Lindsay Ell – Interview

Gut 1 1/2 Stunden vor ihrem Gig im Rahmen der SOUND OF NASHVILLE-Reihe zusammen mit Kyle Daniel und Shy Carter als Support, hatten wir die Gelegenheit, mit der sympathischen Kanadierin im großzügigen Backstage-Bereich des Kölner Helios37 ein paar Worte zu wechseln.

Sounds Of South: Hallo Lindsay, willkommen in Köln. Du bist, soweit mir bekannt, jetzt zum dritten Mal in der Domstadt. Hattest du ein wenig Gelegenheit, dir auch ein paar Sehenswürdigkeiten der rheinischen Metropole anzusehen?
Lindsay Ell: Vielen Dank, es ist so toll, wieder hier zu sein. Ja, es ist das dritte, vielleicht vierte Mal, und ich liebe Köln. Es macht Spaß, hier zu sein. Ich freu mich riesig, bei euch in  Deutschland ein paar Shows spielen zu können. Wir haben echt einen verrückten Terminplan. Gerade noch gereist, geht es schon vom Zug zum Soundcheck, aber danach hatte ich noch ein wenig Zeit vor der Show in die Stadt zu gehen. So verweilte ich dort ein wenig, der Dom ist einer meiner Favoriten auf diesem Planeten.

Sounds Of South: Deutschland und New Country – passt das aus deinen bisherig erlebten Erfahrungen gut zusammen?
Lindsay Ell: Absolut, ich komme ja ursprünglich aus Kanada und bin dann nach Nashville gegangen. Aber immer, wenn ich in Deutschland bin, fühle ich mich zuhause wie in Kanada. Jeder ist hier so nett und einladend, das Essen ist großartig und alle sind so freundlich. Ich fühle mich hier sehr heimisch. Und ich lieb euer Bier, was will man also mehr, haha?

Sounds Of South: Wie bist du bis dato durch die Corona-Pandemie gekommen?
Lindsay Ell: Die letzten Jahre waren auf viele Arten herausfordernd für alle von uns, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ich glaube allerdings, dass wir aus diesen Lektionen einiges an wertvollen Dingen mitnehmen können, zum Beispiel zu Hause mit der Familie zu sein, ein bisschen ausgeglichener zu werden, oder ein wenig zu entschleunigen. Das habe ich zumindest daraus gelernt und ich bin dafür auch dankbar. Wir waren ständig unterwegs, tourten um die ganze Welt, aber es war schön, um mal kurz inne zu halten, zu Hause zu sein, mal Lebensmittel in den Kühlschrank zu packen, und einfach mal mit der Familie zusammen zu sein. Ich bin natürlich aber auch froh, wieder zurück zu sein und live spielen zu können. Ich denke wir haben viel gelernt in den letzten Jahren.

Sounds Of South: Während bei den Superstars (u. a. Rolling Stones, Ed Sheeran) bei ausverkauften Stadien hierzulande der Euro beim Besucher locker zu sitzen scheint, kämpfen die kleineren und mittleren Clubs dank Corona und Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Preisexplosionen und Zuschauerverlusten massiv ums Überleben. Hast du Ideen, wie man dort in naher Zukunft wieder in die Gewinnzone zurückkehren könnte?
Lindsay Ell: Das ist wirklich eine gute Frage! Ja, wie schon gesagt, es war sehr anstrengend für alle von uns, auf so viele unterschiedliche Arten in den letzten Jahren und du sagst, dass die großen Arenen es bei bestimmten Künstlern leichter hätten, wieder auf die Beine zu kommen. Ich meine allerdings, dass es eher an guten Shows liegt, die Künstler kommen zu lassen und die Leute daran zu erinnern, wie einzigartig Livemusik ist. Wir neigen dazu zu Hause rumzusitzen, Musik auf unseren Computern und Handies anzugucken, beziehungsweise anzuhören, aber nichts von dem kann das Gefühl einer echten Live-Performance, das Gemeinsame oder diese speziellen Momente an einem Austragungsort zu erleben, ersetzen. Man muss die Leute langsam wieder aus ihren Häusern herauslocken und ihnen nicht die Dinge ständig vorhalten und jammern, dass keiner mehr zu den Shows kommt, sondern gerade als kleine Location jetzt in die Zukunft investieren. Ich glaube fest, dass die Leute dann zurückkommen werden.

Sounds Of South: Wie sieht die Situation in den Staaten aus? Gibt es dort auch Auswirkungen zu bemerken?
Lindsay Ell: Ja, dankenswerter Weise ging es Mitte des letzten Jahres mit den Shows wieder bergauf. Auch hier gab es wie du schon anmerktest, viel kleine Clubs, die ihre Probleme hatten und so gerade zurecht kamen, aber irgendwie durchhielten und wieder öffneten. Die Shows sind nun wieder zurück und die Leute dort verstehen jetzt, dass Livemusik wichtig ist. Und, ehrlich gesagt, wenn  die Staaten ein Abbild oder eine Vorahnung dessen sind, wie es  sich entwickeln wird, habe ich ein gutes Gefühl für all diese kleineren Clubs.

Sounds Of South: Du bist aktuell noch mit dem 2020er Album „Heart Theory“ unterwegs. Obwohl wir dich bisher als recht lebenslustige Künstlerin wahrgenommen haben , guckst du auf dem Cover recht grimmig drein und auch die Songs sind ja als Abrechnung mit deinem bisherigen Beziehungsleben zu interpretieren. War es denn wirklich so schlimm?:-)
Lindsay Ell: Haha, weißt du, ich glaube wir alle erleben mal diesen Herzschmerz. Ich wollte eigentlich nur aufrichtige Songs schreiben und ich meine, es wäre nicht authentisch, immer nur ‚Friede-Freude-Eierkuchen‘-Lieder zu kreieren. Wir gehen alle mal durch schwierige Beziehungen. Wir verlieren Jobs, wir reisen durch die Welt, es sterben Familienmitglieder. Wir müssen uns mit diesen schwierigen Situationen auseinandersetzen. Diese Scheibe ist für mich ein Symbol, solche Dinge zu verarbeiten. All diese Sachen, dazu die Pandemie, waren für mich ein wichtiger Prozess, worüber ich dann einfach geschrieben habe. Vom Coverbild, über den ersten Track der Platte, befand ich mich wie in einem Schockzustand, durch den ich dann gegangen bin. All diese Emotionen, die wir fühlen, von Ablehnung, Zorn, Handeln bis hin zu Depressionen, um am Ende einen Ort zu finden, diese Dinge zu akzetieren. Ich wollte wirklich ein Album kreieren, das man vom Anfang bis Ende hören kann und wo man diesen Fortschritt spürt.

Sounds Of South: Der Abschlusstrack „Ready To Love“ suggeriert zumindest den Blick nach vorn. Ist mittlerweile Besserung in Sicht?:-)
Lindsay Ell: Ja, absolut. Es ist schon komisch, all die Musik, die ich momentan schreibe, ist sehr fröhlich und zum Wohlfühlen, wie  es mal war. Ich glaube, dass Musik auf so viele Arten heilsam ist. Es ist schon amüsant, wenn du einen Lernprozess durchläufst und wie es dann dein Leben verändern kann. Ich fühlte, ein Heartbreak-Album schreiben zu müssen und jetzt ist meine Musik vom Stil her, wieder viel fröhlicher.

Sounds Of South: Du hast ja im Verlauf der letzten Jahre mit richtigen Größen der Nashville-Szene getourt, beziehungsweise auch auf den Platten zusammengearbeitet. Welcher der Kollegen/innen hat dich am meisten beeindruckt und warum?
Lindsay Ell: Ja, ich liebe es mit Musikern zu touren, von denen ich noch was lernen kann. Ich habe viel von Brad Paisley und Keith Urban mitgenommen, vor allem ihre Art des Gitarrespielens. Mit Keith Urban auf Tour gewesen zu sein, war unglaublich, er ist so ein toller Songschreiber, Gitarrist und Performer. Auch mit Blake Shelton das Touren im vergangenen Jahr war klasse. Dazu habe ich einige Gigs mit Little Big Town gespielt.  Es macht soviel Spaß mit Leuten die Bühne zu teilen, zu denen man aufschauen kann. Vor ein paar Wochen durfte ich die Show für Shania Twain eröffnen, das war schon eine echte Nummer auf meiner Wunschliste und ich kann noch immer nicht glauben, dass das geschehen ist. Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wenn wenn du dich innerlich auf neue Sachen fokussierst, dass du sie auch wahr werden lassen kannst.

Sounds Of South: Ich persönlich bin ja ein großer Dann Huff-Fan. Von seiner rockmusikalischen Vergangenheit über seine Soli bis zu seinen Produktionen überzeugt er mich immer wieder. Auf’s Neue Er hat ja dein letztes Album produziert. Als was für einen Menschen hast du ihn kennengelernt?
Lindsay Ell: Dann ist der Größte! Er ist so ein unglaubliches Genie in Sachen Produktion und Gitarre spielen. Mit ihm im Studio arbeiten zu dürfen war ein fantastisches Erlebnis. Er ist ein humorvoller und auch ganz spezieller Typ. Und Dann Huff ist durch und durch einer der herzlichsten Menschen, die ich je getroffen habe. Es hat Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten und auch viel von ihm bei der Produktion zu lernen. Er ist einer meiner Herzenskünstler und es war toll mit ihm gewirkt zu haben.

Sounds Of South: Wie sehen deine nächsten Projekte aus?
Lindsay Ell: Ich bin im Studio schon sehr fleißig. Ich schreibe bereits an meinem nächsten Projekt. Im Herbst wird es neue Musik von mir geben und im nächsten Jahr kommt dann die neue Scheibe.

Sounds Of South: Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns gleich auf dein Konzert, alles Gute dafür!
Lindsay Ell: Oh, mein Gott, danke, dass ihr hierhin gekommen seid! Danke auch dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit mir zu sprechen.  Ich hoffe, dass euch die Show heute Abend gefallen wird.

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: Hi Lindsay, first of all, welcome to Cologne. As far as I know, your already for the third time in the Cathedral City of Cologne, aren’t you? Did u find some time to look for any places of interest at the Metropol of the Rhine as well?
Lindsay Ell: Thank you so much, It’s so great to be here. Yes I Think it is for sure my third, perhaps my forth time, but I love Cologne. I love beeing here, I’ve been excited to play some acts. We have been on such a crazy schedule. I’m even travelling, so we came right from the train to soundcheck, but I have a little time for the downtown before the show, so I might set up a little bit, the dome is one of my favourite places on the planet.

Sounds Of South: Germany and New Country-does it fit together from your previous experiences?
Lindsay Ell: Yes, I’m originally from Canada, and I moved down to Nashville. But whenever I’m in Germany, I feel like I’m at home in Canada. Everybody is just so kind and welcoming and the food is amazing and they are just so friendly. I just feel very home. And I love the good beer, what more can you need, haha?

Sounds Of South: How did you get through the Corona pandemic so far?
Lindsay Ell: The past few years have been challenging in so many different ways for all of us, you know, for a number of differnt reasons. But I think we are able to learn a lot of valuable lessons you know, it’s to be home with your family and feel a little more balanced and be able to slow down with something. That I know I ve learned a lot. I m so grateful for that time. We so used to be on the road, toured around the world, but it was actually nice for a brief moment to be home, put food in my fridge and be with my family and so I m very grateful being back to play live-shows, but I think we learned a lot in the past years.

Sounds Of South: While money seems to be pretty loose when it comes to superstars just like Rolling Stones, Ed Sheeran with sold out stadions in this country, are small and middle sized clubs ,thanks to corona, the Ukraine war and the connected Inflation to this, just fighting massively to survive. Do you have any ideas, how they could return in the profit zone?
Lindsay Ell: That is such a good question, you know! Ya, I think it’s been challaging like I said for all of us, in so many ways the last couple of years, and you write that the big venues get back easier on their feet, but I think I just about putting on the good shows and letting artits come and reminding people how special live music is, you know. I think we got used to sitting at home and watching music on our computers and our phones, but nothing will truly replace the feeling of a good live show and getting to see someone in the room and feeling that special moment in a venue. I think it asked people slowly to start coming out of the room to see live music again and don’t remember them how special live music was, not noone come back to my shows and as long the smaller venues are putting on their shows and investing in the future. I do believe that they will come back there.

Sounds Of South: What is the current situation in the US? Are there any impacts to remark on this?
Lindsay Ell: Yes, thankfully shows came back in the US in the middle of last year, There were a number of small venues as you said were struggling and just get by and kinda keep open and stay open, but thankfully they kind of made over it build it up a lot of them and shows are coming back and people have learned that live music is important. And honestly, if  the US is just even a picture of a foreshadow or what it may look like, I do have a good feeling for all those small venues.

Sounds Of South: You are currently on the way/on tour with the 2020th album (Heart Theory). Although we know/have taken you as a fun-loving artist, you are looking pretty grumpy on the cover and the songs are (probably) to be interpreted as a reckoning on you relationship so far. Was it really that bad?
Lindsay Ell: Hahah, you know, I think we all go through a heartbreak, I really want to write songs just from a honest place as a songwriter you know and I think it would be inauthentic for me to pretend we always be happy and always smiling. Ah ya, we all go through break-ups that are difficult. We lose jobs, we move across the world, we lose family members, we go through difficult situations. This record to me is just a symbol how we can work through that. Wheather it’s a break-up or losing a love-one or going through the problem of pandemic this record was so important to me too as sort of process to write how it went through it: from the picture on the cover from the first song of the record it hits me in a place of shock and than moving through, you know. All of the emotions we feel from denial to anger to bargaining to depression even and finally getting to a place of acceptance and at the end. I just really want to write an album that you can listen to top to bottom and hear that progression.

Sounds Of South: The final track („Reade To Love“) at least suggests looking ahead, (therefore)is there now improvement insight?
Lindsay Ell: Yes there is! It is so funny now all of the music that I am writing is really happy is really feel good as It has been. I do think music is healing in so many ways. It is amazing when you come through to that what you learn and how much it can change your life. And I do feel I have to write a heartbreak album and all the music I do now is in a much happier style.

Sounds Of South: In the last years you used to be on tour with very well known Bands of the Nashville scene, respektively cooperated on records as well. What colleague from them used to impresses u most of all?
Lindsay Ell: Yeah I have loved touring with so many artists that I would look up to. I learned a lot from Brad Paisley, and Keith Urban, from the way they play the guitar. Touring with Keith was just incredible, he is such an amazing writer and guitar player and performer. I loved being able to tour with Blake Shelton over the past year and have been playing some shows with Little Big Town and so it is just amazing to be able to tour with artits that I really just look up and to be able to share the stage with them. I just opened for Shania Twain a couple of weeks ago and it was just like a massiv thing of my bucked list and I can not believe that it was happening and I am so grateful for it. It is such a good example if you really put your mind on something new you can really make it happen.

Sounds Of South: I am personally a huge Dann Huff-Fan. He totally always convinced me from his Rock-music past, over his Solos, till his productions. He Used to produce your last album once again. As what kind of person to u get to know of him?
Lindsay Ell: Dann is the greatest. He is like such an incredible genius of a producer and a guitar player and obviously one of my idols as a guitar player and to be able to work with him in the studio was just an incredible experience. He is just amazing and special as a person. And through in and out Dann Huff is just one of the kindest hearts I’ll ever meet and i just love working with him and i learned so much from him as a musician producer and to speaking from my hearted artists it was amazing to work with him.

Sounds Of South: What are your next projects?
Lindsay Ell: I have been in the studio busy I have been wrinting my next project. I will have some new music coming up this fall as well as a new record next year.

Sounds Of South: Thank you very much for this Interview and i m looking (very much) forward to to your upcoming concert right now. Wishing you the very best to it.
Lindsay Ell: Oh my god, Thank you for beeing here! Thank you for taking the time to talk to me before and I hope you guys really enjoy the show tonight!

Bilder: Gernot Mangold
Interview: Daniel Daus

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Oktober Promotion
Helios37 Köln

Kulturrampenchef Markus ‚Pille‘ Peerlings – Interview

Pill-haupt

Eigentlich hätte ich gerne zum 15-jährigen Bestehen der Kulturrampe in Krefeld was zu einem Konzert geschrieben. Corona hat allerdings dafür gesorgt, dass dies nicht möglich ist. Um den Moment wenigstens ein klein wenig zu würdigen, verabredete ich mit Pille einen Termin, um wenigstens über 15 Jahre Kulturrampe reden zu können. Das schöne Wetter sorgte dafür, dass wir im ‚Biergarten‘ der Rampe zunächst eine Gourmetcurrywurst mit Pommes mit dem dazugehörenden Hygieneabstand zu uns nahmen, um dann gestärkt, 15 Jahre Krefelder Kulturgeschichte, Revue zu passieren zu lassen.

15875589_1270323359681975_3936416758692995256_oSounds Of South: Pille, 15 Jahre Kulturrampe sind schon ein beachtlicher Zeitraum. Wie kamst du damals auf die Idee, die Kulturrampe zu eröffnen?
Pille: Das ist eigentlich eine ganz simple Geschichte. Das waren hier früher Proberäume und ich war von der Krefelder Musikerinitiative für die Vermietung zuständig. Irgendwann lief das nicht mehr so gut und wir überlegten, was man mit den Räumen machen kann. Da kam dann ein Abend mit mehrere Leuten und einigem Bier, wo wir uns Gedanken machten und irgendeiner sagte „Konzerte“. Daran konnten wir uns am nächsten Morgen noch erinnern und wir haben es einfach so gemacht.

Sounds Of South: Einfach so gemacht? Die Räume waren ja angemietet, aber für eine andere Nutzung?
Pille: ‚Einfach so gemacht‘ ist natürlich nur grob umschrieben. Es mussten schon einige Formalitäten erledigt werden, bis es letztendlich umgesetzt werden konnte.

Sounds Of South: Gab es damals in irgendeiner Form eine Unterstützung der Stadt? Ich denke da zum Beispiel an besonders günstige Pachtbedingungen oder bist du da allein ins Risiko gegangen?
Pille: Nein, wir waren mit ein paar Leuten und die Sache wurde aus der Idee geboren und wir haben es dann umgesetzt.

100A5403-Bearbeitet-1024x683Sounds Of South: Wurde denn in einer Form eine Förderung z. B. durch das Kulturbüro der Stadt angeboten oder beantragt?
Pille: Nein, das haben wir ganz bewusst nicht gemacht, um uns in keine Abhängigkeit zu bringen. Es gab allerdings auch eine Zeit, als es finanziell sehr knapp war, wo die Stadt uns geholfen hat. Was auf jedem Fall gesagt werden muss, dass die Stadt uns sehr wohlgesonnen war, was oft schon viel wert ist. Aber Sachen wie z. B. einen Erlass der Miete oder Ähnliches gab es nicht, war von uns aber auch gar nicht gewollt.

Sounds Of South: Seit unserem Bestehen als Online-Magazin vor fünf Jahren berichten wir regelmäßig von Konzerten, die in der Rampe stattfanden. Ich möchte sogar so weit gehen, dass mir der Laden ans Herz gewachsen ist. In diesen Jahren habe ich eine unglaubliche Dynamik erlebt, auch was die Anzahl von Konzerten angeht, welche wohl 2018 von der Frequenz her, mit zum Teil zwei bis drei Veranstaltungen pro Woche, ihren Höhepunkt, hatte.
Pille: Ja das stimmt. Das war vor allem eine logistische Herausforderung. 2019 wäre es vermutlich auch in der Form weitergegangen, aber in dem Jahr entschlossen wir uns, die Rampe zu renovieren und hatten deshalb natürlich ein etwas schmaleres Programm.

14524516_1175728582474787_6604584540681543219_oSounds Of South: In der Umbauphase wurde von Freunden der Kulturrampe ein Förderverein gegründet, um finanziell, aber auch mit Arbeitskraft zu unterstützen. Das war dann das erste Mal, dass es so zu einer Unterstützung von außen kam. Entstand die Gründung vielleicht auch aus der Angst, dass es sonst finanziell nicht reichen könnte?
Pille: Jein, das ist eigentlich eine eher gewachsene Sache. Es gab schon immer Leute, die mir Hilfe angeboten und mich auch unterstützt haben, ohne die wir es gar nicht die ganzen Jahre geschafft hätten. Das lief schon seit langer Zeit, bis einige Leute sich entschlossen haben, den Verein zu gründen. So haben wir eine gute Unterstützung für Kosten, die wir zu tragen haben. Und ehrlich gesagt würde es ohne diese Unterstützung den Laden zumindest in der Form nicht mehr geben.

PD_12_File_017-1Sounds Of South: Ich habe hier eine interessante Liste liegen, was du in der Zukunft an Konzerten in der Planung hast. Auf Namen und Daten will ich gar nicht eingehen, da zurzeit keine verlässliche bindende Planung möglich ist. Wenn man sich Bands anschaut, die hier gespielt haben, stellt sich die Frage, wie du das schaffst, solche Acts wie z.B. Little Caesar oder Robert Jon & The Wreck auf die Bühne zu holen, da die Einnahmen durch den Ticketverkauf bei maximal 120 Gästen und sehr humanen Preisen begrenzt sind.
Pille: Die Frage ist aus mehreren Sichtweisen zu beantworten. Zunächst einmal glaube ich, dass wir mit dem Führen des Ladens und dem Umgang mit den Künstlern vieles richtig gemacht haben. Wir haben immer einen großen Wert auf die Technik gelegt, dass ein guter Sound besteht und haben immer versierte Techniker gehabt, was für so kleine Läden auch nicht unbedingt selbstverständlich ist. Ich glaube, das ist ein Faktor, der für Musiker immer sehr wichtig ist. Von den Gagen halten wir diese immer so hoch wie möglich, wobei diese natürlich durch die Größe des Ladens begrenzt sind. Das stellt für uns dann natürlich ein Problem dar, wenn eine bestimmte Summe vereinbart ist, und dann der Laden nur halb voll ist.

Sounds Of South: Kannst du dir vorstellen, dass manche Künstler auch bewusst auf Gage verzichten, da in der Rampe ein Wohlfühlfaktor herrscht und Konzerte oft eine regelrechte Party sind, die manchmal zu Beginn oder Ende einer Tour gefeiert wird?
Pille: Ich kann mir gut vorstellen, dass wir mit unserem Umgang und unserer Philosophie dazu beitragen, dass viele Künstler einen großen Spaß haben, hier aufzutreten. Nichtsdestotrotz sind die Gagen auf einem verdient hohen Niveau. Ein weiterer Faktor ist natürlich, dass wir ein schon etwas älteres begeisterungsfähiges Publikum haben, welches nach dem Konzert gerne am Merchstand verweilt und sich mit verschiedensten Produkten eindeckt, deren Erlös direkt den Künstlern zu Gute kommt. Ich glaube, das hat sich auch bei den Künstlern und Tourmanagern rumgesprochen und erleichtert manchmal die Verhandlungen.

100A5485-Bearbeitet-1024x683Sounds Of South: Wo gerade das Tourmanagement angesprochen wurde. Du arbeitest auch viel mit Teenage Head Music zusammen und ich habe den Eindruck, dass du zu deren Chief Manny Montana mit der Zeit ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hast. Erleichtert dies manchmal die Realisierung von Acts?
Pille: Ja, das stimmt. Es hat sich wirklich etwas, wie auch zu anderen Agenturen, entwickelt. Es besteht fast schon ein blindes Verständnis. Er weiß ziemlich genau, was hier gerne gehört wird und er hat dann immer die passenden Bands für unseren Laden bei sich in der Agentur. Wichtig ist für uns allerdings nicht nur die spielerische Qualität der Bands, sondern auch, wie sie menschlich zu uns passen. Wenn wir da schlechte Erfahrungen machen würden, wäre es ein einmaliger Auftritt gewesen. Man kann fast sagen, dass, wenn z. B. von Teenage Head jemand bei uns auftritt, man das Gefühl hat, gute Freunde oder Familie kommen zu Besuch.

Sounds Of South: Genau das Gefühl haben wir auch. Einmal fühlen wir uns bei dir immer wie Gäste, aber auch zu Manny und einigen Künstlern hat sich etwas wie eine Freundschaft entwickelt, was für uns persönlich natürlich auch wie eine Wohlfühloase ist.
Pille: Genau das meine ich. Die Musikszene, gerade in unserer Musikrichtung, ist eher klein, dass man fast zwangsläufig zusammenwächst. Man schätzt sich untereinander, was für mich persönlich sehr wichtig ist.

Sounds Of South: Jetzt gehen wir mal aus der Wohlfühlecke in die aktuell eher bedrückende, durch Corona bedingte Situation. Vor ziemlich genau einem Jahr war Thorbjörn Risager das letzte Konzert, von dem ich vor dem ersten Lockdown berichtete. Wie ging es danach weiter, da Konzerte in der Rampe erst einmal nicht mehr realisierbar waren?
Pille: Nach Risager waren noch zwei Konzerte und am 13. März mussten wir ein Konzert absagen, nachdem der Soundscheck schon gelaufen war. Ein trauriger Abend, Hotelzimmer waren gebucht und und und. Als es im späten Frühjahr wieder möglich war, hatte wir das Glück mit dem Schlachtgarten einen Partner zu haben, mit dem wir im Vorjahr schon ein Openair Konzert veranstaltet hatten. So konnten wir einige Konzerte, welche wir im Sommer geplant hatten, in den Schlachtgarten umlegen. Damit war den Künstlern die Möglichkeit gegeben aufzutreten und da das Gelände recht weitläufig ist, konnten wir einiges auch im Rahmen der damals bestehenden Hygienebedingungen durchführen.

AQ2A2401Sounds Of South: Corona wird irgendwann aufhören oder sagen wir besser, wir werden Möglichkeiten haben, Corona in den Griff zu bekommen. Wie geht es dann weiter? Habt ihr schon ein Konzept für einen Wiedereinstieg? Gibt es Gedanken über eine spätere Zusammenarbeit mit dem Schlachtgarten für Konzerte im Sommer, wo eventuell mehr als 120 Zuschauer zu erwarten sind?
Pille: Gedanken über Kooperationen habe ich mir schon gemacht. Jetzt geht es aber erst einmal um die Planung für den Sommer, wo hoffentlich wieder die Möglichkeit gegeben ist, mit geeigneten Konzepten, Veranstaltungen durchzuführen. Darüber hinaus könnte eine Zusammenarbeit auch nach Corona im Sommer sinnvoll sein. In der Rampe ist es im Sommer manchmal doch sehr warm, sodass eine Openair-Location auch für die Zuschauer attraktiv sein kann. Ich kann auch nur sagen, dass es mit dem Schlachtgarten in jeder Hinsicht eine gute Zusammenarbeit im letzten Jahr war. Dass Konzerte vor dem Herbst in der Rampe stattfinden werden, halte ich für eher unwahrscheinlich, es sei denn es sind kaum spezielle Hygieneregeln zu beachten, da vermutlich die Zuschauerzahl sonst so begrenzt sein wird, dass ein Konzert sich nicht tragen kann.

AQ2A5701Sounds Of South: Nun aber noch einmal ein kleiner Rückblick auf 15 Jahre Kulturrampe. Wie viele Konzerte haben auf der schrägen Bühne schon stattgefunden? Gab es für dich besondere Highlights oder Momente, wobei die Frage natürlich schwer zu beantworten ist, da jeder Künstler und jedes Konzert für sich etwas Besonderes ist.
Pille: Ich schätze, dass es um die 1500 Konzerte waren. Es gab natürlich einige besondere Momente, wo, wie du gesagt hast, nicht unbedingt die Qualität der Musik die entscheidende Rolle spielte. Ich erinnere mich an die Band Times Bold, die Indiepop macht. Das ist schon sehr lange her, war für mich aber ein Moment, der mir zeigte, dass es richtig ist, was wir hier machen. Die Band war fast fertig und spielte noch eine Zugabe. Dafür setzten Sie sich auf die Bühnenkante, holten eine singende Säge raus, ließen die erklingen und sangen dazu einen Song. Die vielleicht 45 Zuschauer gingen alle nach vorne zur Band und ich stand hinten hinter der Theke, es war mucksmäuschenstill, man hörte nichts außer der Säge und dem Gesang der Band. Es war irgendwie ein magischer Moment, der mich in meinem Tun bestärkte.

DSC0012-1024x682Sounds Of South: Wo du gerade von der Ruhe redest. Ich erinnere mich an ein Konzert, wo du Gäste aufgefordert hattest, eine lautstarke Unterhaltung zu beenden, da alle anderen hier sind, um Musik zu hören.
Pille: Ja, das kommt zum Glück sehr selten vor, da wir hier ein sehr musikbegeistertes und auch diszipliniertes Publikum haben, welches einen großen Respekt vor der Arbeit der Musiker hat.

Sounds Of South: In einem ähnlichen Zusammenhang erinnere ich mich an eine Ansage von dir vor einem Konzert, wo du darum gebeten hast, dass nach dem zweiten Stück, keine Bilder mehr gemacht werden sollen. Dies hatte mich damals zunächst irritiert, da ich für Berichte auch einiges an Bildern mache, aber versuche, mich so am Bühnenrand, zuweilen sogar fast hinter den Boxen aufzuhalten, um nicht zu stören.
Pille: Ja, da hast du Recht. Es gibt Fotografen, die sich respektvoll verhalten, aber es gibt auch Knipser, die regelrecht störend sein können, wenn die Kamera oder das Handy hochgehalten werden, dass die dahinter Stehenden nichts mehr sehen, wenn geblitzt wird, oder einfach nicht erkannt wird, wenn ein Moment der Ruhe ist und nicht, um vor der Bühne rum zu hüpfen oder klickende Reihenaufnahmen zu machen.

100A4576-BearbeitetSounds Of South: Da bin ich ja beruhigt, da ich mich da nicht angesprochen fühle. 😉 Nun aber wieder zurück zu besonderen Momenten.
Pille: Da fällt mir sofort ein, wo Robert Jon & The Wreck und Hogjaw, zwei Bands, die ich besonders schätze, gemeinsam auf der Bühne standen. Da hab ich gedacht … eigentlich hab ich gar nichts gedacht. Ich habe nur gespürt, dass dies etwas ganz Besonderes, auch für die Zuschauer war. Aber auch sonst gab es viele besondere Künstler. Mit einem Blaze Bailey, einen ehemaligen Sänger von Iron Maiden hier zu haben, oder Little Caesar, das war schon stark. Für mich waren aber auch alle anderen für sich etwas Besonderes. Der Vorteil ist natürlich, dass ich die Musik der Künstler, die hier auftreten, gut finde.

100A0679-Bearbeitet_bearbeitet-1-1024x683Sounds Of South:  Für uns gab es auch viele Momente, in denen wir Kontakte zu Künstlern gewonnen haben und wir fühlen uns in der Rampe fast schon wie in einem zweiten Wohnzimmer. Was mich persönlich auch freute, war, dass mindestens ein Bild im Absolva-Livealbum, von einem Konzert in der Rampe stammte.
Pille: Ihr seid bei uns auch immer willkommen, da es für uns auch eine gute Sache ist, wenn über Konzerte in der Rampe zeitnah und authentisch berichtet wird.

Sounds Of South: Danke Pille, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich wünsche und hoffe, dass deine Pläne für 2021 sich erfüllen und wir dann, wenn es möglich ist, unter dem Motto „Kein Rock`n`Roll ist auch keine Lösung“, wieder von vielen Konzerten berichten können.

Das Interview führte Gernot Mangold.

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HER – 30.01.2019, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Eine Musikerin, die wir seit Anbeginn unseres Wirkens hier in Sounds Of South aufgrund ihrer charmanten, lebenslustigen und einvernehmenden Art – ok, nicht zu vergessen, dass sie auch noch klasse aussieht – in unser Herz geschlossen haben, ist zweifelsohne Monique Staffile.

Zunächst unter Her & Kings County firmierend, mittlerweile als HER ganz auf sich fokussiert, haben wir schon einige CD-Reviews, Konzertberichte und auch ein Interview über sie in unserem Portfolio.

Sie hatte sich passend zum Titel ihres neuen Albums „Black And White“ in ein züchtig anmutendes, schwarz-weißes Zofen-Oberteil geschmissen, was aber in Verbindung mit kurzem Rock, schwarzen Stiefeln, knallroter, zum Lippenstift passender Kappe, ein ziemliches heißes Gesamtbild ergab und den großflockig runterkommenden Schnee im Umkreis der Kantine an den Rande des Schmelzmodus brachte.

20:15 Uhr legte zunächst die, mit dem schlaksigen, aber sehr agilen Drummer Johannes Greer (mit badekappenartiger Haartracht) und Bassist Jonathan Stoye, neu formierte Rhythmusfraktion, plus Langzeitweggefährte Caleb Sherman, ein Instrumental als Intro hin, das mit dem Erscheinen von Monique auf der Bühne in ein fast Meat Loaf-mäßiges „A Plan“ vom neuen Werk überging.

Im weiteren Verlauf gab es dann natürlich mit Tracks wie u. a. „You Don’t Want Me Anymore“, „Taking Up Space“, „You“, „Black And White“, „Heartbreak“ und dem emotional besungenen, verstorbenen Bekannten Moniques gewidmeten „Right Now“, überwiegend ordentlich stampfenden, krawalligen und meist auch schön rhythmischen Rock, der durch die energiegeladene Frontperformance und das Posen der Protagonistin, eine ungeheure positive Dynamik frei werden ließ.

Als mein Favorit des Abends entpuppte sich das Titelstück eines früheren Albums, „Gold“, das dank Shermans E-Gitarrenspiel, eine dezente Southern Rock-Note erhielt.

Über „Seriously“ (mit teilweise kindlicher Kate Bush-Piepsstimme), das am Ende aufbrausende „Crush“, das an die Beastie Boys erinnernde „On Regrets“, „Money“ (mit Interaktion), „Seperately“ (schönes laszives Posing von Monique am Mikro), ging es dann zum Abschlussstück des Haupteils, „Revolution“, das mit Amerika-Fahne, bei der die Sterne im blauen Teil durch ein Peace-Symbol ersetzt waren, effektvoll als Trump-Kritik (Sherman erzählte uns später, dass in den Staaten selbst George Bush mittlerweile als das wesentlich geringere Übel angesehen wird) in Szene gesetzt wurde.

Als Zugaben gab es ein Medley aus wild zusammengeworfenen Rock-/Pop-Country-Klassikern wie „Money For Nothing“, „Beat It“, „Cherry Bombs“, „Fight For Your Right“ und „Country Roads“ sowie ein launiges „Tonight“ aus dem eigenen Fundus zum endgültigen Finale.

Nach dem Gig erkannte Monique uns sofort, bedankte sich für die Unterstützung und quatschte ein bisschen mit uns (später auch Caleb). Für unser obligatorisches Logobild posierte sie dann natürlich auch noch und überreichte mir ihre neue CD zum Besprechen (Review folgt demnächst). Während Gernot und ich uns in Richtung Rheinberg durch die winterliche Nacht aufmachten, stehen für HER & Co. als nächste Stationen, weitere Gigs in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz auf dem Programm. Hingehen und Spaß haben!

Line-up HER:
Monique Staffile (lead vocals, percussion)
Caleb Sherman (electric guitar, vocals)
Johannes Greer (drums)
Jonathan Stoye (bass)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Yard Club Köln

The Cadillac Three – Interview

Gut zwei Jahre nachdem wir mit den Jungs von The Cadillac Three schon einmal gesprochen hatten, sind wir von Oktober Promotion um ein weiteres Interview gebeten worden, dem wir natürlich gerne nachgekommen sind. Das hatten Jaren Johnston, Kelby Ray und Neil Mason vor ihrem Konzert in einem Büroraum oberhalb des Luxors diesmal preiszugeben:

Sounds Of South: Schön euch wieder zusehen. Ihr seid jetzt schon mehrfach im Luxor in Köln aufgetreten. Was zieht euch immer wieder hierhin, was gefällt euch an diesem Club?
The Cadillac Three: (Jaren) Wir lieben den ‚Duftstoff‘ dieser schwitzigen Rock Clubs. Wir kommen aus den Staaten hierher und spielen vor diesen wirklich Southern Rock-verrückten Deutschen. Das gibt uns ein heimisches Gefühl. So macht es hier dann einfach eben großen Spaß!

Sounds Of South: Im Sommer habt ihr auf einigen Festivals gespielt. Wo ist für euch der Unterschied zu Konzerten in Clubs wie dem Luxor?
The Cadillac Three: (Kelby) Es ist eigentlich nur die Größe, nehmen wir mal als Vergleich das Ramblin‘ Man-Festival. (Jaren) Die Energie bei beiden ist aber meist dieselbe. Es war dort wohl mit die größte Zuschauermenge, vor der wir mit einigen anderen Bands gespielt haben, aber ich persönlich mag  diese Gigs hier mehr, weil sie in einer viel intimeren Atmosphäre stattfinden. Du schwitzt hier gemeinsam mit der Menge. Insgesamt sind  beide Sachen sehr schön, haben aber natürlich auch ihre kleinen Unterschiede.

Sounds Of South: Bei den Konzerten, die wir von euch bisher gesehen haben, habt ihr eure Songs eher hart gespielt. Gibt es einen Unterschied zu euren Performances in Amerika und Europa, speziell in Deutschland?
The Cadillac Three: (Kelby) Nicht wirklich, wir spielen eigentlich immer auf gleiche Art, egal, wo wir gerade sind. Die Musik überträgt sich einfach von alleine auf die verschiedenen Menschen auf diesem Erdball. (Jaren) Es ist schon eine wilde Sache. In den Staaten spielen wir zum Beispiel mit großen Countrystars, auch da machen wir einfach unser Ding.  Eigentlich ist es immer der gleiche verrückte Kram, aber es gefällt überall und das ist das Gute daran. Es hilft uns in unserer Entwicklung und auf unterschiedliche Situationen zu reagieren. Auch wenn wir fast immer die gleiche Setliste spielen, es überträgt sich auf sehr viele Audienzen. Die Country-Kundschaft liebt die harte Seite unserer Musik, die Rock-Gemeinde mag, dass wir hart sind, aber auch einiges bieten, was ihre Bands nicht liefern.

Sounds Of South: Ich gehe davon aus, dass die kreativen Synapsen bei euch nicht still stehen. Wie steht es bei euch mit neuem Songmaterial?
The Cadillac Three: (Kelby) Wir haben neue Lieder! (Jaren) Wir arbeiten  an einer neuen Scheibe. (Neil) Wir spielen zur Zeit schon welche im Set. Wir sind dabei die Sache abzuschließen, sie wird irgendwann nächstes Jahr herauskommen. Wir arbeiten eigentlich immer an neuer Musik, auch wenn wir ein Album gerade abgeschlossen haben. Wir schreiben die ganze Zeit neue Songs, so sind sie dann halt wieder auf dem darauf folgenden Album.

Sounds Of South: Eure Besetzung ist in dieser Form etwas Besonderes. Gab es irgendwann einmal das Bestreben einen Bassspieler einzusetzen?
The Cadillac Three: (Kelby) Nein! Auf gar keinen Fall! (Jaren) Ein Typ in Berlin fragte mich letzte Nacht nach dem Gig das gleiche. (Kelby) Er war wahrscheinlich Bass-Spieler… (Jaren) Wir haben mit Kelby ja quasi einen Bass-Spieler. Er bedient auf seiner Pedal Steel beide Felder, wir sind da untereinander genügsam. Wir hatten zu Beginn mal an einem Punkt darüber nachgedacht, einen anderen Rahmen zu setzen, sind dann aber zum Entschluss gekommen, dass es einfach nicht mehr dasselbe wäre. Du kannst niemand anderen in diesen speziellen Mix hineinbringen. Wir sind schon so lange miteinander verbunden. Kelby macht solch einen fast schon wissenschaftlich coolen und so differenzierten Job, den andere Leute einfach nicht bieten. Es ist ein außerordentliches Element sowohl für die Band als auch für die Besucher. (Kelby) Es ist schon einzigartig.

Sounds Of South: Du hattest ja mit der Produktion von Steven Tylers Album einen echten Clou gelandet. Mit welchen prominenten oder auch nicht bekannten Musikern würdest du nochmal gerne kooperieren?
The Cadillac Three: (Jaren)  Die Steven Tyler-Geschichte war eine spaßige Sache aber auch absolutes Neuland für mich. Für uns alle wäre es toll, mal mit Dave Grohl (Scream, Nirvana, Queens Of The Stone Age, Them Crooked Vultures, Foo Fighters) zu arbeiten. Ich war schon immer ein absoluter Fan von ihm. (Kelby) Wir würden natürlich auch gerne Tom Petty sagen, aber der ist ja leider nicht mehr unter uns, somit ist es wohl am Ende Dave Grohl.

Sounds Of South: Was waren für euch die herausragenden Alben/Bands 2019?
The Cadillac Three: (Jaren) Wir alle lieben die Brent Cobb-Scheibe, er hat einen Super-Job gemacht. Wir finden eine Menge Bands gut, jetzt gerade auch welche aus Großbritannien, mit denen wir Freundschaft geschlossen haben. Da wären zum Beispiel die Rival Sons. Die Jungs sind klasse. Puh, irgendwie fragt mich das jeder… Bevor wir nach Europa gekommen sind, haben wir eigentlich durchgängig ZZ Top gehört und über ihre Musik diskutiert. Wir mögen auch vieles von Kurt Vile, der hat einige großartige Platten gemacht.

Sounds Of South: Wer hat (außer euch) am ehesten das Potential, den Southern Rock populär zu halten, die ehemaligen ‚Alphatiere‘ (Skynyrd, Molly Hatchet) sind ja mittlerweile doch beträchtlich in die Jahre gekommen.
The Cadillac Three: (Kelby) Niemand außer uns! (Jaren) Wir müssen da vorsichtig mit der Antwort sein, das hat uns schon mal Ärger eingebracht. Blackberry Smoke machen einen hervorragenden Job, ich liebe die Jungs. Black Stone Cherry natürlich, die auch  hier waren. Es passieren gerade viel Dinge, ihr habt diese Band aus Kalifornien (Robert Jon & The Wreck) eingangs vor dem Interview erwähnt. Wir haben einige Southern Rock Bands in Großbritannien erlebt. Ich glaube wir sind mit die besten Botschafter der Dinge, die diese Bands einst begonnen haben. Wir machen eine recht spezielle Sache, ähnlich wie ZZ Top, aber natürlich stilistisch ganz anders. So mitten drin in der direkten Nähe zu den Allman Brothers sehe ich Blackberry Smoke. Aber es gibt auch einige coole Bands aus Nashville, wie The Steel Woods zum Beispiel, die auch ihr ganz eigenes Ding durchziehen. Lukas Nelson (Sohn von Willie Nelson) hat auch eine tolle Scheibe herausgebracht.

Sounds Of South: Welchen Stellenwert haben Online-Magazine wie unser Sounds Of South für euch?
The Cadillac Three: (Jaren) Ich bekomme jeden Morgen Google-Updates, was online bezüglich meines Namens oder des von The Cadillac Three passiert. (Neil) Wir kennen eigentlich recht viele. (Jaren) Sie sind für unsere Weiterentwicklung sehr hilfreich.

Sounds Of South: Wie sehen eure Planungen für das Jahr 2019 im Groben und Ganzen aus? Werdet ihr wieder in Deutschland präsent sein?
The Cadillac Three: (Kelby) Wir werden wieder ziemlich viel touren, da ja das neue Album ansteht. (Jaren) Wir werden eine große Tour zusammen mit der Charlie Daniels Band und Travis Tritt spielen. (Kelby) Auch einige Gigs zusammen mit Marshall Tucker. (Neil) Wir werden die Country Fuzz Tour als Headliner anführen, im Sommer und Herbst auch wieder hierhin zurückkehren.

Sounds Of South: Wie hat sich dein Leben durch Sohnemann Jude verändert? Habt ihr schon den ersten Song zusammen geschrieben…?:-)
The Cadillac Three: (Jaren lachend) Wir jammen schon ein wenig, er spielt schon ganz gut Drums. Dabei ist er gerade mal zwanzig Monate alt. Wir nehmen ihn in den Staaten schon des öfteren mit zu den Konzerten, wann immer es geht. Hierhin ist es aber noch zu weit. Er ist schon richtig besessen, er erfährt alles ziemlich authentisch. Mein Vater, der Vater meiner Frau als auch meine Frau sind alle Drummer, so hat er es wohl schon im Blut. Klar, dass er auch uns alle ein wenig verändert hat, wir fühlen uns älter und reifer. Für mich persönlich hat der Tag, wo es früher acht Stunden Beschäftigung waren, jetzt 16 Stunden, dieser übliche Schlafloskram, du weißt schon. Aber es ist schon unterhaltsam, ihn von der Bühne mit seinen Kopfhörern beobachten, wie er unsere Shows verfolgt.

Danke für das Interview, wir wünschen euch eine gute Heimreise, frohe Weihnachten und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2019.

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: It’s great to see you again. As far as I know you guys have performed a couple of times in the Luxor Cologne. What do you like most about it?
The Cadillac Three: (Jaren) We love the gamone of these sweaty Rock clubs. We came up playin‘ the States and it’s a feeling at home but you’re playing for these crazy Germans that are really in the Southern Rock.  It’s a sweaty Rock’n’roll club, so it’s a lot of fun.

Sounds Of South: In summer you played a few festivals. What is the difference for you to gigs like these in the Luxor?
The Cadillac Three: (Kelby) It’s just the seize, really, for example when we played Ramblin‘ Man. (Jaren) The energy of both is mostly the same, it was probalby the biggest crowd we’d ever played for with a couple of bands, but I like these things more, it’s so intimate, you are sweating on each other with the crowd,  they are both amazing, but they have their kinda differences both.

Sounds Of South: The Cadillac Three concert songs we have seen so far here were really hard played. Are there any differences about your performances between America, Europe and especially in terms of Germany?
The Cadillac Three: (Kelby) Not really, we play the same no matter where we are, the music translates to all the different types of people all over the world. (Jaren) It’s pretty wild, cause we are playing in the States with big country artists and we came out playing the same thing tonight. It’s sweaty, drunken and buffoon, the same stupid shit every night, it works everywhere, but that’s what’s been so good. It helps our band grow every night and cross through the different situations. We do play the same set every night, but it’s catering to a lot of audiences. The Country genre loves our heavier side of that, the rock genre loves us, because we are heavy, but having a lot of different things other bands don’t have in genre.

Sounds Of South: I presume that your creative synapsis do not stand still. What about any new song materials?
The Cadillac Three: (Kelby) We have new songs! (Jaren) We are working on a new record. (Neil) We are playing a few in the live sets. It is done, we are finishing it now, so it will be out some time next year. We are always working on new music, even when we are finishing an album like we did right now, we writing new stuff all the time, so it could be easily to be on the next album.

Sounds Of South: Your line-up is something special. Have you ever thought to involve a bass player?
The Cadillac Three: (Kelby) No! (Jaren) A guy in Berlin asked me that question last night, too.  (Kelby) He probably was a bass player… (Jaren) We do have a bass player! Kelby is covering both grounds, we are frugal with each other. We thought about it some point when we were starting, bringing another frame, but it just wouldn’t be the same. You can’t through someone else in this mix, cause we are so close, the fact that Kelby is doing such a scientific cool different thing that other people aren’t doing. It is a really exciting element for our band and the spectators, too. (Kelby) It’s a unique thing.

Sounds Of South: You used to be indeed very successful with the production of Steven Tyler’s album. With which prominent or less prominent musicians would you love to work with in future?
The Cadillac Three: (Jaren) The Steven thing was a lof fun, but it was a bucket list moment. For all of us it would be a great fun to work with Dave Grohl (Scream, Nirvana, Queens Of The Stone Age, Them Crooked Vultures, Foo Fighters).  I’ve always been a huge Dave Grohl fan. (Kelby) We use to say Tom Petty but he passed away,  so it’s tough – so it would be probably Dave Grohl.

Sounds Of South:What albums /bands were the most outstanding ones in 2018.
The Cadillac Three: (Jaren) We all loved the Brent Cobb record, he did a great job on that.  We like a bunch of bands, especially from the UK we became friends with, for example the Rival Sons. We love those guys. Ooh everyone asks me that shit… We constantly heard ZZ Top before we went to Europe and talked about their music. We love a lot of Kurt Vile. I think he is making some great records.

Sounds Of South: Who (except you guys) will rather have the biggest potential to keep Southern Rock alive/popular? The former alpha animals like Skynyrd or Molly Hatchet e. g. became meanwhile pretty old…
The Cadillac Three: (Kelby) Just us, nobody else! (Jaren) We must be careful probably to answer this, because we got some trouble one time. Blackberry Smoke is doing a great job, I love those guys. Black Stone Cherry obviously, they are still doin‘ really great over here. There’s a lot of cool things happening, you mentioned a band from California earlier (before the interview), we saw some Southern Rock bands over here in the UK. I think we are the best torch carriers. We are doing something very unique, it’s our aproach to what those guys did, it’s close to ZZ Top, but something different. Right on the middle the next the Allman Brothers is Blackberry Smoke, no question, you know. But there are lot of cool bands from Nashville like The Steel Woods, they are doing their own take on what these guys pay. Lukas Nelson made a killer record, too.

Sounds Of South: Which rank has an online magazine like ours in your mind?
The Cadillac Three: (Jaren) I get google updates on my phone concerning my name or The Cadillac Three every morning. (Neil) We know a lot of them. (Jaren) They are very helpful for us kinda building what we are doing.

Sounds Of South:What are the plans in 2019 so far? Are you guys going to take on tour next year again?
The Cadillac Three: (Kelby) A lot of touring you know, like we have new songs recorded and the new album’s coming out at some point. (Jaren) We do a tour with The Charlie Daniels Band and Travis Tritt. (Kelby) Some shows with Marshall Tucker. (Neil) we headline Country Fuzz Tour, we’ll be back here summer and fall.

Sounds Of South: How has changed your life since the birth of your son Jude? Have you already written a song together…?:-)
The Cadillac Three: (Jaren laughs) We jammed quite a bit, he’s playin‘ drums pretty well. He’s 20 month old, we got to bring him on the road pretty lot in The United States whenever we can, but we haven’t done the journey over here with him yet. He’s obsessed in music, he gets it very honestly, you know. My dad, my wife’s dad and my wife are drummers, he’s easy up with it. It changed all of us a little bit, it make us all feel older and more mature. But the main thing that has changed in me is he gets up early and your day  – where it used to be 8 hours before – is now 16 hours long – the doing without sleeping shit…, you know. But it is very amazing being on stage and seeing him with the head phones on watching our shows.

Sounds Of South: Thanks for the interview, good luck for your trip home, merry Christmas, keep healthy and a successful 2019!

Bilder: Gernot Mangold
Interview/Text: Daniel Daus

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Oktober Promotion

Aaron Einhouse – Interview

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Der texanische Singer/Songwriter/Musiker Aaron Einhouse, der letztes Jahr mit seinem saustarken Album „It Ain’t Pretty“ überzeugt hatte, berichtet uns über seine aktuelle Situation und sein derzeitiges Treiben.

Hallo Aaron, vielen Dank, dass du dich für ein Interview zur Verfügung stellst.

Sounds Of South: Ich hoffe deine Familie, Freunde, Bekanntschaften und Fans in Texas sind von den klimatischen Katastrophen der letzten Wochen verschont geblieben, wie ist die momentane Lage in Texas?

Aaron Einhouse: Glücklicherweise war niemand aus meiner Familie betroffen, auch allen meinen Freunden geht es soweit gut. Es gab aber einen erheblichen Schaden rund um Houston und um Teile der Küste. Wir sind sehr glücklich, dass es sehr viele hilfsbereite Leute gibt – innerhalb wie auch außerhalb der Musikszene. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie hart es ist, was da einige Leute zur Zeit durchmachen. Viele haben ihre Häuser und all ihre Besitztümer verloren.

Sounds Of South: Du bist in unseren Gefilden ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Erzähl mal bitte ein wenig über deinen musikalischen Werdegang.

Aaron Einhouse: Meine ersten musikalischen Berührungspunkte gab es, als ich die Vinyl-Sammlung meiner Mutter durchhörte. Meistens Classic Rock. Mit der Country Musik ging es auf der High School los. Dort begann ich mich auch in die texanische Musik einzutauchen und bekam kurze Zeit später eine Gitarre. Es dauerte dann nicht lang bis anfing, Songs zu schreiben.

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Sounds Of South: Dein aktuelles Album „It Ain’t Pretty“ fanden wir ‚pretty good‘, ja, wir zählten es zu den besten Veröffentlichungen unseres Jahres 2016. Wo siehst du überhaupt noch Steigerungspotential?

Aaron Einhouse: Danke Mann! Man versucht immer noch stärkere Stücke zu schreiben und ein besserer Musiker zu werden.

22490240_10155427791893855_2905757581140058955_nSounds Of South: Auf Facebook hast du erste Neukreationen in akustischen ‚Roh-Versionen‘ gepostet. Wann wird der Nachfolger fertig sein?

Aaron Einhouse: Ich werde zunächst ein paar Singles veröffentlichen, bevor es  an ein komplettes Album geht. Den Clip zur neuen Single „John’s Camaro“ kann man jetzt unter diesem Link sehen und hören – www.johnscamaro.com

Sounds Of South: Welche sind  deine bisherigen bevorzugten Live-Locations, auf welcher Bühne und mit welchen Musikern würdest in deinen Träumen du gerne mal unbedingt stehen?

Aaron Einhouse: Die Gruene Hall hier in New Braunfels natürlich. Einer meiner größten Lieblingsmusiker ist Robert Earl Keen. Er ist ein großartiger Storyteller. Tolle Geschichten haben mich auch schon immer angesprochen. Das ist auch das, was mich in die Americana- und Countrymmusik hineingezogen hat.

Sounds Of South: Würdest du ggfs. ähnlich wie z.B. die Randy Rogers Band, Wade Bowen & Co. einen Gang nach Nashville wagen, oder bleibst du da ganz Texaner?

Aaron Einhouse: Ich mache schon ein wenig in Nashville, zum Teil ein bisschen Schreiben und Aufnehmen. Da gibt es so viele talentierte Leute. Aber meine Planung läuft dahin, immer Texas als Heimat zu behalten.

Einhouse_profilSounds Of South: Wie findest du eigentlich unser Magazin?

Aaron Einhouse: Sounds Of South ist ein Killer Magazin! Ich finde es echt cool, dass ihr bei euch beleuchtet, was in unserer Szene passiert. Es ist klasse, dass ihr euch so in unsere Musik reinhängt, die wir soweit entfernt von euch machen. Dafür bin ich euch echt dankbar. Es ist in der heutigen Zeit sehr einfach zu vergessen, wie universell und verbindend Musik sein kann.

Sounds Of South: Eine politische Frage: Wie beurteilst du als Texaner die bisherige Amtszeit eures Präsidenten, die ja hier in Europa recht kritisch beäugt wird.

Aaron Einhouse: Ich bin kein Fan von ihm…

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Sounds Of South: Du bist ja ansonsten ein sehr bodenständiger Mensch. Wie bekommst du die Musik und die Familie mit deinen wilden Kindern unter ein Dach?

Aaron Einhouse: Ich versuche zurecht zu kommen. Es ist manchmal ganz schön hart, aber ich versuche immer Zeit zu finden, um Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie sind für mich das Wichtigste.

Sounds Of South: Welche Hobbies hast du noch, außer reichhaltig dekorierte Teller (wie du immer in Facebook postest) zu verspeisen…? 🙂

Aaron Einhouse: Haha, Jagen und Fischen, eigentlich überhaupt Zeit an der frischen Luft zu verbringen, wenn es die Zeit erlaubt.

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Das Interview in Englisch:

Hi Aaron, thanks for giving us an interview!

Sounds Of South: I hope your family, friends and fans, etc. in Texas weren’t affected concerning the climatic catastrophies of the last weeks. How is the actual situation in Texas?

Aaron Einhouse: Luckily, none of my family was affected and all of my friends relations are doing well. There was some very substantial damage done to Houston and parts of the coast. We are fortunate to have so many people who are willing to help in and out of the music scene. I can’t imagine how tough it would be to go through what some of those people went through. Many lost their homes and all of their posessions.

18446997_10155028980228855_2741428133959556265_nSounds Of South: In Germany you’ve been a ‚blank sheet‘ up to now. Please tell us a little bit of your musical background.

Aaron Einhouse: I first got into music listening to my mother’s vinyl collection. Classic Rock mostly. I got into country music in High School. Then I started getting into Texas music when I was in high school and got a guitar shortly after. Then not long afer that started writing songs.

Sounds Of South: We liked your common album „It Ain’t Pretty“ pretty much! From our point of view it was one of the best releases in 2016 . Where do you see any potential for improvement?

Aaron Einhouse: Thanks man! Ya always trying to write better songs and get better as a musician.

22712192_10155448947718855_2148664230335202500_oSounds Of South: You posted some new raw/acoustic creations on Facebook. What do you think when will the next album be ready?

Aaron Einhouse: Gonna release a few singles before I do another full length album. New single – www.johnscamaro.com

Sounds Of South: Which are your favourite live locations? Where and with what kind of musicians you would like to share the stage in your dreams?

Aaron Einhouse: Gruene Hall down here in New Braunfels for sure. One of my favorites is Robert Earl Keen. He’s a great storyteller. I’m always attracted to a good story. That’s what appeals to me about country/americana music.

Sounds Of South: Would you risk to go to Nashville like the Randy Rogers Band, Wade Bowen & Co, if there’s a chance or do you stay a Texican to the core?

Aaron Einhouse: I already do a little bit in Nashville, writing and a little recording. There’s so much talent up there. I plan to always keep my home in Texas.

Sounds Of South: What do you think about our Magazine ‚Sounds Of South‘?

Aaron Einhouse: Killer magazine!!! I just think it’s so cool that you cover what is going on in our scene over there. It’s pretty awesome to me that y’all are so into this music we make so far away. I am grateful for it. It’s easy to forget these days how universal and uniting music can be.

Sounds Of South: Can I just ask you a political question: What do you say about the work and the decisions of your current president so far? In Europe he has been critized a lot.

Aaron Einhouse: I’m not a fan.

19420495_10155045487393855_26005528010017555_nSounds Of South: As a down-home man, how do you manage your musical life  and your family?

Aaron Einhouse: I just try to get by. It’s tough sometime, but I do a lot to make sure I get to spend time with them. They are the most important thing to me.

 

 

20374235_10155178522283855_627694670999814263_nSounds Of South: What kind of hobbies do you have aside from eating rich and colourful decorated plates with food (facebook postings…)? 🙂

Aaron Einhouse: Ha! I like to hunt and fish and be outdoors when I have the time.

Aaron Einhouse
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Outlaws – Henry Paul – Interview

SPV hatte uns um ein E-Mail-Interview mit Outlaws-Bandleader Henry Paul gebeten, dem wir natürlich auch gerne nachgekommen sind. Leider schien der Chef der legendären Southern Rock Band nicht gerade seinen ’schreib-seligsten‘, bzw. auskunftsfreudigsten Tag erwischt zu haben…

Sounds Of South: Hallo Henry, tolles Live-Album. Scheint so, als hättet ihr immer noch musikalische ‚Hummeln im Hintern‘. Wie siehst du die Sache?

Henry Paul: Ich bin sehr stolz auf die Band und sehr zufrieden mit dem Live-Album.

Sounds Of South:Legacy Live“ wurde von einem deutschen Label SPV/Steamhammer veröffentlicht, wie ist deine Beziehung zu unserem Land?

Henry Paul: Ausgezeichnet!

Sounds Of South: Steigen damit eventuell auch die Chancen, euch jemals auch hier mal wieder live sehen zu bekommen?

Henry Paul: Ich hoffe, dass sich nochmal die Gelegenheit ergibt, rüber zu kommen und nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa spielen zu können.

Sounds Of South: Ich hab deinen Gesang ja schon immer gemocht. Wie hälst du deine Stimme in Schuss?

Henry Paul: Ich habe eine beständige Stimme und ich meine, dass sie mit den Jahren immer besser wurde.

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Sounds Of South: Was ist es für ein Gefühl „Green Grass And High Tides Forever“ jetzt zu singen? Kommen da selbst bei einem erfahrenen Recken wie dir noch Emotionen hoch?

Henry Paul: Ich bin immer sehr respektvoll an alle zu singenden Lieder herangegangen. Es gibt Zeiten, da weckt ein gerade gesungener Song natürlich Erinnerungen.

Sounds Of South: Lüfte bitte mal das Geheimnis um die allseits proklamierte Hassliebe zwischen dir und Hughie. Ist da viel hinein interpretiert worden?

Henry Paul: Es gab nie eine solche Beziehung zu Hughie.

Sounds Of South: Beeindruckend finde ich auf „Legacy Live“ auch die spielerischen Künste von Chris und Steve. Wie dick ist die Hornhaut auf ihren Fingerkuppen? 🙂

Henry Paul: Dick genug!!!

Sounds Of South: Wie geht es Billy Crain?

Henry Paul: Es geht ihm wieder ganz gut. Wir schreiben noch zusammen und haben erst kürzlich ein paar Henry Paul Band -Shows gespielt.

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Sounds Of South: Können wir auch auf eine weitere neue Outlaws Studio-CDs hoffen?

Henry Paul: Ich bin dabei, Tracks für eine neues Studio-Album zu komponieren.

Sounds Of South: Was gibt es über den Privatmenschen Henry Paul zu erzählen?

Henry Paul: Ich führe eine gute Ehe und habe einen wunderbaren kleinen Sohn.

Sounds Of South: Danke für das informative Interview!

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: Hi Henry, great live album! It seems that you still have ‚ants in your musical pants‘. 🙂 What do you think about it?

Henry Paul: I’m proud of the band and very happy with the Live album.

Sounds Of South: „Legacy Live“ was published by the German label SPV/Steamhammer, how has been your relationship to our country up to now?

Henry Paul: Fine.

Sounds Of South: Does it mean, that the chances are rising up to see The Outlaws ever again in Germany, too?

Henry Paul: I hope we get the opportunity to come over and play not only Germany but all of Europe.

Sounds Of South: I always have loved your kind of singing. How do you get your voice in good shape?

Henry Paul: I have a durable voice and I feel it’s gotten better with age.

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Sounds Of South: What kind of feeling is it to sing „Green Grass And High Tides Forever“. Do the emotions run high, although you are an experienced warrior?

Henry Paul: I always take a respectful approach to singing all songs. There are times when singing a song that it stirs memories.

Sounds Of South: Can you please reveal the secret concerning the love-hate-relationship between you and Hughie. Is there more read into the truth as everything else?

Henry Paul: I never had a love–hate relationship with Hughie.

Sounds Of South: The guitar picking on „Legacy Live“ of Chris and Steve is absolutely formidable. How thick is the hard skin on their fingertips? 🙂

Henry Paul: Thick enough!!!

Sounds Of South: How’s Billy Crain been doing?

Henry Paul: He’s doing very well. We still write together and we’ve done a few HPB shows lately.

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Sounds Of South: What about new Outlaws studio stuff? Can we hope for it?

Henry Paul: I writing new Outlaw music for a new studio record.

Sounds Of South: What can you tell us about the ‚private‘ Henry Paul?

Henry Paul: I have a good marriage and a beautiful baby boy.

Sounds Of South: Thanks for the interview!

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The Cadillac Three – Interview

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Kurz vor ihrem Gig im Kölner Luxor, standen uns die drei Burschen von The Cadillac Three Rede und Antwort. Jaren Johnston übernahm als Chef auch hier mit einem Höllen-Slang und -tempo schnell das Ruder, aber auch seine beiden Kumpel Neil Mason und Kelby Ray schalteten sich sporadisch immer wieder in das Gespräch ein.

Sounds Of South: Hi, schön euch zu treffen. Zum zweiten Mal in Deutschland/Europa! Ich hab euch damals zusammen mit Eric Church gesehen.  Was ist anders als beim ersten Mal?

Jaren: Wir haben gestern Abend in Berlin gespielt. Der wesentliche Unterschied zu damals ist, dass wir diesmal als Headliner agieren, die Besucherzahl stetig wächst, was wir natürlich sehr gerne sehen (ich bat Jaren höflich, sein Sprechtempo etwas zu drosseln). Einfach gesagt, wir sind sehr begeistert!

Sounds Of South: Ihr habt euer neues Album „Bury Me In My Boots“ am Start, wie beurteilst du/ihr eure Entwicklung im Vergleich zum Vorgänger.

Jaren: Ich denke, es ist ein perfekter Schritt in die Richtung, wo wir hinwollten und wo wir jetzt auch sind. Die eine Hälfte besteht aus unserem typisch stampfenden Southern Rock, aber auch mit einer gewissen Entwicklung, in der anderen Hälfte wird mit Stücken wie „This Accent“, „Graffitti“, „White Lightning“ und „Running Red Lights“ eine größeres Abbild unseres Schaffens präsentiert. Also nicht nur die swampige Geschichte , sondern auch eine große Weiterentwicklung, aber die unsere Wurzeln weiter im Auge behält.

Sounds Of South: Gab es seitens Big Machine Druck in Richtung Charts/Verkaufszahlen?

Neil: Wir hatten überhaupt keinen Druck in Sachen Charts (Gelächter)! Kelby: Im Großen und Ganzen haben sie uns machen lassen, was wir wollten. Also nicht eine Art Druck, zu sein, was wir nicht sind. Jaren: Wahrscheinlich ist ihr Ansinnen, mehr Erfolg für uns zu erzeugen, ja auch richtig, aber es ist offensichtlich, dass das, was wir gerade spielen, im Moment richtig gut läuft. Von daher sind sie begeistert.

Sounds Of South: Du bist in Nashville ein derzeit absolut angesagter Songwriter. Woher entspringen deine Ideen, wie sieht ein typischer Jaren Johnston Song aus?

Jaren: Ich umreiße meine Erlebnisse, wir reisen bekannter Weise sehr viel in der Welt herum, wir treffen viele interessante Leute und erleben demnach auch interessante Sachen. Also gibt es auch viele Dinge, über die man schreiben kann, wie Liebe, sich Betrinken, Prügeleien oder auch über das gute alte Deutschland (Kelby). Es ist jedes Mal verschieden, und hoffentlich irgendein guter Stoff, über den man sich dann auslassen kann.

Sounds Of South: Wann entscheidet sich, ob es eher ein Cadillac Three Song wird oder eher in Richtung anderer Interpreten geht.

Neil: Wir warten erst immer ab, ob wir unsere besseren Stücke weggeben. In Nashville ist es mittlerweile sehr leicht an Songs ranzukommen, die man nicht selbst geschrieben hat. Manchmal bist du so begeistert, dass du einen Track am liebsten sofort an Keith Urban, Tim McGraw und Eric Church oder an wen auch immer, geben möchtest, aber wir nehmen uns erst mal die Zeit, das Lied selbst einzuspielen, um sicher zu sein, dass es nicht das ist, was wir für uns behalten möchten. Auch hier ist es jedes Mal anders. Jaren: Wenn ich nicht sicher bin, gebe ich ihn zunächst an Jim (Jimmy Robbins?). Wir geben einen Song der offensichtlich gut ist, natürlich nicht fahrlässig aus den Händen, da sind wir jetzt schon deutlich aufmerksamer. Kelby: Einige Lieder wollen wir natürlich bevorzugter spielen als andere, aber manchmal muss man auch einsehen, dass sie besser zu anderen Interpreten passen.

Sounds Of South: Wer sind deine Lieblings-Co-Writer und warum?

Jaren: Wir haben einige, wenige Nashville Jungs, mit denen wir Bier trinken und die mit uns gerne ihre Zeit verbringen. Wenn wir in den Staaten unterwegs sind, nehmen wir schon mal jemanden mit in den Tourbus, um mit uns zu komponieren (Kelby: und Bier, als auch Whisky zu trinken…), es ist zum Teil ein ziemlich törichter Aufenthalt für sie, sie können dann, für ein paar Tage, mal dem Leben eines Rock Stars frönen (grinst). Aber in der Regel sind es Leute wie Jeremy Stover, Andrew Dore oder Ryan Hunt, die sich bei uns auch richtig wohl fühlen.

Sounds Of South: Was ist aus Sicht eines begnadeten Kreativen wie dir, der wohl genialste Song aller Zeiten?

Kelby: Wie viel Zeit haben wir? Jaren: Da ist in erster Linie der Beatles-Katalog, wo man viel findet, Leonard Cohen, der gerade verstorben ist, sein „Halleleluhjay“ ist unheimlich brilliant,  wir sind riesengroße Tom Petty-Fans, mein Beatles-Lieblingssong ist übrigens „While My Guitar Gently Weeps“. Es ist natürlich klar, dass wir von ganz unterschiedlichen Stellen Einflüsse aufsaugen, aber es ist so gut wie unmöglich zu sagen, was ‚der‘ genialste Song ist. Wir hören uns viele Sachen an.

Sounds Of South: Wie war die Zusammenarbeit mit einem Star wie Steven Tyler (dessen erstes Country-Album du ja zum Teil mit unterstützt/produziert hast)? Plauder doch mal bitte ein wenig aus dem Nähkästchen.

Jaren: Das war schon eine coole Sache. Mit Steven zusammen zu arbeiten ist erstmal eine Sache, wo du dich erst mal zwickst, ob das überhaupt wahr ist, weil du quasi mit seinen Liedern und seiner Stimme aufgewachsen bist. Er ist einer der größten Rock Stars auf der Welt, die jemals gelebt haben, er schrieb schon mit Siebzehn Stücke wie „Dream On“. Und da sitzt du jetzt in einem Raum mit ihm und er fragt dich um deine Meinung, da flipst du natürlich aus. Wir sind seitdem richtig gute Freunde. Es war ein großer Spaß und wir haben sehr viel von ihm gelernt. Wir haben viel Stoff von seiner Band für uns mitgenommen, aber auch ZZ Top ist ein gutes Beispiel. Wir würden auch gerne 45 Jahre auftreten, und da sind solche Acts in der Lage zu, sie haben einfach eine Passion für ihre Musik.

Sounds Of South: Welche Bedeutung hat für euch der Southern Rock, der ja vorwiegend Thema unseres Magazins ist?

Jaren: Eine gewaltige! Das Genre gab uns eine Stimme, falls du weißt, was ich meine. Drei Jungs aus Nashville, Tennessee, nicht Country genug, spielten Southern Rock. Es gab schon immer Bands mit einer gewissen Outlaw-Mentalität, die nicht so in die Country-Sparte passten, aber in den Southern Rock, und zwar einige der größten Bands, die jemals in Amerika existierten wie z. B. die Allman Brothers oder Lynyrd Skynyrd, die ja heute noch touren. Die Southern Rock-Geschichte ist für uns eine schöne Sache. Für viele suggeriert es eine lange Karriere.

Sounds Of South: Was sagst du zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen?

Kelby: Ich glaube jeder war schon ein bisschen überrascht, yeah, haha. Wir waren zu dieser Zeit unterwegs und warten erstmal, bis wir zu Hause sind und schauen, wie sich die Sache dann entwickeln wird.

Sounds Of South: Verbringt ihr Drei auch viel private Zeit miteinander oder gibt es da eine strikte Trennung?

Kelby: Nein! Neil: Niemals (Gelächter)! Jaren: Wir sind als Kinder zusammen aufgewachsen, haben die gleiche Schule besucht, wir verbringen viel Zeit zusammen, besuchen die gleichen Geschäfte und Bars, wir leben aber nicht im gleichen Haus, falls es das ist, was du meinst.

Sounds Of South: Ihr seid ja sehr lustige Typen. Was würde passieren, wenn ihr jeden Morgen um Sieben aufstehen und dann den ganzen Tag in einem Büro verbringen müsstet?

Jaren: Wir würden diese verdammte Band natürlich sofort auflösen (Gelächter)! Dazu hätten wir aber wohl keinen Mut. Musik ist, was wir können und sich gut für uns anfühlt, und, wo wir immer gut waren. Kelby: Musik ist definitiv deutlich spassiger!

Sounds Of South: Danke für das Interview!

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: Hi Jaren, nice to meet you. You guys are about to come to Germany/Europe for the second time. I saw you opening for Eric Church. What’s been different?

Jaren: We played our first show in Berlin yesterday, now as a headliner, there were a lot of more people, a lot of fun, the crowd is constantly growing, we were enyoying it (I politely asked Jaren to speak a little more slowly, collective laughter). Ok, simply said, we were excited!

Sounds Of South: You’re supporting your current album „Bury Me In My Boots“. What do you think about your development in comparison to the predecessor/debut?

Jaren: I think it’s a perfect step to where we want to go and where we’ve been to. Half of the record is that kind of Southern stompin‘ thing that we do and there’s some growth in the record, the other half is songs like „This Accent“, „Graffitti“, „White Lightning“ and „Running Red Lights“ that kinda show a bigger picture I guess for us not just the Southern swampy thing you know. I think it shows a mass of growth but it still sticks to our roots.

Sounds Of South: You have a contract with Big Machine Records. Did you get any pressure on the charts or sales?

Neil: We haven’t much pressure on the charts (laughter)! Kelby: They let us do what we want. Not that kind of pressure from them tryin‘ to be what we are not. Jaren: They’re probably right to have us more success on the charts but I think it’s the evident that what we are doing is workin‘ at the moment. They were excited.

Sounds Of South: You’re one of the most popular songwriters in Nashville. From where do you get your ideas? What’s the typical Jaren Johnston song?

Jaren: I just pull my life experiences, we travel a lot obviously through the world, we meet a lot of interesting people and you experience a lot of interesting things so there’s plenty of things to write about, whether it’s love, gettin‘ drunk, fightin‘ or old Germany (Kelby), it’s different every time. So hopefully it just keeps happen in that way.

Sounds Of South: When will you make your decision on Cadillac Three song or a track for an other artist?

Neil: We’re waitin‘ to give away some of our better songs. It’s easy in Nashville to pitch a song you didn’t write. You might write something you get excited about and wanna give it to Keith Urban, Tim McGraw and Eric Church or somebody, but we take a second to play the songs for each other to make sure it isn’t something we wanna keep for ourselves. It’s different every time. Jaren: If I’m not sure I first give it to Jim (Jimmy Robbins?). We don’t give away something that is really good, we are more conscious now, definitely. Kelby: Some songs we wanna play more than other songs that you write, but they sound better for someone else.

Sounds Of South: Who are your favorite co-writers and why?

Jaren: We have quite a few, a bunch of Nashville guys that we’re drinkin beer and gettin‘ along with. Touring in the States we’ll bring out somebody to the tour bus every weekend to write with us (Kelby: and drink beer and whiskey…). It’s kinda stupid vacation for them, they can live a rock star life for a couple of days (grinning), but that are more Nashville guys like Jeremy Stover, Andrew Dore, Ryan Hurt, they feel comfortable travelling with us.

Sounds Of South: What do you think – as a very creative songwriter – what’s been the most ingenious song of all times.

Kelby: How long do we have? Jaren: It goes to the Beatles catalogue where you can find much, Leonard Cohen who’s just passed away, the „Halleleluhjay“ song is pretty brillant, we’re huge Tom Petty fans, my favorite Beatles song of all times is „While My Guitar Gently Weeps“. What is obviously, we draw influences from a lot of different places, it is tough to say what is the most ingenious song. We have a lot of songs we look at, too.

Sounds Of South: How was the work with superstar Steven Tyler (you partly supported/produced his first country album), please spill the beans!

Jaren: It was very cool. Workin‘ with Steven is one of the things you pinch yourself with, ‚cause you grew up listening to his records an his voice. You know he’s one of the greatest rock stars in the world, that ever lived, he wrote things like  „Dream On“ when he was seventeen years old.  So you sit in a room and he’s asking you how you do what you do and you’re freaking out your mommy you gotta play cool and since now we’ve got become really good friends. Its just a lot fun, we learned a lof of things from him, we take a lot of stuff from his band as well as ZZ Top for example, we wanna still be kickin‘ 45 years, and that’s something they’d been able to do, they had that passion for music they do.

Sounds Of South: What kind of relevance has Southern Rock – which plays a very important role in our magazine – for you?

Jaren: It’s huge, they gave us a voice, you know what I mean, three guys from Nashville, Tennessee, we were not country enough, we’re playin‘ Southern Rock. There’s always been bands with an outlaw mentality, that couldn’t fit in the country, but in the Southern Rock, which is really nice, because a lof of these bands are the biggest that ever lived in America like the Allman Brothers, Lynyrd Skynyrd, who are still touring today. The Southern Rock thing is a nice place for us to be, it seems to a lot of careers to be long.

Sounds Of South: What do you think about the president elect. Have you been surprised?

Kelby: I think everyone was surprised, yeah, haha. We haven’t been home, but we wait until we get home and let it process.

Sounds Of South: Do you three usually spend most of your private time together?

Kelby: No! Neil: Never (laughter)! Jaren: We grew up as kids, as friends, we went to school together you know, we do spend a lot of time together, always the same bars and stores, but we don’t go home to live in the same house, if that’s what you mean.

Sounds Of South: Let’s conclude the interview with a funny question. What actually will happen, if you work in an office five days a week in a regular job, but you have to get up seven o’clock in the morning.

Jaren: We quit the fuckin‘ band (laughter)! That wasn’t in a courage for us, music is what we can do, cause this feels always right to us, and we’ve always been good at this. Kelby: Music is much more fun, defenitely!

Sounds Of South: Thanks for the interview!

Bilder: Gernot Mangold
Interview/Text: Daniel Daus

The Cadillac Three
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Oktober Promotion

The Cadillac Three – Support Tyler Bryant & The Shakedown – 16.11.2016, Köln, Luxor – Konzertbericht

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Das langsam auf’s Ende zu gehende Jahr hatte noch mal ein heiß ersehntes Highlight für uns parat. In Zusammenarbeit mit Oktober Promotion (danke hier an Olli Bergmann & Co. für die perfekte Organisation) wurde uns ein Interview mit Jaren Johnston und seinen Jungs im Kölner Luxor ermöglicht, dem dann natürlich im Anschluss auch noch das Konzert folgte. Aufgrund der großen Nachfrage war der Gig recht kurzfristig vom MTC dorthin verlegt worden.

Zunächst peitschten jedoch Tyler Bryant & The Shakedown (Tyler Bryant, Caleb Crosby, Graham Whitford, Noah Denney) aus Nashville ziemlich hart und heftig ein. Eine typische Anheizerband der besseren Sorte, die auch vom Publikum sehr gut angenommen wurde. Mir fehlte ein wenig der Wiedererkennungswert bei den meisten Songs, trotzdem waren viel Talent und einige gute Ansätze bei den Burschen unverkennbar. Die stärkste Phase begann, als Fronter Tyler Bryant eine Dobro zum Einsatz brachte. Hängen blieben Songs wie „Mojo Workin‘“, das fetzige „House That Jack Built“ und die Abschlusstracks wie das Delta-bluesige „Last One Leaving“ und „Lipstick Wonder Woman“ (mit wilder Drum-Attacke von Caleb Crosby) mit einer abgekoppelten Trommel direkt am Bühnenrand. Das Quartett erntete am Ende zu Recht tosenden Applaus.

Kurz nach 22:00 Uhr betraten The Cadillac Three die Bühne und ließen mit dem Opener „Back It Up“ und „Tennessee Mojo“ von ihrem Debüt den Laden sofort brodeln. Auch das Trio um Leader Jaren Johnston wählte an diesem Abend eine ziemlich barsche und kraftstrotzende Gangart, dass man, vom Stil her, eigentlich schon von Southern Hard Rock sprechen kann. Trotzdem merkte man sofort, dass hier eben ein Songwriter wirkt, der Stücken, eine Aura verleihen kann.

Nicht umsonst zählt Jaren (übrigens eine Whiskey Myers-Mütze tragend) seit geraumer Zeit zu den hippesten Leuten in Music City auf diesem Gebiet, bekannter Weise zählen absolute Größen wie Steven Tyler, Keith Urban, Tim McGraw, Jake Owen u. v. m., auf der Liste der dankbaren Abnehmer seiner Ideen.

„Party Like You“ hieß die erste Nummer aus ihrem aktuellen Werk „Bury Me In My Boots“ gefolgt vom stampfenden „I’m Southern“ und „I’m Rockin‘“, bei dem der Titel Bände sprach. Das Titelstück des neuen Albums „Bury Me In My Boots“ ließ aufgrund des markanten und mitgrölbaren Refrains den Laune-Pegel erstmals richtig in die Höhe schießen. Knackig und rhythmisch ging es mit „Slide“ weiter. „Drunk Like You“ mit schönem Slide-Solo von Kelby Ray auf einer seiner diversen Lap Steel-Teile und das wunderbare „Running Red Lights“ gewährten eine kurze Phase der inneren Einkehr.

Über „Whiskey Soaked Redemption“, „Peace Love & Dixie“, dem swampigen „Down To The River” ging es schon zügig Richtung Ende des Haupteils, der mit “Days Of Gold” nach knapp 70 Minuten sein kurzweiliges Ende fand.

Die erste Zugabe „Honey Bee“ erwies sich als schöne Geste der Wertschätzung in Richtung Tyler Bryant & The Shakedown. Der Tom Petty-Klassiker wurde von beiden kompletten Bands im Kollektiv performt, was natürlich ein riesen Tohuwabohu auf der Bühne implizierte. Das vom Publikum vehement eingeforderte „White Lightning“ trieb den Stimmungspegel in weitere Höhen, am Ende sogar noch getoppt vom herrlichen Rausschmeißer „The South“, bei dem es dann natürlich kein Halten mehr gab.

Nach ihrem begeisternden Auftakt in Berlin, haben The Cadillac Three auch die Herzen ihrer Kölner Zuhörerschaft im Sturm erobert. Man merkte, dass die Jungs von der überschwappenden Begeisterung und auch der Textsicherheit ihrer Audienz in unserem Lande sichtlich angetan waren. So verließen final beide Seiten diesen unterhaltsamen Event mit glücklichen und zufriedenen Gesichtern. Eine typische Win-Win- Situation – was will man am Ende  von so einem November-Abend, mitten in der Woche, mehr? Also, ganz klar: Alles im Lack bei The Cadillac Three!

Line-up: The Cadillac Three
Jaren Johnston (lead vocals, guitars)
Neil Mason (drums, vocals)
Kelby Ray (lap steel, vocals)

Line-up: Tyler Bryant & The Shakedown
Tyler Bryant (lead vocals, eletric guitar, dobro)
Caleb Crosby (drums, vocals)
Graham Whitford (eletric guitar, vocals)
Noah Denney (bass, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Oktober Promotion
Luxor Köln

Whiskey Myers – Interview

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Kaum war unserer Review zur neuen Scheibe von Whiskey Myers im Kasten, kamen unsere netten Partner von Oktober Promotion auf uns zu, und baten, der Band ein paar Fragen zu stellen. Der Bitte sind wir natürlich gerne nachgekommen und haben die Jungs, über sich und zur aktuellen Situation, ein wenig Stellung beziehen lassen.

Sounds Of South: Woher rührt euer Bandname?
Whiskey Myers: Es gab immer viele Spekulationen, was unseren Namen betrifft. Eines der interessantesten Gerüchte ist aber, dass er von einem mexikanischen Hahnenkampf herrührt.

Sounds Of South: Wie seid ihr persönlich mit dem neuen Album „Mud“ zufrieden? Welchen Rang würde es bei euren vier bisherigen Werken belegen?
Whiskey Myers: Wir sind sehr stolz auf unser neues Album „Mud“. Im Ganzen aber eigentlich auf alle unsere Werke, die wir veröffentlicht haben. Wir bewerten sie aber nicht tabellarisch. Sie sind zu verschiedenen Zeiten in unserem Leben und unserer Karriere entstanden und aufgenommen worden. Wir sind während unseres zehnjährigen Tourens natürlich auch als Menschen und Künstler reifer geworden.

Sounds Of South: Wie war die allgemeine Resonanz bisher?
Whiskey Myers: Sie ist ziemlich toll. Auch, wenn es ziemlich abgedroschen klingen mag, wir haben echt Wahnsinns-Fans, die uns immer wieder durch und durch nach vorne treiben. So versuchen wir jedes Album besser als das letzte hinzu bekommen.

Sounds Of South: Welche Wirkung haben die beiden neuen Musiker Jon Knudson und Tony Kent hinterlassen?
Whiskey Myers: Junge, diese beiden Burschen einiges zu unserem Grundgerüst beigetragen, Knudson spielt sowohl Piano als auch Fiddle. Tony sorgt für Percussion-Klänge. Er ist so eine Art ‚Good Vibes Captain‘. Beide sind fantastische Musiker sorgen für eine gewisse Würze, um den Sound der Band abzurunden. Sehr geschmackvolle Musiker.

Sounds Of South: Welche Dame ist für die herrlichen Harmoniegesänge verantwortlich?
Whiskey Myers: Kristen Rogers. Eine echtes Powermädel!

Sounds Of South: Wer kam auf die Idee mit dem tollen Coverbild?
Whiskey Myers: Unser Sänger Cody Cannon hatte die Idee „Mud“ zum Titelstück auszuwählen und uns irgendwie mit Schlamm ablichten zu lassen. Normalerweise machen wir uns, was diese Dinge betrifft, nicht allzu viele Gedanken. Aber, wenn ein Gedanke zur richtigen Zeit gut klingt, nehmen wir den natürlich auf.

Sounds Of South: Viele der der neuen jungen Acts die aus unserer Sicht mittlerweile den etablierten Bands der Southern Rock-Szene den Rang ablaufen, sehen ihre Musik gar nicht so sehr im Genre verankert. Auch von euch gibt es eigentlich kein so richtiges Bekenntnis. Woran liegt das?
Whiskey Myers: In dieser Sache werden wir eigentlich immer wieder befragt. Wir bestehen aus solch einer Mixtur von verschiedenen Sounds, das es sehr schwer ist, uns zu kategorisieren, gerade vom einen zum nächsten Song gesehen. Wir sind eigentlich ein paaar Southern Jungs, die sich dem Rock’n’Roll verbunden fühlen, egal, wie unsere Musik letztendlich genannt wird.

Sounds Of South: Welche Bands/Interpreten haben einen großen Einfluss auf eure Musik?
Whiskey Myers: Alle sind mit verschiedenen Musikrichtungen groß geworden. Über Led Zeppelin, Lynyrd Skynyrd bis zu Merle Haggard und Waylon Jennings. Ein großes musikalisches Spektrum hat uns alle beeinflusst, seit wir jung waren.

Sounds Of South: Wie realistisch seht ihr die Chance, mal in Europa/Deutschland eine Tour zu spielen? Viele Leute (inkl. mir) würden euch gerne mal hier live sehen!
Whiskey Myers: Bisher sind wir tatsächlich noch nie in Deutschland getourt. Aber euer Land steht auf der Liste ganz oben. Wir haben schon in Italien und Frankreich gespielt. In Großbritannien waren wir dieses Jahr schon ganz oft, letztes Jahr dort auf einigen Festivals und auf einer Tour mit The Cadillac Three. Unsere erste Headliner-Tour im Königreich wird im Dezember beginnen. Hoffen wir mal, dass es in Deutschland auch irgendwann klappt.

Sounds Of South: Was macht ihr privat, wenn die Musik mal ausgeblendet ist?
Whiskey Myers: Wir jagen und fischen sehr viel. Dazu spielen wir Golf. Wir sind alle auch an Liga-Sport-Events interessiert. Einige von uns haben dazu noch eigenständige Firmen, so gibt es eigentlich nie Langeweile.

Sounds Of South: Vielen Dank für das Interview!

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: Where does the band name come from?
Whiskey Myers: Well there has always been a lot of speculation as to where the name came from. But, the most promising rumor has it came from a Mexican fighting rooster.

Sounds Of South: How do you feel about the result of „Mud“? What ranking does it take in relation to your previous albums?
Whiskey Myers: We are very proud of „Mud“. We’re really proud of all the albums we have released. We don’t really put them into ranks though. Cause they are all at really different times in our lives and career during all the album recordings. We have matured as people and artists throughout these past 10 years of touring.

Sounds Of South: How’s been the general response?
Whiskey Myers: The response has been great. It really has become a cliche term, but we really do have the most kick-ass fans that have continued to support us through and through. We just try to make every album better than the last.

Sounds Of South: What kind of effects has left the new members Jon Knudson and Tony Kent?
Whiskey Myers: Man, those guys have just added to our element so much. Knudson adds piano as well as fiddle and Tony plays percussion / good vibes captain. Two fantasic musicians that have just added the right touch of flavor to make us a more well rounded band. Very tasteful players!

Sounds Of South: Who’s responsible for the wonderful female background vocals?
Whiskey Myers: Kristen Rogers. Powerhouse!

Sounds Of South: Who got the idea concerning the funny cover picture?
Whiskey Myers: Lead singer Cody Cannon had the idea of Mud as a title track and, for the most part, us being covered in mud somehow. We usually don’t put too much thought into much. If an idea sounds good at the time we run with it!

Sounds Of South: Many of the new young acts of the Southern Rock scene , who are better now than most of the established bands, feel they don’t belong to that special genre. You haven’t done a ‘real’ commitment, too. What’s the reason?
Whiskey Myers: Having to categorize your music is just something we have ever been into. We’re such a mixture of different sounds that it gets hard to categorize, especially from one song to the next. Call it whatever you want man. We’re just southern boys playing Rock n Roll committed to playing music, whatever it may have to be called.

Sounds Of South: What kind of bands/performers have the most influence on your music?
Whiskey Myers: We all grew up loving so much different styles of music. From Led Zeppelin / Lynyrd Skynyrd to Merle Haggard and Waylon Jennings. Broad ends of the musical spectrum have influenced all of us since we were young.

Sounds Of South: How realistic are the chances to play a tour in Europe/Germany? Many people me including would like to see you here.
Whiskey Myers: Well we have never toured in Germany, yet! But it is at the top of the list for sure. We have toured Italy and France. And have been to the UK many times this year and last year for festivals as well as a tour with The Cadilac Three. Our first headline tour in the UK is coming in December. Hopefully Germany will not be far away!!

Sounds Of South: What do you do in your spare time apart from music?
Whiskey Myers: A lot of us hunt/fish. We golf. And we are all involved in a few league sporting events. Some of us own separate companies as well so no time is unspent for sure!

Sounds Of South: Thank you very much for the interview!

Whiskey Myers
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Oktober Promotion

HER – Revolution – CD-Review

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Dritter Akt der Her-Triologie! Nach Konzert und Interview stand jetzt noch die Beurteilung ihrer neuen CD „Revolution“ an, die Monique Staffile mir nach Ende des Gesprächs zum Reviewen in die Hand gedrückt hatte. Für mich war die spannende Frage, ob es, im Vergleich zum Vorgänger „Gold„, der mir persönlich nicht ganz so zusagte, wieder mehr in Richtung ihres bisherigen Parade-Albums „Raise A Little Hell“ gehen würde.

Zunächst muss ich erstmal das gelungene Cover-Artwork loben. Das Titelbild der ‚frech gezöpften‘ Monique in Schwarz/Weiß, vermummt mit einem US-geflaggten Tuch (so hatten sie und ihre Band passender Weise ja auch in Köln die Bühne betreten), hat schon was! Toll auch ihre Fantasy-Animation als aufsteigender Schmetterling im Steck-Booklet und auf der Rückseite. Ein dickes Lob hier an die Macher!

Ihr neues Werk, produziert wieder von Caleb Sherman, startet dann direkt auch mit dem Titelsong „Revolution„, das von einem kühlen, blechernden Banjo eingeleitet, sowie im gesamten Verlauf auch untermalt wird, und zunehmend, in einen episch anmutenden Rocksong, samt starkem, gesellschaftspolitische Missstände, anprangernden Text, mündet. Klasse!

Apropos Revolution: Angesichts dessen, dass in unserer Gesellschaft mittlerweile 1% der gesamten deutschen Bevölkerung, 50% der Vermögenswerte besitzt (Tendenz steigend), fragt man sich, warum die breite Masse der Leistungsträger in diesem Land, die hier fortwährend, zu Gunsten dieser kleinen Gier-getriebenen elitären Clique, geschröpft und klein gehalten wird, weiterhin in Tatenlosigkeit zu verharren scheint…

Jetzt haben selbst der wohlgenährte Siggi und seine Pharisäer-Partei, die diese unfassbar eklatante Schieflage eingeleitet hatten und seit Jahren mittragen, dulden und fördern, angesichts ihrer Umfrage-Werte und des mutmaßlichen Falls in die politische Bedeutungslosigkeit, plötzlich ihr soziales Gewissen wiederentdeckt. Leider wirken solche Bemühungen vom Edel-Italiener aus, wenig authentisch, die Quittung wird (wünschenswerter Weise auch für Merkel & Co.) hoffentlich ’stante pede‘ bei der nächsten Bundestagswahl erfolgen…

Genug des persönlichen Meinungsexkurses, kommen wir wieder zum im Fokus stehenden Objekt des Geschehens. Mit der eigentlichen Relevanz dieses Werkes für unser Magazin, hat es sich mit dem zuvor erwähnten Banjo dann auch maßgeblich erledigt, was folgt, ist ein frech und aufmüpfig besungenes Konglomerat aus Pop-, Rock-, Hip Hop- (marginal) und Melodic Rock/Metal-Anleihen, das sich dann recht sympathisch in den Sphären des Rock-Universums, mit all seinen Referenzgrößen, verliert. Vieles erinnert an Dinge, die man vornehmlich schon gegen Ende der Achtziger und im Verlauf der Neunziger von Interpreten wie Heart, Kim Wilde, Kate Bush, Roxette, Blondie, Pretenders, Lita Ford, Robin Beck & Co. serviert bekommen hat.

Meine persönlichen Favoriten sind die abgedrehte Single „Crush“ (in Sachen ‚Clerus‘ sehr schön provozierend), das stadiontaugliche „Tonight“, die tolle atmosphärische Melodic Rock-Ballade „Damn“ (wäre als Bon Jovi-Song vermutlich sofort ein Nr. 1-Hit) und die starke Neuauflage der Powerballade „Heaven Crushes Down“ (tolles E-Solo, raunzende Orgel). Das erneut ziemlich rotzig und fast schon ein wenig punkig performte „Mean Man“ schließt den Kreis des Albums im Stile des Openers.

Fazit: „Revolution“ von Her ist ein recht gut gestaltetes Rock/Pop-Album in jeder Hinsicht. Eine deutliche Steigerung zu „Gold“, vor allem aufgrund einer besseren Struktur und des stärkeren Songmaterials. Im Hinblick auf unser Magazin bleibt ihr Southern-/ Country Rock-lastiger Longplayer „Raise A Little Hell“ aber trotzdem weiter das Maß aller Dinge!

India Records (2016)
Stil: Rock / Pop

01. Revolution
02. Crush
03. Give It To Me
04. You
05. Tonight
06. Damn
07. No Regrets
08. Act Like You Know
09. Only One
10. Heaven Crashes Down
11. Mean Man

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