Der Name Billy Gibbons hat nach wie vor nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Gut 1.400 Leute zog es bei tropischen Temperaturen in das Carlswerk in Köln, um dem mittlerweile 73-jährigen ZZ Top-Fronter die Ehre als Solo-Artist zu erweisen.
Auch hier performte er mit Austin Hanks (Rhythmusgitarre) und John Douglas (Drums), bekannt auch für seine Tourtätigkeiten für Aerosmith, im klassischen 3-er-Line-up.
Zunächst ließ einen die Vorband Kaskadeur aus Potsdam jedoch mal wieder ratlos zurück. Man fragte sich unweigerlich nach knapp 30 Minuten, was so eine unscheinbare und blass agierende ‚Prog-Rock-Irgendetwas‘-Combo in einem Vorprogramm eines hochkarätigen Texas Blues Rock-Konzerts zu suchen hat. So wurde die Wartezeit auf den Protagonisten des Abends nicht verkürzt, sondern eher verlängert. Leider, man muss es so hart sagen, wie sooft bei Support-Acts, absolut fehl am Platze.
Auch die Fotografen hatten ihr Päckchen zu tragen, so hieß es Knipsen vom Mischpult aus (und wer das langgezogene Carlswerk kennt, weiß wo das immer steht), statt vorne aus dem Fotograben. So durften sie sich ebenerdig für drei Stücke (zunächst hieß es sogar nur für zwei) ihren weiten Weg an so manchem, vor Ihnen stehendem Hünen vorbei zum Auslöseziel suchen. Angesichts dieser Umstände hat der geschätzte Kollege Gernot Mangold, wie ich meine, einen ausgezeichneten Job vollrichtet.
Kommen wir aber jetzt zum Positiven. Was schon in der Umbaupause gefiel, war das minimalistische, aber sehr stilvolle Bühnenbild samt einer mittigen Leinwand, vor der die Schlagzeuganlage von Douglas positioniert war. Links und rechts waren dann jeweils retro-stylische Magnatone-Boxen und -Verstärker aufgebaut, auf denen nur jeweils zwei umgedrehte, knallig-leuchtfarbene Skateboards hingestellt waren. Mit dem im Hintergrund gezeigten (texanischen) Sternenhimmel und den wechselnden Lichtspielen, ergaben sich schöne, schlichte und sehr geschmackvolle Effekte.
Um 21:05 Uhr nahm der sogar Frank Beard ein wenig ähnlich wirkende John Douglas seinen Platz ein, und kurze Zeit später tauchten dann Billy und sein Compagnon Austin Hanks mit Cowboyhüten und Blaumännern (man fühlte sich so ein wenig an die „El Loco“-Zeit erinnert, als ich Gibbons & Co. zum ersten Mal live erlebt habe), hier allerdings eher Beigemänner, bekleidet auf der Bühne auf und gingen mit dem ZZ Top-Klassiker „She Got Me Under Pressure“ direkt in die Vollen.
Im weiteren Verlauf präsentierte der kauzige Langbartträger aus Houston, wie erwartet, eine gelungene Mischung aus Stücken seinen Solophasen (u. a. „More-More-More“, „Missin‘ Yo Kissin'“, „The Devil Is Red“, „Treat Her Right“) und eine gut zusammengestellte Auswahl der vielen ZZ Top-Klassiker wie u. a. „Beer Drinkers And Hell Raisers“,“Gimme All Your Lovin'“, „Blue Jean Blues“, „Francine“, „Sharp Dressed Man“, „Thunderbird“ oder das launige „Tube Snake Boogie“.
Douglas sorgte immer wieder mit vielen Poltereinlagen für ordentlich Wumms im Hintergrund, Austin Hanks spielte quasi die Bassparts, aber auf der E-Gitarre und hatte eher Zuspieler- und Stimmungsmacher-Funktion, dazu konnte er mit einigen Backgroundgesängen aufwarten (z. B. bei „Beer Drinkers“). Im choreografischen Bereich muss er an der ‚Dusty Hill-Rolle‘ jedoch noch ein wenig arbeiten, die ist allerdings als Linkshänder natürlich auch komplizierter.
Billy war mit seinen vielen („Eliminator“-) typischen E-Soli, Gesten und Ansagen in seinem Element und bestens gelaunt. Klasse war gegen Ende noch das erst langsam und solo von Gibbons gestartete „Brown Sugar“, das dann mit Einsetzen von Hanks und Douglas in eine furiose Nummer mündete. Als sich das Trio nach gut 85 Minuten mit einer satten Version von „La Grange“ aus dem ‚Glutofen‘ Carlswerk verabschiedete, gab es kein Halten mehr und auch die/der letzte Anwesende verließ mit klatschnassen Klamotten glücklich und begeistert ein heißes und kurzweiliges Texas Blues Rock-Konzert.
Line-up Billy F. Gibbons & The BFG’s:
Billy F. Gibbons – lead vocals, electric lead guitar
Austin Hanks – electric rhythm guitar, bgv
John Douglas- drums, bgv
Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
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