BlackHawk – Blue Highway – CD-Review

Eine der letzten noch lebenden Gallionsfiguren des Southern Rocks, Henry Paul, hat in den Archiven gekramt. Diesmal geht es allerdings nicht um die Outlaws, sondern um sein auch sehr erfolgreiches Nebenprojekt BlackHawk. BlackHawk bestand ja zu Hochzeiten in den 1990er-Jahren aus ihm, Dave Robbins und Van Stephenson, der bekanntlich 2001 an einer Hautkrebserkrankung verstarb.

Das vorliegende Album „Blue Highway“ war damals eigentlich als Debüt der Band geplant und auch schon in der Rohversion eingespielt und eingesungen. Sämtliche Lieder sind von den drei Protagonisten zusammen kreiert worden. Nachträglich wurden die Tracks von Leuten wie Dale Oliver, Randy Threet, Jackie Street, Jason Roller, Eric Silver, Jaran Sorenson, Kip Raines und Bobby Huff, zum typischen BlackHawk-Sound verfeinert.

Paul singt, wie man ihn von je her kennt. Eine besondere Wonne ist es, dem herrlich transparent abgemischten Zusammenspiel von Akustik-, E-Gitarren und der omnipräsent erscheinenden, herrlich folkig klirrenden Mandoline beizuwohnen. Auch die Harmoniegesänge haben die bekannte Klasse. So gut wie alle Stücke besitzen einen Ohrwurm-Charakter.

Southern Rock-Freunde werden an Nummern wie „Southern Wind“, „Heavy Hand“, „One Good Reason“ oder dem Titellied „Blue Highway“ besonderen Gefallen finden, weil hier die Übergänge zu Sachen der Outlaws fließend erscheinen.

Das Album ist natürlich Van Stephenson gewidmet. „Without Van, Blackhawk would have never been, and his uniquely beautiful talent was at the heart of all we did. Dave and I continue to honor our last promise made to him, by keeping BlackHawk together and doing what we can dto help find a cure for cancer“, so Paul und Robbins in den Credits. Ein Teil der Erlöse wird demnach wohl für den Van Stephenson Memorial Cancer Research Fund verwendet werden.

Ein Geheimnis bleibt, warum auf der CD nur 12 Tracks ausgewiesen sind, und die beiden finalen Stücke „Heartache And A Half“ und „Siloh“ (sind keine Hidden Tracks) nicht aufgeführt wurden. Beide Songs stehen den anderen in ihrer Qualität in nichts nach. Am Ende ist man hoch erfreut, dass dieses tolle Album noch das ‚offizielle‘ Licht der Welt erblickt hat. Nie war eine Reise auf einem „Blue Highway“ lohnenswerter! Absolute Kaufempfehlung!

Label: Mirror Lake Records (2022)
Stil: New Country

01. Don’t Put Yourself Down
02. Baby The Rain Must Fall
03. Southern Wind
04. I’m Gonna Find A Way
05. Where The Wild Roses Grow
06. Not By Chance
07. Heavy Hand
08. Heart With A View
09. Blue Highway
10. Breathe The Night
11. One Good Reason
12. Wide Open Spaces
13. Heartache And A Half
14. Siloh

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Outlaws – Dixie Highway – CD-Review

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Wenn man ehrlich ist, geben die Outlaws die letzte Bastion der Southern Rock-Urväter ab, erst recht wenn man dabei den Kreativfaktor berücksichtigt. Die meisten ihrer Kollegen ruhen sich auf den Lorbeeren von gestern aus, viele Acts sind bedingt durch Todesfälle ihrer Mitglieder in den Passivmodus gewechselt oder machen gar nichts mehr.

Erfreulich ist allerdings, dass dem Genre durch einige talentierte Nachkömmlinge und auch frische junge Bands, ordentlich neue Dynamik eingehaucht wird und es einem in Sachen Fortbestehen der Sparte nun wirklich nicht Bange werden braucht.

Seit dem Ableben von Hughie Thomasson, hat bei den Outlaws Henry Paul das Zepter fest in der Hand und hat mit Co-Gründer Monte Yoho (drums), Randy Threet (bass, vocals), Steve Grisham (guitars, vocals, lead vocals auf „Black Horse Run“), Blackhawk-Spezi Dave Robbins (keyboards, vocals), Dale Oliver (guitars, vocals) und Jaran Sorenson (drums, percussion) eine schlagkräftige Truppe um sich versammelt, die sich neben den Live-Darbietungen, auch noch für neuen Stoff offen zeigt.

In der Hinterhand hat Paul auch noch Billy Crain aus den Henry Paul Band-Tagen, der sich mittlerweile zwar auf seine Solo-Karriere fokussiert hat, aber, wie jetzt auf dem neuen Werk „Dixie Highway“, kompositorisch als auch gitarrenmäßig, ordentlich mitmischt.

Weitere treibende Mitglieder sind neben dem Bandleader, was die Neukreationen betrifft, diesmal die beiden Gitarristen Steve Grisham und Dale Oliver. Das Ursprungsbassist Frank O’Keefe gewidmete Werk ist eine gelungene Mischung aus Reminiszenzen an die früheren Zeiten und eine Bestandsaufnahme des aktuellen Leistungsniveaus.

In erster Hinsicht wurde „Heavenly Blues“ vom „Hurry Sundown“-Album neu aufgelegt, der Titelsong (diesmal viel druckvoller) ebenfalls aus Pauls Brothers Of The Southland-Tagen. „Lonesome Boy From Dixie“ ist eine gelungene Charlie Daniels-Adaption. Da beim knackig rockenden „Rattlesnack Road“ der 2001 verstorbene Van Stephenson involviert ist, gehe ich davon aus, dass Paul dieses Stück auch aus irgendeiner Schublade hervorgeholt hat.

Gleiches gilt für das von O‘ Keefe wohl einstmals erschaffene „Windy City’s Blue“ (gesungen von Steve Grisham). In den verbliebenen neuen Tracks wird natürlich nicht nur textlich, kräftig an vergangene Zeiten und die Heroren/Weggefährten der Szene (u. a. in „Southern Rock Will Never Die“, „Macon Memories“) erinnert, sondern auch im Instrumentalstück „Showdown“, dass man als Hommage an „Jessica“ von den Allman Brothers interpretieren kann.

Begeisternd ist natürlich besonders die typisch quirlige E-Gitarrenarbeit aller involvierten Saitenzupfer, die hier wieder in jedem Track feurige, zum Teil mehrfach ineinander greifende Soli mit Twins und allen Schikanen, auf dem ausgelegten Doppeldrums -und Orgelfundament, zum Besten geben. Das zweite Trademark der Outlaws, die Harmoniegesänge, sind natürlich auch hier wieder Usus.

Fazit: Henry Paul ist der letzte verbliebene große Fels, der nach wie vor, fest in der Southern Rock Brandung steht. Bei seinem starken Kollektiv um in ihn herum, kann man beruhigt mutmaßen, dass es bei den Outlaws, auch in Zukunft erfolgreich auf dem Dixie Highway weitergehen wird.
Die CD kommt in einem schönen Hochglanz-Digipak mit eingelegtem Booklet, inklusiv Bilder, Texten und sonstigen Infos. Southern Rock will never die!

SPV (2020)
Stil: Southern Rock

Tracklist:
01. Southern Rock Will Never Die
02. Heavenly Blues
03. Dixie Highway
04. Overnight From Athens
05. Endless Ride
06. Dark Horse Run
07. Rattlesnake Road
08. Lonesome Boy From Dixie
09. Showdown (Instrumental)
10. Wind City`s Blue
11. Macon Memories

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SPV Steamhammer

Blackhawk – Spirit Dancer – CD-Review

Our hearts weren’t
Ready to let him go
To this is our way
To let him know
That we miss him
And our love for
Him will never die…
Spirit Dancer

Diese Zeilen sagen im Moment so ziemlich alles aus, worum es bei der neuen Blackhawk-CD geht. Sie steht ganz im Zeichen der Verarbeitung des Todes von Van Stephenson, dem langjährigen musikalischen Weggefährten von Henry Paul und Dave Robbins. Fest stand seit längerem, dass die beiden weitermachen würden, die Frage war nur mit wem, und in welche Richtung es gehen würde.

Um es vorwegzunehmen, es hat sich nicht viel getan. Man arbeitet zunächst weiter als Duo, hat allerdings klasse Musiker für die Studioproduktion verpflichtet; auch dem Stil bleiben sie weiter treu, ein Schwenk wieder mehr zum Südstaaten-Rock blieb aus. Der Schmerz scheint noch zu präsent zu sein.

Ihre Musik fügt sich nahtlos an die vier Vorgänger an, allerdings aus gegebenem Anlass mit viel Emotion angereichert. So auch der einzige Southern-Tupfer „Brothers Of The Southland„; eine Hommage an verstorbene Größen des Genres, wie die Caldwell Brüder, Ronnie Van Zant oder Berry Oakley.

Der Song allein ist schon das Geld für die CD wert, und man erinnert sich wehmütig an alte Henry Paul Band-Tage, zumal auch der frühere Gitarrist Billy Crain für den Song mit ins Boot genommen wurde. Ansonsten wohl bewusst das bewährte Rezept. Henry Pauls dominierende Stimme, schöne Melodien, Harmoniegesang, nett anzuhörende Mandolinen und wohl klingende Akustikgitarren, das eine oder andere Leadsolo. In kleinen Portionen immer wieder schön zu genießen, am Stück leider ab einer gewissen Zeit etwas nervig.

Aber was spielt das in dieser Phase der Band auch für eine Rolle? Ein guter Freund ist für immer dahin gegangen, da wird der musikalische Grad dann auch schon mal zur Nebensache.

Sony Music Nashville (2002)
Stil:  New Country

01. One Love
02. One Night In New Orleans
03. Days Of America
04. Spirit Dancer
05. I Will
06. Brothers Of The Southland
07. Gloryland
08. Forgivness
09. Faith Is The Light
10. I’ll Always Love You
11. Leavin‘ The Land Of The Broken Hearted

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Bärchen Records

Billy Crain – Skeletons In The Closet – CD-Review

Bärenstarkes Solo-Album des legendären Southern Rock-Gitarristen! „Billy Crain has been a driving force on the Southern Rock and Rock scene for over three decades“, heißt es in einem renommierten Online Southern Rock-Fanzine – und genau so ist es. Billy Crain war nicht nur Mitbegründer der einstigen Henry Paul Band, sondern ist auch seit dem Tod Hughie Thomassons bei den aktuellen Outlaws involviert, wo er sich seitdem größtenteils für dessen Gitarrenparts verantwortlich zeigt. Zudem zählt er zum Line-Up von Henry Pauls New Country-Seitenprojekt BlackHawk, das ja mittlerweile fast identisch zur aktuellen Outlaws-Besetzung musiziert.

Was an vielen bisher allerdings weitestgehend vorüber gegangen sein dürfte, ist, dass Billy (sein Bruder Tom Crain war übrigens über 15 Jahre lang ein ebenfalls überaus erfolgreicher Gitarrist und eine tragende Säule der legendären Charlie Daniels Band) auch als Songwriter in Nashville ungemein gefragt ist und so prominente Interpreten wie Shania Twain, die Dixie Chicks, Sara Evans oder Martina McBride zu den Abnehmern seiner Kompositionen zählen darf. Mit seinem neuen, wunderbaren Solo-Werk „Skeletons In The Closet“ hat er sich selbst nun ein Album auf den eigenen Leib zugeschnitten, welches einerseits der ewig hungrigen Southern Rock-Fangemeinde (besonders den Traditionalisten) regelrecht Tränen in die Augen treiben dürfte, das aber auch die Anhänger knackiger, zeitloser Countryrock-„Mugge“ und vor allem die Gitarren-Enthusiasten extrem begeistern wird.

Es ist eine CD der Extraklasse, die genau das in den Mittelpunkt stellt, was die Anhänger des Genres so gerne mögen. Satte, vielfältige und filigrane E-Gitarrenarbeit! Und die gibt es voller zündender und absolut melodischer, kerniger Soli wirklich in Hülle und Fülle, Billy feuert hier mit seinen Saitengeräten regelrecht aus allen Rohren. Teilweise meint man sogar, dass Hughie Thomasson imaginären Beistand bei vielen der typischen Stratsoli leistet. Bis auf die Covergestaltung und den Mix der Stücke hat Crain sämtliche anderen Dinge wie Produktion, Songwriting und Gesang, sowie alle vertretenen Instrumente im Alleingang eingespielt. Das Ergebnis kann sich mehr als nur hören lassen. Zehn wunderbare, leicht retroangehauchte Tracks (wirken aber dank der kräftigen und glasklaren Produktion sehr zeitgemäß), allesamt sehr melodisch und abwechslungsreich, die den Hörer vor allem dank der erwähnten, furiosen Gitarrenarbeit des Protagonisten teilweise staunend zurücklassen.

Hatten die Outlaws auf ihrer neuen „Demos“-Scheibe (wo Billy auch beim Songwriting stark mitgemischt hatte) schon sehr positiv überrascht, so ist Crains Solowerk jetzt der richtige, exzellent passende Nachschlag. Vom flockigen Opener „Rise Up“ (schöne Akustikgitarre, 38 Special-typischer E-Gitarren-Rhythmus, Outlaws-trächtige Soli) bis zum herrlichen Abschluss „Running With The Rebels“ (ein Lied zum Mitsingen, Mitwippen; auch hier grandiose Stratocaster-Soloarbeit im Thomasson-Stil) bleiben absolut keine Wünsche offen.

Billys Gesang hat allerdings nicht die typische Whiskey-getränkte Southern-Röhre, sondern klingt teilweise wie eine Mischung aus Timothy B. Schmidt (Eagles / Poco) und Rusty Young (Poco), was allerdings ebenfalls prima zu dieser schwungvollen, erfrischenden, sich prächtig in unseren Gehörgängen festsetzenden Musik passt und so manchem Song zusätzlich gar ein unterschwelliges Westcoast-Ambiente verleiht. „Muddy Waters“ im typischen Outlaws-Gewand der Anfangsjahre (leichter Western-Einschlag, herrliche, virtuos gespielte E-Gitarren-Salven), das hochmelodische „White Picket Fence“ (klasse E-Gitarren-Fills, schöne Harmoniegesänge) und das dezent folkige „Hard Times At Ridgemont High“ (Mandolinen-betont, könnte auch gut ins BlackHawk-Programm passen) bilden die Vorboten für eine sich im Verlauf immer weiter steigernde CD.

„Quick Silver“ mit seiner markanten Refrainzeile (hat viel early Poco-Fwwling) überzeugt mit polternden Drums, richtig raubeinigen, erdigen Slides und furiosem E-Gitarren-Spiel in bester Lynyrd Skynyrd-Tradition. Allen Collins zu seiner Glanzzeit lässt grüßen! Der stampfende Titeltrack (übrigens nicht zu verwechseln mit dem Lied „Too Many Skeletons In Your Closet“ der auch den Outlaws nahestehenden Ghost Riders) zeichnet sich durch eine markante E-Gitarren-Führungslinie aus und bietet die in Szenekreisen obligatorischen Twin-Parts. Das swampige und leicht countryumwobene „Daisy Chain“ entpuppt sich mit seinem sofort in den Gehörgängenen verwurzelten Retro-Refrain (man fühlt sich teilweise in Crosby, Stills, Nash & Young-Tage zurückversetzt) und der tollen E-Gitarren-Arbeit, inklusiv kleinem Gitarrenfinish, als weiterer Kracher.

Das erneut in allerbester Outlaws-Manier präsentierte „Borrowed Freedom“ und das in den Strophen ein wenig an „House Of The Rising Sun“ erinnernde „Cracks“ (zum Teil dezent psychedelisch anghauchte, herrliche E-Gitarren-Arbeit) überzeugen wieder durch modern interpretierte Retroabwandlungskunst. Das bereits erwähnte „Running With The Rebels“ würde jeden Southern-Fan auf die Knie gehen lassen, wäre da nicht der kleine Makel des Fehlens des Genre-obligatorischen Gitarrenfinishs, auf das man sich im Verlauf des Songs (trotz toller Soli zuvor) schon fast unweigerlich einrichtet. Trotzdem ein Klasse-Abschluss!

Billy Crain überzeugt mit seinem Solo-Album „Skeletons In The Closet“ auf ganzer Linie. Eine phantastische Visitenkarte eines absoluten Ausnahme-Gitarristen, Songschreibers und Allround-Musikers, die von vorn bis hinten einfach nur Spaß macht. Ein kleines Manko ist die etwas spartanische Verpackung der CD im einfachen Papp-Sleeve in alter LP Cover-Optik, doch das darf und muß man bei dieser prachtvollen Musik einfach als zu vernachlässigen in den Hintergrund stellen. Ein tolles Album! Man darf gespannt sein, was Billy Crain in Zukunft noch so alles aus seiner offensichtlich mit Ideen nur so vollgepackten musikalischen Vorratskammer hevorholt…

Slidebilly Records (2010)
Stil: Southern Rock

01. Rise Up
02. Muddy Waters
03. White Picket Fence
04. Hard Times At Ridgemont High
05. Quick Silver
06. Skeletons In The Closet
07. Daisy Chain
08. Borrowed Freedom
09. Cracks
10. Running With The Rebels

Billy Crain
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