38 Special – Live At Rockpalast 1981 – CD-/DVD-Review

Fast unglaubliche 42 Jahre ist dieses Event jetzt her und ich könnte mir heute noch in den Allerwertesten beißen, nicht mit dabei gewesen zu sein. Ich verweilte zu dieser Zeit auf einem vierwöchigen Mallorca-Trip. Somit ist es mir bis zum heutigen Tag nie vergönnt gewesen, 38 Special einmal live erleben zu können.

Was für eine Besetzung damals auf dem Open-Air-Festival mit weiteren Acts wie Nine Below Zero, Thin Lizzy und den Outlaws!

Nachdem der Gig der Outlaws vor einigen Jahren hier bereits besprochen worden war, hat MIG Music den Auftritt von 38 Special ebenfalls in einem schönen CD-/DVD-Package aufgelegt. 38 Special befanden sich zu dem Zeitpunkt in der kreativen und spielerischen Blüte ihres Daseins und realisierten in dieser Phase mit den Alben „Rockin‘ Into The Night“ und dem brandaktuellen „Wild Eyed Southern Boys“ (ihr erstes Top-20-Werk) den Übergang vom klassischen Southern Rock zum mehr Mainstream-orientierten AOR.

Wenn man die Band nach so langer Zeit vor sich sieht, ist das erste, was mir früher nie so im Sinn war, die Typenähnlichkeit der einzelnen Charaktere zum, nach dem Flugzeugabsturz nicht mehr existierenden Aushängeschild Lynyrd Skynyrd. Unverkennbar Donnie Van Zant als Bruder von Ronnie und Johnny, für mich bis heute der mit der markantesten Stimme der Brüder, der introvertierte Don Barnes quasi als Gary Rossington-Pendant, Jeff Carlisi ein wenig Steve Gaines ähnelnd, Larry Junstrom mit gleicher Hutbedeckungs-Vorliebe wie Leon Wilkeson, Jack Grondin mit gestähltem nackten Oberkörper und wilder Matte auf Artimus Pyle-Pfaden und selbst bei den Background-Sängerinnen Lu Moss und Carol Brixton könnte man dezente Parallelen zu Leslie Hawkins und Joe Billingsley attestieren.

38 Special waren an diesem 29.08.1981 als zweiter Act am Start und lieferten eine energiegeladene Rock-Show par excellence ab. „Turn It On“ entpuppte sich dabei als idealer Opener. Donnie Van Zant (den schwarzen Hi-Roller des Bruders tragend) sang in Bestform und wirbelte teilweise wie von der Tarantel gestochen auf und außerhalb Bühne, bei einigen Stücken bediente er sogar die dritte E-Gitarre, allerdings da wohl mehr in Alibi-Funktion. 

Jeff Carlisi brillierte als quirliger Lead-Gitarrist, dem auch Don Barnes als zweiter Band-Chefr (auch mit diversen Lead vocals-Einsätzen) in Nichts nachstand, während Junstrom und Grondin die treibenden Rhythmusgeber waren. Moss und Brixton sorgten für die Southern-typischen Backgroundgesänge.

So heizte die Truppe aus Jacksonville, das damals noch wohltuend zu sehende, Handy-freie Publikum ordentlich ein, und musste am Ende mit dem fetzigen CCR-Klassiker „Fortunate Son“ (gesungen von Barnes) noch eine wohlverdiente Zugabe nachlegen. Mir hat es großen Spaß gemacht, nach so langer Zeit, dann doch noch in den Genuss dieses Konzerts gekommen zu sein. Im Booklet gibt es schöne Schwarz-Weiß Bilder vom Gig und einen von Don Barnes aktuell verfassten Begleittext.  Ein gelungenes Zeitzeugnis und absolutes Muss für Southern Rock-Sammler.

MIG Music (2023)
Stil: Southern Rock

01. Turn It On
02. First Time Around
03. Stone Cold Believer
04. Robin Hood
05. Wild Eyed Southern Boys
06. Hold On Loosely
07. Back Alley Sally
08. Around And Around
09. Rockin‘ Into The Night
10. I Been A Mover
11. Fortunate Son

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The Outlaws – Live At Rockpalast 1981 – CD+DVD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Vor fast 40 Jahren hatte die Rockpalast-Redaktion die schöne Idee, ihre beliebte Konzert-Reihe auch auf einer Freilichtbühne zu veranstalten. Für diesen Zweck schien das Amphitheater auf der Loreley besonders geeignet. Zum Open-Air im August 1981 waren neben Nine Below Zero, 38 Special und Headliner Thin Lizzy ebenfalls die US-Rocker The Outlaws aus Tampa, Florida, am Start. Die 1972 gegründete Formation befeuerte zu Beginn der 70er Jahre bereits den aufkommenden Südstaaten-Rock und hatte 1974 ihren viel beschriebenen Durchbruch als Vorband von Lynyrd Skynyrd. Seitdem gelten die Outlaws bis heute als Vertreter der ursprünglichen Southern-Rock-Community.

Die damalige Besetzung hatte mit Freddie Salem (guit./voc.), Hughie Thomasson (guit./voc.), Billy Jones (guit./voc.), David Dix (drums) und Rick Cua (bass) einen Abstecher von der US-Tour nach St. Goarshausen unternommen, um den deutschen Fans „southern boogie and rock ’n‘ roll“ nicht nur als kurze Zwischenansage aufzutischen.

Mit „Devil’s Road“, einem stürmischen Opener begann die laut Moderator Alan Bangs „first ever appearance in Germany“ als fulminante Gitarren-Inszenierung, von Anfang an, ein Power-Rock-Erlebnis. Das schwungvolle „Hurry Sundown“ folgt ebenso getrieben wie publikumswirksam, ein Einheizer der konsequenten Art.

Hörbar ist die verbesserte Soundqualität beim anschließenden „Holiday“ – ein rechtzeitiger Einstellungs-Check am Mischpult zugunsten der gesamten weiteren Konzertaufnahme? Jedenfalls geht der Auftritt wie unter Zeitdruck mit dem schnellen Boogie „Long Gone“ rasant weiter, um die drei Gitarren bis zum plötzlichen Schlussakkord ausgiebig zu strapazieren.

Vom legendären „Ghost Riders“-Album bringt die Band danach den eindringlichen Rock-Song „Angels Hide“, eine ebenso gewaltige und teils bluesige Nummer in einer ordentlichen 6-Minuten Fassung und damit eine weitere Eigenkomposition im klassischen Southern-Sound.

Das schnelle Instrumental „Waterhole“, Country-Rock und Guitar-Jam zugleich, kommt als nächster Track zwischendurch zum Warmlaufen der Gitarren viel zu kurz rüber und verbindet sich – ohne den verdienten Applaus abzuwarten – mit dem zeitlosen und temporeichen „There Goes Another Love Song“, einer der ersten großen Erfolge der Band.

Der wilde Gitarren-Marathon, der auch als „Florida Guitar Army“ treffend bezeichneten Outlaws, kommt nach dieser Einspielphase jedoch erst richtig auf Touren. Bei „Green Grass And High Tides“ zeigt die Band in der gut 18-minütigen Version nochmals die von ihr ausgehende Spielfreude: ein optimales Spektakel ein dreifacher Gitarrenangriff, ein Southern-Spirit-Pflichtsong für eine mehr als aufgedrehte Fan-Gemeinde.

Anhaltender Applaus der ausverkauften „Arena“ wird jedoch durch die Zugabe schon bald abgelöst. Als Last-Track wird dann „Ghost Riders In The Sky“, ein Cover des legendären Western-Songs und die erfolgreichste Single der Outlaws über die Bühne gejagt.

Die unbändige Darbietung der leidenschaftlich und energiegeladen aufspielenden Band führt bei vielen Southern-Rock-Fans zu ausgelassenen Reaktionen, sehr schade, dass der Gig – wahrscheinlich wegen des Folgeprogramms – nur eine Stunde durchgezogen wurde. Eine Live-Sendung gab es damals nicht.

Die im Doppelpack als DVD und CD (identischer Inhalt) veröffentlichte Aufnahme von „The Outlaws, Live At Rockpalast 1981“, gehört unweigerlich zu den Höhepunkten der WDR-Archivreihe. Ein Meilenstein aus der Klassikzeit des Southern-Rock und eine infernale Gitarrenshow ‚at its best‘. Für Freunde des amerikanischen Südstaaten-Rocks und der Country-Musik ein ultimativer Video- und Audio Genuss!

Mig/Indigo (2020)
Stil: Southern-Rock

Tracklist:
01. Devil’s Road
02. Hurry Sundown
03. Holiday
04. Long Gone
05. Angels Hide
06. Waterhole
07. There Goes Another Love Song
08. Green Grass And High Tides
09. Ghost Riders In The Sky

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