Van Zant – Always Look Up – CD-Review

Über das Van Zant-Comeback habe ich mich zunächst einmal gefreut. Die beiden Brüder hatten sich zuletzt (und das ist ja schon sehr lange her) auch im New Country-Bereich erfolgreich einen Namen gemacht. Aufgrund der stimmlichen Probleme von Donnie schien es, als hätte man dieses Duo-Kapitel dann eigentlich endgültig ad acta gelegt.

Jetzt tauchen Van Zant plötzlich wie die Phönix aus der Asche wieder auf und zwar beim in Melodic Rock-Kreisen bekannten italienischen Frontiers-Label, was auf eine wieder andere Musikrichtung schließen lässt, zumal es Johnny in den 80er Jahren unter dem Namen auch schonmal in recht ähnlichen Sphären versucht hatte.

Der auf „Always Look Up“ verwendete Musikstil ist durchaus Frontiers-kompatibel. Aufgrund der Texte und des biblisch anmutenden Covers, der vorab gesendeten Single „Jesus Christ“ (und auch den restlichen Stücken), ist das Ganze jedoch letztendlich durch und durch im Christian Rock zu verorten. Ich persönlich habe es zwar nicht so mit dem lieben Gott, aber es aber es gibt in diesem Bereich durchaus auch hörenswerte Musik, Third Day oder Zach Williams, Leader von Zach Williams & The Reformation als positive Beispiele mal angeführt.

Apropos ‚Lieber Gott‘, ich verstehe bis heute nicht, wie man sich im 21. Jahrhundert als aufgeklärter und gebildeter Mensch von Glauben und Religion beeinflussen, beziehungsweise vor den Karren spannen und manipulieren lassen kann. Hier wird letztendlich erfolgreich seit Jahrhunderten von gewissen Kreisen versucht, mit der Angst der Menschen vor Einsamkeit und dem Tod, sich seine meist auf zweifelhaften Wegen ergatterten Errungenschaften wie Macht, Reichtum und Privilegien zu sichern. Am Ende regiert auch hier, wenn man ehrlich wäre, wie überall, der schnöde Mamon, zuletzt zerfällt man trostlos wie die von der Amsel verspeiste Fliege in seine Moleküle und das war es dann.

Auch an den Moslem ist mein gut gemeinter Rat, sich bei Bedarf den 100 Jungfrauen zu Lebzeiten und im besten Mannesalter zu widmen, jedenfalls lange bevor das meist traurige und schmerzhafte Ende naht.

Die Amis haben Donald Trump ein zweites Mal mit überwiegender Mehrheit demokratisch gewählt, viele davon höchst gläubig. Die spinnen, die Amis, um es mal nach einem berühmten Comic abzuwandeln. Vermutlich zählen auch Johnny und Donnie Van Zant zu seinen Folllowern…

Trotzdem sollte man deswegen ihre musikalischen Leistungen der Vergangenheit nicht verdammen, da haben sie ohne Zweifel gerade uns Southern Rock-Fans mit vorzüglichen Kreationen über viele Jahrzehnte hinweg beglückt. Und somit gilt es für mich hier auch zunächst, den musikalischen Gesamteindruck zu bemessen.

Mit Musikern wie u. a. Mark Matejka (Lead Guitar, Rhythm, Slide), Carl Lindquist (Lead Guitar, Rhythm, Slide), Jimmy Carter  (Bass Guitar), Shawn Fichter (Drums & Percussion), Jeffrey Roach, Chris Hurst und  Dennis Wage (alle keyboards), ist ein solides instrumentelles Fundament gelegt. Johnny singt wie eh und je, bei Donnie merkt man allerdings schon die gesundheitlichen Einschränkungen, sein Leadvocal-Anteil ist hier eher dosiert eingesetzt, manchmal sogar etwas befremdlich wirkend.

Die elf Songs sollen und das ist bei dieser Thematik natürlich klar, instrumentell leicht bekömmlich sein und gut im Ohr hängen bleiben, was auch unzweifelhaft gelingt. Musikalisch gibt es deshalb nur wenig zu meckern, da ist, wenn man auf stilvoll gespielte melodische Kost steht, alles im grünen Bereich.  Dem vermeintlichen Frontiers-Anforderungsprofil, eingängiger Melodic Rock gepaart mit christlichen Texten und anpreisendem Gesang, wird vollends Genüge geleistet.

Bester Track mit Abstand ist das finale „Jesus Christ„, ein episch anmutender Rocker a la Whitesnake mit Skynyrd-Southern-Touch. Annehmbar sind auch das atmosphärisch stampfende „Warrior“ (Powerrefrain, starke E-Gitarren, weibliche Harmonies) und das dezent allmanesk angehauchte „Holy Moment“.

Man kann angesichts der textlich Ergüsse seiner Brüder auf „Always Look Up“ allerdings nur hoffen, dass Ronnie Van Zant nicht nach oben schauen, beziehungsweise noch hören kann, denn der würde sich dann vermutlich in Dauerrotation vor Grauen im Grab umdrehen…

In der Gesamtschau der musikalischen Leistungen aller drei Van Zant-Brüder, von Anfang an bis heute, ist „Always Look Up“ sicherlich der absolute Tiefpunkt. Amen!

Frontiers Records (2024)
Stil: Christian Rock

01. Awesome God
02. Stand Up
03. Warrior
04. There You Are
05. Speak His Name
06. Why God Brought Me Here
07. Praying
08. It’s Up to You
09. Holy Moment
10. Leaning on the Cross
11. Jesus Christ

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Van Zant – Red White & Blue (Live) – CD-Review

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Eines muss man den Van Zants lassen: Verkaufstüchtig waren Donnie und, ganz besonders, Johnny, schon immer. Ihr schelmisches Grinsen auf dem Cover sagt da schon Einiges. In einer Zeit, wo es mal wieder ziemlich ruhig um 38 Special und Lynyrd Skynyrd, abgesehen von ihren weiter immer noch voller Spannung zelebrierten Live-Konzerten (…), ist, haben sich die beiden jüngeren Brüder von Ronnie Van Zant an ihre Duo-Zeit in Nashville zurückbesonnen und voller Freude festgestellt, dass es noch Live-Mitschnitte ihrer 2006er ‚Get Right With The Man-Tour‘ (mit Gretchen Wilson), speziell vom Gig im Wild Adventures Theme Park in Georgia gibt.

Die müssten doch eigentlich an den Mann, bzw. natürlich auch an die Frau zu bringen sein. Und damit die Fans ihrer beiden Hauptbands auch noch mit ins Boot genommen werden können, nahm man, weitsichtig, wie sie schon damals waren, Songs wie „Wild Eyed Southern Boys“, „Red White & Blue“, „Call Me The Breeze“ und „Sweet Home Alabama“ mit in die Setlist. Gerade die 672. und 968. Version bzgl. der beiden letztgenannten Stücke will ja bestimmt jeder sein Eigen nennen. Man könnte ja was verpasst haben…

Als Titel und Center wurde allerdings zur leichten Irreführung der, 2003 von Donnie, Johnny und den Warren Brothers für das Skynyrd-„Vicious Cycle„-Album kreierte, Track „Red White & Blue“ gewählt. Die Erklärung dafür gibt’s dazu als Textbausteine aus dem Van Zantschen Phrasenfundus: „The song was a key moment – especially the lyric ‚We’re trying to sing the truth to you‘. I think that’s what we’ve always done. That’s one of the reasons both Skynyrd and the things we’ve done as Van Zant have been around so long. We really don’t know how to do anything else except sing about what we know, and try to tell the truth. I try to be as honest as possible, and I think people see that. We’re not trying to be anybody we’re not”, so Johnny Van Zant.

Mit den seiner Zeit beteiligten Musikern wie Eric Lundgren, Keyboarder Bobby Capps und Steelgitarrist Mark Muller wurde dann ansonsten das einstige Album „Get Right Withe The Man“ aus dem Jahre 2005 in fast detailgetreuer Manier runtergespielt. Sicherlich würde man sich in unserem Lande (und auch ich) freuen wie ein kleines Kind, hätte man so ein Konzert mal live erleben können, aber auf CD ist das in der heutigen Zeit, ehrlich gesagt, nicht mehr als ein kurzes nostalgisches Hör-Intermezzo wert. Auf DVD/Blue Ray hätte ich einem solchen Konzertmitschnitt evtl. noch eine gewisse Legitimation attestiert.

Fazit: Wieder mal eine (recht überflüssige) Veröffentlichung in der langen Reihe der Aufwärmprodukte aus dem berühmten Van Zant-/Skynyrd-/38 Special-Dunstkreis. Fairer Weise muss man sagen, dass die musikalische Qualität des Werkes an sich natürlich unantastbar ist, Van Zant klingen hier, im Vergleich zum Studio, sogar etwas Southern-rockiger. Zu empfehlen für Leute, die das Studio-Album nicht kennen/haben oder natürlich für alle Sammelfanatiker. Ansonsten meiner Ansicht nach aber eher ‚Red White & Schmu‘!

Loud & Proud Records, 2016
Stil: New Country / Southern Rock

01. Takin‘ Up Space
02. Nobody Gonna Tell Me What To Do
03. Sweet Mama
04. Wild Eyed Southern Boys
05. Things I Miss The Most
06. I Know My History
07. Help Somebody
08. Plain Jane
09. I Can’t Help Myself
10. I’m Doin‘ Alright
11. Red White & Blue
12. My Kinda Country
13. Call Me The Breeze
14. Sweet Home Alabama

Van Zant
Bärchen Records