Aaron Einhouse – Interview

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Der texanische Singer/Songwriter/Musiker Aaron Einhouse, der letztes Jahr mit seinem saustarken Album „It Ain’t Pretty“ überzeugt hatte, berichtet uns über seine aktuelle Situation und sein derzeitiges Treiben.

Hallo Aaron, vielen Dank, dass du dich für ein Interview zur Verfügung stellst.

Sounds Of South: Ich hoffe deine Familie, Freunde, Bekanntschaften und Fans in Texas sind von den klimatischen Katastrophen der letzten Wochen verschont geblieben, wie ist die momentane Lage in Texas?

Aaron Einhouse: Glücklicherweise war niemand aus meiner Familie betroffen, auch allen meinen Freunden geht es soweit gut. Es gab aber einen erheblichen Schaden rund um Houston und um Teile der Küste. Wir sind sehr glücklich, dass es sehr viele hilfsbereite Leute gibt – innerhalb wie auch außerhalb der Musikszene. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie hart es ist, was da einige Leute zur Zeit durchmachen. Viele haben ihre Häuser und all ihre Besitztümer verloren.

Sounds Of South: Du bist in unseren Gefilden ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Erzähl mal bitte ein wenig über deinen musikalischen Werdegang.

Aaron Einhouse: Meine ersten musikalischen Berührungspunkte gab es, als ich die Vinyl-Sammlung meiner Mutter durchhörte. Meistens Classic Rock. Mit der Country Musik ging es auf der High School los. Dort begann ich mich auch in die texanische Musik einzutauchen und bekam kurze Zeit später eine Gitarre. Es dauerte dann nicht lang bis anfing, Songs zu schreiben.

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Sounds Of South: Dein aktuelles Album „It Ain’t Pretty“ fanden wir ‚pretty good‘, ja, wir zählten es zu den besten Veröffentlichungen unseres Jahres 2016. Wo siehst du überhaupt noch Steigerungspotential?

Aaron Einhouse: Danke Mann! Man versucht immer noch stärkere Stücke zu schreiben und ein besserer Musiker zu werden.

22490240_10155427791893855_2905757581140058955_nSounds Of South: Auf Facebook hast du erste Neukreationen in akustischen ‚Roh-Versionen‘ gepostet. Wann wird der Nachfolger fertig sein?

Aaron Einhouse: Ich werde zunächst ein paar Singles veröffentlichen, bevor es  an ein komplettes Album geht. Den Clip zur neuen Single „John’s Camaro“ kann man jetzt unter diesem Link sehen und hören – www.johnscamaro.com

Sounds Of South: Welche sind  deine bisherigen bevorzugten Live-Locations, auf welcher Bühne und mit welchen Musikern würdest in deinen Träumen du gerne mal unbedingt stehen?

Aaron Einhouse: Die Gruene Hall hier in New Braunfels natürlich. Einer meiner größten Lieblingsmusiker ist Robert Earl Keen. Er ist ein großartiger Storyteller. Tolle Geschichten haben mich auch schon immer angesprochen. Das ist auch das, was mich in die Americana- und Countrymmusik hineingezogen hat.

Sounds Of South: Würdest du ggfs. ähnlich wie z.B. die Randy Rogers Band, Wade Bowen & Co. einen Gang nach Nashville wagen, oder bleibst du da ganz Texaner?

Aaron Einhouse: Ich mache schon ein wenig in Nashville, zum Teil ein bisschen Schreiben und Aufnehmen. Da gibt es so viele talentierte Leute. Aber meine Planung läuft dahin, immer Texas als Heimat zu behalten.

Einhouse_profilSounds Of South: Wie findest du eigentlich unser Magazin?

Aaron Einhouse: Sounds Of South ist ein Killer Magazin! Ich finde es echt cool, dass ihr bei euch beleuchtet, was in unserer Szene passiert. Es ist klasse, dass ihr euch so in unsere Musik reinhängt, die wir soweit entfernt von euch machen. Dafür bin ich euch echt dankbar. Es ist in der heutigen Zeit sehr einfach zu vergessen, wie universell und verbindend Musik sein kann.

Sounds Of South: Eine politische Frage: Wie beurteilst du als Texaner die bisherige Amtszeit eures Präsidenten, die ja hier in Europa recht kritisch beäugt wird.

Aaron Einhouse: Ich bin kein Fan von ihm…

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Sounds Of South: Du bist ja ansonsten ein sehr bodenständiger Mensch. Wie bekommst du die Musik und die Familie mit deinen wilden Kindern unter ein Dach?

Aaron Einhouse: Ich versuche zurecht zu kommen. Es ist manchmal ganz schön hart, aber ich versuche immer Zeit zu finden, um Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie sind für mich das Wichtigste.

Sounds Of South: Welche Hobbies hast du noch, außer reichhaltig dekorierte Teller (wie du immer in Facebook postest) zu verspeisen…? 🙂

Aaron Einhouse: Haha, Jagen und Fischen, eigentlich überhaupt Zeit an der frischen Luft zu verbringen, wenn es die Zeit erlaubt.

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Das Interview in Englisch:

Hi Aaron, thanks for giving us an interview!

Sounds Of South: I hope your family, friends and fans, etc. in Texas weren’t affected concerning the climatic catastrophies of the last weeks. How is the actual situation in Texas?

Aaron Einhouse: Luckily, none of my family was affected and all of my friends relations are doing well. There was some very substantial damage done to Houston and parts of the coast. We are fortunate to have so many people who are willing to help in and out of the music scene. I can’t imagine how tough it would be to go through what some of those people went through. Many lost their homes and all of their posessions.

18446997_10155028980228855_2741428133959556265_nSounds Of South: In Germany you’ve been a ‚blank sheet‘ up to now. Please tell us a little bit of your musical background.

Aaron Einhouse: I first got into music listening to my mother’s vinyl collection. Classic Rock mostly. I got into country music in High School. Then I started getting into Texas music when I was in high school and got a guitar shortly after. Then not long afer that started writing songs.

Sounds Of South: We liked your common album „It Ain’t Pretty“ pretty much! From our point of view it was one of the best releases in 2016 . Where do you see any potential for improvement?

Aaron Einhouse: Thanks man! Ya always trying to write better songs and get better as a musician.

22712192_10155448947718855_2148664230335202500_oSounds Of South: You posted some new raw/acoustic creations on Facebook. What do you think when will the next album be ready?

Aaron Einhouse: Gonna release a few singles before I do another full length album. New single – www.johnscamaro.com

Sounds Of South: Which are your favourite live locations? Where and with what kind of musicians you would like to share the stage in your dreams?

Aaron Einhouse: Gruene Hall down here in New Braunfels for sure. One of my favorites is Robert Earl Keen. He’s a great storyteller. I’m always attracted to a good story. That’s what appeals to me about country/americana music.

Sounds Of South: Would you risk to go to Nashville like the Randy Rogers Band, Wade Bowen & Co, if there’s a chance or do you stay a Texican to the core?

Aaron Einhouse: I already do a little bit in Nashville, writing and a little recording. There’s so much talent up there. I plan to always keep my home in Texas.

Sounds Of South: What do you think about our Magazine ‚Sounds Of South‘?

Aaron Einhouse: Killer magazine!!! I just think it’s so cool that you cover what is going on in our scene over there. It’s pretty awesome to me that y’all are so into this music we make so far away. I am grateful for it. It’s easy to forget these days how universal and uniting music can be.

Sounds Of South: Can I just ask you a political question: What do you say about the work and the decisions of your current president so far? In Europe he has been critized a lot.

Aaron Einhouse: I’m not a fan.

19420495_10155045487393855_26005528010017555_nSounds Of South: As a down-home man, how do you manage your musical life  and your family?

Aaron Einhouse: I just try to get by. It’s tough sometime, but I do a lot to make sure I get to spend time with them. They are the most important thing to me.

 

 

20374235_10155178522283855_627694670999814263_nSounds Of South: What kind of hobbies do you have aside from eating rich and colourful decorated plates with food (facebook postings…)? 🙂

Aaron Einhouse: Ha! I like to hunt and fish and be outdoors when I have the time.

Aaron Einhouse
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Aaron Einhouse – It Ain’t Pretty – CD-Review

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Herrlicher, wunderbar rootsiger, zuweilen gar mit ein wenig Blues- und Southern Rock-Flair umwehter, prächtig in Szene gesetzter Americana, Americana-Rock und Country Rock aus Texas – natürlich mit dem unwiderstehlichen, erdigen den „Red Dirt-Staub“ am Stiefel klebend, wie man es eben nur im „Lone Star State“ erlebt. Großartig!

Der aus Austin stammende, bisher wohl nur Insidern bekannte Aaron Einhouse veröffentlicht mit „It Ain’t Pretty“ schon sein viertes Album und dürfte jetzt endgültig richtig durchstarten. Was für eine tolle Musik, was für eine grandiose Stimme! Stücke wie Townes Van Zandts „To Live Is To Fly“ und Jerry Jeff Walkers „Getting By“ bei der Beerdigung seines Onkels waren einst die Initialzündungen für Aaron, sich ebenfalls der Musik und dem Songschreiben zu widmen. Auch anderer Künstler aus diesem Dunstkreis, wie Guy Clark, Steve Earle, John Prine und Texas-Urgestein Walt Wilkins waren seine Inspiration. Heute ist die Musik und das Songwriting seine Mission.

Dem Ziel, eines Tages zu der ganz großen Zunft des Genres zu gehören und es seinen Helden gleich zu tun, ist er mit seinem neuen Werk, bei dem er sämtliche Tracks praktisch im Alleingang komponiert hat (nur bei zwei Stücken assistierten ihm Johnny Chops, der Bass-Spieler der Randy Rogers Band und Hal Ketchum), ein ganz großes Stück näher gekommen. Da gerät sein Mentor und Freund Walt Wilkins regelrecht ins Schwärmen: „Aaron is a true son of Texas, poetry, and the open road. He has an eye and a feeling for the human condition and his fellow man, and a stage presence that a bunch of us would trade for. There is a deep sensitivity in his songs, as well as humor and pathos. He’s as real as the places and folks he writes and sings about, and I’m looking forward to the next songs.”

Das von vorn bis hinten exzellente Songmaterial kommt in einem schön „saftigen“, zumeist mit tollen Gitarren in Szene gesetzten, erdigen, kraftstrotzenden, aber auch flüssigen und überaus melodischen Gewand. Da passt alles zusammen. Noch beeindruckender als Aarons starke kompositorischen Fähigkeiten ist zweifellos sein unglaublich charismatischer Gesang. Seine Stimme wirkt wie eine bestechende Symbiose aus Reckless Kellys Willy Braun, Robert Earl Keen und Jack Ingram. Schon nach den ersten Kostproben seines vokalen Könnens beim satten, brodelnden, Harp-getränkten, bluesigen, southern-swampigen Red Dirt-Rootsrocker „Dancin'“ zum Auftakt (tolle Slideguitar-Licks, gut nach vorn gehender Drive), weiß man, dass hier etwas ganz Besonderes auf einen zukommt. Der Song wurde übrigens zu Beginn und Ende von Soundschnipseln aus dem Film „Apocalypse Now“ eingerahmt.

Die Idee dazu hatte Erik Herbst (Eli Young Band, Kyle Bennett Band, Sam Riggs), der dieses tolle Werk auch in einem, herrlich zu Einhouses „Röhre“ passenden, sehr kraftvollen Sound produziert hat. Der Kontakt zwischen beiden war übrigens durch das Management von Sam Riggs zustande gekommen. Herbst sorgte in seinem „Panhandle House“-Studio dazu mit Leuten wie Tony Browne, Lucas Copeland, Jonathan Baulista, Tim Harris (klasse Harp-Performance), Bradley Knight, Bryan Brock, Milo Deering (mal wieder mit tollem Steel-Spiel) und Drew Womack (Harmony vocals) für ein exzellentes Musiker-Ensemble.

Stück Nr. 2, das saustarke „That’s What You Get“ stampft unvermindert „schroff“, in bester, kerniger Southern Rock-Manier (tolle E-Gitarren-Riffs, ein brennendes Solo, bluesige Harp-Fills) durch die texanische Peripherie, bevor mit dem Titelstück „It Ain’t Pretty“ erstmals ein wenig das Bremspedal betätigt wird. Eine wunderbare Ballade, bei dem Aarons Stimme natürlich besonders wirkt, dazu gibt es herrliche Electric Slide-Gitarren- und feine Orgel-Klänge. Auch das folgende, mega-lässige, retro-behaftete „Like Rock’N ‚Roll“ fährt titel-untypisch in eher ruhigeren Rootsrock-Gewässern. Erinnert stark an The Band. Klasse auch hier das prächtig passende Slide-Spiel mit schönem Solo.

Beim wunderbaren „My Susannah“ erneut großartige Slide-Linien, tolle Melodie) trauert Einhouse seiner nicht mehr nach Hause zurückkehrenden Verflossenen reumütig hinterher. Toller Red Dirt-/Rootsrock-/Countryrock-Stoff! Das flotte, flüssige, knackige, eingängige „The Richest Man“ bietet typisches Country-Storytelling. Klasse hier die E-Gittaren-Enlagen und Deerings heulende Steel. Mit „Thinking Of You“ folgt eine bluesig-soulige Southern-Ballade, Einhouses pathos-getränkter Gesang sorgt für Gänsehaut. Herrlich!

„On & On“ mit seinem markanten E-Slide-Führungsriff erinnert ein wenig an Red Dirt-Stoff mit Reckless Kelly-Note. Das furiose „The Fall Of Eli Wilde“ (wundebar knarzig gespielt und launig gesungen) wird so manche Honkytonk-Spelunke stimmungsmäßig zum Sieden bringen. Am Ende gibt es mit „I’m Done“ nochmal Country-trächtigen, balladesken Singer/Songwriter-Stoff. Einhouse legt sich noch mal richtig ins Zeug. Eine heulende Bariton-E-Gitarre, eine hallende Orgel und glänzende Harmoniegesänge vollenden diesen voller Inspiration performten, kraftvollen Song. Ein mitreißender, regelrecht packender Abschluss.

Aaron Einhouse legt mit „It Ain’t Pretty“ ein echtes „Pfund“ in die texanische Waagschale. Ein Album, das mehr als nachhaltige Wirkung hinterlässt. „Pretty damn Texas Roots-/Americana-/Country Rock at it’s very best“! Toller Typ, dieser Aaron Einhouse!

P.S.
Ich möchte diese weitere grandiose CD mal zum Anlass nehmen, um auf die tolle, unaufgeregte und zuverlässige Zusammenarbeit mit dem Mailorder Bärchen Records hinzuweisen, die jetzt schon fast 15 Jahre dauert, unglaublich viel Spaß bereitet und hoffentlich noch lange fortgeführt werden kann. Ohne Besitzer Jürgen Thomä, selbst ein brillanter Musikanalyst und Reviewer, wäre mein großer musikalischer Horizont sicher nicht das, was er heute ist. Dafür möchte ich mich auf diesem Wege mal herzlich bedanken. Feels Like Rock’N’Roll!

Vision Entertainment (2016)
Stil: Country Rock

01. Dancin
02. That’s What You Get
03. It Ain’t Pretty
04. Like Rock’N’Roll
05. My Susannah
06. The Richest Man
07. Thinking Of You
08. On & Onn
09. The Fall Of Eli Wilde
10. I’m Done

Aaron Einhouse
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Bärchen Records

Sons Of The Desert – Portrait

Sons

Ich entdeckte die Gruppe durch eine Anfrage bei Bärchen-Records. Nachdem ich Jürgen Thomä meine Geschmacksrichtung grob vorgegeben hatte, bat ich um ein paar Empfehlungen. Im Angebot befand sich eine Band namens Sons Of The Desert. Nach einem Blick auf seine toll gestaltete Homepage und der kurzen Kritik zu ihrem Zweitwerk „Change“, bestellte ich die Scheibe kurze Zeit später. Freitags darauf bekam ich den ersten Appetithappen in der Sendung Country Roads auf 3sat geboten. Das Titelstück „Change“, eine wunderschöne Nummer mit klasse Tempowechseln und einer unglaublich tollen Stimme des Sängers.

Die Burschen machten schon im Videoclip sofort einen sympathischen Eindruck. Einen Tag später kam prompt die erwartete Bestellung. Mitten im Umzugsstress ließ ich es mir nicht nehmen, kurz in die CD reinzuhören. Schon bei den ersten Tönen von „Goodbye To Hello“ war es um mich geschehen. Der Gesang bohrte sich förmlich in mein Ohr, dazu eine Melodie, die unter die Haut ging und trotzdem knackig über mich hinwegfegte. Von dem Augenblick an war mir klar, dass meinen bisherigen Favoriten in diesem Genre, Wynonna und Tim McGraw, ernsthafte Konkurrenz ins Haus stehen würde. Zäumen wir das Pferd jedoch nicht von hinten auf, sondern blicken zunächst auf den Werdegang der Band.

Ihre Story beginnt eigentlich vor ca. zehn Jahren in Waco, Texas, als die Brüder Drew (voc, g) und Tim Womack (g) nach dem Ausstieg des bisherigen Sängers zum Original-Sons-Line-Up, Doug Virden (b), Brian Westrum (dr) und Scott Saunders (key), stießen. Benannt nach einem Laurel-und-Hardy-Film tourten die Jungs mit damals unbekannten Größen wie Ty Herndon und Lonestar die Countryclubs und Honkytonkbars im Umkreis von Dallas rauf und runter, bis 1997 der Vertrag für ihr Debütalbum, „Whatever Comes First“ bei Epic Records zustande kam. Die Scheibe beinhaltet u. a. einen bunten Mix aus peppigen Uptemponummern „Hand Of Fate“, „Whatever Comes First“, „Drive Away“, herrlichen Balladen „Leaving October“, „Colorado“, „Burned In My Heart“ sowie zwei tolle Honkytonkstücke „Bring On The Angel“, „Devil Right On My Shoulder“, die auch das Herz manch eines Southern-Fan höher schlagen ließen.

Zwei Dinge wurden besonders ans Tageslicht gefördert: Zum einen ein deutlich zu spürender Teamgeist, bedingt durch die Großzügigkeit der Plattenfirma, die Band an der langen Leine zu führen, was die Vorstellungen bzgl. der Umsetzbarkeit ihrer Songs anging, zum anderen die Einzigartigkeit des hochtalentierten Sängers und Songwriters Drew Womack. Ob allein oder mit externen Schreibpartnern schafft er es, die Hörer in seinen Bann zu ziehen und nicht mehr gehen zu lassen. Just in dem Moment, als der steile Aufstieg der Sons vorprogrammiert zu sein schien, trennt man sich, zur Überraschung aller, von Epic.

Die Gunst der Stunde nutzte Tony Brown, MCA-Nashville-Chef, bereits schon vorher großer Sons-Fan. Er erinnert sich: Es war genau der richtige Moment, um die Band eine Stufe höher zu puschen, wie schon bei Vince Gill oder Chely Wright. Man muss den Zeitpunkt genau treffen, eine äußerst glückliche Entscheidung.

Die Befürchtungen der Jungs, eine komplette Generalüberholung über sich ergehen lassen zu müssen, trat nicht in Kraft. Auf der Strecke blieben lediglich Drews lange Haare und ein etwas geändertes Bühnenkonzept, dass die drei Gitarristen mit viel Harmoniegesang kompakter in den Vordergrund stellen soll, um durch bessere Kommunikation ein breiteres Spektrum an Fans erreichen zu können. Es gab, gegenüber dem Debütwerk, eine größere Songauswahl; erfolgreiche Songwriter wie Craig Wiseman, Chris Lindsey und Mark Selby als auch namhafte Gästemusiker wie Keith Urban und Paul Franklin wurden zur Verfügung gestellt, der Kreativität Drew Womacks aber weiterhin alle Türen offen gelassen.

Drews Kommentar: Ich bin in dem Business, weil die Leute es lieben, Bands zu hören, die ihre eigenen Songs schreiben und spielen. Brown fügt hinzu: Drews Songwriting als Ergänzung zur Begabung der Musiker ist unglaublich. Kommen wir zur CD selbst. Neben den schon erwähnten Liedern, „Goodbye To Hello“ und „Change“, enthält sie u. a. weitere Sahnestücke wie „Blue Money“, eine Nummer, die unweigerlich an alte Eagles-Klassiker im modernen Gewand erinnert, „Real Fine Love“ eine Killer-John Hiatt-Coverversion, „I Need To Be Wrong“, das persönliche Lieblingsstück der Band, das funkige „Everybody’s Gotta Grow Up“ (dazu wurde ein toller, humorvoller Videoclip mit der Band auf einer Plattform inmitten eines riesigen Swimmingpools gedreht) und „The Ride“ mit toller Banjobegleitung von Keith Urban.

Dazu natürlich auch wieder Balladen wie „Albuquerque“, aus der Epic-Schlussphase neu überarbeitet, oder „Too Far To Where You Are“, dass eigentlich für Tim McGraw bestimmt war, aber großzügig an die Jungs abgetreten wurde. Alles in allem muss man feststellen, dass sich der ‚Wechsel‘, sofern man ihn als diesen bezeichnen kann, gelohnt hat. Es ist alles noch ein wenig knackiger und moderner geworden. Mir gefällt besonders der klare Sound, d. h. die Stimme sowie die einzelnen Instrumente für sich sind zur jeder Phase eindeutig differenzierbar und fließen dennoch wieder in einem Ganzen zusammen.

Abschließen möchte ich mit einem Statement von Drew Womack: Es gibt viele Leute in diesem Geschäft, die Angst haben, neue Dinge zu probieren, sie wollen sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Aber Musik muss sich weiterentwickeln, dazu muss man neue Ideen einbringen. In anderen Worten: Ein Wechsel tut gut! Zu erwähnen sei auch noch das soziale Engagement der Gruppe. Sie unterstützt eine gemeinnützige Organisation namens Jason Foundation, die sich der Vorbeugung von Jugendselbstmorden verschrieben hat.

P.S.
Die Band löste sich trotz allen musikalischen Potentials 2004 auf, lediglich Drew Womack konnte als Solokünstler weiter von sich Reden machen.

„Whatever Comes First“

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Epic Records (1997)
Stil: New Country

01. Hand of Fate
02. Whatever Comes First
03. Leaving October
04. Bring On The Angel
05. You Can Come Cryin‘ To Me
06. Colorado
07. When It’s Right
08. Promises
09. Drive Away
10. Devil On Both Shoulders
11. Burned In My Mind

„Change“

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MCA Nashville (2000)
Stil: New Country

01. Goodbye To Hello
02. Albuquerque
03. What I Did Right
04. Everybody’s Gotta Grow Up Sometime
05. Too Far To Where You Are
06. I Need To Be Wrong Again
07. That’s The Kind Of Love You’re In
08. Real Fine Love
09. Blue Money
10. Change
11. Ride

Drew Womack
Bärchen Records

Drew Womack – Same – CD-Review

Vorweg eine schlechte Nachricht: Drew Womack hat nach 14-jähriger Tätigkeit seinen Dienst als Frontmann der äußerst beliebten New Country-Truppe Sons Of The Desert eingestellt! Die gute aber lautet – und das ist das entscheidende: Er legt ein wahrhaft meisterliches Solodebut vor, eine nahezu ideale Kombination aus sehr knackigem, frischem, von traumhaften Melodien durchzogenem New Country und Countryrock/-pop zwischen erdiger texanischer Ursprünglichkeit und dem „Glanz“ Nashvilles! Irgendwo war klar, daß ein musikalischer Charakterkopf, wie ihn Sänger, Multiinstrumentalist und Songwriter Drew Womack nun einmal darstellt, nicht weiter untätig bleiben würde, nachdem es schon über zwei Jahre um die „Sons“ recht ruhig geworden war.

Trotz zweier klasse CDs „Whatever Comes First“ (1997) und „Change“ (2000), gelang es der Band aufgrund ständiger Unruhen (Labelwechsel / interne Umstrukturierungen) nicht, aus ihrem ohne Zweifel großen musikalischenPotential die entsprechenden Früchte zu ernten. Nachdem alle rechtlichen Fragen geklärt waren (Drew kann über alle SOD-Songs frei verfügen), ist der Alleingang die wohl logische und begrüßenswerte Konsequenz des Ganzen, zumal das Tuch zwischen ihm und den Ex-Kollegen nicht völlig zerschnitten zu sein scheint. Denn bis auf Drummer Brian Westrum sind alle Mitstreiter vergangener Tage auf seinem Debüt involviert.

Der mittlerweile in Austin, Texas ansässige Singer/Somgwriter sprüht geradezu vor Energie und brennt ein richtiges Feuerwerk an erstklassigen Songs ab, von denen aber auch kein einziger einen Ausfall darstellt. Im Dunstkreis der etablierten Texas-Szene von Leuten wie Radney Foster, Rodney Crowell, Pat Green, Chris Knight & Co. trifft er zielsicher den schmalen Grat zwischen rootsigen Texas „Red Dirt“-Anlagen, Alternate Country, dezent poppigen, manchmal von einem gewissen Wedstcoast-Feeling umhauchten Countryrock-Elementen und radiofreundlichen Nashville-Strömungen nahezu perfekt. Drew Womack hat konstant und spürbar erfolgreich an seiner Weiterentwicklung gearbeitet.

Seine Musik ist ein wenig kratziger, kantiger und auch etwas rockiger geworden, gewinnt an großer Reife, ohne dabei auf ganz wunderbare Melodien zu verzichten. Drews Stimme klingt weiterhin frisch und nach wie vor unverwechselbar. „Premium Gasoline“ beispielsweise könnte mit seinem Speed problemlos auf jeden, in der NASCAR-Rennsportserie so beliebten Sampler gepackt werden, „To Her And Back“ glänzt durch rockige Gitarrenriffs und leichtem 70er Flair, „Fastest Way To Texas“ unterstreicht Womacks Singer-, Songwriterambitionen mit atmosphärischem Touch und roher Darbietung der Marke Ingram & Co, „Fine Art Of Failure“ ist ein rhythmischer Country-Rock’N’Roller mit typischer Gitarre und viel Dampf, wie es etwa bei Pat Green sehr oft zu beobachten ist.

Natürlich gibt es auch jede Menge „Sons Of The Desert“-Feeling: Die aktuelle Single „Hey Daisy“ gleitet mit lockerer Banjountermalung, dezenten Mundharmonikaeinlagen und schönen Harmoniegesängen westcoastmäßig leicht ins Ohr. Gleiches gilt für den Power-Lovesong „That’s Just Me“ und das knackige „Waitin’ On A Bullet“. Stark auch der von Radney Foster mitkomponierte, knacjige, ungemein frische Countryrocker „Any love at all“ mit seiner traumhaften Melodie! Besonderes Bonbon für alle „Sons“-Fans: Das einst sehr pianoträchtige Liebeslied „Leaving October“ von derem ersten Werk „Whatever Comes First“ präsentiert Womack in einer Neueinspielung durch Umwandlung der Tastenparts in Electric-Dobro-Töne und mit dezenten Hammond-Tupfern in einem völlig neuen, aber wunderschönen Gewand. Der Song wirkt dadurch viel ursprünglicher und geht mehr in die Tiefe.

„Melancolic Cafe“ (nur Drew/Gesang und Ex-Sons-Keyboarder Scott Saunders/Akustik-Piano) lässt, wie es der Titel schon ausdrückt, eine knappe Stunde feinster Musik melancholisch ausklingen. Ein geschmackvolles Booklet, inclusive aller Texte, rundet dieses Klasse-Werk zusätzlich positiv ab. Das Teil müsste eigentlich ein Bestseller werden. Verdient hätte er es mit dieser starken Musik auf jeden Fall! Fazit: Die Vergangenheit war Sons Of The Desert, die Zukunft heißt Drew Womack!

Smith Music Group (2004)
Stil: New Country & More

01. Hey Daisy
02. Any Love At All
03. Premium Gasoline
04. That’s Just Me
05. Leaving October
06. To Her And Back
07. Fastest Way To Texas
08. Waitin‘ On A Bullet
09. Devil’s Working Overtime
10. Fine Art Of Failure
11. Tearin‘ It Up Tonight
12. Melancholy Cafe

Drew Womack
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Bärchen Records

Drew Womack – Sunshine To Rain – CD-Review

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Da lacht das Herz, da scheint die Sonne. Der großartige, texanische Singer/Songwriter Drew Womack ist zurück mit einem wunderbaren, neuen Album. Fast neun Jahre ist es her, seit der einstige Frontmann der Sons Of The Desert (seiner Zeit mit Major-Vertrag) nach deren Auflösung seine Solokarriere begann. Sein damaliges, starkes Debütalbum von 2003 war zwar nicht das letzte musikalische Lebenszeichen von ihm (er tauchte sporadisch immer mal wieder als Co-Writer oder auch als Backgroundsänger bei diversen Künstlern auf), aber durch eine komplizierte Rückenwirbelgeschichte war er auf ärztlichen Rat hin gezwungen, im Rahmen seiner Passion den „Ball flach zu halten“. Mittlerweile ist die lange Leidenszeit überwunden und Drew präsentiert sich mit seinem neuen Werk „Sunshine To Rain“ wieder auf der Sonnenseite des Lebens.

Es ist ein tolles, ja begeisterndes Album geworden. Obwohl von einem gewissen, unterschwelligen, seiner früheren Band entsprechenden Countryrock-Touch berührt, präsentiert Womack hier in erster Linie ein überaus ambitioniertes, grandios gelungenes, kraftvolles, gewaltig groovendes Rootsrock-, Americana-, Texas Red Dirt-Album, das zuweilen von einer wunderbaren Blues- und (Southern)Soul-Note geprägt ist. Dabei besticht er in seinen großartigen Songs mit viel Abwechslung und Vielfalt. Mal rockt und brodelt es gewaltig, dann wieder kommt er mit viel Gefühl und Emotion. Produziert mit sehr schön klarem, durchaus „fetten“ Sound (auch Drews markante Stimme wurde hervorragend herausgearbeitet) hat Clayton Corn (u. a. Pat GreenJack Ingram), der auch diverse Tasteninstrumente hier eindrucksvoll bedient.

Dazu kann sich die Liste der begleitenden Musiker wahrlich sehen lassen: David Grissom (Storyville, Joe Ely, John Mellencamp, Dixie Chicks) steuert zum Beispiel fantastische, elektrische Gitarrenarbeit bei (das sind einfach begnadete Riffs und Soli von Grissom, der die Lead Gitarre überwiegend in betont bluesiger Storyville-Manier bearbeitet), Ramy Antoun (u. a. Seal) bedient die Schlagstöcke, Lonnie Trevino den Bass, Texas-Veteran Lloyd Maines die Steelgitarre. Als Backgroundsänger/-innen standen neben einigen anderen Klasseleuten Jess Klein, Karol Ann Moore und Radney Foster zur Verfügung. Sehr stark gleich der Heartlandrock-trächtige Opener „There You Go Again“. David Grisson agiert bei seinem Gitarrenspiel fast in der Manier eines Gary Moore und verleiht dem rhythmischen, dezent folk-rockigen Stück sogar einen ganz leichten Thin Lizzy-Touch. Eine dicke Überraschung zum Auftakt.

Auch das schön soulig angehauchte „Broken Angel“ (weibliche Background Vocals, gurgelnde Orgel, erdiges E-Gitarren-Solo) und der bluesige, gar Little Feat-kompatible Juke Joint-/Swamp-/Southern-Soul-Rocker „I Know Love“ (gospelige Backs, klasse Piano, starkes E-Gitarren-Solo) bieten mit dem Auffahren einer „heissen“ Horn-Section die nächsten Aufhorcher. Der Titelsong „Sunshine To Rain“ hingegen verzaubert einfach nur mit seiner herrlichen Melodie und Womacks ausdrucksvollem, einzigartigem Gesang (er ist ja einer dieser typischer Sänger, den man unter tausenden von Stimmen sofort heraushört). Jess Klein (ganz toll) und Radney Foster steuern hier grandiose Harmoniegesänge bei. Ein Hammersong! Absolut radiotauglich ist das folgende, sehr beschwingt groovende „Butterfly“, eine prächtige Gute Laune-Nummer.

Dass Drew seinen eigenen Kopf bei diesem Album durchsetzen wollte, erkennt man deutlich an dem tollen, lockeren, melodischen „This Heart“. Hier durfte sich Indrajit Banerjee an der Sitar austoben und verleiht dem Song das entsprechende orientalische Flair. Trotz aller nicht alltäglichen Spielereien gelingt es Womack dennoch das typisch texanische Red Dirt-Flair immer mit einzubinden. Auch seine Fans aus der Sons Of The Desert-Zeit haben allen Grund zur Freude. Tracks wie „The Way Love Rolls“ oder „Say Alright“ hätten mit ihrem feinen New Country(rock)-Feeling auch locker auf den damaligen Alben der „Sons“ ihren Platz finden können.

Am Ende dann zaubert Drew nochmal zwei unglaublich starke Tracks aus dem Ärmel: Zum einen das fast bedrohlich wirkende und etwas swampig rüber kommende „The High Road Down“ (ein brodelnder Rootsrocker mit krachender E-Gitarre am Anfang und Ende, weibliche Harmonies im Refrain, tolle Slideeinlagen) und schließlich der mit Mark Selby und Tia Sillers gemeinsam komponierte (alle anderen Songs wurden von Drew im Alleingang kreiert), atmosphärische Roots-Blues „Slow Burn“, bei dem David Grissom noch einmal schwer in die Gitarrensaiten greift.

Tolle Gestaltung des Digipacks übrigens durch Sarah und Shauna Dodds, die ja schon dem letzten Reckless Kelly-Albumcover mit viel Kreativität ihren Stempel aufgedrückt haben. Drew Womack feiert mit „Sunshine To Rain“ ein bärenstarkes Comeback. Toll groovender, mal bluesig, mal soulig, mal country angehauchter, exzellenter Rootsrock/Americana mit einem feinen Red Dirt-/Austin-Flair, einigen Sons Of The Desert-Reminiszenzen und jeder Menge kleiner Überraschungen. Schön, diesen hervorragenden Künstler wieder „an Bord zu haben“. Nochmal ein echter Knaller im sich langsam zum Ende neigenden Jahr 2012. Great stuff, Drew Womack!

Blue Lightning Records (2012)
Stil: New Country & More

01. There You Go Again
02. Broken Angel
03. Through The Night
04. I Know Love(But You)
05. Sunshine To Rain
06. Butterfly
07. This Heart
08. Rescue Me
09. The Way Love Rolls
10. Say Alright
11. High Road Down
12. Slow Burn

Drew Womack
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