Sari Schorr & Band, 15.11.2018, Schwarzer Adler – Konzertbericht

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Sari Schorr zum ersten Mal im Schwarzen Adler! Wir hatten das weibliche Energiebündel zuvor bereits 2017 und vor gut einem halben Jahr im voluminöseren Musiktheater Piano in Dortmund erlebt. Diesmal war für uns die spannende Frage, wie ihre Musik in der mehr beengten Clubatmosphäre der Rheinberger Kultstätte wirken würde.

Dazu kam, dass die aus Brooklyn, New York, stammende Sängerin mit „Never Say Never“  mittlerweile ihr, von der allgemeinen Kritikerschaft, als auch uns, hochgelobtes zweites Album im Schlepptau hatte.

Begleitet wurde sie, inklusiv einer Veränderung, von der bewährten ‚Klasse-Mannschaft‘ mit dem, an den diversen E-Gitarren, wieder furios auftrumpfenden Ash Wilson, dem niederländischen Tastenvirtuosen Bob Fridzema und dem britischen Parade-Drummer Roy Martin. Am Bass erwies sich der musikalische Tausendsassa Roger Inniss – wen wundert es –  als ideale Verstärkung der Rhythmusfraktion.

Mit „New Revolution“ als Opener gab es zwar keine musikalische Aufruhr im Adler, aber ihre eher auf klassischen Rock basierende Ausrichtung war in der überwiegend Blues-verwöhnten Vierbaumer Location, ein durchaus mutiges Unterfangen. Schön, dass Ernst Barten und sein Team immer auch ein offenes Ohr für ‚frisches Blut‘ bei ihrer Programm-Zusammenstellung beweisen.

Spaß bereitete mir bei diesem Stück direkt das Skynyrd-angelehnte E-Gitarren-Solo von Ash Wilson. Nach dem dezent Whitesnake-behafteten „Damn Reason“ (typische Orgel von Fridzema), der emotionalen Widmung in Richtung Robert Johnson mit „King Of Rock And Roll“, gab es mit dem schön bluesig umgesetzten „Demolition Man“ (Bob lässt seine Hammond herrlich ‚durchgurgeln‘) erstmals so richtig Wasser auf die Mühlen des Adler-Publikums (später nochmals vor allem bei der dritten Zugabe).

Das shufflige „Ain’t Got No Money“ zollte ihrer einstig finanziell etwas klammeren Zeit Tribut, als Sari noch in Paris lebte. Der Mott The Hoople-/Bad Company-Rock-Evergreen „Ready For Love“ begeistert aus dem Munde  einer solchen Stimm-Charismatikerin ebenso, wie es einst bei Paul Rodgers der Fall war.

In „I Just Wanna Make Love To You“ brillierte Roger Inniss mit einem starken Bass-Solo und legte mehr als eindeutig klar, warum er zu einem der meist gebuchtesten Akteure im Tieftönerbereich zählt.

Über „Kiss Me“ (Schorr hier wie eine rockige Melissa Etheridge), „Maybe I’m Fooling“ (erneut mit southern-rockigem E-Solo) und dem ein wenig auf sich selbst ironisch gemünzten „Valentina“, ging es mit dem Ian McLagan-Ohrwurm und zugleich Titelstück des neuen Werkes, „Never Say Never“, in die Schlussphase des Gigs.

Nach Vorstellung ihrer wieder bärenstark agierenden Begleitband nutzte Sari beim Schlusslied „Freedom“ die Gelegenheit, auf den in der USA existierenden Waffenwahn aufmerksam zu machen, der sich unter der Vorherrschaft eines Donald Trumps und wem auch immer danach, aber vermutlich kaum beseitigen lassen wird.

Drei lautstark eingeforderte Zugaben, u. a.  mit der eigenwilligen Schorr- Interpretation des One-Hit Wonders „Black Betty“ waren ein bestes Indiz dafür, dass sich im Adler oft auch ein Blick über den Tellerrand lohnt, auf dem der Blues diesmal eher als dekorierende Beilage präsent war.

Sari Schorr und ihre Begleittruppe haben an diesem Abend mit einer engagierten und couragierten Leistung eine beeindruckende Visitenkarte abgegeben. Ich bin mir relativ sicher, dass man sie nicht zum letzten Mal in Vierbaum erlebt haben wird.

Line-up:
Sari Schorr (lead vocals)
Roger Inniss (bass)
Roy Martin (drums)
Ash Wilson (electric guitar, vocals)
Bob Fridzema (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Sari Schorr
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Schwarzer Adler Rheinberg

Sari Schorr – Never Say Never – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Für die US-Amerikanerin Sari Schorr war die Entstehung ihres zweiten Longplayers nicht nur ein produktiver Prozess, sondern auch eine rastlose Reise mit vielen neuen Erfahrungen. Seit ihrem Debütalbum „A Force of Nature“ (2016) hat die New Yorkerin in fünf verschiedenen Ländern gelebt und ihre Erlebnisse auf „Never Say Never“ verarbeitet. USA, Spanien, Bath (UK), Deutschland, Wales, Skegness (UK), Frankreich und Norfolk (UK) waren ihre Stationen, während sie neue Songs geschrieben hat.

Nachdem für das Debüt noch der britische Star-Produzent Mike Vernon (u.a. David Bowie, Eric Clapton, Savoy Brown) verantwortlich war, hat Sari Schorr diesmal ihren Co-Songwriter Henning Gehrke als Produzenten verpflichtet, wobei sie darauf bestand, alle Songs live im Studio in Norfolk einzuspielen. Herausgekommen ist eine schnörkellose Blues-Rock-Scheibe, der man anmerkt, dass viele Tracks autobiographische Inhalte und Erfahrungen widerspiegeln.

Der Opener „King Of Rock And Roll“ ist eine Huldigung an den Mythos des legendären King of the Delta-Blues Robert Johnson. Auf dem temperamentvollen, rauen „Valentina“ und dem rockig lärmenden „The New Revolution“ ist sie gesangstechnisch auf einer Wellenlänge mit Beth Hart. Mit der gelungenen Cover-Version der alten Mick Ralphs-Nummer „Ready For Love“, bekennt Sari sich als ausgesprochene Verehrerin von Bad Company und Paul Rodgers.

Die ausgebildete Opernsängerin hat auf „Never Say Never“ den Blues-Weg des Vorgängers ein wenig verlassen, zugunsten eines melodischen Mainstream-Blues-Rock-Sounds, wie auf dem keyboardlastigen „Turn The Radio On“, dem persönlichen „Back To L.A.“ oder dem gesellschaftskritischen Protest-Song „Freedom“, in dem sie mit bluesigem Hard-Rock zur Regulierung von Schusswaffen aufruft. Sari beendet das Album mit Ex-Small Faces – Ian McLagans traurig-tiefgreifender Song-Perle „Never Say Never“, die als Denkanstoß-Titel die CD nochmals prägt.

„Das Leben ist eine Reise“, sagt Sari Schorr – so wie auch ihr neuer Longplayer „Never Say Never“. Eine Reise durch den melodischen Blues Rock. Sari Schorr legt ein leidenschaftliches und mitreißendes Album vor, dass sie zurecht als neue Stimme des Blues etabliert. Ihre Singer/Songwriter-Qualitäten und ihr inzwischen gewachsener Status als Front-Frau der hochklassigen Begleitband offenbaren das Selbstbewusstsein dieser großartigen Künstlerin und verleihen dem Album die Note „unbedingt empfehlenswert“. Gleiches gilt für die in Kürze stattfindende Konzert-Tournee!

Manhattan Records (2018)
Stil: Blues Rock

01. King Of Rock And Roll
02. Thank You
03. Ready For Love
04. Valentina
05. The New Revolution
06. Beautiful
07. Turn The Radio On
08. Maybe I’m Fooling
09. Back To LA
10. Freedom
11. Never Say Never

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