Billy J – Rise Above – CD-Review

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Billy J wird bei uns, da bin ich mir relativ sicher, ein absolut unbeschriebenes Blatt sein. Der ursprünglich aus Philadelphia stammende Musiker, hat sein Handlungsspektrum aber mittlerweile in den Süden Floridas und das sich dort anschließende Key West verlegt.

Nun stellt er mit „Rise Above“ seinen Erstling vor, der vom dem uns bekannten New Yorker Dave Fields (dessen aktuelle CD „Force Of Will“ hatten wir ja vor kurzem erst besprochen) live im Studio produziert und teilweise auch musikalisch begleitet wurde (Piano, Slide-Gitarre beim Titelstück „Rise Above“ und Backing vocals).

Mit Charlie Wooten (Royal Southern Brotherhood), Todd Smallie (Derek Trucks Band, JJ Grey & Mofro) sowie Yonrico Scott (Derek Trucks Band) sind weitere gestandene Kollegen mit am Werk beteiligt.

Angepriesen wird Billy J als „rising star in the long tradition of the working man blues-rock Americana artists“. Weiter heißt es: „His combination of guitar wizardry, power vocals and great songwriting will rock the blues rock world“.

Und in der Tat hat der Protagonist bis auf „Cats In The Cradle“ (Harry Chapin) alle Tracks selbst verfasst. Auch seine Gitarrenkünste sind wirklich stark und machen sein Debüt zu einer richtig tollen Southern Rock-Scheibe. Lediglich beim irgendwie nicht zu den Stücken passen wollenden Gesang (aus meiner Sicht), muss ich widersprechen. Hier liegt für mich persönlich dann allerdings leider auch das Manko des Silberlings, da es sich ja um ein fortlaufendes Element handelt.

Nicht auszurechnen, wenn Billy auch noch ein Charakterorgan im Stile der großen Southern Rock-Fronter haben würde, dann wäre es ein neues Klassewerk des Genres geworden. Ich kann allerdings verstehen, dass man bei einer Solokarriere halt auch am Mikro im Rampenlicht stehen möchte. Aber vielleicht ist ja nicht jeder in diesem Bezug so empfindlich wie unser Einer.

Musikalisch kann sich alles wirklich mehr als sehen lassen, Allman Brothers, frühe Molly Hatchet (zu Zeiten ihrer ersten beiden Alben), Skynyrd und alles, was SR-Fans gerne hören (mit viel E-Gitarre, quirligen Soli und gut dosierten Keys) lässt sich als Bezüge aus den Tracks heraushören. Die beiden ruhigeren Lieder „Rise Above“ (schönes countryeskes Frontporch-Flair) und „She“ sind mit einer prägnanten Akustikgitarre verziert. „New Car“ kommt dazu noch als kraftvoller Slow Blues der Marke Aynsley Lister.

Etwas aus dem Rahmen fällt vielleicht noch das leicht Reggae-versetzte stampfige „Push Push“ mit Steel Drum-Einlagen von J. Robert, der ab und zu auch mal die Fiddle einfließen lässt (u. a. bei „Rise Above“).

Ansonsten bietet Billy J viele flotte Stücke mit powernden Southern Rock-Grooves, und, wie gesagt, starker E-Gitarre in Hülle und Fülle. Von daher sollten Southern- und Blues Rock-Liebhaber diesem Newcomer auf jeden Fall mal eine Chance auf’s Gehör gönnen.

Eigenproduktion (2020)
Stil: Southern Rock

Tracklist:
01. She’s Mine
02. Sweaty Melons
03. Rise Above
04. Line ‚Em Up
05. New Car
06. Cats In The Cradle
07. She
08. Push Push
09. My Baby’s Blue
10. Boomerang

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