Van Zant – My Kind Of Country – CD-Review

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Sehr starker Nachfolger der Van Zant-Brüder Donnie und Johnny! Nach ihrem überaus erfolgreichen und von Gold-Status belohntem Nashville-Debüt „Get Right With The Man“ aus dem Jahre 2005 legen die beiden Sänger von Lynyrd Skynyrd und 38 Special ihren bereits heiß erwarteten zweiten Longplayer in diesem Sektor nach. Nachdem es in kreativer Hinsicht bei ihrem Stammbands in den letzten Jahren ziemlich mau aussah, scheint sich ihr gemeinsames Country-Projekt immer mehr zum ersten Standbein für die beiden zu entwickeln.

Und sie fühlen sich in der Nische des southern-rockigen (New-) Country offenbar pudelwohl. Dies überträgt sich auch deutlich spürbar auf die Atmosphäre ihres neuen Werkes „My Kind Of Country“, denn das Teil ist, wenngleich noch einen Hauch mehr „country“ als der Vorgänger, tatsächlich noch einmal einen Tick frischer, reifer und besser geworden als der Vorgänger! Großes Komplimant dafür! Die einstigen, immer mal wieder auftauchenden gesundheitlichen Probleme bezüglich ihrer Stimmen scheinen wie weggeblasen und man freut sich, dass gerade der zuvor ein wenig zurückhaltender agierende Donnie diesmal nahezu ebenbürtig mitmischt.

Und so prescht dieser beim kräftigen Opener „Train“ direkt wie in alten, allerbesten 38 Special-Tagen voran. Ein toller Southern –Rocker, mit allem was das Herz begehrt: Kerniger Gesang, aggressiver Refrain, fette Slide-Riffs, Mundorgel, glühende E-Gitarren/-Soli, weibliche „Oohoohs“, dazu eine wenig aufdringliche Fiddle. Der Song stampft wie eine Dampflok, die sich unbarmherzig durch die unendlichen Weiten des Westens und des Südens vorankämpft. Ein toller Auftakt. Mit „These Colors Don’t Run“ folgt anschließend ein erster „echter“ Countrysong, ein wenig patriotisch eingefärbt, in der Tradition von Hank Williams jr. oder Montgomery Gentry.

„Goes Down Easy“ verbreitet danach gute Laune pur. Unterschwelliges, ganz dezentes Tex-Mex-Flair im Gesang, klasse Mundhamonika-Begleitung von Pat Buchanan (übrigens ist wieder fast die gleiche Musiker-Mannschaft wie beim Vorgänger an Bord) und der sich sofort in den Gehörgang bohrende Refrain laden zum munteren Mitsingen, „Mitkreischen“ und Mitgrölen ein. Das Lied stammt übrigens aus der Feder der angesagten Künstler und Songwriter Tom Hambridge, David Lee Murphy und Gary Nicholson.

Etwas ruhiger wird es dann bei „That Scares Me“, vielleicht so etwas wie das Pendant zu „Help Somebody“ aus dem vorigen Album. Eine Genre-typische Nummer, die Johnny Van Zant’s weich- kratziger Stimme geradezu auf den Leib geschrieben ist. Sehr entspannt, garniert mit dezenten Steel-, Orgel, und E-Gitarren-Fills, sowie einem feinen Slide-Solo. Ähnliches gilt für „The Hardest Thing“, durch das zudem noch ein gewisses Heartland-Flair weht. Der großartige Titelsong verbindet dann wieder besten Southern-Rock und New-Country mit treibenden Grooves zu einer explosiven Mischung!

„It’s Only Money“ erinnert mit seinen Honkytonk-Elementen (herrlicher Gesang von Donnie) stark an den uralten 38 Special-Track „Money Honey“. Kuhglocken, bestechende Piano/Orgel-Arbeit von Reese Wynans, weibliche „Backs“ und filigranes Stratocaster-Spiel lassen alte Southern-Glanzzeiten wieder aufleben. In bester Lynyrd Skynyrd-Tradition schallt dann das straight southern-rockige „We Can’t Do It Alone“ aus den Boxen: Fette E-Gitarren-Riffs, schöne Dual Guitar-Passage, starke weibliche Background-Gesänge! Lediglich das geschickt eingeflochtene Dobro stellt einen wunderbar „duftenden“ Bezug zum Country her. Gesang hier natürlich von Johnny Van Zant!

Bei „Friend“ kommt dann der bei uns einen sehr guten Ruf genießende Jeffrey Steele kompositorisch mit ins Spiel. Das Stück trägt seine offensichtliche Handschrift und weist ein wenig Reminiszenzen an dessen „Twenty Years Ago“ auf. Sehr eingängigen, fluffigen New-Country der Marke Alabama bekommt man bei „It’s All About You“ geboten. Der Song besticht durch seine schöne Melodie und sprühende Leichtigkeit.

Das Finalstück des Albums ist dann noch mal ein absolutes Highlight: „Headed South“ wurde geschrieben von den Van Zant-Brüdern und den Warren Brothers (letztgenannte haben ja in den vergangenen Jahren kompositorisch immer mal wieder sporadisch im Van Zant-Umfeld mitgewirkt, z. B. bei Skynyrds „Red, White & Blue“-Ballade). Der von Donnie gesungene Song präsentiert sich schwül bluesig und geht in Richtung von 38. Special’s einstmaligen „Homeless Guitar“. Herrliche Gitarren, starkes E-Piano und klasse Orgel dürften bei Southern-Freunden lang vermisste Glücksgefühle wiede raufleben lassen. Ein echter Southern-Knüller am Schlus, der das Leben „on the road“ zum Thema hat.

Den Van Zant-Brüdern ist mit „My Kind Of Country“ erneut ein Klasse-Album gelungen, das, wie gesagt, noch eine Spur homogener und ausgereifter wirkt als das vorige Material, und darüber hinaus vor allem von den starken, frischen Gesangleistungen des Brüderpaares, sowie den bravourösen Leistungen der exzellenten Musiker lebt. Produziert hat wieder Mark Wright, diesmal allerdings zusammen Justin Niebank. Wir ziehen den „Hi-Roller“ vor dieser Leistung und attestieren, dass uns die Southern-Variante des Van Zant’schen Country von einer solchen Qualität für immer willkommen sein wird. Weiter so, Jungs! „This kind of country rocks“!

Columbia Nashville, 2007
Stil: New Country / Southern Rock

01. Train
02. These Colours Don’t Run
03. Goes Down Easy
04. That Scares Me
05. My Kind Of Country
06. The Hardest Thing
07. It’s Only Money
08. We Can’t Do It Alone
09. Friend
10. It’s All About You
11. Headed South

Van Zant
Bärchen Records

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