Warren Haynes – Million Voices Whisper – CD-Review

Die Geschichte der Allman Brothers  dürfte sich aller spätestes mit dem Ableben der beiden wichtigsten und prominentesten Akteure Gregg Allman und Dickey Betts wohl endgültig erledigt haben. Dennoch braucht man sich über die Erhaltung des Spirits dieser Musik auch in kreativer Hinsicht wohl keine Sorgen zu machen.

Immerhin gibt es ja noch viele Sprösslinge der beiden Protagonisten, die ebenfalls auf musikalischem Parkett unterwegs sind und eben auch Warren Haynes, der seit seinem Einstieg, ich meine es wäre bei „Seven Turns“ gewesen, ein überaus langjähriges Mitglied war und die DNA der Band dementsprechend verinnerlicht hat.

Haynes, ein ‚Hans Dampf in allen Gassen‘ (u. a. solo, Gov’t Mule, The Dead) ist jetzt mal wieder mit einer Solo-Platte unterwegs und hat sich mit Derek Trucks einen weiteren ehemaligen ABB-Kumpanen für sein neues Werk „Million Voices Whisper“ für drei Songs mit ins Boot geholt. Reichhaltige Slide-Garantie somit inbegriffen.

Beim verspielten Opener „These Changes“ lassen die beiden im hinteren Bereich direkt eine „Blue Sky“-Gedächtnis-Solo-Passage vom Stapel, dass einem sofort das Herz aufgeht. Trucks ist dann noch an der herrlichen Southern Soul-Ballade „Real, Real Love“, ursprünglich gemeinsam mit Gregg Allman geschrieben und gleichzeitig mein Lieblingsstück des Longplayers, sowie beim abschließenden 9 1/2-minütigen „Hall Of Future Saints“, wo Haynes seine persönlichen Blues-Legenden in einem typischen ABB-Jam seiner Handschrift huldigt.

Weitere namhafte Akteure finden sich mit Lukas Nelson and Jamey Johnson beim starken „Day Of Reckoning“ und Saundra Williams mit zum Teil herrlichen Backing Vocals in gesangstechnischer Hinsicht ein, John Medeski an den Keyboards, der langjährige Schlagzeuger Terence Higgins (von der Dirty Dozen Brass Band) und Gov’t Mule-Bassist Kevin Scott (schön trocken und knöchern), sowie  Greg Osby am Saxophon setzen instrumentell die Akzente im Hintergrund.

„Go Down Swinging“ offeriert den Swing de Südens, „You Ain’t Above Me“ hätte auch auf Warrens damalige Debütscheibe „Tales Of Ordinary Madness“ gepasst. Erste Single ist „This Life As We Know It„, ein Track über die universelle Botschaft für die Umarmung der positiven Veränderungen und den Blick nach vorne durch eine neue Linse – eine, die im Inneren beginnt, von der der GRAMMY Award ausgezeichnete Haynes ergänzt „Das Lied hat eine sehr aufbauende Botschaft und auch musikalisch ist es einfach ein sehr positiver Song. Ein Stück, mit dem wir uns alle identifizieren können. Es geht darum, sich vorwärts zu bewegen und viele Dinge zu überwinden, aber auch darum, sich im Leben und mit sich selbst wohl zu fühlen.“

„From Here On Out“ und „Till The Sun Comes Shining Through“ stehen für seine Songwriting-Kunst, Melodisches und Emotionalität stilvoll zu kombinieren, das freakige „Lies, Lies, Lies > Monkey Dance > Lies, Lies, Lies“ (8 1/2 Minuten) und das treibend-stampfend groovende „Terrified“ (knapp 7 Minuten) werden erneut die Glückshormone der Jam-Fans in den ABB- und Gov’t Mule-Gemeinden zu Haufe freisetzen.

„Million Voices Whisper“ beinhaltet eine Reihe von kraftvollen, gefühlvollen Tracks, die die eloquente Musikalität eines dreifach talentierten Blues Rockers mit dem glühenden Geist eines vitalen, kreativen Künstlers auf dem Höhepunkt seiner Kräfte verbinden, heißt es im Begleittext dieses wirklichen Highlights. Dem bleibt aus meiner Sicht nichts hinzufügen. Warren Haynes in Weltklasse-Form!

Fantasy Records/Concord/Universal Music (2024)
Stil: Southern (Jam) Rock

Tracks:
01. These Changes (feat. Derek Trucks)
02. Go Down Swinging
03. You Ain’t Above Me
04. This Life As We Know It
05. Day Of Reckoning (feat. Lukas Nelson and Jamey Johnson)
06. Real, Real Love (feat. Derek Trucks)
07. Lies, Lies, Lies > Monkey Dance > Lies, Lies, Lies
08. From Here On Out
09. Till The Sun Comes Shining Through
10. Terrified
11. Hall Of Future Saints (feat. Derek Trucks)

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Various Artists – Highway Butterfly: The Songs Of Neal Casal – CD-Review

Review: Michael Segets

Nicht jeder SoS-Leser besitzt eines der vierzehn Alben von Neal Casal in seiner Sammlung, aber ich würde wetten, dass sich zumindest ein Track, auf dem er mitwirkte, in ihrem jeweiligen Archiv findet.

Casal war Mitglied bei The Cardinals, der Begleitband von Ryan Adams , sowie bei der Chris Robinson Brotherhood. Er spielte bei Beachwood Sparks und GospelbeacH („You Don’t See Me Crying“), Hazy Malaze („Soul Gets Lost“) und Circles Around the Sun („All The Luck In The World”, „Bird With No Name“), die ihn auf dem Tribute würdigen. Auch bei Hard Working Americans – zusammen mit Todd Snider – sowie bei The Skiffle Players war Casal aktiv. Als Sessionmusiker stellte der Multiinstrumentalist seine Fähigkeiten einer Vielzahl von Künstlern zur Verfügung. So arbeitete er unter anderem mit Todd Thibaud , Lucinda Williams, Tift Merritt, Amanda Shires und Willie Nelson zusammen.

Von außen betrachtet, würde man von einer erfüllten Karriere ausgehen. Casal schied allerdings 2019 mit fünfzig Jahren freiwillig aus dem Leben. Sein Freund und Manager Gary Waldman stieß das Tribute-Projekt an. Dave Schools (Widespread Panic) und Jim Scott produzierten das Werk mit, das schnell einen ungeahnten Umfang annahm. Ursprünglich auf achtzehn Songs angelegt, versammelt es in der Endfassung nun 41, die auf drei CDs beziehungsweise fünf LPs festgehalten sind. Als das Vorhaben bekannt wurde, meldeten sich viele Musiker, die mitwirken wollten. Letztlich nahmen 130 an dem Projekt teil.

Darunter sind viele Interpreten vertreten, die bei SoS keine unbekannten sind: Steve Earle & The Dukes („Highway Butterfly“),Shooter Jennings („Maybe California”), Susan Tedeschi & Derek Trucks („Day In The Sun“),Warren Haynes („Free To Go”), The Allman Betts Band („Raining Straight Down”) und Marcus King („No One Above You”).

Daneben steuern viele hierzulande nicht so geläufige Musiker ihre Versionen der Casal-Songs bei und hinterlassen so selbst eine Visitenkarte, um sich mit ihren Werken in Zukunft auseinanderzusetzen. Besonders „Detroit Or Buffalo“, performt von Jonathan Wilson und Hannah Cohen, sticht durch den erdigen Sound auf der ersten CD hervor. Auf der zweiten Scheibe überzeugt das rockige „Willow Jane“, das Britton Buchanan beiträgt, der bei The Voice in Amerika durchstartete. Angie McKenna singt „Fell On Hard Times“, welches in Ergänzung mit dem letzten Stück („I Will Weep No More“ – Robbie Robb) auf der dritten CD die Facetten des Songwritings von Casal eindrucksvoll belegt.

Die Zusammenstellung verdeutlicht Casals Talent. Sein eigener Stil im Bereich harmonischer und melodiöser Americana-Songs scheint auch bei den versammelten Interpretationen der anderen Musiker durch. Einzig der Song „Death Of A Dream“ erhält durch J Mascis (Dinosaur Jr.) eine völlig andere Ausrichtung, indem er ihn in einer Independent Rock-Version präsentiert. Bemerkenswert ist sicherlich auch das Lebenszeichen von Puss N Boots („These Days With You“), dem Alternative Country-Trio mit Nora Jones.

Dass das Projekt so eine große Resonanz gefunden hat, zeugt von dem Ansehen, das Neal Casal unter seinen Kolleginnen und Kollegen genoss. Möglicherweise spielte auch der Umstand eine Rolle, dass die Erlöse der Neal Casal Music Foundation zugutekommen. Die gemeinnützige Organisation unterstützt unter anderem die musikalische Bildung von Schülerinnen und Schüler in New York und New Jersey.

„Highway Butterfly: The Songs Of Neal Casal“ ist ein liebevoll gestaltetes Juwel geworden. Die Vinyl-Ausgabe enthält viele Extras wie die Songtexte, Aufkleber, Poster und unveröffentlichte Fotos. Casal betätigte sich auch als Fotograph, wobei das 48-seitige Booklet einen Einblick in diese Seite seines Schaffens gibt.

Obwohl Neal Casal zu Lebzeiten der ganz große Durchbruch verwehrt blieb, hinterlässt er ein beeindruckendes Werk, das durch eine Vielzahl von Musikern auf dem Tribute „Highway Butterfly: The Songs Of Neal Casal“ ins Gedächtnis gerufen wird. Ehemalige Weggefährten, Größen der Americana-Szene und Newcomer zollen ihm ihren Respekt und zeigen zugleich Casals Gabe, sensible und melodiöse Songs zu verfassen.

Neal Casal Music Foundation – Royal Potato Family (2021)
Stil: Americana

Tracks:
CD 1
01. Traveling After Dark – Aaron Lee Tasjan
02. Need Shelter – Jaime Wyatt
03. You Don’t See Me Crying – Beachwood Sparks & GospelbeacH
04. No One Above You – Marcus King
05. Feathers For Bakersfield – Fruit Bats
06. All The Luck In The World – Billy Strings & Circles Around the Sun
07. Sweeten The Distance – Dori Freeman & Teddy Thompson
08. Time Down The Wind – Hiss Golden Messenger
09. Me & Queen Sylvia – Johnathan Rice
10. Wisest Of The Wise – Mapache
11. Freeway To The Canyon – Phil Lesh & The Terrapin Family Band
12. Feel No Pain – Leslie Mendelson
13. Detroit Or Buffalo – Jonathan Wilson & Hannah Cohen
14. Day In The Sun – Susan Tedeschi & Derek Trucks

CD 2
01. Bird With No Name – Jimmy Herring & Circles Around The Sun
02. Maybe California – Shooter Jennings
03. White Fence Round House – Vetiver
04. December – Todd Sheaffer
05. Grand Island – Courtney Jaye
06. Superhighway – Oteil Burbridge & Nick Johnson & Steve Kimock & John Morgan Kimock & Duane Trucks
07. Willow Jane – Britton Buchanan
08. Too Much To Ask – Kenny Roby & Amy Helm
09. Time And Trouble – Bob Weir & Jay Lane & Dave Schools
10. Death Of A Dream – J Mascis
11. The Cold And The Darkness – Tim Heidecker
12. Free To Go – Warren Haynes

CD 3
01. So Far Astray – Rachel Dean
02. Highway Butterfly – Steve Earle & The Dukes
03. Angel And You’re Mine – Victoria Reed
04. Pray Me Home – Jason Crosby
05. Lost Satellite – Lauren Barth
06. The Losing End Again – Jesse Aycock
07. These Days With You – Puss N Boots
08. Cold Waves – Tim Bluhm & Kyle Field
09. Best To Bonnie – Zephaniah Ohora & Hazeldine
10. Let It All Begin – The Mattson 2
11. You’ll Miss It When It’s Gone – Cass McCombs & Ross James & Joe Russo & Farmer Dave Scher & Dave Schools
12. Fell On Hard Times – Angie McKenna
13. Raining Straight Down – The Allman Betts Band
14. Soul Gets Lost – Hazy Malaze & Jena Kraus
15. I Will Weep No More – Robbie Robb

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Royal Potato Family
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Gov’t Mule – Bring On The Music – Live At The Capitol Theatre- CD/DVD-Review

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Review: Gernot Mangold

Zum 25-jährigen Bestehen der Southern Rocker um Mastermind Warren Haynes, beschenkt die Mascot Label Group Maultier-Fans mit einem ganz besonderen Leckerbissen. Am 27. und 28. April des letzten Jahres spielte das Quartett an zwei aufeinander folgenden Tagen im Capitol Theater in Port Cester.

Im Gegensatz zu vielen Livealben anderer Künstler entschloss man sich lobenswerter Weise nicht dazu, die am besten aufgenommenen Songs zweier Konzerte zu mixen und als Beilage ein nahezu identisches Material als Konzertfilm auf DVD dazu zu packen.

Wie auf ihren vielen Touren üblich, spielten Gov’t Mule an diesen zwei Abenden zwei stark voneinander abweichende Programme, was sie auch von anderen Bands des Genres unterscheidet, die seit Jahrzehnten nahezu identische Setlisten abspulen. Diese Kreativität spiegelt sich auch im Konzept der Box mit je zwei CDs und DVDs wider. Auf den CDs befinden sich die Songs des ersten Tages, die DVDs zeigen den Mitschnitt des zweiten Tags und den Fans werden jeweils etwa zweieinhalb Stunden Livemusik der Extraklasse geboten.

Auf die einzelnen Songs einzugehen würde absolut den Rahmen sprengen. Die fast fünf Stunden Musik beinhalten Songs aller Schaffensphasen und von fast allen Studioalben vom 1995er Debüt bis zum 2017 erschienenen letzten Werk „Revolution Come, Revolution Go“ mit dem gleichnamigen Titelsong.

Warren Haynes an der Gitarre/Gesang, Matt Abts am Schlagzeug, Danny Louis an den Keyboards/Gitarre und Gesang sowie Jorgen Carlsson am Bass präsentieren sich dabei in absoluter Hochform und zeigen, dass die Band noch lange nicht als altes Eisen gesehen werden kann, sondern eher auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt zu sein scheint.

Haynes glänzt, wie nicht anders zu erwarten, mit fulminantem, abwechslungsreichen Gitarrenspiel, Er zählt nicht umsonst zu den Besten des Southern- und Blues Rock-Fachs. Auch stimmlich hat er in den Jahrzehnten seiner Karriere nichts von seiner Dynamik und Klarheit eingebüßt.

Danny Louis ergänzt das Soundvolumen entweder als zweiter Gitarrist oder zaubert an den Keyboards Klangteppiche oder sorgt mit fulminanten Soli für einen zum Teil auch psychedelischen Touch der Songs, ohne dabei den Southern Rock aus den Augen zu verlieren. Das Rhythmus-Duo Abts mit zum Teil treibendem Spiel, aber auch gefühlvoll akzentuierten Einsatz der Drumsticks und Basser Jorgen Carlsson legt die grandiose Basis, auf dem sich Haynes an der Gitarre nach Belieben in mehreren jammenden Sequenzen austoben kann.

Neben der Qualität der Band ist aber auch die Aufnahmequalität des Sounds beachtlich, dass es eine Freude ist, sich der Liveathmosphäre hinzugeben, die perfekt widergespiegelt wird. Als Anspieltipp sei insbesondere eine phantastische Version von „Endless Parade“ auf CD 2 empfohlen, wobei auch jeder andere Track gewählt werden könnte, um diese Box schmackhaft zu machen.

Interessant ist auch die DVD, die zunächst mit Warren Haynes beginnt, wie er in einem Backstage-Bereich an seiner halbakustischen Gibson zupfend über Musik philosophiert, um dann nach kurzer Zeit, wie in alten Musikfilmen zunächst wild, psychedelisch anmutend, kurze Sequenzen von Gov’t Mule einzublenden. Danach folgt ein Konzertmitschnitt, der durch viele verschiedene Kameraeinstellungen, dieses Konzert auf besonders beeindruckende Weise einfängt.

Mit diesem Livealbum ist es Gov’t Mule gelungen, einen Meilenstein der Southern-Rock-Musik hinzulegen, der ihren Ruf als vermutlich zur Zeit kreativste Genretruppe untermauert, was aber nicht die Leistung anderer, insbesondere jüngerer Bands schmälern soll. Das, was hier geboten wird, ist einfach Extraklasse und wird nicht nur eingefleischte Fans der Gattung begeistern.

Diese Box macht auf jedem Fall auch neugierig, was Haynes und Kumpanen als nächstes im Studio bringen, aber auch auf die nächsten Live-Auftritte, wobei man da nie vor meist positiven Überraschungen gefeit ist. In diesem Zusammenhang sei das vor Jahren erschienene „The Darkside Of The Mule“ genannt, wo die Band ganz stark alte Pink Floyd-Sachen auf die Bühne brachte.

Anmerkung Red.:
Die Doppel-CD und Doppel-LP werden, wie geplant, am 28. Juni erscheinen, alle weiteren Versionen sind auf den 19. Juli verschoben, siehe dazu in unsere Musiknachrichten.

Provogue (Mascot Label Group) (2019)
Stil: Southern Jam Rock

Disk 1
01. Hammer & Nails
02. Thorazine Shuffle
03. Larger Than Life
04. Forsaken Savior
05. Broke Down On The Brazos
06. Endless Parade
07. Lola Leave Your Light On
08. Blind Man In The Dark
09. Raven Black Night

Disk 2
01. Traveling Tune (alternate version)
02. Stone Cold Rage
03. Whisper In Your Soul
04. Little Toy Brain
05. Trane > Eternity’s Breath > St. Stephen (jam)
06. Pressure Under Fire
07. Fool’s Moon
08. Revolution Come, Revolution Go (alternate version)
09. Bring On The Music

Gov’t Mule
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Black Stone Cherry – Family Tree – CD-Review

BSC

Review: Stephan Skolarski

Black Stone Cherry sind ohne Zweifel einer der aktuell dominierenden Acts im wieder heiß umkämpften Southern-Rock-Revier. Im Vergleich zu aufstrebenden Southern Groups, wie den Whiskey Myers oder Blackberry Smoke, die beide auch die Nähe zum Country-Rock nicht scheuen, verlassen sich die vier Musiker aus Edmonton, Kentucky auf alte Hard-Rock Tugenden und bisweilen sogar Heavy-Metal-Riffs oder raue Bass-Linien, wie z.B. auf dem Opener „Bad Habit“, der sogar Motörhead-Fans begeistern dürfte.

Das neue Album heißt nicht zufällig „Family Tree“, sondern zielt bewusst auf musikalische Einflüsse ab, die sie auf ihrer mittlerweile fast 18 Jahre andauernden Karriere begleiten. Als eine Huldigung an Cream, Led Zeppelin, Muddy Waters oder The Faces ist das 6. Studioalbum zu verstehen. Einer der befreundeten Musiker und Vorbilder, welchen sie auf „Dancin‘ In the Rain“ mit ins Boot geholt haben, ist Warren Haynes, der bei der Allman Brothers Band-Reunion dabei war und als Gründungsmitglied von Govʹt Mule einen wesentlichen Anteil am wiederaufkeimenden Southern-Rock Hype hat.

Die Gruppe um Chris Robertson (Gesang, Gitarre), Ben Wells (Gesang, Gitarre), John Lawhon (Bass, Gesang) und John Fred Young (Schlagzeug) macht diesmal auch vor untypischen Instrumentalisierungen nicht Halt, wie Bongo-Trommeln auf „Carry Me On Down The Road“ oder Soul-Gesang bei „James Brown“. Die Songs „Burninʹ“ oder „New Kinda Feelinʹ“ hingegen werden auch ZZ Top-Jüngern gefallen.

Melodischer klingt es auf „My Last Breath“, das von Bläsern und Gospelgesang begleitet wird, oder dem Soft Rock-Refrain von „I Need A Woman“. „Southern Fried Friday Night“ ist originalgetreuer Southern-American-Hard-Rock, hartes Gitarren-Riff inklusive, den Black Stone Cherry seit dem ersten Album konsequent vorspielen.

Nach dem Longplayer „Folklore und Superstition“ (2008), der teilweise fast schon von melodischem Hard Rock im Stile Nickelbacks überstrapaziert war („Peace Is Free, „Blind Man“), beschreitet die Band auf dem neuen Silberling einen gelungenen Blues Rock-Weg („Get Me Over You“, „Ain’t Nobody“), den sie mit der EP „Back To Blues“ 2017 begonnen hatte.

Nachhaltig einschlagende Songs vermisst man zwar ein wenig, aber die Beteuerung von Sänger Chris Robertson „Wir vier sind eine Familie“, stimmt positiv für die Zukunft. Charakteristische Southern Rock-Lyrik, wie Drogen oder Bibel-Verweise werden auf knapp 53 Minuten dann auch noch eingefügt: „All this smoke and whiskey Iʹve been drowning in“ oder „Give me a soul to preach to“, als elementare Bestätigung der eigenen Herkunft (Bible Belt).

Wie auf jedem der bisherigen Studioalben enthält auch „Family Tree“ wieder 13 Tracks, als Symbol ihrer Glückszahl. Das Album fügt sich nahtlos ins bisherige, erfolgreiche Schaffenswerk der Band ein und beweist: Southern Rock erlebt ein aufblühendes Revival und steht den durchschlagenden Erfolgen von Lynyrd Skynyrd, ZZ Top oder der Allman Brothers Band, in den 1970er Jahren, in nichts nach.

Mascot Records (2018)
Stil: (Southern) Hard Rock

01. Bad Habit
02. Burnin‘
03. New Kinda Feelin‘
04. Carry Me On Down The Road
05. My Last Breath
06. Southern Fried Friday Night
07. Dancin‘ In The Rain feat Warren Haynes
08. Ain’t Nobody
09. James Brown
10. You Got The Blues
11. I Need A Woman
12. Get Me Over You
13. Family Tree

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The Marcus King Band – Same – CD-Review

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Ich weiß nicht, wie oft ich im Laufe der Führung dieses Magazins, noch meine Verwunderung bzw. Bewunderung, bezüglich des unaufhörlichen musikalischen Talentreservoires äußern werde, das in den Staaten immer wieder zu Tage befördert wird.

Was im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auffällt, ist die meist frühkindliche, intensive musikalische Erziehung, die dann auf die weitere Entwicklung meist ihre nachhaltige Wirkung hinterlässt.

Ein erneutes schönes Beispiel ist ein junger, gerade mal 20 Lenze zählender, aus Greenville, South Carolina stammender Spund, namens Marcus King (lead vocals, guitars, steel), der mit seiner Band, bestehend aus Jack Ryan (drums), Stephen Campbell (bass),  Matt Jennings (organ, keyboards)  und der Bläser-Section Justin Johnson (trumpet, trombone) sowie Dean Mitchell (saxophone), mittlerweile die Clubs und Konzerthallen der USA erobert.

Er spielte bereits ganz früh in der Band seines Vaters, dem, wie es für diesen Namen eigentlich nicht anders zu erwarten war, Bluesmusiker Marvin King, bevor er später die Weichen für eine eigene Karriere stellte.

Kein geringerer als Warren Haynes hat den Burschen für das neue, selbst-betitelte Album der Marcus King Band, unter seine Fittiche genommen. Das kommt auch nicht von ungefähr, nach dem Durchhören ist eine Bruderschaft, im Geiste der Musik, unverkennbar. Haynes hat das Werk produziert und fulminante Slides auf dem wohl stärksten Song (zumindest aus meiner Sicht) „Virginia“, einem schweren Southern Rock-Stampfer, eingestreut.

Haynes‘ Bewunderung für den jungen Protagonisten spiegelt sich in folgendem  Statement wider. „Marcus is the first player I’ve heard since Derek Trucks to play with the maturity of a musician well beyond his age. He’s very much influenced by the blues, but also by jazz, rock, soul music, and any timeless genres of music. You can hear the influences, but it all comes through him in his own unique way. He has one of those voices that instantly draws you in, and his guitar playing is an extension of his voice and vice versa.”

King selbst charakterisiert seine musikalische Ausrichtung als „soul-influenced Psychedelic Rock“. Insgesamt treffen beide dabei den Kern der Wahrheit wirklich ganz gut. Es ist in der Tat ein anspruchsvoll gestaltetes und instrumentiertes Konglomerat an Stücken, das aufgrund der starken Bläsereinbindung viele soulige/groovige/funkige/jazzige Momente aufweist (Tower of Power, Little Feat, JJ Grey), die gekonnt in eine Symbiose mit psychedelischen (70er-Flair – Free, Hendrix), Blues- und Southern Rock-Strukturen (Allman Brothers, Gov’t Mule, Elvin Bishop, Marshall Tucker Band) treten. Stellvertretend sei hier vor allem das Instrumental mit dem eigenwilligen Titel „Thespian Esionage“ angeführt.

Relativ überraschend tauchen im letzten Drittel des Werkes mit „Guitar In My Hand“ und „Sorry Bout Your Lover“ noch zwei Country-umwehte Tracks auf, bei denen Marcus auch seine Fähigkeiten in Sachen Akustik- und Steelgitarren offenbart. Beide Songs erinnern an frühere Marshall Tucker-Zeiten. Erwähnenswert vielleicht noch Kings, naturgemäß sehr jung, fast androgyn wirkende Stimme und der starke Gastauftritt von Derek Trucks bei „Self Hatred“.

Insgesamt präsentiert die Marcus King Band ein Album, das eher der anspruchsvolleren Klientel gewidmet ist. Nichts , was man mal eben so neben her laufen lassen kann. Der Respekt gebührt es, sich mit dem Geleisteten dieser jungen Truppe intensiv auseinander zu setzen. Die Musikszene darf sich über einen weiteren King freuen!

Concord Records (2016)
Stil: (Southern) Blues Rock & More

01. Ain’t Nothin‘ Wrong With That
02. Devil’s Land
03. Rita Is Gone
04. Self Hatred
05. Jealous Man
06. The Man You Didn’t Know
07. Plant Your Corn Early
08. Radio Soldier
09. Guitar In My Hand
10. Thespian Esionage
11. Virginia
12. Sorry Bout Your Lover

The Marcus King Band
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Gov’t Mule – The Tel-Star Sessions – CD-Review

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Ich war, ehrlich gesagt, nie der große Jam Rock-Fan, auch nicht von psychedelisch behafteter Musik. Es liegt vermutlich daran, dass ich kein Kind der 68er-Generation bin, sondern das bewusste Musikhören erst ab Mitte der Siebziger angefangen habe. Für die Jazz-Präferenzen meines Vaters (Louis Armstrong & Co.) konnte ich mich nicht erwärmen, der Southern Rock hatte mich schnell im Griff. Natürlich waren da auch die Allman Brothers involviert, deren „Brothers & Sisters“-Werk war z. B. meine aller erste gekaufte LP. Für lange Frickelorgien fehlte mir immer die adäquate Umgebung, mit bewusstseinserweiternden Mittelchen hatte ich als erfolgreich heranwachsender Leistungssportler auch nie Berührungspunkte.

Da ich zum heutigen Zeitpunkt, leider kein einsames schönes Haus an einem See oder einem spirituell-umwehten Ort besitze und finanziell, wie die meisten, nicht unabhängig bin, sondern ein Stadtmensch in enger Umgebung, der sich immer wieder von Neuem, im Hamsterrad unserer schnelllebigen Konsumgesellschaft, seine Penunzen verdienen muss, habe ich am Ende des Tages, recht wenig Muße und Nerven für ausgiebig gestaltete Musik-Kreationen. Von daher bin ich eigentlich eher ein Hörer, der (gut gemachte) Stücke im 3-5-Minuten-Bereich bevorzugt.

Das heißt im Prinzip nicht, dass ich Musikern o. a. Gattungen, nicht Respekt zollen würde. Ihr handwerkliches Können, ist natürlich registriert und in gewissen Situationen/Stimmungen durchaus sporadisch willkommen. Die eine oder andere Scheibe aus diesem Bereich ist naturgemäß auch in meinem reichhaltigen Sammel-Fundus präsent.

Gov’t Mule sind so ein Fall. Warren Haynes und seine Mannen, genießen bei mir absolute Hochachtung, ihr „Endless Parade“ zählt zu meinen Alltime-Lieblingsstücken. Ich höre die kultumwobene Band allerdings so gut wie nie. Jetzt habe ich ihre „The Tel Star Sessions“ unverhofft ins Haus bekommen und stelle mich einfach mal der Herausforderung! Die Aufnahmen passierten im Vorfeld zu ihrem Debütalbum, von denen es einige Stücke dann auch auf dieses geschafft hatten. Diese Session-Stücke wurden jetzt nochmal ausgegraben, nachbearbeitet und stehen als digitaler Tonträger zur Veröffentlichung, Anfang August, bereit. Lediglich das progessiv angehauchte „World Of Difference“ (in zwei Versionen präsent) ist einmal auch in der ursprünglichen Rohfassung am Ende der CD zu hören.

Es ist insgesamt für mich dann auch die erwartet anstrengende Kost. Die Stücke, alle fast in Acht-Minuten-Gefilden, sind relativ ähnlich strukturiert. Knatternde, knarzende und surrende E-Gitarrenintros, Haynes Gesang klingt wie gewohnt (manchmal ist er durch eine Voicebox modifiziert), Allen Woodys Bass pumpt höllisch, Abts Drums poltern kräftig und irgendwann kommt ein langer Solo-Part, wo das Trio in Probenraum-artige Improvisationsausflüge mündet. Für echte Musiker und Jam-Fetischisten sicherlich eine klasse Sache. Für mich persönlich sind diese Niedeleien auf die Dauer sehr ermüdend.

Und so spielen sich Haynes, Woody und Abts für ihre anvisierte Klientel höchst anspruchsvoll durch Allman- („Rocking Horse“, „The Same Thing“), Hendrix-, Cream-, Bad Co.- („Mr. Big“) oder ZZ Top– („Monkey Hill“, „Mother Earth“, „Just Got Paid“-Cover) infiziertes Material, das im weiteren Verlauf, die Basis und den Auftakt für ihre anschließende Gov’t Mule-Karriere bildete.

Ich persönlich bevorzuge dann doch eher Haynes‘ Solo-Scheiben oder, wie vor kurzem im Rahmen seiner „Ashes & Dust“-Tour gesehen, wenn er mal ins Country Rock-Geschehen abdriftet. Die „Tel Star Sessions“-Scheibe wird vermutlich zunächst im Nirvana meiner großen Sammlung bis auf Weiteres verschwinden.

Aber wer weiß, sollte ich aus irgendeinem Zufall heraus, nach Beendigung meines Arbeitslebens, doch noch irgendwann mal, zur oben erwähnten Immobilie kommen, könnte es natürlich sein, dass ich abends diese Scheibe wieder aus dem Regal zücke und bei einem gemütlichen Joint auf der Veranda, ihre Wirkung auf mich ganz neu entfalten lasse…

Provogue (Mascot Label Group) (2016)
Stil: Southern Jam Rock

01. Blind Man In The Dark
02. Rocket Horse
03. Monkey Hill
04. Mr. Big
05. The Same Thing
06. Mother Earth
07. Just Got Paid
08. Left Coast Groovies
09. World Of Difference
10. World Of Difference (Alternate Version – Bonus Track)

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Warren Haynes and The Ashes & Dust Band – 16.07.2016, Kantine, Köln – Konzertbericht

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Was soll man bezüglich dieses großartigen Musikers noch sagen, über seine Jahrzehnte lange Präsenz bei Größen wie Dickey Betts, den Allman Brothers und in seinen Projekten Gov’t Mule, The Dead oder solo, haben Musikjournalisten sich in Hülle und Fülle ausgelassen und das zurecht fast zu 100% immer positiv. Dieser Mann lebt seine Passion und das, trotz seines Könnens und Bekanntheitsgrades, ohne jegliche Allüren und Arroganz. Einfach ein sympathischer und bodenständig gebliebener Typ und das strahlt er auch auf der Bühne aus.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich in meiner Zeit als Musikschreiber, bisher nie die Gelegenheit fand, über ihn mal zu berichten, besitze natürlich aber auch einiges an Tonträgern aus seinem Fundus. Live hatte ich ihn zuvor nur einmal spielen sehen und das ist Urzeiten her, damals im Kölner E-Werk, als er gerade bei den Allman Brothers eingestiegen war.

Aber das soll sich jetzt ändern. Zum Einen ist mir vor kurzem die Anfang August erscheinende „Tel Star Sessions“-CD mit Stücken aus der ganz frühen Gov’t Mule-Phase ins Haus geflattert, die natürlich demnächst hier reviewt wird, zum anderen ergab sich jetzt die Gelegenheit, über sein Konzert im Rahmen der „Ashes And Dust“-Tour in der Kölner Kantine zu berichten.

Die Kantine war an diesem lauen Sommerabend sehr gut gefüllt, ohne dass aber ein allzu großes Gedränge herrschte. Um 20:00 Uhr betraten Warren und seine Mitstreiter Jeff Sipe (drums), Sterling Masat (guitars, banjo, mandolin) und die drei weiteren Instrumentalisten Matt Manefee (banjo, mandolin), Royal Masat (bass, upright bass) und Ross Holmes (violin), die auch unter dem Bandnamen ChessBoxer eine eigene Band führen, die, mit einer Vielzahl an verschiedenen Saiteninstrumenten, geschmückte Bühne.

Das Sextett begann, dem Album konform, mit dem folkig atmosphärischen „It’s Me Or You“. Für mich als großem Countryfan, war die Kombination aus den Genre-typischen Klängen in Kombination mit Haynes‘ großartigem Gesang und seinen E-Gitarren-Künsten natürlich ein regelrechtes Wonnebad. Schade, dass mein Hoffotograf Gernot Mangold nicht konnte und ich als Schreiber und Fotograf in Personalunion, demnach für entspannten Genuss, nur begrenzten Spielraum hatte. Über Songs wie das Dylan-Stück „Tough Mama“ und „Beat Down The Dusk“ wurde mit dem Little Feat-Cover „Skin It Back“ mit anschließendem „Soulshine“ und der Allman-Nummer „Blue Sky“ eine erste Hochphase eingeläutet.

Gerade letztgenannter Track, war mit den integrierten Banjo- und Violinensoli und Warrens E-Gitarren-Einlagen eine herrliche Alternativ-Version. Vor „Company Man“ wurde die Band vorgestellt, mit dem rhythmischen countryesken, grandios vom ganzen Kollektiv gespielten „Coal Tattoo“, gab es meinen persönlichen Favorit des Abends. Haynes‘ E-Gitarre und Holmes‘ Violine erzeugten Gänsehaut.

„Stranded In Self-Pity“, der atmosphärische Grateful Dead-Klassiker „Loser“, „Lucy In The Sky With Diamonds“ hießen die nächsten Stationen. Der, wie der Titel es schon andeutet, Instrumentaltrack „Instrumental Illness“ (plus Drum-Solo), gewährte dem Ensemble ausreichend Freiraum für ausgiebiges Jammen. Das von Haynes zusammen mit Phil Lesh kreierte „Spots Of Time“ beendete um 22:10 Uhr einen abwechslungsreichen und hochklassig performten Hauptteil.

Haynes und seine Mannen erhörten die lautstarken Zugabe-Forderungen und legten, ähnlich wie bei „Blue Sky“, mit „Jessica“ einen weiteren Allman-Hit nach, wieder unter Einbindung von Banjo, Mandoline und Violine, einfach nur herrlich! Als zweite Zugabe, wurde für das bluesige, mal von Garth Brooks adaptierte, „Two Of A Kind Workin‘ On A Full House“, in typischer Weise mit Harpeinbindung, als krönender Abschluss geboten. Nach über zweieinhalb Stunden famoser Spielkunst verabschiedeten sich Haynes und Co. dann endgültig von ihrer begeisterten Audienz. Ein Klasse-Konzert, das nichts zu wünschen übrig ließ. Der Sound war bis lediglich kurz zu Anfang auch sehr transparent gelungen. Ein wahnsinnig toller Abend!

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Kantine Köln
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Edwin McCain – Tinsel & Tap Shoes Live – CD/DVD-Review

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DVD & 5-Track Bonus CD! Singer/Songwriter und Warren Haynes-Kumpel Edwin McCain samt seiner großartigen, 5-köpfigen Band mit einer wundervollen Live-DVD! McCain ist mit seinem gefälligen, so herrlich melodischen, zuweilen von einer frischen Southern-Brise umhüllten Midwestern-/Heartland-/Roots-Rock-Pop in den Staaten längst kein Geheimtipp mehr. Gerade bei seinen Konzerten erfreut er sich einer immer größer werdender Beliebtheit. Zurecht! Eindrucksvoll dokumentiert wird das Ganze jetzt mit dieser tollen Live-DVD (+ Bonus-CD mit fünf Live-Stücken), die im House Of Blues in Myrtle Beach, seinem Heimatstaat South Carolina, während der aktuellen „Scream & whisoper“-Tour aufgenommen wurde.

Nicht nur das anwesende, sehr textsichere Publikum ist schier begeistert, nein, auch als Heim-Betrachter dieses Werkes kommt man voll auf seine Kosten und ist sicher stark beeindruckt. Diese locker und völlig unverkrampft vorgetragenen, herrlichen Songs, mit ihren Wahnsinns-Melodien erzeugen eine absolut angenehme Stimmung. Trotz einer hohen Anzahl von Besuchern verbreitet sich im Saal so etwas wie Wohnzimmer-Atmosphäre, und das nicht nur wegen der auf der Bühne ausgelegten, orientalischen Teppiche.

Die Burschen präsentieren ihre musikalischen Arrangements mit nahezu blindem Verständnis. Auch wenn Edwin McCain und sein exzellenter Lead-Gitarrist Larry Chaney die dominierenden Persönlichkeiten des Abends darstellen, muss man hier von einer glänzenden Mannschaftsleistung sprechen. Ein kleiner Einblick in die Setlist. Vom leicht psychedelisch-angehauchten Opener “My Mystery“ an, jagt in der Folgezeit ein Ohrwurm den nächsten. „Coming Down“ mit seinem hinreißenden, flüssigen Southern-Feeling, „Shooting Stars“ mit so etwas wie James Taylor meets U2-Flair, „Couldn’t Love You More“ als liebevolle Widmung an die Ehefrau, „Say Anything“, eine prächtige semi-akkustische Ballade, bei der sich Edwin’s Stimme voll entfalten kann, bis hin zu ihrem größten Hit „I’ll Be“, der das Hauptprogramm abschließt.

Da bleiben keine Wünsche offen. Zwischendurch macht der Frontmann seinem Ruf als Storyteller immer wieder alle Ehre und gibt die ein oder andere Anekdote zum Besten. Ganz stark auch „Sign The Door“, ein Slow-Blues mit phantastischen Sax- und E-Gitarrenparts oder „Beautiful Life“, ein Midtemposong, in dem sich der zweite Gitarrist Pete Railey einmal richtig ausleben kann, und wo sogar am Ende in Thin-Lizzy-Manier mit Larry Chaney zweistimmig agiert wird. Als Zugabe gibt es den Rod-Stewart-Klassiker „Maggie Mae“, der Edwin McCain mit seiner sanft-kratzigen Röhre natürlich gesangstechnisch auf den Leib geschnitten ist. Ein wirklich glänzendes, 90-minütiges Konzert in einer durchweg entspannten Atmpsühäre (viele, allerdings knackige Balladen) – ein Auftritt, der aufgrund seiner variablen musikalischen Darbietung vollends überzeugt. Von Blues-, Heartland-, Pop-, Southern- Roots, bis Jam-Rock-Pop-Elementen wird ein recht breites Spektrum abgedeckt.

Als Bonusmaterial gibt es noch ein paar Statements aller beteiligten Musiker, sowie einen Einblick in den Tourbus „The Black Pearl“ vom Meister persönlich, wie auch eine klasse 5-Track Bonus-CD vom gleichen Konzert, wobei zwei Stücke dort („Sorry to the friend“ und „Solitude“) nicht auf der DVD enthalten sind! Bild und Tonqualität sind hervorragend! Dazu kommt das Set in einer klasse Digipack-Verpackung, nicht im länglichen DVD-, sondern im CD-Format! Die DVD ist „code free“ und somit auf allen gängigen Geräten abspielbar!

Vanguard Records (2004)
Stil: Singer/Songwriter

DVD.
01. My Mystery
02. Coming Down
03. Darwin’s Children
04. Shooting Stars
05. Gramercy Park Hotel
06. Sing On The Door
07. Take Me
08. Couldn’t Love You More
09. Jesters, Dreamers & Thieves
10. Beautiful Life
11. Say Anything
12. I’ll Be
13. Maggie Mae
14. Wild At Heart

CD.
01. My Mystery
02. Shooting Stars
03. Gramercy Park Hotel
04. Sorry To A Friend
05. Sollitude

Edwin McCain
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