Ben Granfelt – My Soul Live To You – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Der finnische Gitarrist und Songwriter Ben Granfelt nutzte die letzte Tour, um eine Live-Scheibe auf den Markt zu bringen. Auf der CD beschreibt Ben sie als eine, die ihm bisher am meisten Spaß von allen gemacht hat. Und er hat ja wahrlich mit Acts wie u. a. den Leningrad Cowboys, den Guitar Slingers oder auch Wishbone Ash schon einiges hinter sich.

Mit dem Werk möchte er seine Hörer nochmals daran teilhaben lassen. Der Spaß war Ben Granfelt und seiner Band, Masa Maijanen am Bass und Santeri Saksala an den Drums, jedenfalls anzusehen, als ich am 18.09.2018 einem der Konzerte im Kölner Yard Club beiwohnte und wir von Sounds of South, ein Review von dem starken Auftritt schrieben. Umso mehr freute mich seine Anfrage nach Bildern für das Albumartwork irgendwann im Winter und die Spannung über das Ergebnis war natürlich dementsprechend groß.

Das Livefeeling des Werks ist direkt dadurch spürbar, dass eine kurze Bandankündigung vor dem ersten Song, dem bluesigen „Hangman`s Dream“, im Stile rockiger Bluesbans wie Ten Years After und ZZ Top, als Intro belassen wurde. Schon hier zeigt sich die Energie des Trios. Der treibende Rhythmus wird durch Bass und Drums sowie Bens Gitarrenspiel vorgegeben, und dann immer wieder von starken Gitarrensoli durchbrochen.

Mit „Wayward Child“ wird es ruhiger, sehr melodisch. Sehr schnell wird deutlich, warum Andy Powell, Ben damals zu Wishbone Ash lotste: tolles Songwriting und fulminantes E-Gitarrenspiel.

Im rockigen „Confession Time“ demonstiert Ben Granfelt neben seinem angenehmen Gesang, mit welcher gitarrentechnischen Variabilität er sein Instrument beherrscht. Höhrenswert auch die Basseinlage von Masa Maijanen und das zwischendrin eingeflochtene „Sex & Drugs & Rock`n`Roll“ .

Ein Freund von mir, der damals mit seiner Band als Support, Ben Granfelt mit den Guitar Slingers begleitete, erzählte, dass Ben im Tourbus, fast jeden Rockklassiker nachspielen konnte.

Das spiegelt sich auch bei dem zeitweise psychedelisch vorgetragenen „A Better Place“ wieder, wo zwischendurch auch Nuancen vom Hendrix-Evergreen „Little Wing“ durchschimmern.

In „Heart On Your Sleeve“, zunächst mit klassischen Bluesriff eingeleitet, spielt Ben die Gitarre dann leicht funkig, um schließlich in seinem ureigenen Stil einen Rocksong hinzulegen, der auch erkennen lässt, dass er von der Musik von Pink Floyd inspiriert wurde.
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„Open Road“ zeigt wieder seine bluesige Seite mit einem sphärischen Mittelteil, bei der die Lautstärke und die Präsenz der Instrumente zum Teil auf ein Minimum begrenzt werden. Als Kontrast zu den vorhergehenden Tracks,  kommt beim folgenden „Open Up From The Neck Up“ die eher härtere Seite des Finnen zum Tragen, wobei das treibende, eher brachiale Spiel in einem Aerosmith-ähnlichen Outro endet.

Das kurze Instrumental „Endless“ fließt als Intro in den Titelsong des aktuellen Studioalbums „My Soul To Yo“ hinein. Ein Klassesong, in dem Ben dem Gitarrenspiel eines Mark Knopfler zu Beginn der guten alten Dire Straits Zeiten in Nichts nachsteht.

Der krachende Bluessong „Allmighty Blues“ läutet dann das furiose Finale des Albums ein, dem mit „Going Home“, einem seiner stärksten Kompositionen mit hohem Wiedererkennungswert, ein auch vom Titel her passender Song zum Ende eines Konzertes folgt.

In der Liveversion setzt er noch einmal einen oben drauf, in dem er das Stück jammend ausklingen lässt und in einem furiosen Solo, Teile von „Layla“, aber auch Riffs von „Hey Joe“ einbaut, ohne seinen eigenen Stil zu verlieren und irgendwie immer wieder beim eigentlichen Song landet. Eine absolute Hammerversion!

Wirklich beendet wird der Ausschnitt seiner ‚My Soul To You‘-Tour mit dem letzten Lied der gleichnamigen Platte „Sunrise“, ein teilweise an Pink Floyd erinnerndes Instrumental.

Ben Granfelt hat mit diesem Livealbum einen groben Querschnitt durch sein musikalisches Schaffen abgeliefert, wobei die beiden letzten Alben „Another Day“ und „My Soul To You“ allerdings im Vordergrund standen.

.Die Songauswahl ist absolut gelungen, auf einige starke Covernummern und solche aus seiner Phase mit Wishbone Ash, die er auf der Tour performte, wurde verzichtet.

So handelt es sich um ein in jeder Hinsicht unverwechselbares Ben Granfelt-Album, das sich demnach auch zu kaufen lohnt, wenn man die Studioalben schon besitzt, da die Tracks live zum Teil ein anderes Gesicht haben.

Wer die Tour selbst erlebte, wird mit der Scheibe ein schönes Erinnerungsstück haben, wer nicht dabei war, wird sich bei den präsentierten Songs ärgern, nicht dabei gewesen zu sein und es mit Sicherheit beim nächsten Mal nachholen.

Musiker:
Ben Granfelt – Gitarren und Gesang
Masa Maijinen – Bass, Backgroundgesang
Santeri Saksala – Drums, Backgroundgesang

Eigenproduktion (2019)
Stil: Rock

Tracks:
01. Hangman’s Tree
02. Wayward Child
03. Confession Time
04. A Better Place
05. Heart On Your Sleeve
06. Open Road
07. Check Up From The Neck Up
08. Endless
09. My Soul To You
10. Almighty Blues
11. Going Home
12. Sunrise

Ben Granfelt
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HER – 30.01.2019, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Eine Musikerin, die wir seit Anbeginn unseres Wirkens hier in Sounds Of South aufgrund ihrer charmanten, lebenslustigen und einvernehmenden Art – ok, nicht zu vergessen, dass sie auch noch klasse aussieht – in unser Herz geschlossen haben, ist zweifelsohne Monique Staffile.

Zunächst unter Her & Kings County firmierend, mittlerweile als HER ganz auf sich fokussiert, haben wir schon einige CD-Reviews, Konzertberichte und auch ein Interview über sie in unserem Portfolio.

Sie hatte sich passend zum Titel ihres neuen Albums „Black And White“ in ein züchtig anmutendes, schwarz-weißes Zofen-Oberteil geschmissen, was aber in Verbindung mit kurzem Rock, schwarzen Stiefeln, knallroter, zum Lippenstift passender Kappe, ein ziemliches heißes Gesamtbild ergab und den großflockig runterkommenden Schnee im Umkreis der Kantine an den Rande des Schmelzmodus brachte.

20:15 Uhr legte zunächst die, mit dem schlaksigen, aber sehr agilen Drummer Johannes Greer (mit badekappenartiger Haartracht) und Bassist Jonathan Stoye, neu formierte Rhythmusfraktion, plus Langzeitweggefährte Caleb Sherman, ein Instrumental als Intro hin, das mit dem Erscheinen von Monique auf der Bühne in ein fast Meat Loaf-mäßiges „A Plan“ vom neuen Werk überging.

Im weiteren Verlauf gab es dann natürlich mit Tracks wie u. a. „You Don’t Want Me Anymore“, „Taking Up Space“, „You“, „Black And White“, „Heartbreak“ und dem emotional besungenen, verstorbenen Bekannten Moniques gewidmeten „Right Now“, überwiegend ordentlich stampfenden, krawalligen und meist auch schön rhythmischen Rock, der durch die energiegeladene Frontperformance und das Posen der Protagonistin, eine ungeheure positive Dynamik frei werden ließ.

Als mein Favorit des Abends entpuppte sich das Titelstück eines früheren Albums, „Gold“, das dank Shermans E-Gitarrenspiel, eine dezente Southern Rock-Note erhielt.

Über „Seriously“ (mit teilweise kindlicher Kate Bush-Piepsstimme), das am Ende aufbrausende „Crush“, das an die Beastie Boys erinnernde „On Regrets“, „Money“ (mit Interaktion), „Seperately“ (schönes laszives Posing von Monique am Mikro), ging es dann zum Abschlussstück des Haupteils, „Revolution“, das mit Amerika-Fahne, bei der die Sterne im blauen Teil durch ein Peace-Symbol ersetzt waren, effektvoll als Trump-Kritik (Sherman erzählte uns später, dass in den Staaten selbst George Bush mittlerweile als das wesentlich geringere Übel angesehen wird) in Szene gesetzt wurde.

Als Zugaben gab es ein Medley aus wild zusammengeworfenen Rock-/Pop-Country-Klassikern wie „Money For Nothing“, „Beat It“, „Cherry Bombs“, „Fight For Your Right“ und „Country Roads“ sowie ein launiges „Tonight“ aus dem eigenen Fundus zum endgültigen Finale.

Nach dem Gig erkannte Monique uns sofort, bedankte sich für die Unterstützung und quatschte ein bisschen mit uns (später auch Caleb). Für unser obligatorisches Logobild posierte sie dann natürlich auch noch und überreichte mir ihre neue CD zum Besprechen (Review folgt demnächst). Während Gernot und ich uns in Richtung Rheinberg durch die winterliche Nacht aufmachten, stehen für HER & Co. als nächste Stationen, weitere Gigs in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz auf dem Programm. Hingehen und Spaß haben!

Line-up HER:
Monique Staffile (lead vocals, percussion)
Caleb Sherman (electric guitar, vocals)
Johannes Greer (drums)
Jonathan Stoye (bass)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Her
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Yard Club Köln

Ben Granfelt – 18.09.2018, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Dienstag Abend – Ben Granfelt hautnah  in Köln – und keiner geht hin. Nun gut, ganz so schlimm war es dann doch nicht, aber knapp 35 Leute bei so einem versierten Musiker wie ihm, ist dann doch schon wirklich bitter zu erleben. Der deutsche Michel und seine Michaela gucken halt lieber Fußball oder besuchen Ed Sheeran und Helene Fischer in anonymer Masse weit weg vom Schuss, dann dafür aber zu Wucherpreisen…

Das frühere Mitglied der Lenningrad Cowboys, von Guitar Slingers und Wishbone Ash, samt seiner Rhythmus-Combo Masa Maijanen (bass, bgv) und Drummer Santeri Saksala (auch Mitglied bei den finnischen Proggern Wheel), ließ sich davon aber nicht schocken und lieferte vom Opener „Check Up From the Neck Up„ an – absolut professionell – einen starken Gig ab.

Als zweites Stück folgte direkt mein Favorit des Abends. Granfelt & Co. brachten eine megastarke Version von Gerry Rafferties „Baker Street“, wobei die berühmten Sax-Parts durch Bens Les Paul ersetzt wurden.

Ein weiteres starkes Cover erfolgte mit Pink Floyds Klassiker „Breathe“. In den Fokus gesetzt wurde natürlich das noch relativ frisch auf dem Markt befindliche, neue Album „My Soul To You“, das dann auch mit Tracks wie „A Better Place“, „Mind Your Head And Watch Your Step“, „Life, Living And You“ und dem bluesig-balladesk angehauchten tollen Titelsong angemessen beworben wurde.

Granfelts Wishbone Ash-Phase wurde anhand von „Faith, Hope And Love“ sowie dem „Almighty Blues“ gehuldigt. Mit „Open Road, Open Book“, dem ZZ Top-shuffligen „Hangman’s Tree“ übergehend in „Wayward Child“ (Rory Gallagher) und seinem Paradelied “Going Home” waren weitere markante Songs in die Setlist integriert, bei denen Ben seine technisch brillanten Solokünste auf den insgesamt drei unterschiedlichen Gitarrentypen zu Hauf in den Vordergrund stellte.

Nach dem Konzert zeigte sich der, auch während des Auftritts locker aufgelegte Finne (immer ’ne kleine Anekdote vor den Songs auf den Lippen) von einem Bild aus einem früheren, von uns beleuchteten Gig, ziemlich beeindruckt, das Gernot auf einer Hochglanz-Stahlplatte herstellen lassen und zum Signieren mitgebracht hatte. Somit insgesamt ein schöner Abend, der wirklich  deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Vielen Dank wie immer an Marcus Neu für die Akkreditierung.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Masa Maijanen (bass, bgv)
Santeri Saksala (drums, bgv)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ben Granfelt
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Yard Club, Köln

Hogjaw, 13.10.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Nach dem, so ein wenig noch im Fahrwasser der guten alten klassischen Southern Rock-Zeiten schwimmenden Gig von Skinny Molly am letzten Wochenende, gab es gestern mit Hogjaw einen Abend aus der Abteilung ‚bedingungslose Attacke‘.

Die Band aus Arizona mit ihrem wuchtigen rauschebärtigen Frontmann Jonboat Jones (so in etwa stellt man sich einen typischen Holzfäller vor), Zweitgitarrist Jimmy Rose, dem agilen Derwisch am Bass, Evis DD, und Powertrommler J. ‚Kwall‘ Kowalski, hat sich im Laufe der letzten Jahre hier bei uns eine stetig wachsende Fangemeinde erarbeitet und so durfte sich Kulturrampenchef Pille Peerlings nach einer kleinen Durststrecke in den letzten Wochen, was die Besucherzahlen anging, endlich wieder über ein ausverkauftes Haus freuen.

Im Fokus stand an diesem Abend Hogjaws neues Album „Way Down Yonder“, das vom sehr selbstbewusst auftretenden Quartett natürlich auch ordentlich abgegrast wurde.

Zum Auftakt gab es direkt ein heftiges ‚Brett‘ mit ihrem dafür prädestinierten Opener „Rollin‘ Thunder“,  gefolgt von „Beast Of Burdon (Roll On)“, „Brown Water“ und „Where Have You Gone“.

Für mich ein Highlight des ersten Sets war „North County Way“. Zu meiner großen Überraschung erwies sich hier Jimmy Rose mit einer starken Lead vocals-Performance als ernst zu nehmende Ergänzung/Alternative zu Jonboats insgesamt doch immer sehr hölzern und monoton rüberkommenden, allerdings zum Sound der Band ganz gut passenden, Gesang.

Über „Am I Wrong“, „Build My Pride“,“Back Home Today“ wurde die Pause mit dem grandios gespielten „County Line“ (hier war wirklich alles drin, von Soli, über Twins bis zum obligatorischen langen Finish, was das Southern Rock-Gitarrenherz begehrt) anvisiert. Danach brauchte man dann auch ein kühles Bier!

Die zweite Phase wurde dann mit dem für Hogjaw-Verhältnisse recht ruhigen „The Fog“ begonnen. Aber Tracks wie „Never Surrender“ und „Hells Half“ bliesen dann sofort wieder zum Angriff. Das swampig stampfende Titelstück ihres neuen Werkes „Way Down Yonder“ (toller Song) war beste Absatz-Werbung zum Verkauf des Silberlings.

„Road Of Fools“ (gesungen von Drummer ‚Kwall‘, der insgesamt, vom seinem stetig krachenden Spiel her, fast besser in eine Heavy Metal-Truppe passen würde; etwas mehr Sensibilität würde zum Teil hier dem Sound der Band ganz gut tun), das bärenstarke, episch umwehte „I Will Remain“ und das zu dritt gesungene, überlaut ausgesteuerte, „Redemption“ (war schon grenzwertig, mein linkes Ohr dröhnt jetzt noch) läuteten die ganz heiße Endphase des Gigs ein.

Ihr berühmt berüchtigtes „Gitsum“ (das Video zu kennen, ist vermutlich bei jedem Einstellungsgespräch bei Heckler & Koch oder SIG Sauer ein existenzielles Muss – da verballern die schießwütigen Bandmitglieder in knapp 5 Minuten mit sämtlich erdenklichem Waffen-Arsenal mehr Munition, als ich, während meiner elf Monate in der Sportkompanie). Glück für Pille, dass während der obligatorischen Harmonieparts, nicht noch in die Decke der Rampe geschossen wurde…

Mit „This Whiskey“ von ihrem Debütwerk „Devil In The Details“ gab es dann zum Abschluss des Hauptteils noch mal fulminanten Southern Rock in bester Skynyrd-Tradition. Die frenetisch geforderten Zugaben wurden mit dem rhythmisch rockenden „Fire, Fuel & Air“ sowie dem atmosphärisch servierten „Blacktop“ bestens gekontert.

Fazit: Hogjaw erobern mit authentisch und dynamisch performten Southern Rock die Herzen der Anhänger und und untermauern ihren Status als einer der ‚Rising Acts‘ im Genre.

Line-up:
Jonboat Jones (lead vocals, electric guitar)
Jimmy Rose (electric guitar, vocals)
Elvis DD (bass)
J. ‚Kwall‘ Kowalski (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Hogjaw
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Tedeschi Trucks Band – 22.03.2017, E-Werk, Köln – Konzertbericht

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Puh, ich bin eigentlich jetzt am Tag danach, noch völlig überwältigt, von dem, was ich da gestern im Kölner E-Werk erlebt habe. Die Tedeschi Trucks Band hatte sich in der Domstadt angesagt, ein fantastisches Konzert abgeliefert und am Ende eine restlos begeisterte Audienz (mit dabei auch der kölsche Kultbarde Wolfgang Niedecken,  mit dem sich unser Knipser Gernot Mangold laut eigener Aussage, am Rande  des weitläufigen des Fotograbens für eine Weile ganz nett und unkompliziert unterhalten konnte) in die Nacht, bzw. auf die Heimreise geschickt.

Ich habe ja in letzter Zeit mit JJ Grey & Mofro oder Thorbjørn Risager & The Black Tornado zwei, im weitesten Sinne, vergleichbare und wirklich herzerfrischende Bands zu Gesicht bekommen, aber was das zwölfköpfige Ensemble um ihre beiden Führungspersönlichkeiten Susan Tedeschi und Derek Trucks da gestern abgebrannt hat, das war schon in einer ganz eigenen Liga.

Apropos Führungspersönlichkeiten: Man spürte zwar jeder Zeit, dass die beiden Hauptprotagonisten (insbesondere Susan Tedeschi) auf der Bühne ‚die Hosen an hatten‘, sie repräsentierten diesen Anspruch aber mit solch einer unaufgeregten und lockeren Art und Weise, vor allem mit einer merklichen Empathie für ihre Kollegen, dass man hier schon von absolutem Vorbild-Charakter sprechen kann.

Besonders Derek Trucks scheint eh glücklich und beseelt zu sein, wenn er seinen Glas-Bottleneck über den Finger streifen und seine berühmte Gibson SG filigran beackern darf, sowie sich in jammige Improvisationsläufe mit seiner Rhythmusfraktion und zum Teil auch den restlichen Musikern verstricken kann (z. B. mit Kofi Burbrige an Orgel und Flöte). Fulminante wie gefühlvolle Soli, in Slide- und normaler Spielweise (auf ganz hohem Level), ließ er natürlich in Hülle und Fülle vom Stapel.

Susan Tedeschi sah in ihrem schlichten, aber eleganten rot-braunen Kleid mit dazu getragenen Wildleder-Stiefeletten klasse aus und wusste samt ihrer sympathischen Aura, mit grandiosem Gesang (erinnert mich irgendwie immer an Bonnie Raitt) und partiell auch mit starkem Lead Gitarrenspiel (z. B. bei „I Pity The Fool“) zu beeindrucken.

Muhammad Ali-Double Mike Mattison, konnte bei drei, vier Stücken aus dem Background Trio heraustreten und zeigte mit seinen bluesig-souligen Vocals im Stile von Belushi, Brown & Co. am Haupt-Mikro, dass er auch problemlos zu jeder Zeit, einen packenden Fronter abgeben kann.

Seine zwei Mitstreiter im Background, Alecia Chakour (was für eine wuchtbrummige Röhre!) und Mark Rivers hatten ihre stärkste Szene beim herrlich gospeligen „I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free“, als sie ebenfalls kurze Lead Parts übernehmen durften. Auch diese beiden sind für diese Positionen eigentlich fast zu schade, bürgen aber für die immense Qualität und das ungeheure Potential der Gesamtband.

Die Rhythmusleute Tim Lefebvre (ließ seinen Tieftöner ordentlich pumpen) sowie die beiden Drummer J.J. Johnson und Tyler Greenwell (mit glänzendem und atemberaubenden Doppel- Synchron-Solo wie zu besten ABB-Zeiten) verliehen den Songs (oft in Verbindung mit Trucks) immer wieder eine stetig zunehmende Dynamik, die es in sich hatte und avancierten das faszinierte Publikum immer wieder zu Mitwippbewegungen.

Kofi Burbridge hatte mit gurgelnden Orgel- und klimpernden HT-Piano-Eingaben seinen Spaß, ließ aber auch zweimal sein Können an der Querflöte aufblitzen. Last but not least, erfüllte das Bläser-Trio, bestehend aus Elisabeth Lea, Ephraim Owens und Kebbie Williams (der wieder, wie auf der DVD, mit freejazzigem Zappel-Solo, diesmal allerdings bei „Don’t Miss Me (When I’m Gone)“), seine plusternde Funktion zur Soundvolumen-Anreicherung, mit Bravour.

Ach, dann waren da ja auch noch die Songs, die an diesem Abend in einem zweigeteilten Set mit halbstündiger Pause aus dem schier unerschöpflichen Fundus (fast bei jedem Gig in anderer und neuer Zusammenstellung) in reichhaltig ausstaffierten Versionen präsentiert wurden. Lang gespielt, aber immer kurzweilig, variabel und emotional mitreißend performt.

Set 1 enthielt u. a. Tracks wie „Let Me Get By“ (Opener), „Key To The Highway“, „Darling Be Home Soon“, „Rise Up“ und „Right On Time“, Set 2 das Cover zu Ehren des kürzlich verstorbenen Leon Russell  „A Song For You“ (Gänsehaut-Opener, toller Gesang von Susan), „Anyhow“ (Derek mit unterschwelliger „Midnight Rider“ E-Hook), „Get Out Of My Life, Woman“, das großartige rhythmische „Freedom Highway“, das am Ende von Susan mit politsicher Botschaft versehene „I Pity The Fool“ (dazu knarzige E- Gitarre und sensationelle Vocals von ihr), als auch das am Ende eine unglaubliche Wucht und Kraft entwickelnde, fett groovigende „Don’t Know What It Means“.

Als zum Finale bei der weit über zehn Minuten währenden Zugaben-Kombi aus dem jammigen, „I Want More“ und dem Outro von Santanas „Soul Sacrifice“ alle Beteiligten der Tedeschi Trucks Band nochmal richtig Gas gaben, wusste man, das Einem ein Gig in Weltklasse-Sphären zuteil geworden ist.

Mit uns verließen ca. 1.200 Zuschauer  überglücklich und zutiefst beeindruckt das somit gut besuchte E-Werk. Wer noch die Chance hat, sich das Ensemble in unseren Breitengraden anzusehen(es folgen ja noch so einige Termine), sollte die Gelegenheit unbedingt nutzen. Einfach grandios! Einen herzlichen Dank auch an Shooter Promotions für die unkomplizierte und bestens organisierte Akkreditierung unseres immer noch jungen Magazins. War richtig klasse!

Line-up:
Susan Tedeschi (lead vocals, electric guitar, vocals)
Derek Trucks (electric guitar, slide guitar)
Mike Mattison (lead vocals, acoustic guitar, vocals)
Kofi Burbridge (keys, flute)
Tim Lefebvre (bass)
J.J. Johnson (drums)
Tyler Greenwell (drums)
Elisabeth Lea (trombone)
Ephraim Owens (trumpet)
Kebbie Williams (saxophone)
Alecia Chakour (vocals, percussion)
Mark Rivers (vocals, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Tedeschi Trucks Band
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Shooter Promotions
E-Werk

Ben Granfelt Band – 17.02.2017, Blues, Rhede – Konzertbericht

Granfelt Haupt

Big Ben Time im Sounds Of South! An diesem Wochenende haben wir uns mit der Ben Granfelt Band sowie Ben Poole gleich zwei ‚Benjamine‘ vorgenommen, wobei die Finnen um ihren Chef Ben Granfelt im schönen Blues in Rhede den Anfang machten.

Ben Granfelt hat als Musiker und Mitglied von Bands wie Gringos Locos, den berühmten Lenningrad Cowboys, Guitar Slingers und der Kultband Wishbone Ash schon einige interessante Stationen in seiner Karriere durchlaufen. Mein einziger Berührungspunkt mit ihm war bisher sein Doppelalbum, das er mit den Guitar Slingers kurz vor der Jahrtausendwende eingespielt hat und ihn zumindest ansatzweise mit dem Southern Rock einte.

Nebenher hatte Ben auch immer sein Solo-Projekt gepflegt. Diesmal ist er mit seinen finnischen Kumpanen Miri Miettinen und John „Groovemeister“ Vihervä im Rahmen seines neuen Albums „Another Day“ auf Europa-Tournee unterwegs. Schmunzeln musste ich sofort, als ich bei Vihervä, der in seinen bunt verzierten Klamotten wie ein Überbleibsel aus der Hippie-Generation-Ära anmutete, ein Motiv auf seinem T-Shirt erblickte (siehe Bildergalerie), das ich mal vor einigen Jahren in stattlicher Größe für mein Wohnzimmer gemalt hatte. Zufälle gibt es!

Aber kommen wir zum Wesentlichen. Die drei Finnen legten pünktlich um 21:00 Uhr mit einem Instrumental los, bei dem Ben die Drähte seiner blau-weißen Stratocaster erstmals mit filigranem Spiel anwärmte. Im ersten von zwei Sets präsentierten die Drei mit dem unter Wah-Wah-Klängen dahinstampfenden „Too Many Gods“ und dem ordentlich groovenden „Confession Time“ zunächst zwei Stücke aus Granfelts 2006er Werk „The Sum Of Memories“.

„Another Day“ (mit teilweise Fusion-mäßiger E-Gitarrenarbeit), das atmosphärische  „Shine Like The Sun Over Me“ und das – nomen est omen – rockige „Rocking The Boat“ (ZZ Top-Flair) rückten dann sein aktuelles Werk stark in den Fokus. Mit dem Melodic Blues „Falling For You Again“ von 2001 (zwei sehr schöne E-Soli von Ben – am Ende mit kurzem Pink Floyd-Intermezzo) wurde nach der Länge einer Fußballhälfte die Pause eingeläutet.

Im zweiten Set ging es mit „Hangman’s Tree“, „Wayward Child“ (grandioses E-Solo am Ende), dem psychedelisch angehauchten „Open Road, Open Book“ von der neuen CD weiter, Granfelt wechselte bei diesen Tracks zur Gibson Les Paul. „Endless“ widmete Ben einem seiner Heroes, Jeff Beck, mit „Breathe“ (Pink Floyd) wurde dann die große Cover-Phase eingeläutet.

Hier wurden bekannte Stücke, wie u. a. Deep Purples „Space Truckin'“, „Woman From Tokyo“ und „Hush“ (mit kurzem Gesang), Creams „White Room“, Hendrix‘ „Third Stone From The Sun“ und Derek And The Dominos‘ berühmtes „Layla“ in anspruchsvoll gestaltete Intrumentalversionen als Medley gekleidet. Zwischendrin konnten sich Vihervä und Miettinen noch mit Soli kurz austoben.

Mein Highlight war das schon fast in Melodic Rock-Manier performte „Going Home“ als erste Zugabe, bei dem Ben nochmals alles aus seiner Strat herausholte. Herrlicher Song! Der tollen Stimmung im Blues geschuldet, ließen sich die drei Musiker, die der anstrengenden Tour, kräftemäßig gegen Ende, doch ein wenig Tribut zollen mussten, noch zu einem weiteren Nachschlag bewegen. Hier verwandelte  Granfelt „Little Wing“ instrumentell in ein eigenwilliges Konglomerat aus Hendrix-, Beck- und Black Sabbath-Ingredienzien und ließ ein weiteres Mal seine technische Brillanz in Sachen E-Gitarrenspiel aufblitzen.

Ben Granfelt kehrte an an diesem Abend mit seinen Leuten ins Blues zurück, wo mit seinem Auftritt 2009, die Geschichte dieser ansprechenden Location im westlichen Münsterland begann und diese hoffentlich noch lange mit solchem Engagement weitergeführt wird. Sounds Of South bedankt sich für die unkomplizierte Akkreditierung.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, guitars)
John „Groovemeister“ Vihervä (bass, bgv)
Miri Miettinen (drums, bgv)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ben Granfelt Band
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Blues Rhede

Joe Bonamassa – Live At The Greek Theatre – CD-/DVD-Review

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Was für ein monumentales Rockmusikwerk in allen Belangen! Joe Bonamassa, gefilmt bei einem Konzert im altehrwürdigen Greek Theatre in Los Angeles, einer imposanten, 1929 errichteten Freiluftbühne, angelehnt an einen griechischen Tempel.

2 DVDs (eine enthält den Konzertfilm, die zweite einige Bonus-Features (u. a.  ein ausführliches Interview mit Joes Eltern), dazu das Ganze noch auf zwei CDs (identisch mit dem Konzertmitschnitt), bieten eine Allround-Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau. Hier heißt es wirklich, es sich wie im Kino, mit irgendwelchen Leckereien und Getränken vor der heimischen Anlage gemütlich zu machen und dann einfach nur das Gebotene zu genießen. Ich persönlich habe seit geraumer Zeit einen  relativ großen Fernseher, da wirkt alles fast doppelt phänomenal!

Hier wurde an nichts gespart, grandiose Aufnahmen aus allen Perspektiven, ein regelrechter Bilder- und nicht zu vergessen, natürlich auch Musikrausch. Ich hatte zunächst immer ein wenig Probleme mit dem Protagonisten. Seine Stimme sagte mir nicht ganz so zu, dazu bin ich nicht der Freund von übertriebenen Frickeleien, gerade in diesem Genre oft zur Selbstinszenierung dienend. Erst seine letzte Scheibe „Blues Of Desperation„, die er ja mit Nashville-Musikern eingespielt hatte, brach eigentlich das letzte Eis.

Auch bei diesem Gig sind mit Reese Wynans (keys) und Michael Rhodes (bass) zwei gestandene Recken aus Music City dabei, ein Genuss ihrer unaufgeregten, aber spielerisch umso brillanteren Art zu Musizieren beizuwohnen. Rhodes bildet mit dem erfahrenen, kraftvoll an den Trommeln agierenden, Anton Fig die Rhythmusfraktion. Als Liebhaber von weiblichem Backgroundgesang, wurde hier mit den drei australischen Damen Juanita Tippins, Jade MacRae und Mahalia Barnes (diese mit kurzen lead vocals-Parts – sehr beeindruckeende Röhre), groß aufgefahren. Die drei schlängeln sich zumeist, schön anzusehend, synchron zum Takt ihrer gesungenen Uuhs und Aahs.

Dem nicht genug. Mit Lee Thornburg (trumpet), Ron Dziubla und Paulie Cerra (beide saxophone) gibt‘ dazu noch eine fett plusternde Bläser-Fraktion, jeder auch mal zwischendurch mit individuellem Solo. Lediglich Kirk Fletcher (The Mannish Boys) kann Einem als Zweit-Gitarrist ein wenig Leid tun, ihm ist natürlich die Postion des sich unterordnenden Teamplayers, in Form von Rhythmus-Gitarrenspiel, zugeteilt. Er hat aber auch zwei unaufgeregte Solo-Einsätze.

Irgendwelche Songs (22 Stücke in Form einer Hommage an die Blueser Albert King, B.B. King und Freddie King) explizit herauszunehmen macht wenig Sinn, im Prinzip ist jedes Stück gelungen. Bonamassa streift hier den Blues der drei Kings mit rockigen, rhythmischen, mal souligen, als auch swingenden (teilweise erzeugen die Bläser einen voluminösen Big Band Sound) Interpretationen, dies teilweise demnach oft  im Retro-Ambiente (einige Songclips kann man sich vorab in unseren Musiknachrichten ansehen).

Seine Stimme wurde hervorragend zur Musik ausgesteuert, gefällt mir diesmal sogar richtig gut. Seine filigranen Saitenzaubereien präsentiert er dabei auf einem sich abwechselnden Arsenal von hoher Beanspruchung gezeichneter, arg gebeutelt, aussehender E-Gitarren. Joe lässt natürlich in jedem Lied ein bis zwei fulminante Soli los, hat aber in Nashville wohl mittlerweile auch gelernt, wann die Zeit zum Loslassen gekommen ist.

So fühlt man sich nach dem abschließenden herrlichen „Thrill Is Gone“ innerlich fast genötigt, sich vor dem Fernseher mit dem im Greek Theatre anwesenden begeisterten Publikum zu erheben und den zurecht erspielten Standing Ovations ebenfalls Folge zu leisten. Absolut grandios. À la bonne heure, Herr Bonamassa, samt Ensemble! Ganz großes Kino, passender Weise, anders kann man es wirklich nicht formulieren. Vergleichbar ungefähr mit Claptons Geschichte in der Royal Albert Hall. Joe Bonamassa ist mit diesem Werk endgültig in den Sphären der ganz großen Blueser aller Zeiten angekommen.

Im Bonus-Material gibt es ein Interview mit Joes sympatischen, auf dem Teppich gebliebenen Eltern, wobei  Joes Step by Step-Entwicklung von der ersten kleinen Mini-Gitarre bis zum großen Blues Rock-Star fachmännisch reflektiert wird (sein Vater ist/war ja selbst Musiker). U. a. wird Joes heimatliches Zimmer gezeigt und seine ersten Auftrittsorte. Dazu gibt es filmische Impressionen mit der ganzen Band im Vorfeld des Konzertmitschnittes und eine Bildergalerie mit erstklassigen Konzertschnappschüssen (tolles Lehrmaterial für und anstehende Konzertfotografen).

Ein weiterer Leckerbissen ist der Videoclip zu „Riding With The Kings“. Hier stiehlt die o. a. Mahalia Barnes im Studio dem Protagonisten mit ihrem unglaublich rotzigen Gesang die Show. Joe erkennt weise, die Sinnlosigkeit nach der ersten Strophe, sich mit diesem Vulkan vokal zu messen und belässt es dann damit, sich auf sein Gitarren-Können zu beschränken. Toller Song.

Filmisch und organisatorisch verantwortlich zeigen sich Joes-Langzeit-Begleiter Kevin Shirley und Ron Wiseman, die hier ebenfalls einen exzellenten Job erledigt haben. Dieses Gesamtkunstwerk ist ein Muss für jeden Fan guter Musik. Sounds Of South verneigt sich vor Joe Bonamassa und seinem Team. Nie wurden Begriffe wie ‚Weltklasse‘ und ‚Perfektion‘ in Sachen Blues exakter definiert!

Mascot Label Group (2016)
Stil: Blues Rock

DVD1:
01. Beginnings
02. See See Baby
03. Some Other Day, Some Other Time
04. Lonesome Whistle Blues
05. Sittin‘ On The Boat Dock
06. You’ve Got To Love Her With A Feeling
07. Going Down
08. I’ll Play The Blues For You
09. I Get Evil
10. Breaking Up Somebody’s Home
11. Angel Of Mercy
12. Cadillac Assembly Line
13. Oh, Pretty Woman
14. Let The Good Times Roll
15. Never Make You Move Too Soon
16. Ole Time Religion
17. Nobody Loves Me But My Mother
18. Boogie Woogie Woman
19. Hummingbird
20. Hide Away
21. Born Under A Bad Sign
22. The Thrill Is Gone
23. Riding With The Kings

DVD2:
01. Growing Up Joe (A conversation with Joe’s parents)
02. Riding With The Kings (Official Music Video)
03. Caveman’s Hacked iPhone (Behind The Scenes)
04. Joe’s Big Fat Greek (Photo gallery)

Joe Bonamassa
Joe Bonamassa bei Facebook
Netinfect Promotion

Warren Haynes and The Ashes & Dust Band – 16.07.2016, Kantine, Köln – Konzertbericht

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Was soll man bezüglich dieses großartigen Musikers noch sagen, über seine Jahrzehnte lange Präsenz bei Größen wie Dickey Betts, den Allman Brothers und in seinen Projekten Gov’t Mule, The Dead oder solo, haben Musikjournalisten sich in Hülle und Fülle ausgelassen und das zurecht fast zu 100% immer positiv. Dieser Mann lebt seine Passion und das, trotz seines Könnens und Bekanntheitsgrades, ohne jegliche Allüren und Arroganz. Einfach ein sympathischer und bodenständig gebliebener Typ und das strahlt er auch auf der Bühne aus.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich in meiner Zeit als Musikschreiber, bisher nie die Gelegenheit fand, über ihn mal zu berichten, besitze natürlich aber auch einiges an Tonträgern aus seinem Fundus. Live hatte ich ihn zuvor nur einmal spielen sehen und das ist Urzeiten her, damals im Kölner E-Werk, als er gerade bei den Allman Brothers eingestiegen war.

Aber das soll sich jetzt ändern. Zum Einen ist mir vor kurzem die Anfang August erscheinende „Tel Star Sessions“-CD mit Stücken aus der ganz frühen Gov’t Mule-Phase ins Haus geflattert, die natürlich demnächst hier reviewt wird, zum anderen ergab sich jetzt die Gelegenheit, über sein Konzert im Rahmen der „Ashes And Dust“-Tour in der Kölner Kantine zu berichten.

Die Kantine war an diesem lauen Sommerabend sehr gut gefüllt, ohne dass aber ein allzu großes Gedränge herrschte. Um 20:00 Uhr betraten Warren und seine Mitstreiter Jeff Sipe (drums), Sterling Masat (guitars, banjo, mandolin) und die drei weiteren Instrumentalisten Matt Manefee (banjo, mandolin), Royal Masat (bass, upright bass) und Ross Holmes (violin), die auch unter dem Bandnamen ChessBoxer eine eigene Band führen, die, mit einer Vielzahl an verschiedenen Saiteninstrumenten, geschmückte Bühne.

Das Sextett begann, dem Album konform, mit dem folkig atmosphärischen „It’s Me Or You“. Für mich als großem Countryfan, war die Kombination aus den Genre-typischen Klängen in Kombination mit Haynes‘ großartigem Gesang und seinen E-Gitarren-Künsten natürlich ein regelrechtes Wonnebad. Schade, dass mein Hoffotograf Gernot Mangold nicht konnte und ich als Schreiber und Fotograf in Personalunion, demnach für entspannten Genuss, nur begrenzten Spielraum hatte. Über Songs wie das Dylan-Stück „Tough Mama“ und „Beat Down The Dusk“ wurde mit dem Little Feat-Cover „Skin It Back“ mit anschließendem „Soulshine“ und der Allman-Nummer „Blue Sky“ eine erste Hochphase eingeläutet.

Gerade letztgenannter Track, war mit den integrierten Banjo- und Violinensoli und Warrens E-Gitarren-Einlagen eine herrliche Alternativ-Version. Vor „Company Man“ wurde die Band vorgestellt, mit dem rhythmischen countryesken, grandios vom ganzen Kollektiv gespielten „Coal Tattoo“, gab es meinen persönlichen Favorit des Abends. Haynes‘ E-Gitarre und Holmes‘ Violine erzeugten Gänsehaut.

„Stranded In Self-Pity“, der atmosphärische Grateful Dead-Klassiker „Loser“, „Lucy In The Sky With Diamonds“ hießen die nächsten Stationen. Der, wie der Titel es schon andeutet, Instrumentaltrack „Instrumental Illness“ (plus Drum-Solo), gewährte dem Ensemble ausreichend Freiraum für ausgiebiges Jammen. Das von Haynes zusammen mit Phil Lesh kreierte „Spots Of Time“ beendete um 22:10 Uhr einen abwechslungsreichen und hochklassig performten Hauptteil.

Haynes und seine Mannen erhörten die lautstarken Zugabe-Forderungen und legten, ähnlich wie bei „Blue Sky“, mit „Jessica“ einen weiteren Allman-Hit nach, wieder unter Einbindung von Banjo, Mandoline und Violine, einfach nur herrlich! Als zweite Zugabe, wurde für das bluesige, mal von Garth Brooks adaptierte, „Two Of A Kind Workin‘ On A Full House“, in typischer Weise mit Harpeinbindung, als krönender Abschluss geboten. Nach über zweieinhalb Stunden famoser Spielkunst verabschiedeten sich Haynes und Co. dann endgültig von ihrer begeisterten Audienz. Ein Klasse-Konzert, das nichts zu wünschen übrig ließ. Der Sound war bis lediglich kurz zu Anfang auch sehr transparent gelungen. Ein wahnsinnig toller Abend!

Warren Haynes
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Kantine Köln
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The Delta Saints – 12.07.2016, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Die Delta Saints begeistern in Krefeld! Zum Ende ihrer Europa-Tournee hatten sich die vier Jungs aus Nashville in der Kulturrampe gleich an zwei aufeinander folgenden Tagen angesagt. Gernot und ich hatten uns für den letzten Gig ihres Aufenthaltes in unseren Breitengraden entschieden und sollten unser Kommen nicht bereuen, nachdem der Gig vom Vorabend in den sozialen Medien bereits in höchsten Tönen gelobt worden war.

Ich persönlich habe die Burschen, seit meinem schon etwas länger zurückliegenden Review zu ihrer EP „A Bird Called Angola„, ehrlich gesagt, etwas aus den Augen verloren, allerdings ihre allerseits angepriesene Weiterentwicklung schon zur Kenntnis genommen. Von daher, schön, dass jetzt die Gelegenheit da war, die Band mal persönlich live zu erleben.

Die Kulturrampe war auch bei der zweiten Auflage wieder sehr gut gefüllt, um 20:45 Uhr griff sich Pille Peerlings das Mikro für die Ansage und das Quartett, bestehend aus Frontmann Ben Ringel (lead vocals, guitars), den barfüßig agierenden Dylan Fitch (guitars, vocals) und David Supica (bass) sowie dem starken Drummer Vincent Williams, ließen mit „Chicago/Boogie“ direkt mal ihre Groove- und Jam-Qualitäten auflodern.

Für mich immer wieder faszinierend, welch großartige Reife und Spielkunst diesen doch recht jungen Typen aus den Staaten zu attestieren ist. Ok, irgendwo ist klar, wer aus Music City kommt und sich dort durchzusetzen weiß, der muss einfach was drauf haben.

Und so spielten sich die vier, unter Führung ihres burschikosen Leaders Ben Ringel (meist eine markant erscheinende Resonator-Gitarre bedienend), durch einen sehr abwechslungsreichen gestalteten und instrumentell anspruchsvollen Gig. Ringel und Fitch tauschten dabei zum Teil ihre Gitarren auch mal untereinander aus. Der diesmal fehlende Keyboarder wurde insgesamt eigentlich ganz gut kompensiert.

Über das dezent psychedelisch angehauchte „Momma“, zwei brandneue Stücke (u. a. „California“), das zeppelineske „Sometimes I Worry“ (klasse Slide-Solo) und dem shuffligen „Heavy Hammer“ ging es in einen eher akustisch dominierten Part über.

Hier performte Ringel das seiner Frau gewidmete „Out Of Sea“ sehr schön emotional im Alleingang und „Paradise“ zusammen mit Fitch, der hier die Resonator-Gitarre spielte und Ben auch vokal ergänzte. Klasse hier ebenfalls sein Slide-Solo. In diesem Fahrwind begann auch das megastarke Fleetwood Mac-Cover „The Chain“ (mit ein wenig unterschwelligem Neil Young-Flair in Szene gesetzt), bei dem Supica und Williams dann nach gewisser Zeit für eine starke Instrumentalpassage wieder dazu stießen. Toller Song!

Mit dem atmosphärischen „Butte La Rose“ und einem furiosen Stück, bei dem David Supica solierte und das am Ende so richtig abging (was für ein fetter Groove), kam schon die Zielgrade in Sicht. Das mit tollen Tempo- und Rhythmuswechseln bedachte „Deathletter Jubilee“ (dazwischen mit Acapella-umwobenen Gesangsbridge) beendete um 22:05 Uhr den tollen Hauptteil.

Die begeisterten Zuschauer ließen die Schutzpatronen des Deltas erst gar nicht von der Bühne und bekamen dann mit „Take Me Home“ noch eine Zugabe geboten, bei der Vincent Williams in seinem integrierten Drum-Solo (in einer Hand ein Tambourine schüttelnd und in der anderen mit dem Drumstick sein Arbeitsgerät gleichzeitig beackernd) mit eigenwilliger und anspruchsvoller Vorstellung glänzte. Das war’s, die Burschen hatten spielintensive Wochen hinter sich und waren sichtlich froh, den letzten Abend dann noch ein wenig unter den Leuten bei Bierchen und Smalltalk ausklingen lassen zu können.

Fazit: Ein tolles Konzert, das Spaß machte und allseits strahlende Gesichter hinterließ. Man darf sich schon jetzt wieder auf ihre hoffentlich stattfindende Rückkehr im nächsten Jahr freuen. Bis dann und gute Heimkehr, Delta Saints!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kulturrampe Krefeld

HER (Monique Staffile) – Interview

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Als Monique Staffile, alias Her, nach ihrem starken Konzert im Kölner Yard Club, sämtliche Merchandise-Aktivitäten, Smalltalk mit ihren Fans, sowie noch einige Posen für die anwesenden Fotografen, erledigt hatte, stand sie uns auch noch bereitwillig für ein Interview zur Verfügung, in dem sie über „Revolution„, Nashville, Gummibärchen, ihre Tierliebe und andere Dinge plauderte.

Sounds Of South: Wieder zurück in Deutschland! Was gefällt dir an unserem Land?
Her: Ja, ich liebe eigentlich fast alles bei euch! Wirklich bewundernswert hier ist, dass fast jeder musikbegeistert zu sein scheint und auch die hier auftretenden Musiker unterstützt. In den Staaten lassen sich viele Besucher, selbst während eines Konzerts, von Dingen wie Handys, etc. ablenken. In Deutschland hören uns die Leute während des Gigs aufmerksam zu, kaufen meist danach noch CDs und T-Shirts. Das ist klasse und deshalb kommen wir auch gerne jedes Jahr hier hin. Ihr habt natürlich das beste Bier, ich liebe eure Schnitzel, dazu besitze ich noch eine Obsession für eure Gummibärchen (lacht herzhaft und hält uns eine riesengroße Tüte eines bekannten deutschen Fruchtgummi-Produzenten entgegen)!

Sounds Of South: Warum der Schwenk von Her & Kings County zum alleinigen Her?
Her: Wir hießen schon zu Beginn als Band nur Her, praktisch zu vergleichen mit Blondie. Als wir nach Nashville kamen und mit Warner Brothers einen Vertrag unterzeichneten, wollten die einen Zusatznamen zu Her, also wie z. B. Allison Krauss & Union Station, so entschieden wir uns für Her & Kings County. Als wir dann irgendwann Krach mit dem Label hatten, sind wir wieder zu Her zurückgekehrt. Aber ich möchte betonen, als Band! Also, wie bereits erwähnt, so ähnlich wie Blondie.

Sounds Of South: Mir hat das Album „Raise A Little Hell“ mit Kings County im Vergleich zu „Gold“, ehrlich gesagt, wesentlich besser gefallen. Schick mich jetzt aber bitte nicht zur Hölle…! Wie ist deine Meinung?
Her: Unserem Album „Raise A Little Hell“ lag ein fast sieben Jahre währender Songwriting-Prozess zu Grunde, der insgesamt sogar schon zehn Jahre zurückliegt, als Countrymusik noch deutlich anders gestrickt war als heute. Wir haben praktisch jedes Jahr andere Stücke geschrieben. Das „Gold“-Album kam direkt nach dem Bruch mit unserem Label zustande, so hatte es einen sehr rebellischen Charakter, wir wollten Nashville zeigen, dass wir uns nicht vorschreiben lassen, was wir zu tun haben (…„Nashville, shot the f*** off… OT-Monique)! Deshalb war „Gold“ natürlich anders. Mit unserem neuen Album „Revolution“ haben wir aber wieder ein wenig versucht, Country- und Southern Rock-Einflüsse mit zu verarbeiten.

Sounds Of South: Wie kommt dein neues Video „Crush“ in den doch ziemlich religiös verwurzelten und eher prüden Staaten an?
Her: Die Absicht hinter „Crush“ war, mal was Schockierendes zu produzieren. Wir leben ja in Nashville, Tennessee, also im Süden der Staaten, der ja naturgemäß recht religiös geprägt ist. In New York, wo ich ursprünglich herkomme, gibt es eine große Gay-Bewegung. Diese beiden Elemente wollte ich einfach zusammenbringen, das löst dann natürlich den einen oder anderen Schock aus.

Sounds Of South: Bist du überhaupt gläubig?
Her: Nein, auf gar keinen Fall, ich bin zwar katholisch aufgewachsen – aber nein, definitiv nicht!

Sounds Of South: Wie kam eigentlich die Zusammenarbeit mit Rick Huckaby (ein Musiker den wir auch total mögen, und den wir vermutlich ohne dich nie kennengelernt hätten) zustande?
Her: Rick Huckaby? Echt? Wegen mir? Ich werde ihn deswegen zuhause sofort anrufen!

Sounds Of South: Ja, du hast ja ein Duett („My Heart Can’t Take Anymore“) mit ihm auf „Raise A Little Hell“ gesungen, danach haben wir ihn kontaktiert. Er hat uns sofort alle seine CDs zugeschickt und wir haben dann in unserem Magazin ein Portrait von ihm gemacht.
Her: Cool! Rick Huckaby ist ein toller Mensch und Musiker, mit einer klasse Stimme und wir sind in Nashville natürlich sehr gut befreundet. Ich liebe seine Stimme! Hat er dir eigentlich erzählt, dass er einen Großteil der dortigen Demosongs ‚einsingt‘? All‘ die großen Nashville-Stars wie Kenny Chesney & Co. hören sich erst mal Ricks Version an, bevor sie dann zu Werke gehen. Oft versuchen sie, ihn zu kopieren! Er wird deshalb in Nashville auch ‚The Demo-Singer‘ genannt. Aufgrund seines tollen Gesangs (und Sounds Of South kann dem nur zustimmen) war ich über das Duett mit ihm natürlich sehr froh!

Sounds Of South: Wie ist generell deine Meinung über Nashville?
Her: Eigentlich liebe ich Nashville. Ich bin ja vor gut acht Jahren dort hingezogen. Da war die Stadt noch recht übersichtlich und die Countrymusik echt cool und stark. Heute kommen die Leute nur noch mit dem Gedanken nach Music City, um Superstars, nach dem Motto: ‚Mach mich berühmt‘, zu werden. So funktioniert das dort aber eigentlich nicht. Das gute Nashville hat eine eher kleine, aber tolle Musiker-Gemeinschaft, die ich sehr mag. Das ’neue‘ Nashville ist leider eher wie Kalifornien oder New York (Monique rümpft verächtlich die Nase). Es hat sich vieles (zum Nachteil) verändert…

Sounds Of South: Wie sehen die nächsten Projekte aus?
Her: Wir arbeiten schon jetzt an einem neuen Werk, das ein Akustik-Album sein wird. Da werden dann mehr Instrumente wie Mandoline und Banjo eingebracht. Jetzt versuchen wir noch, die „Revolution“-Tour ein bisschen zu pushen, bis zum Ende des Sommers geht es nach unserer Rückkehr, in den Staaten weiter, wir werden also ziemlich beschäftigt sein.

Sounds Of South: Wie viele Verehrer muss Monique Staffile täglich abwimmeln?
Her: Du meinst auf Facebook (Monique lacht schnippisch)? In den Social-Media-Gefilden befinden sich viele verrückte Menschen. Zunächst meinst du, sie mögen dich, am Ende stellt sich heraus, dass es gar nicht so ist, ich lösche sie dann sofort. Aber ich erahne schon, was du wirklich meinst. Ich weiß mit ihnen umzugehen, ich bin ein großes Mädchen… (lacht)!

Sounds Of South: Wie ist und was macht die private Monique so?
Her: Ich habe hauptsächlich zwei große Vorlieben: Auf der einen Seite Autos, natürlich deutsche Autos! Ich besitze einen alten VW und einen Mercedes aus den Siebzigern, das sind meine beiden Babys, die besonders pflege. Auf der anderen Seite liebe ich Tiere. Ich rette Tiere fast jeder Sorte. Neulich habe ich einer Maus das Leben gerettet, die mir in der Küche Gesellschaft leistete. Dazu pflege ich jede Menge Hunde. Also Autos und Tiere sind neben der Musik meine große Passion!

Sounds Of South: Vielen Dank für das nette Gespräch!

Bilder: Gernot Mangold
Gespräch / Text: Daniel Daus

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