Joanne Shaw Taylor – The Blues Album – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

In Sachen Blues-Rock aus Großbritannien ist die Musikerin Joanne Shaw Taylor mittlerweile eine Ausnahmeerscheinung. Die 1986 geborene Singer-Songwriterin veröffentlicht mit „The Blues Album“ nun ihren achten Longplayer seit 2009 und gilt als die erfolgreichste britische Gitarristin des Genres. 2002 von Dave Stewart (Eurythmics) entdeckt, sind Stevie Ray Vaughan, Albert Collins und Jimi Hendrix Taylors musikalische Vorbilder, die erahnen lassen, welche persönliche Dynamik mit vier British Blues Awards belohnt wurde.

Auch Starblueser Joe Bonamassa hat endlich seine offene Bewunderung für die elegante Spielweise der Blues-Lady in einen großartigen Support umgesetzt. Als Mentor und Produzent (hier zusammen mit Josh Smith) steht sein Name direkt auf dem Front-Cover. Aufgenommen in den Oceanway Studios, Nashville, erscheint die Platte auf Bonamassas eigenem Independent Label KTBA Records, eine Auszeichnung der besonderen Art.

Die Scheibe bietet überwiegend zehn seltene Cover-Songs und ein Rock-Jam-Instrumental und interpretiert Blues-Klassiker u.a. von Albert King, Little Richard, Magic Sam und Little Milton, in graziler, aber auch energiegeladener Leichtigkeit. Den Anfang macht der Peter Green Fleetwood Mac Song „Stop Messin‘ Round“, verfeinert durch Reese Wynans Piano-Work, gefolgt vom funkigen Soul-Blues „If That Ain’t A Reason“ (Little Milton).

Die feine Otis-Rush-Nr. „Keep On Lovin ‚Me“ brilliert als powervolles Glanzstück der Scheibe, sicher ein Juwel in seiner vorliegenden Version. Bonamassas Hilfe bei der Auswahl der oft weniger bekannten Songs, wie „If You Gotta Make A Fool of Somebody“ (Ray Clark 1961) oder „Don’t Go Away Mad“ (Little Village), zeigt die herausragende Kenntnis im Umgang mit Songperlen. „Don’t Go Away Mad“ überrascht in einer Duett-Interpretation des eher schnellen Rock-Songs und weckt damit die Aufmerksamkeit für gute, alte Titel im neuen Gewand.

„Wir wollten eine stark Vocal-zentrierte Blues-Platte aufnehmen, die Joannes riesiges Talent vorsichtig in ein anderes Licht rückt“, so Bonamassa. „Joanne ist eine großartige Sängerin“ und er meint damit nicht nur Titel wie „Can’t You See What You’re Doing To Me“ (Albert King), mit leidenschaftlicher E-Gitarre und beeindruckenden Vocals eingespielt. Dies gilt ebenso für „Let Me Down Easy“ (Little Milton), das eine stimmgewaltige Joanne Shaw Taylor – gesanglich nicht weit entfernt von Janis Joplin – und eine ebenso elegante Saitenfertigkeit beinhaltet.

Die Aufforderung zum Tanz kommt beim Shuffle „Two Time My Lovin’“ ebenso wenig zu kurz und wird beim herrlichen Abschlusstrack „Three Time Loser“ mit Honky Tonk Piano nochmals wiederholt. Die Musiker um Joe Bonamassa glänzen in der gesamten Bandbreite der Songpalette und bieten in gewohnter Perfektion eine hervorragende Kooperation mit Joanne Shaw Taylor, die im Übrigen wie selbstverständlich zu den in gewisser Weise neu aufgelegten alten Bluessongs ihre eigene 1966er Esquire Junior Gitarre spielt.

Mit „The Blues Album“ ist es Joanne Shaw Taylor erneut gelungen, eine mitreißende und interessante Platte vorzulegen. Getragen von der Spielfreude, u.a. basierend auf der intuitiven Zusammenarbeit mit Blues-Hero Joe Bonamassa, ist ein herausragender Blues-Sampler entstanden. Joanne Shaw Taylor etabliert sich damit einmal mehr als UK’s Number One Blues-Rock-Lady.

KTBA Records (2021)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Stop Messin‘ Round
02. If That Ain’t A Reason
03. Keep On Lovin‘ Me
04. If You Gotta Make A Fool Of Somebody
05. Don’t Go Away Mad feat. Joe Bonamassa
06. Scraps Vignette
07. Can’t You See What You’re Doing To Me
08. Let Me Down Easy
09. Two Time My Lovin‘
10. I Don’t Know What You’ve Got feat. Mike Farris
11. Three Time Loser

Joanne Shaw Taylor
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