Sari Schorr – A Force Of Nature – CD-Review

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Wenn ein gestandener Musik-Veteran wie Mike Vernon, der in Sachen Blues (Rock) eigentlich alles erlebt hat (Produzent von u. a. der Original-Fleetwood Mac, John Mayall, Ten Years After, Climax Blues Band, Dr. Feelgood usw.) sich für das Erstwerk einer Künstlerin aus dem Ruhestand begibt, muss es dafür mehr als triftige Gründe geben.

Vernon hatte im Rahmen eines Blues-Festivals in Memphis, Tennessee, wo er mit einem Preis bedacht werden sollte, eine gewisse Sari Schorr live erlebt und war von ihrem Auftritt so angetan, dass er sich spontan entschloss, mit der Dame zwecks einer Zusammenarbeit in Kontakt zu treten.

Mittlerweile liegt das amtliche Ergebnis dieser Bemühungen in Form ihres Debütalbums vor und passend zur Urstimmgewalt der Protagonistin, wurde es mit „A Force Of Nature“ betitelt. Vernon hat die kräftige Produktion übernommen und zeichnet sich auch für diverse Percussion-Elemente verantwortlich.

Der  Großteil der Songs wurde von Sari selbst komponiert, assistiert haben Leute wie Henning Gehrke (u. a. Udo Lindenberg), Jimmy Yaeger, Vernon, Dave Fields und Quinque Ronal, der hier als Rhythmus-Gitarrist involviert ist. Dazu gibt es mit dem One-Hit-Wonder „Black Betty“ und dem Supremes-Klassiker „Stop! In The Name Of Love“ zwei sehr extravagant interpretierte Coverstücke, wobei gerade erstgenanntes mit der ‚Gitarrenentschärfung‘ und Temporeduzierung eine sehr interessant Variante darstellt und ehrfurchtsvoller Weise nicht versucht wurde, dieses doch einzigartige Original in irgendeiner Form, dank heutiger fortgeschrittener technischer Möglichkeiten, zu überbieten.

Getragen wird Sari Schorr größtenteils von spanischen Musikern, in persona von Leuten wie Julián Maeso, Nani Conde und Jose Mena, sowie Quinque Ronal. Für die Highlights neben ihrer großartigen Stimme – und das sind auf einem Blues Rock-Album nun mal die E-Gitarren – dürfen dann Szene-Musiker wie Innes Sibun, Oli Brown und Ikone Walter Trout auf seinem selbst verfassten „Work No More“, mit ihren quirligen Fills- und Soli brillieren.

Sari Schorr entpuppt sich bei ihrem Gesang als wahrer, vokales Magma speiender Vulkan, der sich in Sphären von Janis Joplin, über Sass Jordan bis zu einer Beth Hart bewegt. Ich persönlich mag es ungemein (natürlich auch bei männlichen Vertretern), wenn am Mikro nicht die üblichen 80-100 Prozent,  sondern bei jedem Track gleich gefühlte 120 gegeben werden und sich durchgehend  so richtig ‚mit Fleisch und Blut‘ reingehangen wird. Dies ist bei Sari Schorr absolut der Fall.

Was unser Magazin angeht, stellen die starken „Aunt Hazel“ (ZZ-Top-mäßiges Agieren von Sibun) und  das mit dezentem Allman-Teint bedachte „Demolition Man“ (typische Orgel-Klänge, schönes Klimper-Piano), Bezugspunkte her, einige Songs haben ein ähnliches Flair wie die einstige Damen-Southern Rock-Formation The Motherstation, um die Ex-Skynyrd-Backgroundsängerin Susan Marshall.

Ansonsten, werden die typischen Anforderungsprofile einer klassischen Blues Rock-Scheibe mit diversen Zusatz-Facetten bedient. Sehr schön das abschließende, Piano-getränkte, fast in Kammermusik-artigem Ambiente gespielte „Ordinary Life“, bei dem sich Saris grandiose Stimme natürlich besonders entfalten kann.

Fazit: „A Force of Nature“ von Sari Schorr weiß in allen Belangen zu überzeugen. Mit der Protagonistin hat die Damen-Riege des Genres eine weitere Röhre von brachialer Naturgewalt in ihren Reihen, der eine recht verheißungsvolle Zukunft bevorsteht. Ein tolles durchgehend starkes Album, dass auch wir ‚blind‘ empfehlen können. Schön, dass Sari Schorr mit ihrer The Engine Room Band dann nächstes Jahr auch zu uns nach Deutschland kommen werden.

Manhattan Records (2016)
Stil: Blues Rock

01. Ain’t Got No Mercy
02. Aunt Hazel
03. Damn The Reason
04. Cat And Mouse
05. Black Betty
06. Work No More
07. Demolition Man
08. Oklahoma
09. Letting Go
10. Kiss Me
11. Stop! In The Name Of Love
12. Ordinary Life

Sari Schorr
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