Review: Stephan Skolarski
Vor fast 40 Jahren hatte die Rockpalast-Redaktion die schöne Idee, ihre beliebte Konzert-Reihe auch auf einer Freilichtbühne zu veranstalten. Für diesen Zweck schien das Amphitheater auf der Loreley besonders geeignet. Zum Open-Air im August 1981 waren neben Nine Below Zero, 38 Special und Headliner Thin Lizzy ebenfalls die US-Rocker The Outlaws aus Tampa, Florida, am Start. Die 1972 gegründete Formation befeuerte zu Beginn der 70er Jahre bereits den aufkommenden Südstaaten-Rock und hatte 1974 ihren viel beschriebenen Durchbruch als Vorband von Lynyrd Skynyrd. Seitdem gelten die Outlaws bis heute als Vertreter der ursprünglichen Southern-Rock-Community.
Die damalige Besetzung hatte mit Freddie Salem (guit./voc.), Hughie Thomasson (guit./voc.), Billy Jones (guit./voc.), David Dix (drums) und Rick Cua (bass) einen Abstecher von der US-Tour nach St. Goarshausen unternommen, um den deutschen Fans „southern boogie and rock ’n‘ roll“ nicht nur als kurze Zwischenansage aufzutischen.
Mit „Devil’s Road“, einem stürmischen Opener begann die laut Moderator Alan Bangs „first ever appearance in Germany“ als fulminante Gitarren-Inszenierung, von Anfang an, ein Power-Rock-Erlebnis. Das schwungvolle „Hurry Sundown“ folgt ebenso getrieben wie publikumswirksam, ein Einheizer der konsequenten Art.
Hörbar ist die verbesserte Soundqualität beim anschließenden „Holiday“ – ein rechtzeitiger Einstellungs-Check am Mischpult zugunsten der gesamten weiteren Konzertaufnahme? Jedenfalls geht der Auftritt wie unter Zeitdruck mit dem schnellen Boogie „Long Gone“ rasant weiter, um die drei Gitarren bis zum plötzlichen Schlussakkord ausgiebig zu strapazieren.
Vom legendären „Ghost Riders“-Album bringt die Band danach den eindringlichen Rock-Song „Angels Hide“, eine ebenso gewaltige und teils bluesige Nummer in einer ordentlichen 6-Minuten Fassung und damit eine weitere Eigenkomposition im klassischen Southern-Sound.
Das schnelle Instrumental „Waterhole“, Country-Rock und Guitar-Jam zugleich, kommt als nächster Track zwischendurch zum Warmlaufen der Gitarren viel zu kurz rüber und verbindet sich – ohne den verdienten Applaus abzuwarten – mit dem zeitlosen und temporeichen „There Goes Another Love Song“, einer der ersten großen Erfolge der Band.
Der wilde Gitarren-Marathon, der auch als „Florida Guitar Army“ treffend bezeichneten Outlaws, kommt nach dieser Einspielphase jedoch erst richtig auf Touren. Bei „Green Grass And High Tides“ zeigt die Band in der gut 18-minütigen Version nochmals die von ihr ausgehende Spielfreude: ein optimales Spektakel ein dreifacher Gitarrenangriff, ein Southern-Spirit-Pflichtsong für eine mehr als aufgedrehte Fan-Gemeinde.
Anhaltender Applaus der ausverkauften „Arena“ wird jedoch durch die Zugabe schon bald abgelöst. Als Last-Track wird dann „Ghost Riders In The Sky“, ein Cover des legendären Western-Songs und die erfolgreichste Single der Outlaws über die Bühne gejagt.
Die unbändige Darbietung der leidenschaftlich und energiegeladen aufspielenden Band führt bei vielen Southern-Rock-Fans zu ausgelassenen Reaktionen, sehr schade, dass der Gig – wahrscheinlich wegen des Folgeprogramms – nur eine Stunde durchgezogen wurde. Eine Live-Sendung gab es damals nicht.
Die im Doppelpack als DVD und CD (identischer Inhalt) veröffentlichte Aufnahme von „The Outlaws, Live At Rockpalast 1981“, gehört unweigerlich zu den Höhepunkten der WDR-Archivreihe. Ein Meilenstein aus der Klassikzeit des Southern-Rock und eine infernale Gitarrenshow ‚at its best‘. Für Freunde des amerikanischen Südstaaten-Rocks und der Country-Musik ein ultimativer Video- und Audio Genuss!
Mig/Indigo (2020)
Stil: Southern-Rock
Tracklist:
01. Devil’s Road
02. Hurry Sundown
03. Holiday
04. Long Gone
05. Angels Hide
06. Waterhole
07. There Goes Another Love Song
08. Green Grass And High Tides
09. Ghost Riders In The Sky