
Das zehnte Album in einer Karriere ist sicherlich, egal für welchen Künstler, immer etwas besonderes, ein Meilenstein, vielleicht auch ein neuer Richtungsweiser. Viele Acts erreichen diese Marke erst garnicht. Für Joanne Shaw Taylor, einst mit 16 Jahren von Eurythmics-Dave Stewart entdeckt und seit 2009 im Blues Rock-Business tätig, ist dieser ominöse Zeitpunkt jetzt gekommen.
Mit „Black & Gold“ stellt sie sich nun dieser Herausforderung und bewältigt diese, um es vorwegzunehmen, mit Bravour. Erneut auf Joe Bonamassas Journeyman Records-Label unterwegs, dazu mit Joes Langzeit-Spezi Kevin Shirley an den Reglerknöpfen, bietet sie einen abwechslungsreichen Mix zwischen eingängigem, Blues- und Southern (Country) Rock, Rock und beschwingten und luftigen PopRock-Nummern, die genau zur richtigen Jahreszeit kommen und sogar durchaus als cabriotauglich zu bezeichnen sind, auch wenn die Songthematiken zum Teil von ernsterer Natur sind..
„Ich wusste, dass dieses Album ein Meilenstein für mich wird“, so die Protagonistin. „Mein zehntes Studioalbum – das fühlt sich an wie das Ende eines Kapitels und der Auftakt eines neuen.“ Bewusst habe sie sich darauf eingelassen, musikalisches Neuland zu betreten. Sie wolle sich nicht wiederholen, sondern weiterentwickeln. „Einige Songs musste ich einfach für mich selbst schreiben. Es ging darum, Themen aufzugreifen, die ich lange umgangen habe. Ein Befreiungsschlag – künstlerisch wie persönlich.“
Allein der swampige Opener „Hold Of My Heart“ ist schon ein Genuss für sich. Der Beginn mit einer rauen Akustikgitarre, dazu eine wiehernde Fiddle (von der renommierten Musikerin Sav Madigan gespielt), und eine fulminantes, im Southern Rock verwurzeltes E-Gitarren-Solo lassen Erinnerungen an die Rossington Collins Band in ihrer Beginn-Phase aufkommen. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch das slideträchtige „I Gotta Stop Letting You Let Me Down“ und später mit einem zusätzlichen leichten Stones -Hauch versehene „Hell Of A Good Time“, zwei weitere der vielen Highlights.
Kommen wir zu den wunderbar, leicht ins Ohr gehenden, poppigen Liedern wie „All The Things I Said“, „Who’s Gonna Love Me Now?“, „Summer Love“ (aktuelle Single) und „Grayer Shade Of Blue“, allesamt absolut radiotauglich, die aber durch das immer integrierte schöne E-Gitarrensolo auch eine gewisse Rock-Attitüde behalten. Da bekommt man richtig gute Laune.
Introvertierten Stoff, etwas schwerer verdaulich, als Kontrast in Richtung Beth Hart weisend, bieten der Titelsong „Black & Gold“ und „Look What I’ve Become“, bevor am Ende durchaus wieder die Southern Rock-Freunde zum Zug kommen: Zum einen mit der herrlich shuffelndem Uptemponummer „What Are You Gonna Do Now?“ mit Pianoeinlagen und klasse E-Gitarrenarbeit samt kurzem Solo. Fußwippe unvermeidlich!
Zudem mit der grandiosen Southern Soul-Ballade „Love Lives Here“ hinterlässt die Britin zum Abschluss äußerst bleibenden Eindruck und beweist neben ihren starken Gitarrenqualitäten auch ihre beeindruckendes Vokalkönnen (schön rauchig Richtung Kim Carnes). Und wenn sie dann zum finalen Hammersolo mit Pilly Powell-mäßig unterlegtem Pianogeklimper ansetzt, reibt sich jeder Lynyrd Skynyrd-Fan vermutlich verwundert die Augen.
Joanne Shaw Taylor hat Wort gehalten. Mit „Black & Gold“, ihrem 10. Werk, ist ihr tatsächlich ein echter Meilenstein gelungen. Die CD macht von der ersten bis zur letzten Sekunde großen Spaß und bietet vor allem gekonnt ineinander greifende Diversität. Würde ich ihre Vorgänger-Werke besser kennen, würde ich es glatt wagen, von einer Art Karrierealbum zu sprechen. Schwarz sehe ich hier nur auf dem stilvollen Coverbild, ansonsten ist hier ist wirklich alles Gold, was glänzt, absolute Kaufempfehlung!
Journeyman Records (2025)
Stil: (Southern) Blues Rock / Pop Rock
Tracks:
01. Hold Of My Heart
02. All The Things I Said
03. Black & Gold
04. Who’s Gonna Love Me Now?
05. I Gotta Stop Letting You Let Me Down
06. Summer Love
07. Grayer Shade Of Blue
08. Hell Of A Good Time
09. Look What I’ve Become
10. What Are You Gonna Do Now?
11. Love Lives Here
Joanne Shaw Taylor
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