Wieder mal ein toller Abend im Kölner E-Werk mit dem unbestrittenen aktuellen Branchenführer des Southern Rocks, Blackberry Smoke. Da im nebenan gelegenen Palladium ebenfalls ein ausverkauftes Konzert stattzufinden schien (bei einem Singer/Songwriter namens Faber – unsere Generation verbindet mit dem Begriff wohl eher den Lotto-Service…), gab es im Umfeld der beiden Locations zunächst erst einmal das völlige Parkchaos.
Die Straße dazwischen bildete ganz offensichtlich auch eine imaginäre Alterstrennlinie. Auf der einen Seite fast nur junges Gemüse, auf der anderen die überwiegend immer betagter werdende (Southern) Rockmusik-Klientel, uns natürlich eingeschlossen. Wir entschieden uns nach drei Ehrenrunden dann auf unserem gewohnten Parkplatz, am etwas weiter weg gelegenen Carlswerk Victoria, zu residieren, wo die Truppe aus Georgia ja letztes Jahr schon brillieren konnte.
Nicht ganz soviel Freude wie die Tattoostudios in Nashville an Bones Owens‘ reichhaltig verziertem Körper hatte ich, ehrlich gesagt, an seiner im Trio präsentierten musikalischen Vorstellung. Er gab in einer Dreiviertelstunde natürlich u. a. diverse Stücke aus dem auch bei uns besprochenen aktuellen Werk „Love Out Of Lemons“ wie „Get It On“ oder „Goin‘ Back Where I Came From“ zum Besten.
Das hatte alles allerdings viel den brachialen, und wenig feinfühligen Charakter einer Garagen Rock Band, mir persönlich ein viel zu schrammeliges Gestampfe und Gepolter, relativ unmelodisch und zu monoton, kein Song mit einigermaßen spürbarem Widererkennungswert. Feinfühlig, mehr höflich, wurde er vom Kölner Publikum mit Applaus bedacht, allerdings hatte man auch den Eindruck, dass die meisten Anwesenden ebenfalls nicht besonders glücklich mit der Wahl des Support-Acts waren.
Line-up:
Bones Owens (lead vocals, electric guitar)
Julian Dorio (drums)
Paul Moak (bass, programming)
Gegen 21:10 Uhr war es dann nach der Umbaupause relativ schnell soweit. Blackberry Smoke betraten hochmotiviert das ehemalige Elektrizitätswerk. Das Ensemble um Charlie Starr hatte in der Zwischenzeit ja den tragischen Tod ihres Drummers Brit Turner zu verkraften. Dieser wurde aber vom neuen Mitglied Kent Aberle ohne Eingewöhnungsschwierigkeiten adäquat ersetzt.
Wie schon in ganz vielen unserer Konzertberichte über die Band geschildert, steht die Domstadt ja so was wie für das Synonym der Weiterentwicklung des aktuellen Sextetts. Und das nicht nur was die Quantität der Besucher betrifft, sondern auch für das musikalische Qualität. Während der stoische Bassist Richard Turner, der solide Keyboarder Brandon Still und der mit E-Gitarren-Rhythmusspiel und Harmoniegesängen, immer sehr zufrieden wirkende Paul Jackson, die langjährigen Konstanten und das Grundgerüst um den unbestrittenen Kreativ-Leader bilden, ist Charlie Starr mit dem Saitenvirtuosen Benji Shanks ein echter Glücksgriff gelungen.
Man hat nicht nur den Eindruck, dass dieser der Band mehr Tiefe und spielerische Klasse vermittelt, sondern auch Starr selbst in seinem Gitarrenspiel zu ständigen Verbesserungen animiert. Ein ganz tolles Zusammenwirken der beiden, und auch, wenn sich Paul Jackson mal sporadisch zu Twineinlagen dazugesellte.
Und so gab es mal wieder einen sich stimmungstechnisch ganz hervorragend aufbauenden Mix aus launigen Rockern („Good One Comin‘ On“, „Hammer And The Nail“, „Waiting For The Thunder“, „Little Bit Crazy“) , vielen Ohrwürmern („Pretty Little Lie“, “ Ain’t The Same“, „Run Away From It All“, „One Horse Town“), ein paar Country-/Honkytonk-Sachen („Hey Delilah“, „Ain’t Got The Blues“) und technisch anspruchsvollen Stücken mit progressivem Touch (u. a. „Medicate My Mind“, „Watcha Know Good“, „The Wjppoorwill“). Grandios gespiueltdas akustisch gehaltene „Azelea“ aus dem aktuellen Album „Be Right Here„, mit herrlicher Mandolinenbegleitung von Shanks.
Ganz hervorragend war auch die Textsicherheit der Kölner Audienz, die Charlie augenscheinlich bei Tracks wie u. a. „Waiting For The Thunder“ oder „One Horse Town“ großen Spaß bereitete und die zum Teil Gänsehaut erzeugte. Nach dem Ende des Hautteils mit dem verrückten „Little Bit Crazy“ ließen sich Blackberry Smoke nicht lange bitten und Starr (jetzt mit Cowboyhut) & Co. servierten mit dem Song-Trio „Don’t Mind If I Do“, dem Little Feat-Cover „Willin‘ und
„Ain’t Much Left of Me“ der begeisterten Menge im randvollen E-Werk eine ganz starke Zugabenrunde.
Und damit wären wir am Ende dann wieder bei den noch potentiellen Steigerungsmöglichkeiten der Truppe in der Domstadt. Konsequenter Weise müsste dann eigentlich 2025 das zu anfangs erwähnte gegenüberliegende Palladium an der Reihe sein. Aber egal wo auch immer, Blackberry Smoke sind in der derzeitigen Verfassung immer einen Besuch wert. Sie bilden ganz klar die Speerspitze des heutigen modernen Southern Rocks!
Line-up:
Charlie Starr (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, percussion)
Paul Jackson (acoustic guitar, electric guitar, vocals)
Benji Shanks (electric guitar, acoustic guitars, mandolin)
Brandon Still (keys)
Kent Aberle (drums)
Richard Turner (bass, vocals)
Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
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