Ole Whiskey Revival – Same – CD-Review

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Review: Michael Segets

Zum Ende des Jahres bietet Ole Whiskey Revival noch einen Southern-Rock-Leckerbissen. Die Band aus Shreveport, Louisiana, debütiert mit ihrem selbstbetitelten Album bei Whiskey Preachin‘ Records. Die Jungs bringen alles mit, was man von einer Southern-Truppe erwartet: gute, erdig und gitarrenorientiert umgesetzte Songs sowie ausufernde Gesichtsbehaarung. Inhaltlich bleiben die Stücke den genretypischen Themen verhaftet. Oft drehen sie sich um Frauen und Whiskey oder um Whiskey und Frauen. Insgesamt eine Scheibe, die richtig Spaß macht.

Mit dem kraftvollen „The Legend Of Jack Savannah“ steigt Ole Whiskey Revival in bester Southern-Manier ein. Der „Crescent City Blues“ entwickelt ordentlichen Drive und der Abschlusstrack „Ramblin‘“ weist ebenfalls einen rockigen Einschlag auf. Das Stück findet sich bereits auf dem Whiskey Preachin‘ Sampler – Volume 1“.

Mit ausdrucksstarker Gitarre bewegt sich „When the Smoke Clears“ zwischen Southern und Outlaw Country. Auch die Balladen bedienen sich in beiden Genres. Wimmernder Slide untermalt „Go Jump In A Creek“ und „Moonshine Melody“. Beim letztgenannten Beitrag übernimmt eine Dame als Duett-Partnerin zeitweise die Lead Vocals. Die Sängerin wird in den Credits nicht genannt, sie verhilft dem Song aber zu einem nostalgischen Siebziger-Jahre-Flair.
Am Ende gibt der Track überraschenderweise richtig Gas. Er belegt, dass Ole Whiskey Revival sich in den Traditionen auskennt und diese kreativ auslebt.

Das herrlich leiernd gesungene „Hairy Legged Hippie Chick“ spielt mit Country-Versatzstücken. Die augenzwinkernde Charakterisierung einer geliebten Frau zeigt, dass Ole Whiskey Revival einen gewissen Sinn für Humor hat, der nicht zuletzt auch auf dem Cover mitschwingt.

Das radiotaugliche „Whiskey Makes It Spin“ wurde als Video vorab ausgekoppelt. Auf die harmonische Midtempo-Nummer zu setzen, ist wahrscheinlich klug. Allerdings sind einige andere Songs letztlich interessanter. So hat „Sweet Evangeline“ ebenfalls einen eingängigen Refrain, die Gitarrenarbeit stellt dort allerdings einen zusätzlichen Pluspunkt dar. Wie dem auch sei, zwischen den Polen Blackberry Smoke und Chris Stapleton bringen Ole Whiskey Revival frischen Wind in die Szene.

Alex Troegel (Gitarre, Gesang) tat sich 2014 mit Trent Daugherty (Gitarre, Gesang), John Garcia (Gitarre, Gesang), and Stevey Hensley (Bass), die zuvor bei Magnolia Mae spielten, zusammen. Als Schlagzeuger trat Ryan Alexander der Band bei und Ole Whiskey Revival wurde geboren. Für das erste Album holten sie sich noch Kyle Roop hinzu, der bei einigen Titeln eine Steel Guitar beisteuert.

Nach „Mojave Gold“ von The Rhyolite Sound erweitert Whiskey Preachin‘ Records seinen Label-Katalog mit Ole Whiskey Revival um einen zweiten Hochkaräter. Ole Whiskey Revival legt mit den neun Eigenkompositionen ein rundum gelungenes Debüt vor. Die abwechslungsreichen Tracks zeigen die Band aus Louisiana als Kenner der Ingredienzien, welche Southern Rock und Outlaw Country ausmachen. Diese würzen sie gelegentlich noch mit einer Prise Humor, sodass sie ernsthaft zu den hervorragenden Neuentdeckungen dieses Jahres zählen.

Whiskey Preachin’ Records/Indigo (2020)
Stil: Southern Rock, Outlaw Country

Tracks:
01. The Legend Of Jack Savannah
02. Hairy Legged Hippie Chick
03. Crescent City Blues
04. Moonshine Melody
05. When The Smoke Clears
06. Sweet Evangeline
07. Whiskey Makes It Spin
08. Go Jump In A Creek
09. Ramblin’

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Whiskey Preachin’ Records

The Rhyolite Sound – Mojave Gold – CD-Review

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Review: Michael Segets

Das neue Country- und Southern-Rock-Label Whiskey Preachin‘ Records von Tony Sexton und Reinhard Holstein (Glitterhouse Records, Stag-O-Lee Records) machte bereits mit dem tollen Sampler „Whiskey Preachin’ – Volume 1” Anfang des Jahres auf sich aufmerksam. Zum Auftakt stellte das Label zwölf frische Bands vor, die hierzulande noch weitgehend unbekannt sind. Unter den Newcomern befand sich auch The Rhyolite Sound. Die Band setzt nun das Programm von Whiskey Preachin‘ mit dem rundum gelungen „Mojave Gold“ fort.

Die Combo tritt mit drei Gitarristen (Larry Reha, James Caselton, Erik Alesi), Bass (Chris Davis) und Schlagzeug (AJ Palluck) an. Den Leadgesang übernimmt meist Larry Reha mit seiner tiefen Stimme, manchmal wechselt Erik Alesi ans Mikro. Das Quintett aus Las Vegas feierte 2017 sein Debüt mit „Desert Honky Tonk“ (2017), wobei der Titel zugleich den Sound der Band ausdrücken soll.

Der liegt irgendwo zwischen Southern mit einer Prise Country beziehungsweise umgekehrt. Auf alle Fälle klingt er erdig und staubig, also atmosphärisch richtig nach der Mojave Wüste. Ob sich der Bandname The Rhyolite Sound auf ein Vulkangestein oder auf die Geisterstadt nördlich von Las Vegas bezieht, bleibt offen. Passen würde beides.

„On Stolen Time“ stimmt als starker Roots Rock hervorragend auf die folgenden Titel ein. Das hohe Niveau des Openers hält die CD nahezu durchgängig bis zum fulminanten Abschluss „I Think Too Much When I Drink To Much“, der als countryfizierter Southern Rock mit lang ausklingendem, leicht psychodelisch angehauchten, instrumentalen Ende überzeugt.

Dazwischen liegen die am Southern Rock orientierten Beiträge „Ain’t No Outlaw“, das mit wunderbaren Harmoniegesang unterfüttert ist, und das stampfende, mit feinen Gitarren versehene „The Road To Losing My Mind“. Direkt ins Tanzbein gehen „Magaritas And Cocaine“ und der Boogie „Downtown“, bei dem die Frankie Moreno am Klavier die Band unterstützt. In Richtung Country schlägt die Nadel bei der Ballade „He Can Have Her” und dem Honky Tonk „Trainwreck“ aus. Joel Ferguson und Ian Clark an der Pedal Steel Guitar beziehungsweise Geige sorgen für die genretypische Instrumentalisierung.

Die Songs wurden von Reha meist zusammen mit Bandkollegen geschrieben. Darüber hinaus finden sich zwei Cover auf dem Album. „Why You Been Gone So Long“, bei dem die Gitarren einen leicht funkigen Einschlag haben, stammt von Mickey Newbury. Aus dem Dire Straits-Stück „Setting Me Up“ machen The Rhyolite Sound eine erstklassige Country-Nummer mit treibendem Rhythmus. Der Track war bereits auf der oben erwähnten Compilation vertreten.

The Rhyolite Sound präsentieren ein kurzweiliges Werk, das das Beste von Country und Southern vereint. „Mojave Gold“ legt die Messlatte für die folgenden Musiker des Labels ziemlich hoch. Wenn Sexton und Holstein weiterhin solche Bands wie „The Rhyolite Sound“ ins Programm nehmen, stehen den Fans des Roots Rocks und seinen angrenzenden Musikrichtungen goldene Zeiten bevor. „Mojave Gold“ gehört in die Kategorie Pflichtkauf, weil The Rhyolite Sound ein wirklich gutes Album vorlegen und das ambitionierte Vorhaben von Whiskey Preachin‘ Records, Independent-Musiker aus Amerika hierzulande bekannt zu machen, unbedingt förderungswürdig ist.

Den Longplayer gibt es in limitierter Stückzahl auf (farbigem) Vinyl, auf CD und digital. Das mp3-Album ist anscheinend durch den lockeren Country-Rocker „There I Go“ ergänzt.

Whiskey Preachin’ Records/Indigo (2020)
Stil: Southern Rock, Country

Tracks:
01. On Stolen Time
02. Magaritas And Cocaine
03. He Can Have Her
04. Ain’t No Outlaw
05. Why You Been Gone So Long
06. The Road To Losing My Mind
07. Setting Me Up
08. Trainwreck
09. Downtown
10. I Think Too Much When I Drink Too Much

The Ryolite Sound
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Whiskey Preachin’

Various Artists – Whiskey Preachin‘ – Volume 1 – CD-Review

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Review: Michael Segets

Es gehört wohl eine ordentliche Portion Idealismus dazu, in Europa ein Plattenlabel zu gründen, dass sich auf Independent-Country und Southern Rock-Musik aus den USA spezialisiert. Mit Tony Sexton und Reinhard Holstein fanden sich zwei Enthusiasten, die mit Whiskey Preachin‘ Records diese Idee in die Tat umgesetzt haben. In das Projekt des Südengländers Tony Sexton klinkte sich Reinhard Holstein mit seinen Erfahrungen als Urheber von Glitterhouse Records und Stag-O-Lee Records ein.

Mit dem Sampler „Whiskey Preachin‘ – Volume 1“ stellen die beiden zwölf Bands vor und geben so einen Vorgeschmack auf das zukünftige Programm. Der Untertitel der Kompilation lautet „21st Century Honky Tonk For The Outlaw Dancefloor“, der die Auswahl der Tracks treffend umreißt. Auch wenn der Begriff Honky Tonk hier weit ausgelegt wird, gehen die Titel ins (Tanz-)Blut. Konsequenter Weise gibt es keine Balladen auf der Zusammenstellung.

Stattdessen finden sich mit „(If I Knew What I Had To Give Up) I Never Would Have Fallen In Love” von Cray And The Boys ein knackiger Rock’n Roll sowie zwei runde Boogies, die von Weldon Henson („Sleep All Day”) beziehungsweise Ted Russel Kamp („Get Off The Grid”) stammen. Alle drei Songs haben einen schön rootsigen Sound, wobei „Kool & Lonesome“ von Mayeux & Broussard in die gleiche Kerbe schlägt, aber für mich aufgrund der ausdrucksstarken Lead Vocals die Nase vorne hat.

Auf „Whiskey Preachin‘ – Volume 1“ sind drei gleichmäßig verteilte Tracks mit weiblichem Frontgesang vertreten. Das flotte und freche „Rat City Bound” von Darci Carlson ist klasse, nicht nur aufgrund der tollen Mundharmonica. Kristina Murray steht mit ihrem „Lovers & Liars“ dabei in nichts nach. Der an Penelope Houston erinnernde Song hat einen Underground-Charme und entwickelt damit ebenfalls Drive. Kathryn Legendre, die dritte Dame im Bunde, steuert eine Country-Nummer („Going Crazy”) mit gehörigem Twang bei. Twang versprüht ebenso „Arcadian Thruway“ der Eleven Hundred Springs. Durch Geige und Steel Guitar löst das Stück den versprochenen Honky Tonk ein.

Die Songs auf dem Sampler bewegen sich überwiegend zwischen erdigem Rock und rockigem Country. In Richtung Country schlägt die Nadel bei dem mit einprägsamen Refrain versehenen „C. C. Waterback“ von The Reeves Brothers aus. Die Beiträge „Jesus, Jail or Texas” (James Scott Bullard) und das überaus gelungene Dire Straits-Cover „Setting Me Up” (The Rhyolite Sound) können in die Outlaw-Linie von Johnny Cash oder Waylon Jennings eingeordnet werden.

Den Anfang der auf Whiskey Preachin’ Records veröffentlichten Bandalben macht „Mojave Gold“ von The Rhyolite Sound, die sich mit ihrem Song – der mit treibenden Rhythmus und rockigen Gitarreneinlagen glänzt – wärmstens empfehlen. In den Startlöchern befindet sich auch der selbstbetitelte Longplayer von Ole Wiskey Revival. Die Band ist mit „Ramblin’“ auf der Kompilation vertreten und überzeugt dort durch die starke Gitarrenarbeit.

Während „Whiskey Preachin‘ – Volume 1“ ausschließlich auf Vinyl erscheint, sind die nächsten Alben auch als CD angekündigt. Vor allem diejenigen, die auf Vinyl schwören, sollten die Augen offen halten, da ein begrenzter Teil der Auflage in farbigem Material produziert wird. Ich habe mich jedenfalls bereits für den Newsletter auf der Homepage angemeldet, damit keine Neuerscheinung des Labels an mir vorbeiläuft.

Tony Sexton und Reinhard Holstein sind angetreten, um die verborgenen Juwelen des Outlaw Underground ans Tageslicht zu fördern. Wie „Whiskey Preachin‘ – Volume 1“ zeigt, stellt das ein äußerst lohnendes Unterfangen für die Freunde des Southern Sounds dar. Der erste Sampler des Labels ist dabei mehr als nur ein Appetizer, sondern für sich genommen eine ziemlich unterhaltsame Scheibe mit unverbraucht klingenden Neuentdeckungen.

Whiskey Preachin’ (2020)
Stil: Country, Country Rock, Southern Rock/

Tracks:
01. Mayeux & Broussard – Kool & Handsome
02. James Scott Bullard – Jesus, Jail or Texas
03. Kathryn Legendre – Going Crazy
04. Eleven Hundred Springs – Arcadian Thruway
05. The Rhyolite Sound – Setting Me Up
06. Darci Carlson – Rat City Bound
07. Ole Whiskey Revival – Ramblin’
08. The Reeves Brothers – C. C. Waterback
09. Kristina Murray – Lovers & Liars
10. Ted Russel Kamp – Get Off The Grid
11. Weldon Henson – Sleep All Day
12. Cray And The Boys – (If I Knew What I Had To Give Up) I Never Would Have Fallen In Love

Whiskey Preachin’