Lynyrd Skynyrd – Last Of A Dyin‘ Breed – CD-Review

Just, als sich gerade bei uns der Sommer mit Wucht zurückmeldet, dürfte auch für Southern Rock-Freunde die musikalisch heißeste Phase dieses Jahres anstehen. Mit Blackberry Smoke, den Dirty Guv’nahs und Lynyrd Skynyrd stehen gleich drei Top-Bands mit ihren Neuveröffentlichungen in den Startlöchern. Da lacht doch sofort das Herz, zumal man in diesem Genre sicher schon lange nicht mehr der Gefahr einer Reizüberflutung ausgesetzt ist.
Drei Jahre sind tatsächlich schon wieder ins Land gezogen, seit seit unsere Long Time-Helden ihr kontrovers aufgenommenes God & Guns-Album, das wieder von Todesfällen der Bandmitglieder Ean Evans und Billy Powell (ersetzt mittlerweile durch Ex-Black Crowes-Basser Johnny Colt und Peter Keys) überschattet war, fabriziert hatten. Vor kurzem hatten sie sich noch in Berlin sehen lassen, Kollege Mike durfte sich am (Skynyrd-typischen Standardprogramm ‚erfreuen‘. Mich haben sie mit ihren ‚Konzerten von der Stange‘ als Besucher schon lange verloren.

Auch das „G&G„-Album habe ich seit meiner damaligen Rezension eigentlich auch so gut wie nicht mehr gehört. Trotzdem ist es als Southern Rocker der ersten Stunde natürlich irgendwie Pflicht, auf dem Laufenden zu bleiben. Gerade nach der überragenden aktuellen CD „The Whippoorwill“ von Blackberry Smoke, war ich dann doch wirklich neugierig, ob Rossington & Co. der heftigen Attacke ihrer Erben noch Stand halten können.
Um es vorwegzunehmen, ich bin von der neuen Scheibe „Last Of The Dyin‘ Breed“ richtig positiv überrascht. Endlich gibt es wieder schnörkellosen, kompakten, auf den Punkt gebrachten Southern Rock mit vielen E-Gitarrenfeinheiten, der mit der stärksten Zeit der Johnny Van Zant-Ära einhergeht. Es erinnert mich in vielen Phasen an ihr wohl bestes Album „Edge Of Forever“. Vor allem kommt es auch ohne hirnrissige, ami-typisch von Patriotismus getränkte, politische Statements aus.
Produziert hat wieder Bob Marlette, die Hauptsongwriter Johnny Van Zant, Gary Rossington und Rickey Medlocke haben sich einer ganzen Reihe von arrivierten Co-Autoren wie Tom Hambridge, Blair Daly, (John 5, Donnie Van Zant, aber auch jüngerer Kollegen (u. a. Shaun Morgan von Seether, Jaren Johnston von Cadillac Black oder Chris Robertson und Jon Lawhon von Black Stone Cherry) angenommen.

Allein schon der Auftakt mit dem slide-lastigen Uptempo-Titelsong und dem swampigen „One Day At A Time“ mit herrlichen Harmonies von Dale Krantz und Carol Chase sind schon eine echte Wonne. Aber auch im weiteren Verlauf wird das Niveau eigentlich auf konstant hohem Niveau gehalten. Die Ballade „Ready To Fly“ erinnert sogar an die Johnny Van Zant-Anfangstage, als er noch auf Solopfaden weilte.
Die fulminant gitarrenlastig rockenden „Life’s Twisted“ und „Nothing Comes Easy“ stehen in der Tradition starker Tracks wie „Workin'“ oder „O.R.R.“. „Honey Hole“ versprüht ein wenig „Voodoo Lake“-Flair, „Mississippi Blood“ (da singt nicht, wie von mir in meinem diesjährigen Aprilscherz prophezeit, Gary, sondern wie gewohnt Rickey mal sporadisch mit) und das abschließende „Start Livin‘ Life Again“ werden mit einer phantastischen Dobro-Guest-Performance von Jerry Douglas aufgewertet.
Insgesamt ein kurzweiliger Longplayer, der voraussichtlich wieder häufiger den Weg in meinen Player finden wird. Sicher ist Johnny Van Zant, gerade, was die Texte betrifft, kein Typ, der seinem verstorbenen Bruder (vor allem in Sachen unterschwelligem Humor) das Wasser reichen kann, auch werden die Songs nie den Kultstatus aus der Zeit seines großen Bruders erreichen, das müssen sie aber auch nicht. Hier haben er, Rossington und Medlocke wieder mal einen guten Kompromiss gefunden, der alle zufrieden stellen müsste.

Was ihre zukünftigen Live-Auftritte angeht, hat die Tatsache, dass die Nashville-Studiomusiker Greg Morrow und Mike Brignardello auf diesem Silberling die kompletten Drum- bzw. Bass-Parts eingespielt haben, meine Hoffnung, dass sich doch nochmal irgendeine Überraschung ereignen könnte, leider direkt wieder verflüchtigt. Meine Prognose lautet, dass es wie üblich zwei Tracks (vermutlich die beiden Opener) aus diesem Werk geben wird, dazu noch „Red, White & Blue“, ansonsten die üblichen zig-tausendmal abgenudelten Verdächtigen.
„Last Of A Dyin‘ Breed“ ist ein klasse Album geworden, das es auch wert ist, ausführlich auf der Bühne präsentiert zu werden! Die wahren Skynyrd-Fans können auch seit langem schon ohne „3 Steps“, „SHA“ und „Free Bird“ leben…!

Roadrunner Records (2012)
Stil:  Southern Rock

01. Last Of A Dyin‘ Breed
02. One Day At A Time
03. Homegrown
04. Ready To Fly
05. Mississippi Blood
06. Good Teacher
07. Something To Live For
08. Life’s Twisted
09. Nothing Comes Easy
10. Honey Hole
11. Start Livin‘ Life Again

Lynyrd Skynyrd
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Bärchen Records

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