38 Special – Live At Rockpalast 1981 – CD-/DVD-Review

Fast unglaubliche 42 Jahre ist dieses Event jetzt her und ich könnte mir heute noch in den Allerwertesten beißen, nicht mit dabei gewesen zu sein. Ich verweilte zu dieser Zeit auf einem vierwöchigen Mallorca-Trip. Somit ist es mir bis zum heutigen Tag nie vergönnt gewesen, 38 Special einmal live erleben zu können.

Was für eine Besetzung damals auf dem Open-Air-Festival mit weiteren Acts wie Nine Below Zero, Thin Lizzy und den Outlaws!

Nachdem der Gig der Outlaws vor einigen Jahren hier bereits besprochen worden war, hat MIG Music den Auftritt von 38 Special ebenfalls in einem schönen CD-/DVD-Package aufgelegt. 38 Special befanden sich zu dem Zeitpunkt in der kreativen und spielerischen Blüte ihres Daseins und realisierten in dieser Phase mit den Alben „Rockin‘ Into The Night“ und dem brandaktuellen „Wild Eyed Southern Boys“ (ihr erstes Top-20-Werk) den Übergang vom klassischen Southern Rock zum mehr Mainstream-orientierten AOR.

Wenn man die Band nach so langer Zeit vor sich sieht, ist das erste, was mir früher nie so im Sinn war, die Typenähnlichkeit der einzelnen Charaktere zum, nach dem Flugzeugabsturz nicht mehr existierenden Aushängeschild Lynyrd Skynyrd. Unverkennbar Donnie Van Zant als Bruder von Ronnie und Johnny, für mich bis heute der mit der markantesten Stimme der Brüder, der introvertierte Don Barnes quasi als Gary Rossington-Pendant, Jeff Carlisi ein wenig Steve Gaines ähnelnd, Larry Junstrom mit gleicher Hutbedeckungs-Vorliebe wie Leon Wilkeson, Jack Grondin mit gestähltem nackten Oberkörper und wilder Matte auf Artimus Pyle-Pfaden und selbst bei den Background-Sängerinnen Lu Moss und Carol Brixton könnte man dezente Parallelen zu Leslie Hawkins und Joe Billingsley attestieren.

38 Special waren an diesem 29.08.1981 als zweiter Act am Start und lieferten eine energiegeladene Rock-Show par excellence ab. „Turn It On“ entpuppte sich dabei als idealer Opener. Donnie Van Zant (den schwarzen Hi-Roller des Bruders tragend) sang in Bestform und wirbelte teilweise wie von der Tarantel gestochen auf und außerhalb Bühne, bei einigen Stücken bediente er sogar die dritte E-Gitarre, allerdings da wohl mehr in Alibi-Funktion. 

Jeff Carlisi brillierte als quirliger Lead-Gitarrist, dem auch Don Barnes als zweiter Band-Chefr (auch mit diversen Lead vocals-Einsätzen) in Nichts nachstand, während Junstrom und Grondin die treibenden Rhythmusgeber waren. Moss und Brixton sorgten für die Southern-typischen Backgroundgesänge.

So heizte die Truppe aus Jacksonville, das damals noch wohltuend zu sehende, Handy-freie Publikum ordentlich ein, und musste am Ende mit dem fetzigen CCR-Klassiker „Fortunate Son“ (gesungen von Barnes) noch eine wohlverdiente Zugabe nachlegen. Mir hat es großen Spaß gemacht, nach so langer Zeit, dann doch noch in den Genuss dieses Konzerts gekommen zu sein. Im Booklet gibt es schöne Schwarz-Weiß Bilder vom Gig und einen von Don Barnes aktuell verfassten Begleittext.  Ein gelungenes Zeitzeugnis und absolutes Muss für Southern Rock-Sammler.

MIG Music (2023)
Stil: Southern Rock

01. Turn It On
02. First Time Around
03. Stone Cold Believer
04. Robin Hood
05. Wild Eyed Southern Boys
06. Hold On Loosely
07. Back Alley Sally
08. Around And Around
09. Rockin‘ Into The Night
10. I Been A Mover
11. Fortunate Son

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MIG Music

Lucinda Williams – Lu’s Jukebox – You Defenitely Got Me – A Tribute To 38 Special – Doppel-Vinyl-Review und Gewinnspiel

Dass sich Lucinda Williams von Zeit zu Zeit dem Liedgut geschätzter Koryphäen des Musikbusiness gerne annimmt und ihnen Tribut zollt, ist hinlänglich bekannt und kann auch in diesem Magazin mehrfach nachvollzogen werden. Diesmal hat sie sich nun dem Songkatalog von 38 Special gewidmet.

Besonders gefreut hat uns, dass wir, auf Anfrage ihres Managements, ein Bild von ihr, das im Rahmen eine SoS-Konzertberichtes aufgenommen wurde, für das Frontcoverbild (gerne) beisteuern durften. Auf Nachfrage, warum es nicht die vermeintlichen Platzhirsche Lynyrd Skynyrd geworden sind, antwortete sie uns, dass deren Klassiker schon immer überbewertet seien und 38 Special aus ihrer Sicht die eigentlichen Könige des Southern Rocks wären.

Gerade die Phase mit Max Carl als Sänger und Keyboarder, mit dem sie gut befreundet ist und der heute bei Grand Funk Railroad agiert (der deutsche Star-Musiker Peter Maffay coverte übrigens 1985 mal deren Song „A Thousand Nights“ und veröffentlichte die deutsche Version „Für Immer“) und den Alben „Rock And Roll Stragedy“ als auch „Bone Against Steel“, zählt für sie definitiv zu den innovativsten und essentiellsten Meilensteilen des Genres.

Carl singt demnach auf diesem Werk auch ihren größten kommerziellen Hit „Second Chance“ mit Lucinda zusammen im Duett. Klasse finde ich persönlich, dass auch Donnie Van Zant (trotz weiterhin währender Stimmprobleme) für zwei Titel zur Verfügung stand. Zum Einen beim überragenden Rausschmeißer „Rebel To Rebel“ und bei „Money Honey“. Da läuft es allerdings genau anders herum als beim Original: Hier übernimmt Lucinda die Leads von Donnie und Donnie die von Dale Krantz zu damaliger Zeit.

Da ließ sich auch Don Barnes nicht lumpen und macht bei „Hold On Loosely“ in gleicher Hinsicht gesanglich Nägel mit Köpfen. Als schöne Abrundung ist auch  der unvergessene Gitarrist Jeff Carlisi bei diversen Tracks hier wieder mit aktiv.

Den besonderen Charme des Scheibe macht natürlich die Verschmelzung von Southern Rock mit Williams-typischem Americana-Roots Rock-Style aus und natürlich ihre eigenwillige und unverwechselbare Stimme, die den Tracks im Zusammenwirken ganz neue Facetten abgewinnt. Sie ist Gott sei Dank nicht von ihrem, vor zwei Jahren erlittenen Schlaganfall beeinträchtigt. Neben Carlisi, Doug Pettibone (Steel) und Gitarrist Stuart Mathis sind zusätzlich viele prominente Musiker aus der Nashville-Studio-Szene vertreten und sorgen für entsprechend hohe instrumentelle Qualität.

Aus oben angeführten Gründen konnten wir vorab fünf Doppel-Vinyl-Exemplare der limitierten Auflage von „Lu’s Jukebox – You Defenitely Got Me – A Tribute To 38 Special“ aushandeln, wovon wir drei an unsere Leser weitergeben möchten. Bitte sende eine Email an dan@sounds-of-south.de und schreibe uns, welche Band Lucinda Williams, und warum, beim nächsten Mal in ihre Jukebox-Reihe aufnehmen sollte. Die drei originellsten Beiträge werden mit der Scheibe belohnt.

Die Platte kann von Nichtgewinnern gerne auch für 18,90 Euro bei uns geordert werden (bitte Namen und Adresse angeben), wir reichen dann die Bestellungen weiter.

Highway 20 – Thirty Tigers/Membran (2023)
Stil: Southern Rock, Roots, Americana

Tracklist:

LP 1 – Seite A:
01. Rock And Roll Stragedy
02. You Got The Deal
03. Gypsy Belle
04. Second Chance (feat. Max Carl)
05. Wild Eyed Southern Boys

LP 1 – Seite B:
01. One In A Million
02. Chattahoochee
03. Turn It On
04. Bone Against Steel
05. You Defenitely Got Me

LP 2 – Seite A:
01. Long Time Gone
02. Jimmy Gillum
03. Has There Ever Been A Good Goodbye
04. The Love That I’ve Lost
05. Hold On Loosely (feat. Don Barnes)

LP 2 – Seite B:
01. Money Honey (feat. Donnie Van Zant)
02. Caught Up in You
03. Take Me Back
04. Sombody Like You
05. Rebel To Rebel (feat. Donnie Van Zant)

Lucinda Williams
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Thirty Tigers

The Georgia Thunderbolts – Can We Get A Witness – CD-Review

Review: Michael Segets

Das in Eigenregie produzierte Debütalbum katapultierte The Georgia Thunderbolts auf den Spitzenplatz der Newcomer 2019 in Daniels Jahresrückblick. Da man in Sachen Southern Rock blind auf das Urteil des SoS-Chefs vertrauen kann, ist das schon eine Empfehlung. Ob Ron Burman, Leiter der Mascot Label Group in Nordamerika, die begeisterte Rezension von Daniel gelesen hat, ist nicht überliefert. Nach einem Liveauftritt der Band nahm er sie allerdings sofort unter Vertrag.

Auf dem neuen Label starteten The Georgia Thunderbolts vor einem Jahr mit einer selbstbetitelten EP, die lediglich digital publiziert wurde. Neben drei wiederveröffentlichten Stücken des ersten Longplayers waren mit „So You Wanna Change The World“, das Vergleiche mit Lynyrd Skynyrd, Blackberry Smoke, Johnny Van Zant und auch 38 Special zulässt, sowie „Spirit Of A Working Man“, das zu meinen Favoriten zählt, zwei neue Tracks vertreten. Die Tracks der EP finden allesamt auf „Can We Get A Witness”.

Innerhalb der letzten zwei Jahre werden so „Lend A Hand“, „Looking For An Old Friend“ sowie „Set Me Free“ zum dritten Mal auf den Markt geworfen. Von dem Debüt finden sich vier weitere Stücke auf dem aktuellen Longplayer, sodass dort letztlich nur ebenso viele Song als neu zu bezeichnen sind. Eine EP hätte es also auch getan. Wenn man hingegen bestrebt gewesen wäre, den gesamten bisherigen Output der Band nochmal vorzustellen, weil die erste CD mittlerweile nicht mehr lieferbar ist, hätten die noch fehlenden Songs des Erstlingswerks von der Spielzeit noch Platz auf dem Silberling gefunden. In der vorliegenden Form erschließt sich die Veröffentlichungspolitik nicht ganz.

Lässt diese also Fragen offen, stellen sich keine im Hinblick auf die Qualität der neuen Songs. Beim Opener „Take It Slow“ legen sich The Georgia Thunderbolts mit Mundharmonikaeinstieg, kräftigem Rhythmus und härten Gitarren wieder mächtig ins Zeug. In die gleiche Kerbe schlagen die anderen neuen Tracks. Wobei „Walk Tall Man“ geschickt einen Spannungsbogen aufbaut, inklusive Gitarrensolo und ungeahnten stimmlichen Höhen des Frontmanns T. J. Lyle. Durch den mehrstimmigen Gesang auf „Midnight Rider“ hebt sich der Song von den anderen ab. Wild aufspielende Mundharmonika und ein akzentuierter Rhythmus, für den Zach Everett am Bass und Bristol Perry am Schlagzeug zuständig sind, zeichnen „Half Glass Woman“ aus. Bei allen Stücken ergänzen sich die beiden Gitarristen Riley Couzzourt und Logan Tolbert, sodass durchgehend ein voller Soundteppich entsteht.

Mit den vier neuen Songs untermauert das Quintett aus Rome in Georgia ihren Ruf als aufstrebende Band in Sachen Southern Rock. Für die Fans der ersten Stunde mag die Wiederverwertung bereits veröffentlichter Titel einen faden Beigeschmack haben. Für alle anderen stellt „Can We Get A Witness” von The Georgia Thunderbolts sowieso einen Pflichtkauf dar.

Mascot Label Group (2021)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Take It Slow
02. Lend A Hand
03. So You Wanna Change The World
04. Looking For An Old Friend
05. Spirit Of A Workin‘ Man
06. Midnight Rider
07. Be Good To Yourself
08. Half Glass Woman
09. Dancing With The Devil
10. Can I Get A Witness
11. Walk Tall Man
12. It’s Alright
13. Set Me Free

The Georgia Thunderbolts
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Mascot Label Group
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Van Zant – Red White & Blue (Live) – CD-Review

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Eines muss man den Van Zants lassen: Verkaufstüchtig waren Donnie und, ganz besonders, Johnny, schon immer. Ihr schelmisches Grinsen auf dem Cover sagt da schon Einiges. In einer Zeit, wo es mal wieder ziemlich ruhig um 38 Special und Lynyrd Skynyrd, abgesehen von ihren weiter immer noch voller Spannung zelebrierten Live-Konzerten (…), ist, haben sich die beiden jüngeren Brüder von Ronnie Van Zant an ihre Duo-Zeit in Nashville zurückbesonnen und voller Freude festgestellt, dass es noch Live-Mitschnitte ihrer 2006er ‚Get Right With The Man-Tour‘ (mit Gretchen Wilson), speziell vom Gig im Wild Adventures Theme Park in Georgia gibt.

Die müssten doch eigentlich an den Mann, bzw. natürlich auch an die Frau zu bringen sein. Und damit die Fans ihrer beiden Hauptbands auch noch mit ins Boot genommen werden können, nahm man, weitsichtig, wie sie schon damals waren, Songs wie „Wild Eyed Southern Boys“, „Red White & Blue“, „Call Me The Breeze“ und „Sweet Home Alabama“ mit in die Setlist. Gerade die 672. und 968. Version bzgl. der beiden letztgenannten Stücke will ja bestimmt jeder sein Eigen nennen. Man könnte ja was verpasst haben…

Als Titel und Center wurde allerdings zur leichten Irreführung der, 2003 von Donnie, Johnny und den Warren Brothers für das Skynyrd-„Vicious Cycle„-Album kreierte, Track „Red White & Blue“ gewählt. Die Erklärung dafür gibt’s dazu als Textbausteine aus dem Van Zantschen Phrasenfundus: „The song was a key moment – especially the lyric ‚We’re trying to sing the truth to you‘. I think that’s what we’ve always done. That’s one of the reasons both Skynyrd and the things we’ve done as Van Zant have been around so long. We really don’t know how to do anything else except sing about what we know, and try to tell the truth. I try to be as honest as possible, and I think people see that. We’re not trying to be anybody we’re not”, so Johnny Van Zant.

Mit den seiner Zeit beteiligten Musikern wie Eric Lundgren, Keyboarder Bobby Capps und Steelgitarrist Mark Muller wurde dann ansonsten das einstige Album „Get Right Withe The Man“ aus dem Jahre 2005 in fast detailgetreuer Manier runtergespielt. Sicherlich würde man sich in unserem Lande (und auch ich) freuen wie ein kleines Kind, hätte man so ein Konzert mal live erleben können, aber auf CD ist das in der heutigen Zeit, ehrlich gesagt, nicht mehr als ein kurzes nostalgisches Hör-Intermezzo wert. Auf DVD/Blue Ray hätte ich einem solchen Konzertmitschnitt evtl. noch eine gewisse Legitimation attestiert.

Fazit: Wieder mal eine (recht überflüssige) Veröffentlichung in der langen Reihe der Aufwärmprodukte aus dem berühmten Van Zant-/Skynyrd-/38 Special-Dunstkreis. Fairer Weise muss man sagen, dass die musikalische Qualität des Werkes an sich natürlich unantastbar ist, Van Zant klingen hier, im Vergleich zum Studio, sogar etwas Southern-rockiger. Zu empfehlen für Leute, die das Studio-Album nicht kennen/haben oder natürlich für alle Sammelfanatiker. Ansonsten meiner Ansicht nach aber eher ‚Red White & Schmu‘!

Loud & Proud Records, 2016
Stil: New Country / Southern Rock

01. Takin‘ Up Space
02. Nobody Gonna Tell Me What To Do
03. Sweet Mama
04. Wild Eyed Southern Boys
05. Things I Miss The Most
06. I Know My History
07. Help Somebody
08. Plain Jane
09. I Can’t Help Myself
10. I’m Doin‘ Alright
11. Red White & Blue
12. My Kinda Country
13. Call Me The Breeze
14. Sweet Home Alabama

Van Zant
Bärchen Records

38 Special – Rockin‘ Into The Night – CD-Review

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Mir ist persönlich schleierhaft, warum ich dieses Meisterwerk der Band bis heute nur als LP und CDR, und vor allem seit langem ungehört in meiner Sammlung stehen habe. Denn „Rockin‘ Into The Night“ ist seit je her mein absolutes Lieblingsalbum von 38 Special. Das Problem ist, dass man als Rezensent für ein Online-Mag und einen Mailorder kaum noch Zeit hat, sich den alten Schätzen zu widmen. Selbst der aktuell gerade rezensierte Silberling ist dann schon meist wieder auf unbestimmte Zeit Schnee von gestern. Ganz zu schweigen vom Material, dass man sich zu Zeiten anschaffte, als das Internet noch so weit weg war, wie heute mein potentieller Zweitwohnsitz in Marbella.

Um so schöner, dass Bärchen Records die dritte Scheibe der Mannen Donnie Van Zant, Don Barnes & Co. jetzt als digital gemasterte Version zum Spottpreis von 8,90 Euro wieder ins Programm genommen hat. Es war das Jahr 1979, der Schock des Skynyrd-Flugzeugabsturzes saß immer noch tief. Mit Freude nahm man zur Kenntnis, dass der wieder genesene Billy Powell bei den Gastmusikern auftauchte, und bei vier Stücken in unnachahmlicher Manier am Piano mitklimperte. Auch Dale Krantz, die heutige Ehefrau von Brummbär Gary Rossington, reichte mit grandiosem Background-Gesang ihre Bewerbung für die Skynyrd-Nachfolge-Truppe, Rossington Collins Band, ein, und übernahm dann prompt zur Überraschung der Southern-Gemeinde als Weiblein die Lead Vocals.

„Rockin‘ Into The Night“ war für 38 Special der Beginn eines Umbruchs. Waren die beiden Erstwerke noch Southern-Rock dem eigentlichen Sinne nach, begann man hier frühzeitig im Vorfeld dem musikalischen Anforderungsprofil der sich anbahnenden 80er-Jahre Genüge zu leisten, allerdings noch in einem für Genre-Freaks absolut akzeptablen Maße. Survivor-Keyboarder Jim Peterik, so was wie einer der Pioniere des 80er-Mainstream-Rocks, steuerte den rockig dahinstampfenden Titeltrack mit kreischigem Barnes-Gesang bei, und auch „Stone Cold Believer“ (grandioses Zusammenspiel von E-Gitarren und E-Piano von Terry Emery) und „The Love That I’ve Lost“ (mein absoluter Favorit der von Don Barnes verfassten Stücke) deuteten bereits an, in welche Richtung der Hase zukünftig laufen würde.

„Take Me Through The Night“ und „You Got The Deal“ hielten noch der Linie der beiden Erstalben ihre Treue, das keltisch inspirierte Instrumental „Robin Hood“ (Tolles E-und Akustikgitarrenspiel) überraschte dagegen mit seiner unkonventionellen Art. Kommen wir zu den absoluten Highlights: „Money Honey“, ein launiger Honkytonk-Southern-Rocker mit herrlichem Piano-Geklimper und dem unwiderstehlichen Dazwischengebölke von Dale Krantz (grandios ihr „What’s Wrong With You“-Keifer), mit dem sie Donnie Van Zant im Duett die Show stiehlt. Unerreicht bis heute, mein absoluter ‚Fav‘ „You’re The Captain“, ein atmosphärischer Anti-Drogen-Song, mit prägnantem E-Riff und starker Saitenarbeit vom Duo Jeff Carlisi und Don Barnes. Krantz und Powell sind ebenfalls wieder recht gut hörbar involviert, wie auch beim Rausschmeißer „Turn It On“ in bester Southern-Rock’n’Roll-Manier (herrliche E-/Slide-Gitarren, HT-Piano, Weltklasse der „Turn It On For Youuu“-Harmony-Abschluss mit der fetten Gitarrenpassage).

Das Ronnie Van Zant gewidmete (in großen Lettern im Innen-Folder abgedruckt), von Rodney Mills im legendären Studio One in Doraville, Georgia produzierte Album, war der Meilenstein der Band, dem dann noch die guten Werke „Wild-Eyed Southern Boys“ und „Special Forces“ folgen sollten. Danach verwurschtelte man sich mit einigen personellen Umbesetzungen zum Ärger der Southern-Rock-Fans im Synthie-dominierten 80er-Jahre-Mainstream-Rock-Geflecht. Es gab zwar immer wieder sporadisch kommerzielle Aufhorcher, aber bis zum letzten Lebenszeichen Drivetrain vor wenigen Jahren hat man eigentlich nie wieder die alte Klasse erreicht. Donnie Van Zant und Brüderchen Johnny flirten derweil lieber mit dem New-Country-Geschehen rund um Nashville und bringen bald ihre nächste gemeinsame CD dieser Art auf den Markt. Wer das heute immer noch sehr modern klingende „Rockin‘ Into The Night“ (toll auch das markante Coverbild) in digitaler Fassung noch nicht besitzt, muss jetzt einfach zugreifen!

A&M Records (1979, 2007)
Stil: Southern Rock

01. Rockin‘ Into The Night
02. Stone Cold Believer
03. Take Me Through The Night
04. Money Honey
05. The Love That I’ve Lost
06. You’re The Captain
07. Robin Hood
08. You Got The Deal
09. Turn It On

38 Special
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Bärchen Records

Van Zant – My Kind Of Country – CD-Review

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Sehr starker Nachfolger der Van Zant-Brüder Donnie und Johnny! Nach ihrem überaus erfolgreichen und von Gold-Status belohntem Nashville-Debüt „Get Right With The Man“ aus dem Jahre 2005 legen die beiden Sänger von Lynyrd Skynyrd und 38 Special ihren bereits heiß erwarteten zweiten Longplayer in diesem Sektor nach. Nachdem es in kreativer Hinsicht bei ihrem Stammbands in den letzten Jahren ziemlich mau aussah, scheint sich ihr gemeinsames Country-Projekt immer mehr zum ersten Standbein für die beiden zu entwickeln.

Und sie fühlen sich in der Nische des southern-rockigen (New-) Country offenbar pudelwohl. Dies überträgt sich auch deutlich spürbar auf die Atmosphäre ihres neuen Werkes „My Kind Of Country“, denn das Teil ist, wenngleich noch einen Hauch mehr „country“ als der Vorgänger, tatsächlich noch einmal einen Tick frischer, reifer und besser geworden als der Vorgänger! Großes Komplimant dafür! Die einstigen, immer mal wieder auftauchenden gesundheitlichen Probleme bezüglich ihrer Stimmen scheinen wie weggeblasen und man freut sich, dass gerade der zuvor ein wenig zurückhaltender agierende Donnie diesmal nahezu ebenbürtig mitmischt.

Und so prescht dieser beim kräftigen Opener „Train“ direkt wie in alten, allerbesten 38 Special-Tagen voran. Ein toller Southern –Rocker, mit allem was das Herz begehrt: Kerniger Gesang, aggressiver Refrain, fette Slide-Riffs, Mundorgel, glühende E-Gitarren/-Soli, weibliche „Oohoohs“, dazu eine wenig aufdringliche Fiddle. Der Song stampft wie eine Dampflok, die sich unbarmherzig durch die unendlichen Weiten des Westens und des Südens vorankämpft. Ein toller Auftakt. Mit „These Colors Don’t Run“ folgt anschließend ein erster „echter“ Countrysong, ein wenig patriotisch eingefärbt, in der Tradition von Hank Williams jr. oder Montgomery Gentry.

„Goes Down Easy“ verbreitet danach gute Laune pur. Unterschwelliges, ganz dezentes Tex-Mex-Flair im Gesang, klasse Mundhamonika-Begleitung von Pat Buchanan (übrigens ist wieder fast die gleiche Musiker-Mannschaft wie beim Vorgänger an Bord) und der sich sofort in den Gehörgang bohrende Refrain laden zum munteren Mitsingen, „Mitkreischen“ und Mitgrölen ein. Das Lied stammt übrigens aus der Feder der angesagten Künstler und Songwriter Tom Hambridge, David Lee Murphy und Gary Nicholson.

Etwas ruhiger wird es dann bei „That Scares Me“, vielleicht so etwas wie das Pendant zu „Help Somebody“ aus dem vorigen Album. Eine Genre-typische Nummer, die Johnny Van Zant’s weich- kratziger Stimme geradezu auf den Leib geschrieben ist. Sehr entspannt, garniert mit dezenten Steel-, Orgel, und E-Gitarren-Fills, sowie einem feinen Slide-Solo. Ähnliches gilt für „The Hardest Thing“, durch das zudem noch ein gewisses Heartland-Flair weht. Der großartige Titelsong verbindet dann wieder besten Southern-Rock und New-Country mit treibenden Grooves zu einer explosiven Mischung!

„It’s Only Money“ erinnert mit seinen Honkytonk-Elementen (herrlicher Gesang von Donnie) stark an den uralten 38 Special-Track „Money Honey“. Kuhglocken, bestechende Piano/Orgel-Arbeit von Reese Wynans, weibliche „Backs“ und filigranes Stratocaster-Spiel lassen alte Southern-Glanzzeiten wieder aufleben. In bester Lynyrd Skynyrd-Tradition schallt dann das straight southern-rockige „We Can’t Do It Alone“ aus den Boxen: Fette E-Gitarren-Riffs, schöne Dual Guitar-Passage, starke weibliche Background-Gesänge! Lediglich das geschickt eingeflochtene Dobro stellt einen wunderbar „duftenden“ Bezug zum Country her. Gesang hier natürlich von Johnny Van Zant!

Bei „Friend“ kommt dann der bei uns einen sehr guten Ruf genießende Jeffrey Steele kompositorisch mit ins Spiel. Das Stück trägt seine offensichtliche Handschrift und weist ein wenig Reminiszenzen an dessen „Twenty Years Ago“ auf. Sehr eingängigen, fluffigen New-Country der Marke Alabama bekommt man bei „It’s All About You“ geboten. Der Song besticht durch seine schöne Melodie und sprühende Leichtigkeit.

Das Finalstück des Albums ist dann noch mal ein absolutes Highlight: „Headed South“ wurde geschrieben von den Van Zant-Brüdern und den Warren Brothers (letztgenannte haben ja in den vergangenen Jahren kompositorisch immer mal wieder sporadisch im Van Zant-Umfeld mitgewirkt, z. B. bei Skynyrds „Red, White & Blue“-Ballade). Der von Donnie gesungene Song präsentiert sich schwül bluesig und geht in Richtung von 38. Special’s einstmaligen „Homeless Guitar“. Herrliche Gitarren, starkes E-Piano und klasse Orgel dürften bei Southern-Freunden lang vermisste Glücksgefühle wiede raufleben lassen. Ein echter Southern-Knüller am Schlus, der das Leben „on the road“ zum Thema hat.

Den Van Zant-Brüdern ist mit „My Kind Of Country“ erneut ein Klasse-Album gelungen, das, wie gesagt, noch eine Spur homogener und ausgereifter wirkt als das vorige Material, und darüber hinaus vor allem von den starken, frischen Gesangleistungen des Brüderpaares, sowie den bravourösen Leistungen der exzellenten Musiker lebt. Produziert hat wieder Mark Wright, diesmal allerdings zusammen Justin Niebank. Wir ziehen den „Hi-Roller“ vor dieser Leistung und attestieren, dass uns die Southern-Variante des Van Zant’schen Country von einer solchen Qualität für immer willkommen sein wird. Weiter so, Jungs! „This kind of country rocks“!

Columbia Nashville, 2007
Stil: New Country / Southern Rock

01. Train
02. These Colours Don’t Run
03. Goes Down Easy
04. That Scares Me
05. My Kind Of Country
06. The Hardest Thing
07. It’s Only Money
08. We Can’t Do It Alone
09. Friend
10. It’s All About You
11. Headed South

Van Zant
Bärchen Records

38 Special – Drivetrain – CD-Review

Mensch, sieben Jahre ist es schon wieder her, dass 38 Special ihre letzte Studio-CD „Resolution“ rausgebracht haben, sieht man mal von der Weihnachts-Trallala-Platte ab. Da war ich Mitte dreißig, wie rasend doch die Zeit vergeht.
Und jetzt scheinbar aus dem Nichts, taucht plötzlich ihr neues Werk „Drivetrain“ auf. Keine Diskussion auf der befreundeten Southern Rock Mailingliste; keiner der Kollegen gibt einen Mucks von sich. Eine merkwürdige Ruhe umschleicht diese Veröffentlichung. Da muss ja dann wohl wenigstens der New-Country-Man mal seine Klappe aufmachen!

Als Veränderung zum Vorgänger wurde das Line-Up von 1997 auf sechs Personen aufgestockt. Bobby Capps an den Keyboards, der allerdings auch schon damals Gastmusiker war, und Gary Moffatt an den Schlagstöcken gehören jetzt zum festen Stamm. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn sich aus dem Hause Van Zant was ankündigt, bin ich immer noch kribbelig und verspüre nach wie vor den Drang, mich mit dem Geleisteten auseinander zu setzen.
Zunächst der bange Blick ins recht düster gehaltene Booklet. Der berühmt berüchtigte Jim Peterik hat wieder zu einem nicht unerheblichen Teil seine Finger mit drin. Doch ich kann es zu Ihrer Beruhigung vorwegnehmen. Von Southern-Mainstream ist auf „Drivetrain“ nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die Jungs rocken schwer und erdig los wie auf kaum einer Platte zuvor.

„Something I Need“ und die Singleauskopplung „Hurts Like Love“ stampfen mit voluminösen Gitarren und schwülem Southern-Flair daher, dass einem die Luft weg bleibt. Ein Hauch von Songs, wie sie ZZ Top oder die Steve Schuffert Band öfter zum Besten geben, ist nachhaltig spürbar.
Bemerkenswert, dass die doch eigentlich recht dünne und helle Stimme von Don Barnes durch geschickte Variation dem Druck der Lieder stand hält. Donnie Van Zants Einsatz in der ersten Hälfte beschränkt sich auf „Haley’s Got A Harley“ und „Quick Fix“. Er wirkt frisch und angriffslustig, scheint seine vokalen Probleme bewältigt zu haben. Die Stücke gehen in Richtung bekannter Sachen wie „Jimmy Gillum“ oder „Deja Voodoo“.

„The Squeeze“ ist der Knüller des Albums. Duett der beiden Leader. Der Song überrollt einen mit Anleihen von Bad Company und Molly Hatchet dampflokartig; Southern Rock, wie er schöner nicht sein kann. Klasse Gitarrenspiel von Danny Chauncey.
Bis dahin kein Sand im Getriebe! Erst bei Nummer acht und neun gibt es mit dem diffus wirkenden „The Play“ und dem nicht wirklich aufregenden, funkig dahinschleichenden, Southern-Blues „Bad Looks Good On You“ zwei leichte Hänger.

„Trooper With An Attitude“ steht ganz im Zeichen von ZZ Top, die auch in den Credits gewürdigt werden; erinnert ein wenig an „Manic Mechanic“ von „Deguello“.
Etwas traditioneller im Stile der „Tour-De-Force“-Sachen geht es bei „Hiding From Yourself“ zur Sache. Mit einem recht amüsanten Text glänzt das abschließende „Sheriff’s County Line“ (ein böses Töchterchen verdreht so einigen Herren den Kopf und löst jede Menge Unheil aus), wird aber letztendlich musikalisch recht emotionslos performt. Das Stück hätte ich irgendwo dazwischen gepackt.

Aber insgesamt ein sehr ansehnliches Gesamtwerk, eine klare Steigerung zu „Resolution“, das sicherlich zur guten Laune, der im Moment sehr verwöhnten Southern-Rock-Gemeinde (nach den vielen guten Scheiben der letzten Zeit von diversen Bands, fehlt eigentlich nur noch Molly…) beitragen wird. Der Southern-Rock lebt!
Was gibt es sonst noch zu sagen? Die Texte behandeln die üblichen Themen des Genres, die einzige politische Botschaft enthält „Jam On“, das sich aber in angenehmer Form von der in Mode geratenen Heroisierung amerikanischer Kriegstaten abwendet.
Das Opus wurde aus einem Fundus von über dreißig bereits fertig geschriebenen Liedern zusammengestellt, so dass ich relativ optimistisch bin, dass bei der nächsten Studio-CD von 38 Special keine 5 an erster Stelle meines Alters stehen wird…

Sanctuary Records (2004)
Stil:  Southern Rock

01. Something I Need
02. Hurts Like Love
03. Haley’s Got A Harley
04. Jam On
05. Make Some Sense Of It
06. Quick Fix
07. The Squeeze
08. The Play
09. Bad Looks Good On You
10. Trooper With An Attitude
11. Hiding From Yourself
12. Sheriff’s County Line

38 Special
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Bärchen Records

Van Zant – Get Right With The Man – CD-Review

Dritte Zusammenarbeit der beiden Van Zant-Brüder Donnie (38 Special) und Johnny (Lynyrd Skynyrd)! Um es gleich vorweg zu nehmen: Ganz klar die stärkste, und das ohne Wenn und Aber! Zwei gestandene Southern Rocker begeben sich auf, natürlich schön southern-infizierte, New Country-/Countryrock-Pfade und machen der Konkurrenz à la Montgomery Gentry & Co. mächtig Dampf „unterm Hintern“! Die beiden Vorgängeralben „Brother To Brother“ und „II“ waren sicherlich nicht von schlechten Eltern, klangen jedoch, auch wenn Donnie und Johnny ihre Southern-Roots nicht verleugneten, recht mainstreamig und (vor allem das zweite) ziemlich glatt.

Und besinnt man sich nun auf die Neigungen ihres großen Bruders Ronnie zurück, was lag da näher, als es mal mit einem southern-lastigen Country(rock)-Album zu versuchen, denn der liebte es schon damals die Einflüsse des Genres in so manchem Skynyrd-Songs unterzubringen, wie Stücke der Marke „Mississippi Kid“, „Made In Shade“, „Honky Tonk Night Time Man“ und andere eindeutig beweisen. So ist diese Entwicklung durchaus als konsequent zu bezeichnen, zumal Southern-orientierte Country-Musik in Nashville als Nische eigentlich noch nicht übermäßig besetzt ist, aber durchaus von Erfolg begleitet sein kann, wie es die bereits erwähnten Montgomery Gentry, Travis Tritt und ein paar Kollegen nachhaltig beweisen.

Und einer, der es ebenfalls vorgemacht hat, wie man beide Stilarten harmonisch miteinander kombinieren kann, ist Jeffrey Steele, der vor einigen Monaten ein überragendes Werk mit “Outlaw“ hingelegt hatte. Jener Mr. Steele wurde in nicht unerheblichem Maße beim Songwriting mit Donnie und Johnny, sowie als Backgroundsänger bei „Get Right With The Man“ eingebunden (hat auch eine kleine Gesangspassage bei „Been There Done That“), und auch Tom Hambridge ist in kompositorischer Hinsicht keine Zufalls-Wahl, denn auch der hat bereits häufiger bewiesen, dass er sich auf beiden Terrains bestens auskennt. Dritte im Songwriting-Bunde sind die Warren Brothers, die auch schon öfter für Skynyrd gearbeitet haben und somit ebenso als Experten beider Areale gelten.

Bleibt festzustellen, das hier durch eine brillante Wahl in Sachen Co-Writer, sowie intelligent gewählter Fremdschreiber, die gesunde Basis für eine prächtige Scheibe gelegt wurde. Der Kreis der Musiker, die sich an die delikate Angelegenheit herantrauen durften, ist klein, dafür aber umso exklusiver: Drums-Greg Morrow; Akustik-Gitarre-John Willis; Electric-Gitarren-Tom Bukovac, Kenny Greenberg; Bass-Michael Rhodes, Glenn Worff; Keyboards-Reese Wynans; Steel, Banjo-Russ Pahl; Fiddle-Glen Duncan; Percussion-Greg Morrow, Eric Darken; Background Vocals-Bekka Bramlett, Trez, Perry Coleman, Jeffrey Steele!

Dementsprechend spielt sich hier alles auf einem hohen Niveau ab. Hochkarätige Profis, die es vor allen Dingen auch richtig „southern“ können, halt, wobei natürlich auch die starken Gesangsleistungen der Van Zants explizit hervorzuheben sind. Beide klingen sehr frisch! Man merkt Ihnen den Spaß an der Geschichte deutlich an. Da wird sich variabel den Stimmungen der Lieder angepasst, aber auch geröhrt, gebölkt, gelacht, geflachst und sich zum Teil die Bälle im Duett zugespielt, wie beim rock’n’rolligen Gute Laune-Honkytonker „Plain Jane“. Nicht zu vergessen die herrlich, den Punkt treffenden. immer wieder geschickt eingestreuten, weiblichen Backgrounds, wobei Bekka Bramlett eine überragende Figur abgibt.

Der starke Opener „Takin’ Up Space“ kommt als fast 99%er Southern-Rocker daher, in einer absolut fetzigen Version einer imaginären Band, die „38 Skynyrd“ heißen könnte. „Country“ klingt da eigentlich nur ein im Break plötzlich auftauchendes Banjo. Dennoch, trotz des gewichtigen Southern-Anteils und des insgesamt recht rockigen Charakters, ist die knackige New Country-Note stets präsent. Das Schlagen der musikalischen Brücke zwischen Southern Rock und New Country ist bestens gelungen. Sehr Southern gewichtig sind noch „Sweet Mama“ (starkes Skynyrd-Cover von der „Vicious Cycle“-CD), „I Know My History“ (Biker-taugliche, Skynyrd-lastige Nummer), „I’m Doin’ Alright“ (könnte aus der 38 Special-Anfangsphase stammen), das zu Beginn recht holprige, aber schön rhythmisch dahin stampfende „Lovin’ You“, welches mittels der einsetzenden, satten SlideGitarre und dem Refrain mächtig Fahrt gewinnt, das bereits erwähnte „Plain Jane“, sowie „Been There Done That“, das auf dem rockigen, vorletzten Skynyrd-Album „Edge Of Forever“ keinen Vergleich hätten scheuen müssen.

Die Countryelemente stehen richtigerweise bei den Nummern im Vordergrund, bei denen man etwas mehr auf’s Bremspedal tritt. Wie bei solch melodischen Tracks, wie „Nobody Gonna Tell Me What To Do“, der Single „Help Somebody“ oder „I Can’t Help Myself“! Hier bekommen Banjo und Steelgitarre reichhaltigen Spielraum. Die Songs stecken aber dank knackiger Drums und fetter E-Gitarren-Einlagen dennoch voller Power!

Fazit: Donnie und Johnny Van Zant haben ein richtig starkes Southern-(New)Country(rock)-Album abgeliefert, das sowohl in Nashville, als auch in Atlanta oder Jacksonville (und natürlich bei uns) gefeiert werden dürfte. War nicht unbedingt zu erwarten, ist aber umso erfreulicher! Super Leistung, Boys! So „Get Right With The Van Zants“!

Columbia Records, 2005
Stil: New Country / Southern Rock

01. Takin‘ Up Space
02. Nobody Gonna Tell Me What To Do
03. Sweet Mama
04. Help Somebody
05. Things I Miss The Most
06. I Know My History
07. I Can’t Help Myself
08. I’m Doin‘ Alright
09. Lovin‘ You
10. Plain Jane
11. Been There Done That

Van Zant
Bärchen Records