BlackHawk – Blue Highway – CD-Review

Eine der letzten noch lebenden Gallionsfiguren des Southern Rocks, Henry Paul, hat in den Archiven gekramt. Diesmal geht es allerdings nicht um die Outlaws, sondern um sein auch sehr erfolgreiches Nebenprojekt BlackHawk. BlackHawk bestand ja zu Hochzeiten in den 1990er-Jahren aus ihm, Dave Robbins und Van Stephenson, der bekanntlich 2001 an einer Hautkrebserkrankung verstarb.

Das vorliegende Album „Blue Highway“ war damals eigentlich als Debüt der Band geplant und auch schon in der Rohversion eingespielt und eingesungen. Sämtliche Lieder sind von den drei Protagonisten zusammen kreiert worden. Nachträglich wurden die Tracks von Leuten wie Dale Oliver, Randy Threet, Jackie Street, Jason Roller, Eric Silver, Jaran Sorenson, Kip Raines und Bobby Huff, zum typischen BlackHawk-Sound verfeinert.

Paul singt, wie man ihn von je her kennt. Eine besondere Wonne ist es, dem herrlich transparent abgemischten Zusammenspiel von Akustik-, E-Gitarren und der omnipräsent erscheinenden, herrlich folkig klirrenden Mandoline beizuwohnen. Auch die Harmoniegesänge haben die bekannte Klasse. So gut wie alle Stücke besitzen einen Ohrwurm-Charakter.

Southern Rock-Freunde werden an Nummern wie „Southern Wind“, „Heavy Hand“, „One Good Reason“ oder dem Titellied „Blue Highway“ besonderen Gefallen finden, weil hier die Übergänge zu Sachen der Outlaws fließend erscheinen.

Das Album ist natürlich Van Stephenson gewidmet. „Without Van, Blackhawk would have never been, and his uniquely beautiful talent was at the heart of all we did. Dave and I continue to honor our last promise made to him, by keeping BlackHawk together and doing what we can dto help find a cure for cancer“, so Paul und Robbins in den Credits. Ein Teil der Erlöse wird demnach wohl für den Van Stephenson Memorial Cancer Research Fund verwendet werden.

Ein Geheimnis bleibt, warum auf der CD nur 12 Tracks ausgewiesen sind, und die beiden finalen Stücke „Heartache And A Half“ und „Siloh“ (sind keine Hidden Tracks) nicht aufgeführt wurden. Beide Songs stehen den anderen in ihrer Qualität in nichts nach. Am Ende ist man hoch erfreut, dass dieses tolle Album noch das ‚offizielle‘ Licht der Welt erblickt hat. Nie war eine Reise auf einem „Blue Highway“ lohnenswerter! Absolute Kaufempfehlung!

Label: Mirror Lake Records (2022)
Stil: New Country

01. Don’t Put Yourself Down
02. Baby The Rain Must Fall
03. Southern Wind
04. I’m Gonna Find A Way
05. Where The Wild Roses Grow
06. Not By Chance
07. Heavy Hand
08. Heart With A View
09. Blue Highway
10. Breathe The Night
11. One Good Reason
12. Wide Open Spaces
13. Heartache And A Half
14. Siloh

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Outlaws – Dixie Highway – CD-Review

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Wenn man ehrlich ist, geben die Outlaws die letzte Bastion der Southern Rock-Urväter ab, erst recht wenn man dabei den Kreativfaktor berücksichtigt. Die meisten ihrer Kollegen ruhen sich auf den Lorbeeren von gestern aus, viele Acts sind bedingt durch Todesfälle ihrer Mitglieder in den Passivmodus gewechselt oder machen gar nichts mehr.

Erfreulich ist allerdings, dass dem Genre durch einige talentierte Nachkömmlinge und auch frische junge Bands, ordentlich neue Dynamik eingehaucht wird und es einem in Sachen Fortbestehen der Sparte nun wirklich nicht Bange werden braucht.

Seit dem Ableben von Hughie Thomasson, hat bei den Outlaws Henry Paul das Zepter fest in der Hand und hat mit Co-Gründer Monte Yoho (drums), Randy Threet (bass, vocals), Steve Grisham (guitars, vocals, lead vocals auf „Black Horse Run“), Blackhawk-Spezi Dave Robbins (keyboards, vocals), Dale Oliver (guitars, vocals) und Jaran Sorenson (drums, percussion) eine schlagkräftige Truppe um sich versammelt, die sich neben den Live-Darbietungen, auch noch für neuen Stoff offen zeigt.

In der Hinterhand hat Paul auch noch Billy Crain aus den Henry Paul Band-Tagen, der sich mittlerweile zwar auf seine Solo-Karriere fokussiert hat, aber, wie jetzt auf dem neuen Werk „Dixie Highway“, kompositorisch als auch gitarrenmäßig, ordentlich mitmischt.

Weitere treibende Mitglieder sind neben dem Bandleader, was die Neukreationen betrifft, diesmal die beiden Gitarristen Steve Grisham und Dale Oliver. Das Ursprungsbassist Frank O’Keefe gewidmete Werk ist eine gelungene Mischung aus Reminiszenzen an die früheren Zeiten und eine Bestandsaufnahme des aktuellen Leistungsniveaus.

In erster Hinsicht wurde „Heavenly Blues“ vom „Hurry Sundown“-Album neu aufgelegt, der Titelsong (diesmal viel druckvoller) ebenfalls aus Pauls Brothers Of The Southland-Tagen. „Lonesome Boy From Dixie“ ist eine gelungene Charlie Daniels-Adaption. Da beim knackig rockenden „Rattlesnack Road“ der 2001 verstorbene Van Stephenson involviert ist, gehe ich davon aus, dass Paul dieses Stück auch aus irgendeiner Schublade hervorgeholt hat.

Gleiches gilt für das von O‘ Keefe wohl einstmals erschaffene „Windy City’s Blue“ (gesungen von Steve Grisham). In den verbliebenen neuen Tracks wird natürlich nicht nur textlich, kräftig an vergangene Zeiten und die Heroren/Weggefährten der Szene (u. a. in „Southern Rock Will Never Die“, „Macon Memories“) erinnert, sondern auch im Instrumentalstück „Showdown“, dass man als Hommage an „Jessica“ von den Allman Brothers interpretieren kann.

Begeisternd ist natürlich besonders die typisch quirlige E-Gitarrenarbeit aller involvierten Saitenzupfer, die hier wieder in jedem Track feurige, zum Teil mehrfach ineinander greifende Soli mit Twins und allen Schikanen, auf dem ausgelegten Doppeldrums -und Orgelfundament, zum Besten geben. Das zweite Trademark der Outlaws, die Harmoniegesänge, sind natürlich auch hier wieder Usus.

Fazit: Henry Paul ist der letzte verbliebene große Fels, der nach wie vor, fest in der Southern Rock Brandung steht. Bei seinem starken Kollektiv um in ihn herum, kann man beruhigt mutmaßen, dass es bei den Outlaws, auch in Zukunft erfolgreich auf dem Dixie Highway weitergehen wird.
Die CD kommt in einem schönen Hochglanz-Digipak mit eingelegtem Booklet, inklusiv Bilder, Texten und sonstigen Infos. Southern Rock will never die!

SPV (2020)
Stil: Southern Rock

Tracklist:
01. Southern Rock Will Never Die
02. Heavenly Blues
03. Dixie Highway
04. Overnight From Athens
05. Endless Ride
06. Dark Horse Run
07. Rattlesnake Road
08. Lonesome Boy From Dixie
09. Showdown (Instrumental)
10. Wind City`s Blue
11. Macon Memories

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SPV Steamhammer

Outlaws – Henry Paul – Interview

SPV hatte uns um ein E-Mail-Interview mit Outlaws-Bandleader Henry Paul gebeten, dem wir natürlich auch gerne nachgekommen sind. Leider schien der Chef der legendären Southern Rock Band nicht gerade seinen ’schreib-seligsten‘, bzw. auskunftsfreudigsten Tag erwischt zu haben…

Sounds Of South: Hallo Henry, tolles Live-Album. Scheint so, als hättet ihr immer noch musikalische ‚Hummeln im Hintern‘. Wie siehst du die Sache?

Henry Paul: Ich bin sehr stolz auf die Band und sehr zufrieden mit dem Live-Album.

Sounds Of South:Legacy Live“ wurde von einem deutschen Label SPV/Steamhammer veröffentlicht, wie ist deine Beziehung zu unserem Land?

Henry Paul: Ausgezeichnet!

Sounds Of South: Steigen damit eventuell auch die Chancen, euch jemals auch hier mal wieder live sehen zu bekommen?

Henry Paul: Ich hoffe, dass sich nochmal die Gelegenheit ergibt, rüber zu kommen und nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa spielen zu können.

Sounds Of South: Ich hab deinen Gesang ja schon immer gemocht. Wie hälst du deine Stimme in Schuss?

Henry Paul: Ich habe eine beständige Stimme und ich meine, dass sie mit den Jahren immer besser wurde.

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Sounds Of South: Was ist es für ein Gefühl „Green Grass And High Tides Forever“ jetzt zu singen? Kommen da selbst bei einem erfahrenen Recken wie dir noch Emotionen hoch?

Henry Paul: Ich bin immer sehr respektvoll an alle zu singenden Lieder herangegangen. Es gibt Zeiten, da weckt ein gerade gesungener Song natürlich Erinnerungen.

Sounds Of South: Lüfte bitte mal das Geheimnis um die allseits proklamierte Hassliebe zwischen dir und Hughie. Ist da viel hinein interpretiert worden?

Henry Paul: Es gab nie eine solche Beziehung zu Hughie.

Sounds Of South: Beeindruckend finde ich auf „Legacy Live“ auch die spielerischen Künste von Chris und Steve. Wie dick ist die Hornhaut auf ihren Fingerkuppen? 🙂

Henry Paul: Dick genug!!!

Sounds Of South: Wie geht es Billy Crain?

Henry Paul: Es geht ihm wieder ganz gut. Wir schreiben noch zusammen und haben erst kürzlich ein paar Henry Paul Band -Shows gespielt.

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Sounds Of South: Können wir auch auf eine weitere neue Outlaws Studio-CDs hoffen?

Henry Paul: Ich bin dabei, Tracks für eine neues Studio-Album zu komponieren.

Sounds Of South: Was gibt es über den Privatmenschen Henry Paul zu erzählen?

Henry Paul: Ich führe eine gute Ehe und habe einen wunderbaren kleinen Sohn.

Sounds Of South: Danke für das informative Interview!

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: Hi Henry, great live album! It seems that you still have ‚ants in your musical pants‘. 🙂 What do you think about it?

Henry Paul: I’m proud of the band and very happy with the Live album.

Sounds Of South: „Legacy Live“ was published by the German label SPV/Steamhammer, how has been your relationship to our country up to now?

Henry Paul: Fine.

Sounds Of South: Does it mean, that the chances are rising up to see The Outlaws ever again in Germany, too?

Henry Paul: I hope we get the opportunity to come over and play not only Germany but all of Europe.

Sounds Of South: I always have loved your kind of singing. How do you get your voice in good shape?

Henry Paul: I have a durable voice and I feel it’s gotten better with age.

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Sounds Of South: What kind of feeling is it to sing „Green Grass And High Tides Forever“. Do the emotions run high, although you are an experienced warrior?

Henry Paul: I always take a respectful approach to singing all songs. There are times when singing a song that it stirs memories.

Sounds Of South: Can you please reveal the secret concerning the love-hate-relationship between you and Hughie. Is there more read into the truth as everything else?

Henry Paul: I never had a love–hate relationship with Hughie.

Sounds Of South: The guitar picking on „Legacy Live“ of Chris and Steve is absolutely formidable. How thick is the hard skin on their fingertips? 🙂

Henry Paul: Thick enough!!!

Sounds Of South: How’s Billy Crain been doing?

Henry Paul: He’s doing very well. We still write together and we’ve done a few HPB shows lately.

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Sounds Of South: What about new Outlaws studio stuff? Can we hope for it?

Henry Paul: I writing new Outlaw music for a new studio record.

Sounds Of South: What can you tell us about the ‚private‘ Henry Paul?

Henry Paul: I have a good marriage and a beautiful baby boy.

Sounds Of South: Thanks for the interview!

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Outlaws – Legacy Live – CD-Review

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Wie bereits im Rossington-Review erwähnt, melden sich auch die legendären Outlaws kurz vor Jahresende mit einem echten Juwel in der Southern-Szene zurück. Es ist eine Live-Scheibe mit dem Titel „Legacy Live“ und wird unter der Regie unseres deutschen Labels SPV/Steamhammer vertrieben.

Die Band (in der Anfangsära von Ronnie Van Zant stark protegiert), deren Ursprünge bis ins Jahr 1967 zurückreichen, und deren wechselndes Personal sich über den Gesamtzeitraum bis heute, wie die Passagierliste einer Boeing 707 liest, wurde aber im Großen und Ganzen von zwei entscheidenden Namen geprägt: Hughie Thomasson und Henry Paul: Beide über viele Jahre durch eine innige Hassliebe leidenschaftlich verbunden, die erst irgendwann kurz vor Hughies Ableben auch ihren Frieden gefunden hatte.

Mittlerweile ist Henry Paul (lead vocals, guitar) demnach der Kopf der legendären Tampa/Florida-Gitarren–Armee und er hat mit Monte Yoho (drums) als weiterem Urgestein und den auch schon früher immer mal im Line-up auftauchenden Chris Anderson (guitar, vocals), Steve Grisham (guitar, vocals), Randy Threet (bass, vocals) sowie Dave Robbins (keys – früher zusammen mit Paul bei Blackhawk) eine äußerst schlagkräftige Formation unter seinen Fittichen.

Als bester Beweis dafür dient diese wirklich hervorragende „Legacy Live“-Doppel-CD, die jeden Southern Rock-Fan, alter und neuer Schule, begeistern wird, da bin ich mir mehr als sicher. Grund ist die wirklich sehr abwechslungsreich gestaltete Setliste (mit durchaus einigen Überraschungen), als auch die brillante vokale und musikalische Umsetzung.

Was für grandiose E-Gitarren (unzählige Soli, Fills, Twins)! Es wird einem angesichts der vielen quirligen Einlagen von den überragend agierenden/ harmonierenden Chris Anderson und Steve Grisham (auch bekannt durch seine Führung der Ghost Riders, mittlerweile für den aus gesundheitlichen Gründen ausgeschiedenen Billy Crain wieder dabei) regelrecht schwindelig. Beide dürften aufgrund dieser Spielintensität, vermutlich Plektron-dicke Hornhaut auf ihren Fingerkuppen haben. Fulminant, furios, sensationell, was bei beiden hier ablassen!

Dazu kommt natürlich der charismatische, näselnde Gesang von Leader Henry Paul und auch die wunderschönen, absolut perfekt sitzenden Satzgesänge der anderen Mitglieder, die sporadisch auch Leadgesangseinsätze bei Stücken wie  „Born To Be Bad“ (neues Lied), den früheren Billy Jones-Tracks „Holiday“ und „Prisoner“ (sau-starke Version) zu verzeichnen haben.

Was mir besonders gut gefällt, ist, wie bereits angedeutet, die Setliste. Da gibt es das gerade erwähnte neue Stück, jüngere Sachen vom letzten Album wie „Hidin‘ Out In Tennessee“, „Trail Of Tears“ und „It’s About Pride“, mit „So Long“ und „Grey Ghost“ Material von der Henry Paul Band, und mit den countryesken „Song In The Breeze“, „Ohio“ und dem Geheimfavoriten „Gunsmoke“ (von „Hurry Sundown„) drei unerwartete Überraschungen. Auch das Südstaaten-Kriegs-Kleinod „Cold Harbour“ (mit den markanten Marschtrommeln) vom 1986er Thomasson/Paul-Wiedervereiniguns-Album „Soldiers Of Fortune“ ist präsent.

Jede einzelne Nummer auf diesen beiden Longplayern fesselt, den Showdown bestreiten, wie nicht anders zu erwarten, das den seiner-zeitigen ‚Thomasson-Versionen‘, in nichts nachstehende, knapp 14 Minuten währende Outlaws-Parade-Lied „Green Grass And High Tides Forever“ (was wieder für ein Doppel-Feuerwerk der Gitarristen in den beiden langen E-Passagen!), das natürlich seine Modifikation und Reiz durch den diesmaligen Gesang von Henry Paul erhält, und der noch im Anschluss, als Finale performte, größte kommerzielle Hit „(Ghost) Riders In The Sky“.

Aus meiner Sicht übertrifft dieses Werk sogar eindeutig das damalige (schlecht produzierte) Live-Kultalbum „Bring It Back-Alive“, auch wenn man aufgrund der langen Zeitspanne und der anderen technischen Mölichkeiten, fairer Weise attestieren muss, dass man hier Äpfel mit Birnen vergleicht.

Abschließen möchte ich mit einem aktuellen Paul-Statement aus dem Südstaaten Rock-Legenden-Textbaustein-Sortiment zum Geleisteten: „It’s about a band of brothers bound together by history, harmony and the road. It’s about a group that respects its own legacy while refusing to be defined by its past. But most of all, it’s about pride.“

Ja, lieber Henry, wenn dem wirklich so ist, soll es so auch sein und darf dann gerne auch noch lange so bleiben. Sounds Of South zieht, wie dem auch sei, jedenfalls respektvoll den Hut und gibt eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aus. Absolut geiler Live-Stoff (wäre nur noch durch eine DVD/Blue Ray zu toppen gewesen)!

Steamhammer (SPV) (2016)
Stil: Southern Rock

CD1:
01. Intro
02. There Goes Another Love Song
03. Hurry Sundown
04. Hidin‘ Out In Tennessee
05. Freeborn Man
06. Born To Be Bad
07. Song In The Breeze
08. Girl From Ohio
09. Holiday
10. Gunsmoke
11. Grey Ghost

CD2:
01. South Carolina
02. So Long
03. Prisoner
04. Cold Harbour
05. Trail Of Tears
06. It’s About Pride
07. Waterhole
08. Knoxville Girl
09. Green Grass And High Tides Forever
10. (Ghost) Riders In The Sky

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SPV Records

Blackhawk – Spirit Dancer – CD-Review

Our hearts weren’t
Ready to let him go
To this is our way
To let him know
That we miss him
And our love for
Him will never die…
Spirit Dancer

Diese Zeilen sagen im Moment so ziemlich alles aus, worum es bei der neuen Blackhawk-CD geht. Sie steht ganz im Zeichen der Verarbeitung des Todes von Van Stephenson, dem langjährigen musikalischen Weggefährten von Henry Paul und Dave Robbins. Fest stand seit längerem, dass die beiden weitermachen würden, die Frage war nur mit wem, und in welche Richtung es gehen würde.

Um es vorwegzunehmen, es hat sich nicht viel getan. Man arbeitet zunächst weiter als Duo, hat allerdings klasse Musiker für die Studioproduktion verpflichtet; auch dem Stil bleiben sie weiter treu, ein Schwenk wieder mehr zum Südstaaten-Rock blieb aus. Der Schmerz scheint noch zu präsent zu sein.

Ihre Musik fügt sich nahtlos an die vier Vorgänger an, allerdings aus gegebenem Anlass mit viel Emotion angereichert. So auch der einzige Southern-Tupfer „Brothers Of The Southland„; eine Hommage an verstorbene Größen des Genres, wie die Caldwell Brüder, Ronnie Van Zant oder Berry Oakley.

Der Song allein ist schon das Geld für die CD wert, und man erinnert sich wehmütig an alte Henry Paul Band-Tage, zumal auch der frühere Gitarrist Billy Crain für den Song mit ins Boot genommen wurde. Ansonsten wohl bewusst das bewährte Rezept. Henry Pauls dominierende Stimme, schöne Melodien, Harmoniegesang, nett anzuhörende Mandolinen und wohl klingende Akustikgitarren, das eine oder andere Leadsolo. In kleinen Portionen immer wieder schön zu genießen, am Stück leider ab einer gewissen Zeit etwas nervig.

Aber was spielt das in dieser Phase der Band auch für eine Rolle? Ein guter Freund ist für immer dahin gegangen, da wird der musikalische Grad dann auch schon mal zur Nebensache.

Sony Music Nashville (2002)
Stil:  New Country

01. One Love
02. One Night In New Orleans
03. Days Of America
04. Spirit Dancer
05. I Will
06. Brothers Of The Southland
07. Gloryland
08. Forgivness
09. Faith Is The Light
10. I’ll Always Love You
11. Leavin‘ The Land Of The Broken Hearted

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Bärchen Records

Brothers Of The Southland – Same – CD-Review

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Irgendwie holt die Vergangenheit einen immer wieder ein. Nein, ich rede jetzt nicht vom erneuten Abstieg meines Graupenvereins Rot-Weiss Essen in die Viertklassigkeit (demnächst Spiele gegen SV Lotte und Wehen 2…), sondern diesmal auch in musikalischer Hinsicht. Philippe Archambeau, Betreiber der sehr schönen französischen Southern Rock-Seite ‚Road To Jacksonville‘ mailte mich an, ob ich in Besitz von Live-Material der einstigen Newcomer-Band Street Survivors wäre, die ja aus meiner Heimatstadt entstammte und für die ich einst den gleichnamigen Bandsong auf ihrem teilweise sehr gelobten Debütalbum „Southern Rock Will Never Die“ getextet hatte. Vermittelt hatte den Kontakt wohl kein Geringerer als die allwissende, journalistische deutsche Stimme des Southern Rocks, mein alter, langjähriger ‚Home-Of-Rock‘-Ex-Kollege Fred Schmidtlein.

Wie es so ist, wurde damals beim ersten Street Survivors-Gig in Rheinberg 1993 (anwesend und mitwirkend Debbie Bailey, frühere Backgroundsängerin von Lynyrd Skynyrd!) alles auf VHS aufgenommen und Kopien an einige auserwählte Leute verteilt. Das Teil lag natürlich seit Jahren in der Schublade einer Kommode meines Arbeitszimmers und ist seitdem nie wieder angeschaut worden. Street Survivors verschwanden dann übrigens, nachdem man einige Konzerte als Vorgruppe für u.a. Molly Hatchet und Wishbone Ash gespielt hatte, ziemlich flugs wieder in der Versenkung und man trennte sich nach internem Streit. Viel graue Haare später und 20 Kilo schwerer fand ich, dank heutiger technischer Möglichkeiten, schnell jemanden, der mir das Band auf DVD umwandelte. Und so schickte ich das Teil umgehend an den erwartungsvollen Philippe. Also, wenn das nicht mal ein schöner Beweis für die gelebte deutsch-französische Freundschaft ist…

Warum erzähl ich das alles eigentlich überhaupt? Auch der gute Philippe ließ sich natürlich nicht lumpen und sendete mir als Dank ein Exemplar der Brothers Of The Southland zu (leider ohne Cover), eine Allstar-Band mit hochkarätigen Namen an Bord (u.a. Henry Paul – Outlaws, Henry Paul Band, Blackhawk, Jimmy Hall – Wet Willie, Steve Grisham – Outlaws, Ghost Riders, Dan Toler – Allman Brothers, Reese Wynans, Mike Brignardello – beides Nashville Studiogrößen, Steve Gorman – Black Crowes, Bo Bice – American Idol-Finalist), die eine Art Tributalbum zu Ehren des kürzlich verstorbenen George McCorkle (Marshall Tucker Band) eingespielt haben. Vorweggenommen sei, dass das Werk zur Zeit nur als Internet-Download zu erwerben ist.

Die Scheibe macht aus mehreren Gründen Spaß. Zum einen, weil es nicht ein abgedroschenes Coveralbum (mit „Can’t You See“ und „Dreams“ nur zwei Klassikerversionen, beide von Bo Bice gesungen; „Brothers Of The Southland“/ Blackhawk und „Dixie Highway“/ Iron Horse zwei Neuversionen von nicht so ganz populären und bekannten Liedern) geworden ist und durchgehend gut mit vielen neuen Songs bestückt wurde. Diese wurden in instrumenteller Hinsicht natürlich hochwertig ausgeführt und auch die Produktion von D. Scott Miller ist glasklar und sehr knackig ausgefallen. Die von Henry Paul (eher southern/countryesk) und Jimmy Hall (oftmals recht soulig/bluesig/rockig mit Bläsern und Harp) fast brüderlich geteilt gesungen Stücke bilden einen herrlichen Kontrast und versprühen pure Nostalgie, ohne aber zu langweilen.

Grandios die Version von „Brothers Of The Southland“, die durch ein herrliches Instrumentalfinish mit Twin-Gitarren erheblich aufgewertet wurde. Wunderschön der Opener „Love Don’t Care (Where You Come From)“, durch den ein angenehmes MTB-Flair strömt, so wie es sicher auch in George McCorkles Sinn gewesen wäre. Die Fassung von „Can’t You See“ (mit 7. 32 Min. längstes Stück) ist nicht von schlechtesten Eltern (klasse Organ, Double Leads, Tempowechsel, fette Drums). „Dreams“ bleibt in seiner Art eher im Allman-Bereich, hier ist aus meiner Sicht aber die Version vom Molly Hatchet-Debüt unerreicht.

Insgesamt eine Scheibe, die einerseits dazu anregt, in Erinnerungen zu schwelgen, aber auch als Beweis für die aktuell immer noch gute Form alter Southern-Strategen wie Henry Paul und Jimmy Hall dient.

Zoho Music (2009)
Stil:  Southern Rock

01. Love Don’t Care (Where You Come From)
02. Brothers Of The Southland
03. Can’t You See
04. Rock’n’Roll Survivor
05. Dixie Highway
06. Travelin‘ Light
07. Blue Sunrise
08. Pray For Me
09. Dreams
10. Change A’Comin‘
11. Back In The Days
12. Long Goodbye

Bärchen Records

Outlaws – Demos – CD-Review

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Mit den einstigen Aushängeschildern der Southern Rock-Szene ist das ja so eine Sache. Viele Bands haben es zwar von den siebziger Jahren bis in die heutige Zeit geschafft durchzuhalten und veröffentlichen dann auch alle Jubeljahre mal eine neue CD (die nach wie vor von der hiesigen Fangemeinde gekauft und anschließend kontrovers diskutiert wird), aber die große Euphorie und das frühere Kribbeln im Bauch ist längst Schnee von gestern. Das liegt natürlich vorwiegend an der überdimensional hohen Sterblichkeitsrate im Genre und dem damit verbundenen Verlust vieler charismatischer Identifikationsfiguren. Und der Zahn der Zeit und der Lebenswandel haben natürlich auch ihre Spuren hinterlassen (aber bei wem eigentlich nicht?).

Viele unserer einstigen Lieblingsgruppen bestehen heute meist noch aus ein bis zwei Personen ihrer Hochphase bzw. Ursprungszeit. So auch die heutigen Outlaws. Die Quote von Zwei aus Fünf in persona von Henry Paul und Monte Yoho liegt da zwar gar nicht mal so schlecht, aber das Problem hier ist, dass man mit dieser Band eigentlich hauptsächlich den Namen Hughie Thomasson verbindet und dieser ist ja leider 2007 verstorben ist (zwei Jahre zuvor die beiden anderen Gründungsmitglieder Frank O’Keefe und Billy Jones).

Kein Geheimnis ist auch die Hassliebe, die Thomasson und Paul über die gesamte gemeinsame musikalische Lebenszeit verband und zu diversen Trennungen und Wiedervereinigungen beitrug. Seit Thomassons Tod hört man von Henry Paul zwar recht reservierte aber doch insgesamt versöhnliche Statements. Letztgenannter hat mittlerweile die absolute Führungsrolle inne und mit Chris Anderson, seinem alten Weggefährten aus der Henry Paul Band-Zeit, Billy Crain, Randy Threet, Monte Yoho und Jon Coleman die neuen Outlaws formiert und gibt mit diesen auch kontinuierlich Konzerte.

Lange stand die Ankündigung einer neuen CD im Raume, aber es verging soviel Zeit, dass man so richtig schon nicht mehr dran glauben mochte (eigentlich guter Stoff für einen unserer berühmten April-Scherze…), zumal Paul ja auch weiter mit dem für ihn sicherlich finanziell interessanteren Blackhawk-Projekt beschäftigt ist. Aber zu meiner eigenen Überraschung haben sie es jetzt geschafft, ein Werk namens „Demos“ herauszubringen, das man über die Outlaws-Homepage für stolze 25 Dollar (+ ca. 10 für den Versand) erwerben kann.

Demos? Aus meiner Sicht ein recht unpassender Titel! Nach Demos klingen die zwölf neuen Tracks nun wirklich nicht, mir ist schleierhaft, was man bei diesen Stücken noch ausfeilen bzw. besser machen könnte. Eine gute Scheibe und auch Produktion insgesamt, die vor allen Dingen deutlich bemüht ist, den Spirit der einstigen Outlaws phasenweise in akzeptabler Form wieder aufleben zu lassen. Zum einen gibt es mit dem Opener „Flame“ (damaliger Spitzname von Hughie Thomasson) eine persönliche Widmung »… the spirit in our songs’s still alive, out of the ashes we ride, a flame never dies…« und beim einen oder anderen Track wurden diverse filigrane Hughie -Gedächtnis-Strat-Soli mit eingeflochten („Nothin‘ Main About Main St.“, „Trouble Rides A Fast Horse“, „Can’t Break Me Up“).

Wie in alten Zeiten bekommt man dazu melodische Lieder zwischen Country- und Southern Rock in Hülle und Fülle, Double Leads-Passagen en masse, tolle E-Soli, Pauls typisch genäselten Gesang (immer noch gut in Form), sein prägnantes Akustikrhythmusgitarrenspiel und jede Menge hochqualitative Harmoniegesänge. Lediglich die Lead vocals von Randy Threet und Chris Anderson auf „Alex’s Song“ bzw. „Train“ wirken im gewohnten Outlaws-Kontext noch etwas befremdlich. Last but not least gelingt mit „It’s About Pride“ eine echte Southern-Hymne mit dem dazugehörigen emotionalen Text und E-Gitarren-Finish. Es gefallen die Pianogeklimper-Reminiszenzen an Billy Powell und, wie bereits erwähnt, eine erneute typische Thomasson-Solo-Passage. Hier wurde aus allen starken Paul-Klassikern wie „Cold Harbour“, „Brothers Of The Southland“, „Grey Ghost“ und „Dixie Highway“ etwas neues zusammenkreiert wurde. Ein grandioser Abschluss.

„Demos“ gehört somit in die Sammlung eines jeden Southern Rock-Fans. Eine durchaus lohnenswerte Anschaffung. Mit die beste Veröffentlichung seit langem im Vergleich mit den alten Urgesteinen der Szene (vielleicht seit „Edge Of Forever“ von Skynyrd). Die Outlaws-Flamme lodert dank Paul & Co. also auch im neuen Jahrtausend weiter!

Eigenproduktion (2010)
Stil: Southern Rock

01. Flame
02. Hidin‘ Out In Tennessee
03. Last Ghost Town
04. Alex’s Song
05. Nothin‘ Main About Main St.
06. Tomorrow’s Another Day
07. Trouble Rides A Fast Horse
08. Never Too Late For Love
09. Train
10. The Good Old Days
11. Can’t Break Me
12. It’s About Pride

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