T.G. Copperfield – Crank It Up In Nashville – CD-Review

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Wenn einer in den letzten Jahren wirklich im wahrsten Sinne des Wortes aufgedreht hat, ist es Tilo George Copperfield. Der Rocker aus dem schönen Regensburg, hat mittlerweile neben seiner Tätigkeit für Acts wie 3 Days Whiskey und HoAß, den Fokus eindeutig auf seine Solo-Karriere gesetzt und veröffentlicht quasi im Halbjahres-Turnus Werke in Eigenregie.

Diesmal hat es den sympathischen Bajuwaren, der mit mir die Passion fürs Joggen im Hochtemperaturbereich teilt (am liebsten bei sengender Hitze, wie wir neulich lustiger Weise auf Facebook feststellten), ins Mekka der Countrymusik getrieben, um seine neuste CD „Crank It Up In Nashville“ einzuspielen.

Wer allerdings glaubt, dass Tilo jetzt bei den neuen Kreationen seine große Liebe zu Steel, Fiddle und Banjo für sich entdeckt hat, befindet sich aber auf dem Holzweg. Hintergrund ist, dass er mit Accept-Drummer Christopher Williams für die Tracks, dort das Studio, des uns ebenfalls bestens bekannten Caleb Sherman, aufgesucht hat, mit dem wir uns nach dem letzten HER-Konzert auch nett unterhalten hatten.

Caleb übernahm gleich auch den Keyboards-Part und Brandon Roberts (ebenfalls aus dem HER-Dunstkreis) zupfte den Tieftöner. Sieben neue Stücke wurden dabei ins Visier genommen, vier davon nochmals von Copperfield-Spezi Dr. Will (drei mit anderen Sängern) als Alternativversionen, neu abgemischt.

Auch diesmal versteht Tilo es geschickt, seine eigenen Ideen mit Untertönen uns allen bekannter Interpreten so dezent zu verweben, dass der eigene Stempel omnipräsent bleibt.

Da schwingen bei Tracks wie dem treibenden Rocker (schönes Southern Rock E-Solo) am Anfang „Babylon’s Rising“ die Stones mit. Bei „By The Riverside“ sind es zweifelsfrei Creedence Clearwater Revival (E-Hook), bei „Restless Man“ könnte man Bon Jovi („Dead Or Alive“ in den Strophen) und John Farnham („You’re The Voice“ im Refrain) vermuten. „Twosome Lonesome Blue“ enthält leichte Reminiszenzen an Springsteens „Streets Of Philadephia“, bei „When The Ship Goes Down“ schwingen Hörassoziatonen zu Tom Petty mit.

Die reizvollen Momente des Albums ergeben sich immer wieder aus dem gut harmonierenden Zusammenwirken von Caleb Shermans Tastenvariationen mit Tilos ebenfalls gekonnter E-, Akustik- und Slide-Gitarrenarbeit.

Eine interessante Note bieten besonders die beiden Alternativ-Stücke, wo der amtierende Gewinner von ‚The Voice Senior‘, Dan Lucas, eine überragende Vokalleistung abgibt („By The Riverside“) und sich auch der kauzige kanadische Rootsrockmusiker Dave McCann beim pettyesken „When The Ship Goes Down“ als gute Wahl erweist. Der aufstrebende Nashville-Musiker Dan Harrison, auch an sich ein guter Sänger, bleibt bei „Restless Man“ dagegen eher etwas blass.

Tilo George Copperfield geht unbeirrt seiner Passion weiter nach. Mit „Crank It Up In Nashville“ gibt er weiter Gas und reiht ein weiteres Puzzlestück in ein Gesamtbild ein, das noch lange nicht fertiggestellt zu sein scheint. So, jetzt aber, nach getaner Arbeit, schnell die Laufschuhe an, das Thermometer zeigt 31 Grad…

Timezone Records (2019)
Stil: Rock & More

01. Babylon’s Rising
02. By The Riverside
03. I Ain’t In It
04. Restless Man
05. Taste
06. Twosome Lonesome Blue
07. When The Ship Goes Down
08. Babylon’s Rising (Alternative Mix)
09. By The Riverside (feat. Dan Lucas)
10. Restless Man (feat. Dan Harrison)
11. When The Ship Goes Down (feat. Dave McCann)

T.G. Copperfield
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Timezone Records

HER – Black And White – CD-Review

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Nach ihrem launigen Konzert im Kölner Yard Club vor gut zwei Wochen überreichte uns Monique Staffile auch ihr neues Studiowerk „Black And White“ zum Reviewen.

Die CD kommt diesmal Coverart-technisch in einem recht spartanisch gehaltenen, passend zur Thematik, gewählten schwarz-weiß bedruckten Papp-Schuber, wobei sich auf der Rückseite, nebst zweier Gesichtsausschnitte von Monique an den Rändern, alle relevanten Infos zum Album befinden (Titel, Musiker, etc.).

Während ihres Gigs hatte sie bereits Stücke wie „A Plan“, „You Don’t Want Me Anymore“, „Black And White“ und das emotionale, einigen bereits Verstorbenen in Moniques Bekanntenkreis gewidmete „Right Now“ – auf diesem Longplayer der melodischste und emotionalste Track – bereits vorgestellt. Hier im Studio klingt alles natürlich deutlich besser und klarer ausgesteuert als auf der Bühne.

Zu meinem persönlichen Leidwesen, gibt es auch diesmal keinen Schwenk zurück zu ihrer mehr Countryrock-umwehten Her & Kings County-Zeit. Sie und ihr musikalischer Gefährte Caleb ‚KBC‘ Sherman, der wieder vom Songwriting, instrumentellen Wirken bis zur Produktion eingebunden ist, haben sich weiterhin in einen aufmüpfigen New Wave-umwitterten Poprock kalibriert, sei es britischer, aber auch durchaus deutsch anmutender Natur, wobei mir hier Acts wie Nina Hagen oder Ideal in den Sinn kommen.

Aufgrund Moniques gut zu dieser Stilart passenden Rotzgöhren-Stimme kann dies auch durchaus nachvollzogen werden. Auf meinem Notizzettel habe ich neben dem treibenden „You Don’t Want Me Anymore“ und „Right Now“, noch das in Siebziger Rockmanier stampfende „Hide“ (klimpriges Piano), das atmosphärisch schleichende „Oh My God“ sowie das Hagen-mäßig schrille Synthie-trächtige „Make Believe“ als Anspieltipps vermerkt.

Fazit: Die aus Brooklyn stammende und in Nashville lebende Monique Staffile, alias HER, hat ihren Stil gefunden und geht diesen Weg konsequent weiter. Ihre neue CD „Black And White“ bietet klare Kante, kaum Schattierungen dazwischen und somit ganz viel New York und so gut wie gar kein Tennessee mehr.

Eher weniger meine Welt, vor allem nicht im heimischen Wohnzimmer, aber was bleibt, ist natürlich weiterhin der große Sympathiebonus, denn Monique trägt das Herz am rechten Fleck.

Eigenproduktion (2019)
Stil: New Wave / Rock / Pop

01. Break Me
02. A Plan
03. You Don’t Want Me Anymore
04. Black And White
05. Hide
06. Oh My God
07. Strike A Fire
08. Right Now
09. Make Believe
10. Love Story

Her
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HER – 30.01.2019, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Eine Musikerin, die wir seit Anbeginn unseres Wirkens hier in Sounds Of South aufgrund ihrer charmanten, lebenslustigen und einvernehmenden Art – ok, nicht zu vergessen, dass sie auch noch klasse aussieht – in unser Herz geschlossen haben, ist zweifelsohne Monique Staffile.

Zunächst unter Her & Kings County firmierend, mittlerweile als HER ganz auf sich fokussiert, haben wir schon einige CD-Reviews, Konzertberichte und auch ein Interview über sie in unserem Portfolio.

Sie hatte sich passend zum Titel ihres neuen Albums „Black And White“ in ein züchtig anmutendes, schwarz-weißes Zofen-Oberteil geschmissen, was aber in Verbindung mit kurzem Rock, schwarzen Stiefeln, knallroter, zum Lippenstift passender Kappe, ein ziemliches heißes Gesamtbild ergab und den großflockig runterkommenden Schnee im Umkreis der Kantine an den Rande des Schmelzmodus brachte.

20:15 Uhr legte zunächst die, mit dem schlaksigen, aber sehr agilen Drummer Johannes Greer (mit badekappenartiger Haartracht) und Bassist Jonathan Stoye, neu formierte Rhythmusfraktion, plus Langzeitweggefährte Caleb Sherman, ein Instrumental als Intro hin, das mit dem Erscheinen von Monique auf der Bühne in ein fast Meat Loaf-mäßiges „A Plan“ vom neuen Werk überging.

Im weiteren Verlauf gab es dann natürlich mit Tracks wie u. a. „You Don’t Want Me Anymore“, „Taking Up Space“, „You“, „Black And White“, „Heartbreak“ und dem emotional besungenen, verstorbenen Bekannten Moniques gewidmeten „Right Now“, überwiegend ordentlich stampfenden, krawalligen und meist auch schön rhythmischen Rock, der durch die energiegeladene Frontperformance und das Posen der Protagonistin, eine ungeheure positive Dynamik frei werden ließ.

Als mein Favorit des Abends entpuppte sich das Titelstück eines früheren Albums, „Gold“, das dank Shermans E-Gitarrenspiel, eine dezente Southern Rock-Note erhielt.

Über „Seriously“ (mit teilweise kindlicher Kate Bush-Piepsstimme), das am Ende aufbrausende „Crush“, das an die Beastie Boys erinnernde „On Regrets“, „Money“ (mit Interaktion), „Seperately“ (schönes laszives Posing von Monique am Mikro), ging es dann zum Abschlussstück des Haupteils, „Revolution“, das mit Amerika-Fahne, bei der die Sterne im blauen Teil durch ein Peace-Symbol ersetzt waren, effektvoll als Trump-Kritik (Sherman erzählte uns später, dass in den Staaten selbst George Bush mittlerweile als das wesentlich geringere Übel angesehen wird) in Szene gesetzt wurde.

Als Zugaben gab es ein Medley aus wild zusammengeworfenen Rock-/Pop-Country-Klassikern wie „Money For Nothing“, „Beat It“, „Cherry Bombs“, „Fight For Your Right“ und „Country Roads“ sowie ein launiges „Tonight“ aus dem eigenen Fundus zum endgültigen Finale.

Nach dem Gig erkannte Monique uns sofort, bedankte sich für die Unterstützung und quatschte ein bisschen mit uns (später auch Caleb). Für unser obligatorisches Logobild posierte sie dann natürlich auch noch und überreichte mir ihre neue CD zum Besprechen (Review folgt demnächst). Während Gernot und ich uns in Richtung Rheinberg durch die winterliche Nacht aufmachten, stehen für HER & Co. als nächste Stationen, weitere Gigs in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz auf dem Programm. Hingehen und Spaß haben!

Line-up HER:
Monique Staffile (lead vocals, percussion)
Caleb Sherman (electric guitar, vocals)
Johannes Greer (drums)
Jonathan Stoye (bass)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Her
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Yard Club Köln

T.G. Copperfield – The Worried Man – CD-Review

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Ein Musiker, für den der Begriff ‚Entschleunigung‘ im Wortschatz nicht vorhanden zu sein scheint – gut, diese Gattung von Menschen pflegt eine solche Tätigkeit ja in der Regel zwischen 4:00 Uhr morgens und 18:00 Uhr am späten Nachmittag… – ist unser lieb gewonnener Tilo George Copperfield.

Der fleißige Regensburger, zunächst eher durch seine Mitgliedschaft in Bands wie Hoaß und 3 Dayz Whiskey einem relativen Insider-Kreis bekannt, hat sich seit Beginn des Jahres ’selbstständig‘ gemacht und unter dem Namen „T.G. Copperfield“ sein erstes Solo-Album herausgebracht. Seitdem zieht er umtriebig unter eigener Firmierung in Sachen Auftritte durch die Lande.

Dem aber wohl nicht genug. Keine 11 Monate schickt der bajuwarische Bruce Springsteen i. Gr. (an den erinnert er mich rein äußerlich so ein wenig) nun bereits den Nachfolger „The Worried Man“ ins Rennen.

Im Prinzip führt der aus 12 Stücken (inklusive des kurzen Depeche Mode-Hidden Tracks „Enjoy The Silence“ bestehende Longplayer, den eingeschlagenen Weg des Erstlings konsequent fort. Ein buntes Konglomerat aus Reminiszenzen an die gute alte Rockmusik (u. a. CCR – das bluesige „Down In The Mud“, Motörhead – „Go To Hell“, Doors – „Worn Out Shoes“, Marillion – „Who Will Stop The Rain“, Pink Floyd – „The Wooried Man“) mit all ihren verschiedenen Facetten, gefasst in, von Tilo eigens kreierte Kompositionen.

Markant wieder seine gute variable Saitenarbeit. Geändert hat sich das ihn umgebende Team. Diesmal hat sich Tilo schwerpunktmäßig auf seine Live-Begleiter Michael Hoffmann und Michael Karl verlassen, Co-produzierend und auch musikalisch (keys, bgv) involviert war Robert ‚Hubi‘ Hoffmann.

Als Farbtupfer erweisen sich die Einbindung einer Bläser-Section bei „Black Cat Voodoo Spell“, das Ennio Morricone-umwobene Country-Instrumental „Black Horse“, sowie die vokale Assistenz der uns ebenfalls bestens bekannten Amerikanerin Monique Staffile (alias HER), die „Shame Shame Shame“ ihren rotzigen Gesangsstempel aufdrückt.

Apropos Gesang: Eigentlich mein einziger subjektiver Kritikpunkt (gilt auch für das Erstwerk, don’t worry Tilo): TGs Gesang ist mir persönlich insgesamt etwas zu brav, zu ‚deutsch‘ klingend, stimmlich nicht impulsiv genug. Daran müsste, wie auch immer, meiner Ansicht nach, vielleicht in Zukunft noch etwas gefeilt werden.

Das Coverartwork mit eingelegtem Textbooklet ist gewohnt professionell und ansehnlich gelungen, ansonsten alles im grünen Bereich. Weiterhin viel Erfolg für deinen Traum, Tilo!

Timezone Records (2017)
Stil: Rock & More

01. Evil Eye
02. Something Wrong
03. Down In The Mud
04. Love Somebody
05. Who Will Stop The Rain
06. Black Cat Voodoo Spell
07. Go To Hell
08. Shame Shame Shame
09. Who’s That
10. Worn Out Shoes
11. Black Horse
12. The Worried Man

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Timezone Records

Her – Gold – CD-Review

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Einen Tag vor Beginn meiner Abreise in den verdienten Urlaub kam noch die neue Scheibe von der mir liebgewonnen Monique Staffile und ihren Kumpanen ins heimatliche Haus getrudelt. „Gold“ heißt das neue Werk und es hat sich ein bisschen was geändert. Aus dem Kollektivnamen HER & Kings County ist nur noch HER übrig, was eine noch stärkere Fokussierung auf die attraktive Frontfrau impliziert. Auch der Musikstil wurde zugunsten einer etwas jüngeren Zielgruppe deutlich mehr in die Breite modifiziert.  Her – Gold – CD-Review weiterlesen

HER – Chain Reaction – CD-Review

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HER, alias Monique Staffile hatte mit ihrer forsch-fröhlich einnehmenden Art, vor allem was ihr Debütalbum „Raise A Little Hell“ und die von uns erlebten Konzerte betrifft (nach dem letzten stand sie uns ja auch noch ganz unkompliziert für ein Interview zur Verfügung), meine Sympathien erobert.

Das sie dabei auch noch klasse aussieht und sich sehr sexy zu präsentieren weiß, hatte da natürlich, bei mir als überaus gefestigtem Mann, gar keine Rolle gespielt. Die Gesamtkonstellation trug aber ohne Zweifel dazu bei, dass ein gewisser imaginärer Kredit aufgebaut wurde.

Nach den beiden letzten Werken „Gold“ und „Revolution„, die eher zum schrillen, provozierenden Pop-Rock tendierten, hatte ich die leise Hoffnung, dass der Nachfolger vielleicht wieder mit mehr Country- und Southern Rock-Komponenten wie beim o. a. Debüt aufwarten würde. Schließlich wohnt die Dame ja in Nashville und wird sich dort wohl kaum ganz dem Spirit der Stadt ganz entziehen können.

Mein stilles Ansinnen wird mit „Chain Reaction“ leider nicht erfüllt. Monique setzt beim neuen, mit elf Songs bestückten Silberling, weiterhin auf, mit kreischender Stimme vorgetragenen, manchmal schon dezent punkig und thrashig verpackten Pop-Rock, der mich ein wenig an unsere gute Nina Hagen, zu Anfangszeiten, nur mit englisch-sprachigen Texten, erinnert.

Mit viel Wohlwollen kann ich noch Tracks wie „Unbreakable (Made Of Stone)“, das mit ein wenig Heart-Flair daherkommt, sowie die beiden Schlussnummern „Sun Goes Black“ (Richtung Robin Beck) und das mit einer Akustikgitarre verzierte „I Swear“, noch als halbwegs passabel bezeichnen. Der Rest der Stücke zerrt auf Dauer doch schon ziemlich an den Nerven.

Produziert hat wieder Caleb Sherman, der natürlich instrumentell und kompositorisch mitgewirkt hat, wie auch die gewohnten Bandmitglieder Brandon Roberts und Brandon Barnes.

Überzeugend lediglich das Coverartwork. Zum Piepen das Bild von der im geblümten Hosenanzug auf einem Rokoko-Sessel sitzenden, zickig dreinblickenden Monique, mit der, mit aufgerichteten gespitzten Lauschern, brav daneben sitzenden Dogge an einer Metallkette.

Somit ist „Chain Reaction“, aus meiner Sicht, nach jetzt drei Alben hintereinander, die mich allesamt nicht vom Hocker gerissen haben, weiterhin eine Kettenreaktion in die falsche Richtung. Zumindest musikalisch gesehen. Aber letztendlich wird Monique selbst am besten einzuschätzen wissen, was sie weiterbringt.

Ich persönlich bleibe dabei, ein Schwenk zurück in Richtung „Raise A Little Hell“ würde der Band sicherlich gut tun. HER und ihre Begleiter werden übrigens Mitte September auch live zu ein paar Konzerten wieder in Deutschland präsent sein.

India Records (2017)
Stil: Rock / Pop

01. Rock With Me
02. Chain Reaction
03. Taking Up Space
04. Say What Ya Man
05. Futuristic Frequency
06. What Do You Want
07. Unbreakable (Made Of Stone)
08. Seriously
09. Three Things For The Highway
10. Sun Goes Black
11. I Swear

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HER – Revolution – CD-Review

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Dritter Akt der Her-Triologie! Nach Konzert und Interview stand jetzt noch die Beurteilung ihrer neuen CD „Revolution“ an, die Monique Staffile mir nach Ende des Gesprächs zum Reviewen in die Hand gedrückt hatte. Für mich war die spannende Frage, ob es, im Vergleich zum Vorgänger „Gold„, der mir persönlich nicht ganz so zusagte, wieder mehr in Richtung ihres bisherigen Parade-Albums „Raise A Little Hell“ gehen würde.

Zunächst muss ich erstmal das gelungene Cover-Artwork loben. Das Titelbild der ‚frech gezöpften‘ Monique in Schwarz/Weiß, vermummt mit einem US-geflaggten Tuch (so hatten sie und ihre Band passender Weise ja auch in Köln die Bühne betreten), hat schon was! Toll auch ihre Fantasy-Animation als aufsteigender Schmetterling im Steck-Booklet und auf der Rückseite. Ein dickes Lob hier an die Macher!

Ihr neues Werk, produziert wieder von Caleb Sherman, startet dann direkt auch mit dem Titelsong „Revolution„, das von einem kühlen, blechernden Banjo eingeleitet, sowie im gesamten Verlauf auch untermalt wird, und zunehmend, in einen episch anmutenden Rocksong, samt starkem, gesellschaftspolitische Missstände, anprangernden Text, mündet. Klasse!

Apropos Revolution: Angesichts dessen, dass in unserer Gesellschaft mittlerweile 1% der gesamten deutschen Bevölkerung, 50% der Vermögenswerte besitzt (Tendenz steigend), fragt man sich, warum die breite Masse der Leistungsträger in diesem Land, die hier fortwährend, zu Gunsten dieser kleinen Gier-getriebenen elitären Clique, geschröpft und klein gehalten wird, weiterhin in Tatenlosigkeit zu verharren scheint…

Jetzt haben selbst der wohlgenährte Siggi und seine Pharisäer-Partei, die diese unfassbar eklatante Schieflage eingeleitet hatten und seit Jahren mittragen, dulden und fördern, angesichts ihrer Umfrage-Werte und des mutmaßlichen Falls in die politische Bedeutungslosigkeit, plötzlich ihr soziales Gewissen wiederentdeckt. Leider wirken solche Bemühungen vom Edel-Italiener aus, wenig authentisch, die Quittung wird (wünschenswerter Weise auch für Merkel & Co.) hoffentlich ’stante pede‘ bei der nächsten Bundestagswahl erfolgen…

Genug des persönlichen Meinungsexkurses, kommen wir wieder zum im Fokus stehenden Objekt des Geschehens. Mit der eigentlichen Relevanz dieses Werkes für unser Magazin, hat es sich mit dem zuvor erwähnten Banjo dann auch maßgeblich erledigt, was folgt, ist ein frech und aufmüpfig besungenes Konglomerat aus Pop-, Rock-, Hip Hop- (marginal) und Melodic Rock/Metal-Anleihen, das sich dann recht sympathisch in den Sphären des Rock-Universums, mit all seinen Referenzgrößen, verliert. Vieles erinnert an Dinge, die man vornehmlich schon gegen Ende der Achtziger und im Verlauf der Neunziger von Interpreten wie Heart, Kim Wilde, Kate Bush, Roxette, Blondie, Pretenders, Lita Ford, Robin Beck & Co. serviert bekommen hat.

Meine persönlichen Favoriten sind die abgedrehte Single „Crush“ (in Sachen ‚Clerus‘ sehr schön provozierend), das stadiontaugliche „Tonight“, die tolle atmosphärische Melodic Rock-Ballade „Damn“ (wäre als Bon Jovi-Song vermutlich sofort ein Nr. 1-Hit) und die starke Neuauflage der Powerballade „Heaven Crushes Down“ (tolles E-Solo, raunzende Orgel). Das erneut ziemlich rotzig und fast schon ein wenig punkig performte „Mean Man“ schließt den Kreis des Albums im Stile des Openers.

Fazit: „Revolution“ von Her ist ein recht gut gestaltetes Rock/Pop-Album in jeder Hinsicht. Eine deutliche Steigerung zu „Gold“, vor allem aufgrund einer besseren Struktur und des stärkeren Songmaterials. Im Hinblick auf unser Magazin bleibt ihr Southern-/ Country Rock-lastiger Longplayer „Raise A Little Hell“ aber trotzdem weiter das Maß aller Dinge!

India Records (2016)
Stil: Rock / Pop

01. Revolution
02. Crush
03. Give It To Me
04. You
05. Tonight
06. Damn
07. No Regrets
08. Act Like You Know
09. Only One
10. Heaven Crashes Down
11. Mean Man

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HER (Monique Staffile) – Interview

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Als Monique Staffile, alias Her, nach ihrem starken Konzert im Kölner Yard Club, sämtliche Merchandise-Aktivitäten, Smalltalk mit ihren Fans, sowie noch einige Posen für die anwesenden Fotografen, erledigt hatte, stand sie uns auch noch bereitwillig für ein Interview zur Verfügung, in dem sie über „Revolution„, Nashville, Gummibärchen, ihre Tierliebe und andere Dinge plauderte.

Sounds Of South: Wieder zurück in Deutschland! Was gefällt dir an unserem Land?
Her: Ja, ich liebe eigentlich fast alles bei euch! Wirklich bewundernswert hier ist, dass fast jeder musikbegeistert zu sein scheint und auch die hier auftretenden Musiker unterstützt. In den Staaten lassen sich viele Besucher, selbst während eines Konzerts, von Dingen wie Handys, etc. ablenken. In Deutschland hören uns die Leute während des Gigs aufmerksam zu, kaufen meist danach noch CDs und T-Shirts. Das ist klasse und deshalb kommen wir auch gerne jedes Jahr hier hin. Ihr habt natürlich das beste Bier, ich liebe eure Schnitzel, dazu besitze ich noch eine Obsession für eure Gummibärchen (lacht herzhaft und hält uns eine riesengroße Tüte eines bekannten deutschen Fruchtgummi-Produzenten entgegen)!

Sounds Of South: Warum der Schwenk von Her & Kings County zum alleinigen Her?
Her: Wir hießen schon zu Beginn als Band nur Her, praktisch zu vergleichen mit Blondie. Als wir nach Nashville kamen und mit Warner Brothers einen Vertrag unterzeichneten, wollten die einen Zusatznamen zu Her, also wie z. B. Allison Krauss & Union Station, so entschieden wir uns für Her & Kings County. Als wir dann irgendwann Krach mit dem Label hatten, sind wir wieder zu Her zurückgekehrt. Aber ich möchte betonen, als Band! Also, wie bereits erwähnt, so ähnlich wie Blondie.

Sounds Of South: Mir hat das Album „Raise A Little Hell“ mit Kings County im Vergleich zu „Gold“, ehrlich gesagt, wesentlich besser gefallen. Schick mich jetzt aber bitte nicht zur Hölle…! Wie ist deine Meinung?
Her: Unserem Album „Raise A Little Hell“ lag ein fast sieben Jahre währender Songwriting-Prozess zu Grunde, der insgesamt sogar schon zehn Jahre zurückliegt, als Countrymusik noch deutlich anders gestrickt war als heute. Wir haben praktisch jedes Jahr andere Stücke geschrieben. Das „Gold“-Album kam direkt nach dem Bruch mit unserem Label zustande, so hatte es einen sehr rebellischen Charakter, wir wollten Nashville zeigen, dass wir uns nicht vorschreiben lassen, was wir zu tun haben (…„Nashville, shot the f*** off… OT-Monique)! Deshalb war „Gold“ natürlich anders. Mit unserem neuen Album „Revolution“ haben wir aber wieder ein wenig versucht, Country- und Southern Rock-Einflüsse mit zu verarbeiten.

Sounds Of South: Wie kommt dein neues Video „Crush“ in den doch ziemlich religiös verwurzelten und eher prüden Staaten an?
Her: Die Absicht hinter „Crush“ war, mal was Schockierendes zu produzieren. Wir leben ja in Nashville, Tennessee, also im Süden der Staaten, der ja naturgemäß recht religiös geprägt ist. In New York, wo ich ursprünglich herkomme, gibt es eine große Gay-Bewegung. Diese beiden Elemente wollte ich einfach zusammenbringen, das löst dann natürlich den einen oder anderen Schock aus.

Sounds Of South: Bist du überhaupt gläubig?
Her: Nein, auf gar keinen Fall, ich bin zwar katholisch aufgewachsen – aber nein, definitiv nicht!

Sounds Of South: Wie kam eigentlich die Zusammenarbeit mit Rick Huckaby (ein Musiker den wir auch total mögen, und den wir vermutlich ohne dich nie kennengelernt hätten) zustande?
Her: Rick Huckaby? Echt? Wegen mir? Ich werde ihn deswegen zuhause sofort anrufen!

Sounds Of South: Ja, du hast ja ein Duett („My Heart Can’t Take Anymore“) mit ihm auf „Raise A Little Hell“ gesungen, danach haben wir ihn kontaktiert. Er hat uns sofort alle seine CDs zugeschickt und wir haben dann in unserem Magazin ein Portrait von ihm gemacht.
Her: Cool! Rick Huckaby ist ein toller Mensch und Musiker, mit einer klasse Stimme und wir sind in Nashville natürlich sehr gut befreundet. Ich liebe seine Stimme! Hat er dir eigentlich erzählt, dass er einen Großteil der dortigen Demosongs ‚einsingt‘? All‘ die großen Nashville-Stars wie Kenny Chesney & Co. hören sich erst mal Ricks Version an, bevor sie dann zu Werke gehen. Oft versuchen sie, ihn zu kopieren! Er wird deshalb in Nashville auch ‚The Demo-Singer‘ genannt. Aufgrund seines tollen Gesangs (und Sounds Of South kann dem nur zustimmen) war ich über das Duett mit ihm natürlich sehr froh!

Sounds Of South: Wie ist generell deine Meinung über Nashville?
Her: Eigentlich liebe ich Nashville. Ich bin ja vor gut acht Jahren dort hingezogen. Da war die Stadt noch recht übersichtlich und die Countrymusik echt cool und stark. Heute kommen die Leute nur noch mit dem Gedanken nach Music City, um Superstars, nach dem Motto: ‚Mach mich berühmt‘, zu werden. So funktioniert das dort aber eigentlich nicht. Das gute Nashville hat eine eher kleine, aber tolle Musiker-Gemeinschaft, die ich sehr mag. Das ’neue‘ Nashville ist leider eher wie Kalifornien oder New York (Monique rümpft verächtlich die Nase). Es hat sich vieles (zum Nachteil) verändert…

Sounds Of South: Wie sehen die nächsten Projekte aus?
Her: Wir arbeiten schon jetzt an einem neuen Werk, das ein Akustik-Album sein wird. Da werden dann mehr Instrumente wie Mandoline und Banjo eingebracht. Jetzt versuchen wir noch, die „Revolution“-Tour ein bisschen zu pushen, bis zum Ende des Sommers geht es nach unserer Rückkehr, in den Staaten weiter, wir werden also ziemlich beschäftigt sein.

Sounds Of South: Wie viele Verehrer muss Monique Staffile täglich abwimmeln?
Her: Du meinst auf Facebook (Monique lacht schnippisch)? In den Social-Media-Gefilden befinden sich viele verrückte Menschen. Zunächst meinst du, sie mögen dich, am Ende stellt sich heraus, dass es gar nicht so ist, ich lösche sie dann sofort. Aber ich erahne schon, was du wirklich meinst. Ich weiß mit ihnen umzugehen, ich bin ein großes Mädchen… (lacht)!

Sounds Of South: Wie ist und was macht die private Monique so?
Her: Ich habe hauptsächlich zwei große Vorlieben: Auf der einen Seite Autos, natürlich deutsche Autos! Ich besitze einen alten VW und einen Mercedes aus den Siebzigern, das sind meine beiden Babys, die besonders pflege. Auf der anderen Seite liebe ich Tiere. Ich rette Tiere fast jeder Sorte. Neulich habe ich einer Maus das Leben gerettet, die mir in der Küche Gesellschaft leistete. Dazu pflege ich jede Menge Hunde. Also Autos und Tiere sind neben der Musik meine große Passion!

Sounds Of South: Vielen Dank für das nette Gespräch!

Bilder: Gernot Mangold
Gespräch / Text: Daniel Daus

Her
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HER – 07.06.2016, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Her’s musikalische Revolution in Köln

Zum Abschluss einer richtig intensiven Konzertwoche mit gleich vier Ereignissen hatten wir (Fotograf Gernot Mangold begleitete mich wieder) uns beim letzten Kapitel nochmals einiges vorgenommen. Diesmal war in Köln eine Doppelveranstaltung mit JJ Grey & Mofro in der Kantine und Her im daneben liegenden Yard Club geplant. Dazu hatten wir ein Interview mit Monique Staffile ins Auge gefasst. Im Hinblick darauf, dass ich meine Brötchen natürlich leider mit anderen Dingen verdienen muss, war das schon einige heftige Sache.

Heftig hatte sich in den späten Nachmittagsstunden auch wieder unser derzeitiges Wetter mit zuckenden Blitzen, barschem Donnerhall und sintflutartigen Regengüssen zu ‚Wort‘ gemeldet, sodass ich aufgrund des Weges von Rheinberg zur Domstadt (vorbei an vielen hochfrequentierten Verkehrsknotenpunkten), angesichts der Verkehrsmeldungen, schon leichte Bauchschmerzen hatte. Aber die Befürchtungen erwiesen sich letztendlich als unbegründet und wir trafen rechtzeitig am Ort des Geschehens ein.

Her, alias Monique Staffile, hatte vor etwas über einem Jahr ja an gleicher Stelle, damals noch unter Her & Kings County firmierend, bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich war richtig gespannt, wie sich die feurige, aus New York stammende Dame (allerdings mittlerweile in Nashville lebend) weiterentwickelt hat. Sie sah natürlich wieder, wie nicht anders zu erwarten, äußerst knackig aus: Ein Oliv-farbener abgeschnittener Halb-Overall, der bei weit geöffnetem Ausschnitt, großzügige Einblicke auf ihr darunter liegendes, Leopard-verziertes Bikini-Oberteil(chen) gewährte, dazu kniehohe Stiefel über einer zum Teil schon leicht ramponierten Netzstrumpfhose, riefen bei einer überaus züchtigen Person wie mir und den anwesenden anderen männlichen Besuchern natürlich tiefste innerliche Empörung hervor…!

Mit im Gepäck hatten Her und ihre Mitstreiter Caleb Sherman (guitars, vocals), der wieder herrlich kauzige Brandon Roberts (bass, vocals) und Schlagzeuger Brandon Barnes (drums, vocals) ihr brandaktuelles Album „Revolution“, das von India Records für unseren Markt wieder mit viel Mühe und Liebe inszeniert worden ist. Dem tollen Cover der Scheibe konform, kam das Quartett dann auch in US-beflaggten Tüchern zunächst vermummt auf die Bühne und heizte mit „Be My Lover“ sofort ordentlich ein. Der heimliche Lenker der Band, Caleb Sherman, ließ direkt, schön Southern-mäßig, den Bottleneck über sein Arbeitsgerät sliden. Klasse Auftakt!

Das rhythmische „My Backyard“, auch vom starken „Raise A Little Hell“-Silberling, ließ die gute Laune, der leider wieder recht überschaubaren Besucheranzahl, weiter in die Höhe steigen. Das erste Stück aus der neuen Scheibe, „Only One“, wurde durch sexy anmutende Posen von Monique zusätzlich visuell upgedatet. Abgesehen davon, muss unbedingt erwähnt werden, dass sie eine wirklich starke Sängerin ist. Beim folgenden Titelstück „Revolution“ verhüllte sich die Protagonistin beim Intro zunächst im Dunklen auf dem Boden hockend komplett in die mitgeführte US-Flagge, um dann mit Einsetzen des Songhauptteils in eine rebellische Performance herauszuplatzen, bei der sie die Fahne dann mit wilden Bewegungen um Hals und Kopf schwung. Eindrucksvoll!

Im weiteren Verlauf präsentierte das Quartett toll gespielte Tracks wie „Crush“ (dazu wurde ja auch aktuell ein herrlich provozierendes Video produziert, das in klerikalen Kreisen sicherlich helle Begeisterung auslösen wird…), der Stadion-taugliche Rocker „Tonight“, das atmosphärische Robin Beck-mäßige „Damn“, „Where Did All The $ Go“ (Interaktion mit Publikum), das launige „Family Tree“ (Monique mit Tambourine-Shaking), das lasziv inszenierte „Seperately“ , „You“ und „Give It To Me“. Das furiose „White Thrash“ mit dem eingebundenen Who-Klassiker „Teenage Wasteland“ brachte die Stimmung endgültig zum Sieden.

Die Zugaben, wie das verspielte „Act Like You Know“ und das laut eingeforderte „Raise A Little Hell“ komplettierten einen versiert abgewickelten, stimmungsvollen wie ansehnlichen Gig, der auch meinem Revoluzzer-Kollegen aus alten Schultagen sichtlich Freude bereitet hatte. Anschließend gaben sich Her & Co. am Merchandising-Stand gewohnt lebensnah und die äußerst sympathische Monique nahm sich auch noch die Zeit für ein Interview mit uns. Ein echt lohnenswerter, toller Abend! So let the „Revolution“ roll on!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Yard Club Köln

HER – Gold – CD-Review

Einen Tag vor Beginn meiner Abreise in den verdienten Urlaub kam noch die neue Scheibe von der mir liebgewonnen Monique Staffile und ihren Kumpanen ins heimatliche Haus getrudelt. „Gold“ heißt das neue Werk und es hat sich ein bisschen was geändert. Aus dem Kollektivnamen Her & Kings County ist nur noch HER übrig, was eine noch stärkere Fokussierung auf die attraktive Frontfrau impliziert. Auch der Musikstil wurde zugunsten einer etwas jüngeren Zielgruppe deutlich mehr in die Breite modifiziert.

So wie ich es den Begleitinformationen entnehme, sind aber ihre gewohnten Mitstreiter auch weiterhin mit an Bord, vor allem Caleb Sherman, der heimliche Chef der Band, hat beim Songwriting (alle zehn Stücke von ihm und Monique kreiert), der Einspielung (sein prägnantes Banjo- und Akustikgitarrenspiel ist ebenfalls gut vernehmbar) und der transparenten Produktion (er alleine) erneut eine tragende Rolle. Monique singt wieder in ihrer frechen, angriffslustigen, fast rotzigen Art und Weise.

Einige Lieder wie das swampige Titelstück „Gold“, den lasziven Barroomschwofer „Seperately“ und das country-poppige, etwas an die JaneDear Girls erinnernde „Addicted“ hatte sie ja bereits Anfang des Jahres vorab bei ihrem unterhaltsamen Konzert in Köln zum Besten gegeben.

Mit dem New Country-/Southern-Rock affinen Raise A Little Hell-Vorgängeralbum sind wohl noch am ehesten Tracks wie das launige „Tramp Stamp“ (es geht um ein etwas vorschnell getätigtes ‚Arschgeweih’…), das einem ‚Bad Boy‘ gewidmete „Jimmy Jones“ (schöner Country Rock mit Banjo und E-Gitarre), das Big & Rich-verwandte „Betty Ford“ sowie die in Faith Hill-Manier gebrachte Powerballade „Alive“ kompatibel.

Das retro-poppige Auftaktstück „Mine All Mine“, das dezent punkig angehauchte „(Come On) America“ und das mit schon fast kindlichen Gesangsbridges durchzogene „Ring“ fallen ziemlich aus der Rolle, auch wenn hier ab und zu durchaus country-typische Zutaten wie Banjo oder Steel auftauchen. Fast durchgehend eingeflochtene Soundeffekte wie Drum-Loops, Synthies (z. T. simulierte Bläser- und Streichereinlagen), Voicebox, Girlie-Gesang, Hip Hop-Einlagen sowie überdrehte Harmonie-Gesänge und Lead vocals erzeugen eine ständige Unruhe, ja schon fast ‚Hibbeligkeit‘, die für Musikhörer meiner Generation im Ganzen dann doch ziemlich anstrengend ist. Und die zieht sich konsequent wie ein roter Faden durch die gesamte CD.

Das kann man in Dosierung bei ihrem netten Anblick live sicherlich mal verschmerzen, im heimischen Wohnzimmer ist mir das am Stück – auch wenn der Silberling nur eine knappe halbe Stunde dauert – ‚too much‘. Damit kommen vielleicht Baseballcaps-verkehrtrum-tragende Jungspunde der heutigen Zeit ganz gut zurecht, der Cowboyhut-gewohnte Southern-Countryrock-Liebhaber möchte es dann doch musikalisch etwas gediegener und Gitarren-orientierter.

Alles in Allem liefert HER, alias Monique Staffile mit „Gold“ trotzdem eine sympathische und durchaus authentische Platte ab, die eben eher auf jüngere Käuferschichten zielt. Das ist ja auch völlig legitim. Mir persönlich gefällt es aus o. a. Gründen leider nicht so gut. Wenn es nach mir ginge, beim nächsten Mal bitte ein bisschen weniger auf hartes Edelmetall in der Tasche abzielen, aber gerne dafür wieder etwas mehr „Raise A Little Hell“ in die musikalische Waagschale werfen.

India Records (2015)
Stil: Countrypop & More

01. Mine All Mine
02. Tramp Stamp
03. Gold
04. Seperately
05. (Come On) America
06. Ring
07. Jimmy Jones
08. Addicted
09. Betty Ford
10. Alive

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