Joanne Shaw Taylor – Blues From The Heart (Live) – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Der Erfolg ihres Longplayers “The Blues Album” (2021) hat die britische Blues-Rock-Gitarristin Joanne Shaw Taylor endlich dazu verleitet, einen Konzert-Mitschnitt auf CD zu veröffentlichen (eine DVD/Blu-ray Version ist ebenfalls erhältlich). “Blues From The Heart” ist eine Aufnahme des Auftritts im Franklin Theater, Franklin, TN, vom 20. Januar 2022 und eine langerwartete Bühnenperformance der UK-Blues-Lady.

Wesentlich getragen von zehn Songs des vorherigen Studioalbums, bietet Joanne Shaw Taylor eine mehr als unterhaltsame Blues Rock-Scheibe und insgesamt 16 Titel, die eine tolle Live-Show mit Gänsehaut-Feeling vermitteln. Die ersten vier Songs vom Vorgänger-Album als Live-Version (u.a. Peter Greens Ausnahme-Titel “Stop Messin’ Round” als Aufschlag-Track), sowie die mitreissenden Interpretationen v on “Keep On Lovin’ Me” und “If You Gotta Make A Fool Of Somebody” (ein Aretha Franklin-Hit), zeigen Taylors Solo-Stärken am “Lieblingswerkzeug” und begeistern explizit durch ihr breites Vokal-Potential. Vom schnellen Blues-Rock bis zum souligen Gospel-Sound, Joanne Shaw Taylor hat ihre Gesangsstile deutlich, herausragend und einfühlsam entwickelt.

Als Ausnahme-Gitarristin können sich ihre fantastischen Fähigkeiten ohnehin mit Saiten-Virtuosen, wie Kenny Wayne Sheperd messen lassen, den sie daher auch im Konzert zu “Can’t You See What You’re Doing To Me” und einem explodierenden Guitar-Duett auf die Bühne bittet (auch hierfür ist die Video-Ausgabe unbedingt zu empfehlen). Weitere Glanznummern sind mit dem Fabulous Thunderbirds-Cover “Two Time My Lovin” (feinster R’n’B) und dem starken Slow-Blues Duett “I Don’t Know What You’ve Got” (featuring Mike Farris) besonders hervorzuheben. Gleiches gilt entsprechend für die alte Don Covey-Nummer “Three Time Looser”, veredelt mit einem herrlich rockenden Keyboard-/Guitar-Solo und den an klassische ZZ Top-Sounds erinnernden Boogie “Dyin’ To Know”, der als erste Single und offizielles Video ausgekoppelt ist.

Die melodisch, powervolle Slow-Blues Ballade “I’ve Been Loving You Too Long” wird mit großartigem Guitar-Intro zum 7-minütigem Paradesong einer stimmgewaltigen Joanne Shaw Taylor, die in der Solo-Passage gegen Ende nochmal alle Register bzw. Saiten zieht. Diese unbändige Energieleistung wird in den letzten drei Songs nochmals beflügelt. Sei es, weil die Begleitung durch Guitar-Hero Joe Bonamassa, der “Blues From The Heart” zusammen mit Josh Smith produziert hat, perse motiviert oder die Songauswahl Joanne zusätzlich begeistert hat, egal, denn mit “Don’t Go Away Mad”, der folgenden berühmten Gershwin-Kompositionen “Summertime” (eine grandiose Blues-Interpretation) und dem übermächtigen Dave Mason-Klassiker “Only You Know And I Know”, wird das Konzert unter tosenden Beifall beendet.

Mit “Blues From The Heart” hat Joanne Shaw Taylor ihr erstes Live-Album mit bärenstarker Songlist, überzeugenden Darbietungen und elektrisierendem Sound aufgelegt. Komplementiert wird das Album durch Gastperformances internationaler Blues-Größen. Als britisches Blues Rock-Phänomen ist die Gitarristin, Songwriterin und Sängerin aus der Blues-Szene längst nicht mehr wegzudenken.

KTBA Records/Rough Trade (2022)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Stop Messin’ Round
02. If That Ain’t A Reason
03. Keep On Lovin’ Me
04. If You Gotta Make A Fool Of Somebody
05. Can’t You See What You’re Doing To Me (feat. Kenny Wayne Shepherd)
06. Let Me Down Easy
07. Two Time My Lovin’
08. I Don’t Know What You’ve Got (feat. Mike Farris)
09. Three Time Loser
10. Dyin’ To Know
11. Just Another Word
12. I’ve Been Loving You Too Long
13. I’m In Chains
14. Don’t Go Away Mad (feat. Joe Bonamassa)
15. Summertime (feat. Joe Bonamassa)
16. Only You Know And I Know (feat. Joe Bonamassa)

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Joanne Shaw Taylor, Blues From The Heart (Live), Blues-Rock

Joanne Shaw Taylor – The Blues Album – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

In Sachen Blues-Rock aus Großbritannien ist die Musikerin Joanne Shaw Taylor mittlerweile eine Ausnahmeerscheinung. Die 1986 geborene Singer-Songwriterin veröffentlicht mit „The Blues Album“ nun ihren achten Longplayer seit 2009 und gilt als die erfolgreichste britische Gitarristin des Genres. 2002 von Dave Stewart (Eurythmics) entdeckt, sind Stevie Ray Vaughan, Albert Collins und Jimi Hendrix Taylors musikalische Vorbilder, die erahnen lassen, welche persönliche Dynamik mit vier British Blues Awards belohnt wurde.

Auch Starblueser Joe Bonamassa hat endlich seine offene Bewunderung für die elegante Spielweise der Blues-Lady in einen großartigen Support umgesetzt. Als Mentor und Produzent (hier zusammen mit Josh Smith) steht sein Name direkt auf dem Front-Cover. Aufgenommen in den Oceanway Studios, Nashville, erscheint die Platte auf Bonamassas eigenem Independent Label KTBA Records, eine Auszeichnung der besonderen Art.

Die Scheibe bietet überwiegend zehn seltene Cover-Songs und ein Rock-Jam-Instrumental und interpretiert Blues-Klassiker u.a. von Albert King, Little Richard, Magic Sam und Little Milton, in graziler, aber auch energiegeladener Leichtigkeit. Den Anfang macht der Peter Green Fleetwood Mac Song „Stop Messin‘ Round“, verfeinert durch Reese Wynans Piano-Work, gefolgt vom funkigen Soul-Blues „If That Ain’t A Reason“ (Little Milton).

Die feine Otis-Rush-Nr. „Keep On Lovin ‚Me“ brilliert als powervolles Glanzstück der Scheibe, sicher ein Juwel in seiner vorliegenden Version. Bonamassas Hilfe bei der Auswahl der oft weniger bekannten Songs, wie „If You Gotta Make A Fool of Somebody“ (Ray Clark 1961) oder „Don’t Go Away Mad“ (Little Village), zeigt die herausragende Kenntnis im Umgang mit Songperlen. „Don’t Go Away Mad“ überrascht in einer Duett-Interpretation des eher schnellen Rock-Songs und weckt damit die Aufmerksamkeit für gute, alte Titel im neuen Gewand.

„Wir wollten eine stark Vocal-zentrierte Blues-Platte aufnehmen, die Joannes riesiges Talent vorsichtig in ein anderes Licht rückt“, so Bonamassa. „Joanne ist eine großartige Sängerin“ und er meint damit nicht nur Titel wie „Can’t You See What You’re Doing To Me“ (Albert King), mit leidenschaftlicher E-Gitarre und beeindruckenden Vocals eingespielt. Dies gilt ebenso für „Let Me Down Easy“ (Little Milton), das eine stimmgewaltige Joanne Shaw Taylor – gesanglich nicht weit entfernt von Janis Joplin – und eine ebenso elegante Saitenfertigkeit beinhaltet.

Die Aufforderung zum Tanz kommt beim Shuffle „Two Time My Lovin’“ ebenso wenig zu kurz und wird beim herrlichen Abschlusstrack „Three Time Loser“ mit Honky Tonk Piano nochmals wiederholt. Die Musiker um Joe Bonamassa glänzen in der gesamten Bandbreite der Songpalette und bieten in gewohnter Perfektion eine hervorragende Kooperation mit Joanne Shaw Taylor, die im Übrigen wie selbstverständlich zu den in gewisser Weise neu aufgelegten alten Bluessongs ihre eigene 1966er Esquire Junior Gitarre spielt.

Mit „The Blues Album“ ist es Joanne Shaw Taylor erneut gelungen, eine mitreißende und interessante Platte vorzulegen. Getragen von der Spielfreude, u.a. basierend auf der intuitiven Zusammenarbeit mit Blues-Hero Joe Bonamassa, ist ein herausragender Blues-Sampler entstanden. Joanne Shaw Taylor etabliert sich damit einmal mehr als UK’s Number One Blues-Rock-Lady.

KTBA Records (2021)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Stop Messin‘ Round
02. If That Ain’t A Reason
03. Keep On Lovin‘ Me
04. If You Gotta Make A Fool Of Somebody
05. Don’t Go Away Mad feat. Joe Bonamassa
06. Scraps Vignette
07. Can’t You See What You’re Doing To Me
08. Let Me Down Easy
09. Two Time My Lovin‘
10. I Don’t Know What You’ve Got feat. Mike Farris
11. Three Time Loser

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Joanne Shaw Taylor, 03.03.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Vor gut zwei Jahren hatten wir Joanne Shaw Taylor bereits schon mal in unserem gern besuchten Musiktheater zu Dortmund beleuchtet. Damals wie auch jetzt fand das Konzert an einem Sonntag Abend statt. Auffällig war diesmal besonders, dass sich die Besucherzahl gefühlt nahezu verdoppelt hatte, was sicherlich auch ihrer guten Leistung 2017 geschuldet war.

Somit war das Piano nahezu voll, als die Protagonistin um 20:05 Uhr mit ihrem auf zwei Positionen veränderten Line-up, im Rahmen ihrer „Reckless Heart“-Tour,  die Bretter der immer wieder sehens- und aufsuchenswerten Lütgendortmunder Location betrat.

Der gestrige Gig hatte aus meiner Sicht einige Licht- und Schattenseiten. Als positiv zu vermerken gilt, dass sie gut die Hälfte der Stücke der Setliste, ihrem neuen Album „Recklesss Heart“ widmete, das ab dem 15.03.2019 käuflich zu erwerben ist.

Dass sie eine vortreffliche Gitarristin ist und eine tolle Stimme hat, mit der sie wuchern kann, darüber gibt es wohl keine Diskussionen. Unzählige quirlige Soli und auch ihr Zusammen- wie auch Wechselspiel mit Bob Fridzema an den Keys gehörten zu Schlüsselmomenten ihrer Performance, an deren Ende insgesamt 13 Stücke plus zwei Zugaben auf der Habenseite standen.

Als meine persönlichen Highlights habe ich den, mit Fridzemas HT-Klimpereien verzierten Opener „In The Mood“, das mit furiosen Lang-Soli von beiden versehene „Let It Burn“, das dezent Southern-angehauchte „“The Best Thing“, den Slowblues „Time Has Come“,  das Beth Hart umwehte „Reckless Heart“ und den leicht swampig treibenden Track „Going Home“ vermerkt.

Das Finale des Haupteils, „Bad Love“, zur der sie ein güldenes Gibson SG-Gitarren-Modell schulterte, wurde nochmals im Uptempo-Modus bewältigt. Die beiden Zugaben „Mud Honey“ und das Instrumental „White Sugar“ wurden recht emotionslos runtergeniedelt.

Über die wesentlich härtere Gangart als vor zwei Jahren (Gernot gefiel es besser, mir blieb ein wenig die Melodiösität auf der Strecke), kann man noch streiten. Über das wenig empathische Verhalten der Protagonistin (meist in sich gekehrt, überwiegend, selbst beim Lächeln, auf sich und ihren Gitarrenklang fixiert, kaum Ansagen, Fernbleiben am Merchandising-Stand) gegenüber dem ihr eigentlich wohlgesonnenen Publikum, als auch ihrer Rhythmusfraktion (Drummer Perry wieder hinter eine Plexiglaswand verbannt), die meist nur schmückendes Beiwerk darzustellen schien, sowie ihre, sich nicht gerade durch Freundlichkeit auszeichnende Tourmanagerin, wohl eher nicht.

Joanne Shaw Taylor sollte sich darüber im Klaren sein, dass ihr zweifelsohne durch gute Leistung aufgebautes Kartenhaus, dennoch immer fragil ist und gerade bei der übergroßen Konkurrenz im Blues Rock-Genre, schneller als gedacht, wieder einstürzen kann. Bei den ‚weichen‘ Faktoren sollten sie und ihr Team zukünftig noch an sich arbeiten.

Line-up:
Joanne Shaw Taylor (lead vocals, electric guitar)
Tom Sansbury (bass, vocals)
Oliver Perry (drums, vocals)
Bob Fridzema (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Joanne Shaw Taylor
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Musiktheater Piano
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Joanne Shaw Taylor, 14.05.2017, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Noch ganz unter dem Eindruck des kurz nach Mitternacht zu Ende gegangenen Blues Alive Festivals mit Diva Layla Zoe, Schwergewicht Danny Bryant und dem, nach seiner Lebertransplantation schwer gezeichneten, aber gewaltig aufgetretenen Walter Trout, stand zum Abschluss der Woche mit Joanne Shaw Taylor nochmal die unverbrauchte, nahezu jugendlich wirkende Variante des Blues Rocks im schönen Dortmunder Musiktheater auf dem Programm.

Dabei hat die noch so mädchenhaft wirkende 31-jährige britische, von Dave Stewart entdeckte Dame, seit 2009, bereits sechs Alben eingespielt und wurde von keinem geringeren als Joe Bonamassa  schon als ‚a superstar in waiting‘ bezeichnet. Die hatte mit ihren Mitstreitern Luigi Casanova (mit kunstvoll aufgedrehter Rastazopfmähne), Kraftpaket Oliver Perry und dem vielseitigen Drew Wynen ihr aktuelles, in Nashville aufgenommenes Studiowerk „Wild“ im Schlepptau, das, wie sie stolz verkündete, zum ersten Mal mit Top-20-Charterfolgen bedacht worden ist.

Genau wie auf dem Album, begann sie ihre Show mit „Dyin‘ To Know“, das mit seinem swampigen Intro und dem treibenden Boogiegroove, schon eine ganz unterschwellige ’südstaatliche Amerikanisierung‘ ihres Sounds andeutete (sie benutzte zudem ausschließlich Telecaster- und Les Paul-E-Gitarren für ihr Spiel), was unserem Magazin ja durchaus nicht unangenehm ist. Diese blitzte immer mal wieder im weiteren Verlauf sporadisch auf (z. B. wenn Wynen slidete und Joanne in kurz Twins verwickelte), war aber insgesamt nicht omnipräsent.

Überwiegend blieb sie, bis auf einige Stevie Ray Vaughan-Reminiszenzen („Time Has Come“), dem Stil ihrer Heimat treu. Das rockig powernde „Nothing To Lose“, das melodische „Reason To Stay“ (dezent southern) und das, mit zwei starken E-Soli bestückte „Jump That Train“ waren die nächsten Stationen. „Diamonds In The Dirt“ endete mit einer ziemlich lang gezogenen, am Ende recht aggressiv gespielten E-Gitarren-Solo-Passage, bei der sie ihre erstaunliche Fingerfertigkeit demonstrierte.

Klasse ihr rauchiger und auch insgesamt sehr schön ins Ohr gehende Gesang zu hallenden Orgelklängen von Wynen, beim  relaxten „Tired, Trusted & True“  und natürlich wieder ihre Soli (eines davon fast in der Tradition eines Dickey Betts). „Watch Em Burn“ stampfte traditionell und entwickelte sich zum lautesten und längsten Track des Abends.

Knackig und rhythmisch ging es bei „Wanna Be Your Lover“ zur Sache, das David Bowie gewidmete „Wild Is The Wind“ (Casanova und Wynen mit Harmoniegesängen) bestach atmosphärisch, während es mit „Going Home“, meinem Favoriten des Gigs und gleichzeitig Endstück des Hauptteils, nochmals southern-swampig zur Sache ging. Drew Wynen bot der Protagonistin hier mit tollem Slide-Solo die Stirn.

Als Zugabe gab es noch das flockige „Mud Honey“. Insgesamt ein angenehmer Blues Rock-Abend. Wenn es der so lieb und brav wirkenden Joanne Shaw Taylor noch gelingt, in Sachen Aura und Charisma zuzulegen, und somit ein Publikum mehr mitzureißen und für sich einzunehmen, wird Joe Bonamassa vermutlich Recht behalten. Und die junge Britin hat ja auch durchaus noch ein paar Jährchen vor sich…

Line-up:
Joanne Shaw Taylor (lead vocals, electric guitar)
Luigi Casanova (bass, vocals)
Oliver Perry (drums)
Drew Wynen (keys, acoustic, electric & slide guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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