The Rhyolite Sound – Mojave Gold – CD-Review

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Review: Michael Segets

Das neue Country- und Southern-Rock-Label Whiskey Preachin‘ Records von Tony Sexton und Reinhard Holstein (Glitterhouse Records, Stag-O-Lee Records) machte bereits mit dem tollen Sampler „Whiskey Preachin’ – Volume 1” Anfang des Jahres auf sich aufmerksam. Zum Auftakt stellte das Label zwölf frische Bands vor, die hierzulande noch weitgehend unbekannt sind. Unter den Newcomern befand sich auch The Rhyolite Sound. Die Band setzt nun das Programm von Whiskey Preachin‘ mit dem rundum gelungen „Mojave Gold“ fort.

Die Combo tritt mit drei Gitarristen (Larry Reha, James Caselton, Erik Alesi), Bass (Chris Davis) und Schlagzeug (AJ Palluck) an. Den Leadgesang übernimmt meist Larry Reha mit seiner tiefen Stimme, manchmal wechselt Erik Alesi ans Mikro. Das Quintett aus Las Vegas feierte 2017 sein Debüt mit „Desert Honky Tonk“ (2017), wobei der Titel zugleich den Sound der Band ausdrücken soll.

Der liegt irgendwo zwischen Southern mit einer Prise Country beziehungsweise umgekehrt. Auf alle Fälle klingt er erdig und staubig, also atmosphärisch richtig nach der Mojave Wüste. Ob sich der Bandname The Rhyolite Sound auf ein Vulkangestein oder auf die Geisterstadt nördlich von Las Vegas bezieht, bleibt offen. Passen würde beides.

„On Stolen Time“ stimmt als starker Roots Rock hervorragend auf die folgenden Titel ein. Das hohe Niveau des Openers hält die CD nahezu durchgängig bis zum fulminanten Abschluss „I Think Too Much When I Drink To Much“, der als countryfizierter Southern Rock mit lang ausklingendem, leicht psychodelisch angehauchten, instrumentalen Ende überzeugt.

Dazwischen liegen die am Southern Rock orientierten Beiträge „Ain’t No Outlaw“, das mit wunderbaren Harmoniegesang unterfüttert ist, und das stampfende, mit feinen Gitarren versehene „The Road To Losing My Mind“. Direkt ins Tanzbein gehen „Magaritas And Cocaine“ und der Boogie „Downtown“, bei dem die Frankie Moreno am Klavier die Band unterstützt. In Richtung Country schlägt die Nadel bei der Ballade „He Can Have Her” und dem Honky Tonk „Trainwreck“ aus. Joel Ferguson und Ian Clark an der Pedal Steel Guitar beziehungsweise Geige sorgen für die genretypische Instrumentalisierung.

Die Songs wurden von Reha meist zusammen mit Bandkollegen geschrieben. Darüber hinaus finden sich zwei Cover auf dem Album. „Why You Been Gone So Long“, bei dem die Gitarren einen leicht funkigen Einschlag haben, stammt von Mickey Newbury. Aus dem Dire Straits-Stück „Setting Me Up“ machen The Rhyolite Sound eine erstklassige Country-Nummer mit treibendem Rhythmus. Der Track war bereits auf der oben erwähnten Compilation vertreten.

The Rhyolite Sound präsentieren ein kurzweiliges Werk, das das Beste von Country und Southern vereint. „Mojave Gold“ legt die Messlatte für die folgenden Musiker des Labels ziemlich hoch. Wenn Sexton und Holstein weiterhin solche Bands wie „The Rhyolite Sound“ ins Programm nehmen, stehen den Fans des Roots Rocks und seinen angrenzenden Musikrichtungen goldene Zeiten bevor. „Mojave Gold“ gehört in die Kategorie Pflichtkauf, weil The Rhyolite Sound ein wirklich gutes Album vorlegen und das ambitionierte Vorhaben von Whiskey Preachin‘ Records, Independent-Musiker aus Amerika hierzulande bekannt zu machen, unbedingt förderungswürdig ist.

Den Longplayer gibt es in limitierter Stückzahl auf (farbigem) Vinyl, auf CD und digital. Das mp3-Album ist anscheinend durch den lockeren Country-Rocker „There I Go“ ergänzt.

Whiskey Preachin’ Records/Indigo (2020)
Stil: Southern Rock, Country

Tracks:
01. On Stolen Time
02. Magaritas And Cocaine
03. He Can Have Her
04. Ain’t No Outlaw
05. Why You Been Gone So Long
06. The Road To Losing My Mind
07. Setting Me Up
08. Trainwreck
09. Downtown
10. I Think Too Much When I Drink Too Much

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Whiskey Preachin’

J.P. Harris & The Tough Choices – Support: Miss Tess – 05.11.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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It’s Country-Time again! Zum dritten Mal stand J. P. Harris mit seinen Tough Choices auf der Bühne der Kulturrampe. Wie im Vorjahr brachte er Miss Tess als Support mit.

Das Miss Tess Duo, bestehend aus der Protagonistin und Thomas Bryan Eaton, eröffnete den Abend mit zwei Stücken des Albums „Sweet Talk“ (2014). Sowohl „If You Wanna Be My Man“ als auch „Everybody’s Darling“ kamen mit einer gehörigen Portion Swing daher. Das feine, beinah schon entspannte, E-Gitarrenspiel von Eaton ergänzte die klare Stimme von Miss Tess prima.

Danach folgten „Moonshiner“, eine stimmungsvolle, countryfizierte Ballade, sowie „Little Lola“ mit einem schönen Gitarrensolo von Eaton. Beide Titel stammen von Miss Tess‘ letzten Veröffentlichung „Baby, We All Know“ (2016). Auf ihr nächstes Album soll „The Moon Is An Ashtray“ kommen, das sich anschloss.

Eaton übernahm den Lead Gesang bei dem Stück „Days Will Come“ seiner CD „We All Want To Be Love“ (2014). Er animierte das Publikum zum Mitsingen und der Song lädt sowieso zum Schunkeln ein. Bei den Harmoniegesängen zeigten sich Miss Tess und Eaton durchweg perfekt aufeinander abgestimmt. Zum Abschluss des Sets drückte Miss Tess mit „Ride That Train“ auf die Tube. Ihr Gitarrensolo veredelte den Höhepunkt des Vorprogramms.

Miss Tess bedauerte, dass Sie den Sprung über den Atlantik noch nicht mit Band geschafft hat. Mit der gut halbstündigen Kostprobe ihres Programms hat sie aber auf alle Fälle Werbung für ihre CDs und für mögliche Konzerte in der Zukunft gemacht.

Line-Up:
Miss Tess (lead vocals, electric guitar, vocals)
Thomas Bryan Eaton (lead vocals, electric guitar, vocals)

Die circa fünfzig Gäste der Kulturrampe hielten während des Support-Acts einen deutlichen Abstand zur Bühne und auch als J. P. Harris mit seinen Tough Choises, zu denen Miss Tess und Eaton dazu stießen, die Bühne betrat, rückten sie nur etwas näher. Die Kulturrampe glich daher nicht dem Hexenkessel der „Southern“-Woche. Die Stimmung vor und auf der Bühne war aber dennoch gut. Harris zollte den Besuchern durchaus Respekt, da er selbst montags nie aus ginge. Allerdings sei er ja auch 7000 Meilen angereist …

Bereits zu Beginn zeigte J. P. seinen Sinn für Humor. Dem sympathischen Mann mit der beeindruckenden Gesichtsbehaarung sitzt der Schalk im Nacken. Während des Konzerts erzählte er einige Anekdoten aus seinem bewegten Leben und kommentierte viele Songs. Bei der ausführlichen Bandvorstellung vermischten sich wohl Wahrheit und Legende.

Die Setlist unterschied sich dadurch erheblich von denen der beiden vorangegangenen Konzerte in der Rampe, dass er mit „Sometimes Dogs Bark At Nothing“ ein brandaktuelles Album am Start hat. Die Titel des Albums, für das er sich vier Jahre Zeit ließ, machten mehr als die Hälfte des Konzerts aus.

J. P. Harris greift zudem gerne in die Schatzkiste seiner geliebten Country-Musik und streute daher einzelne Coverversionen, wie vom Vorreiter des Outlaw- oder Alternative-Genres Terry Allen, ein. Gerahmt wurde das Konzert von David Allan Coes „California Turnarounds“ und Mickey Newburys „Why You Been Gone So Long“, das Harris als Zugabe spielte.

Nach „Two For The Road“ und „South Oklahoma“ von seinen ersten beiden Alben, standen dann bis zum fulminanten Abschluss des Hauptsets durch „Gear Jammin‘ Daddy“ durchweg seine neuen Eigenkompositionen im Fokus.

Nach seinem autobiographisch beeinflussten „When I Quit Drinking“ setzte der wuchtige Einstieg und das kräftige Schlagzeug von Ryan Elwell bei „JP’s Florida Blues #1“ ein erstes Ausrufezeichen. Danach folgten einige ruhigere Stücke. Bei „Badly Bent“ harmonierte das Zusammenspiel von wimmernder Pedal Steel, die von Thomas Bryan Eaton gezupft wurde, und der viel Twang transportierenden E-Gitarre von Justin Mahoney. Beide sorgten während des Konzerts durchgängig für den richtigen Country-Flair.

Als Feminist entpuppte sich Harris mit „Lady In The Spotlight“. Miss Tess, die sonst als Bassistin agierte, griff hier zur akustischen Gitarre und Elwell unterlegte den Song zusätzlich mit stimmungsvoller Percussion. Für „I Only Drink Alone“ wechselte Eaton zu den Keys. Gänsehautfeeling erzeugte der harmonische Begleitgesang von Miss Tess bei „Runaway“.

Die Balladen unterschieden sich durch die abwechslungsreiche Instrumentalisierung deutlich voneinander, sodass Monotonie – wie sie dem Country gelegentlich angelastet wird – nicht aufkam.

Hervorragend performte Harris das Titelstück des neuen Albums „Sometimes Dogs Bark At Nothing“. Seine tiefe Stimme wurde zunächst nur von der klagenden Pedal Steel Eatons untermalt, später setzte Mahoney mit seiner E-Gitarre dezent ein. Die Rhythmusgruppe konnte dabei pausieren und Kraft für das temporeiche Finale schöpfen. „Hard Road“, „Jimmy’s Dead And Gone“ sowie das schon erwähnte „Gear Jammin‘ Daddy“ haben mein Country-Rock-Herz höher schlagen lassen.

Nach gut achtzig Minuten verließen J. P. Harris und seine Tough Choices das Podest und ließen den Abend gemütlich im Plausch mit den Gästen ausklingen, bevor es für die Truppe in Richtung Holland und England ging.

Line-up:
JP Harris (lead vocals, electric guitar)
Justin Mahoney (electric guitar, vocals)
Miss Tess (bass, acoustic guitar, vocals)
Ryan Elwell (drums, percussion)
Thomas Bryan Eaton (pedal steel, keys, vocals)

Text und Bilder: Michael Segets

J.P. Harris & The Tough Choices
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Miss Tess
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Kulturrampe Krefeld