den Augen folgen konnte und legte zuweilen mit seinen zwei Bassdrums eine Geschwindigkeit vor, die manchen ins Staunen versetzte. In dem Solo unterstütze Ettrich ihn zudem mit der Cowclock. Auch Englien legte ein krachendes Basssolo, wie auch in einigen anderen Songs hin und Ettrich gab dem Gitarrensolo mit der Talkbox ein besonderes Flair. Dass Tonons Stimme und ihre Präsenz zur Dramaturgie des Songs perfekt passte, sein nur am Rande erwähnt.

Herausragend war „Four Horseman“ von Aphrodites Child, bei dem man denken konnte, die Band wolle mit der hardrockenden psychedelischen Interpretation des Songs die apokalyptischen Reiter wecken. Über „White Rabbit“ und eine jammende Version von „Jumping Jack Flash“ ging es dann zur frenetisch geforderten und dann auch gefeierten Zugabe.

Im Ton Steine Scherben-Song „Mein Name ist Mensch“ gelang es der Band, hier vorrangig Tonon, die Thematik, die einen zum Nachdenken stimmen sollte, hervorragend zu vermitteln. Fast melodramatisch beendete Tonon den Song auf dem Boden liegend und über zwei Stunden Musik waren gegen 0:45 Uhr wie im Flug vergangen.

Ein besonderer Dank geht an den Jazzkeller für den unproblematischen Ablauf und das Berücksichtigen der bestehenden Regeln zur Sicherheit der Besucher, was bei öffentlichen Veranstaltungen, auch in der Gastronomie, nicht immer der Fall zu sein scheint. Es bleibt zu hoffen, dass dieses umsichtige Verhalten und das modernisierte Be- und Entlüftungssystem dazu beitragen, dass es nicht wieder ganz still wird. Einen Beitrag dazu kann auch jeder Einzelne leisten, in dem Impfangebote angenommen werden.

Line-up:
Stella Tonon – vocals
Martin „Ludi“ Ettrich – guitar, talkbox
Martin Engelien – bass
Manni von Bohr – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

Martin Engelien
Go Music bei Facebook
Martin Engelien bei Facebook
Jazzkeller, Krefeld

Go Music – 17.10.2020, Tanzpalast Bresserberg, Kleve – Konzertbericht

GM_haupt

Der Herbst kommt und die Corona-Fallzahlen in der Region erreichen Werte, die dafür sorgen, dass die ohnehin dünn gesäten Konzertprogramme, noch weiter reduziert werden.

Martin Engelien ließ sich mit seinem Go Music-Projekt nicht beirren und setzte die Herbstreihe weiter fort. In den letzten Konzerten mit Vanesa Harbek, Thomas Blug und Ben Granfelt stand deren Musik mit eingestreuten Coverversionen im Mittelpunkt.

Der Abend am Bresserberg war diesmal geprägt von gecoverten Stücken. Die Besetzung an dem Abend ließ auf jedem Fall ein abwechslungsreiches Konzert erwarten. Mit Martin Engelien am Bass und Charly T. an den Drums stand eine hochkarätige, routinierte Rhythmusfraktion auf der Bühne. Den Mittelpunkt bildeten diesmal Svenja Schmidt am Piano und Gesang sowie Francesco Marras an der Gitarre und den Leadvocals.

Dabei trafen Soul, Blues und Hardrock aufeinander. Schmidt begeisterte mit einer klaren kraftvollen Stimme, versiertem Pianospiel und gab ‚ihren‘ Songs, ein ganz besonderes souliges Flair. „Dancin‘ In The Street“ und „Family Affair“ hätten die Besucher bestimmt von den Barhockern um die Stehtische gerissen, wenn Engelien nicht nochmals auf die bestehenden Regeln hingewiesen hätte, dass nur ein Tanz im Sitzen erlaubt ist.

Marras steuerte dann unter anderem mit „Fly Away“ im ersten Set die rockigen Töne bei, welchen er mit dem Pink Floyd Klassiker „Comfortably Numb“ abschloss, den er mit seinem Gitarrenspiel als eine rockige Version hinlegte. Überhaupt muss gesagt werden, dass es dem Quartett gelang, die Tracks nicht einfach nachzuspielen, sondern immer wieder eigene Akzente mit sessionartigen Elementen einzuflechten.

Diese Einlagen, in denen auch Engelien am Bass und Charly T. an den Drums mit Soloeinlagen die Besucher zu Standing Ovation hinriss, zeigten nachhaltig die spielerische Qualität der Musiker.

Im zweiten Set jagte ein Highlight das andere. Marras begeisterte mit dem Bon Jovi-Klassiker „Dead Or Alive“ (Schmidt hier mit tollen Pianoeinlagen), einer Hardockversion von „Locomotive Breathe“ und dem verträumten „Breathe“, wobei er den Song rockiger interpretierte als z.B. Ben Granfelt.

Zwischen den Songs wies Engelien darauf hin, dass Marras nicht nur bei der britischen Hardrockcombo Tygers Of Pan Tang angeheuert hat, sondern im Frühjahr auch ein Soloalbum veröffentlicht, für welches es die Bässe in seinem Tonstudio eingespielt hat.

Der Höhepunkt des Konzerts war für mich aber der Moody Blues-Evergreen „Nights In White Satin“, dem zunächst Schmidt mit ihrer Soulröhre den Stempel aufdrückte und dem Song eine nicht bekannte Dynamik verlieh. Marras hielt sich mit dem Gitarrenspiel zunächst dezent zurück, um aber ab der Hälfte des Stückes richtig Gas zu geben und ein furioses Solo beizusteuern.  Svenja Schmidt sang dabei locker gegen das Klanggewitter der drei Mitstreiter an.

Als Zugabe zeigte die Band, dass man aus „One Love“ von U2 etwas ganz besonderes machen kann, wenn eine Soulstimme auf eine Hardrock Gitarre trifft und diese von einer klasse Rhythmusfraktion begleitet wird.

Dieser schöne Konzertabend hatte aber auch traurige Momente. Vor „Nights In White Satin“ bezog Engelien noch einmal Stellung zu den Corona-Konzepten der Clubs und malte ein düsteres Bild für den Herbst, dass mit steigenden Erkrankungszahlen, die genehmigten Besucherzahlen immer weiter reduziert werden könnten, sodass es fast sinnlos sei, Konzerte zu veranstalten.

Solange hofft er aber, dass die Musikfans weiter Clubs und Musiker unter den bestehenden Regeln supporten, sodass es im nächsten Jahr hoffentlich wieder Richtung Normalität geht.

Ein Dank an das nette Team vom Bresserberg, auch für die leckere Suppe und die Musiker für den netten Smalltalk vor dem Konzert, in der Hoffnung, dass es in den kommenden Wochen nicht zu einem totalen Lockdown für die Konzertszene kommt.

Line-up:
Francesco Marras (lead vocals, electric guitars)
Svenja Schmidt (lead vocals, keys)
Martin Engelien (bass, bgv)
Charlie T. (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Martin Engelien
Go Music bei Facebook
Martin Engelien bei Facebook
Tanzpalast Bresserberg Kleve

Go Music – 10.10.2020, Jazzkeller, Krefeld – Konzertbericht

Go_haupt

Das ausgefallene Konzert

Eigentlich wollte ich am 10.10. den Gig der Rumrods im Biergarten der Kantine in Köln besuchen. Es sollte das letzte diesjährige Konzert in der Reihe der Biergartenkonzerte sein. Dann kam aber leider am Vormittag die Information, dass das Konzert abgesagt sei.

Neben den in Köln stark ansteigenden Fällen von Coronainfizierten, was eventuell auch einen Einfluss auf die Hygienekonzepte hatte, gab es die Wettervorhersage, die starken Regen hervorsagte und die Durchführung auch im Hintergrund der nun herbstlichen Temperaturen fast unmöglich gemacht hätte. Es zeigt das nächste Problem der Veranstalter auf und ist unbeeinflussbar.

Der Herbst und Winter kommt, und die Openair-Saison, die mit guten Konzepten und entsprechenden lokalen Gegebenheiten einiges noch realisierte, geht nun dem Ende entgegen. Was Indoor noch möglich ist, hängt dann von Erlassen, bei zu erwartenden steigenden Fallzahlen und von Konzepten ab und wie diese von den Behörden anerkannt werden. Ob die dann gestattete Besucherzahlen überhaupt den Aufwand finanzieren, bleibt allerdings abzuwarten.

Fast parallel zur Absage von Köln erreichte mich ein Post des Jazzkellers Krefeld, dass die geplante Veranstaltung von Go Music wegen der hervorgesagten Regenfälle kurzfristig von 20:00 Uhr auf 18:00 Uhr vorverlegt wurde. Nach kurzem Überlegen entschloss ich mich anzufragen, ob noch Plätze frei sind und fuhr, um Veranstalter zu unterstützen, nach Krefeld. Nicht um ein Konzertbericht zu schreiben, der steht schon für eine Veranstaltung aus dem GREND in der letzten Woche im Magazin, sondern einfach um Live-Musik zu hören.

Überraschend viele Gäste füllten trotz der kurzfristigen Vorverlegung des Konzertes den Openair-Bereich in der Fußgängerzone unmittelbar vor dem Jazzkeller. Trotz kälterer Temperaturen und mehrfach einsetzenden Nieselregens, verweilten die Fans gut gelaunt bis zum Ende des Konzertes, um dann im Starkregen den Heimweg anzutreten.

Ich bin gespannt, wie der Jazzkeller sein Programm weiter durchzieht, da in den nächsten Tagen berichtet werden soll, wie das Konzept aussehen soll, in den Herbst- und Wintermonaten weitere Konzerte durchzuführen. Es ist auf jeden Fall ausgeschlossen, dass diese in den Gewölben des Jazzkellers stattfinden, wo maximal 20 Besucher Zutritt hätten.

Schon heute war es für die Musiker auf der, dem Wind ausgesetzten Bühne ziemlich frisch. Dazu zwei Sprüche von Granfelt: „Ich freue mich schon auf die finnische Sauna“ und zum Ende bei der Verabschiedung, wo er von einem Auftritt Engeliens und den zwei Hoodies sprach, wobei er selbst und Charly T. sich die Kapuzen der Hoodies unter den Jacken hochgezogen hatten.

Schaut mal auf der Seite des Jazzkellers in den nächsten Tagen/Wochen nach, was für Veranstaltungen angeboten werden, wie der dazu gehörige Rahmen aussieht und unterstützt weiter Konzerte von Veranstaltern, die mit entsprechenden Konzepten versuchen, Livemusik in das nächste Jahr retten, sodass wenigstens die wenigen zugelassenen Plätze in den Clubs halbwegs gefüllt sind.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Martin Engelien (bass, bgv)
Charlie T. (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Martin Engelien
Go Music bei Facebook
Martin Engelien bei Facebook
Ben Granfelt
Ben Granfelt Band bei Facebook
Jazzkeller, Krefeld

Go Music – 03.10.2020, GREND Kulturzentrum, Essen – Konzertbericht

Go_haupt

Ausverkauftes Haus beim ersten Indoor-Konzert im Kulturzentrum GREND seit dem Frühjahr. Immerhin durften 47 Musikfans auf festgelegten Sitzplätzen der Veranstaltung beiwohnen, wo bestuhlt, bis zu 80 Besucher möglich wären.

Mit dem nötigen Humor begrüßte Martin Engelien die Zuschauer dann auch zu dem, was heute ausverkauft heißt. Im Gegensatz zu den meisten Go Music-Konzerten, bei denen meist im Quartett gespielt wird, trat man diesmal im (Power-) Trio an. Neben dem finnischen Saitenhexer Ben Granfelt hatte Engelien am Bass, Charly T. an den Drums an Bord. Dieser gilt als einer der besten Drummer Deutschlands, was er unter anderem auch bei Marius Müller Westernhagen oder den Lords unter Beweis stellte.

Wie für Go Music-Konzerte üblich, startete das Konzert mit dem Instrumental „One Earth“, in dem jeder der Musiker schon mit Soloeinlagen Glanzlichter setzte. Danach standen aber Songs von Ben Granfelt im Mittelpunkt und es wurden einige Coversongs mit spezieller Note eingestreut.

Nach den beiden älteren Stücken „Bright Lights And Dreams“ und „Cant Wait Another Day“ machte Engelien Werbung für das gerade erschienene Granfelt-Album „True Colours“ und mit „Hey Stranger“ folgte passenderwiese die aktuelle ausgekoppelte Single mit jammenden Zwischenteil, in dem Charly T. mit einem furiosen Drumsolo begeistern konnte, während Engelien dabei das Publikum immer wieder anstachelte, ihn anzufeuern. Zum Ende sagte Ben Granfelt noch einmal, dass der Song natürlich auf dem neuen Album ist und legte mit einem Augenzwinkern nach, dort aber leider ohne das Drumsolo.

Zum folgenden „Faith, Hope And Love“ plauderte Ben kurz über seine Zeit bei Wishbone Ash, und wie das Stück den Weg auf ein Album der Band gefunden hatte und fester Bestandteil ihrer Setlisten wurde. Auch dieser Klassiker wurde mit einer ganz eigenen Note gespielt, in dem Engelien dann sein, wenn man Granfelts Worten Glauben schenkt, sein etwa 3867tes Bass-Solo gespielt hat. Beeindruckend war, wie sich Granfelt an der Gitarre und Engelien am Bass regelrecht die Bälle zuspielten und sich zuweilen in einen Rausch zu spielen schienen.

Nach einer kurzen Pause die zum Lüften des Raumes und den Verkauf von LPs/CDs genutzt wurde, betraten die drei wieder die Bühne, und Granfelt gab einiges zur Entstehung der neuen Platte preis, zum Beispiel, dass er drei Instrumentalsongs auch auf den Wunsch von Fans aufnahm und sogar froh darüber war. Nach einem Konzert in Schweden, er nannte es den Coronahotspot der Welt, merkte er, dass bei ihm etwas nicht stimmt und er danach richtig krank wurde.

Das ging so weit, dass es länger dauerte, bis seine Stimme wieder funktionierte. Da kam ihm die Aufnahme der Instrumentalsongs natürlich entgegen, von denen dann „Oriental Express“, ein psychedelisch angehauchter Track folgte.

Mit „Chevrolet“ dem Robben Ford-Klassiker, geschrieben von Memphis Minnie, Ed & Lonnie Young, wurde es wieder rockig, und das stilistisch an die guten alten Dire Straits-Zeiten erinnernde „My Soul To You“ zeigte einmal mehr die spielerischen Qualitäten des Finnen.

Dass Granfelt und seine Mitstreiter nicht nur Rockmusik können, bewies das Trio bei Robert Palmers „Bad Case Of Loving You“, der kurzerhand als Reggae-Version vorgetragen wurde. Schön war hier auch der passende Groove durch die Rythmusfraktion Charly T. und Martin Engelien, die dabei bewiesen, dass sie auch die langsamen Tonfolgen beherrschen.

„Breathe“ leitete er mit „Endless“, einer Homage an Jeff Beck, ein,  welcher ihn in seinem Gitarrenspiel inspiriert hatte ein. Vor dem Stück gab er schmunzelnd den Tipp, nicht mehr zu atmen, da man so kein Corona bekommen könne. Der Nachteil ist allerdings, dass man dies mit dem Leben bezahlen müsse. Dass Granfelt an dem Abend aber gut bei Atem war, bewies er durch den durchweg klaren Gesang, der auch passend abgestimmt war. Überhaupt muss gesagt werden, dass der Sound an dem Abend sehr gut ausgesteuert war, wodurch jedes Instrument differenziert zur Geltung kam.

Als letztes Lied des zweiten Sets folgte der JJ Cale-Evergreen „Cocaine“, dessen Ruhm durch Eric Clapton noch gesteigert wurde. Jetzt könnte natürlich gefragt werden, ob es sein müsse, solch einen Song zu covern, an dem sich viele eventuell totgehört haben. Ich habe „Cocaine“, eingeleitet mit einem Intro, welches auch von Stevie Ray Vaughan hätte sein können, selten so energiegeladen und dynamisch gehört. Es war in dem Fall nicht das Cover von Slowhand sondern von Fasthand!

Danach verließ die Band kurz den Saal, um nach lautstarken Zugabeforderungen noch einmal die Bühne zu betreten. Es folgte der für Granfelt-Konzerte obligatorische Rausschmeißer „Going Home“, einer der vielen Highlights eines tollen Konzertabends, der die Besucher zufrieden nach Hause gehen ließ.
Ein besonderer Dank geht an die Macher des GREND, die alles für einen gelungenen Konzertabend bereitet haben, aber auch an Martin Engelien, der mit seinem Projekt Go Music Corona trotzt und immer wieder Musiker zusammentrommelt, die dafür sorgen, dass Livemusik weiter präsent ist.

Interessant war dabei die Aussage von Charly T. in einem Gespräch nach dem Konzert, dass er die Songs von Granfelt erst zwei Tage vor der Show kennenlernte, was bei dem Konzert nicht erkennbar war und man eher das Gefühl hatte, da spielen drei zusammen, die sich schon länger kennen. Besonders hervorzuheben ist, dass Ben Granfelt sich auf die Minitour eingelassen hat, mit dem Wissen bei der Rückkehr nach Finnland erst mal in Quarantäne zu gehen. Wie sagt man so schön, das ist Rock’n’Roll.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Martin Engelien (bass, bgv)
Charlie T. (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Martin Engelien
Go Music bei Facebook
Martin Engelien bei Facebook
Ben Granfelt
Ben Granfelt Band bei Facebook
GREND Kulturzentrum, Essen