Mezcaleros – Road To Texas – CD-Review

Ähnlich wie die Jungfrau zum Kinde, gibt es manche Dinge, die sich nicht immer rational erklären lassen. Wer anders kann, z. B. aufgrund seiner bestehenden Affinität zu Rot-Weiss Essen, besser ein Lied davon singen als ich? Ob Philippe Marseille, oder, wie er sich jetzt nennt, Phil Mezcal, kurz nach seiner Geburt in eine Neugeborenen-Station verfrachtet wurde, in der ein Krankenpfleger auf seinem Cassettenrecorder ständig ZZ Top rauf und runter laufen ließ oder ob Philippe seine Liebe zu texanisch angehauchtem Blues Rock/ Boogie gleich direkt mit der Muttermilch aufgesogen hatte, entzieht sich letztendlich meiner Kenntnis.

Fest steht aber, dass dieser französische Bursche, wie es auch immer letztendlich dazu gekommen sein mag, eine ungemeine Liebe für die Musik der drei Herren aus Houston, Texas in seinem Blut mit sich zu tragen scheint. Rein optisch, auch hier kann wild spekuliert werden, entschied er sich, vermutlich entweder aus hormonellen Zwängen heraus, der Chancen dem weiblichen Geschlecht gegenüber oder vielleicht schlichtweg auch aufgrund der komplizierteren Nahrungsaufnahme, von der Langbartvariante seiner Idole abzusehen und es in der Stevie Ray Vaughan-Ausgabe zu versuchen, was auch in einem gewissen Rahmen gelungen ist, wie das Cover von dieser zu besprechenden CD „Road To Texas“ eindeutig beweist.

Ok, weil es von ZZ Top seit „Mescaleros“, das immerhin auch schon wieder acht Jahre her ist, kein echtes kreatives Lebenszeichen mehr gibt, hat der gute Phil jetzt selbst die Sache in die Hand genommen und mit seinen Kumpels Yvan Ackermann (Schlagzeug) und Michel ‚Mitch‘ Sanchez (Bass) unter dem Bandnamen Mezcaleros selber den o.a. Longplayer im ‚Studio Tone House‘ in Paris fabriziert. Einer der Inhaber dieser Location, Jean-Etienne Loose, liefert als einziger musikalischer Gast noch eine wunderschöne spanische Akustikgitarrenarbeit bei „Eldorado“ ab.

Vom Gesang her erinnert Mezcal an eine Mischung aus J.J. Cale und Hank Shizzoe, manchmal kann er seinen französischen Akzent nicht ganz außen vor lassen, mit dezenten Abstrichen ist das aber in Ordnung. Ansonsten knarzt, stampft und rockt es in bester Gibbons & Co.- Boogie-Manier richtig fett aus den Boxen. Dazu kommen manchmal auch leichte Southern Rock-Anleihen Marke Blackfoot/Hatchet. Das macht richtig Spaß! Schön, wie es ihm bei den Stücken „Cajun River“, „My Life Is Running“ oder „Gotta Go“ zur Auflockerung gelingt, eine Dobro zu integrieren. Ähnlich seiner Heroen, lässt Phil auch immer wieder ein wenig Tex-Mex-Flair in die Stücke einfließen („Hasta La Vista“, „Eldorado“).

Hitverdächtig am ehesten sind vielleicht Tracks wie „The Fox“ (klingt wie eine Neuzeitfassung von „Legs“- toller rhythmischer Song), „Rock O’La“ oder „Breakdown Limousine“, weil sie stark an die Sachen der kommerziellen Blüte des texanischen Trios (zu Zeiten von „Eliminator“ und „Afterburner“) gelehnt wurden. Am Ende lässt Mezcal sein Werk mit „Little Jimmy“ entspannt ausklingen. Ein schöner, spartanisch gehaltener Country Blues, bei dem sein Gesang nur mit Harp, Dobro und Akustikgitarre ergänzt wird. Da kann man nach dem schweißtreibenden und intensiven Gitarrensound von zuvor den Puls ein wenig runterfahren.

„Road To Texas“ von Mezcaleros ist ein mit viel Herzblut und Liebe zum Detail eingespielter Longplayer geworden. Hier wird der Spirit der berühmten Langbärte, die sich vor zig Jahren im Rockpalast mit ihrem legendären Auftritt in unsere Herzen katapultierten (ich persönlich habe sie in Düsseldorf, Köln und Essen zu recht unterschiedlichen Phasen live gesehen), auf erfrischende und sympathische Weise sowie einem beträchtlichen Maß an kreativer Eigenständigkeit aufrecht erhalten. Somit habe ich diese Straße nach Texas sehr genossen! Chapeau, Monsieur Mezcal!

Cactus Rock Records (2011)
Stil: Texas Boogie / Blues Rock

01. Let It Down
02. Cajun River
03. The Fox
04. My Life Is Burning
05. Hasta La Vista
06. Gotta Go
07. Eldorado
08. Rock O’La
09. Love On The Screen
10. Breakdown Limousine
11. Little Jimmy

Mezcaleros