Lynyrd Skynyrd – Vicious Cycle – CD-Review

Es mag Fakt und sicherlich Grund zur Freude sein, stolz auf eine dreißig Jahre lang währende Bandgeschichte mit erhobenem Haupt zurückblicken zu können.
Ich kenne keine andere Band, die es geschafft hat, trotz kaum noch aufzuzählender Rückschläge, wie z.B. Todesfällen, Drogengeschichten, interner Streitigkeiten oder fortwährendem Tourstress mit derart qualitativ hoher Musik, Dinge kontinuierlich wieder gerade zu rücken.

So gelang es auch dem aktuellen Lynyrd Skynyrd-LineUp, den Tod von Bassist Leon Wilkeson, sowie eine Herzoperation von Gary Rossington zu kompensieren und mit „Vicious Cycle“ das fünfte Studioalbum (wenn man „Endangered Species“ ausklammert) in der Zeit nach Ronnie Van Zant zu präsentieren. Seit ihrem Werk von 1991 sind mittlerweile auch schon 12 Jahre vergangen. Nach der starken letzten „Edge Of Forever“-CD, auf der bei vielen Stücken auf das Grundmuster alt bewährter Songs zurückgegriffen wurde, nähert man sich nach meiner Ansicht mit den neuen Liedern wieder eher der anderen, etwas melodischeren Jubiläumsscheibe, „Twenty“.

So sind gleich sechs der vierzehn Songs („Red White & Blue“, „Hell Or Heaven“, „Mad Hatter“, „Crawl“, „Life’s Lessons“, „Lucky Man“) im Balladen- bis Midtempobereich anzusiedeln, aber wie immer mit tollen Gitarrenparts veredelt. Für mich als Vertreter ruhigerer Töne natürlich recht angenehm, obwohl die Mamasöhnchen-Mentalität von Johnny Van Zant mittlerweile ein wenig nervt. Aber Boogiefreunde und Fans von straightem Southern Rock werden natürlich auch reichhaltig entlohnt. „Pick ‚Em Up“ (klasse Duett mit Rickey Medlocke), „Sweet Mama“ oder „Jake“ haben diesen unverwechselbaren Honky-Tonk-Touch, wo knackige Gitarren und Billy Powell’s unnachahmliche Pianoeinlagen ihren Stempel aufsetzten. Beim Opener „That’s How I Like It“, „All Funked Up“ und „Rockin‘ Little Town“ geht die Post wie gewohnt richtig ab und der typisch gitarrengetränkte, stampfende Rock jagt einem wohlige Schauer über den Rücken. Bläsereinlagen und weibliche Backgroundvocals halten sich angenehm im Rahmen.

Ob das abschließende „Gimme Back My Bullets“ als Hip-Hop-Hardcore-Rock-Bonustrack zusammen mit Kid Rock dem Ganzen eine moderne Note verpasst, sollte jeder selbst beurteilen; ich tendiere doch eher dann dazu, die Austaste zu betätigen oder wieder zum Anfang zurückzuschalten. Wie dem auch sei, Lynyrd Skynyrd ist wieder ein ausgezeichnetes Stück Southern-Rock gelungen.

Zu befürchten ist allerdings, dass die Band das ganze Jubiläumsgedönse einmal mehr dazu benutzt, um die bereits bis zum Erbrechen gebrachten alten Klamotten im Live-Repertoire erneut aufzuwärmen. Ich meine es ist nach fast zwölf Jahren an der Zeit, sich zur eigenen Identität selbstbewusst zu bekennen und den Fokus auf die aktuellen Lieder zu richten. That’s how I would like it!

Sanctuary Records (2003)
Stil:  Southern Rock

01. That’s How I Like It
02. Pick ‚Em Up
03. Dead Man Walkin‘
04. The Way
05. Red White & Blue
06. Sweet Mama
07. All Funked Up
08. Hell Or Heaven
09. Mad Hatter
10. Rockin‘ Little Town
11. Crawl
12. Jake
13. Life’s Lessons
14. Lucky Man
15. Gimme Back My Bullets (Bonus Track)

Lynyrd Skynyrd
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Bärchen Records

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