Andreas Diehlmann Band – Them Chains – CD-Review

Der aus Kassel stammende Musiker Andreas Diehlmann mit Präferenzen Richtung Jimi Hendrix und texanischem Blues Rock der Marke ZZ Top & Co. hat sich seit seinem Debüt 2017 zu einer festen Größe in der deutschen Blues Rock-Szene entwickelt. 

Seitdem veröffentlicht er regelmäßig unter dem Eigenlabel Mountain Meadow Studio Tonträger, „Them Chains“ ist jetzt schon der siebte dieser Art. Was mir persönlich neben seinen musikalischen Qualitäten sofort gefiel, als ich ihn bei seinem Gig in Duisburg kennenlernte, dass diese typische Affektiertheit, die in den meisten Künstlern von Natur aus inne wohnt, für ihn fremd zu sein scheint. Ein sympathischer Mensch der Marke Du und Ich.

So hatten wir auch im Vorfeld dieses Werkes bezüglich der Veröffentlichung des anstehenden Reviews ein kurzen spaßigen Kontakt. Seine Liebe zu Jimi Hendrix stellte der Protagonist diesmal sehr weit hinten an und die kommt, wenn überhaupt, nur im End-Solo des Peter Green-Covers „The Green Manalishi“ kurz zum Vorschein. Dieser Track ist auch der einzige, der auf dem Silberling mit seinem psychedelisch 70er Hard Rock-umwehten Flair, ziemlich aus dem Rahmen fällt, der Rest steht doch deutlich im Zeichen der texanischen Blues Rock-Tradition.

Diehlmann, dessen Stimme, Gitarrenspiel und auch Songwriting, unweigerlich Assoziationen mit ZZ Top-Mastermind Billy Gibbons hervorrufen, rockt sich in bluesig Lonestar-typischer Manier mit heiser angerautem Vokalorgan, quirlig klirrenden und knarzigen E-Riffs,-Fills- und -Soli sowie dezenten Orgelhallbegleitungen durch die sieben Eigenkompositionen, als auch die ähnlich gefasste Willie Dixon-Adaption „Little Red Rooster“ am Ende, die mit so einer leichten „Dust My Broom“-Note.

Unterstützt wird er vom gewohnten Team mit Jörg Sebald am Bass und Tom Bonn am Schlagzeug. Thomas Feldmann hat seinen einzigen Auftritt in „Babe I Got To Go“, wo er seine Harp solotechnisch als auch in einem schönen Doppel-Schlagabtausch mit Dielmanns E-Gitarre schön quäkig plustern lässt.

Meine Favoriten sind der knackig rockende Titesong direkt zu Beginn (mit schönem Skynyrd-mäßigem E-Solo), der „Blue Jean Blues“-angelehnte feine Slowblues „Found Myself Alone“ sowie das ein wenig „Ghost Riders“-umwitterte „Ridin‘ In The Dark“. Wie man anhand dieser Ausführungen schon erahnen kann, wird der imaginäre Sounds Of South-Innovationspreis hier diesmal nicht vergeben. Dennoch gelingt es Andreas Diehlmann und seiner Band jederzeit für kurzweilig eigenständige, von E-Gitarren-dominierte Blues Rock-Unterhaltung zu sorgen.

Wer sich nach dem Tod von Dusty Hill Sorgen um das Fortbestehen von ZZ Top macht, oder Angst hat, dass Billy Gibbons die Ideen ausgehen, beziehungsweise irgendwann mal seine Stimme versagen könnte, der darf sich, wie es auch „Them Chains“ wieder mal deutlich offeriert, an der Andreas Diehlmann Band vermutlich noch viele Jahre qualitativ ebenbürtig erfreuen.

Mountain Meadow Studio (Eigenproduktion) (2021)
Stil: (Texas) Blues Rock

Tracklist:
01. Them Chains
02. Boogie Woogie Rock’N’Roll
03. Found Myself Alone
04. Lola Sweet Rock’N’Rola
05. Made It My Way
06. Ridin‘ In The Dark
07. Babe I Got To Go
08. The Green Manalishi
09. Little Red Rooster

Andreas Diehlmann Band
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Ash Wilson Trio – 08.06.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

Wil-haupt

Der Name der britischen Familie Wilson taucht, was unsere Live-Berichterstattungen in der ersten Jahreshälfte betrifft, jetzt bereits schon zum dritten Male auf. Zunächst sorgte Ashley mit seinem fulminanten E-Gitarrenspiel für die Würze bei Sari Schorrs Auftritt in Dortmund, dann legte Bruder Philip mit seiner Drum-Power die Grundlage bei Laurence Jones‘ starker Performance in Arnheim und jetzt war wieder Ashley in eigener Sache unterwegs und machte im Rahmen einer Einladung für das 20. Fürther New Orleans-Festivals, quasi als Generalprobe, noch einen Stop als Ersatz für den erkrankten Ben Poole, im Leverkusener topos.

Das Verhältnis in der britischen Blues Rock-Szene scheint von einem hohen Maß an Kollegialität gezeichnet zu sein, immer wieder erleben wir eine Durchmischung der diversen Acts, man hilft sich untereinander. So konnte Ash jetzt seine hier bisher eher etwas weniger bekannten Fronter-Qualitäten, mit dem viel auch als Produzent beschäftigten und umtriebigen Wayne Proctor (u. a. King King, Ben Poole, Ryan McGarvey) am Schlagzeug und Bassist Steve Amadeo (Ian Parker, Aynsley Lister), in exquisiter Umgebung präsentieren, wobei sein erstes Soloalbum „Broken Machine“, nebst einem brandneuen Song („I’m Gonna Get You“) und ein paar Cover-Nummern, natürlich den Löwenanteil inne hatte.

Der Teil der Leute, der dem Treiben der Frankfurter Fußball-Mafia in Weißrussland vor der Glotze an diesem Abend die kalte Schulter gezeigt hatte, sollte sein Kommen nicht bereuen. Die drei Burschen lieferten ein Lehrstück in Sachen moderner Interpretation des Blues Rock-Genres ab, das sich vor allem durch instrumentelle Finesse, Spielfreude und Teamgeist auszeichnete, sprich, die Freude im Kollektiv zu Performen, war omnipräsent.

Ash Wilson, der bis auf eine Ausnahme („Words Of A Woman“) mit einer mintgrün-weißen Stratocaster ‚unterwegs‘ war, stieg samt seiner beiden Begleiter, mit dem psychedelisch-umwehten „Peace And Love“ (klasse hier direkt seine Zwischengesangspassage ohne Mikro) in den Gig ein. „World’s Gone Crazy“ (70er-Flair), das shufflig groovende „The Revalator“, die beiden Peter Green-angehauchten „The Hitcher“ und „The Whiskey Blues“ (ganz stark!), sowie der Titeltrack des besagten Albums (mit dezenten David Gilmour-Kurz-Fills), erzeugten zurecht reichhaltigen Applaus der Anwesenden.

Der Protagonist sorgte mit seiner sympathischen und kommunikativen Art (sagte viele Stücke an und gab auch, wie zum Beispiel vor „Words Of A Woman“, kleine Anekdoten zur Entstehung Preis) für eine ausgezeichnete Atmosphäre und ließ zum Teil atemberaubende quirlige Soli vom Stapel. Wayne Proctor zeichnete sich durch sein bewährtes Feingefühl am Schlagzeug aus, das sich von angebrachter Zurückhaltung, bis zu Gas geben in der entsprechenden Situation, abbildete. Steve Amadeo erwies sich dabei als kongenial zupfender Rhythmus-Partner, nicht zuletzt erkennbar bei seinem fulminanten Solo bei „Out Of Time“ im zweiten Abschnitt des Gigs.

Der brachte auch, wie schon zuvor, mit Stücken wie unter anderen dem rockigen „Show Me How To Love You“, den sehr gut gecoverten „Drivin South“ (Hendrix-Instrumentalnummer) und „Real Mutha For Ya“ (Johnny Guitar Watson), dem ebenfalls funkigen „Lonely Room“, bis zum abschließenden „Queens Of The Stoneage-Song „Make It Wi Chu“ (mit launiger Publikums-Mitsing-Interaktion), ein hohes Maß an Qualität an den Tag, und legte in der Intensität sogar noch zu.

Trotz der anstrengen Anreise von der Insel und dem bevorstehenden Festival sam Fahrt dorthin, schonte sich das Trio nicht und bewies mit „Oh Well/Green Manilishi“ in der Zugabe, nochmals seine Empathie für Greensches Wirken als wichtiger Einflussgeber der Szene.

Am Ende signierte Ashley noch seine an die Frau, beziehungsweise an den Mann gebrachten CDs, redete bei einem Gläschen Rotwein, noch ein Weilchen mit uns und stand mit den Kollegen natürlich auch für das obligatorische SoS-VIP-Bild Spalier. Ein toller Abend mal wieder in Leverkusens Musik-Kultstätte! Auch die Besucher in Fürth dürfen sich heute auf filigrane Blues Rock-Kost vom Feinsten freuen.

Line Up:
Ashley Wilson – Lead vocals, electric guitar
Steve Amadeo – Bass
Wayne Proctor – Drums

Bilder: Gernot Mangold
Facebook-Video: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

Ash Wilson
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topos Leverkusen