Ericson Holt – 99 Degrees – CD-Review

Ich muss mich an dieser Stelle mal explizit bei unseren befreundeten Agenturen in den Staaten bedanken, die uns immer wieder mit hervorragender Musik versorgen, die unter normalen Umständen vermutlich an uns vorbeigegangen wäre. Die morgen erscheinende CD von Ericson Holt ist erneut so ein tolles Beispiel.

„99 Degrees“ ist das mittlerweile dritte Album des in Key West, Florida, lebenden Musikers, für das er grandiose Mitstreiter wie u. a. die wunderbaren Backgroundsängerinnen The McCrary Sisters, den Mehrfach-Grammy-Gewinner Kevin McKendree (Delbert McClinton, Buddy Guy) am B-3-Organ, E-Gitarrist Joe MacMahan (Allison Moorer, Hayes Carll), Bassist Dave Santos (The Neville Brothers, John Fogerty) und Drummer Kenneth Blevins (John Hiatt, Sonny Landreth) angeheuert hat.

Das wunderbar klimpernde Pianospiel von Ericson, das mich in seiner Klarheit ein wenig an das von Bruce Hornsby erinnert, hat schon fast therapeutische Wirkung auf die Wut und Fassungslosigkeit, die sich in diesen Zeiten zum Teil in einem angesammelt hat.

Famos auch, wie er immer wieder mit McKendrees hallender Orgel ‚korrespondiert‘ und sein angenehmer Gesang mit den sensationell gospelnden McCrary Sisters harmoniert. Dazu spielt er noch eine sehr passable Akustikgitarre.

Die Tracks bewegen sich überwiegend im entspannten und balladesken Midtempobereich, lediglich das dixie-umwehte „Walkin‘ On Bourbon Street“ vermittelt ein authentisches Stimmungsbild vom launigen und bunten Treiben rund um das Rotlicht-Quarter von New Orleans.

Auch der mit 7 Minuten 38 Sekunden längste Song, das cool shuffelnde „I’m Gonna Pay“, hebt sich von der ansonsten ruhigen Atmosphäre ab und ist eine wahrhafte Demonstration der spielerischen und gesanglichen Klasse aller beteiligen Akteure. Dieses und noch das eine oder andere Stück wären auch zu Lebzeiten für einen Joe Cocker prädestiniert gewesen.

Bluesiger Southern Soul würde ich insgesamt als Oberbegriff für die Stilisierung verwenden. Richtig stark auch die nur ganz sanft und sparsam dosierten Bläser-Arrangements, gespielt von Jim Hoke und Roland Barber.

So gibt es vom schön südstaatlichen Opener „Walkin‘ In Our Sleep“ (mit zwei E-Gitarren-Soli) bis zum final flehenden „Have Mercy“ durchgehende Spielfreude zu exzellentem Songmaterial zu begutachten. Das ruhige, von Melancholie und Sinnlichkeit getragene „Empty Without A Secret“, der grandiose fiebernde Titelsong „99 Degrees“ oder die von einem ganz dezenten „Hotel California“-Vibe unterlegte Ballade „Help Us Now“ sind einfach zum Niederknien. Irgendwie kommt mir auch ein Radney Foster als Referenz immer wieder in den Sinn.

Gäbe es in diesem Jahr nicht diesen unschlagbar erscheinenden Megakracher von Morgan Wallen, wäre Ericson Holt mit „99 Degrees“ bei mir wohl ein ganz heißer Kandidat für das Album des Jahres. Deshalb im wahrsten Sinne des Wortes zum Titel ‚absolutely hot stuff‘!

Die CD kommt in einem vierseitigen Hochglanz-Pappschuber mit eingelegtem Booklet, das alle Texte der ausnahmslos von Holt verfassten Kreationen enthält. Aller höchste Zeit sich auch mit seinen Vorgängerwerken „The Blue Side“ und „Broken Beauty“ auseinanderzusetzen.

Conch Town Music (2021)
Stil: Southern Soul Blues

Tracks:
01. Walkin‘ In Our Sleep
02. Clever Girl
03. Empty Without A Secret
04. 99 Degrees
05. Sweet On You
06. Beautiful World
07. Walkin‘ On Bourbon Street
08. I’m Gonna Pay
09. Help Us Now
10. Have Mercy

Ericson Holt
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Billy J – Rise Above – CD-Review

BillyJ

Billy J wird bei uns, da bin ich mir relativ sicher, ein absolut unbeschriebenes Blatt sein. Der ursprünglich aus Philadelphia stammende Musiker, hat sein Handlungsspektrum aber mittlerweile in den Süden Floridas und das sich dort anschließende Key West verlegt.

Nun stellt er mit „Rise Above“ seinen Erstling vor, der vom dem uns bekannten New Yorker Dave Fields (dessen aktuelle CD „Force Of Will“ hatten wir ja vor kurzem erst besprochen) live im Studio produziert und teilweise auch musikalisch begleitet wurde (Piano, Slide-Gitarre beim Titelstück „Rise Above“ und Backing vocals).

Mit Charlie Wooten (Royal Southern Brotherhood), Todd Smallie (Derek Trucks Band, JJ Grey & Mofro) sowie Yonrico Scott (Derek Trucks Band) sind weitere gestandene Kollegen mit am Werk beteiligt.

Angepriesen wird Billy J als „rising star in the long tradition of the working man blues-rock Americana artists“. Weiter heißt es: „His combination of guitar wizardry, power vocals and great songwriting will rock the blues rock world“.

Und in der Tat hat der Protagonist bis auf „Cats In The Cradle“ (Harry Chapin) alle Tracks selbst verfasst. Auch seine Gitarrenkünste sind wirklich stark und machen sein Debüt zu einer richtig tollen Southern Rock-Scheibe. Lediglich beim irgendwie nicht zu den Stücken passen wollenden Gesang (aus meiner Sicht), muss ich widersprechen. Hier liegt für mich persönlich dann allerdings leider auch das Manko des Silberlings, da es sich ja um ein fortlaufendes Element handelt.

Nicht auszurechnen, wenn Billy auch noch ein Charakterorgan im Stile der großen Southern Rock-Fronter haben würde, dann wäre es ein neues Klassewerk des Genres geworden. Ich kann allerdings verstehen, dass man bei einer Solokarriere halt auch am Mikro im Rampenlicht stehen möchte. Aber vielleicht ist ja nicht jeder in diesem Bezug so empfindlich wie unser Einer.

Musikalisch kann sich alles wirklich mehr als sehen lassen, Allman Brothers, frühe Molly Hatchet (zu Zeiten ihrer ersten beiden Alben), Skynyrd und alles, was SR-Fans gerne hören (mit viel E-Gitarre, quirligen Soli und gut dosierten Keys) lässt sich als Bezüge aus den Tracks heraushören. Die beiden ruhigeren Lieder „Rise Above“ (schönes countryeskes Frontporch-Flair) und „She“ sind mit einer prägnanten Akustikgitarre verziert. „New Car“ kommt dazu noch als kraftvoller Slow Blues der Marke Aynsley Lister.

Etwas aus dem Rahmen fällt vielleicht noch das leicht Reggae-versetzte stampfige „Push Push“ mit Steel Drum-Einlagen von J. Robert, der ab und zu auch mal die Fiddle einfließen lässt (u. a. bei „Rise Above“).

Ansonsten bietet Billy J viele flotte Stücke mit powernden Southern Rock-Grooves, und, wie gesagt, starker E-Gitarre in Hülle und Fülle. Von daher sollten Southern- und Blues Rock-Liebhaber diesem Newcomer auf jeden Fall mal eine Chance auf’s Gehör gönnen.

Eigenproduktion (2020)
Stil: Southern Rock

Tracklist:
01. She’s Mine
02. Sweaty Melons
03. Rise Above
04. Line ‚Em Up
05. New Car
06. Cats In The Cradle
07. She
08. Push Push
09. My Baby’s Blue
10. Boomerang

Billy J
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Molly Hatchet – 12.12.2018, Turock, Essen – Konzertbericht

MH_haupt

Ich habe lange überlegt, ob ich noch mal ein Molly Hatchet-Konzert aufsuchen soll, der desaströse Auftritt im Sieburger Kubana vor zwei Jahren steckte mir immer noch irgendwie in den Knochen. Da ja mittlerweile aber doch einiges an Wasser den Rhein herunter gelaufen ist und sich jetzt die Gelegenheit, knapp fünf Minuten von meinem Arbeitsplatz entfernt, im Essener Turock wieder ergab, einem Club, mit dem ich bisher immer gute Erinnerungen verbunden habe (zum Beispiel Quireboys, John Waite), habe ich mich dann doch von Gernot ‚weichkochen‘ lassen.

Als Vorgruppe gab sich King Savage redlich Mühe, die doch ziemlich zahlreich erschienenen Hatchet-Fans mit ihrem Hard-/Heavy Rock auf Betriebstemperatur zu bringen. Ihr Sänger hatte nicht umsonst ein Motörhead-T-Shirt an. Der Stil des Fünfers ging in eine ähnliche Richtung, nur doch eben einige Nummern kleiner. Der Unterschied war hier dann aus meiner Sicht einfach der nicht allzu große Wiedererkennungswert ihrer Stücke wie u. a. „Full Speed Ahead“, „Lonesome Road“, „Wild Life“ oder „Down The Drain“. An ihrem Engagement war allerdings nichts auszusetzen.

21:15 Uhr betraten dann mit Bobby Ingram, Phil McCormack, John Galvin, Shawn Beamer und Tim Lindsay die gewohnten MH-Protagonisten die Bühne des Turocks und wurden von einer von Anfang an begeistert mitgehenden Audienz empfangen. Nachdem der Sound vorne direkt an der Bühne bei den Openern „Whiskey Man“, „Bounty Hunter“ und „Gator Country“ wieder völlig Bass- und Schlagzeuglastig rüberkam, Phils Stimme schwer dagegen anzukämpfen hatte und Bobbys E-Gitarre nur fisselig zu hören war (insgesamt maximal Bootleg-Niveau), habe ich mich dann recht schnell, weit nach hinten begeben.

Dort war es dann wesentlich besser (siehe da, selbst Galvins Piano war plötzlich zu hören) und vor allem die großartige Stimmung unter den Leuten trug erheblich dazu bei, dass Ingram & Co. sich schwer ins Zeug legten. Auch Fronter Phil McCormack zeigte sich an diesem Abend wieder etwas besser in der Spur. Bobby Ingram wechselte unter drei verschiedenen Gitarrenmodellen und bewies, dass er nach wie vor ein toller Gitarrist ist, auch wenn es allein, trotz aller Mühe, natürlich nie richtig gelingt (wie auch?), den Spirit und die Power des einstigen 3er Line-ups einzufangen.

„It’s All Over Now“, „Devil’s Canyon“, „Beatin The Odds“ (mit vorgelagertem Drum-Solo des wieder mit wehenden Haaren trommelnden Shawn Beamer), “One Man’s Pleasure” hießen die üblichen Standardtracks bis zum ersten großen Highlight “Fall Of The Peacemakers”. “Jukin’ City” mit “Layla”-Instrumental-Intermezzo (mit schöner Galvin-Piano-Präsenz) als Übergang zu „Dreams“ (inklusive Vorstelllung der Band) waren dann die Vorboten zu einem furiosen Finish, das mit dem lang hier nicht mehr gespielten „The Journey“, das Bobby dem kürzlich verstorbenen Labelbesitzer, Produzent und Konzertveranstalter Rainer Hänsel widmete, eine echte Überraschung bot.

Skynyrds „Free Bird“ mit starker Ingram-Slide- und Solo-Performance, sowie „Flirtin‘ With Disaster“ als Rausschmeißer ließen das Turock mit den jubelnden und mitsingenden Fans ordentlich beben. Die Musiker schienen von der guten Stimmung regelrecht geflasht zu sein.

Auch wenn der große Glanz der ganz frühen Hatchet-Tage und auch die unter der Ingram-Führung in der Anfangsphase (wir erinnern uns an ihren absolut grandiosen Auftritt auf der Lorelei) aus meiner Sicht sicherlich längst verflogen ist, war dieser Abend im Turock zumindest wieder ein kleiner Schwenk in eine bessere Richtung. Dem überwiegenden Teil der Zuschauer hat es jedenfalls offenkundig gefallen und darauf kommt es letztendlich an.

Danke an Peter Siewert vom Turock für die Akkreditierung.

Line-up:
Bobby Ingram (electric guitar, vocals)
Phil McCormack (lead vocals, harp)
John Galvin (keys, vocals)
Shawn Beamer (drums)
Tim Lindsey (bass, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Turock, Essen

Sean Chambers – Welcome To My Blues – CD-Review

Chambers

Das erste Willkommenserlebnis mit dem Blues von Sean Chambers hatte ich bereits 2017, als sein Album „Trouble & Whiskey“, das eine oder andere Mal, in meinen diversen Playern landete. Es gefiel mir ganz gut, da Chambers seinen gitarrenlastigen Blues Rock mit southern-trächtigen Elementen (Slide guitar) gekonnt kombinierte. Kein Wunder – der Mann kommt ja auch aus Florida. Er erinnerte mich ein wenig an Scotty Bratcher, den ich ja auch sehr mag.

Gut eineinhalb Jahre später heißt es jetzt „Welcome To My Blues“, sein 7. Album, das acht Eigenkreationen und drei neu aufgelegte Fremdkompositionen von Luther Allison („Cherry Red Wine“), T-Bone Walker („All Night Long“) und John Ginty („Boxcar Willie“) enthält. Letztgenannter hat einen nicht unerheblichen Anteil am Gelingen des Werkes, er ist in Sachen Keys, teilweise Percussion und Drums sowie weiterem Songwriting („Black Eyed Susie“ und „Riviera Blue“) involviert. Produziert hat Ben Elliott (u. a. Eric Clapton, Keith Richards, Savoy Brown, Rory Gallagher, Mountain).

Jimmy Bennett setzt als ‚Special guest‘ in Sachen Slide-Gitarre Zusatzakzente, den Rest besorgt die Rhythmusfraktion, bestehend aus Moe Watson (drums, bgv) und Todd Cook (bass). Auf dem aktuellen Longplayer liegt der Fokus diesmal mehr auf dem eher klassischen harten Blues Rock, wie ihn Ikonen früherer Zeiten wie Jimi Hendrix, Johnny Winter, Pat Travers, Stevie Ray Vaughan, Leslie West & Co. zelebrierten.

Vom eröffnenden Titelstück bis zum vorletzten Track „All Night Long“ wird man (wie es auch schon das Coverfrontbild erahnen lässt) vom treibenden Sound und den unendlich vielen quirligen Soli des Protagonisten regelrecht erschlagen, selbst bei vermeintlich ruhigeren Tracks wie „Cherry Red Wine“ oder „Keep Movin‘ On“, lässt einem die unermüdlich eingestreute Fillarbeit, kaum Zeit zum Durchatmen.

Erst beim abschließenden, dezent angejazzten Barroom Blues-Instrumental „Riviera Blue“ darf man sich den Schweiß von der Stirn abputzen und halbwegs relaxt zurück in den Sessel fallen. Wer Spaß an engagiert gespieltem, energiegeladenen E-Gitarrengefrickel in allen Variationen der alten Blues Rock-Schule hat (das britische ‚Guitarist‘-Magazin hat Sean übrigens als ‚One Of The Top 50 Blues Guitarists Of The Last Century‘ bezeichnet), der wird sich auf Sean Chambers‘ „Welcome To My Blues“ absolut willkommen fühlen.

American Showplace Music (2018)
Stil: Blues Rock

01. Welcome To My Blues
02. Black Eyed Susie
03. Cherry Red Wine
04. Boxcar Willie
05. Cry On Me
06. One More Night To Ride
07. Red Hot Mama
08. You Keep Me Satisfied
09. Keep Movin‘ On
10. All Night Long
11. Riviera Blue

Sean Chambers
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Dead Bronco – 04.07.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

DB_Haupt

Dadurch bedingt, dass ich erst am 02.07.2017 aus Zeeland zurückgekehrt war, befand ich mich eigentlich noch so ein wenig im Urlaubsmodus, zumal ich mich erst nächsten Montag wieder meiner ‚lebenserhaltenden‘ Arbeit zuwenden muss.

Kollege Gernot schickte eine spontane Mail, ob wir nicht kurzfristig zu Dead Bronco in unsere geliebte knuddelige Rampe fahren sollen. Na ja, warum nicht, dachte ich, und so zogen wir am Dienstag Abend für die uns beiden völlig unbekannte amerikanisch-spanische Formation, Richtung Krefeld los.

Kopf des seit 2012 bestehenden Quintetts ist der aus Florida stammende, nach Spanien übergesiedelte Matt Horan, der mit Dani Merino,  Manu Heredia,  Oscar Calleja und Danel Marín mittlerweile drei Alben und eine EP vorweisen kann. Kleine weitere interessante Randnotizen zur Band : Horan hat eine Schauspiel-Neben-Rolle im 2016er Horrorfilm „The Night Watchmen“ ergattern können und die Band ist Labelinhaber einer Biersorte ‚La Bronca‘.

Bei unserer Ankunft erlebten wir zunächst wie Rampen-Kultfigur und Tattoo-Studio-Besitzer Mario Scholten, aufgrund eines personellen Engpasses, Dienst an der Kasse schieben musste. Er hatte sicher seine helle Freude, als der im Unterhemd bekleidete und reichhaltig am Körper verzierte Bandleader mit seinen Jungs um 20:45 Uhr die Bühne betrat.

In der kleinen Krefelder Location scheint sich in Sachen Country peu à peu eine Countryfangemeinde zu bilden und so konnte Rampen-Chef Pille Peerlings zur Ansage knapp 60 Zuschauer für einen Dienstag in der Woche begrüßen. Recht ordentlich, wie ich meine.

Horan und Co. arbeiteten dann in einem 27 Stücke umfassenden, schweißtreibendem Programm sämtliche Facetten des traditionell gespielten Country ab, wobei der Fokus auf ziemlich abgehenden, oftmals punkig angehauchten Stoff dieser Art gelegt wurde. Der hohe Anteil an Uptemponummern trug natürlich erheblich dazu bei, dass viele der Anwesenden, vor allem einige Frauen, richtig in Tanzwallung gerieten.

Die Stimmung war somit prächtig, weshalb letztendlich auch noch satte vier Zugaben (u. a. das starke, an die Skynyrdsche Version von „T For Texas“ erinnernde „Working Man Blues“ und das launige „Hillbilly Joker“) aus der Band herausgeholt wurden.

Lobenswert finde ich, dass die fünf Burschen ihr neues Album „Bedridden And Hellbound“, laut meinen Notizen, so gut wie komplett vorstellten und bei den Covernummern auf unbekanntere, bzw. eigenwillige Tracks wie z. B. „False Hearted Lover’s Blues“ von Hank Williams sr., Merle Haggards „Mama Tried“ (mit klasse Bariton-E-Solo) oder Glenn Danzigs „I’m The One“ zurückgriffen.

Als weitere Earcatcher habe ich Stücke wie den in Bakersfield-Manier gebrachten Heuler „My True Love“ (hier geht es um Bier, nicht um eine Frau…), den dezent ZZ Top-angelehnten „Make My Eyes Bleed Boogie“, das nach sich selbst benannte, ein wenig mit „Ghost Riders In The Sky“-Flair bedachte „Dead Bronco“, das polternde „Mudd The Demon“ (schönes bluesiges Bridge plus quirligem E-Solo) und das sich am Ende des Hauptteils fast selbst überschlagene punkige „Penitent Man“ (Horan schreit, tanzt und headbangt) vermerkt.

Insgesamt auch eine sehr geschlossene Bandleistung. Horan gab sich als Führungspersönlichkeit sehr kommunikativ und erzählte oft kleine Anekdoten zu den Songs. Die Rhytmusfraktion mit dem solide polternden Danel Marín wurde natürlich durch den Upright Bass von Oscar Calleja auch visuell bereichert, für das Solieren waren der quirlig, auf einer markanten Gretsch-Gitarre spielende Manu Heredia und sein kongenialer, recht introvertiert wirkende Partner an der Lap Steel, Dani Merino, verantwortlich, die auch beide vereinzelt Harmonie-Gesänge beisteuerten.

Wer auf launigen, recht ruppig und größtenteils fett abgehend gespielten Country der traditionelleren Sorte steht, hat in den nächsten Tage nur noch zweimal die Gelegenheit,  Dead Bronco in unserem Lande beizuwohnen. Für Gernot und mich war es eine unterhaltsame Abwechslung zu Beginn der Woche, deren Besuch sich durchaus gelohnt hatte. Ein quicklebendiger Gig von Dead Bronco!

Line-up:
Matt Horan (lead vocals, acoustic guitar)
Dani Merino (lap steel, vocals)
Manu Heredia (electric guitar, vocals)
Oscar Calleja (upright bass)
Danel Marín (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Dead Bronco
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Kulturrampe Krefeld

Outlaws – Henry Paul – Interview

SPV hatte uns um ein E-Mail-Interview mit Outlaws-Bandleader Henry Paul gebeten, dem wir natürlich auch gerne nachgekommen sind. Leider schien der Chef der legendären Southern Rock Band nicht gerade seinen ’schreib-seligsten‘, bzw. auskunftsfreudigsten Tag erwischt zu haben…

Sounds Of South: Hallo Henry, tolles Live-Album. Scheint so, als hättet ihr immer noch musikalische ‚Hummeln im Hintern‘. Wie siehst du die Sache?

Henry Paul: Ich bin sehr stolz auf die Band und sehr zufrieden mit dem Live-Album.

Sounds Of South:Legacy Live“ wurde von einem deutschen Label SPV/Steamhammer veröffentlicht, wie ist deine Beziehung zu unserem Land?

Henry Paul: Ausgezeichnet!

Sounds Of South: Steigen damit eventuell auch die Chancen, euch jemals auch hier mal wieder live sehen zu bekommen?

Henry Paul: Ich hoffe, dass sich nochmal die Gelegenheit ergibt, rüber zu kommen und nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa spielen zu können.

Sounds Of South: Ich hab deinen Gesang ja schon immer gemocht. Wie hälst du deine Stimme in Schuss?

Henry Paul: Ich habe eine beständige Stimme und ich meine, dass sie mit den Jahren immer besser wurde.

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Sounds Of South: Was ist es für ein Gefühl „Green Grass And High Tides Forever“ jetzt zu singen? Kommen da selbst bei einem erfahrenen Recken wie dir noch Emotionen hoch?

Henry Paul: Ich bin immer sehr respektvoll an alle zu singenden Lieder herangegangen. Es gibt Zeiten, da weckt ein gerade gesungener Song natürlich Erinnerungen.

Sounds Of South: Lüfte bitte mal das Geheimnis um die allseits proklamierte Hassliebe zwischen dir und Hughie. Ist da viel hinein interpretiert worden?

Henry Paul: Es gab nie eine solche Beziehung zu Hughie.

Sounds Of South: Beeindruckend finde ich auf „Legacy Live“ auch die spielerischen Künste von Chris und Steve. Wie dick ist die Hornhaut auf ihren Fingerkuppen? 🙂

Henry Paul: Dick genug!!!

Sounds Of South: Wie geht es Billy Crain?

Henry Paul: Es geht ihm wieder ganz gut. Wir schreiben noch zusammen und haben erst kürzlich ein paar Henry Paul Band -Shows gespielt.

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Sounds Of South: Können wir auch auf eine weitere neue Outlaws Studio-CDs hoffen?

Henry Paul: Ich bin dabei, Tracks für eine neues Studio-Album zu komponieren.

Sounds Of South: Was gibt es über den Privatmenschen Henry Paul zu erzählen?

Henry Paul: Ich führe eine gute Ehe und habe einen wunderbaren kleinen Sohn.

Sounds Of South: Danke für das informative Interview!

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: Hi Henry, great live album! It seems that you still have ‚ants in your musical pants‘. 🙂 What do you think about it?

Henry Paul: I’m proud of the band and very happy with the Live album.

Sounds Of South: „Legacy Live“ was published by the German label SPV/Steamhammer, how has been your relationship to our country up to now?

Henry Paul: Fine.

Sounds Of South: Does it mean, that the chances are rising up to see The Outlaws ever again in Germany, too?

Henry Paul: I hope we get the opportunity to come over and play not only Germany but all of Europe.

Sounds Of South: I always have loved your kind of singing. How do you get your voice in good shape?

Henry Paul: I have a durable voice and I feel it’s gotten better with age.

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Sounds Of South: What kind of feeling is it to sing „Green Grass And High Tides Forever“. Do the emotions run high, although you are an experienced warrior?

Henry Paul: I always take a respectful approach to singing all songs. There are times when singing a song that it stirs memories.

Sounds Of South: Can you please reveal the secret concerning the love-hate-relationship between you and Hughie. Is there more read into the truth as everything else?

Henry Paul: I never had a love–hate relationship with Hughie.

Sounds Of South: The guitar picking on „Legacy Live“ of Chris and Steve is absolutely formidable. How thick is the hard skin on their fingertips? 🙂

Henry Paul: Thick enough!!!

Sounds Of South: How’s Billy Crain been doing?

Henry Paul: He’s doing very well. We still write together and we’ve done a few HPB shows lately.

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Sounds Of South: What about new Outlaws studio stuff? Can we hope for it?

Henry Paul: I writing new Outlaw music for a new studio record.

Sounds Of South: What can you tell us about the ‚private‘ Henry Paul?

Henry Paul: I have a good marriage and a beautiful baby boy.

Sounds Of South: Thanks for the interview!

Outlaws
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SPV Records

Molly Hatchet – 15.12.2016, Kubana, Siegburg – Konzertbericht

Molly Hatchet

Molly Hatchet zählen in der Southern Rock-Retrospektive zweifellos mit zu den ganz großen und prägenden Acts des Genres. Gerade nach Skynyrds Flugzeugabsturz war die Band um Danny Joe Brown, Dave Hlubek, Duane Roland & Co. eine der neuen und vielversprechenden Hoffnungsträger der damaligen Zeit, die im Großen und Ganzen dann mit einigen starken Alben, zum Teil richtigen Klassikern, sich zu Recht einen Legenden-Status erarbeiteten.

Diverse Todesfälle, Geschacher um die Namensrechte, diverse Bandumbesetzungen (bis zum Spielen ohne ein einziges Originalmitglied), nachlassende Kreativität und das natürliche biologische Altern, wie bei allen unter uns, ließen mittlerweile aber peu à peu den einstigen Glanz der Band aus Jacksonville, Florida verblassen.

Ich hatte die Truppe damals noch zu ihren Paradezeiten zusammen mit den Outlaws, damals in der Essener Grugahalle, in der Ursprungsbesetzung erlebt, bei ihrem grandiosen Comeback auf der Lorelei unter Ingram-Regie, später nochmal in Dortmund (ist aber auch schon knapp 15 Jahre her), als es mit dem Zauber schon nachzulassen drohte. Alle Auftritte habe ich in absolut guter Erinnerung.

Mit ein bisschen Sentimentalität im Gepäck, die ja in uns Southern Rockern irgendwo verankert ist, entschloss ich mich mit unserem Fotografen Jörg Schneider (für ihn waren MH Premiere), zur Abrundung des Sounds Of South-Jahres,  die Gelegenheit, nach so langer Zeit, noch mal am Schopf zu packen und in Sachen Molly Hatchet, den weiten Weg in das schöne Sieburger Kubana anzutreten, das uns vom Preacher Stone-Auftritt vor gut einem Monat ja in bester Erinnerung geblieben war.

Der südlich von Köln gelegene Ort, nicht unbedingt als die pulsierende Metropole  bekannt (vor allem unter der Woche), war mit knapp 250 Zuschauern diesmal für einen Donnerstag durchaus gut besucht und gefüllt, der Name Molly Hatchet scheint bei den Gleichgesinnten, immer noch einigermaßen zu ziehen.

Was folgte, war leider eine einzige Enttäuschung. Es fing damit an, als nach 20:00 Uhr, dem Zeitpunkt des planmäßigen Beginns, die Mikrofone noch nicht richtig eingestellt waren (und im weiteren Verlauf auch meist nicht). Mir ist völlig schleierhaft, wie man bei dem technischen Know-How und seinen Möglichkeiten von heute, es immer wieder verbockt, einen ausgewogenen und transparenten Klang hinzubekommen, aber vielleicht war das ja auch nicht unbedingt gewollt.

Dann vermisste man Dave Hlubek, der auf allen Terminankündigungen bildlich mitgeführt wurde, dessen mittlerweile korpulente Erscheinung ich gerne mal wieder gesehen hätte. Demnach fehlte ein zweiter Gitarrenspieler, der im weiteren Verlauf selbst von einem starken Gitarristen wie Ingram, allein nicht zu kompensieren war.

Sänger Phil McCormack stellt vom körperlichen Erscheinungsbild und auch vom Gesang her, der größtenteils im überlauten Soundbrei unterging, eine fast bemitleidenswerte Person dar, außer ein paar ‚Hell Yeahs‘ und einem gelungenen Harp-Solo ist da nicht mehr viel an alter Stärke zu vermelden. Auch beim Rest hat das Musikerleben deutliche Spuren hinterlassen, die Rhythmusfraktion, bestehend aus Beamer (übrigens, eine der wenigen Unterhaltsamkeiten war die Windmaschine, die Shawns Haare ständig wehen ließ) und Lindsey, ist aber auch noch ganz gut bei Kräften.

Ingram bewies immerhin, dass er noch ein toller Gitarrist ist, dem aber das Zepter in Sachen würdevollem Fortbestehens/Abtretens dieser Truppe, massiv zu entgleiten droht. Dazu rannte ständig ihr ebenfalls vom Leben gezeichneter Roadie auf der Bühne herum, McCormack verschwand oft im Backstage-Bereich, Ingram musste mehrfach Instruktionen dorthin erteilen. Ach ja und einige Spiel- und Gesangseinsatzpatzer kamen auch noch dazu.

Das Quintett beschränkte sich im Großen und Ganzen auf die beiden ersten Alben der Originalband mit allen typischen Klassikern (u. a. „Whiskey Man“ als Opener, „Bounty Hunter“, „Gator Country“, „One Man’s Pleasure“, „The Creeper“, „Jukin‘ City“, „Dreams I’ll Never See“), huldigte Danny Joe Brown mit einer „Edge Of Sundown“/“Fall Of The Peacemakers“-Kombination (einer der Höhepunkte, zumal John Galvin und McCormack auch mal ganz gut zu hören waren) und Ronnie Dio mit „I’m Gonna Live ‚Til I Die“, dazwischen gab es noch „Beatin‘ The Odds“, vom 3. Album und „Devil’s Canyon“, vom einstigen Klasse-Comeback-Werk unter Bobby Ingrams neuer ‚Federführung‘.

Die einzige Zugabe nach vorheriger Vorstellung der Band wurde mit „Flirtin‘ With Disaster“ in einer grauenvoll gespielten und gesungenen Version abgewickelt, nicht einmal Ingrams Paradestück „The Journey“ wurde zum Besten gegeben. Ich war zutiefst enttäuscht, deprimiert und geknickt, das hatte teilweise was von einer Selbstdemontage. So habe ich mir ein Wiedersehen wahrlich nicht vorgestellt. Man kann eigentlich nur hoffen, dass die Band einfach nur einen schlechten Abend erwischt hatte, was ich allerdings nicht glaube.

Es steht mir sicher nicht zu, irgendwelche Ratschläge zu erteilen, zumal ja hier auch ganz sicher Existenzen dahinter stehen und zu berücksichtigen sind. Trotzdem halte ich ein Fortführen dieses Projekts in dieser Form für nicht mehr lange tragfähig. Vielleicht sollten sich alle Beteiligten neu orientieren oder Molly Hatchet drastisch verändern, ruhen lassen oder evtl. ganz ad acta legen. Gerade der immer noch agile Bobby Ingram könnte sich evtl. mal mit jungen talentierten, kreativen und hungrigen Musikern (ich denke, da gibt es im Süden der USA ja wohl genug) als Bobby Ingram Band oder, wie auch immer, ganz neu ausrichten.

Das traurige Fazit des Abends lautet jedenfalls: Es war die Enttäuschung im Sounds Of South-Konzertjahr schlechthin! Bei Weiterführung in dieser Konstellation flirtet Molly Hatchet zur Zeit ganz kräftig mit einem gewaltig großen Desaster in eigener Sache!

Vielen Dank trotzdem wieder an Jürgen Hoffmann vom tollen Kubana für die Akkreditierung. Der Club hat wirklich bessere Auftritte verdient.

Line-up:
Bobby Ingram (electric guitar, vocals)
Phil McCormack (lead vocals, harp)
John Galvin (keys, vocals)
Shawn Beamer (drums)
Tim Lindsey (bass, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Outlaws – Legacy Live – CD-Review

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Wie bereits im Rossington-Review erwähnt, melden sich auch die legendären Outlaws kurz vor Jahresende mit einem echten Juwel in der Southern-Szene zurück. Es ist eine Live-Scheibe mit dem Titel „Legacy Live“ und wird unter der Regie unseres deutschen Labels SPV/Steamhammer vertrieben.

Die Band (in der Anfangsära von Ronnie Van Zant stark protegiert), deren Ursprünge bis ins Jahr 1967 zurückreichen, und deren wechselndes Personal sich über den Gesamtzeitraum bis heute, wie die Passagierliste einer Boeing 707 liest, wurde aber im Großen und Ganzen von zwei entscheidenden Namen geprägt: Hughie Thomasson und Henry Paul: Beide über viele Jahre durch eine innige Hassliebe leidenschaftlich verbunden, die erst irgendwann kurz vor Hughies Ableben auch ihren Frieden gefunden hatte.

Mittlerweile ist Henry Paul (lead vocals, guitar) demnach der Kopf der legendären Tampa/Florida-Gitarren–Armee und er hat mit Monte Yoho (drums) als weiterem Urgestein und den auch schon früher immer mal im Line-up auftauchenden Chris Anderson (guitar, vocals), Steve Grisham (guitar, vocals), Randy Threet (bass, vocals) sowie Dave Robbins (keys – früher zusammen mit Paul bei Blackhawk) eine äußerst schlagkräftige Formation unter seinen Fittichen.

Als bester Beweis dafür dient diese wirklich hervorragende „Legacy Live“-Doppel-CD, die jeden Southern Rock-Fan, alter und neuer Schule, begeistern wird, da bin ich mir mehr als sicher. Grund ist die wirklich sehr abwechslungsreich gestaltete Setliste (mit durchaus einigen Überraschungen), als auch die brillante vokale und musikalische Umsetzung.

Was für grandiose E-Gitarren (unzählige Soli, Fills, Twins)! Es wird einem angesichts der vielen quirligen Einlagen von den überragend agierenden/ harmonierenden Chris Anderson und Steve Grisham (auch bekannt durch seine Führung der Ghost Riders, mittlerweile für den aus gesundheitlichen Gründen ausgeschiedenen Billy Crain wieder dabei) regelrecht schwindelig. Beide dürften aufgrund dieser Spielintensität, vermutlich Plektron-dicke Hornhaut auf ihren Fingerkuppen haben. Fulminant, furios, sensationell, was bei beiden hier ablassen!

Dazu kommt natürlich der charismatische, näselnde Gesang von Leader Henry Paul und auch die wunderschönen, absolut perfekt sitzenden Satzgesänge der anderen Mitglieder, die sporadisch auch Leadgesangseinsätze bei Stücken wie  „Born To Be Bad“ (neues Lied), den früheren Billy Jones-Tracks „Holiday“ und „Prisoner“ (sau-starke Version) zu verzeichnen haben.

Was mir besonders gut gefällt, ist, wie bereits angedeutet, die Setliste. Da gibt es das gerade erwähnte neue Stück, jüngere Sachen vom letzten Album wie „Hidin‘ Out In Tennessee“, „Trail Of Tears“ und „It’s About Pride“, mit „So Long“ und „Grey Ghost“ Material von der Henry Paul Band, und mit den countryesken „Song In The Breeze“, „Ohio“ und dem Geheimfavoriten „Gunsmoke“ (von „Hurry Sundown„) drei unerwartete Überraschungen. Auch das Südstaaten-Kriegs-Kleinod „Cold Harbour“ (mit den markanten Marschtrommeln) vom 1986er Thomasson/Paul-Wiedervereiniguns-Album „Soldiers Of Fortune“ ist präsent.

Jede einzelne Nummer auf diesen beiden Longplayern fesselt, den Showdown bestreiten, wie nicht anders zu erwarten, das den seiner-zeitigen ‚Thomasson-Versionen‘, in nichts nachstehende, knapp 14 Minuten währende Outlaws-Parade-Lied „Green Grass And High Tides Forever“ (was wieder für ein Doppel-Feuerwerk der Gitarristen in den beiden langen E-Passagen!), das natürlich seine Modifikation und Reiz durch den diesmaligen Gesang von Henry Paul erhält, und der noch im Anschluss, als Finale performte, größte kommerzielle Hit „(Ghost) Riders In The Sky“.

Aus meiner Sicht übertrifft dieses Werk sogar eindeutig das damalige (schlecht produzierte) Live-Kultalbum „Bring It Back-Alive“, auch wenn man aufgrund der langen Zeitspanne und der anderen technischen Mölichkeiten, fairer Weise attestieren muss, dass man hier Äpfel mit Birnen vergleicht.

Abschließen möchte ich mit einem aktuellen Paul-Statement aus dem Südstaaten Rock-Legenden-Textbaustein-Sortiment zum Geleisteten: „It’s about a band of brothers bound together by history, harmony and the road. It’s about a group that respects its own legacy while refusing to be defined by its past. But most of all, it’s about pride.“

Ja, lieber Henry, wenn dem wirklich so ist, soll es so auch sein und darf dann gerne auch noch lange so bleiben. Sounds Of South zieht, wie dem auch sei, jedenfalls respektvoll den Hut und gibt eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aus. Absolut geiler Live-Stoff (wäre nur noch durch eine DVD/Blue Ray zu toppen gewesen)!

Steamhammer (SPV) (2016)
Stil: Southern Rock

CD1:
01. Intro
02. There Goes Another Love Song
03. Hurry Sundown
04. Hidin‘ Out In Tennessee
05. Freeborn Man
06. Born To Be Bad
07. Song In The Breeze
08. Girl From Ohio
09. Holiday
10. Gunsmoke
11. Grey Ghost

CD2:
01. South Carolina
02. So Long
03. Prisoner
04. Cold Harbour
05. Trail Of Tears
06. It’s About Pride
07. Waterhole
08. Knoxville Girl
09. Green Grass And High Tides Forever
10. (Ghost) Riders In The Sky

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SPV Records

JJ Grey & Mofro – 07.06.2016, Kantine, Köln – Konzertbilder

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Beim Doppelkonzert mit Her (parallel im Yard Club) am 07.06.2016 ließen wir uns es natürlich nicht nehmen, auch bei JJ Grey & Mofro nochmals in der Kantine kurz vorbeizuschauen, nachdem wir ihn Donnerstags zuvor ja schon in Bochum beleuchtet hatten. Um die 350 Zuschauer erlebten auch hier eine tolle Southern Soul Rock-Darbietung.

Bilder: Gernot Mangold

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Kantine Köln

JJ Grey & Mofro – 02.06.2016, Zeche, Bochum – Konzertbericht

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Zweiter Teil eines für mich, als arbeitendem Menschen, anmutenden Konzertmarathons mit vier Gigs innerhalb von acht Tagen. JJ Grey & Mofro standen in der Bochumer Zeche auf dem Programm. Es ist schon eine ordentliche Weile her, dass ich zuletzt in dieser Location war, in der ich bisher recht markante Acts wie u. a. Lee Aaron, Thunder, Dr. Hook (!) oder Steve Lukather gesehen hatte. Ich hatte die Zeche viel spartanischer in Erinnerung, sie sieht mittlerweile richtig einladend, gemütlich und ’stylish‘ aus.

Als Vorgruppe hatte das ‚Mike Keneally und Freunde-Trio‘ passend zum momentanen Wetter ein ordentliches Fusion Rock-Gewitter abgelassen. Handwerklich sicher anspruchsvoll und versiert, aber auch überaus anstrengend und wenig eingängig, nicht so mein Ding. Im Prinzip prima Musik, um zu Hause den gehassten Nachbarn zu ärgern oder ungeliebte Gäste schnell los zu werden.

Nachdem die Roadcrew das Keneally-Equipment abgebaut hatte, mit flinken Händen, Kabel entfernt und neu verlegt, sowie einen kurzen Soundcheck betrieben hatte, betrat um 21:15 Uhr JJ Grey mit seiner Mofro-Combo die Bühne und brachte das leider nicht einmal zur Hälfte gefüllte Auditorium mit „How Junior Got His Head Put Out“ (eingeleitet von einem saftigen Harp-Intro) direkt auf Betriebstemperatur. Es folgten in einem bunten Potpourri seiner Alben, Stücke wie „A Woman“, „Six Ways From Sunday“ (mit schönem E-Piano-Solo), „Light A Candle“ (tolle Ballade), „Hide And Seak“ (E-Gitarren-Intro mit Hendrix-Flair), das bluesige „The Sweetest Thing“, „Country Ghetto“, „Everything Good Is Bad“ (Publikum schaltet sich ein, Trompeten- und Bass-Soli) oder „Lazy Fo Acre“ (starkes E-Solo), wobei das Verhältnis von feurig ’soulenden‘ Stücken und einigen ruhigeren Sachen gut ausbalanciert war.

Sämtliche Musiker erhielten natürlich ausgiebig Gelegenheit, ihr versiertes Können Preis zu geben, wobei JJ mit variablem Einsatz von Gesang, Gitarre, Tambourine Shaking und kurzer Orgel-Präsenz, seinem Namen als würdiger Leader alle Ehre machte. Das mit starkem Solieren aller Beteiligten versehene funkige „Ho Cake“ beendete um 22:55 Uhr einen tollen, gewohnt schweißtreibenden Hauptteil.

Es folgte als 1. Zugabe mit „Brighter Days“ eines der Paradestücke der Band. Plusternde Bläser, schön surrende Slide, gluckernde Orgel, eine bärenstarke Gesangleistung des Fronters und die integrierte Mitsing-Passage des Publikums ließen die Stimmung erneut in die Höhe schießen. Mit dem Titeltrack seines letzten Studioalbums „Ol‘ Glory“, das JJ hohepriestermäßig (fast in guter alter James Brown-Manier) einläutete, ging es zum Abschluss nochmals richtig funky zur Sache. Grey stellte gegen Ende des Songs noch seine umtriebigen Kollegen vor (Craig Barnette – Drums, Marcus Parsley, Dennis Marion – beide Trompete, Eric Brigmond – Keys, Dauergrinser Todd Smallie – Bass, Zach Gilbert – Lead-Gitarre).

Die Zuschauer hatten beim leider nur mäßig besuchten ersten Auftritt des Septetts aus Florida hier bei uns, den erwartet temperamentvollen und leidenschaftlichen Southern Soul Rock-Gig erlebt, der auch von der sympathischen Performance des Leaders und seiner Mitstreiter sowie ihrer ungebrochenen Spielfreude profitierte (insgesamt 16 Songs in gut zwei Stunden). Das ist einfach Musik, die man live erlebt haben muss (vor allem, wenn man es vorher noch nicht konnte). Wer die Chance hat, die noch folgenden Konzerte zu besuchen, sollte die Gelegenheit in jedem Fall nutzen. JJ Grey & Mofro sind mehr als nur ihr Eintrittsgeld wert!

JJ Grey & Mofro
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Zeche Bochum
3 Dog Entertainment