Tedeschi Trucks Band – Signs – CD-Review

TTB

Review: Stephan Skolarski

Die geballte musikalische Power der aus 12 Musikern bestehenden Tedeschi Trucks Band auf einer Platte zu vereinen, ist für jeden Produktionsprozess eine Herausforderung. Federführend bei der Entstehung des neuen Longplayers der US-Amerikanischen Blues- und Southern-Rock Formation, war der mehrfache Grammy Gewinner Jim Scott, der schon mit vielen Acts des Musik-Business zusammenarbeiten konnte (u.a. Rolling Stones, Tom Petty, Sting, Wilco) und diese Aufgabe gemeinsam mit Derek Trucks und Bobb Tis, exzellent bewältigt hat.

„Signs“ wurde im sogenannten ‚Swamp Raga‘ (Jacksonville, FL), dem eigenen Studio des Bandleader-Ehepaars Susan Tedeschi und Derek Trucks, aufgenommen und ist bereits das vierte Album in den letzten neun Jahren. Die gewohnte, abwechslungsreiche Unterstützung durch Bläser, Keyboards, Percussion und Backgroundgesang ist erneut das bekannte Markenzeichen dieses Kollektivs. Als Themen des Albums werden nicht nur auf dem Cover, sondern geradezu eindringlich in den Songs Umweltzerstörung und gesellschaftliche Spaltung angeprangert.

Leider musste die Band in der Vergangenheit einige Schicksalsschläge verkraften. Im Bekanntenkreis verstarben u.a. Butch Trucks, Gregg Allman, Leon Russel und B.B. King, die alle sehr enge Wegbereiter und Vorbilder waren. In liebevoller Erinnerung wird diesen Alt-Meistern im Booklet die besondere Wertschätzung erwiesen. Gewidmet ist das Werk jedoch ausdrücklich Colonel Bruce Hampton, der langjährig als Förderer und Mentor die musikalische Ausrichtung begleitet hat. Die Wirkung auf Sängerin Susan Tedeschi, die auch ihre Trauer und Wut verarbeitet, äußert sich dennoch in optimistischer Weise: „Als Musikerin möchte ich rausgehen, Kraft vermitteln und die Menschen inspirieren.“

Die Aussage setzt wortwörtlich ein Zeichen, einen Maßstab für die Tracks und die Vitalität von „Signs“. Und so geht es auf dem Opener „Signs, High Time“ gewaltig los. Der Funk/Soul Mix auf „I‘m Gonna Be There“ driftet im Refrain zu einem eher gängigen Pop-Rhythmus ab. „Walk Through This Life“ liebäugelt mit angenehmen Soul-Country und greift zugleich die äußerst schweren Verluste der Vergangenheit auf, gepaart mit einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft („Let’s walk through this life togehther/Show a little staying power/Even in our darkest hour/There’s still you and me“).

Das milde „Strenghten What Remains“ ist für die TTB ein vergleichsweise minimalistisches Arrangement und ein schöner, liebevoller Song. Auf dem melancholischen „All The World“, inklusive weinendem Gitarren-Solo von Derek Trucks), wird auf die Vergänglichkeit des Planeten aufmerksam gemacht („All the world is bleeding“). Die Vorab-Singles „Hard Case“ und „They Don’t Shine“ verfeinern die Platte durch Gospel-Power, klassischen Blues und warme Gitarren. „The Ending“ ist ein rein akustisches und trauriges Lied, das von Susan Tedeschis Stimme sanft getragen und von Derek Trucks und Oliver Woods (The Wood Brothers) Gitarren kunstvoll begleitet wird und nochmals die verstorbenen Freunde würdigt.

Der Longplayer „Signs“ steht für einen bunten Facettenreichtum aus Blues, Southern Rock, Funk und Soul; ähnlich üppige Sounds kommen im artverwandten Stil allenfalls noch von Gov‘t Mule oder der Marcus King Band rüber. Die Tedeschi Trucks Band schöpft ihr breites Potential auf jedem Alben neu und beständig aus. Sie haben mittlerweile ihren unverkennbaren Tedeschi-Trucks-Sound entwickelt, der sich durch einen hohen Wiedererkennungswert auszeichnet und auch auf „Signs“ fast schon magisch in seinen Bann zieht.

Fantasy Records (2019)
Stil: Blues Rock, Southern Rock

Tracklist:
01. Signs, High Times
02. I‘m Gonna Be There
03. When Will I Begin
04. Walk Through This Life
05. Strengthen What Remains
06. Still Your Mind
07. Hard Case
08. Shame
09. All The World
10. They Don‘t Shine
11. The Ending

Tedeschi Trucks Band
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Universal Music
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Jonny Lang – Signs – CD-Review

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Review: Michael Segets

Es gibt wohl kaum einen Text über Jonny Lang, in dem nicht darauf verwiesen wird, dass er als Blues-Wunderknabe mit fünfzehn Jahren seine ersten Erfolge feierte. Dies war Mitte der 1990er. Seitdem arbeitete er mit einigen Blues- und Rockgrößen zusammen, wie B. B. King, den Rolling Stones, Aerosmith oder Buddy Guy. Nun legt er nach einer vierjährigen Pause mit „Signs“ sein achtes Album vor und präsentiert sich als gereifter Gitarrenvirtuose, der dem Blues einen neuen Anstrich geben will. Dabei finden Elemente aus Funk und Rock ihren Platz. Die Texte kreisen und die Themen Selbstfindung und Selbstbestimmung.

Das vorab ausgekoppelte „Make It Move“ kommt als stampfender und groovender Blues daher. Lang holt bei den hohen Intermezzos alles aus seiner Stimme heraus und setzt so einen Kontrapunkt zu dem tiefen, mehrstimmigen Background im Chorus. Meinem Favoriten der Scheibe folgen mit „Snakes“ und „Last Man Standing“ zwei gelungene, schnelle Rockstücke. Vor allem der letztgenannte Song lässt es mit dem treibenden Schlagzeug richtig krachen. Das dem Longplayer namengebende „Signs“ bietet Bluesrock mit guter Gitarrenarbeit, aber der gepresste, hoch gesungene Refrain ist zunächst gewöhnungsbedürftig, entwickelt aber bei mehrmaligem Hören durchaus einen Reiz.

Die nächsten Stücke unternehmen Ausflüge in die Grenzbereiche des Bluesrock und überschreiten sie. Bei „What You’re Made Of“ integriert Jonny Lang Funk-Elemente. Während der Refrain eingängig ist, überzeugt das Stück mit seinen Breaks und Langs Ausflügen in stimmliche Höhen nicht in Gänze. Mit dem hypnotischen Anfang, dem Einsatz von Halleffekten und dem bombastischen Refrain knüpft die zweite Vorabauskopplung „Bitter End“ an die Rockhymnen der 1980er Jahre an. Locker und schon beinahe poppig erscheint hingegen „Stronger Together“, das sommerliche Gefühle aufkommen lässt.

Jonny Lang liefert anschließend mit „Into The Light” einen kraftvollen Rocksong ab, der ein Highlight in der zweiten Hälfte des Longplayers darstellt. Im reduzierten „Bring Me Back Home“ ist ein sehr gefühlvolles Gitarrensolo hervorzuheben. Auch in „Wisdom“ ist die Gitarrenarbeit hervorragend. Der emotionsgeladene Bluessong wäre ein würdiger Abschluss des Albums gewesen, denn das pathetische „Singing Songs“ stellt für mich den schwächsten Track dar.

Nach starkem Anfang kann Jonny Langs neues Werk weitgehend – aber nicht vollständig – überzeugen. Dass er ein außerordentlicher Gitarrist ist, steht dabei nicht in Frage. Manche Gesangspassagen sind hingegen Geschmackssache. Bei den Songs wird ein Bluesrock-Purist wohl eine Auswahl treffen. Dennoch bietet das Album einige Perlen, die es zu entdecken gilt.

Provogue – Mascot Label Group – (2017)
Stil: Blues Rock

01. Make It Move
02. Snakes
03. Last Man Standing
04. Signs
05. What You’re Made Of
06. Bitter End
07. Stronger Together
08. Into The Light
09. Bring Me Back Home
10. Wisdom
11. Singing Songs

Jonny Lang
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