Bad Luck Friday – Same – CD-Review

Nach dem Konzert des Brighton Blues Cartel im Leverkusener topos, hatte mich Will Wilde, wie bereits beschrieben, gebeten, auch die Debüt-CD seines neuen Projekts Black Luck Friday zu reviewen. Die Scheibe ist schon seit dem 2. September käuflich erwerbbar.

Die Band besteht neben ihm als unbestrittener Mastermind mit den ebenfalls beim Konzert vertretenen Steve Brook, der hier in Sachen Gitarrenparts, Harmoniegesängen, dem überwiegenden Bassanteil, Co-Songwriting der Musik sowie der Co-Produktion, auch ein gewichtiges Wörtchen mitspricht und Drummer Alan Taylor. Der vierte im Bunde ist Jack Turnbull, der hier auf Track 1 und 3 den Tieftöner zupft und demnach nur eine eher marginale Rolle ausübt. Die Texte hat eine Dame namens Sara Starbuck zusammen mit Will kreiert.

Das bandnamensgebende Titelstück „Black Luck Friday“ vereint eigentlich schon alles, was man dann in den nächsten knapp 40 Minuten Spielzeit geboten bekommt. Stark Harp-basierten Blues (Hard) Rock der äußerst dynamischen Art. Krachende, im Hard-/Heavy-/Melodic Rock verwurzelte E-Gitarrenriffs, polternde Drums, starker, zuweilen an Paul Rodgers erinnernder Lead-Gesang und vielseitige Harp Soli – da ist von Fiepen, Plustern, Nöhlen, Klirren, Heulen, etc.  alles mit dabei, was man von diesem Instrument so kennt – die hier fast im Stil einer ersten Leadgitarre auftrumpfen.

Vieles erinnert an die bekannten und beliebten Acts der Rock-/Hard Rock-Szene wie Bad Company, Whitesnake, The Quireboys, Great White, Thin Lizzy, Snakecharmer, Blackwater Conspiracy & Co, wobei man sich allerdings dann immer eine Mundharmonika hinzudenken muss. Einziger ruhigerer und auch harp-freier Track ist hier das atmosphärische, episch-balladesk anmutende „Dust & Bones“, das sich für mich auch am Ende als mein persönlicher Lieblingssong herauskristallisiert. Klasse hier der kanonartige Harmoniegesang von Brook.

Der Rest geht einfach nur gut und kurzweilig ab, Stücke wie das treibende „666 At The Crossroads“, das Black-Crowes-mäßige „Jealous Woman“, „Take The Best Of Me“, „Mistress“ oder der stampfige Heavyblues „Low Down Dirty“ (leichte unterschwellige ZZ Top-Note) haben ihre Livetauglichkeit im topos bereits bewiesen. Die für mich  ’neuen‘ Tracks „Banshee“, „Bonnie To My Clyde“ und der Rausschmeißer „Rebel With A Cause“ stehen dem restlichen Konvolut in ihrer satten Dynamik in Nichts nach und rocken mit Wilde-/Brook-/Taylor-typischem Triple-Wumms.

Bad Luck Friday überzeugen mit ihrem Debüt auf ganzer Linie und finden aufgrund der brookschen Gitarren-Manier und Wildes wild-rockiger Harp so etwas wie eine kleine Nische in der britischen Blues Rock-Szene. Was vom Bandnamen her nach schlechten Vorzeichen klingt, entpuppt sich in Wirklichkeit als ein echter Glücksfall für das Genre!

Eigenproduktion (2022)
Stil: Blues (Hard) Rock, Rock

Tracks:
01. Bad Luck Friday
02. 666 At The Crossroads
03. Banshee
04. Dust & Bones
05. Jealous Woman
06. Take The Best Of Me
07. Mistress
08. Low Down Dirty
09. Bonnie To My Clyde
10. Rebel With A Cause

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Brighton Blues Cartel – 30.09.2022, topos, Leverkusen – Konzertbericht

Nachdem ich mich beruflich durch eine anstrengende Woche gequält habe, die dazu noch von unangenehmen Rückenschmerzen begleitet wurde, stand ich kurz davor, dem Brighton Blues Cartel-Gig im kleinen urigen topos in Leverkusen, eine Absage zu erteilen.

Da Menschen wie meine Wenigkeit, die quasi ihr ganzes Leben mit Mehrfachbelastungen umgegangen sind, gelernt haben, auch mal auf die Zähne zu beißen, und dazu mein Instinkt, auf den ich mich musikalisch bisher fast immer verlassen konnte, mir gesagt hat, dass ich was besonders Gutes verpassen würde, habe ich mich dann doch auf den Weg gemacht.

Und wieder mal, in der Tat, musste ich mein Kommen nicht bereuen. Ganz im Gegenteil, was die Burschen um Danny Giles, Will Wilde und Steve Brook (dazu kam noch die bärenstark agierende Rhythmussektion mit Alan Taylor und Russel Carr) zum Startschuss ihrer Tour im topos ablieferten, war Blues und Rock vom Feinsten.

Da unsere etatmäßigen Fotografen verhindert waren, übernahm Klemens Kübber, der langjährige ‚Macher‘ des topos diesmal die Knipserei-Tätigkeit. Der schafft es immer wieder, allein, wenn man sich auch das kommende topos-Programm bis Dezember anschaut, solch tolle Acts durch geschickte Termine wie diesen, in die kleine Musikkneipe zu holen.

Gespielt wurde in zwei Sets. Bis zur Pause hatten dann zunächst Giles und dann Wilde Gelegenheit,  für ihre eigenen Projekte Werbung zu machen. Danny Giles spielte im Trio mit Taylor und Carr und ließ beim rockigen Kracher „Leave This Town“ zum Auftakt auf seinem quietsch-grünen Arbeitsgerät, sofort ordentlich ab.

Kein Wunder, dass er aufgrund seines quirligen Spiels (mit manchmal metal-artigem Esprit) zum Teil in Sphären eines Yngwie Malmsteen eingeordnet wird. Für mich eine schöne Zusatzkomponente, die man im Blues Rock eigentlich nicht so oft hört. Auch der engagierter Gesang, die mitnehmende kommunikative Art und seine strammes Erscheinungsbild, hinterließen bei der Audienz mächtig Eindruck.

Mit weiteren Stücken aus dem Album „More Is More“  wie „Won’t Let Love“, „Been There Twice“ (Led Zep-Note), „Hold On“ und dem herrlichen „Don’t Go Messin'“  (da fuchtelte  er beim finalen Solo auf,  über und unter dem Gitarrenhals ganz wild herum) war die erst gute halbe Stunde wie im Fluge herum. Starke Leistung des Briten-Trios.

Im fliegenden Übergang nahmen dann Gitarrist Steve Brook und Fronter Will Wilde seinen Platz auf der kleinen Bühne ein. Wo Cowboys früher ihre Patronengurte trugen, hatte Wilde die Sammlung seiner Mundharmonikas umgehangen. Brook, er und Taylor haben ein neues Band-Projekt mit Namen Bad Luck Friday am Start, aus dem dann Tracks wie „Jealous Woman“, „Take The Best Of Me“, „666 At The Crossroads“, „Dust & Bones“, „Low Down Dirty“ und „Mistress“ präsentiert wurden.

Eigentlich bin ich garnicht der große Fan von Harp-dominanter Blues Rock-Musik, die man hier hätte vermuten können. Will weiß aber sein Paradegerät so nuanciert einzusetzen, dass es nie nervt. Begeisternd vor allem seine Stimme, die immer wieder Assoziationen mit Paul Rodgers aufkommen ließen. Auch der meist posende und mähnenschüttelnde Brook brachte mit seinen eher im Rock-/Melodic Rock-verankerten Soli eine erfrischende Note in das musikalische Treiben des Quartetts. Das Ganze hatte was von Harp-umwehtem Bad Company-Rock.

Nach der Pause wurde es richtig eng auf der Bühne, als dann alle im Quintett, eine schöne Auswahl von unterschiedlichen Coverstücken zum Besten gaben. Das am Anfang performte, durch Whitesnake bekannt gewordene „Ain’t No Love In The Heart Of The City“ war für mich dabei direkt das Highlight. Als sich Brook und Giles im Twin-Speed-Modus duellierten, schlug das Herz der Southern Rock-Fans ebenso schnell!

„Oh Pretty Woman“ von Gary Moore, der Muddy Waters-Schinken „Hooche Coochie Man“, das toll interpretierte Johnny Guitar Watson-Lied „Three Hours Past Midnight“, und der schunklige Canned Heat-Klassiker „Let’s Work Together“ als Zugabe rundeten einen kurzweiligen und unterhaltsamen Abend der etwas anderen Blues Rock-Musik auf schöne Weise ab.

Am Ende fragte mich Will an der Theke bei einer kurzen Unterhaltung noch, ob ich die neue neue CD der Bad Luck Family reviewen würde. Da musste ich angesichts der guten Leistung natürlich ohne Zögern einwilligen, die Besprechung wird dann demnächst auch hier zu lesen sein.

Auch wenn im wirtschaftlichen Bereich Kartellen zurecht ein negatives Image angelastet wird, darf man diesem musikalischen Zusammenschluss aus dem britischen Seebad, nur beste Hintergedanken attestieren. Wer Zeit und Gelegenheit besitzt, sollte sich die Gigs des  Brighton Blues Cartel auf der jetzt anstehenden Tour auf keinen Fall entgehen lassen. Absoluter Live-Tipp!

Line-up:
Danny Giles (lead vocals, electric guitar)
Will Wilde (lead vocals, harp)
Steve Brook (electric guitar, vocals)
Russel Carr (bass)
Alan Taylor (drums)

Bilder: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

Will Wilde
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Danny Giles
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topos Leverkusen

Vanesa Harbek & Band – 10.01.2020, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Hatte im Bereich der CD-Reviews bei mir mit Betty Fox bereits eine Blondine den Auftakt vor einigen Tagen bestritten, fiel nun das ‚Ius primae noctis‘ auf Vanesa Harbek, die argentinische Blues-Queen. Diesbezüglich ist natürlich nur der erste abendliche Konzertbesuch des Jahres gemeint!

Die war schon, ähnlich wie vor knapp einem Jahr, mit ihren beiden etatmäßigen Mitstreitern Lukasz Gorczyca am Bass und Tomek Dominik an den Drums, im Rahmen ihrer, sich noch durch den gesamten Januar ziehenden Deutschland-Tour, wieder im urigen Leverkusener topos vorstellig.

Trotz ihrer letztjährigen guten Leistung hielt sich die Zuschauerresonanz, vermutlich mal wieder wegen des wirklich ungemütlichen Wetters, in einem sehr überschaubaren Rahmen. Nur recht wenige, aber auch einige Stammleser unseres Magazins, hatten sich vor der kleinen Bühne und um den Thekenbereich eingefunden.

Vanesa (hatte vom Outfit her die Netzstrumpfhose diesmal gegen eine signalrote Hose mit kniehohen Stiefeln eingetauscht, um den Hals hatte sie wieder u. a. ihre lange rote Perlenkette mit Kreuz, die sich zwischenzeitlich immer wieder auf den Body ihrer Gitarre legte) spielte sich zum Auftakt des zweiteiligen Sets mit dem Standard-Klassiker „Hideaway“ die Finger warm, um dann mit Tracks wie „Rooster Blues“, If You Love Me“, Something’s Got A Hold On Me“, identisch zum letzten Mal, in den Gig hineinzufinden.

Üblicher Bestandteil eines Vanesa Harbek-Konzerts ist natürlich auch, ihrer Heimat Tribut zu zollen, was im Anschluss mit „Vuelvo Al Sur“, einem Lied von Astor Piazzolla, der als Begründer des Tango Nuevo Berühmtheit erlangt hat, und „Vanesca Tango“ (beide mit spanischem Gesang), emotional belegt wurde.

Mit „Hell In Paradise“ wurde dann wieder in englischer Sprache mit einem Ex-Freund ‚abgerechnet‘, der Schunkler „Sitting On A Boat Dog“ und das shufflige „Killing Floor“ (schöner Schlagabtausch zwischen Vanesa und Lukasz im Instrumental-Bridge) beendeten die erste Dreiviertel-Stunde.

Nach der Pause, die für erste Merchandise-Aktivitäten und Getränkebestellungen genutzt wurde, ging es mit „Chitlins Con Carne“ (Bass-Solo Gorczyca) ruhig weiter, um dann aber mit „Pride & Joy“, in Rock’n’Roll-Manier, Gas zu geben.

„Te Extraño Buenos Aires“, „En El Abismo“ und später die bärenstarke Coverversion von „Oye Como Va“ bildeten einen weiteren lateinamerikanischen Part im zweiten Abschnitt. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass beim Umzug Vanesas von der argentinischen Hauptstadt in die deutsche nach Berlin, so ein wenig das dortige feurige Temperament auf der Strecke geblieben ist.

Mit das Highlight für mich persönlich war die brandneue Ballade „Big Love“ (aus der Feder von Lukasz Gorczyca), in der die schlaksige Blondine ein fulminantes E-Solo auf ihrer Stratocaster hinzauberte. Die Eric Clapton-Adaption „Further Up On The Road“ gab am Ende den geplanten Rausschmeißer.

Das Trio wurde aber nicht so einfach in den Feierabend gelassen und musste dann mit einer Klasse-Version von „Proud Mary“ (tolle Tempozunahme im Schlussbereich des Stückes) und dem Blues-Retro-Schunkler „Take A Look At Yourself“ in die Nachspielzeit.

Insgesamt ein ordentlicher Konzertauftakt 2020 mit der sympathischen und engagiert spielenden Vanesa Harbek Band (am Ende hatte die Protagonistin für jeden Anwesenden ein Ohr und ließ sich natürlich auch noch mit so manch rheinischer Frohnatur zusammen ablichten…) , der deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt hätte.

Line-up:
Vanesa Harbek (lead vocals, electric guitar)
Lukasz Gorczyca (bass)
Tomek Dominik (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
Video: Klemens Kübber

Vanesa Harbek
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topos Leverkusen

Blues Night – Leverkusener Jazztage – 07.11.2019, Leverkusen, Forum – Festivalbericht

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Kaum zu glauben, aber die Leverkusener Jazztage feiern dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Eine Veranstaltungsreihe, die sich über die Zeit einen großen Nahmen gemacht hat und aus dem Musikkalender auch für den WDR-Rockpalast nicht mehr wegzudenken ist. Großartige Jazzmusiker haben hier in den Jahren ein Gastspiel abgeliefert, aber auch andere Musiksparten wurden in die Jazztage integriert. So stellt auch die Blues Night einen festen Bestandteil dar, die auch wieder vom Rockpalast aufgezeichnet wurde und am 25.11.2019 von 00:45 – 4:15 Uhr ausgestrahlt wird. Das Programm hatte es in sich und es verdient in dieser Form festgehalten zu werden.

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Pünktlich, wie im Programm angekündigt, wurde die erste Band vorgestellt und Eamonn McCormack betrat mit seinen beiden jungen Bandmitgliedern Edgar Karg am Bass und Max Jung-Poppe an den Drums die Bühne des gut gefüllten Forums. Der mittlerweile 57-jährige Gitarrist aus Dublin mag für viele ein unbeschriebenes Blatt sein. Dass es sich aber um einen großartigen Blueskünstler handelt, bewies er schon in der Vergangenheit, als er mit Größen wie Rory Gallagher, Nils Lofgren, aber auch unter dem Pseudonym Samuel-Eddy für ZZ Top und Robert Plant, Konzerte eröffnete.

Seine „Liebe“ zur Musik von Rory Gallagher, war während der ganzen Show erkennbar, was auch an den gemeinsamen irischen Wurzeln liegen mag. In den 30 Minuten, die ihm zur Verfügung standen, lieferte er mit seinen Jungs einen starken Blues Rock-Auftritt, der auch beim Publikum entsprechend ankam. Den Beginn bestritt er mit „From Town To Town“ vom aktuellen Album „Like There’s No Tomorrow“, in dem er seine eigene Reise als Musiker von Dublin bis nach Memphis beschreibt. Die folgenden Lieder, „Down And Out“, „Funkytown“ und „Heal My Faith“, alle mit treibender Rhythmussektion und hart gespielten Soli im Stile Gallaghers, mündeten schließlich in „Falsely Accused“, in dem auch Rory mal als Gastmusiker seinen Anteil hatte, aber alle aus der Feder McCormacks stammten.

Fast logische Konsequenz war, dass zum Abschluss des Auftritts mit „Shadow Play“ ein Song von gecovert wurde, der scheinbar wie ein Schatten über die Bühne geschwebt war. In einem Gespräch mit McCormack und Jung-Puppe nach dem Konzert, schilderten diese noch einmal die besondere Atmosphäre der gut besuchten Show und die daraus resultierende Spielfreude, die ihnen aber auch zu jedem Moment des Konzertes anzumerken war. Nach der Show nahm sich McCormack ausgiebig Zeit, um am gut besuchten Merchandising-Stand den Fans, von denen er an diesem Abend mit Sicherheit einige hinzugewonnen hatte, zur Verfügung zu stehen.

Line-up Eammon McCormack:
Eamonn McCormack (lead vocals, electric guitars)
Eddy Karg (bass)
Max Jung Poppe (drums)

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Nach einer kurzen Umbauphase, an dieser Stelle kann schon einmal die gut geplante Organisation hervorgehoben werden (die Sets begannen fast minutengenau wie geplant), wurde dann die Kris Barras Band angekündigt. Die Briten legten gleich, mit „Ignite (Light It Up)“ und „Counterfeit People“ los wie die Feuerwehr. Der Beginn war somit identisch mit einem Konzert, vor einigen Wochen in Dortmund, was aber auch nicht verwunderlich ist, da der Auftritt praktisch im Rahmen der eigenen Tour stattfand und der junge Brite auch erst sein zweites Album herausgebracht hat. Für den heutigen Abend hatte er danach aber dann einige Songs ausgetauscht.

So brachte er mit „I Got Time“ ein Stück mit einem gehörigen Southern-Flair auf die Bretter. Mit „What You Get“ und „Vegas Son“ folgten noch einmal zwei krachend vorgetragene Tracks des aktuellen Werks, bei denen der am Bass wild posende Elliott Blackler und Billy Hammett an den Drums, wie ein Derwisch spielend, eine Basis legten, die Josiah J. Manning mit zum Teil virtuosen Keyboardspiel füllte. Einer der Höhepunkte eines starken Konzertes folgte dann mit „Watching Over Me“, einer Hommage an seinen Vater, bei der Barras sich in Soli sprichwörtlich die Seele aus dem Leib spielte, um in einem Moment scheinbar in sich gekehrt in Richtung Himmel zu zeigen, von wo aus sein Vater, dem Titel des Liedes nach, ein Auge auf ihn wirft.

Bluesig bis hart rockend ging es dann mit „Not Fading“ weiter, um mit „Devil’s Done Right“, Blues und Boogie im Stile von ZZ Top zu performen.
„Lovers Or Loosers“ leitete Manning mit einem psychedelischen Keyboard-Intro ein, in das Barras dann südstaaten-ähnlich seine Gitarre einspielte um kurz vor dem Finale etwas Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Ähnlich, mit starken Slide Einlagen, folgte als erste Zugabe mit „Hail Mary“ ein Song, der auch Südstaatenrockern gut zu Gesicht gestanden hätte.

Das Finale Furioso war dann eine scheinbar nicht endende Version von „Going Down“, mit furiosen Gitarrensoli, Bassläufen, krachenden Drums und zünftigen Keyboardeinlagen. Nach etwa einer Stunde verabschiedete sich dann eine bestens aufgelegte Kris Barras Band von begeisterten Publikum. Es ist erstaunlich, mit welcher Bühnenpräsenz der junge Brite, der erst wenige Jahre im Musikgeschäft ist, einen Draht zum Publikum herstellt und auch jedem seiner Mitstreiter die Räume gibt, sich zu präsentieren, sodass der Name ‚Band‘ in diesem Fall absolut zutreffend ist. Wie McCormack nahm sich auch Barras nach dem Konzert ausgiebig Zeit für die Fans, die zahlreich am Merchandising-Stand warteten.

Line-up Kris Barras Band:
Kris Barras (lead vocals, electric guitar)
Elliott Blackler (bass, vocals)
Josiah J. Manning (keys, vocals)
Billy Hammett (drums)

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Um 21:45 betrat dann der Main-Act, Kenny Wayne Shepherd, diesmal im Vergleich zum Konzert im Sommer mit Beth Hart, mit „Bigband“ die Bühne. Zur bekannten Besetzung mit Noah Hunt (guitar, vocals), Scott Nelson (bass), Joe Krown (keyboards) und Chris Layton (drums) gesellten sich an diesem Abend noch Joe Sublett (saxophone) und Mark Pender (trumpet) hinzu. Diesmal ergänzte Shepherd die Setlist um einige Songs, da ihm als Headliner ein größerer Spielraum gegönnt wurde.

Nach einem dramaturgischen Intro vom Band mit Bandvorstellung ließ Shepherd in dieses tiefe Töne seiner Gitarre klingen, sodass man diese scheinbar am Körper spüren konnte, um dann mit „Woman Like You“ die Show zu eröffnen. Durch die Bläsersektion wurde der Sound noch voluminöser als er ohnehin schon war. Nachdem ein sichtlich gut gelaunter Protagonist das Leverkusener Publikum begrüßt hatte, legte er den von Neil Young geschriebenen Buffalo Springfield-Klassiker „Mr. Soul“ in einer harten bluesrockigen Version nach.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte die Band die Fans hinter sich gebracht. Neben dem wie gewohnt starken Gitarrenspiel Shepherds, konnte auch Noah Hunt gesanglich voll überzeugen. Im weiteren Verlauf unterstützte er Shepherd, der dann auch in vielen Songs den Leadgesang übernahm, sowohl an der elektrischen als auch der akustischen Gitarre. Über die spielerische Klasse Laytons an den Drums Worte zu verlieren erübrigt sich. Diese bewies er schon an der Seite von Stevie Ray Vaughan in Band sowie Storyville oder Arc Angels, etc. und bot Shepherd zusammen mit Scott Nelson, der den Bass auf den Punkt brachte, die Grundlage, sich in vielen der Songs an der Gitarre auszutoben, was er beim knüppelhart performten „Long Time Running“ auch entsprechend tat.

Bei „I Want You“ hatte dann Keyboarder Joe Krown seinen ersten ganz großen Auftritt mit einem überzeugenden Honkytonk-Solo. Ganz stark das folgende „Diamonds & Gold“ mit treibenden Rhythmus, einer fast singenden Gitarre Shepherds und starken Rhythmusspiel von Hunt, der sich dazu die Gitarre umgeschnallt hatte. Hervorzuheben auch der wechselweise Gesang der beiden Genannten. Beim Elmore James-Cover „Talk To Me Baby“ wurde es dann richtig bluesig und Joe Sublett am Saxofon und Mark Fender an der Trompete sorgten für regelrechtes Bigband-Feeling, was das Publikum sichtlich begeisterte.

Mit „Heat Of The Sun“ und „Down For Love“ wurde es etwas ruhiger und leichtes Southern-Luft erfüllte das Forum, welches sich bei „Turn To Stone“ fortsetzte und nur durch den Slowblues „Shame, Shame, Shame“ (natürlich mit brachialem Gitarrensolo endend) kurz unterbrochen wurde. Darauf verließ die Band die Bühne, um nach frenetischem Applaus, für insgesamt drei Zugaben noch einmal zurückzukommen.

Das Southern-lastigen „Blue On Black“, wieder mit starken Soloeinlagen Shepherds, sowie das treibende „I’m A King Bee“ (toller Gesang von Noah Hunt) leitete dann ein furioses Finale ein. In einer ausgedehnten Version des Jimi Hendrix-Klassikers „Voodoo Child (Slight Return)“ entfachte Shepherd brachiale Soli, die er bildlich in Richtung Publikum abfeuerte. Seine furiose Bläsersektion, Krown mit Soloeinlagen am Keyboard und die stampfende Rhythmussektion um Layton und Nelson, erstürmten die Halle regelrecht. Das danach nichts mehr kommen konnte, war eigentlich jedem klar.

Line-up Kenny Wayne Shepherd:
Kenny Wayne Shepherd (electric guitar, vocals, lead vocals)
Noah Hunt (lead vocals, electric and acoustic guitar, percussion)
Joe Krown (keys)
Scott Nelson (bass)
Chris Layton (drums)
Joe Sublett (saxophone)
Mark Pender (trumpet)

Fazit: Dem Team um Fabian Stiens ist es gelungen, hochkarätige Künstler für diesen Abend zu gewinnen, die, auch wenn der Blues verschieden interpretiert wurde, gut zusammen passten. So kam es nicht zu Brüchen im Festival. Auffallend war ein sehr präsentes, immer zuvorkommendes Team, was einen fast familiären Charakter entstehen ließ. Einen großen Anteil an der gelungenen Veranstaltung hatten natürlich auch die bestens aufgelegten Künstler und ein Publikum, das sich durchaus anspornend auf die Musiker auswirkte. Ein Lob auch an die Soundtechniker, die einen gut differenzierten Sound in die Halle brachten und die Lichttechniker, die mit abwechslungsreichen Effekten, auch optisch unterstützten.

Ein Dank an Shooter Promotions und Fabian Stiens für die Akkreditierung und die Möglichkeit sich zum Fotografieren recht uneingeschränkt bewegen zu können, dass es gar nicht nötig war, aus dem abgesperrten Bereich vor der Bühne zu agieren, wo man dann eher die Kamaeraleute des Rockpalast gestört hätte, da das Forum mit seiner terassenförmigen Architektur auch so viele Möglichkeiten bietet.

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

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Kenny Wayne Shepherd
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Shooter Promotions
Leverkusener Jazztage

Honey Island Swamp Band – Tres Avispas – EP-Review

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Für eines meiner Konzert-Jahres-Highlights sorgte vor kurzem zweifelsohne die Honey Island Swamp Band mit ihrem herrlichem Auftritt im urigen Leverkusener topos.

Wahnsinn, was hatte das Quintett, bestehend Aaron Wilkinson (lead vocals, electric and acoustic guitar, harmonica, mandolin, hier: banjo), Lee Yankie (electric and slide guitar, vocals), Sam Price (bass, vocals), Garland Paul (drums, vocals) und Chris Spies (keyboards) für einen mitreißenden und spielfreudigen Southern Groove entfacht. Spitzenklasse!

Nach dem Gig drückte mir Bandleader Aaron Wilkinson noch ihre neue EP „Tres Avispas“ in die Hand, aus der sie Teile an diesem Abend vorgestellt hatten. Die Frage, die sich nach solch fantastischen Live-Aufführungen sofort stellt, ist, ob Stücke im Studio die gleiche Wirkung entfalten können. Die kann im Falle dieser EP, mit einem eindeutigen ‚Ja‘ beantwortet werden.

Mir persönlich bietet sie sogar abseits der Kurzweiligkeit und Anspannung des Live-Geschehens sogar eine schöne, weitaus relaxtere Retrospektive des Erlebten. Der Opener „Head High Rag“ ruft sofort den swampigen und spielfreudigen Groove aus der Erinnerung ins Jetzt zurück, Spies‘ Orgel und Lees Slide-Gitarre in ABB-Manier lassen den Körper sofort wieder vibrieren.

In die gleiche Kerbe schlagen weitere Tracks wie „Sugar For Sugar“ (hier begeistern mich die ergänzenden weiblichen Backgroudgesänge von Kassie Netherlands und Shira Elias) und „Bone Shaker“. Chris Spies‘ Tastenvariationen und Yankie Lees Slidekünste können sich herrlich auf dem dynamischen Rhythmusteppich von Price und Paul entfalten.

Aus dem Rahmen fällt der Song „I Don’t Want To Lose“ mit seinem dezent spirituellen Touch (ein wenig im weitesten Sinne an Sachen von Bad Company oder Free ähnelnd). Ob die Männer den Refrain in yogatypischer Sitzhaltung eingesungen haben, verbleibt im Reich der Spekulationen.

Dass der Fünfer, beziehungsweise hier Aaron Wilkinson alleine, ein Händchen für kompositorische Ohrwurmqualitäten besitzt, offerieren die beiden herrlich melodischen Stücke „Gone“ (mit Young-mäßiger Mundharmonika und Bruce Hornsby-mäßigem Piano-Solo) und das abschließende „Wildfire“, bei denen Wilkinsons schöne Akustikgitarre, deutlich mehr Spielraum einnimmt.

„Tres Avispas“ von der Honey Island Swamp Band kommt ähnlich intensiv wie ein Wespenstich daher, allerdings nicht schmerzhaft, sondern mit deutlich angenehmeren Folgen!

Underwateraudio (2019)
Stil: Southern Rock

01. Head High Rag
02. Gone
03. Sugar For Sugar
04. I Don’t Want To Lose
05. Bone Shaker
06. Wildfire

Honey Island Swamp Band
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Honey Island Swamp Band – 19.07.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Wenn man wie ich, so viele Konzerte pro Jahr besucht, entwickelt man schon wirklich ein Gespür dafür, dass einen, wie an diesem Abend, besondere Momente erwarten. Im Falle von der Honey Island Swamp Band konnte ich mich dazu noch auf die Expertise von ‚topos-Macher‘ Klemens Kübber verlassen, der mir das bis dato nur marginal bekannte Quintett (ich besitze nur ihre in meiner großen Sammlung schlummernde CD „Demolition Day“), wärmstens empfohlen hatte.

Die Band um ihren Leader Aaron Wilkinson befand sich auf der Durchreise zum Blues-Festival im belgischen Peer, wo sie in so prominenter Umgebung von Interpreten wie u. a. Beth Hart, Paul Carrack und der Chris Robinson Brotherhood auftreten wird. Als wir in der kleinen urigen Leverkusener Kultkneipe eintrafen, hatte sich schon eine Mischung aus Stammbesuchern und eingefleischten Anhängern der Truppe aus New Orleans, Louisiana, eingefunden.

Pünktlich zum Gig hatte sich die bei uns ebenfalls obligatorische schwüle Hitze zurückgemeldet und bereite den fünf Musikern quasi heimatliche Auftrittsbedingungen. Ob sie dort zu solchen Temperaturen allerdings auch schon mal zusammen auf einer derartigen Miniatur-Bühne wie der im topos gestanden haben, als selbst der vermutlich wärme-erprobte Gitarrist Lee Yankie im ersten Set zum bereits durchnässten Fronter Wilkinson stöhnte, „Mann ist das heiß hier!“, verbleibt im Bereich der Spekulationen.

Trotz dieser Umstände und vorangegangenen Reisestrapazen, gab der Fünfer aus Crescent City alles und es entwickelte sich von Anfang an ein Konzert, das an Spielfreude und dynamischem Groove, wohl nur scher zu überbieten ist.

Nach dem bereits fulminanten Eröffnungstrio mit „Rod N‘ Reel“, „Watch And Chain“, und dem megastarken „Josephine“, fokussierten sich Wilkinson & Co. auf ihre neue, eigentlich nur für den europäischen Markt angedachte EP „Tres Avispas“, die zum Teil kompositorisch in den Bergen Colorados („Gone“) ihren Ursprung hat. Mit „Sugar For Sugar“ und „Head High Rag“ aus diesem Werk, kämpften sich die Männer in die Pause zum Ausgleich ihres in Schieflage geratenen Getränkehaushalts und dem notwendig gewordenen Klamottenwechsel.

Nach dem eröffnenden „Bone Shaker“, auch von „Tres Avispas“, wurde auch in der zweiten Hälfte mit gleicher Energie weitermusiziert. Keyboardspieler und Rotwein-Genießer Chris Spies, hinterließ mit seiner filigranen Fingerfertigkeit an den Tasten, samt ausgiebiger Soli in diversesten Klangarten (Piano-Moll, HT, spacigen Synthies, E-Piano), einen besonders starken Eindruck.

Aber auch der vornehmlich slidende Lead-Gitarrist Lee Yankee, teilweise an Koryphäen auf diesem Gebiet wie Duane Allman und Sony Landreth erinnernd, der variable Fronter Aaron Wilkinson mit angenehmem Gesang, plusternden Harp-Einlagen, E- und Akustikgitarrenspiel sowie herrlicher Mandoline bei „Seeds And Stems“ und die agile Rhythmusfraktion mit dem kräftigen Drummer Garland Paul und dem ständig zappelnden Bassisten Sam Price, groovten und jammten, dass ‚die Schwarte krachte‘.

Nach Tracks wie „Head High Water Blues„, dem ein wenig Little Feat-/Band Of Heathens-umwobenen „Cane Sugar“, dem Robbie Robertson-Cover „Ophelia“, und dem countryesken „Nadine“ (klang ein wenig wie die jüngere Schwester von Dolly Partons „Jolene“) zum Ende des Hauptteils, wurden die ‚Honey Island Swamper‘ erst gar nicht aus ihrer Mini-Parzelle gelassen und lauthals zur erwünschten Zugabe geklatscht und aufgerufen.

Und so wurde mit dem letztendlich abschließenden „Wishing Well“ (mit herrlicher psychedelischer Phase), nochmals ein Feuerwerk an Spielfreude abgebrannt, wo die Musiker ihren Instrumenten alles abverlangten. Auch nach dem Gig erwiesen sich die, von der tollen Stimmung im topos, angetanen Amerikaner, als sehr zugängliche, sympathische und spendable Leute.

_DSC0280 - BerichtAaron Wilkinson drückte mir direkt die neue EP zum Reviewen in die Hand und schenkte mir auch noch ihr früheres Werk „Cane Sugar“. Nachdem dann alle Verkäufe und Autogrammwünsche erledigt waren, hatten die Südstaatler auch noch Zeit für unser obligatorisches VIP-Bild.

Ein runder, musikalisch intensiver und launiger Abend mit der Honey Island Swamp Band, der mit Sicherheit in meiner Highlight-Konzert-Liste in 2019 auftauchen wird. Wie immer ein Dank an Klemens Kübber für den hervorragenden Tipp und die gastfreundliche Aufnahme.

Line Up:
Aaron Wilkinson – lead vocals, electric and acoustic guitar, harmonica, mandolin
Lee Yankie – electric and slide guitar, vocals
Sam Price – bass, vocals
Garland Paul – drums, vocals
Chris Spies – keyboards

Bilder: Jörg Schneider
Facebook-Video: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

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topos Leverkusen
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Ash Wilson Trio – 08.06.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Der Name der britischen Familie Wilson taucht, was unsere Live-Berichterstattungen in der ersten Jahreshälfte betrifft, jetzt bereits schon zum dritten Male auf. Zunächst sorgte Ashley mit seinem fulminanten E-Gitarrenspiel für die Würze bei Sari Schorrs Auftritt in Dortmund, dann legte Bruder Philip mit seiner Drum-Power die Grundlage bei Laurence Jones‘ starker Performance in Arnheim und jetzt war wieder Ashley in eigener Sache unterwegs und machte im Rahmen einer Einladung für das 20. Fürther New Orleans-Festivals, quasi als Generalprobe, noch einen Stop als Ersatz für den erkrankten Ben Poole, im Leverkusener topos.

Das Verhältnis in der britischen Blues Rock-Szene scheint von einem hohen Maß an Kollegialität gezeichnet zu sein, immer wieder erleben wir eine Durchmischung der diversen Acts, man hilft sich untereinander. So konnte Ash jetzt seine hier bisher eher etwas weniger bekannten Fronter-Qualitäten, mit dem viel auch als Produzent beschäftigten und umtriebigen Wayne Proctor (u. a. King King, Ben Poole, Ryan McGarvey) am Schlagzeug und Bassist Steve Amadeo (Ian Parker, Aynsley Lister), in exquisiter Umgebung präsentieren, wobei sein erstes Soloalbum „Broken Machine“, nebst einem brandneuen Song („I’m Gonna Get You“) und ein paar Cover-Nummern, natürlich den Löwenanteil inne hatte.

Der Teil der Leute, der dem Treiben der Frankfurter Fußball-Mafia in Weißrussland vor der Glotze an diesem Abend die kalte Schulter gezeigt hatte, sollte sein Kommen nicht bereuen. Die drei Burschen lieferten ein Lehrstück in Sachen moderner Interpretation des Blues Rock-Genres ab, das sich vor allem durch instrumentelle Finesse, Spielfreude und Teamgeist auszeichnete, sprich, die Freude im Kollektiv zu Performen, war omnipräsent.

Ash Wilson, der bis auf eine Ausnahme („Words Of A Woman“) mit einer mintgrün-weißen Stratocaster ‚unterwegs‘ war, stieg samt seiner beiden Begleiter, mit dem psychedelisch-umwehten „Peace And Love“ (klasse hier direkt seine Zwischengesangspassage ohne Mikro) in den Gig ein. „World’s Gone Crazy“ (70er-Flair), das shufflig groovende „The Revalator“, die beiden Peter Green-angehauchten „The Hitcher“ und „The Whiskey Blues“ (ganz stark!), sowie der Titeltrack des besagten Albums (mit dezenten David Gilmour-Kurz-Fills), erzeugten zurecht reichhaltigen Applaus der Anwesenden.

Der Protagonist sorgte mit seiner sympathischen und kommunikativen Art (sagte viele Stücke an und gab auch, wie zum Beispiel vor „Words Of A Woman“, kleine Anekdoten zur Entstehung Preis) für eine ausgezeichnete Atmosphäre und ließ zum Teil atemberaubende quirlige Soli vom Stapel. Wayne Proctor zeichnete sich durch sein bewährtes Feingefühl am Schlagzeug aus, das sich von angebrachter Zurückhaltung, bis zu Gas geben in der entsprechenden Situation, abbildete. Steve Amadeo erwies sich dabei als kongenial zupfender Rhythmus-Partner, nicht zuletzt erkennbar bei seinem fulminanten Solo bei „Out Of Time“ im zweiten Abschnitt des Gigs.

Der brachte auch, wie schon zuvor, mit Stücken wie unter anderen dem rockigen „Show Me How To Love You“, den sehr gut gecoverten „Drivin South“ (Hendrix-Instrumentalnummer) und „Real Mutha For Ya“ (Johnny Guitar Watson), dem ebenfalls funkigen „Lonely Room“, bis zum abschließenden „Queens Of The Stoneage-Song „Make It Wi Chu“ (mit launiger Publikums-Mitsing-Interaktion), ein hohes Maß an Qualität an den Tag, und legte in der Intensität sogar noch zu.

Trotz der anstrengen Anreise von der Insel und dem bevorstehenden Festival sam Fahrt dorthin, schonte sich das Trio nicht und bewies mit „Oh Well/Green Manilishi“ in der Zugabe, nochmals seine Empathie für Greensches Wirken als wichtiger Einflussgeber der Szene.

Am Ende signierte Ashley noch seine an die Frau, beziehungsweise an den Mann gebrachten CDs, redete bei einem Gläschen Rotwein, noch ein Weilchen mit uns und stand mit den Kollegen natürlich auch für das obligatorische SoS-VIP-Bild Spalier. Ein toller Abend mal wieder in Leverkusens Musik-Kultstätte! Auch die Besucher in Fürth dürfen sich heute auf filigrane Blues Rock-Kost vom Feinsten freuen.

Line Up:
Ashley Wilson – Lead vocals, electric guitar
Steve Amadeo – Bass
Wayne Proctor – Drums

Bilder: Gernot Mangold
Facebook-Video: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

Ash Wilson
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topos Leverkusen

Catfish – Burning Bridges – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Die noch junge britische Bluesrocktruppe hat seit ihrer Gründung das mittlerweile dritte Album vorgelegt. Bereits die ersten beiden Scheiben „So Many Roads“ (2015) und „Broken Man“ (2017) erreichten auf Anhieb internationale Anerkennung. Letzteres wurde gar von der Independant Blues Broadcasters Association zum Album des Jahres 2017 gewählt.

Catfish, das sind der 24-jährige Frontmann und Gitarrist Matt Long, sein Vater Paul Long an den Keyboards, Adam Pyke am Tieftöner und Kevin Yates an den Drums. Den Gesang steuern Vater und Sohn gleichermaßen bei, wobei Matt Longs Bassstimme und Pauls tenorartige Stimmlage einen markanten Kontrast bilden. Tolle Unterstützung im Background gibt dazu es von Alice Armstrong.

Apropos Musikstil: Catfish präsentiert sich auf dem neuen Album absolut nicht als reinrassige Blues- oder Bluesrockband, weshalb mir auch eine Klassifizierung der Scheibe als Blues oder Blues Rock schwerfällt. Vielmehr verarbeiten die vier Musiker auch Einflüsse aus dem Metal-Bereich, besonders deutlich zu hören auf „The Root Of All Evil“ und „Under The Gun“.

Aber auch der Opener „Up In Flames“, der sich zu einer immer bedrohlicher werdenden Soundkulisse entwickelt, geht tendenziell in diese Richtung und fegt den Zuhörer mit seinem gewaltigen Bombastsound hinweg.

Regelrecht melödiös sind allerdings die einfühlsame Bluesballade „Ghosts“ und das sehr, sehr schöne „One More Chance“, auf dem nur die beiden Longs mit Piano und Gesang zu hören sind. Für mich der beste Track auf dem gesamten Album.

Die bluesige Seite der Band kommt kommt am ehesten auf „Soulbreaker“ mit A-Capella-Intro und Rootsanleihen sowie dem triefenden Slowblues „Archangel“ oder dem gewaltigen „Too Far To Fall“ zum Ausdruck. Elemente des Blues Rock blitzen in „Break Me Down“ und „The Big Picture“ auf.

Insgesamt hinterlässt das komplette Album den Zuhörer aber wohl eher in einer düstern und schweren Gemütslage. Zum wilden Abfeiern ist es daher aus Sicht des Rezensenten nicht geeignet und vom Genuss des Silberlings bei depressiver Verstimmung wird daher dringend abgeraten (smiley). Daran kann auch der letzte, leicht spacig-epische, aber auch basslastige, 10 Minuten-Song „Exile“ als Finale wenig ändern.

Die British Blues Rock-Award-Gewinner-Band Catfish beschreitet auf ihrem neuen Werk „Burning Bridges“, nicht alltägliche Pfade für dieses Gefilde. An den schweren Düstersound muss man sich allerdings zunächst gewöhnen.

Eigenproduktion (2019)
Stil: Blues Rock And More

01. Up In Smoke
02. Break Me Down
03. Ghosts
04. The Root Of All Evil
05. Soulbreaker
06. Too Far To Fall
07. Archangel
08. The Big Picture
09. Under The Gun
10. One More Chance
11. Exile

Catfish
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Vanja Sky – 24.05.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

Sky-haupt

Himmlischer Abend gestern mit Vanja Sky und ihren Jungs. Im Vergleich zum Gig in Köln, den Gernot alleine begutachtet hatte, gab es im kleinen urigen Leverkusener topos zwei Umbesetzungen, die sich am Ende als äußerst effektiv erweisen sollten. Zum einen fehlte mit dem natürlich geschätzten Omnisassa Roger Inness am Bass zwar ein absolutes Schwergewicht der Branche, was man zunächst als großen Verlust einstufen könnte.

Dies wertete jedoch das Standing der Protagonistin (die es im Rahmen des Blues Caravans im Schatten von Mike Zito und Bernard Allison als quasi Newcomerin, in der Hinsicht, erst mal schwer genug hatte) sich zu positionieren, merklich auf, zumal mit Artjom Feldtser ein engagierter Ersatz gefunden worden ist, der seinen Rhythmus-Part (mit Drum-Kollegen Hans Jakob Schüler) einwandfrei erledigte und auch noch dezente Harmoniegesänge beisteuerte.

Überragend allerdings ihr Co-Gitarrist Robert Wendt, der zu meiner großen Überraschung mit seinem Slidespiel auf einem Danelectro-Modell und seinen furiosen Soli auf einem Haar Traditional T aged, die erwartete klassische Blues Rock-Ausrichtung der Kroatin, in unvermutete Southern-Sphären lenkte. Seine klirrenden Einlagen erinnerten teilweise an die von Skynyrd-Gitarreo Allen Collins, nicht zuletzt wurde auch mit „Simple Man“ eine unter die Haut gehende Coverversion mit eingestreut.

Die diesmal mit markant blonden Rasta-Dreadlocks-Extensions aufwartende Vanja, die seit drei Tagen gesundheitlich etwas geschwächelt hatte und laut eigener Aussage mit Hilfe von Whiskey und dem zurecht wieder begeistert mitgehenden topos-Publikum, einen Schnellheilungsprozess erfahren hatte, legte den Fokus mehr auf ihre, sich durch ein hohes Maß an Variabilität auszeichnende Stimme. Da wurde von hoch bis tief und auch rauchig, alles an Registern gezogen, zum Teil auch mal kräftig gefaucht (z. B. bei „Wild Thing“).

Gitarrentechnisch konzentrierte sie sich großzügig auf kleinere Soli, Intros, Fills, Rhythmus- oder Wechselspieleinlagen und überließ hier überwiegend Robert Wendt das Rampenlicht.

Das zweiteilige Set wurde mit dem lupenreinen Southern Rocker „Hard Working Woman“ eröffnet und hatte in Part 1 mit Tracks wie u. a. dem shuffligen „Strange Brew“, „One Reason“, dem delta-bluesig angehauchten „Crossroads Of Life“ sowie dem Klassiker-Trio „Oh Well“ (aus der Fleetwood Mac-Anfangszeit), „House Of The Rising Sun“ (schön rootsig) und dem wunderbaren Schwofer „To Love Somebody“, bereits viele Leckerbissen auf der Menükarte.

Die zweite Hälfte, beginnend mit „All Night“ (mit Twin-Elementen), der eindringlichen Mahnung „Don’t Forget To Rock And Roll“ (drei feurige Southern Rock-Soli von Wendt), dem erwähnten Skynyrd-Evergreen „Simple Man“ (mit Publikumsgesang), dem swampigen „Married Man“, der starken Gallagher-Hommage mit „Bad Penny“ und „Shadow Play“, dem atmosphärisch packenden „I’d Love To Change The World“ und dem launigen Troggs-Feger(bekannt aber eher durch die Fancy-Version) „Wild Thing“ (auch wieder am Ende richtig southern), sowie dem Led Zeppelin-Paradestück „Whole Lotta Love“, weckte nochmal so manche, mittlerweile schlummernde Energiereserve, der überwiegend anwesenden Ü-Fünfziger.

Obwohl das Quartett angesichts der hohen Temperatur auf der beengten Minifläche des topos schon ‚auf Felge‘ lief, ging es mit „Hit Me With The Blues“ nochmal in die stürmisch geforderte Verlängerung. Dann war aber endgültig Schluss. Der „Himmel ist die Grenze“ heißt es so schön. Vanja Sky gelingt es immer besser, sich aus dem einstmaligen Korsett des Blues Caravans zu lösen und ihre eigene Persönlichkeit auf der Bühne zu entwickeln. Das Publikum, Gernot und mich eingeschlossen, schien jedenfalls auf ‚Wolke 7‘ zu schweben.

Am Ende gab es noch Gelegenheit, mit Vanja und ihren Jungs zu quatschen und auch einige Schnappschüsse für unsere VIP-Galerie zu machen. Danke an Klemens Kübber für den grandiosen Abend im topos!

Line Up:
Vanja Sky – Lead vocals, electric guitar, slide guitar
Robert Wendt – Electric guitar, slide guitar
Artjom Feldtser – Bass, vocals
Hans Jakob Schüler – Drums

Bilder: Gernot Mangold
Facebook-Videos: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

Vanja Sky
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Ruf Records
topos Leverkusen

Catfish – 16.05.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

CF_haupt

Nachdem wir uns zwei Tage zuvor noch bei Joe Bonamassa zum Hochseeangeln in großen Blues Rock-Weltmeeren befunden hatten, galt es an diesem Abend, wieder in die eher etwas übersichtlicheren genretypischen Gewässer, zurückzukehren.

Diesmal hatten wir den Haken, wie schon vor knapp einem Jahr an gleicher Stelle, im urigen Leverkusener topos in Richtung Catfish ausgeworfen, vor geraumer Zeit immerhin noch Gewinner des British Blues Awards.

Klemens Kübber hatte uns unsere bewährten Plätze direkt vor der Bühne reserviert, sodass wir, wie sooft, von den üblichen trinkfreudigen rheinischen Stammgastfrohnaturen in diesem Lokal umgeben waren, die natürlich auch ihren ehrenwerten Anteil an der hervorragenden Stimmung bei diesem Gig hatten.

Hauptverantwortlich war allerdings die erneut starke Leistung des Quartetts, bestehend aus dem Führungsduo Matt und Paul Long, das im Leadgesangsbereich (überwiegend Matt, Paul mit ein paar Stücken wie u. a. dem progressiven „Ghosts“, „Loan Me A Dime“ oder „Big Shot“) sowie den tragenden Instrumenten E-Gitarre und Keyboards, den Stempel aufdrückte und der sich im Hintergrund befindlichen, gut harmonierenden Rhythmussektion mit Bassist Adam Pyke und Schlagzeuger Kevin Yates.

Allein Paul Longs Keyboard-Equipment nahm gefühlt schon fast die Hälfte der kleinen Bühnenfläche im topos ein. Demnach war für den Rest ‚Musizieren auf engstem Raum‘ angesagt.

CF_300Das Quartett hat mit „Burning Bridges“ seit einigen Tagen ein, im wahrsten Sinne des Wortes, brandneues CD-Werk am Start (Review auch demnächst bei uns), ein integrierter Showeffekt in Machart des Albumtitelbildes wäre allerdings im kleinen topos von recht ambitionierter und eher nicht empfehlenswerter Natur gewesen…

Die Briten stiegen dann mit dem flotten „Break Me Down“ aus diesem Silberling in den insgesamt in zwei Sets aufgeteilten Gig ein, dem mit u. a. „Leading Me On“, „The Root Of All Evil“ (schön Southern rockig), “Soulbreaker“ und das sogar mit dezentem Metal-Touch und epischem Flair umwobene „Exile“ (die drei letztgenannten auch vom neuen Longplayer), bis zur Pause folgten. Bereits jetzt schon eine starke Vorstellung.

Der zweite Durchgang stand besonders im Zeichen des stimmgewaltigen und gitarrentechnisch versierten Matt Long. Aber auch der eher in sich gekehrte Bassist Adam Pyke blühte nicht nur bei seinem Solo in „Big Shot“ auf, wo er filigran seine lange dünnen Griffel über den sechsaitigen Tieföner (fast in E-Gitarren-Manier) fliegen ließ.

Hier hießen die Stationen dann „Broken Man“, „Too Far To Fall“ (von Paul gesungener Stampfrocker), „Archangel“ (sehr emotional), mein Highlight „Better Days“ (launiger Blues Rock-Stampfer, dezent Southern) mit integriertem Reggae-Bridge und das großartige „Make It Rain“ (grandioses E-Solo von Matt mit Leisespielphase und krachendem Ende), zu Ehren ihres verstorben früheren Mitspielers, als furioser Abschluss des Hauptteils.

Die stimmungsträchtige Zugabe „Breaking Up Somebody’s Home“ brachte mit launigem Mitgröl-Interaktionsteil, wo auch die besagten Frohnaturen wieder ungehemmt zum Zug kamen, die Statik des denkmalgeschützen topos sinnbildlich ins Wanken. Danach hatten sich die sympathischen Musiker ihren Feierabend redlich verdient, besonders der durchgeschwitzte Matt Long, saß richtig groggy auf seinem Stuhl am Rande der Merchandising-Ecke.

Fazit: Catfish boten auch bei ihrer zweiten Stippvisite im topos eine tadellose, mitreißende Leistung, die ihre Beliebtheitswerte im Genre  somit auch über Großbritannien hinaus nachhaltig steigern müsste. Eine lebensnahe Band, die man aus besagten Gründen hier immer wieder gerne aufsuchen wird! Und wie heißt es im Anglerlatein in etwa doch so schön: „Kommt der Wind aus Westen, beißt der Wels am besten.”

Line-up:
Kevin Yates – drums
Adam Pyke – bass
Paul Long – keys and vocals
Matt Long – guitar and vocals

Bilder: Gernot Mangold
Facebook-Videos: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

Catfish
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