Little Steven And The Disciples Of Soul – Summer Of Sorcery – CD-Review

LS_300

Review: Michael Segets

Seit seinem Comeback mit „Soulfire“ vor zwei Jahren arbeitet Little Steven unermüdlich. Zwei Tourneen, die ihn auch durch Europa führten, ein dazugehöriges Live-Boxset und unlängst eine Doppel-BD zeugen von seinem ungeheuren Tatendrang. Daneben blieb ihm noch Zeit, ein neues Studioalbum zu produzieren.

Mit „Summer Of Sorcery“ knüpft Little Steven, der die konzeptionelle Anlage seiner Alben gerne variiert, stilistisch an das vorherige an. Der Longplayer bietet horn- und guitar-driven Rock mit Soul-, Funk- und Blues-Einflüssen, wie ihn sonst wohl derzeit niemand performt.

Die ersten Töne des Openers „Communion“ erinnern an „She’s The One“ seines Freundes und musikalischen Wegbegleiters Bruce Springsteen. Danach erhält der Song einen eigenen Charakter durch stampfenden Rhythmus mit Tempowechseln, soulige Bläser-Intermezzi, Gitarrensolo und Vokalpassage, sodass Little Steven mit ihm einen beeindruckenden Auftakt hinlegt.

Das Album schließt mit einem weiteren Highlight, das ebenfalls Assoziationen zu Springsteens Hymnen weckt. Der achtminütige Titeltrack „Summer Of Sorcery“ beginnt mit akustischer Gitarre und durchläuft anschließend einige Spannungsbögen, wobei er mit dem Einsatz eines Saxophon seinen Höhepunkt erreicht. Zwischen fulminanten Auftakt und Finale liegen stilistisch sehr abwechslungsreiche Songs.

Hinter dem Album steht die Idee, den Soundtrack zu einem zauberhaften Sommer zu liefern. Anders als auf den meisten seiner bisherigen Veröffentlichungen greift Little Steven keine politischen Themen auf. Stattdessen, will er die Energie einfangen, die ein Sommeranfang mit all seinen Möglichkeiten eröffnet. Dabei orientiert er sich an der Musik, mit der er aufgewachsen ist. Sehr deutlich wird das bei dem Rock ’n Roll „Soul Power Twist“, der die 1960er Jahre wieder lebendig werden lässt.

Old Fashion – was ist verkehrt daran? So lautet eine frei übersetzte Textzeile von „Love Again“. Hört man den starken Song, fällt die Antwort leicht: nichts. Schön entspannt und dennoch durch kraftvolle Bläser getrieben, entwickelt er einen wundervollen Soul. Der Titel könnte auch auf den frühen Alben von Southside Johnny vertreten sein, an denen Little Steven tatkräftig mitwirkte. Vergleichbares gilt für „Our Own“, bei dem der Backgroundchor einige für die Frühzeit des Rock ’n Roll typische Doo Wops beisteuert.

Dem Midtempo-Song „Gravity“ – bei dem der harmonische Wechselgesang mit den weiblichen Chorstimmen hervorzuheben ist – gibt Little Steven einen Funk-Einschlag, der auch auf dem rockigeren „Vortex“ zu hören ist. Mit „I Visit The Blues“ unternimmt Little Steven einen Ausflug in den Bluesrock. Während er auf „Soulfire“ Funk- und Bluesrock-Titel gecovert hatte, stammen sämtliche Titel auf „Summer Of Sorcery“ aus seiner eigenen Feder.

Mit Ausnahme von „Education“ sind alle Songs neu. „Education“ veröffentlichte Little Steven bereits auf „Revolution“ (1988). Anders als auf der Originalversion ersetzt er die poppige und elektronische Instrumentalisierung durch die handgemachte Begleitung seiner Disciples Of Soul. Die Neuinterpretation gewinnt durch die Unterstützung der großen Band.

Der volle Sound, den Little Steven mit seinen Disciples Of Soul im Rücken erzeugt, macht sich auch auf dem straight gespielten „Superfly Terraplane“ bezahlt. Die bereits vorab veröffentlichte Single gehört zu meinen Favoriten der Scheibe.

Die Bandbreite, mit der Little Steven den musikalischen Sommer einleitet, ist enorm. Neben Rock, Soul, Funk und Blues integriert der einstündige Longplayer bei „Party Mambo!“ ebenso lateinamerikanische Rhythmen. Die Affinität des Musikers zu Lateinamerika kam beispielsweise schon bei dem Duett mit Ruben Blades bei „Bitter Fruit“ zum Ausdruck, das sich auf „Freedom – No Compromise“ (1987) findet.

Gesanglich überrascht Steven van Zandt – alias Little Steven – auf „Suddenly You“. Die Stimme ist ungewohnt tief, sodass ich mir anfänglich nicht sicher war, ob er wirklich selbst ins Mikro singt. Bemerkenswert ist hier zudem die gelungene Begleitung durch Percussion und Trompete.

Little Steven ist in einer unglaublich produktiven Phase, in der er unterschiedliche musikalische Stilrichtungen aufsaugt und in dem stimmigen Album „Summer Of Sorcery“ einfängt. Im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen integriert Little Steven mehr Instrumentalpassagen in sein Werk.

Bei seinem kreativen Songwriting nutzt er die Möglichkeiten, die ihm die große Besetzung der Disciples Of Soul eröffnet. Er gibt seinen Begleitmusikern Raum, ihre Fähigkeiten auszuspielen. „Summer Of Sorcery“ ist ein origineller Longplayer, bei dem sich Little Steven auf die Anfänge des Rocks besinnt, diese in seiner unverwechselbaren Art interpretiert und modernisiert.

Wer die beiden letzten Touren mit der 14-köpfigen Begleitband verpasst hat, bekommt Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni nochmal die Gelegenheit, Little Stevens Energie live zu erleben, wenn er mit seinen Disicples Of Soul in Berlin und Hamburg spielt. Ich habe mir allerdings eine Karte für seinen Auftritt in Brüssel am 7. Juni besorgt.

Universal/Wicked Cool Records (2019)
Stil: Rock and more

Tracks:
01. Communion
02. Party Mambo!
03. Love Again
04. Vortex
05. A World Of Our Own
06. Gravity
07. Soul Power Twist
08. Superfly Terraplane
09. Education
10. Suddenly You
11. I Visit The Blues
12. Summer Of Sorcery

Little Steven
Little Steven bei Facebook
Universal Music

HER – 30.01.2019, Yard Club, Köln – Konzertbericht

HER_haupt

Eine Musikerin, die wir seit Anbeginn unseres Wirkens hier in Sounds Of South aufgrund ihrer charmanten, lebenslustigen und einvernehmenden Art – ok, nicht zu vergessen, dass sie auch noch klasse aussieht – in unser Herz geschlossen haben, ist zweifelsohne Monique Staffile.

Zunächst unter Her & Kings County firmierend, mittlerweile als HER ganz auf sich fokussiert, haben wir schon einige CD-Reviews, Konzertberichte und auch ein Interview über sie in unserem Portfolio.

Sie hatte sich passend zum Titel ihres neuen Albums „Black And White“ in ein züchtig anmutendes, schwarz-weißes Zofen-Oberteil geschmissen, was aber in Verbindung mit kurzem Rock, schwarzen Stiefeln, knallroter, zum Lippenstift passender Kappe, ein ziemliches heißes Gesamtbild ergab und den großflockig runterkommenden Schnee im Umkreis der Kantine an den Rande des Schmelzmodus brachte.

20:15 Uhr legte zunächst die, mit dem schlaksigen, aber sehr agilen Drummer Johannes Greer (mit badekappenartiger Haartracht) und Bassist Jonathan Stoye, neu formierte Rhythmusfraktion, plus Langzeitweggefährte Caleb Sherman, ein Instrumental als Intro hin, das mit dem Erscheinen von Monique auf der Bühne in ein fast Meat Loaf-mäßiges „A Plan“ vom neuen Werk überging.

Im weiteren Verlauf gab es dann natürlich mit Tracks wie u. a. „You Don’t Want Me Anymore“, „Taking Up Space“, „You“, „Black And White“, „Heartbreak“ und dem emotional besungenen, verstorbenen Bekannten Moniques gewidmeten „Right Now“, überwiegend ordentlich stampfenden, krawalligen und meist auch schön rhythmischen Rock, der durch die energiegeladene Frontperformance und das Posen der Protagonistin, eine ungeheure positive Dynamik frei werden ließ.

Als mein Favorit des Abends entpuppte sich das Titelstück eines früheren Albums, „Gold“, das dank Shermans E-Gitarrenspiel, eine dezente Southern Rock-Note erhielt.

Über „Seriously“ (mit teilweise kindlicher Kate Bush-Piepsstimme), das am Ende aufbrausende „Crush“, das an die Beastie Boys erinnernde „On Regrets“, „Money“ (mit Interaktion), „Seperately“ (schönes laszives Posing von Monique am Mikro), ging es dann zum Abschlussstück des Haupteils, „Revolution“, das mit Amerika-Fahne, bei der die Sterne im blauen Teil durch ein Peace-Symbol ersetzt waren, effektvoll als Trump-Kritik (Sherman erzählte uns später, dass in den Staaten selbst George Bush mittlerweile als das wesentlich geringere Übel angesehen wird) in Szene gesetzt wurde.

Als Zugaben gab es ein Medley aus wild zusammengeworfenen Rock-/Pop-Country-Klassikern wie „Money For Nothing“, „Beat It“, „Cherry Bombs“, „Fight For Your Right“ und „Country Roads“ sowie ein launiges „Tonight“ aus dem eigenen Fundus zum endgültigen Finale.

Nach dem Gig erkannte Monique uns sofort, bedankte sich für die Unterstützung und quatschte ein bisschen mit uns (später auch Caleb). Für unser obligatorisches Logobild posierte sie dann natürlich auch noch und überreichte mir ihre neue CD zum Besprechen (Review folgt demnächst). Während Gernot und ich uns in Richtung Rheinberg durch die winterliche Nacht aufmachten, stehen für HER & Co. als nächste Stationen, weitere Gigs in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz auf dem Programm. Hingehen und Spaß haben!

Line-up HER:
Monique Staffile (lead vocals, percussion)
Caleb Sherman (electric guitar, vocals)
Johannes Greer (drums)
Jonathan Stoye (bass)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Her
Her bei Facebook
Yard Club Köln

HER – Revolution – CD-Review

Her_ReV-300

Dritter Akt der Her-Triologie! Nach Konzert und Interview stand jetzt noch die Beurteilung ihrer neuen CD „Revolution“ an, die Monique Staffile mir nach Ende des Gesprächs zum Reviewen in die Hand gedrückt hatte. Für mich war die spannende Frage, ob es, im Vergleich zum Vorgänger „Gold„, der mir persönlich nicht ganz so zusagte, wieder mehr in Richtung ihres bisherigen Parade-Albums „Raise A Little Hell“ gehen würde.

Zunächst muss ich erstmal das gelungene Cover-Artwork loben. Das Titelbild der ‚frech gezöpften‘ Monique in Schwarz/Weiß, vermummt mit einem US-geflaggten Tuch (so hatten sie und ihre Band passender Weise ja auch in Köln die Bühne betreten), hat schon was! Toll auch ihre Fantasy-Animation als aufsteigender Schmetterling im Steck-Booklet und auf der Rückseite. Ein dickes Lob hier an die Macher!

Ihr neues Werk, produziert wieder von Caleb Sherman, startet dann direkt auch mit dem Titelsong „Revolution„, das von einem kühlen, blechernden Banjo eingeleitet, sowie im gesamten Verlauf auch untermalt wird, und zunehmend, in einen episch anmutenden Rocksong, samt starkem, gesellschaftspolitische Missstände, anprangernden Text, mündet. Klasse!

Apropos Revolution: Angesichts dessen, dass in unserer Gesellschaft mittlerweile 1% der gesamten deutschen Bevölkerung, 50% der Vermögenswerte besitzt (Tendenz steigend), fragt man sich, warum die breite Masse der Leistungsträger in diesem Land, die hier fortwährend, zu Gunsten dieser kleinen Gier-getriebenen elitären Clique, geschröpft und klein gehalten wird, weiterhin in Tatenlosigkeit zu verharren scheint…

Jetzt haben selbst der wohlgenährte Siggi und seine Pharisäer-Partei, die diese unfassbar eklatante Schieflage eingeleitet hatten und seit Jahren mittragen, dulden und fördern, angesichts ihrer Umfrage-Werte und des mutmaßlichen Falls in die politische Bedeutungslosigkeit, plötzlich ihr soziales Gewissen wiederentdeckt. Leider wirken solche Bemühungen vom Edel-Italiener aus, wenig authentisch, die Quittung wird (wünschenswerter Weise auch für Merkel & Co.) hoffentlich ’stante pede‘ bei der nächsten Bundestagswahl erfolgen…

Genug des persönlichen Meinungsexkurses, kommen wir wieder zum im Fokus stehenden Objekt des Geschehens. Mit der eigentlichen Relevanz dieses Werkes für unser Magazin, hat es sich mit dem zuvor erwähnten Banjo dann auch maßgeblich erledigt, was folgt, ist ein frech und aufmüpfig besungenes Konglomerat aus Pop-, Rock-, Hip Hop- (marginal) und Melodic Rock/Metal-Anleihen, das sich dann recht sympathisch in den Sphären des Rock-Universums, mit all seinen Referenzgrößen, verliert. Vieles erinnert an Dinge, die man vornehmlich schon gegen Ende der Achtziger und im Verlauf der Neunziger von Interpreten wie Heart, Kim Wilde, Kate Bush, Roxette, Blondie, Pretenders, Lita Ford, Robin Beck & Co. serviert bekommen hat.

Meine persönlichen Favoriten sind die abgedrehte Single „Crush“ (in Sachen ‚Clerus‘ sehr schön provozierend), das stadiontaugliche „Tonight“, die tolle atmosphärische Melodic Rock-Ballade „Damn“ (wäre als Bon Jovi-Song vermutlich sofort ein Nr. 1-Hit) und die starke Neuauflage der Powerballade „Heaven Crushes Down“ (tolles E-Solo, raunzende Orgel). Das erneut ziemlich rotzig und fast schon ein wenig punkig performte „Mean Man“ schließt den Kreis des Albums im Stile des Openers.

Fazit: „Revolution“ von Her ist ein recht gut gestaltetes Rock/Pop-Album in jeder Hinsicht. Eine deutliche Steigerung zu „Gold“, vor allem aufgrund einer besseren Struktur und des stärkeren Songmaterials. Im Hinblick auf unser Magazin bleibt ihr Southern-/ Country Rock-lastiger Longplayer „Raise A Little Hell“ aber trotzdem weiter das Maß aller Dinge!

India Records (2016)
Stil: Rock / Pop

01. Revolution
02. Crush
03. Give It To Me
04. You
05. Tonight
06. Damn
07. No Regrets
08. Act Like You Know
09. Only One
10. Heaven Crashes Down
11. Mean Man

Her
Her bei Facebook
India Media Group

HER (Monique Staffile) – Interview

100A8974-Bearbeitet

Als Monique Staffile, alias Her, nach ihrem starken Konzert im Kölner Yard Club, sämtliche Merchandise-Aktivitäten, Smalltalk mit ihren Fans, sowie noch einige Posen für die anwesenden Fotografen, erledigt hatte, stand sie uns auch noch bereitwillig für ein Interview zur Verfügung, in dem sie über „Revolution„, Nashville, Gummibärchen, ihre Tierliebe und andere Dinge plauderte.

Sounds Of South: Wieder zurück in Deutschland! Was gefällt dir an unserem Land?
Her: Ja, ich liebe eigentlich fast alles bei euch! Wirklich bewundernswert hier ist, dass fast jeder musikbegeistert zu sein scheint und auch die hier auftretenden Musiker unterstützt. In den Staaten lassen sich viele Besucher, selbst während eines Konzerts, von Dingen wie Handys, etc. ablenken. In Deutschland hören uns die Leute während des Gigs aufmerksam zu, kaufen meist danach noch CDs und T-Shirts. Das ist klasse und deshalb kommen wir auch gerne jedes Jahr hier hin. Ihr habt natürlich das beste Bier, ich liebe eure Schnitzel, dazu besitze ich noch eine Obsession für eure Gummibärchen (lacht herzhaft und hält uns eine riesengroße Tüte eines bekannten deutschen Fruchtgummi-Produzenten entgegen)!

Sounds Of South: Warum der Schwenk von Her & Kings County zum alleinigen Her?
Her: Wir hießen schon zu Beginn als Band nur Her, praktisch zu vergleichen mit Blondie. Als wir nach Nashville kamen und mit Warner Brothers einen Vertrag unterzeichneten, wollten die einen Zusatznamen zu Her, also wie z. B. Allison Krauss & Union Station, so entschieden wir uns für Her & Kings County. Als wir dann irgendwann Krach mit dem Label hatten, sind wir wieder zu Her zurückgekehrt. Aber ich möchte betonen, als Band! Also, wie bereits erwähnt, so ähnlich wie Blondie.

Sounds Of South: Mir hat das Album „Raise A Little Hell“ mit Kings County im Vergleich zu „Gold“, ehrlich gesagt, wesentlich besser gefallen. Schick mich jetzt aber bitte nicht zur Hölle…! Wie ist deine Meinung?
Her: Unserem Album „Raise A Little Hell“ lag ein fast sieben Jahre währender Songwriting-Prozess zu Grunde, der insgesamt sogar schon zehn Jahre zurückliegt, als Countrymusik noch deutlich anders gestrickt war als heute. Wir haben praktisch jedes Jahr andere Stücke geschrieben. Das „Gold“-Album kam direkt nach dem Bruch mit unserem Label zustande, so hatte es einen sehr rebellischen Charakter, wir wollten Nashville zeigen, dass wir uns nicht vorschreiben lassen, was wir zu tun haben (…„Nashville, shot the f*** off… OT-Monique)! Deshalb war „Gold“ natürlich anders. Mit unserem neuen Album „Revolution“ haben wir aber wieder ein wenig versucht, Country- und Southern Rock-Einflüsse mit zu verarbeiten.

Sounds Of South: Wie kommt dein neues Video „Crush“ in den doch ziemlich religiös verwurzelten und eher prüden Staaten an?
Her: Die Absicht hinter „Crush“ war, mal was Schockierendes zu produzieren. Wir leben ja in Nashville, Tennessee, also im Süden der Staaten, der ja naturgemäß recht religiös geprägt ist. In New York, wo ich ursprünglich herkomme, gibt es eine große Gay-Bewegung. Diese beiden Elemente wollte ich einfach zusammenbringen, das löst dann natürlich den einen oder anderen Schock aus.

Sounds Of South: Bist du überhaupt gläubig?
Her: Nein, auf gar keinen Fall, ich bin zwar katholisch aufgewachsen – aber nein, definitiv nicht!

Sounds Of South: Wie kam eigentlich die Zusammenarbeit mit Rick Huckaby (ein Musiker den wir auch total mögen, und den wir vermutlich ohne dich nie kennengelernt hätten) zustande?
Her: Rick Huckaby? Echt? Wegen mir? Ich werde ihn deswegen zuhause sofort anrufen!

Sounds Of South: Ja, du hast ja ein Duett („My Heart Can’t Take Anymore“) mit ihm auf „Raise A Little Hell“ gesungen, danach haben wir ihn kontaktiert. Er hat uns sofort alle seine CDs zugeschickt und wir haben dann in unserem Magazin ein Portrait von ihm gemacht.
Her: Cool! Rick Huckaby ist ein toller Mensch und Musiker, mit einer klasse Stimme und wir sind in Nashville natürlich sehr gut befreundet. Ich liebe seine Stimme! Hat er dir eigentlich erzählt, dass er einen Großteil der dortigen Demosongs ‚einsingt‘? All‘ die großen Nashville-Stars wie Kenny Chesney & Co. hören sich erst mal Ricks Version an, bevor sie dann zu Werke gehen. Oft versuchen sie, ihn zu kopieren! Er wird deshalb in Nashville auch ‚The Demo-Singer‘ genannt. Aufgrund seines tollen Gesangs (und Sounds Of South kann dem nur zustimmen) war ich über das Duett mit ihm natürlich sehr froh!

Sounds Of South: Wie ist generell deine Meinung über Nashville?
Her: Eigentlich liebe ich Nashville. Ich bin ja vor gut acht Jahren dort hingezogen. Da war die Stadt noch recht übersichtlich und die Countrymusik echt cool und stark. Heute kommen die Leute nur noch mit dem Gedanken nach Music City, um Superstars, nach dem Motto: ‚Mach mich berühmt‘, zu werden. So funktioniert das dort aber eigentlich nicht. Das gute Nashville hat eine eher kleine, aber tolle Musiker-Gemeinschaft, die ich sehr mag. Das ’neue‘ Nashville ist leider eher wie Kalifornien oder New York (Monique rümpft verächtlich die Nase). Es hat sich vieles (zum Nachteil) verändert…

Sounds Of South: Wie sehen die nächsten Projekte aus?
Her: Wir arbeiten schon jetzt an einem neuen Werk, das ein Akustik-Album sein wird. Da werden dann mehr Instrumente wie Mandoline und Banjo eingebracht. Jetzt versuchen wir noch, die „Revolution“-Tour ein bisschen zu pushen, bis zum Ende des Sommers geht es nach unserer Rückkehr, in den Staaten weiter, wir werden also ziemlich beschäftigt sein.

Sounds Of South: Wie viele Verehrer muss Monique Staffile täglich abwimmeln?
Her: Du meinst auf Facebook (Monique lacht schnippisch)? In den Social-Media-Gefilden befinden sich viele verrückte Menschen. Zunächst meinst du, sie mögen dich, am Ende stellt sich heraus, dass es gar nicht so ist, ich lösche sie dann sofort. Aber ich erahne schon, was du wirklich meinst. Ich weiß mit ihnen umzugehen, ich bin ein großes Mädchen… (lacht)!

Sounds Of South: Wie ist und was macht die private Monique so?
Her: Ich habe hauptsächlich zwei große Vorlieben: Auf der einen Seite Autos, natürlich deutsche Autos! Ich besitze einen alten VW und einen Mercedes aus den Siebzigern, das sind meine beiden Babys, die besonders pflege. Auf der anderen Seite liebe ich Tiere. Ich rette Tiere fast jeder Sorte. Neulich habe ich einer Maus das Leben gerettet, die mir in der Küche Gesellschaft leistete. Dazu pflege ich jede Menge Hunde. Also Autos und Tiere sind neben der Musik meine große Passion!

Sounds Of South: Vielen Dank für das nette Gespräch!

Bilder: Gernot Mangold
Gespräch / Text: Daniel Daus

Her
Her bei Facebook

HER – 07.06.2016, Yard Club, Köln – Konzertbericht

100A8610-Bearbeitet

Her’s musikalische Revolution in Köln

Zum Abschluss einer richtig intensiven Konzertwoche mit gleich vier Ereignissen hatten wir (Fotograf Gernot Mangold begleitete mich wieder) uns beim letzten Kapitel nochmals einiges vorgenommen. Diesmal war in Köln eine Doppelveranstaltung mit JJ Grey & Mofro in der Kantine und Her im daneben liegenden Yard Club geplant. Dazu hatten wir ein Interview mit Monique Staffile ins Auge gefasst. Im Hinblick darauf, dass ich meine Brötchen natürlich leider mit anderen Dingen verdienen muss, war das schon einige heftige Sache.

Heftig hatte sich in den späten Nachmittagsstunden auch wieder unser derzeitiges Wetter mit zuckenden Blitzen, barschem Donnerhall und sintflutartigen Regengüssen zu ‚Wort‘ gemeldet, sodass ich aufgrund des Weges von Rheinberg zur Domstadt (vorbei an vielen hochfrequentierten Verkehrsknotenpunkten), angesichts der Verkehrsmeldungen, schon leichte Bauchschmerzen hatte. Aber die Befürchtungen erwiesen sich letztendlich als unbegründet und wir trafen rechtzeitig am Ort des Geschehens ein.

Her, alias Monique Staffile, hatte vor etwas über einem Jahr ja an gleicher Stelle, damals noch unter Her & Kings County firmierend, bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich war richtig gespannt, wie sich die feurige, aus New York stammende Dame (allerdings mittlerweile in Nashville lebend) weiterentwickelt hat. Sie sah natürlich wieder, wie nicht anders zu erwarten, äußerst knackig aus: Ein Oliv-farbener abgeschnittener Halb-Overall, der bei weit geöffnetem Ausschnitt, großzügige Einblicke auf ihr darunter liegendes, Leopard-verziertes Bikini-Oberteil(chen) gewährte, dazu kniehohe Stiefel über einer zum Teil schon leicht ramponierten Netzstrumpfhose, riefen bei einer überaus züchtigen Person wie mir und den anwesenden anderen männlichen Besuchern natürlich tiefste innerliche Empörung hervor…!

Mit im Gepäck hatten Her und ihre Mitstreiter Caleb Sherman (guitars, vocals), der wieder herrlich kauzige Brandon Roberts (bass, vocals) und Schlagzeuger Brandon Barnes (drums, vocals) ihr brandaktuelles Album „Revolution“, das von India Records für unseren Markt wieder mit viel Mühe und Liebe inszeniert worden ist. Dem tollen Cover der Scheibe konform, kam das Quartett dann auch in US-beflaggten Tüchern zunächst vermummt auf die Bühne und heizte mit „Be My Lover“ sofort ordentlich ein. Der heimliche Lenker der Band, Caleb Sherman, ließ direkt, schön Southern-mäßig, den Bottleneck über sein Arbeitsgerät sliden. Klasse Auftakt!

Das rhythmische „My Backyard“, auch vom starken „Raise A Little Hell“-Silberling, ließ die gute Laune, der leider wieder recht überschaubaren Besucheranzahl, weiter in die Höhe steigen. Das erste Stück aus der neuen Scheibe, „Only One“, wurde durch sexy anmutende Posen von Monique zusätzlich visuell upgedatet. Abgesehen davon, muss unbedingt erwähnt werden, dass sie eine wirklich starke Sängerin ist. Beim folgenden Titelstück „Revolution“ verhüllte sich die Protagonistin beim Intro zunächst im Dunklen auf dem Boden hockend komplett in die mitgeführte US-Flagge, um dann mit Einsetzen des Songhauptteils in eine rebellische Performance herauszuplatzen, bei der sie die Fahne dann mit wilden Bewegungen um Hals und Kopf schwung. Eindrucksvoll!

Im weiteren Verlauf präsentierte das Quartett toll gespielte Tracks wie „Crush“ (dazu wurde ja auch aktuell ein herrlich provozierendes Video produziert, das in klerikalen Kreisen sicherlich helle Begeisterung auslösen wird…), der Stadion-taugliche Rocker „Tonight“, das atmosphärische Robin Beck-mäßige „Damn“, „Where Did All The $ Go“ (Interaktion mit Publikum), das launige „Family Tree“ (Monique mit Tambourine-Shaking), das lasziv inszenierte „Seperately“ , „You“ und „Give It To Me“. Das furiose „White Thrash“ mit dem eingebundenen Who-Klassiker „Teenage Wasteland“ brachte die Stimmung endgültig zum Sieden.

Die Zugaben, wie das verspielte „Act Like You Know“ und das laut eingeforderte „Raise A Little Hell“ komplettierten einen versiert abgewickelten, stimmungsvollen wie ansehnlichen Gig, der auch meinem Revoluzzer-Kollegen aus alten Schultagen sichtlich Freude bereitet hatte. Anschließend gaben sich Her & Co. am Merchandising-Stand gewohnt lebensnah und die äußerst sympathische Monique nahm sich auch noch die Zeit für ein Interview mit uns. Ein echt lohnenswerter, toller Abend! So let the „Revolution“ roll on!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Her
Her bei Facebook
India Media Group
Yard Club Köln