Ash Wilson Trio – 08.06.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Der Name der britischen Familie Wilson taucht, was unsere Live-Berichterstattungen in der ersten Jahreshälfte betrifft, jetzt bereits schon zum dritten Male auf. Zunächst sorgte Ashley mit seinem fulminanten E-Gitarrenspiel für die Würze bei Sari Schorrs Auftritt in Dortmund, dann legte Bruder Philip mit seiner Drum-Power die Grundlage bei Laurence Jones‘ starker Performance in Arnheim und jetzt war wieder Ashley in eigener Sache unterwegs und machte im Rahmen einer Einladung für das 20. Fürther New Orleans-Festivals, quasi als Generalprobe, noch einen Stop als Ersatz für den erkrankten Ben Poole, im Leverkusener topos.

Das Verhältnis in der britischen Blues Rock-Szene scheint von einem hohen Maß an Kollegialität gezeichnet zu sein, immer wieder erleben wir eine Durchmischung der diversen Acts, man hilft sich untereinander. So konnte Ash jetzt seine hier bisher eher etwas weniger bekannten Fronter-Qualitäten, mit dem viel auch als Produzent beschäftigten und umtriebigen Wayne Proctor (u. a. King King, Ben Poole, Ryan McGarvey) am Schlagzeug und Bassist Steve Amadeo (Ian Parker, Aynsley Lister), in exquisiter Umgebung präsentieren, wobei sein erstes Soloalbum „Broken Machine“, nebst einem brandneuen Song („I’m Gonna Get You“) und ein paar Cover-Nummern, natürlich den Löwenanteil inne hatte.

Der Teil der Leute, der dem Treiben der Frankfurter Fußball-Mafia in Weißrussland vor der Glotze an diesem Abend die kalte Schulter gezeigt hatte, sollte sein Kommen nicht bereuen. Die drei Burschen lieferten ein Lehrstück in Sachen moderner Interpretation des Blues Rock-Genres ab, das sich vor allem durch instrumentelle Finesse, Spielfreude und Teamgeist auszeichnete, sprich, die Freude im Kollektiv zu Performen, war omnipräsent.

Ash Wilson, der bis auf eine Ausnahme („Words Of A Woman“) mit einer mintgrün-weißen Stratocaster ‚unterwegs‘ war, stieg samt seiner beiden Begleiter, mit dem psychedelisch-umwehten „Peace And Love“ (klasse hier direkt seine Zwischengesangspassage ohne Mikro) in den Gig ein. „World’s Gone Crazy“ (70er-Flair), das shufflig groovende „The Revalator“, die beiden Peter Green-angehauchten „The Hitcher“ und „The Whiskey Blues“ (ganz stark!), sowie der Titeltrack des besagten Albums (mit dezenten David Gilmour-Kurz-Fills), erzeugten zurecht reichhaltigen Applaus der Anwesenden.

Der Protagonist sorgte mit seiner sympathischen und kommunikativen Art (sagte viele Stücke an und gab auch, wie zum Beispiel vor „Words Of A Woman“, kleine Anekdoten zur Entstehung Preis) für eine ausgezeichnete Atmosphäre und ließ zum Teil atemberaubende quirlige Soli vom Stapel. Wayne Proctor zeichnete sich durch sein bewährtes Feingefühl am Schlagzeug aus, das sich von angebrachter Zurückhaltung, bis zu Gas geben in der entsprechenden Situation, abbildete. Steve Amadeo erwies sich dabei als kongenial zupfender Rhythmus-Partner, nicht zuletzt erkennbar bei seinem fulminanten Solo bei „Out Of Time“ im zweiten Abschnitt des Gigs.

Der brachte auch, wie schon zuvor, mit Stücken wie unter anderen dem rockigen „Show Me How To Love You“, den sehr gut gecoverten „Drivin South“ (Hendrix-Instrumentalnummer) und „Real Mutha For Ya“ (Johnny Guitar Watson), dem ebenfalls funkigen „Lonely Room“, bis zum abschließenden „Queens Of The Stoneage-Song „Make It Wi Chu“ (mit launiger Publikums-Mitsing-Interaktion), ein hohes Maß an Qualität an den Tag, und legte in der Intensität sogar noch zu.

Trotz der anstrengen Anreise von der Insel und dem bevorstehenden Festival sam Fahrt dorthin, schonte sich das Trio nicht und bewies mit „Oh Well/Green Manilishi“ in der Zugabe, nochmals seine Empathie für Greensches Wirken als wichtiger Einflussgeber der Szene.

Am Ende signierte Ashley noch seine an die Frau, beziehungsweise an den Mann gebrachten CDs, redete bei einem Gläschen Rotwein, noch ein Weilchen mit uns und stand mit den Kollegen natürlich auch für das obligatorische SoS-VIP-Bild Spalier. Ein toller Abend mal wieder in Leverkusens Musik-Kultstätte! Auch die Besucher in Fürth dürfen sich heute auf filigrane Blues Rock-Kost vom Feinsten freuen.

Line Up:
Ashley Wilson – Lead vocals, electric guitar
Steve Amadeo – Bass
Wayne Proctor – Drums

Bilder: Gernot Mangold
Facebook-Video: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

Ash Wilson
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topos Leverkusen

Sari Schorr & Band, 15.11.2018, Schwarzer Adler – Konzertbericht

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Sari Schorr zum ersten Mal im Schwarzen Adler! Wir hatten das weibliche Energiebündel zuvor bereits 2017 und vor gut einem halben Jahr im voluminöseren Musiktheater Piano in Dortmund erlebt. Diesmal war für uns die spannende Frage, wie ihre Musik in der mehr beengten Clubatmosphäre der Rheinberger Kultstätte wirken würde.

Dazu kam, dass die aus Brooklyn, New York, stammende Sängerin mit „Never Say Never“  mittlerweile ihr, von der allgemeinen Kritikerschaft, als auch uns, hochgelobtes zweites Album im Schlepptau hatte.

Begleitet wurde sie, inklusiv einer Veränderung, von der bewährten ‚Klasse-Mannschaft‘ mit dem, an den diversen E-Gitarren, wieder furios auftrumpfenden Ash Wilson, dem niederländischen Tastenvirtuosen Bob Fridzema und dem britischen Parade-Drummer Roy Martin. Am Bass erwies sich der musikalische Tausendsassa Roger Inniss – wen wundert es –  als ideale Verstärkung der Rhythmusfraktion.

Mit „New Revolution“ als Opener gab es zwar keine musikalische Aufruhr im Adler, aber ihre eher auf klassischen Rock basierende Ausrichtung war in der überwiegend Blues-verwöhnten Vierbaumer Location, ein durchaus mutiges Unterfangen. Schön, dass Ernst Barten und sein Team immer auch ein offenes Ohr für ‚frisches Blut‘ bei ihrer Programm-Zusammenstellung beweisen.

Spaß bereitete mir bei diesem Stück direkt das Skynyrd-angelehnte E-Gitarren-Solo von Ash Wilson. Nach dem dezent Whitesnake-behafteten „Damn Reason“ (typische Orgel von Fridzema), der emotionalen Widmung in Richtung Robert Johnson mit „King Of Rock And Roll“, gab es mit dem schön bluesig umgesetzten „Demolition Man“ (Bob lässt seine Hammond herrlich ‚durchgurgeln‘) erstmals so richtig Wasser auf die Mühlen des Adler-Publikums (später nochmals vor allem bei der dritten Zugabe).

Das shufflige „Ain’t Got No Money“ zollte ihrer einstig finanziell etwas klammeren Zeit Tribut, als Sari noch in Paris lebte. Der Mott The Hoople-/Bad Company-Rock-Evergreen „Ready For Love“ begeistert aus dem Munde  einer solchen Stimm-Charismatikerin ebenso, wie es einst bei Paul Rodgers der Fall war.

In „I Just Wanna Make Love To You“ brillierte Roger Inniss mit einem starken Bass-Solo und legte mehr als eindeutig klar, warum er zu einem der meist gebuchtesten Akteure im Tieftönerbereich zählt.

Über „Kiss Me“ (Schorr hier wie eine rockige Melissa Etheridge), „Maybe I’m Fooling“ (erneut mit southern-rockigem E-Solo) und dem ein wenig auf sich selbst ironisch gemünzten „Valentina“, ging es mit dem Ian McLagan-Ohrwurm und zugleich Titelstück des neuen Werkes, „Never Say Never“, in die Schlussphase des Gigs.

Nach Vorstellung ihrer wieder bärenstark agierenden Begleitband nutzte Sari beim Schlusslied „Freedom“ die Gelegenheit, auf den in der USA existierenden Waffenwahn aufmerksam zu machen, der sich unter der Vorherrschaft eines Donald Trumps und wem auch immer danach, aber vermutlich kaum beseitigen lassen wird.

Drei lautstark eingeforderte Zugaben, u. a.  mit der eigenwilligen Schorr- Interpretation des One-Hit Wonders „Black Betty“ waren ein bestes Indiz dafür, dass sich im Adler oft auch ein Blick über den Tellerrand lohnt, auf dem der Blues diesmal eher als dekorierende Beilage präsent war.

Sari Schorr und ihre Begleittruppe haben an diesem Abend mit einer engagierten und couragierten Leistung eine beeindruckende Visitenkarte abgegeben. Ich bin mir relativ sicher, dass man sie nicht zum letzten Mal in Vierbaum erlebt haben wird.

Line-up:
Sari Schorr (lead vocals)
Roger Inniss (bass)
Roy Martin (drums)
Ash Wilson (electric guitar, vocals)
Bob Fridzema (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Sari Schorr
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Schwarzer Adler Rheinberg

Sari Schorr – Never Say Never – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Für die US-Amerikanerin Sari Schorr war die Entstehung ihres zweiten Longplayers nicht nur ein produktiver Prozess, sondern auch eine rastlose Reise mit vielen neuen Erfahrungen. Seit ihrem Debütalbum „A Force of Nature“ (2016) hat die New Yorkerin in fünf verschiedenen Ländern gelebt und ihre Erlebnisse auf „Never Say Never“ verarbeitet. USA, Spanien, Bath (UK), Deutschland, Wales, Skegness (UK), Frankreich und Norfolk (UK) waren ihre Stationen, während sie neue Songs geschrieben hat.

Nachdem für das Debüt noch der britische Star-Produzent Mike Vernon (u.a. David Bowie, Eric Clapton, Savoy Brown) verantwortlich war, hat Sari Schorr diesmal ihren Co-Songwriter Henning Gehrke als Produzenten verpflichtet, wobei sie darauf bestand, alle Songs live im Studio in Norfolk einzuspielen. Herausgekommen ist eine schnörkellose Blues-Rock-Scheibe, der man anmerkt, dass viele Tracks autobiographische Inhalte und Erfahrungen widerspiegeln.

Der Opener „King Of Rock And Roll“ ist eine Huldigung an den Mythos des legendären King of the Delta-Blues Robert Johnson. Auf dem temperamentvollen, rauen „Valentina“ und dem rockig lärmenden „The New Revolution“ ist sie gesangstechnisch auf einer Wellenlänge mit Beth Hart. Mit der gelungenen Cover-Version der alten Mick Ralphs-Nummer „Ready For Love“, bekennt Sari sich als ausgesprochene Verehrerin von Bad Company und Paul Rodgers.

Die ausgebildete Opernsängerin hat auf „Never Say Never“ den Blues-Weg des Vorgängers ein wenig verlassen, zugunsten eines melodischen Mainstream-Blues-Rock-Sounds, wie auf dem keyboardlastigen „Turn The Radio On“, dem persönlichen „Back To L.A.“ oder dem gesellschaftskritischen Protest-Song „Freedom“, in dem sie mit bluesigem Hard-Rock zur Regulierung von Schusswaffen aufruft. Sari beendet das Album mit Ex-Small Faces – Ian McLagans traurig-tiefgreifender Song-Perle „Never Say Never“, die als Denkanstoß-Titel die CD nochmals prägt.

„Das Leben ist eine Reise“, sagt Sari Schorr – so wie auch ihr neuer Longplayer „Never Say Never“. Eine Reise durch den melodischen Blues Rock. Sari Schorr legt ein leidenschaftliches und mitreißendes Album vor, dass sie zurecht als neue Stimme des Blues etabliert. Ihre Singer/Songwriter-Qualitäten und ihr inzwischen gewachsener Status als Front-Frau der hochklassigen Begleitband offenbaren das Selbstbewusstsein dieser großartigen Künstlerin und verleihen dem Album die Note „unbedingt empfehlenswert“. Gleiches gilt für die in Kürze stattfindende Konzert-Tournee!

Manhattan Records (2018)
Stil: Blues Rock

01. King Of Rock And Roll
02. Thank You
03. Ready For Love
04. Valentina
05. The New Revolution
06. Beautiful
07. Turn The Radio On
08. Maybe I’m Fooling
09. Back To LA
10. Freedom
11. Never Say Never

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Sari Schorr & The Engine Room, 22.04.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Schade, obwohl Sari Schorr und ihre Begleitband The Engine Room vor gut einem Jahr an gleicher Stelle hier im Musiktheater Piano zu Dortmund einen tollen Gig hingelegt hatten, war auch diesmal das Zuschauerinteresse deutlich steigerungsfähig. An der geänderten Besetzung ihrer Mitstreiter wird es wohl kaum gelegen haben.

Auch wenn Gitarrenhexer Ines Sibun samt der anderen Kollegen komplett nicht mehr vertreten war, hatte sich das New Yorker ‚Cowgirl‘, wie sie sich vor „Oklahoma“ selbst betitulierte, mit Bassist Mat Beable (Stevie Nimmo, Ben Poole), Drummer Roy Martin (Snowy White, Robert Palmer, Jimmy Barnes, Patricia Kaas), Singer/Songwriter/Gitarrist Ash Wilson und Ex-King King-Keyboarder Bob Fridzema, ebenbürtige Manpower als Ersatz in den ‚Maschinenraum‘ geholt.

Aber zunächst sah es so aus, als wenn Piano-Chefin Jenny Dore einen großen Coup gelandet hätte, als zwei Musiker schon um 19:15 Uhr, sich auf den beiden bereitgestellten Stühlen niedergelassen hatten. Waren Justin Timberlake (schien maskenbildnerisch, um vermutlich nicht gleich erkannt zu werden, alterstechnisch etwas modifiziert) und Chris Stapleton extra nach Dortmund gereist, um ihren aktuellen Megahit „Say Something“ im Piano zu performen?

Na ja, ganz so war es dann doch nicht, Spaß beiseite, es handelte sich um die beiden Bremer Blues-Musikanten Frank Rihm (Gesang und Harp) und den rauschebärtigen Michael Dühnfort (E-Gitarre), die in der Tradition des einstigen US-Harmonika-Spezialisten Little Walter, für knapp 20 Minuten, Stücke wie u. a. „Just Your Fool“ zum Besten gaben und somit die Wartedauer zwischen Einlasszeit und Beginn des Schorr-Gigs kurzweilig verminderten.

Pünktlich um 20:00 Uhr (vorbildlich, die Zuschauer brauchten erst garnicht, wie bei so manchen anderen Acts, mit den Hufen zu ’schorren’…) fand sich der Hauptact, zunächst ohne Sari, auf der Bühne ein, die dann aber schon kurz danach in schwarzer Rocker-Kluft (ihr darunter liegendes T-Shirt zierten die Worte ‚Lipstick & Diamonds & Champagne & Rock’n’Roll‘), beim starken Opener zur „Revolution“ bat. Ash Wilson führte sich direkt mit einem schönen Southern Rock-mäßigen Solo auf seiner schneeweißen Duesenberg-E-Gitarre ansprechend ein.

Mit dem atmosphärischen „Damn Your Reason“ und dem Blues-Stampfer „Demolition Man“ rückte neben Saris Röhre auch Fridzemas gurgelndes Orgelspiel mehr in den Fokus. Toll die Version des eher durch Bad Company bekannt gewordenen Klassikers „Ready For Love“, bei der die Schorr natürlich ihre vokale Stärke wie einst Paul Rodgers perfekt ausspielen konnte.

Nach bereits angeführtem, groovig-souligen „Oklahoma“ (mit toller Instrumentalpassage und Tanzeinlage von Sari) und dem rockigen Aufguss vom Willie Dixon-Blues-Schinken „I Just Wanna Make Love To You“, konnte Ash Wilson bei „Peace And Love“, neben seinen vielen quirligen und knarzigen Gitarrenkünsten, auch am Front-Mikro überzeugen.

Nicht fehlen im Programm darf natürlich die entschleunigte Version des Ram Jam-One Hit Wonder „Black Betty“. Das kräftige „Kiss Me“, die emotional besungene Barroom-Ballade „Ordinary Life“ und das oft gecoverte „Rock’n’Roll“ von Led Zeppelin (Fridzema mit HT-Piano) hielten den Unterhaltungswert weiter auf hohem Niveau.

Mit dem krawalligen „Maybe I’m Foolin‘“ gab es einen ersten Ausblick auf neues Schorr-Material, ebenso wie bei „I Thank You“ (erinnerte an Sachen von Robin Beck), das als erste Zugabe spontan eingestreut wurde. Zuvor hatte das famose „Ain’t Got No Money“ (samt Vorstellung der Band) den Hauptteil beendet. „Aunt Hazel“ eines der naturgewaltigen Highlights ihres momentan immer noch aktuellen Werkes „A Force Of Nature“ bildete dann das endgültige Finale.

Als sich das Piano zu lichten begann, hatten wir noch kurz die Gelegenheit, mit Bob Fridzema über die Beweggründe seines Ausstiegs bei King King zu sprechen (er möchte in Zukunft zeitlich und musikalisch flexibler agieren können), als auch ihn, Sari, das Bremer Duo und Jenny Dore mit unserem Logo abzulichten. Somit ein runder, musikalisch intensiver und überzeugender Abend mit Sari Schorr & The Engine Room, der wieder jede Menge Spaß gemacht hat. Also, liebe Leute, beim nächsten Mal gibt es absolut keine Ausreden mehr – Hingehen!!!

Line-up:
Sari Schorr (lead vocals)
Mat Beable (bass)
Roy Martin (drums)
Ash Wilson (electric guitar, vocals)
Bob Fridzema (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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Sari Schorr & The Engine Room, 11.05.2017, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Manchmal hat man als erfahrener Konzertbesucher ja schon gewisse Vorahnungen, was den Verlauf des bevorstehenden Gigs anbelangt. Bei der New Yorker Sängerin Sari Schorr und ihrer Begleitband The Engine Room, bestehend aus Gitarrenhexer Ines Sibun, Kevin Jefferies, Kevin O’Rourke und Anders Olinder habe ich mich absolut zuversichtlich auf den Weg ins immer wieder gerne besuchte Dortmunder Musiktheater Piano gemacht.

Das  lag nicht zuletzt an der tollen CD „A Force Of Nature„, die ich ja vor geraumer Zeit bereits beleuchtet hatte, wo die langmähnige Protagonistin mit fantastischer Stimme, als auch wirklich starken Songs, überzeugen konnte. Hier bei uns ist sie in Sachen Popularität aber gerade erst in der Anfangsphase und so besuchten an diesem Donnerstag vielleicht knapp über 100 Leute den Ort des Geschehens. Die verteilten sich aber recht gut, sodass es trotzdem ganz gut gefüllt aussah.

Sie brauchten vor allem ihr Kommen nicht zu bereuen, denn es war eine hervorragende, mitreißende Show, die das Quintett da zum Besten gab. Zuerst musste ich über den Keyboarder Anders Olinder schmunzeln. Der saß mit seiner Schlumpfmütze so in sich gekehrt an seinen Tasten, dass man zunächst den Eindruck eines Wachkomas hatte. Trotz seines ‚unbändigen‘ Temperaments setzte er mit seinen vielen Orgel- und Piano-Eingaben richtig tolle Akzente.

Die Rhythmusfraktion mit den beiden Kevins gab im Sinne des Blues Rocks eine routinierte Vorstellung, wobei Drummer O’Rourke, als Geburtstagskind des Abends, mit einem Ständchen von Band und Publikum beglückwünscht wurde und Basser Jefferies mit offenen Stiefeln, Hosenträgern und Pepita-Hut auch in modischer Hinsicht zu gefallen wusste.

Getragen wurde der Abend allerdings natürlich durch Fronterin Sari Schorr, die sich die Seele aus dem Leib sang, posierte und mächtig antrieb, sowie  Ex-Robert Plant-Gitarrist Ines Sibun, der einfach furios aufspielte, schwitzte, headbangte, ekstatisch hüpfte und ebenfalls mächtig Alarm machte. Seine quirligen, aber präzise gespielten Soli an diversen E-Gitarren waren mit das Salz in dieser Blues Rock-Delikatessen-Suppe.

Sari & Co. spielten sich nach absolut pünktlichem Beginn mit „Ain’t Got No Money“ eine gute einunddreiviertel Stunde durch ihre „A Force Of Nature“-CD, wobei mir hier die Pianoballade „Ordinary Life“ (nur Sari und Olinder), „Oklahoma“ (mit grandioser Orgel- und E-Gitarrenpassage) und das Whitesnake-umgarnte „Damn The Reason“ besonders zusagten.

Es gab natürlich auch Covernummern: Led Zeppelins „Rock & Roll“ wurde klasse interpretiert, das durch die Allman Brothers mir vordergründig bekannte „Stormy Monday Blues“ gefiel ebenso, das viel gespielte Freddie King Blues-Traditional „The Stumble“ bis zum finalen „Black Betty“ als Zugabe (sehr schön, wie auf ihrem Silberling, modifiziert von Sari) boten ansprechenden Unterhaltungswert.

Mein Lieblingsstück des Gigs war die wunderbare Ballade „I’ll Be There“, bei der Ines ein herrliches Südstaaten Rock-Solo auf seiner Gibson Les Paul abließ.

Am Ende stellte sich Sari Schorr am Merchandising-Stand noch als sehr sympathische, kommunikative, als auch umgängliche Persönlichkeit heraus und unterzeichnete mir noch das Booklet ihrer CD mit einer kleinen Widmung.

Ingesamt ein hoch erfreulicher Abend mit einer stark auftrumpfenden Künstlerin und ihrer tollen Begleitband. Und ich persönlich habe wieder mal festgestellt, dass meine musikalischen Instinkte immer noch ganz gut funktionieren…

Danke auch an die andere nette Dame, Jenny Dore, für die, wie immer, herzliche Aufnahme in ihrem, von uns so gerne aufgesuchten Piano.

Line-up:
Sari Schorr (lead vocals, percussion)
Kevin Jefferies (bass, vocals)
Kevin O’Rourke (drums)
Ines Sibun (electric guitar, vocals)
Anders Olinder (keys)

Bilder: Peter Schepers
Bericht: Daniel Daus

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Sari Schorr – A Force Of Nature – CD-Review

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Wenn ein gestandener Musik-Veteran wie Mike Vernon, der in Sachen Blues (Rock) eigentlich alles erlebt hat (Produzent von u. a. der Original-Fleetwood Mac, John Mayall, Ten Years After, Climax Blues Band, Dr. Feelgood usw.) sich für das Erstwerk einer Künstlerin aus dem Ruhestand begibt, muss es dafür mehr als triftige Gründe geben.

Vernon hatte im Rahmen eines Blues-Festivals in Memphis, Tennessee, wo er mit einem Preis bedacht werden sollte, eine gewisse Sari Schorr live erlebt und war von ihrem Auftritt so angetan, dass er sich spontan entschloss, mit der Dame zwecks einer Zusammenarbeit in Kontakt zu treten.

Mittlerweile liegt das amtliche Ergebnis dieser Bemühungen in Form ihres Debütalbums vor und passend zur Urstimmgewalt der Protagonistin, wurde es mit „A Force Of Nature“ betitelt. Vernon hat die kräftige Produktion übernommen und zeichnet sich auch für diverse Percussion-Elemente verantwortlich.

Der  Großteil der Songs wurde von Sari selbst komponiert, assistiert haben Leute wie Henning Gehrke (u. a. Udo Lindenberg), Jimmy Yaeger, Vernon, Dave Fields und Quinque Ronal, der hier als Rhythmus-Gitarrist involviert ist. Dazu gibt es mit dem One-Hit-Wonder „Black Betty“ und dem Supremes-Klassiker „Stop! In The Name Of Love“ zwei sehr extravagant interpretierte Coverstücke, wobei gerade erstgenanntes mit der ‚Gitarrenentschärfung‘ und Temporeduzierung eine sehr interessant Variante darstellt und ehrfurchtsvoller Weise nicht versucht wurde, dieses doch einzigartige Original in irgendeiner Form, dank heutiger fortgeschrittener technischer Möglichkeiten, zu überbieten.

Getragen wird Sari Schorr größtenteils von spanischen Musikern, in persona von Leuten wie Julián Maeso, Nani Conde und Jose Mena, sowie Quinque Ronal. Für die Highlights neben ihrer großartigen Stimme – und das sind auf einem Blues Rock-Album nun mal die E-Gitarren – dürfen dann Szene-Musiker wie Innes Sibun, Oli Brown und Ikone Walter Trout auf seinem selbst verfassten „Work No More“, mit ihren quirligen Fills- und Soli brillieren.

Sari Schorr entpuppt sich bei ihrem Gesang als wahrer, vokales Magma speiender Vulkan, der sich in Sphären von Janis Joplin, über Sass Jordan bis zu einer Beth Hart bewegt. Ich persönlich mag es ungemein (natürlich auch bei männlichen Vertretern), wenn am Mikro nicht die üblichen 80-100 Prozent,  sondern bei jedem Track gleich gefühlte 120 gegeben werden und sich durchgehend  so richtig ‚mit Fleisch und Blut‘ reingehangen wird. Dies ist bei Sari Schorr absolut der Fall.

Was unser Magazin angeht, stellen die starken „Aunt Hazel“ (ZZ-Top-mäßiges Agieren von Sibun) und  das mit dezentem Allman-Teint bedachte „Demolition Man“ (typische Orgel-Klänge, schönes Klimper-Piano), Bezugspunkte her, einige Songs haben ein ähnliches Flair wie die einstige Damen-Southern Rock-Formation The Motherstation, um die Ex-Skynyrd-Backgroundsängerin Susan Marshall.

Ansonsten, werden die typischen Anforderungsprofile einer klassischen Blues Rock-Scheibe mit diversen Zusatz-Facetten bedient. Sehr schön das abschließende, Piano-getränkte, fast in Kammermusik-artigem Ambiente gespielte „Ordinary Life“, bei dem sich Saris grandiose Stimme natürlich besonders entfalten kann.

Fazit: „A Force of Nature“ von Sari Schorr weiß in allen Belangen zu überzeugen. Mit der Protagonistin hat die Damen-Riege des Genres eine weitere Röhre von brachialer Naturgewalt in ihren Reihen, der eine recht verheißungsvolle Zukunft bevorsteht. Ein tolles durchgehend starkes Album, dass auch wir ‚blind‘ empfehlen können. Schön, dass Sari Schorr mit ihrer The Engine Room Band dann nächstes Jahr auch zu uns nach Deutschland kommen werden.

Manhattan Records (2016)
Stil: Blues Rock

01. Ain’t Got No Mercy
02. Aunt Hazel
03. Damn The Reason
04. Cat And Mouse
05. Black Betty
06. Work No More
07. Demolition Man
08. Oklahoma
09. Letting Go
10. Kiss Me
11. Stop! In The Name Of Love
12. Ordinary Life

Sari Schorr
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