Van Zant – Red White & Blue (Live) – CD-Review

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Eines muss man den Van Zants lassen: Verkaufstüchtig waren Donnie und, ganz besonders, Johnny, schon immer. Ihr schelmisches Grinsen auf dem Cover sagt da schon Einiges. In einer Zeit, wo es mal wieder ziemlich ruhig um 38 Special und Lynyrd Skynyrd, abgesehen von ihren weiter immer noch voller Spannung zelebrierten Live-Konzerten (…), ist, haben sich die beiden jüngeren Brüder von Ronnie Van Zant an ihre Duo-Zeit in Nashville zurückbesonnen und voller Freude festgestellt, dass es noch Live-Mitschnitte ihrer 2006er ‚Get Right With The Man-Tour‘ (mit Gretchen Wilson), speziell vom Gig im Wild Adventures Theme Park in Georgia gibt.

Die müssten doch eigentlich an den Mann, bzw. natürlich auch an die Frau zu bringen sein. Und damit die Fans ihrer beiden Hauptbands auch noch mit ins Boot genommen werden können, nahm man, weitsichtig, wie sie schon damals waren, Songs wie „Wild Eyed Southern Boys“, „Red White & Blue“, „Call Me The Breeze“ und „Sweet Home Alabama“ mit in die Setlist. Gerade die 672. und 968. Version bzgl. der beiden letztgenannten Stücke will ja bestimmt jeder sein Eigen nennen. Man könnte ja was verpasst haben…

Als Titel und Center wurde allerdings zur leichten Irreführung der, 2003 von Donnie, Johnny und den Warren Brothers für das Skynyrd-„Vicious Cycle„-Album kreierte, Track „Red White & Blue“ gewählt. Die Erklärung dafür gibt’s dazu als Textbausteine aus dem Van Zantschen Phrasenfundus: „The song was a key moment – especially the lyric ‚We’re trying to sing the truth to you‘. I think that’s what we’ve always done. That’s one of the reasons both Skynyrd and the things we’ve done as Van Zant have been around so long. We really don’t know how to do anything else except sing about what we know, and try to tell the truth. I try to be as honest as possible, and I think people see that. We’re not trying to be anybody we’re not”, so Johnny Van Zant.

Mit den seiner Zeit beteiligten Musikern wie Eric Lundgren, Keyboarder Bobby Capps und Steelgitarrist Mark Muller wurde dann ansonsten das einstige Album „Get Right Withe The Man“ aus dem Jahre 2005 in fast detailgetreuer Manier runtergespielt. Sicherlich würde man sich in unserem Lande (und auch ich) freuen wie ein kleines Kind, hätte man so ein Konzert mal live erleben können, aber auf CD ist das in der heutigen Zeit, ehrlich gesagt, nicht mehr als ein kurzes nostalgisches Hör-Intermezzo wert. Auf DVD/Blue Ray hätte ich einem solchen Konzertmitschnitt evtl. noch eine gewisse Legitimation attestiert.

Fazit: Wieder mal eine (recht überflüssige) Veröffentlichung in der langen Reihe der Aufwärmprodukte aus dem berühmten Van Zant-/Skynyrd-/38 Special-Dunstkreis. Fairer Weise muss man sagen, dass die musikalische Qualität des Werkes an sich natürlich unantastbar ist, Van Zant klingen hier, im Vergleich zum Studio, sogar etwas Southern-rockiger. Zu empfehlen für Leute, die das Studio-Album nicht kennen/haben oder natürlich für alle Sammelfanatiker. Ansonsten meiner Ansicht nach aber eher ‚Red White & Schmu‘!

Loud & Proud Records, 2016
Stil: New Country / Southern Rock

01. Takin‘ Up Space
02. Nobody Gonna Tell Me What To Do
03. Sweet Mama
04. Wild Eyed Southern Boys
05. Things I Miss The Most
06. I Know My History
07. Help Somebody
08. Plain Jane
09. I Can’t Help Myself
10. I’m Doin‘ Alright
11. Red White & Blue
12. My Kinda Country
13. Call Me The Breeze
14. Sweet Home Alabama

Van Zant
Bärchen Records

38 Special – Rockin‘ Into The Night – CD-Review

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Mir ist persönlich schleierhaft, warum ich dieses Meisterwerk der Band bis heute nur als LP und CDR, und vor allem seit langem ungehört in meiner Sammlung stehen habe. Denn „Rockin‘ Into The Night“ ist seit je her mein absolutes Lieblingsalbum von 38 Special. Das Problem ist, dass man als Rezensent für ein Online-Mag und einen Mailorder kaum noch Zeit hat, sich den alten Schätzen zu widmen. Selbst der aktuell gerade rezensierte Silberling ist dann schon meist wieder auf unbestimmte Zeit Schnee von gestern. Ganz zu schweigen vom Material, dass man sich zu Zeiten anschaffte, als das Internet noch so weit weg war, wie heute mein potentieller Zweitwohnsitz in Marbella.

Um so schöner, dass Bärchen Records die dritte Scheibe der Mannen Donnie Van Zant, Don Barnes & Co. jetzt als digital gemasterte Version zum Spottpreis von 8,90 Euro wieder ins Programm genommen hat. Es war das Jahr 1979, der Schock des Skynyrd-Flugzeugabsturzes saß immer noch tief. Mit Freude nahm man zur Kenntnis, dass der wieder genesene Billy Powell bei den Gastmusikern auftauchte, und bei vier Stücken in unnachahmlicher Manier am Piano mitklimperte. Auch Dale Krantz, die heutige Ehefrau von Brummbär Gary Rossington, reichte mit grandiosem Background-Gesang ihre Bewerbung für die Skynyrd-Nachfolge-Truppe, Rossington Collins Band, ein, und übernahm dann prompt zur Überraschung der Southern-Gemeinde als Weiblein die Lead Vocals.

„Rockin‘ Into The Night“ war für 38 Special der Beginn eines Umbruchs. Waren die beiden Erstwerke noch Southern-Rock dem eigentlichen Sinne nach, begann man hier frühzeitig im Vorfeld dem musikalischen Anforderungsprofil der sich anbahnenden 80er-Jahre Genüge zu leisten, allerdings noch in einem für Genre-Freaks absolut akzeptablen Maße. Survivor-Keyboarder Jim Peterik, so was wie einer der Pioniere des 80er-Mainstream-Rocks, steuerte den rockig dahinstampfenden Titeltrack mit kreischigem Barnes-Gesang bei, und auch „Stone Cold Believer“ (grandioses Zusammenspiel von E-Gitarren und E-Piano von Terry Emery) und „The Love That I’ve Lost“ (mein absoluter Favorit der von Don Barnes verfassten Stücke) deuteten bereits an, in welche Richtung der Hase zukünftig laufen würde.

„Take Me Through The Night“ und „You Got The Deal“ hielten noch der Linie der beiden Erstalben ihre Treue, das keltisch inspirierte Instrumental „Robin Hood“ (Tolles E-und Akustikgitarrenspiel) überraschte dagegen mit seiner unkonventionellen Art. Kommen wir zu den absoluten Highlights: „Money Honey“, ein launiger Honkytonk-Southern-Rocker mit herrlichem Piano-Geklimper und dem unwiderstehlichen Dazwischengebölke von Dale Krantz (grandios ihr „What’s Wrong With You“-Keifer), mit dem sie Donnie Van Zant im Duett die Show stiehlt. Unerreicht bis heute, mein absoluter ‚Fav‘ „You’re The Captain“, ein atmosphärischer Anti-Drogen-Song, mit prägnantem E-Riff und starker Saitenarbeit vom Duo Jeff Carlisi und Don Barnes. Krantz und Powell sind ebenfalls wieder recht gut hörbar involviert, wie auch beim Rausschmeißer „Turn It On“ in bester Southern-Rock’n’Roll-Manier (herrliche E-/Slide-Gitarren, HT-Piano, Weltklasse der „Turn It On For Youuu“-Harmony-Abschluss mit der fetten Gitarrenpassage).

Das Ronnie Van Zant gewidmete (in großen Lettern im Innen-Folder abgedruckt), von Rodney Mills im legendären Studio One in Doraville, Georgia produzierte Album, war der Meilenstein der Band, dem dann noch die guten Werke „Wild-Eyed Southern Boys“ und „Special Forces“ folgen sollten. Danach verwurschtelte man sich mit einigen personellen Umbesetzungen zum Ärger der Southern-Rock-Fans im Synthie-dominierten 80er-Jahre-Mainstream-Rock-Geflecht. Es gab zwar immer wieder sporadisch kommerzielle Aufhorcher, aber bis zum letzten Lebenszeichen Drivetrain vor wenigen Jahren hat man eigentlich nie wieder die alte Klasse erreicht. Donnie Van Zant und Brüderchen Johnny flirten derweil lieber mit dem New-Country-Geschehen rund um Nashville und bringen bald ihre nächste gemeinsame CD dieser Art auf den Markt. Wer das heute immer noch sehr modern klingende „Rockin‘ Into The Night“ (toll auch das markante Coverbild) in digitaler Fassung noch nicht besitzt, muss jetzt einfach zugreifen!

A&M Records (1979, 2007)
Stil: Southern Rock

01. Rockin‘ Into The Night
02. Stone Cold Believer
03. Take Me Through The Night
04. Money Honey
05. The Love That I’ve Lost
06. You’re The Captain
07. Robin Hood
08. You Got The Deal
09. Turn It On

38 Special
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Bärchen Records

Van Zant – My Kind Of Country – CD-Review

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Sehr starker Nachfolger der Van Zant-Brüder Donnie und Johnny! Nach ihrem überaus erfolgreichen und von Gold-Status belohntem Nashville-Debüt „Get Right With The Man“ aus dem Jahre 2005 legen die beiden Sänger von Lynyrd Skynyrd und 38 Special ihren bereits heiß erwarteten zweiten Longplayer in diesem Sektor nach. Nachdem es in kreativer Hinsicht bei ihrem Stammbands in den letzten Jahren ziemlich mau aussah, scheint sich ihr gemeinsames Country-Projekt immer mehr zum ersten Standbein für die beiden zu entwickeln.

Und sie fühlen sich in der Nische des southern-rockigen (New-) Country offenbar pudelwohl. Dies überträgt sich auch deutlich spürbar auf die Atmosphäre ihres neuen Werkes „My Kind Of Country“, denn das Teil ist, wenngleich noch einen Hauch mehr „country“ als der Vorgänger, tatsächlich noch einmal einen Tick frischer, reifer und besser geworden als der Vorgänger! Großes Komplimant dafür! Die einstigen, immer mal wieder auftauchenden gesundheitlichen Probleme bezüglich ihrer Stimmen scheinen wie weggeblasen und man freut sich, dass gerade der zuvor ein wenig zurückhaltender agierende Donnie diesmal nahezu ebenbürtig mitmischt.

Und so prescht dieser beim kräftigen Opener „Train“ direkt wie in alten, allerbesten 38 Special-Tagen voran. Ein toller Southern –Rocker, mit allem was das Herz begehrt: Kerniger Gesang, aggressiver Refrain, fette Slide-Riffs, Mundorgel, glühende E-Gitarren/-Soli, weibliche „Oohoohs“, dazu eine wenig aufdringliche Fiddle. Der Song stampft wie eine Dampflok, die sich unbarmherzig durch die unendlichen Weiten des Westens und des Südens vorankämpft. Ein toller Auftakt. Mit „These Colors Don’t Run“ folgt anschließend ein erster „echter“ Countrysong, ein wenig patriotisch eingefärbt, in der Tradition von Hank Williams jr. oder Montgomery Gentry.

„Goes Down Easy“ verbreitet danach gute Laune pur. Unterschwelliges, ganz dezentes Tex-Mex-Flair im Gesang, klasse Mundhamonika-Begleitung von Pat Buchanan (übrigens ist wieder fast die gleiche Musiker-Mannschaft wie beim Vorgänger an Bord) und der sich sofort in den Gehörgang bohrende Refrain laden zum munteren Mitsingen, „Mitkreischen“ und Mitgrölen ein. Das Lied stammt übrigens aus der Feder der angesagten Künstler und Songwriter Tom Hambridge, David Lee Murphy und Gary Nicholson.

Etwas ruhiger wird es dann bei „That Scares Me“, vielleicht so etwas wie das Pendant zu „Help Somebody“ aus dem vorigen Album. Eine Genre-typische Nummer, die Johnny Van Zant’s weich- kratziger Stimme geradezu auf den Leib geschrieben ist. Sehr entspannt, garniert mit dezenten Steel-, Orgel, und E-Gitarren-Fills, sowie einem feinen Slide-Solo. Ähnliches gilt für „The Hardest Thing“, durch das zudem noch ein gewisses Heartland-Flair weht. Der großartige Titelsong verbindet dann wieder besten Southern-Rock und New-Country mit treibenden Grooves zu einer explosiven Mischung!

„It’s Only Money“ erinnert mit seinen Honkytonk-Elementen (herrlicher Gesang von Donnie) stark an den uralten 38 Special-Track „Money Honey“. Kuhglocken, bestechende Piano/Orgel-Arbeit von Reese Wynans, weibliche „Backs“ und filigranes Stratocaster-Spiel lassen alte Southern-Glanzzeiten wieder aufleben. In bester Lynyrd Skynyrd-Tradition schallt dann das straight southern-rockige „We Can’t Do It Alone“ aus den Boxen: Fette E-Gitarren-Riffs, schöne Dual Guitar-Passage, starke weibliche Background-Gesänge! Lediglich das geschickt eingeflochtene Dobro stellt einen wunderbar „duftenden“ Bezug zum Country her. Gesang hier natürlich von Johnny Van Zant!

Bei „Friend“ kommt dann der bei uns einen sehr guten Ruf genießende Jeffrey Steele kompositorisch mit ins Spiel. Das Stück trägt seine offensichtliche Handschrift und weist ein wenig Reminiszenzen an dessen „Twenty Years Ago“ auf. Sehr eingängigen, fluffigen New-Country der Marke Alabama bekommt man bei „It’s All About You“ geboten. Der Song besticht durch seine schöne Melodie und sprühende Leichtigkeit.

Das Finalstück des Albums ist dann noch mal ein absolutes Highlight: „Headed South“ wurde geschrieben von den Van Zant-Brüdern und den Warren Brothers (letztgenannte haben ja in den vergangenen Jahren kompositorisch immer mal wieder sporadisch im Van Zant-Umfeld mitgewirkt, z. B. bei Skynyrds „Red, White & Blue“-Ballade). Der von Donnie gesungene Song präsentiert sich schwül bluesig und geht in Richtung von 38. Special’s einstmaligen „Homeless Guitar“. Herrliche Gitarren, starkes E-Piano und klasse Orgel dürften bei Southern-Freunden lang vermisste Glücksgefühle wiede raufleben lassen. Ein echter Southern-Knüller am Schlus, der das Leben „on the road“ zum Thema hat.

Den Van Zant-Brüdern ist mit „My Kind Of Country“ erneut ein Klasse-Album gelungen, das, wie gesagt, noch eine Spur homogener und ausgereifter wirkt als das vorige Material, und darüber hinaus vor allem von den starken, frischen Gesangleistungen des Brüderpaares, sowie den bravourösen Leistungen der exzellenten Musiker lebt. Produziert hat wieder Mark Wright, diesmal allerdings zusammen Justin Niebank. Wir ziehen den „Hi-Roller“ vor dieser Leistung und attestieren, dass uns die Southern-Variante des Van Zant’schen Country von einer solchen Qualität für immer willkommen sein wird. Weiter so, Jungs! „This kind of country rocks“!

Columbia Nashville, 2007
Stil: New Country / Southern Rock

01. Train
02. These Colours Don’t Run
03. Goes Down Easy
04. That Scares Me
05. My Kind Of Country
06. The Hardest Thing
07. It’s Only Money
08. We Can’t Do It Alone
09. Friend
10. It’s All About You
11. Headed South

Van Zant
Bärchen Records

Lynyrd Skynyrd – Searching – CD-Review

Ja es gibt sie tatsächlich noch, diese musikalischen Sensationen. Vielen Skynyrd-Anhängern der ersten Stunde wird immer noch die Schockstarre präsent sein, wenn sie bis heute überhaupt denn je überwunden ist, als im Oktober 1977 der Privat-Jet unserer Southern Rock-Lieblinge, die sich gerade auf einen ersten Höhepunkt ihrer Karriere zu bewegten, während ihrer US-Tour vom Himmel herabstürzte. Zwei Crew-Mitglieder, Cassie und Steve Gaines, sowie der Frontmann und das Aushängeschild des Septetts, Ronnie Van Zant kamen, wie allseits bekannt, dabei tragischer Weise ums Leben. Noch heute beschäftigt viele Fans die Frage, wie die Entwicklung von Lynyrd Skynyrd oder die des Southern Rocks überhaupt verlaufen wäre, hätte ihr charismatischer Bandleader das Unglück überlebt.

Nachdem sich die übrigen Musiker von ihren Blessuren nach und nach zu erholen begannen, brodelte bereits die Gerüchteküche, ob, wie und in welche Richtung die zukünftige musikalische Reise gehen sollte. Zunächst wurden naturgemäß die beiden Brüder Ronnies als Nachfolger am Mikro gehandelt. Donnie war aber bereits zu sehr in sein 38 Special-Projekt verwurzelt, der jüngste, Johnny, versuchte ebenfalls schon unter eigenem Namen mit eigener Band Fuß zu fassen. Er schien zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht reif genug für eine Aufgabe dieser Dimension. Natürlich wurden auch große, bereits etablierte Namen ins Spiel gebracht. Und, was bis vor kurzem ein wohl behütetes Geheimnis geblieben ist, es hat tatsächlich intensive, fast Casting-ähnliche (würde man heute sagen) Bewerbungsszenarien hinter den Kulissen gegeben.

Man höre und staune, unter den verbliebenen Kandidaten befanden sich letztendlich, Bob Seger, Paul Rodgers, John Fogerty (alle drei hatten ohne etwaige Auflagen spontan ihr Interesse bekundet) und Dale Krantz. Die wurden nach und nach in die berühmten Muscle Shoals-Studios eingeladen. Dabei bat man sie einen neuen Skynyrd-typischen Song selbst zu komponieren und ihn jeweils mit drei Tracks aus dem bestehenden Skynyrd-Fundus (nach freier Wahl) mit den verbliebenen Musikern (als dritter Gitarrist war wieder Ed King mit am Start) neu im Studio einzuspielen. Man wollte einfach genau testen, wer letztendlich am besten zur zukünftigen Gitarrenarmee aus Jacksonville passen würde. Seger brachte sein „Turn The Page“ mit, Rodgers hatte ein Stück namens „Straight Shooter“ im Gepäck (das Stück wurde nie veröffentlicht, nur das mit wohl beste Bad Co.-Album wurde bekanntlich später mit diesem Namen versehen), Fogerty versuchte mit „Proud Gary“ (eine emotionale Hommage an das Gitarrenspiel der Band) Pluspunkte für sich zu ergattern, die bis dato völlig unbekannte, allerdings von Donnie Van Zant empfohlene Krantz erschien mit „Love Your Man“.

Die Aufnahmen gestalteten sich schnell und unkompliziert (kein Wunder bei Könnern dieses Kalibers), die Tracks waren recht schnell eingefahren. Seger und Rodgers zogen ihre Bewerbung aufgrund eigener Erfolge aber kurze Zeit später wieder zurück. Übrig blieben John Fogerty und Dale Krantz. Gary Rossington und Dale Krantz waren sich bei den Aufnahmen näher gekommen und so hatte John Fogerty trotz der Rossington sehr schmeichelnden, o.a. Countryrockballade letztendlich keine Chance, zumal sich auch rechtliche Auseinandersetzungen mit Judy Van Zant, Ronnies Frau, anzubahnen drohten (sie bestand, wenn Skynyrd fortbestehen sollte, in jedem Fall auf einen Van Zant als Leadsänger). Wie hinlänglich bekannt, entschieden sich Rossington und Allen Collins dann doch lieber mit Dale Krantz (später Dale Krantz-Rossington) unter eigener Fahne weiterzumachen.

Was übrig geblieben ist, sind die Aufnahmen dieser hochbrisanten ‚Bewerbungssessions‘ (recht passend mit „Searching“ tituliert), die bis vor kurzem in den Archiven geschlummert haben, aber jetzt mit juristisch abgesegneter Genehmigung der Van Zant-Witwe zur Veröffentlichung freigegeben wurden. Wir sind ganz besonders stolz, die exklusiven Vermarktungsrechte in Deutschland erworben zu haben, vor allem, weil jeweils nur eine limitierte Auflage von 1.000 Stück für insgesamt vier Länder produziert wurde (USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland). Die Scheibe ist wirklich ein Kracher, unglaublich Paul Rodgers „What’s Your Name“, Seger „Tuesdays Gone“ (Gänsehaut garantiert) oder John Fogerty „That Smell“ mit ihren unvergleichlichen Stimmorganen performen zu hören. Für Dale Krantz hatte man „Gimme Three Steps“ sogar partiell umgetextet, aus ‚Linda Lu‘ wurde z.B. ‚Johnny Blue‘, ‚Mister‘ wurde durch ‚Sister‘ ersetzt, usw., auch ihre rotzige Röhre bei „I Ain’t The One“ ist einfach nur klasse.

Die am 1. April auf den Markt tretende Scheibe kommt übrigens in einem äußerlich zwar recht spartanisch in s/w gestaltetem Digipack, enthält aber ein eingestecktes, achtseitiges 4c-Booklet mit tollen Fotos und Anmerkungen zu den „Searching“-Sessions.

MCA Nashville (2010)
Stil:  Southern Rock

01. What’s Your Name (Rodgers)
02. Simple Man (Rodgers)
03. Cheatin‘ Woman (Rodgers)
04. Straight Shooter (Rodgers)
05. Sweet Home Alabama (Seger)
06. Tuesdays Gone (Seger)
07. I Never Dreamed (Seger)
08. Turn The Page (Seger)
09. Gimme Back My Bullets (Fogerty)
10. Whiskey Rock-A-Roller (Fogerty)
11. That Smell (Fogerty)
12. Proud Gary (Fogerty)
13. I Ain’t The One (Krantz)
14. Searching (Krantz)
15. Gimme Three Steps (Krantz)
16. Love Your Man (Krantz)

Lynyrd Skynyrd
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Bärchen Records

Lynyrd Skynyrd – God & Guns – CD-Review

Auch ich muss es zugeben. Das große Kribbeln im Bauch bei einer Album-Neuveröffentlichung von Lynyrd Skynyrd, in diesem Fall bei „God & Guns“, wie es früher immer üblich war, ist schon lange nicht mehr da. Das hat in erster Linie gar nicht mal mit den Leistungen der Band zu tun. Der Hauptgrund liegt, was meine Person betrifft, sicher in der extremen Reizüberflutung, der man heutzutage als Musik-Redakteur ausgesetzt ist, in Sachen Skynyrd speziell an dem immensen Grad an Identifikationsverlust, den die hohe, bandinterne Sterblichkeitsrate nun mal zwangsweise mit sich brachte.

Mit dem Ableben von Hughie Thomasson und Billy Powell sind zwei weitere Pfeiler und Sympathieträger des Fundaments der einstigen Rockmusik-Institution, mit der ich groß geworden bin (Ean Evans möge mir bitte verzeihen, dass er von mir bereits als einer der beliebig austauschbaren Musiker eingestuft wird) gewichen, das verbliebene Trio Van Zant, Rossington, Medlocke, versprüht längst nicht mehr die Aura des einstigen Kollektivs. Die Alben der posthumen Ronnie Van Zant-Ära fand ich eigentlich im Großen und Ganzen, mit leichten Schwankungen nach oben („Twenty“, „Edge Of Forever“) oder unten (Vicious Cycle) immer recht gut, es gibt ohne Zweifel zahlreiche, tolle Stücke auch mit Johnny Van Zant-Beteiligung.

Ihren großen Kredit hat die Truppe eigentlich mit ihren Konzerten bei mir verspielt. Statt sich zu einer eigenen Identität zu bekennen und schwerpunktmäßig das eigens erarbeitete Material zu präsentieren, wurde bis zum heutigen Tage immer wieder das übliche „Greatest Hits“-Programm runtergedudelt. Was Anfang der neunziger Jahre vielleicht noch ok war, ist für den mündigen Skynyrd-Freund, Ronnie Van Zant-Kult hin oder her, einfach nur noch nervig. Das Weltbild, was die Band in ihren Texten zum Teil dank seines jüngsten Bruders verkörpert, kommt mittlerweile erschwerend hinzu (schlimme Beispiele sind leider auch wieder auf diesem Werk zu beklagen).
Aber egal, kommen wir zu dem, wofür wir Lynyrd Skynyrd lieben gelernt haben, der Musik. Entgegen den entrüsteten und teilweise recht unsachlich erscheinenden Kritiken anderer Magazine, bin ich der Meinung, dass man bei „God & Guns“ den Ball etwas flacher halten sollte. Das Album bietet bis auf eine unsägliche Phase von drei aufeinander folgenden Stücken („Unwrite That Song“, „Floyd“, „That Ain’t My America“), die allerdings das Gesamtgefüge des Werkes sichtlich stören, eigentlich vom übrigen Rest her gute Southern Rock-Kost, mit jeder Menge schöner Melodien, guter instrumenteller Umsetzung (gewohnt starke, southern-typische E-Gitarrenarbeit) und eine von Bob Marlette (Ozzy Osbourne, Nickelback) modern ausgeführte Produktion.

Das bereits im Vorfeld im Net veröffentlichte rockige „Still Unbroken“, das swampige „A Little Thing Called You“, das melodische an „Sweet Home Alabama“ angelehnte „Southern Ways“, das großartige Van Zant-Medlocke-Duett „Skynyrd Nation“, die fetten Gitarrenpassagen bei „God & Guns“ (den Text bitte ignorieren, echt übel) und das vermutlich Billy Powell gewidmete „Gifted Hands“ (mit einem Hauch von „Free Bird“-Flair) machen richtig Spaß und lassen das Southern-Herz kurz wieder auf höheren Frequenzen schlagen. Ob die integrierten Strings in letztgenanntem Song in Zusammenarbeit mit dem Kölner Gürzenich-Orchester erarbeitet wurden (wir erinnern uns an unseren Artikel vom 1. April dieses Jahres…) gaben die Infos der Promo-CD leider nicht her…

Fazit. Das neue Album „God & Guns“ ist keinesfalls so schlecht, wie es bisher dargestellt worden ist. Wenn man den extremen personellen Aderlass der letzten Zeit berücksichtigt, ist den Skynyrd-Überbleibseln insgesamt ein akzeptables Werk gelungen, das eben auch den Wandel der Zeit repräsentiert. Wer die heutigen Skynyrd politisch als ewig Gestrige (zu Recht) abstempelt, sollte nicht in gleichem Zuge auch auf Gedeih und Verderb nach den guten alten Rockmusik-Zeiten schreien. Die sind nämlich seit fast drei Dekaden passé. Die Entwicklung einer den Bandstrukturen angepassten musikalischen Identität halte ich für richtig, solange das Niveau noch überwiegend in Ordnung ist. Die sollte dann allerdings auch live dementsprechend verkörpert werden. Bei „God & Guns“ stehen insgesamt drei kapitale Böcke neun ganz guten Songs gegenüber. Mit den genannten Abstrichen von daher ein durchaus empfehlenswerter Longplayer!

Roadrunner Records (2009)
Stil:  Southern Rock

01. Still Unbroken
02. Simple Life
03. Little Thing Called You
04. Southern Ways
05. Skynyrd Nation
06. Unwrite That Song
07. Floyd
08. That Ain’t My America
09. Comin‘ Back For More
10. God & Guns
11. Storm
12. Gifted Hands

Lynyrd Skynyrd
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Lynyrd Skynyrd – Last Of A Dyin‘ Breed – CD-Review

Just, als sich gerade bei uns der Sommer mit Wucht zurückmeldet, dürfte auch für Southern Rock-Freunde die musikalisch heißeste Phase dieses Jahres anstehen. Mit Blackberry Smoke, den Dirty Guv’nahs und Lynyrd Skynyrd stehen gleich drei Top-Bands mit ihren Neuveröffentlichungen in den Startlöchern. Da lacht doch sofort das Herz, zumal man in diesem Genre sicher schon lange nicht mehr der Gefahr einer Reizüberflutung ausgesetzt ist.
Drei Jahre sind tatsächlich schon wieder ins Land gezogen, seit seit unsere Long Time-Helden ihr kontrovers aufgenommenes God & Guns-Album, das wieder von Todesfällen der Bandmitglieder Ean Evans und Billy Powell (ersetzt mittlerweile durch Ex-Black Crowes-Basser Johnny Colt und Peter Keys) überschattet war, fabriziert hatten. Vor kurzem hatten sie sich noch in Berlin sehen lassen, Kollege Mike durfte sich am (Skynyrd-typischen Standardprogramm ‚erfreuen‘. Mich haben sie mit ihren ‚Konzerten von der Stange‘ als Besucher schon lange verloren.

Auch das „G&G„-Album habe ich seit meiner damaligen Rezension eigentlich auch so gut wie nicht mehr gehört. Trotzdem ist es als Southern Rocker der ersten Stunde natürlich irgendwie Pflicht, auf dem Laufenden zu bleiben. Gerade nach der überragenden aktuellen CD „The Whippoorwill“ von Blackberry Smoke, war ich dann doch wirklich neugierig, ob Rossington & Co. der heftigen Attacke ihrer Erben noch Stand halten können.
Um es vorwegzunehmen, ich bin von der neuen Scheibe „Last Of The Dyin‘ Breed“ richtig positiv überrascht. Endlich gibt es wieder schnörkellosen, kompakten, auf den Punkt gebrachten Southern Rock mit vielen E-Gitarrenfeinheiten, der mit der stärksten Zeit der Johnny Van Zant-Ära einhergeht. Es erinnert mich in vielen Phasen an ihr wohl bestes Album „Edge Of Forever“. Vor allem kommt es auch ohne hirnrissige, ami-typisch von Patriotismus getränkte, politische Statements aus.
Produziert hat wieder Bob Marlette, die Hauptsongwriter Johnny Van Zant, Gary Rossington und Rickey Medlocke haben sich einer ganzen Reihe von arrivierten Co-Autoren wie Tom Hambridge, Blair Daly, (John 5, Donnie Van Zant, aber auch jüngerer Kollegen (u. a. Shaun Morgan von Seether, Jaren Johnston von Cadillac Black oder Chris Robertson und Jon Lawhon von Black Stone Cherry) angenommen.

Allein schon der Auftakt mit dem slide-lastigen Uptempo-Titelsong und dem swampigen „One Day At A Time“ mit herrlichen Harmonies von Dale Krantz und Carol Chase sind schon eine echte Wonne. Aber auch im weiteren Verlauf wird das Niveau eigentlich auf konstant hohem Niveau gehalten. Die Ballade „Ready To Fly“ erinnert sogar an die Johnny Van Zant-Anfangstage, als er noch auf Solopfaden weilte.
Die fulminant gitarrenlastig rockenden „Life’s Twisted“ und „Nothing Comes Easy“ stehen in der Tradition starker Tracks wie „Workin'“ oder „O.R.R.“. „Honey Hole“ versprüht ein wenig „Voodoo Lake“-Flair, „Mississippi Blood“ (da singt nicht, wie von mir in meinem diesjährigen Aprilscherz prophezeit, Gary, sondern wie gewohnt Rickey mal sporadisch mit) und das abschließende „Start Livin‘ Life Again“ werden mit einer phantastischen Dobro-Guest-Performance von Jerry Douglas aufgewertet.
Insgesamt ein kurzweiliger Longplayer, der voraussichtlich wieder häufiger den Weg in meinen Player finden wird. Sicher ist Johnny Van Zant, gerade, was die Texte betrifft, kein Typ, der seinem verstorbenen Bruder (vor allem in Sachen unterschwelligem Humor) das Wasser reichen kann, auch werden die Songs nie den Kultstatus aus der Zeit seines großen Bruders erreichen, das müssen sie aber auch nicht. Hier haben er, Rossington und Medlocke wieder mal einen guten Kompromiss gefunden, der alle zufrieden stellen müsste.

Was ihre zukünftigen Live-Auftritte angeht, hat die Tatsache, dass die Nashville-Studiomusiker Greg Morrow und Mike Brignardello auf diesem Silberling die kompletten Drum- bzw. Bass-Parts eingespielt haben, meine Hoffnung, dass sich doch nochmal irgendeine Überraschung ereignen könnte, leider direkt wieder verflüchtigt. Meine Prognose lautet, dass es wie üblich zwei Tracks (vermutlich die beiden Opener) aus diesem Werk geben wird, dazu noch „Red, White & Blue“, ansonsten die üblichen zig-tausendmal abgenudelten Verdächtigen.
„Last Of A Dyin‘ Breed“ ist ein klasse Album geworden, das es auch wert ist, ausführlich auf der Bühne präsentiert zu werden! Die wahren Skynyrd-Fans können auch seit langem schon ohne „3 Steps“, „SHA“ und „Free Bird“ leben…!

Roadrunner Records (2012)
Stil:  Southern Rock

01. Last Of A Dyin‘ Breed
02. One Day At A Time
03. Homegrown
04. Ready To Fly
05. Mississippi Blood
06. Good Teacher
07. Something To Live For
08. Life’s Twisted
09. Nothing Comes Easy
10. Honey Hole
11. Start Livin‘ Life Again

Lynyrd Skynyrd
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Bärchen Records

Lynyrd Skynyrd – Vicious Cycle – CD-Review

Es mag Fakt und sicherlich Grund zur Freude sein, stolz auf eine dreißig Jahre lang währende Bandgeschichte mit erhobenem Haupt zurückblicken zu können.
Ich kenne keine andere Band, die es geschafft hat, trotz kaum noch aufzuzählender Rückschläge, wie z.B. Todesfällen, Drogengeschichten, interner Streitigkeiten oder fortwährendem Tourstress mit derart qualitativ hoher Musik, Dinge kontinuierlich wieder gerade zu rücken.

So gelang es auch dem aktuellen Lynyrd Skynyrd-LineUp, den Tod von Bassist Leon Wilkeson, sowie eine Herzoperation von Gary Rossington zu kompensieren und mit „Vicious Cycle“ das fünfte Studioalbum (wenn man „Endangered Species“ ausklammert) in der Zeit nach Ronnie Van Zant zu präsentieren. Seit ihrem Werk von 1991 sind mittlerweile auch schon 12 Jahre vergangen. Nach der starken letzten „Edge Of Forever“-CD, auf der bei vielen Stücken auf das Grundmuster alt bewährter Songs zurückgegriffen wurde, nähert man sich nach meiner Ansicht mit den neuen Liedern wieder eher der anderen, etwas melodischeren Jubiläumsscheibe, „Twenty“.

So sind gleich sechs der vierzehn Songs („Red White & Blue“, „Hell Or Heaven“, „Mad Hatter“, „Crawl“, „Life’s Lessons“, „Lucky Man“) im Balladen- bis Midtempobereich anzusiedeln, aber wie immer mit tollen Gitarrenparts veredelt. Für mich als Vertreter ruhigerer Töne natürlich recht angenehm, obwohl die Mamasöhnchen-Mentalität von Johnny Van Zant mittlerweile ein wenig nervt. Aber Boogiefreunde und Fans von straightem Southern Rock werden natürlich auch reichhaltig entlohnt. „Pick ‚Em Up“ (klasse Duett mit Rickey Medlocke), „Sweet Mama“ oder „Jake“ haben diesen unverwechselbaren Honky-Tonk-Touch, wo knackige Gitarren und Billy Powell’s unnachahmliche Pianoeinlagen ihren Stempel aufsetzten. Beim Opener „That’s How I Like It“, „All Funked Up“ und „Rockin‘ Little Town“ geht die Post wie gewohnt richtig ab und der typisch gitarrengetränkte, stampfende Rock jagt einem wohlige Schauer über den Rücken. Bläsereinlagen und weibliche Backgroundvocals halten sich angenehm im Rahmen.

Ob das abschließende „Gimme Back My Bullets“ als Hip-Hop-Hardcore-Rock-Bonustrack zusammen mit Kid Rock dem Ganzen eine moderne Note verpasst, sollte jeder selbst beurteilen; ich tendiere doch eher dann dazu, die Austaste zu betätigen oder wieder zum Anfang zurückzuschalten. Wie dem auch sei, Lynyrd Skynyrd ist wieder ein ausgezeichnetes Stück Southern-Rock gelungen.

Zu befürchten ist allerdings, dass die Band das ganze Jubiläumsgedönse einmal mehr dazu benutzt, um die bereits bis zum Erbrechen gebrachten alten Klamotten im Live-Repertoire erneut aufzuwärmen. Ich meine es ist nach fast zwölf Jahren an der Zeit, sich zur eigenen Identität selbstbewusst zu bekennen und den Fokus auf die aktuellen Lieder zu richten. That’s how I would like it!

Sanctuary Records (2003)
Stil:  Southern Rock

01. That’s How I Like It
02. Pick ‚Em Up
03. Dead Man Walkin‘
04. The Way
05. Red White & Blue
06. Sweet Mama
07. All Funked Up
08. Hell Or Heaven
09. Mad Hatter
10. Rockin‘ Little Town
11. Crawl
12. Jake
13. Life’s Lessons
14. Lucky Man
15. Gimme Back My Bullets (Bonus Track)

Lynyrd Skynyrd
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Bärchen Records

38 Special – Drivetrain – CD-Review

Mensch, sieben Jahre ist es schon wieder her, dass 38 Special ihre letzte Studio-CD „Resolution“ rausgebracht haben, sieht man mal von der Weihnachts-Trallala-Platte ab. Da war ich Mitte dreißig, wie rasend doch die Zeit vergeht.
Und jetzt scheinbar aus dem Nichts, taucht plötzlich ihr neues Werk „Drivetrain“ auf. Keine Diskussion auf der befreundeten Southern Rock Mailingliste; keiner der Kollegen gibt einen Mucks von sich. Eine merkwürdige Ruhe umschleicht diese Veröffentlichung. Da muss ja dann wohl wenigstens der New-Country-Man mal seine Klappe aufmachen!

Als Veränderung zum Vorgänger wurde das Line-Up von 1997 auf sechs Personen aufgestockt. Bobby Capps an den Keyboards, der allerdings auch schon damals Gastmusiker war, und Gary Moffatt an den Schlagstöcken gehören jetzt zum festen Stamm. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn sich aus dem Hause Van Zant was ankündigt, bin ich immer noch kribbelig und verspüre nach wie vor den Drang, mich mit dem Geleisteten auseinander zu setzen.
Zunächst der bange Blick ins recht düster gehaltene Booklet. Der berühmt berüchtigte Jim Peterik hat wieder zu einem nicht unerheblichen Teil seine Finger mit drin. Doch ich kann es zu Ihrer Beruhigung vorwegnehmen. Von Southern-Mainstream ist auf „Drivetrain“ nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die Jungs rocken schwer und erdig los wie auf kaum einer Platte zuvor.

„Something I Need“ und die Singleauskopplung „Hurts Like Love“ stampfen mit voluminösen Gitarren und schwülem Southern-Flair daher, dass einem die Luft weg bleibt. Ein Hauch von Songs, wie sie ZZ Top oder die Steve Schuffert Band öfter zum Besten geben, ist nachhaltig spürbar.
Bemerkenswert, dass die doch eigentlich recht dünne und helle Stimme von Don Barnes durch geschickte Variation dem Druck der Lieder stand hält. Donnie Van Zants Einsatz in der ersten Hälfte beschränkt sich auf „Haley’s Got A Harley“ und „Quick Fix“. Er wirkt frisch und angriffslustig, scheint seine vokalen Probleme bewältigt zu haben. Die Stücke gehen in Richtung bekannter Sachen wie „Jimmy Gillum“ oder „Deja Voodoo“.

„The Squeeze“ ist der Knüller des Albums. Duett der beiden Leader. Der Song überrollt einen mit Anleihen von Bad Company und Molly Hatchet dampflokartig; Southern Rock, wie er schöner nicht sein kann. Klasse Gitarrenspiel von Danny Chauncey.
Bis dahin kein Sand im Getriebe! Erst bei Nummer acht und neun gibt es mit dem diffus wirkenden „The Play“ und dem nicht wirklich aufregenden, funkig dahinschleichenden, Southern-Blues „Bad Looks Good On You“ zwei leichte Hänger.

„Trooper With An Attitude“ steht ganz im Zeichen von ZZ Top, die auch in den Credits gewürdigt werden; erinnert ein wenig an „Manic Mechanic“ von „Deguello“.
Etwas traditioneller im Stile der „Tour-De-Force“-Sachen geht es bei „Hiding From Yourself“ zur Sache. Mit einem recht amüsanten Text glänzt das abschließende „Sheriff’s County Line“ (ein böses Töchterchen verdreht so einigen Herren den Kopf und löst jede Menge Unheil aus), wird aber letztendlich musikalisch recht emotionslos performt. Das Stück hätte ich irgendwo dazwischen gepackt.

Aber insgesamt ein sehr ansehnliches Gesamtwerk, eine klare Steigerung zu „Resolution“, das sicherlich zur guten Laune, der im Moment sehr verwöhnten Southern-Rock-Gemeinde (nach den vielen guten Scheiben der letzten Zeit von diversen Bands, fehlt eigentlich nur noch Molly…) beitragen wird. Der Southern-Rock lebt!
Was gibt es sonst noch zu sagen? Die Texte behandeln die üblichen Themen des Genres, die einzige politische Botschaft enthält „Jam On“, das sich aber in angenehmer Form von der in Mode geratenen Heroisierung amerikanischer Kriegstaten abwendet.
Das Opus wurde aus einem Fundus von über dreißig bereits fertig geschriebenen Liedern zusammengestellt, so dass ich relativ optimistisch bin, dass bei der nächsten Studio-CD von 38 Special keine 5 an erster Stelle meines Alters stehen wird…

Sanctuary Records (2004)
Stil:  Southern Rock

01. Something I Need
02. Hurts Like Love
03. Haley’s Got A Harley
04. Jam On
05. Make Some Sense Of It
06. Quick Fix
07. The Squeeze
08. The Play
09. Bad Looks Good On You
10. Trooper With An Attitude
11. Hiding From Yourself
12. Sheriff’s County Line

38 Special
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Bärchen Records

Gary Rossington – That’s Me – CD-Review

Manchmal gibt es Dinge, die selbst einen hartgesottenen Musikliebhaber wie mich noch umhauen. Ich habe ja im Leben schon mit so einigem gerechnet, aber, dass Gary Rossington mal ein echtes Soloalbum herausbringen würde und darauf auch noch großartig singen würde, hätte ich, ehrlich gesagt, dem ansonsten immer so grimmig, wortkarg und abwesend wirkenden Musiker nie zugetraut.

Aber das am 04.12.1951 in Jacksonville geborene, einzige noch lebende Gründungsmitglied der legendären Southern Rock-Band Lynyrd Skynyrd scheint ein wahres Stehaufmännchen zu sein. Was hat der Mann nicht schon alles mitgemacht? Drogenprobleme, Autounfälle (GR ist ja quasi der Protagonist von „That Smell“), der unsägliche Flugzeugabsturz im Jahr 1977 (bei dem er sich Arme und Beine, nebst schwerster anderer Verletzungen, gebrochen hatte – mit Folgen bis in die heutige Zeit reichend), der Verlust unzähliger Bandkumpanen und Freunde, eine Operation am Herzen – und doch war es immer wieder Gary Rossington, der wie ein harter Fels in der Southern Rock-Brandung stehen blieb. Ein äußerst zäher Bursche, wie es scheint.

Im vorliegenden Falle wird Gary sich gedacht haben, was die beiden Van Zant-Brüder können, müsste ich doch eigentlich auch hinkriegen. Pat Buchanan, Ausnahmegitarrist in der Nashville-Studiomusikerzunft, Songwriter und auch Produzent, der Rossington (krankheitsbedingt) 2007 schon mal bei Skynyrd sporadisch für einige Gigs ersetzte, hatte wohl den Anstoß gegeben, es doch mal mit einer New Country-Platte zu versuchen.

Pat ließ seine Beziehungen spielen und brachte Gary mit einigen namhaften Songschreibern wie u.a. Hillary Lindsey, Rivers Rutherford, Brett James, Bobby Pinson und David Lee Murphy zusammen. Dazu stellte er ihm einen exklusiven Kreis von Instrumentalisten (Greg Morrow, Mike Brignardello, Gordon Mote, Tom Bukovac, Ilya Toshinsky, Jerry Douglas, Bryan Sutton, Dan Dugmore, Paul Franklin, Hillary Lindsey, Jon Randall) zur Verfügung und recht zügig war das Teil fertig. Buchanan zeigt sich natürlich mit Gary auch für die außerordentlich knackige Produktion verantwortlich.

Und selbst für ein Duett mit Megastar Taylor Swift reichte das von SRN üppig veranschlagte Budget. Klasse, wie das Mädel hier bei „Monday’s Gone“ unter Beweis stellt, dass sie auch gestandenen Rockgrößen Paroli bieten kann. Ein weiteres Duett liefert sich Gary auf dem aus der Rossington Collins Band-Zeiten bekannten „Misery Loves Company“ mit Ehefrau Dale Krantz (auch bei vielen Backgesängen involviert), welches diesmal sehr Steel- und Fiddle-betont (klasse Soli von Dugmore und Franklin) auf Country getrimmt wurde. Schön auch das flotte „Jacksonville Jaguars“, das Gary seinem Lieblings-Football-Club gewidmet hat. Erste Single ist das flotte und eingängige „Love Your Wife“ (gurgelnde Orgel, HT-Piano, tolle E-Soli von Gary und Tom Bukovac), dank des markanten Refrains mit sehr guten Chancen, in die Top-20 der Billboard Country Charts zu gelangen.

Das Highlight ist natürlich das sich (wie gewohnt) am Ende befindende „Free Bird“. Der Skynyrd-Klassiker wurde diesmal jedoch in eine mitreißende Bluegrass-Version verwandelt Das berühmte E-Gitarren-Finish wurde hierbei durch eine ebenso faszinierende Solopassage ersetzt, bei der sich Ilya Toshinsky am Banjo, Jerry Douglas (auch bekannt durch Alison Krauss & Union Station) an der Dobro, Bryan Sutton an der Mandoline und Buchanan an der Akustikgitarre in filigranster Weise die Finger wundspielen. Das ist Musik auf allerhöchstem Niveau. Herrlich!

Aber die wohl größte Überraschung des Albums ist der Lead-Gesang von Gary Rossington. Was hat der Typ für ein markantes Organ! Irgendwo zwischen Eddie Montgomery (Montgomery Gentry), Bill McCorvey (Pirates Of The Mississippi) und Hank Williams jr. liegend, besticht Gary immer wieder mit äußerst einfühlsamen, songdienlichen, aber vor allem auch sehr kräftigen und ausdrucksstarken Vocals. Keine Ahnung, warum man ihn nie vorher am Mikro hat singen gehört. Ich komme teilweise immer noch nicht aus dem Staunen heraus. Soviel Authentizität kann man nicht am PC nacherzeugt haben. Würde ich den Silberling nicht tatsächlich in der Hand halten, könnte man glatt meinen, es handele sich hier um einen Scherz! Der helle Wahnsinn!

Mit „That’s Me“ hat Gary Rossington ohne Zweifel wohl eine der größten Überraschungen des Jahres 2012 abgeliefert. Das Album, das am 1. April in den Handel kommen wird, verbindet modernen New Country glänzend mit auch durchaus traditionellen Klängen, ein gewisses Southern Rock-Ambiente ist ebenfalls omnipräsent. Neben seinen allseits bekannten Fähigkeiten als Gitarrist fördert es auch einen Gary Rossington als richtig guten Sänger zu Tage. Dazu ist es noch eine schöne Überbrückung bis zum nächsten Skynyrd Album und, wer weiß, vielleicht gibt es dort ja dann sogar ein Duett mit Gary und Johnny…

South Records Nashville (2012)
Stil:New Country & More

01. One Bad Man
02. Love Your Wife
03. Monday’s Gone
04. Honky Tonk Night Time Girl
05. Are You Loving Me
06. Still Alive
07. Jacksonville Jaguars
08. Misery Loves Company
09. Country’s Where The Heart Is
10. No More Time
11. Free Bird

Gary Rossington
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Van Zant – Get Right With The Man – CD-Review

Dritte Zusammenarbeit der beiden Van Zant-Brüder Donnie (38 Special) und Johnny (Lynyrd Skynyrd)! Um es gleich vorweg zu nehmen: Ganz klar die stärkste, und das ohne Wenn und Aber! Zwei gestandene Southern Rocker begeben sich auf, natürlich schön southern-infizierte, New Country-/Countryrock-Pfade und machen der Konkurrenz à la Montgomery Gentry & Co. mächtig Dampf „unterm Hintern“! Die beiden Vorgängeralben „Brother To Brother“ und „II“ waren sicherlich nicht von schlechten Eltern, klangen jedoch, auch wenn Donnie und Johnny ihre Southern-Roots nicht verleugneten, recht mainstreamig und (vor allem das zweite) ziemlich glatt.

Und besinnt man sich nun auf die Neigungen ihres großen Bruders Ronnie zurück, was lag da näher, als es mal mit einem southern-lastigen Country(rock)-Album zu versuchen, denn der liebte es schon damals die Einflüsse des Genres in so manchem Skynyrd-Songs unterzubringen, wie Stücke der Marke „Mississippi Kid“, „Made In Shade“, „Honky Tonk Night Time Man“ und andere eindeutig beweisen. So ist diese Entwicklung durchaus als konsequent zu bezeichnen, zumal Southern-orientierte Country-Musik in Nashville als Nische eigentlich noch nicht übermäßig besetzt ist, aber durchaus von Erfolg begleitet sein kann, wie es die bereits erwähnten Montgomery Gentry, Travis Tritt und ein paar Kollegen nachhaltig beweisen.

Und einer, der es ebenfalls vorgemacht hat, wie man beide Stilarten harmonisch miteinander kombinieren kann, ist Jeffrey Steele, der vor einigen Monaten ein überragendes Werk mit “Outlaw“ hingelegt hatte. Jener Mr. Steele wurde in nicht unerheblichem Maße beim Songwriting mit Donnie und Johnny, sowie als Backgroundsänger bei „Get Right With The Man“ eingebunden (hat auch eine kleine Gesangspassage bei „Been There Done That“), und auch Tom Hambridge ist in kompositorischer Hinsicht keine Zufalls-Wahl, denn auch der hat bereits häufiger bewiesen, dass er sich auf beiden Terrains bestens auskennt. Dritte im Songwriting-Bunde sind die Warren Brothers, die auch schon öfter für Skynyrd gearbeitet haben und somit ebenso als Experten beider Areale gelten.

Bleibt festzustellen, das hier durch eine brillante Wahl in Sachen Co-Writer, sowie intelligent gewählter Fremdschreiber, die gesunde Basis für eine prächtige Scheibe gelegt wurde. Der Kreis der Musiker, die sich an die delikate Angelegenheit herantrauen durften, ist klein, dafür aber umso exklusiver: Drums-Greg Morrow; Akustik-Gitarre-John Willis; Electric-Gitarren-Tom Bukovac, Kenny Greenberg; Bass-Michael Rhodes, Glenn Worff; Keyboards-Reese Wynans; Steel, Banjo-Russ Pahl; Fiddle-Glen Duncan; Percussion-Greg Morrow, Eric Darken; Background Vocals-Bekka Bramlett, Trez, Perry Coleman, Jeffrey Steele!

Dementsprechend spielt sich hier alles auf einem hohen Niveau ab. Hochkarätige Profis, die es vor allen Dingen auch richtig „southern“ können, halt, wobei natürlich auch die starken Gesangsleistungen der Van Zants explizit hervorzuheben sind. Beide klingen sehr frisch! Man merkt Ihnen den Spaß an der Geschichte deutlich an. Da wird sich variabel den Stimmungen der Lieder angepasst, aber auch geröhrt, gebölkt, gelacht, geflachst und sich zum Teil die Bälle im Duett zugespielt, wie beim rock’n’rolligen Gute Laune-Honkytonker „Plain Jane“. Nicht zu vergessen die herrlich, den Punkt treffenden. immer wieder geschickt eingestreuten, weiblichen Backgrounds, wobei Bekka Bramlett eine überragende Figur abgibt.

Der starke Opener „Takin’ Up Space“ kommt als fast 99%er Southern-Rocker daher, in einer absolut fetzigen Version einer imaginären Band, die „38 Skynyrd“ heißen könnte. „Country“ klingt da eigentlich nur ein im Break plötzlich auftauchendes Banjo. Dennoch, trotz des gewichtigen Southern-Anteils und des insgesamt recht rockigen Charakters, ist die knackige New Country-Note stets präsent. Das Schlagen der musikalischen Brücke zwischen Southern Rock und New Country ist bestens gelungen. Sehr Southern gewichtig sind noch „Sweet Mama“ (starkes Skynyrd-Cover von der „Vicious Cycle“-CD), „I Know My History“ (Biker-taugliche, Skynyrd-lastige Nummer), „I’m Doin’ Alright“ (könnte aus der 38 Special-Anfangsphase stammen), das zu Beginn recht holprige, aber schön rhythmisch dahin stampfende „Lovin’ You“, welches mittels der einsetzenden, satten SlideGitarre und dem Refrain mächtig Fahrt gewinnt, das bereits erwähnte „Plain Jane“, sowie „Been There Done That“, das auf dem rockigen, vorletzten Skynyrd-Album „Edge Of Forever“ keinen Vergleich hätten scheuen müssen.

Die Countryelemente stehen richtigerweise bei den Nummern im Vordergrund, bei denen man etwas mehr auf’s Bremspedal tritt. Wie bei solch melodischen Tracks, wie „Nobody Gonna Tell Me What To Do“, der Single „Help Somebody“ oder „I Can’t Help Myself“! Hier bekommen Banjo und Steelgitarre reichhaltigen Spielraum. Die Songs stecken aber dank knackiger Drums und fetter E-Gitarren-Einlagen dennoch voller Power!

Fazit: Donnie und Johnny Van Zant haben ein richtig starkes Southern-(New)Country(rock)-Album abgeliefert, das sowohl in Nashville, als auch in Atlanta oder Jacksonville (und natürlich bei uns) gefeiert werden dürfte. War nicht unbedingt zu erwarten, ist aber umso erfreulicher! Super Leistung, Boys! So „Get Right With The Van Zants“!

Columbia Records, 2005
Stil: New Country / Southern Rock

01. Takin‘ Up Space
02. Nobody Gonna Tell Me What To Do
03. Sweet Mama
04. Help Somebody
05. Things I Miss The Most
06. I Know My History
07. I Can’t Help Myself
08. I’m Doin‘ Alright
09. Lovin‘ You
10. Plain Jane
11. Been There Done That

Van Zant
Bärchen Records