Review: Stephan Skolarski
Seit 2009 hat die UK-Blues-Rock-Gitarristin Joanne Shaw Taylor mittlerweile ihr 9. Studioalbum aufgelegt: “Heavy Soul” ist ein bluesrockig-souliges Schwergewicht, ein Meisterwerk mit populärmusikalischen Einflüssen. Aufgenommen wurden die 10 neuen Eigenkompositionen wieder in Nashville, dieses Mal in den altehrwürdigen RCA Studios. Gelohnt hat es sich jedenfalls, Toningenieur und Freund Kevin Shirley (u. a. auch Iron Maiden, Aerosmith, The Black Crowes), der bereits 2016 beim Longplayer “Wild” die Regler bediente, wieder ins Boot zu holen.
Die aktuellen Stücke, angeführt vom Top-Blues Rock und musikalischen “Seelenöffner” “Sweet ‚Lil Lies”, besitzen ein energiegeladenes zeitgemäßes „Outfit“, das keine Langeweile aufkommen lässt. Unbändige, über die gesamte Tracklist verbreitete Spielfreude, treibt auch in “Black Magic” den Rhythmus der Boogie Gospel-Nummer kraftvoll voran und durchzieht, wie ein roter Faden den hitverdächtigen, melodischen Ohrwurm “A Good Goodbye”. “Wild Love” bringt in Ansätzen die legendäre, späte Fleetwood Mac-Magie temporeich in den Hörgenuss und begeistert im Titelsong mit großartigen, souligen Blues Rock erster Güte und dem Flair südstaatlich klingender E-Solo-Passagen.
In einem Interview zu ihrem Konzert in Pittsburgh schildert Taylor die Leidenschaft ihres Vaters für die Musik von Charley Patton (verst. 1934), die ihr von Kindesbeinen an den Blues vermittelte. Für die damals 13-jährige war es jedoch die eigene Begeisterung für die Spielweise von Stevie Ray Vaughan und Albert Collins, die bis heute ihre Gitarrenmusik beeinflusst. Bei “Devil In Me” werden diese ausgeprägten Southern-Inspirationen zum Selbstläufer, eine rasante Demonstration für modernen Südstaaten-Rock.
Die ausgewogene Zusammenstellung der Songs lässt auch Balladenliebhaber nicht zurück. “All The Way From America” und “Someone Like You” sind grandiose Beispiele für die Schönheit der Stilrichtung. Zu dieser Spitzenkategorie der auffallenden Titel erwächst “Drowning In The Sea Of Love” als Soul-Blues Rock erster Sahne. Insofern bleiben die powervollen Lyrics und souligen Melodien ebenfalls beim Abschlusstrack “Change Of Heart” auf diesem hohen Niveau und erinnern hier im Gesang etwas an die späte Tina Turner – ein schöner Ausklang der ausgereiften Produktion.
Die über die Jahre mit vielen Auszeichnungen geehrte Joanne Shaw Taylor hat mit “Heavy Soul” eben nicht eine sentimentale Seelenstimmung gemeint, sondern ein lockeres, sprühendes, immer wieder aufweckendes Werk hingelegt, das nun bei Joe Bonamassas Journeyman Records erscheint. Eine Scheibe, nicht nur für soulig geneigte Blues-Fans moderner Interpretationen – ganz im Gegenteil ist “Heavy Soul” für alle ein Must-Have-Album, die musikalische Ideenwelt und kreative Gitarrenkunst auf der Basis von Roots Music lieben.
Journeymen Records (2024)
Stil: Blues Rock, Roots Rock
Tracks:
01. Sweet ‚Lil Lies
02. All The Way From America
03. Black Magic
04. Drowning In A Sea Of Love
05. A Good Goodbye
06. Heavy Soul
07. Wild Love
08. Someone Like You
09. Devil In Me
10. Change Of Heart
Joanne Shaw Taylor
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