Ben Granfelt – My Soul Live To You – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Der finnische Gitarrist und Songwriter Ben Granfelt nutzte die letzte Tour, um eine Live-Scheibe auf den Markt zu bringen. Auf der CD beschreibt Ben sie als eine, die ihm bisher am meisten Spaß von allen gemacht hat. Und er hat ja wahrlich mit Acts wie u. a. den Leningrad Cowboys, den Guitar Slingers oder auch Wishbone Ash schon einiges hinter sich.

Mit dem Werk möchte er seine Hörer nochmals daran teilhaben lassen. Der Spaß war Ben Granfelt und seiner Band, Masa Maijanen am Bass und Santeri Saksala an den Drums, jedenfalls anzusehen, als ich am 18.09.2018 einem der Konzerte im Kölner Yard Club beiwohnte und wir von Sounds of South, ein Review von dem starken Auftritt schrieben. Umso mehr freute mich seine Anfrage nach Bildern für das Albumartwork irgendwann im Winter und die Spannung über das Ergebnis war natürlich dementsprechend groß.

Das Livefeeling des Werks ist direkt dadurch spürbar, dass eine kurze Bandankündigung vor dem ersten Song, dem bluesigen „Hangman`s Dream“, im Stile rockiger Bluesbans wie Ten Years After und ZZ Top, als Intro belassen wurde. Schon hier zeigt sich die Energie des Trios. Der treibende Rhythmus wird durch Bass und Drums sowie Bens Gitarrenspiel vorgegeben, und dann immer wieder von starken Gitarrensoli durchbrochen.

Mit „Wayward Child“ wird es ruhiger, sehr melodisch. Sehr schnell wird deutlich, warum Andy Powell, Ben damals zu Wishbone Ash lotste: tolles Songwriting und fulminantes E-Gitarrenspiel.

Im rockigen „Confession Time“ demonstiert Ben Granfelt neben seinem angenehmen Gesang, mit welcher gitarrentechnischen Variabilität er sein Instrument beherrscht. Höhrenswert auch die Basseinlage von Masa Maijanen und das zwischendrin eingeflochtene „Sex & Drugs & Rock`n`Roll“ .

Ein Freund von mir, der damals mit seiner Band als Support, Ben Granfelt mit den Guitar Slingers begleitete, erzählte, dass Ben im Tourbus, fast jeden Rockklassiker nachspielen konnte.

Das spiegelt sich auch bei dem zeitweise psychedelisch vorgetragenen „A Better Place“ wieder, wo zwischendurch auch Nuancen vom Hendrix-Evergreen „Little Wing“ durchschimmern.

In „Heart On Your Sleeve“, zunächst mit klassischen Bluesriff eingeleitet, spielt Ben die Gitarre dann leicht funkig, um schließlich in seinem ureigenen Stil einen Rocksong hinzulegen, der auch erkennen lässt, dass er von der Musik von Pink Floyd inspiriert wurde.
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„Open Road“ zeigt wieder seine bluesige Seite mit einem sphärischen Mittelteil, bei der die Lautstärke und die Präsenz der Instrumente zum Teil auf ein Minimum begrenzt werden. Als Kontrast zu den vorhergehenden Tracks,  kommt beim folgenden „Open Up From The Neck Up“ die eher härtere Seite des Finnen zum Tragen, wobei das treibende, eher brachiale Spiel in einem Aerosmith-ähnlichen Outro endet.

Das kurze Instrumental „Endless“ fließt als Intro in den Titelsong des aktuellen Studioalbums „My Soul To Yo“ hinein. Ein Klassesong, in dem Ben dem Gitarrenspiel eines Mark Knopfler zu Beginn der guten alten Dire Straits Zeiten in Nichts nachsteht.

Der krachende Bluessong „Allmighty Blues“ läutet dann das furiose Finale des Albums ein, dem mit „Going Home“, einem seiner stärksten Kompositionen mit hohem Wiedererkennungswert, ein auch vom Titel her passender Song zum Ende eines Konzertes folgt.

In der Liveversion setzt er noch einmal einen oben drauf, in dem er das Stück jammend ausklingen lässt und in einem furiosen Solo, Teile von „Layla“, aber auch Riffs von „Hey Joe“ einbaut, ohne seinen eigenen Stil zu verlieren und irgendwie immer wieder beim eigentlichen Song landet. Eine absolute Hammerversion!

Wirklich beendet wird der Ausschnitt seiner ‚My Soul To You‘-Tour mit dem letzten Lied der gleichnamigen Platte „Sunrise“, ein teilweise an Pink Floyd erinnerndes Instrumental.

Ben Granfelt hat mit diesem Livealbum einen groben Querschnitt durch sein musikalisches Schaffen abgeliefert, wobei die beiden letzten Alben „Another Day“ und „My Soul To You“ allerdings im Vordergrund standen.

.Die Songauswahl ist absolut gelungen, auf einige starke Covernummern und solche aus seiner Phase mit Wishbone Ash, die er auf der Tour performte, wurde verzichtet.

So handelt es sich um ein in jeder Hinsicht unverwechselbares Ben Granfelt-Album, das sich demnach auch zu kaufen lohnt, wenn man die Studioalben schon besitzt, da die Tracks live zum Teil ein anderes Gesicht haben.

Wer die Tour selbst erlebte, wird mit der Scheibe ein schönes Erinnerungsstück haben, wer nicht dabei war, wird sich bei den präsentierten Songs ärgern, nicht dabei gewesen zu sein und es mit Sicherheit beim nächsten Mal nachholen.

Musiker:
Ben Granfelt – Gitarren und Gesang
Masa Maijinen – Bass, Backgroundgesang
Santeri Saksala – Drums, Backgroundgesang

Eigenproduktion (2019)
Stil: Rock

Tracks:
01. Hangman’s Tree
02. Wayward Child
03. Confession Time
04. A Better Place
05. Heart On Your Sleeve
06. Open Road
07. Check Up From The Neck Up
08. Endless
09. My Soul To You
10. Almighty Blues
11. Going Home
12. Sunrise

Ben Granfelt
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Ben Granfelt – 18.09.2018, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Dienstag Abend – Ben Granfelt hautnah  in Köln – und keiner geht hin. Nun gut, ganz so schlimm war es dann doch nicht, aber knapp 35 Leute bei so einem versierten Musiker wie ihm, ist dann doch schon wirklich bitter zu erleben. Der deutsche Michel und seine Michaela gucken halt lieber Fußball oder besuchen Ed Sheeran und Helene Fischer in anonymer Masse weit weg vom Schuss, dann dafür aber zu Wucherpreisen…

Das frühere Mitglied der Lenningrad Cowboys, von Guitar Slingers und Wishbone Ash, samt seiner Rhythmus-Combo Masa Maijanen (bass, bgv) und Drummer Santeri Saksala (auch Mitglied bei den finnischen Proggern Wheel), ließ sich davon aber nicht schocken und lieferte vom Opener „Check Up From the Neck Up„ an – absolut professionell – einen starken Gig ab.

Als zweites Stück folgte direkt mein Favorit des Abends. Granfelt & Co. brachten eine megastarke Version von Gerry Rafferties „Baker Street“, wobei die berühmten Sax-Parts durch Bens Les Paul ersetzt wurden.

Ein weiteres starkes Cover erfolgte mit Pink Floyds Klassiker „Breathe“. In den Fokus gesetzt wurde natürlich das noch relativ frisch auf dem Markt befindliche, neue Album „My Soul To You“, das dann auch mit Tracks wie „A Better Place“, „Mind Your Head And Watch Your Step“, „Life, Living And You“ und dem bluesig-balladesk angehauchten tollen Titelsong angemessen beworben wurde.

Granfelts Wishbone Ash-Phase wurde anhand von „Faith, Hope And Love“ sowie dem „Almighty Blues“ gehuldigt. Mit „Open Road, Open Book“, dem ZZ Top-shuffligen „Hangman’s Tree“ übergehend in „Wayward Child“ (Rory Gallagher) und seinem Paradelied “Going Home” waren weitere markante Songs in die Setlist integriert, bei denen Ben seine technisch brillanten Solokünste auf den insgesamt drei unterschiedlichen Gitarrentypen zu Hauf in den Vordergrund stellte.

Nach dem Konzert zeigte sich der, auch während des Auftritts locker aufgelegte Finne (immer ’ne kleine Anekdote vor den Songs auf den Lippen) von einem Bild aus einem früheren, von uns beleuchteten Gig, ziemlich beeindruckt, das Gernot auf einer Hochglanz-Stahlplatte herstellen lassen und zum Signieren mitgebracht hatte. Somit insgesamt ein schöner Abend, der wirklich  deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Vielen Dank wie immer an Marcus Neu für die Akkreditierung.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Masa Maijanen (bass, bgv)
Santeri Saksala (drums, bgv)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ben Granfelt
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Yard Club, Köln

Ben Granfelt Band – 17.02.2017, Blues, Rhede – Konzertbericht

Granfelt Haupt

Big Ben Time im Sounds Of South! An diesem Wochenende haben wir uns mit der Ben Granfelt Band sowie Ben Poole gleich zwei ‚Benjamine‘ vorgenommen, wobei die Finnen um ihren Chef Ben Granfelt im schönen Blues in Rhede den Anfang machten.

Ben Granfelt hat als Musiker und Mitglied von Bands wie Gringos Locos, den berühmten Lenningrad Cowboys, Guitar Slingers und der Kultband Wishbone Ash schon einige interessante Stationen in seiner Karriere durchlaufen. Mein einziger Berührungspunkt mit ihm war bisher sein Doppelalbum, das er mit den Guitar Slingers kurz vor der Jahrtausendwende eingespielt hat und ihn zumindest ansatzweise mit dem Southern Rock einte.

Nebenher hatte Ben auch immer sein Solo-Projekt gepflegt. Diesmal ist er mit seinen finnischen Kumpanen Miri Miettinen und John „Groovemeister“ Vihervä im Rahmen seines neuen Albums „Another Day“ auf Europa-Tournee unterwegs. Schmunzeln musste ich sofort, als ich bei Vihervä, der in seinen bunt verzierten Klamotten wie ein Überbleibsel aus der Hippie-Generation-Ära anmutete, ein Motiv auf seinem T-Shirt erblickte (siehe Bildergalerie), das ich mal vor einigen Jahren in stattlicher Größe für mein Wohnzimmer gemalt hatte. Zufälle gibt es!

Aber kommen wir zum Wesentlichen. Die drei Finnen legten pünktlich um 21:00 Uhr mit einem Instrumental los, bei dem Ben die Drähte seiner blau-weißen Stratocaster erstmals mit filigranem Spiel anwärmte. Im ersten von zwei Sets präsentierten die Drei mit dem unter Wah-Wah-Klängen dahinstampfenden „Too Many Gods“ und dem ordentlich groovenden „Confession Time“ zunächst zwei Stücke aus Granfelts 2006er Werk „The Sum Of Memories“.

„Another Day“ (mit teilweise Fusion-mäßiger E-Gitarrenarbeit), das atmosphärische  „Shine Like The Sun Over Me“ und das – nomen est omen – rockige „Rocking The Boat“ (ZZ Top-Flair) rückten dann sein aktuelles Werk stark in den Fokus. Mit dem Melodic Blues „Falling For You Again“ von 2001 (zwei sehr schöne E-Soli von Ben – am Ende mit kurzem Pink Floyd-Intermezzo) wurde nach der Länge einer Fußballhälfte die Pause eingeläutet.

Im zweiten Set ging es mit „Hangman’s Tree“, „Wayward Child“ (grandioses E-Solo am Ende), dem psychedelisch angehauchten „Open Road, Open Book“ von der neuen CD weiter, Granfelt wechselte bei diesen Tracks zur Gibson Les Paul. „Endless“ widmete Ben einem seiner Heroes, Jeff Beck, mit „Breathe“ (Pink Floyd) wurde dann die große Cover-Phase eingeläutet.

Hier wurden bekannte Stücke, wie u. a. Deep Purples „Space Truckin'“, „Woman From Tokyo“ und „Hush“ (mit kurzem Gesang), Creams „White Room“, Hendrix‘ „Third Stone From The Sun“ und Derek And The Dominos‘ berühmtes „Layla“ in anspruchsvoll gestaltete Intrumentalversionen als Medley gekleidet. Zwischendrin konnten sich Vihervä und Miettinen noch mit Soli kurz austoben.

Mein Highlight war das schon fast in Melodic Rock-Manier performte „Going Home“ als erste Zugabe, bei dem Ben nochmals alles aus seiner Strat herausholte. Herrlicher Song! Der tollen Stimmung im Blues geschuldet, ließen sich die drei Musiker, die der anstrengenden Tour, kräftemäßig gegen Ende, doch ein wenig Tribut zollen mussten, noch zu einem weiteren Nachschlag bewegen. Hier verwandelte  Granfelt „Little Wing“ instrumentell in ein eigenwilliges Konglomerat aus Hendrix-, Beck- und Black Sabbath-Ingredienzien und ließ ein weiteres Mal seine technische Brillanz in Sachen E-Gitarrenspiel aufblitzen.

Ben Granfelt kehrte an an diesem Abend mit seinen Leuten ins Blues zurück, wo mit seinem Auftritt 2009, die Geschichte dieser ansprechenden Location im westlichen Münsterland begann und diese hoffentlich noch lange mit solchem Engagement weitergeführt wird. Sounds Of South bedankt sich für die unkomplizierte Akkreditierung.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, guitars)
John „Groovemeister“ Vihervä (bass, bgv)
Miri Miettinen (drums, bgv)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ben Granfelt Band
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Blues Rhede