Drew Womack – Same – CD-Review

Vorweg eine schlechte Nachricht: Drew Womack hat nach 14-jähriger Tätigkeit seinen Dienst als Frontmann der äußerst beliebten New Country-Truppe Sons Of The Desert eingestellt! Die gute aber lautet – und das ist das entscheidende: Er legt ein wahrhaft meisterliches Solodebut vor, eine nahezu ideale Kombination aus sehr knackigem, frischem, von traumhaften Melodien durchzogenem New Country und Countryrock/-pop zwischen erdiger texanischer Ursprünglichkeit und dem „Glanz“ Nashvilles! Irgendwo war klar, daß ein musikalischer Charakterkopf, wie ihn Sänger, Multiinstrumentalist und Songwriter Drew Womack nun einmal darstellt, nicht weiter untätig bleiben würde, nachdem es schon über zwei Jahre um die „Sons“ recht ruhig geworden war.

Trotz zweier klasse CDs „Whatever Comes First“ (1997) und „Change“ (2000), gelang es der Band aufgrund ständiger Unruhen (Labelwechsel / interne Umstrukturierungen) nicht, aus ihrem ohne Zweifel großen musikalischenPotential die entsprechenden Früchte zu ernten. Nachdem alle rechtlichen Fragen geklärt waren (Drew kann über alle SOD-Songs frei verfügen), ist der Alleingang die wohl logische und begrüßenswerte Konsequenz des Ganzen, zumal das Tuch zwischen ihm und den Ex-Kollegen nicht völlig zerschnitten zu sein scheint. Denn bis auf Drummer Brian Westrum sind alle Mitstreiter vergangener Tage auf seinem Debüt involviert.

Der mittlerweile in Austin, Texas ansässige Singer/Somgwriter sprüht geradezu vor Energie und brennt ein richtiges Feuerwerk an erstklassigen Songs ab, von denen aber auch kein einziger einen Ausfall darstellt. Im Dunstkreis der etablierten Texas-Szene von Leuten wie Radney Foster, Rodney Crowell, Pat Green, Chris Knight & Co. trifft er zielsicher den schmalen Grat zwischen rootsigen Texas „Red Dirt“-Anlagen, Alternate Country, dezent poppigen, manchmal von einem gewissen Wedstcoast-Feeling umhauchten Countryrock-Elementen und radiofreundlichen Nashville-Strömungen nahezu perfekt. Drew Womack hat konstant und spürbar erfolgreich an seiner Weiterentwicklung gearbeitet.

Seine Musik ist ein wenig kratziger, kantiger und auch etwas rockiger geworden, gewinnt an großer Reife, ohne dabei auf ganz wunderbare Melodien zu verzichten. Drews Stimme klingt weiterhin frisch und nach wie vor unverwechselbar. „Premium Gasoline“ beispielsweise könnte mit seinem Speed problemlos auf jeden, in der NASCAR-Rennsportserie so beliebten Sampler gepackt werden, „To Her And Back“ glänzt durch rockige Gitarrenriffs und leichtem 70er Flair, „Fastest Way To Texas“ unterstreicht Womacks Singer-, Songwriterambitionen mit atmosphärischem Touch und roher Darbietung der Marke Ingram & Co, „Fine Art Of Failure“ ist ein rhythmischer Country-Rock’N’Roller mit typischer Gitarre und viel Dampf, wie es etwa bei Pat Green sehr oft zu beobachten ist.

Natürlich gibt es auch jede Menge „Sons Of The Desert“-Feeling: Die aktuelle Single „Hey Daisy“ gleitet mit lockerer Banjountermalung, dezenten Mundharmonikaeinlagen und schönen Harmoniegesängen westcoastmäßig leicht ins Ohr. Gleiches gilt für den Power-Lovesong „That’s Just Me“ und das knackige „Waitin’ On A Bullet“. Stark auch der von Radney Foster mitkomponierte, knacjige, ungemein frische Countryrocker „Any love at all“ mit seiner traumhaften Melodie! Besonderes Bonbon für alle „Sons“-Fans: Das einst sehr pianoträchtige Liebeslied „Leaving October“ von derem ersten Werk „Whatever Comes First“ präsentiert Womack in einer Neueinspielung durch Umwandlung der Tastenparts in Electric-Dobro-Töne und mit dezenten Hammond-Tupfern in einem völlig neuen, aber wunderschönen Gewand. Der Song wirkt dadurch viel ursprünglicher und geht mehr in die Tiefe.

„Melancolic Cafe“ (nur Drew/Gesang und Ex-Sons-Keyboarder Scott Saunders/Akustik-Piano) lässt, wie es der Titel schon ausdrückt, eine knappe Stunde feinster Musik melancholisch ausklingen. Ein geschmackvolles Booklet, inclusive aller Texte, rundet dieses Klasse-Werk zusätzlich positiv ab. Das Teil müsste eigentlich ein Bestseller werden. Verdient hätte er es mit dieser starken Musik auf jeden Fall! Fazit: Die Vergangenheit war Sons Of The Desert, die Zukunft heißt Drew Womack!

Smith Music Group (2004)
Stil: New Country & More

01. Hey Daisy
02. Any Love At All
03. Premium Gasoline
04. That’s Just Me
05. Leaving October
06. To Her And Back
07. Fastest Way To Texas
08. Waitin‘ On A Bullet
09. Devil’s Working Overtime
10. Fine Art Of Failure
11. Tearin‘ It Up Tonight
12. Melancholy Cafe

Drew Womack
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Bärchen Records

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