Biscuit Miller And The Mix – Chicken Grease – CD-Review

BM_300

Man sieht Biscuit Miller (lead vocals, bass) und seinen Mitspielern Doctor Love (drums, vocals, stethoscope), Bobby B. Wilson (guitars, vocals) und Alex ‚Southside‘ Smith (guitars, vocals) auf dem bunten Cover, den Spaß, den sie beim Erstellen dieses Werkes namens „Chicken Grease“ hatten, förmlich an.

Lustig musizieren, danach im nächsten guten Fast Food-Restaurant ein paar leckere Chicken Wings oder -Nuggets frisch aus der Friteuse knabbern –  so lässt es sich leben! Lesern aus unserem Dunstkreis dürfte das Quartett vom beliebten Grolsch Blues Festival in Schöppingen bekannt sein, wo sie dieses Jahr ihren Auftritt hatten.

Produziert wurde das nun mehr vierte Album von Ben Elliott und den uns vom letzten Allman Betts Band-Konzert im Kölner Yard Club bekannten John Ginty, der dem Sound mit verschiedensten Tastenvariationen (Hammond B3, Vintage Vibe Electric Piano) und Percussion-Zugaben, weitere Farbtupfer verpasst.

Ein weiterer Gastmusiker, der hier auffällig seine Spuren hinterlässt, ist Marcus Randolph (Robert Randolph and the Family Band – dort eigentlich Drummer), der hier auf dem texas-bluesigen „609“ und „Chicken Grease“ mit surrenden Lap Steel-Einlagen glänzt.

Eine gewisse Passion für die Gesangart eines James Browns und seinem treibenden Groove offeriert Miller bei funkig-souligen Tracks wie dem Opener „Here Kitty Kitty“, „Two Legged Dog“ (beide mit launigen der Harmoniegesängen der anderen Mitstreiter), dem Titelstück „Chicken Grease“ oder dem abschließenden „Get Ready“.

Der Vierer kann es allerdings auch ruhig und atmosphärisch. Mit „Lonely Road“, „Watching You“ und Creeping“ gibt es gleich drei packende Slowblues-Songs, bei denen besonders die beiden Gitarristen Wilson und Smith, ihre E-Gitarren-Saitenkünste in den Soli ausleben können.

Am Rest, mit dem bereits erwähnten „609“, „Take A Ride“ (erinnert ein wenig an „One Way Out“ der Allman Brothers) und dezent „Southern Woman“ dürften auch Southern Rock Blues-Freunde (zum Teil dank Gintys filigranem Hammond-Spiel), Gefallen finden.

Insgesamt ist „Chicken Grease“ besonders durch die spürbare Musizierfreude, aber auch die geschickte Songanordnung, eine kurzweilige und abwechslungsreiche Scheibe geworden. Mit Biscuit Miller und seinen ‚Mixern‘ gibt es deshalb auf ihrem neuen Werk so gut wie kein Hühnchen zu rupfen!

American Showplace Music (2019)
Stil: Blues & More

Tracks:
01. Here Kitty Kitty
02. 609
03. Lonely Road
04. Two Legged Dog
05. Chicken Grease
06. Watching You
07. Take A Ride
08. Southern Woman
09. Creeping
10. Get Ready

Biscuit Miller And The Mix
Biscuit Miller And The Mix bei Facebook

Sean Chambers – Welcome To My Blues – CD-Review

Chambers

Das erste Willkommenserlebnis mit dem Blues von Sean Chambers hatte ich bereits 2017, als sein Album „Trouble & Whiskey“, das eine oder andere Mal, in meinen diversen Playern landete. Es gefiel mir ganz gut, da Chambers seinen gitarrenlastigen Blues Rock mit southern-trächtigen Elementen (Slide guitar) gekonnt kombinierte. Kein Wunder – der Mann kommt ja auch aus Florida. Er erinnerte mich ein wenig an Scotty Bratcher, den ich ja auch sehr mag.

Gut eineinhalb Jahre später heißt es jetzt „Welcome To My Blues“, sein 7. Album, das acht Eigenkreationen und drei neu aufgelegte Fremdkompositionen von Luther Allison („Cherry Red Wine“), T-Bone Walker („All Night Long“) und John Ginty („Boxcar Willie“) enthält. Letztgenannter hat einen nicht unerheblichen Anteil am Gelingen des Werkes, er ist in Sachen Keys, teilweise Percussion und Drums sowie weiterem Songwriting („Black Eyed Susie“ und „Riviera Blue“) involviert. Produziert hat Ben Elliott (u. a. Eric Clapton, Keith Richards, Savoy Brown, Rory Gallagher, Mountain).

Jimmy Bennett setzt als ‚Special guest‘ in Sachen Slide-Gitarre Zusatzakzente, den Rest besorgt die Rhythmusfraktion, bestehend aus Moe Watson (drums, bgv) und Todd Cook (bass). Auf dem aktuellen Longplayer liegt der Fokus diesmal mehr auf dem eher klassischen harten Blues Rock, wie ihn Ikonen früherer Zeiten wie Jimi Hendrix, Johnny Winter, Pat Travers, Stevie Ray Vaughan, Leslie West & Co. zelebrierten.

Vom eröffnenden Titelstück bis zum vorletzten Track „All Night Long“ wird man (wie es auch schon das Coverfrontbild erahnen lässt) vom treibenden Sound und den unendlich vielen quirligen Soli des Protagonisten regelrecht erschlagen, selbst bei vermeintlich ruhigeren Tracks wie „Cherry Red Wine“ oder „Keep Movin‘ On“, lässt einem die unermüdlich eingestreute Fillarbeit, kaum Zeit zum Durchatmen.

Erst beim abschließenden, dezent angejazzten Barroom Blues-Instrumental „Riviera Blue“ darf man sich den Schweiß von der Stirn abputzen und halbwegs relaxt zurück in den Sessel fallen. Wer Spaß an engagiert gespieltem, energiegeladenen E-Gitarrengefrickel in allen Variationen der alten Blues Rock-Schule hat (das britische ‚Guitarist‘-Magazin hat Sean übrigens als ‚One Of The Top 50 Blues Guitarists Of The Last Century‘ bezeichnet), der wird sich auf Sean Chambers‘ „Welcome To My Blues“ absolut willkommen fühlen.

American Showplace Music (2018)
Stil: Blues Rock

01. Welcome To My Blues
02. Black Eyed Susie
03. Cherry Red Wine
04. Boxcar Willie
05. Cry On Me
06. One More Night To Ride
07. Red Hot Mama
08. You Keep Me Satisfied
09. Keep Movin‘ On
10. All Night Long
11. Riviera Blue

Sean Chambers
Sean Chambers bei Facebook