Köln entpuppt sich immer mehr als gutes Pflaster für Blackberry Smoke und steht auch so ein wenig als Synonym für das Steigerungspotential der Mannen um Bandleader Charlie Star. Meine persönlichen Besuche der Southern Rocker aus Georgia über die vielen Jahre hinweg entwickelte sich so: Das kleinere Luxor ausverkauft, danach die Kantine rappelvoll, das Stollwerck als nächste Station ausverkauft, das gleiche diesmal, in dem für Kölner Location-Verhältnisse schon beachtlichen Carlswerk Victoria. Wo mag das noch enden?
Aber zunächst galt es den blutjungen Nachwuchs der Szene in Form der Read Sothall Band zu begutachten, die von Blackberry Smoke ins Schlepptau genommen wurden. Das Sextett um Fronter Read Southall hat immerhin schon mit „For The Birds“ das dritte Album am Start, das jetzt den ersten größeren Karrieresprung einleiten soll.
In einer Dreiviertelstunde wurden dann Songs wie „Stickin‘ n Movin'“, „Don’t Tell Me“, „Scared Money“, „Why“, „Beautiful Eyes“, „High- Speed Feed“, „Damn“ und „DLTGYD“ präsentiert. Die engagierte Vorstellung kam insgesamt beim Publikum gut an. Ähnlich wie bei den Georgia Thunderbolts im Vorprogramm von Black Stone Cherry, gab es ein ziemlich lautes Riff-Gedresche, sodass die zweifellos gute Stimme von Southall erst ab dem ruhigeren „Why“ besser zur Geltung kam.
So hatte ich am Ende, der die Musik bis dato nur marginal zur Kenntnis genommen hat, doch etwas Probleme mit dem Wiedererkennungswert der Tracks und auch die Bühnenpräsenz von Read hatte eher etwas vom Sänger einer High School Band, statt der eines charismatischen Southern Rock-Fronters. Hier gilt es den Cowboyhut aufzusetzen und demnächst noch etwas an seiner Ausstrahlung zu arbeiten. Trotzdem ein, für eine Vorband, ansprechender Auftritt. Die junge Read Southall Band, da bin ich mir sicher, wird sich noch weiter positiv entwickeln.
Line-up: Read Southall (lead vocals) John Tyler Perry (electric guitar, vocals) Reid Barber (drums) Jeremee Knipp (bass) Braxton Curliss (keys) Ryan Wellman (electric guitar)
Nach ganz kurzer Umbaupause wählte das seit geraumer Zeit als Septett agierende Kollektiv (Perkussionist Preston Holcomb und Gitarrist Benji Shanks sind als neue Personalien zu vermelden) mit dem rockigen „Six Ways To Sunday“ direkt einen idealen Einstieg, um das prall gefüllte Carlswerk Victoria sofort in gute Stimmung zu versetzen.
Das erste Drittel mit Songs wie u. a. „Good One Comin‘ On“, „Workin‘ For a Workin‘ Man“ „You Her Georgia“, Pretty Little Lie“ oder „Hey Delilah“ stand dann ganz im Zeichen von Charlie Starr, dass man sich teilweise fragte, wofür eigentlich ein dritter Gitarrist mit dazu genommen wurde. Es war fast eine gefühlte One Man Show bis dahin, natürlich auf absolut hohem und sehr unterhaltsamen Niveau.
Mit dem verschachtelten „Sleeping Dogs“ (mit eingebautem Tom Petty-„Don’t Come Around Here No More“-Intermezzo), wandelte sich das Blatt aber, und immer mehr kam zur Geltung, warum Benji Shanks als absoluter Gewinn für die Band gesehen werden kann. Der spielte sich im weiteren Verlauf, vor allem mit schönen Slideeinlagen immer mehr in den Vordergrund und gab dem Gesamtsound von Blackberry Smoke deutlich mehr Fülle. Gut dabei war, dass der Soundmischer einen glänzenden Tag erwischt hatte und sämtliche Instrumente sehr schön transparent zur Geltung kamen.
Das herrlich progressive „The Whippoorwill“, das countryeske „What Comes Naturrally“, das saustarke „All Rise Again“ und das mit schöner E-Hook von Shanks versehene „Ain’t Gonna Wait“ waren dann die Vorboten einer furiosen Schlussphase, in der es mit den ‚Hits‘ wie „Resstless“ (Einleitung mit Skynyrds „Things Goin‘ On“), dem Countrygassenhauer „Ain’t Got The Blues“ (die Halle singt mit), dem eingängigen „Run Away From It All“, der Covernummer „Sunrise In Texas“, dem „Ohrwurm „One Horse Town“ (auch wieder mit Publikumsgesang) und dem, den Hauptteil abschließenden „Old Scarecrow“, dann absolut kein Halten mehr gab. Eine wirklich tolle Stimmung im Carlswerk.
Der Zugabenteil stand dann natürlich wieder ganz im Zeichen von Charlie Starr, der nun mit Hut bedeckt, zunächst „Old Enough To Know“ (erneut im Countryambiente) und schließlich das überragend performte „Ain’t Much Left Of Me“ (auch hier wieder mit integriertem „Mississippi Kid“ von Skynyrd) ganz fett seinen Stempel aufdrückte. Man sieht zu jeder Zeit, dass er seine Mitstreiter fest im Griff hat und einen echten Plan zielstrebig verfolgt. Tosender Beifall am Ende für die eindeutig beste Vorstellung von Blackberry Smoke, die ich bis jetzt gesehen habe.
Auch wenn ich nicht ausschließen möchte, dass Lynyrd Skynyrd nach dem Tod von Gary Rosssington vor einigen Tagen, trotzdem weiter machen wird, spürte man an diesem Abend, dass der Macht- und Generationenwechsel im Southern Rock endgültig vollzogen ist. Das neue Flagschiff des Genres heißt eindeutig Blackberry Smoke! Und wer weiß, wo das demnächst in der Domstadt noch hinführen wird – in eine ausverkaufte Lanxess-Arena etwa…?
Line-up: Charlie Starr (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, percussion) Paul Jackson (acoustic guitar, electric guitar, vocals) Benji Shanks (electric guitar, acoustic guitars) Brandon Still (keys) Brit Turner (drums) Richard Turner (bass, vocals) Preston Holcomb (percussion)
Vor dem Black Stone Cherry–Gig im Kölner E-Werk, hatten wir kurz Zeit, uns mit dem Sänger der aufstrebenden Southern Rock Band The Georgia Thunderbolts, TJ Lyle, zu unterhalten. Bei herrlichem Wetter, kam es vor dem Gebäude, in dem früher die Harald Schmidt-Show produziert wurde, zu folgendem Interview:
Sounds Of South: Wie kam es zu eurer Bandgründung und speziell dem Namen? Hat er was mit eurem Temperament und eurer Durchschlagskraft zu tun? TJ Lyle: Oh, wir kamen Ende 2015, Anfang 2016 zusammen. Wir stammen alle aus der gleichen Gegend. Logan, der Bassist, Zach der Rhythmusgitarrist und ich. Wir sind alle zusammen aufgewachsen. Die anderen trafen wir bei einer Sessionveranstaltung. Wir beschlossen zusammen zu spielen, gingen auf die Bühne, und bekamen einen Preis und seitdem machen wir das zusammen und sind glücklich darüber. Mit dem Namen kam unserer Manager Richard Young um die Ecke, der ist der Vater von Black Stone Cherry-Drummer John Young. So haben wir ihn genommen, er weiß eigentlich mehr darüber. Er wollte das so ähnlich und so ist es jetzt, wie es ist.
Sounds Of South: Ihr seid ja durch unsere Berichterstattung hier megabekannt 😊. Mit welcher Erwartungshaltung kommt ihr nach Deutschland? TJ Lyle: Wir haben von den Black Stone Cherry-Jungs gehört, dass das Publikum hier sehr aufnahmefähig für unsere Art von Musik ist. So bedeutet es eine Menge für uns, für diese Leute und Fans zu spielen, vor allem, weil die Leute hier nicht so oft die Gelegenheit haben, diese Musik zu hören. In den Staaten ist jeder nur darauf basiert, der nächste große Act zu werden. Wir wollen eher eine tiefgründige Beziehung zu unseren Fans aufbauen und geben deshalb immer alles für sie. Aber es macht natürlich auch riesig Spaß. Es wird eine energiegeladene Show, es wird gut werden.
Sounds Of South: Ist es von Vorteil direkt von einer hier bereits beliebten und bekannten Band wie Black Stone Cherry ins Schlepptau genommen zu werden oder erhöht das eher den Druck? TJ Lyle: Man muss natürlich eine Menge Dampf ablassen, somit ist demnach schon ordentlich Druck da. Aber es geht darum, erstmal hier zu sein, Spaß miteinander zu haben, Verbindungen entstehen zu lassen.
Sounds Of South: Was könnt ihr von Black Stone Cherry noch lernen? TJ Lyle: Oh, wie man ein guter Mensch und ein prima Volk wird. Sie sind wirklich ein tolles Beispiel dafür aufgeschlossen zu sein und wir wären ohne sie nicht hier. Sie sind wie Vorbilder, zu den wir aufsehen, ungefähr wie ältere Brüder, und wir können viel von ihnen lernen, zum Beispiel wie sie auftreten, ihre Bühnenenergie, ja, wirklich fast alles, besonders ihre Ausdauer.
Sounds Of South: Wie siehst du die momentane Situation im Southern Rock. Von den einstigen Zugpferden kommt, bis auf die Outlaws vielleicht, kreativ so gut wie garnichts mehr. Dafür machen junge Acts wie ihr und einige andere viel Freude. Wie wird sich das weiterentwickeln? TJ Lyle: Es ist im Moment eine coole Zeit. Es gibt in den Staaten wieder eine große Bewegung in Sachen Southern Rock. Es scheint, als wenn zur Zeit alle aus ihren Löchern kriechen, um einen neuen Sound zu kreieren, woher sie kommen und ihre persönliche Note damit zu verbinden. Im Großen und Ganzen ist Southern Rock für mich, sich gut zu fühlen und zu zeigen, wo man her ist. Wir sind einfach eine Rock ’n Roll-Band aus dem Süden. Das ist, was wir alle (vier) sind. Jetzt gerade ist eine sehr kreative Zeit. Du verlierst dich manchmal in ihr, aber du musst versuchen Lieder aus dem Herz heraus zu schreiben. Das ist es, was diese Musik auszeichnet. Musik von ganzem Herzen!
Sounds Of South: Ich habe deine Stimme in meinen Reviews mit der des jungen Johnny Van Zants auf seinen frühen Solowerken verglichen. Kennst du die Scheiben? Liege ich da richtig, wie siehst du das? TJ Lyle: Ich denke, das ist eine große Ehre und ein großes Kompliment. Es ist eine verruchte Familie, haha, nein, es ist eine legendäre Familie. Was sie zu erzählen haben ist das, was wir heute als Southern Rock kennen. Es ist wirklich ein wahnsinnig großes Kompliment und ich schätze das wirklich sehr. das ist großartig!
Sounds Of South: Wer ist dein musikalisches Vorbild? TJ Lyle (mit Fotograf Gernot im Duett): Paul Rodgers (TJ trägt während des Interviews ein T-Shirt mit seinem Abbild)! Er ist der Größte!
Sounds Of South: Wovon lässt du dich beim Songwriting inspirieren? TJ Lyle: Oh Mann, das ist eine schwierige Frage. Es ändert sich immer die ganze Zeit. Meist spielt Gefühl dabei eine große Rolle oder Dinge, die ich selbst oder mir nahestehende Personen durchlebt haben. Es geht oft um das alltägliche Leben, deshalb mache ich es. Auch, weil nicht jeder eine Stimme hat und für sich sprechen kann. Es ist, wenn ich auf die Bühne gehe, wie als wenn ich versuche, für andere die Stimme zu erheben, die es nicht können. Das ist schwer, aber dafür mache ich es wirklich. Daraus nehme ich den Drive und die Motivation, über Leute nachzudenken, die das nicht artikulieren können. Das ist für mich selbstverständlich.
Sounds Of South: Gibt es schon Pläne für ein kommendes Album? TJ Lyle: Ja, wir haben gerade unseren neuen Song „Livin‘ In Muddy Water“ veröffentlicht und wenn wir wieder zuhause sind, machen wir uns an den nächsten Longplayer ran.
Sounds Of South: Was macht ihr in eurer Freizeit? TJ Lyle: Wir essen (und trinken) gerne. Wir versuchen Spaß zu haben, und jetzt wo wir hier sind, laufen wir rum und versuchen, soviel wie möglich zu sehen. Es hat mich echt umgehauen, dass hier eine Harley Davidson-Werkstatt direkt um die Ecke ist, weil, bei uns zu Hause stehen die Dinger nämlich überall rum. Wow, das ist schon verrückt. Und jetzt sind wir gleich hier und es wird ehrlich gut werden!
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Das Interview in Englisch:
Sounds Of South: Welcome to Germany T.J.! How did it come to the formation of the band and the name The Georgia Thunderbolts? Does it have anything to do with your temperament and your power of impact? TJ Lyle: Oh, we got together in late 2015 and early 2016. We all are coming around from the same area. So we got together, we met each other, Logan and me and Zach, the bass player, the rhythm guitar and myself. We grew up together. The other person really we met playing an open mic one night, We kinda got together, and you know, we got on stage, we thought of playing and gotta get the ballroom from there and we’ve doing ever since, and we’ve really been so fortunate. Our manager Richard Young actually come up with that name, he is the dad from John from Black Stone Cherry, that’s how we get rollin‘ with that. He knows a lot more about that, we do, but he was craving with something like that and that’s kinda were we are now.
Sounds Of South: You are really well known through our reporting here in Germany. What expectations do you have for coming to Germany? TJ Lyle: We just heard from the Black Stone Cherry guys that the audience here is perceptive to our kind of music so I think it means a lot to us to be here to play for these people and get these fans and stuff and the biggest part is playing in front of somebody who doesn’t get that kind of music often. You know, cause for us everybody’s attention in the States has been so fast on to the next thing. So we’re just really in depth with our fans and we wanna give everything we can. It is really exciting.
Sounds Of South: Is it advantageous to be taken directly into tow by an already popular and well-known band like Black Stone Cherry or does this rather increase the pressure? TJ Lyle: You really want to turn the steam up so there is a lot of pressure, but it’s just all about getting there and having fun with each other. Like I said making that connection, so it is gonna be a drlling show, it’s gonna be good.
Sounds Of South: What can you still learn from Black Stone Cherry? TJ Lyle: Oh, how to be a good person and goody people you know they set a great example by being such outgoing guys you know and if we won’t be for them we won’t be here they are kinda like role models we look up to like older brothers you know and we can learn a lot from them just by the way they act, and the stage energy and just really everything, their endurance!
Sounds Of South: How do you see the current situation in Southern Rock? From the former crowd puller, except for the outlaws perhaps, creatively comes almost nothing more. But young acts like her and some others are a lot of fun. How will this evolve? TJ Lyle: I think it is really cool, there’s a big movement going on in the states right now in Southern Rock, and it seems like everybody is coming out of the wood work now and try and find a creative sound about where they are from and kinda give on them their taste. Basically Southern Rock for me is a taste of feeling good and it is where you come from. And we are just a Rock’N’Roll band from the South. I mean that’s what anybody really is. Now it is very creative. You get lost in it sometimes, but trying to write songs that aren’t from the heart and that is what all about that music is. From the heart at all, a lot of it is so.
Sounds Of South: I compared your voice in my reviews to that of the young Johnny Van Zants on his early solo works. Do you know the discs? If I’m right, how do you see that? TJ Lyle: I think it is a great honor and a compliment because you know that is a taunted family, haha, it is a legendary family, those guys really said what it is that we know today as Southern Rock. So I mean that is a huge compliment and I appreciate that very much. That is awesome!
Sounds Of South: Who is your musical ideal? TJ Lyle: Defenitly Paul Rodgers, absolutely, he is the man he is (TJ is wearing a Paul Rodgers-T-shirt during the interview)!
Sounds Of South: What inspires you in songwriting? TJ Lyle: Oh man that is a tough one. It changes all the time you know. Mostly a lot of feelings and stuff that I have lived through or I have seen close people they have lived to and it is just about everyday life and that’s why I do it. It is because not everybody has a voice and you know not everybody can speak, so when I get on stage I try to speak for people who can‘ do it theirselves and you know it is hard. That is were I really get it from. That’s where I get the drive, the motivation, just thinking about people who can’t do that. I’m not gonna take it for granted at all.
Sounds Of South: Are there any plans for a new album? TJ Lyle: Yeah, actually today we released our new song „Living In Muddy Water“ and when we come back home by time we gonna get in the studio and work on a full length.
Sounds Of South: What do you guys do infree time? TJ Lyle: Well, we like to eat (and drink). We try to enjoy ourselves and now that we are here we walk around and check out the sides and you know see everything that we can, you know it blew me away that there is a Harley Davidson rep there, ‚cause on every corner at home there is a Harley Davidson, wow. That is kind of crazy. And we just have to be here you know honestly it is gonna be a good time.
Part 2 eines für uns arbeitsreichen Wochenendes. Nach dem wir am Tag zuvor bei den Hard Rock-Urgesteinen Europe und Whitesnake ‚fremdgegangen‘ waren, bewegten wir uns mit dem Besuch der beiden Lovell-Schwestern, alias Larkin Poe, am Samstag in der Live Music Hall zu Köln, wieder zurück in das von uns bevorzugte Terrain.
Die geplanten Larkin Poe-Konzerte zuvor, waren wegen der Corona-Pandemie jeweils zweimal verschoben worden. Diesmal konnte der Gig endlich stattfinden, die Location des (zurecht) ordentlich gehypten Duos (durch Bass und Schlagzeug ergänzt) in der mit 1.300 Besuchern rappelvollen Hütte, konnte nun endlich stattfinden.
Wie sooft bei Konzerten (auch am Abend zuvor) lief uns das uns nahestehende, musikbegeisterte Ehepaar Doreen und Mario Scholten über den Weg, das sich schon am Nachmittag im Rahmen eines ‚Meet And Greet‘ (der Göttergatte war von seiner Herzensdame zum Geburtstag damit beglückt worden) mit den beiden Protagonistinnen getroffen hatte. Die beiden berichteten von zwei sehr angenehmen und trotz ihres Erfolges, sehr natürlich und lebensnah gebliebenen Musikerinnen.
Als Support begannen pünktlich um 19:00 Uhr die beiden Briten Issy Ferris und Archie Sylvester (Ferris & Sylvester). Die hatten ihre knapp 2 Monate junge, erste CD „Superhuman“ mit im Gepäck, aus dem die beiden dann naturgemäß auch viele Stücke wie u. a. „The Party’s Over“, „Golden“ und „Flying Visit“, präsentierten.
Zu gefallen wussten auch die eigenwillig integrierte Cover-Version des Jimi Hendrix-Klassikers „Little Wing“ sowie der schnippische „London’s Blues“ zum Abschluss ihrer gesanglich als auch instrumental anspruchsvollen Performance. Ferris & Sylvester wurden begeistert mit durchgängig viel Applaus nach ca. 45 Minuten vom Publikum in den verdienten Feierabend verabschiedet.
Line-up Ferris & Sylvester: Issy Ferris: lead vocals, acoustic guitar, bass, percussion Archie Sylvester: guitars, lead vocals
15 Minuten später war schon die Bühne für den Hauptact Larkin Poe angerichtet. Der Name des Duos aus Atlanta, Georgia, stammt, wie ich recherchieren konnte, von ihrem Ur-Ur-Ur-Großvater, der übrigens wohl ein Cousin des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allen Poe war. Die beiden waren ziemliches Neuland für Fotograf Gernot und mich, da wir die bisherigen Reviews zu ihren letzten Scheiben (u. a. „Self Made Man“ und „Kindred Spirits“ immer unserem Benjamin im Magazin, Stephan Skolarski, überlassen hatten.
Die beiden Schwestern führten dann mit ihren beiden Mitstreitern, Tarka Layman und Kevin McGovan, die sich überwiegend mit ihrer Rhythmus-gebenden Arbeit im Hintergrund hielten, durch ein unterhaltsames. 15 Tracks (inklusive einer Zugabe) umfassendes Programm, das von südstaatlich umwobenen Traditional-Blues und Southern Rock geprägt war.
Fronterin Rebecca war dabei naturgemäß mit ihrer pfiffigen und kommunikativen Art die dominantere Persönlichkeit, Schwesterherz Megan, diejenige, die eher auf die instrumentelle Konzentration fokussiert war. Sie steuerte allerdings neben ihren klasse Slides auf ihrer Umhänge-Lap Steel, auch präzise sitzende Harmony-vocals bei. Aber auch Rebecca wusste mit einigen knarzigen Soli auf ihren beiden benutzten E-Gitarren zu gefallen. Begeistert hat mich vor allem ihrer wunderbar klarer Gesang, der mich irgendwie an eine Annie Lennox in einer Southern-Variante erinnert hat.
Als Freunde des Southern Rocks hatten wir natürlich an Songs wie „Keep Diggin'“, „Bleach Blonde Bottle Blues“, „Holy Ghost Fire“, „Back Down South“ (mit integrierten ABB-„Blue Sky“-Kurz-Intermezzo), „Summertime Sunset“, „Black Echo“ und „Blue Ridge Mountains“, besonderen Spaß.
Den zünftigen Abschluss bildet „Wanted Woman / AC/DC“, bevor in der vom Publikum heftig eingeforderten Zugabe mit „Come On In My Kitchen“ den alten Traditional-Blues-Größen der Marke Robert Johnson & Co. Tribut gezollt wurde.
Larkin Poe lieferten an diesem Abend ein überzeugendes Konzert ab. Schön zu wissen, dass sich der Southern Rock auch im weiblichen Nachwuchsbereich keine Sorgen zu machen braucht. Beim nächsten Besuch in der Domstadt, behaupte ich mal, wird eine Halle der größeren Kategorie für die mittlerweile in Nashville, Tennessee, ansässige Band gebucht werden müssen. Klasse Leistung der Mädels!
Line-up Larkin Poe: Rebecca Lovell: lead vocals, electric guitar Megan Lovell: lap steel guitar, bgv Tarka Layman: bass Kevin McGovan: drums
Was ich als Einleitung Ende letzten Jahres zu Jasons „Macon„-Album geschrieben hatte, gilt auch noch knapp ein halbes Jahr später zu Teil 2 seiner beiden Neuveröffentlichungen, „Georgia“. Kollege Morgan Wallen hat sich seit seinem Geniestreich zu Anfang des letzten Jahres auf der Pole-Position der Billboard Country-Alben Charts fest eingenistet. Bis auf ein paar kleine ‚Aufmucker‘ zwischendurch hat er die namhafte Konkurrenz seither bis zum heuten Tage nahezu düpiert.
Zumindest Jason Aldean scheint diesen Zustand nicht kampflos zu akzeptieren und legt mit „Georgia“ jetzt den zweiten Part seines ‚Heimat‘-Projekts vor. Die zehn neuen Songs wirken dabei deutlich massenkompatibler, hier wird gefühlt viel mehr mit Loops und Voice-Effekten gearbeitet, die eher bei jüngeren Generationen ankommen. Viele Tracks haben das Potential, wieder einen Nr.1-Hit in den Single-Charts abzuwerfen.
Trotzdem bleiben auch seine großen Stärken, das perfekte Interagieren zwischen emotional gesungenen Strophen, Bridges, Powerrefrains, sanften Akustikgitarren und hymnisch krachenden E-Gitarrensoli omnipräsent. Ich zähle wieder gleich sieben Songs (u. a. „Trouble With A Heartbreak„, „The State I’m In“, „God Made Airplanes“, „Rock And Roll Cowboy“), die man problemlos in eine Setlist für große Hallen- und Stadion-Konzerte integrieren kann. In der Beziehung macht ihm keiner seiner Wettbewerber so schnell etwas vor, auch ein Morgan Wallen vermutlich nicht.
Untermauert wird dies zudem mit den wieder fünf angehängten Live-Stücken aus dem Fundus seiner 26 bisherigen Nr.1-Hits, die diese immense Stimmung bei seinen Auftritten selbst beim Hören im heimischen Wohnzimmer praktisch hautnah widerspiegeln. Am Ende hält auch „Georgia“ das hohe Niveau seiner bisherigen Veröffentlichungen und ist sowohl für Jason Aldean-Liebhaber und New Country-Fans natürlich ein absolutes Muss! Im direkten Vergleich hat allerdings „Macon“ die Nase vorn.
Bmg Rights Management (Warner) (2022) Stil: New Country
01. Whiskey Me Away 02. Trouble With A Heartbreak 03. The State I’m In 04. Midnight And Missin‘ You 05. Ain’t Enough Cowboy 06. God Made Airplanes 07. My Weakness 08. Holy Water 09. Rock And Roll Cowboy 10. Your Mama 11. Take A Little Ride (Live from Las Vegas, NV) 12. Burnin‘ It Down (Live from St. Louis, MO) 13. Any Ol‘ Barstool (Live from Knoxville, TN) 14. Rearview Town (Live from St. Louis, MO) 15. Blame It On You (Live from Manchester, TN)
Irgendwie habe ich den Eindruck, als wenn Morgan Wallen zu Beginn des Jahres mit seinem 30 Stücke-Hammerwerk „Dangerous„, das seither ja auch so gut wie die Dauer-Pole-Position in den Billboard Country-Album-Charts belegt, seine Konkurrenz und auch deren Labels, gewaltig unter Druck gesetzt hat.
Kaum einer der ‚Rivalen‘ traut sich quasi noch mit einem ’normalen‘ Longplayer um die Ecke, auch Jason Aldean wird gleich zwei Alben in relativ kurzen Abständen veröffentlichen. Zunächst „Macon jetzt am 12. November, dann im Laufe der folgenden Monate wird Aldean dann immer mehr Songs von „Georgia“ liefern, bis am 22. April 2022 der volle Release von 30 Songs vollendet ist — zwanzig neue Songs und dazu mindestens ein Live-Hit von jedem seiner bisherigen Alben. Veröffentlicht wird das „Macon“-„Georgia“-Konvolut auch auf einem 3-LP-Vinylset.
Doch zunächst startet jetzt „Macon“ ins Rennen. Und wer es noch nicht mitbekommen hat, mit einer sehr schönen Geste des New Country-Superstars an unser Magazin Sounds Of South, die man unter diesem Link hier nachverfolgen kann.
Wie und warum es zu den Titeln der Werke kam, beschreibt der Protagonist so: „Wo du aufgewachsen bist, hat einen unglaublich wichtigen Einfluss darauf, zu wem du wirst. Das war bei mir ganz genauso … besonders in musikalischer Hinsicht“, erklärt Aldean. „Meine kleine Heimatstadt Macon war extrem wichtig für meinen musikalischen Background. Ich bin in einer Umgebung aufgewachsen, die eine Art Kreuzung zwischen Country, Southern Rock, Blues und R&B war — und deswegen war es ganz logisch, diese verschiedenen Sounds in meiner eigenen Musik zu verschmelzen“.
Keine Frage, der neue Silberling spiegelt dies exakt wider und zwar auf eine extrem Stadion-taugliche Art und Weise. Bei jedem der zehn Tracks sieht man vorm geistigen Auge, wie sie mit ihren eingängigen, zum Teil hymnischen Refrains, die Massen in den proppenvollen Arenen (sofern dies Corona-bedingt wieder möglich sein wird) in Euphorie versetzen werden.
Verstärkt wird diese Suggestion dazu noch von den fünf angehängten Live-Tracks, performt in verschiedenen Metropolen der Staaten, in denen diese typische Stimmung nochmals bestens transportiert wird. Der Kracher „My Kinda Party“, einer meiner Southern Country-Alltime-Favs, haut einen mit seiner E-Gitarrenwucht regelrecht um.
Bei den zehn Studiostücken gibt es viele Reminiszenzen an die gute alte Rockzeit wie zum Beispiel beim flockigen „Over You Again“ mit der kurzen „The Boys Of Summer“-Anspielung zu Beginn, dem starken Bryan Adams-Cover „Heaven“ (braucht sich hinter dem Original nicht zu verstecken) oder dem mit ein wenig „Purple Rain“-Flair (E-Gitarren-Intro) umwehten, herrlichen Schwofer „Watching You Love Me“ als Finalstück (der Studiotracks).
Großes musikalisches Blockbuster-Starkino vermittelt das wunderbare Duett mit Carrie Underwood bei „If I Didn’t Love You„. Jetzt müssten die Hollywood-Regisseure eigentlich nur noch einen passenden Film (a là Titanic & Co. ) darum herum produzieren….
Begeisternd, vor allem im Studioteil, auch die beiden E-Gitarristen Luther Allison (aus Aldeans Tour-Band) und Adam Shoenveld, die in der wie gewohnt transparenten Produktion von Michael Knox, immer wieder krachende Kurz-Soli einstreuen und einigen modernen Loop-Spielereien sofort den Kampf ansagen.
Mit „Macon“ gelingt Jason Aldean erneut der Spagat zwischen mainstreamigen Melodien, eingängigen Refrains und und rockigen Klängen in einer Perfektion, wie ich sie selten erlebt habe. Jedes Stück hat absolutes Hitpotential und wird in den Arenen bei den kommenden Tourneen seinen Teil zum Spektakel beitragen. Jason Aldean also, wie man ihn kennt, man darf sich auf den Nachschlag mit „Georgia“, der sich sicherlich auf gleichem Niveau bewegen wird, schon jetzt freuen.
Bmg Rights Management (Warner) (2021) Stil: New Country
01. After You 02. Over You Again 03. That’s What Tequila Does 04. Small Town Small 05. If I Didn’t Love You 06. Story For Another Glass 07. Heaven 08. This Bar Don’t Work Anymore 09. The Sad Songs 10. Watching You Love Me 11. Amarillo Sky (Live from Nashville, TN) 12. Johnny Cash (Live from Los Angeles, CA) 13. She’s Country (Live from Las Vegas, NV) 14. Big Green Tractor (Live from Dallas, TX) 15. My Kinda Party (Live from St. Louis, MO)
Video-Botschaft von New Country-Superstar Jason Aldean an alle Sounds Of South-Leser als Vorbote zu seinen beiden neuen Alben „Macon“, das am 12. November erscheinen wird und „Georgia“ (VÖ vermutlich Anfang 2022), über die wir natürlich im Vorfeld ausführlich berichten werden!
Herzlichen Dank auch an Kai Manke von Networking Media, der die Sache eingefädelt hat!
Brent Cobb zählt mit seinen gerade mal 34 Lenzen schon zu den ganz großen Songwritern des Southern-umwobenen Country. Nicht umsonst wurde der zwischenzeitlich in Nashville ansässige, heute aber wieder in seinem Ursprungsstaat Georgia mit seiner Familie lebende Cousin des bekannten Produzenten Dave Cobb, von Stars wie u. a. Luke Bryan, Miranda Lambert, Little Big Town, der Eli Young Band oder Kenny Chesney zwecks seiner Songideen heiß umworben.
Anders als auf seinen drei vorangegangenen Werken fokussiert sich Cobb auf seinem neuen, zehn Stücke umfassenden Werk (37 Minuten Spielzeit) auf eine, von Minimalismus geprägte Essenz, holt aber dennoch ein Maximum an Qualität und Schönheit aus den Tracks heraus.
Alles ist auf seinen ruhigen Storyteller-Gesang und eine klare Akustikgitarrenuntermalung ausgerichtet, hinzu kommen dann meist unaufgeregte percussionartige Rhythmus-Claps, ein wenig Orgel, Piano sowie die E-Gitarre, des öfteren quietscht und raunzt eine Fiddle oder es quäkt eine Mundharmonika.
Grandios sind die oft in den Refrains eingebrachten weiblichen Harmoniegesänge, sensationell der quasi mit etwas Zeitversetzung parallel gelegte Gesang von Nikki Lane im herrlichen „Soap Box“, ganz großes Country-Kino. Gleiches gilt für das in den Solopassagen praktizierte heulende Twinspiel von Fiddle und Mundharmonika in „Shut Up And Sing“.
Mit „Good Times And Good Lovin'“ (schöner Schunkler mit Piano und Fiddle), „Sometimes I’m A Clown“ (Schwofer mit Fiddle-Solo), „This Side Of The River“ (herrlich hier das sanfte Southern Rock-E-Gitarren-Solo) gibt es drei Ohrwürmer am Stück, allesamt wieder mit diesen typisch-südstaatlichen weiblichen Harmonies.
Das einzig etwas flottere, bluesig gebrachte „Dust Under My Rug“ ist mein Adaptionstipp für keinen Geringeren als einen Herrn Eric Clapton, der dürfte ganz sicher großen Gefallen an diesem Stück mit unterschwelligem J.J. Cale-Flair haben.
Lediglich zum Schluss hätte ich alleine schon vom Titel her und dem Finale des atmosphärisch-progressiven Liedes „The World Is Ending“ (Brent singt nach dem letzten Refrain „end!“ und das Stück stoppt abrupt) mit dem in Gregg Allman-Manier gebrachten „Little Stuff“ in der Reihenfolge getauscht.
Großes Kompliment übrigens auch an Brad Cook für die wunderbar anschmiegsame Produktion. „Für mich fühlt es sich beim Hören dieses Albums an, als säße ich mit jemandem zusammen und führe ein Gespräch, wie mit einem alten Freund, den man schon lange nicht mehr gesehen hat. Es gibt nichts Schöneres, als einem Album zu folgen, das ruhig und gesprächig ist,“ so Brents Fazit zu seinem „Keep ‚Em On They Toes“-Gesamtwerk.
Und in der Tat – ich persönlich würde es als ‚warm and cozy Southern Country stuff‘ bezeichnen. Wirklich absolut vom Feinsten. Einfach famos dieser Brent Cobb! Ein ganz heißer Kandidat für das Album des Jahres! Kaufen!!!
Ol‘ Buddy Records (2020) Stil: (Southern) Country
01. Keep ‚Em On They Toes
02. Shut Up And Sing
03. Good Times And Good Lovin‘
04. Sometimes I’m A Clown
05. This Side Of The River
06. Dust Under My Rug
07. Soap Box
08. When You Go
09. The World Is Ending
10. Little Stuff
Wer kennt sie nicht, die Zeilen aus „Sweet Home Alabama“, in denen Ronnie Van Zant verächtlich singt: „In Birmingham they love the governor, boo boo boo!“.
Gemeint war kein anderer als der damals amtierende Gouverneur von Alabama, Wallace, der zum erzkonservativen Flügel der Demokraten zählte und als großer Verfechter der Rassenpolitik galt. Er bewarb sich im Verlauf seiner Karriere gleich viermal um das Mandat als Präsidentschaftskandidat seiner Partei.
1976 traf er dabei im innerparteilichen Wahlkampf auf Jimmy Carter, den damaligen Gouverneur von Georgia. Zu dieser Zeit war es Gang und Gäbe, dass die Kandidaten auf ihren Landsitzen große Parties für die wichtigen Persönlichkeiten in ihrem Lager und darüber hinaus abhielten.
Zu den Gepflogenheiten zählte dabei, sich angesagte Rock- und Popbands, oder Solo-Künstler, als begleitende Livemusiker einzuladen. So traten bei Wallace Acts wie u. a. die Charlie Daniels Band oder Ted Nugent bei den imposanten Festen auf.
Da wollte natürlich auch Jimmy Carter nicht klein beigeben, und hatte auf seiner Farm in Plains namhafte Bands wie u. a. Lynyrd Skynyrd, die Allman Brothers oder die Eagles als illustre Stimmungsmacher.
Ein Novum war dabei, dass Carter eine britische Band zu sich nach Hause einlud, und zwar die Hardrocker von Deep Purple, die sich nach großen Jahren (mittlerweile in der Mark IV-Besetzung mit David Coverdale, Tommy Bolin, Jon Lord, Glenn Hughes und Ian Paice zugange), allerdings im Krisenmodus befand und sich kurze Zeit später, wenn auch nur temporär, aber immerhin für fast acht Jahre, auflöste.
Von diesem Fest sind jetzt Aufnahmen aus dem Archiv der Carter-Familie frei gegeben worden. Auch wenn sich der daraus resultierende Tonträger „Deep South – Woodland Drive – Live At Jimmy Carter’s Farmhouse“ klangtechnisch für heutige Verhältnisse auf Bootleg-Niveau bewegt, ist er doch als außergewöhnliches Zeitdokument und seiner Authentizität wegen (man hört z. B. teilweise während der Liedpausen Kron- bzw. Champagnerkorken knallen, gut vernehmbare Gesprächsschnipsel bei den Liedpausen, lautes Grillenzirpen, etc.), als äußerst wertvoll einzustufen.
Hinzukommen die diversen reizvollen Konstellationen, die durch spontane Mitwirkung in der Setliste von Musikern wie u. a. Ronnie Van Zant, Gregg Allman, Allen Collins, Ed King, Gary Rossington, Bob Seger, Neil Young oder Eric Clapton entstanden, die sich allesamt unter der prominenten Gästeschaft befanden.
Allein schon die zahlreichen, bisher unveröffentlichten Fotos von Helmut Newton (ebenfalls an diesem Abend zugegen) im 16-seitigen Schwarz-Weiß-Begleitbooklet sind den Erwerb dieser wunderbar gestalteten Doppel-CD wert.
Den Siedepunkt erreichte die Party natürlich, als die Briten oben besagten Skynyrd-Klassiker spielten und sowohl Van Zant als auch Neil Young (der ja in diesem Song ebenfalls sein Fett weg bekommt) im Schulterschluss zusammen auf die Bühne schritten, um die o. a. Zeilen der dritten Strophe gemeinsam zu intonieren. Aber auch beim Jam am Ende („Jam For Jimmy“), wo sich alle Genannten zusammenfanden (selbst Carter rasselte da mit dem Tambourine), gab es natürlich kein Halten mehr.
Konzentriert wurde sich neben den Hits wie „Child In Time“ (Lead vocals Bob Seger), „Highway Star“ (Lead vocals Eric Clapton) und „Smoke On The Water“ (Lead vocals Gregg Allman) aber im Wesentlichen auf die letzten beiden Alben dieser Ära, „Stormbringer“ und „Come Taste The Band“.
Carter verschaffte nicht zuletzt dieses öffentlichkeitswirksame Event enormen Rückenwind, sodass Wallace noch im gleichen Jahr seine Bewerbung zurückzog (es hieß aus gesundheitlichen Gründen), nachdem er mehrere Vorwahlen in den Südstaaten gegen Carter verloren hatte.
Jimmy Carter setzte sich dann 1976 knapp gegen den Republikaner Gerald Ford durch und wurde neuer 39. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er wurde aber nach nur einer Amtszeit von Ronald Reagan abgelöst.
“Deep South – Woodland Drive – Live At Jimmy Carter’s Farmhouse“ von Deep Purple wird in einer limitierten Stückzahl von 5.000 Exemplaren ab Anfang April käuflich zu erwerben sein. Uns ist es vorab dank guter Beziehungen gelungen, fünf Exemplare zu ergattern, drei davon möchten wir unserer treuen Leserschaft zugänglich machen.
Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden:
Wie hieß der angesprochene Gouverneur von Alabama mit ganzem Namen?
a) Henry A. Wallace
b) Edgar Wallace
c) George C. Wallace
Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 01.04.2020 (vor 24:00 Uhr) an dan@sounds-of-south.de.
Wir losen unter allen richtigen Einsendern eine/n Gewinner/in aus, der/die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert wird.
Woodland Records (1976/2020) Stil: Hard Rock
CD 1:
01. You Keep On Moving
02. Stormbringer
03. I Need Love
04. Love Don’t Mean A Thing
05. Holy Man
06. Dealer
07. Hold On
08. Lady Double Dealer
09. You Can’t Do It Right
10. High Ball Shooter
11. The Gypsy
12. Drifter
CD 2:
01. Soldier Of Fortune
02. Comin‘ Home
03. Lady Luck
04. Highway Star
05. Love Child
06. Smoke On The Water
07. Sweet Home Alabama
08. Child In Time
09. Jam For Jimmy
Der ungebrochene Ehrgeiz, das „eigene Ding“ zu machen, ist in der 12-jährigen Bandgeschichte der Holman Autry Band aus Madison County, Georgia, die konstante musikalische Triebfeder geblieben. Auch ihre neue, fünfte Scheibe „Roots“ entwickelt trotz vertrauter Einflüsse, die aus den weiten Gefilden des Southern und Country Rock zu spüren sind, ein maßgeschneidertes Eigenleben. Diese Maßarbeit verdankt die Combo u.a. wieder einmal Davis Causey, ihrem Freund und Produzenten, der den 12 „Original“ Holman Autry Songs den großartigen Studio-Sound verpasst.
Schon mit dem ersten Track „Keys In The Truck“ kommt die Band in der schnellen Südstaaten-Rock-Kategorie“ (Dickey Betts lässt grüßen) auf Touren. Sie erinnert im nächsten sehr eingängigen Country-Rock „Square“ an ihre Idole und im Refrain augenzwinkernd daran, dass die Holman Autrys einen Vergleich mit diesen bisweilen nicht scheuen müssen. Die Bandmitglieder Brodye Brooks (Lead Gitarre), Casey King (Vocals und Bass Gitarre), Josh Walker (Vocals und Rhythmus Gitarre) und Brandon Myers (Schlagzeug) sind alle „self-taught musicians“, die sich schon seit der Highschool-Zeit kennen und bei Sounds of South mittlerweile als Review-Stammgäste angekommen sind.
In der Interpretation, das gesamte Album als „Black Label Country“, also einer eigenen Stilrichtung zu bezeichnen, hat die Band auch den Titelsong „Roots“ melodisch einfallsreich und in gewisser Weise experimentell ausgestaltet – ein klassischer Mid-Tempo Südstaaten-Rock verbindet sich mit typischen Gospel-Soul-Rhythmen zum Ohrwurm. Dass diese spirituellen Wurzeln in der Country-Musik ebenfalls ihren Platz haben, belegt die folgende einfühlsame Akustik-Nummer „Jesus In Jail“ nicht nur im Storytelling, sondern bringt, wie der fünfte Titel „Cotton Gin“, althergebrachte Folk- und Bluegrass-Weisen wörtlich ins Spiel einer mehr als unterhaltsamen Scheibe.
Ein Portrait der amerikanischen Provinz und deren originellen Eigenheiten gelingt der Holman Autry Band weiterhin beim geradezu „leichtfüßig“ daher kommenden „Dam Fishing“, das im Country Rock Stil und Mitsing-Refrain wirkungsvoll hängen bleibt. Sowie bei der mittel-schweren Blues-Rock-Nummer „Louisiana Lucy“ mit ausgeprägter E-Gitarren-Dominanz. Die gefühlvoll-angenehme Gitarren-Arbeit auf dem achten Stück „Small Price“ findet ihre vertraute Klangatmosphäre vergleichbar durchaus bei den Eagles wieder, während die „Great American Tragedy“ als intensive Southern-Rock-Sound-Collage mit balladenartiger Struktur auch bei den Drive-By Truckers für Begeisterung gesorgt hätte.
Diese unbekümmerte, aber gleichwohl erfrischende, eigene Songschmiede der Holman Autry Band liefert im Anschluss mit „Something Old“ schließlich wie selbstverständlich den alternativen Mid-Tempo Highway-Country-Song, der vom Riff-Gewitter des markanten Southern-Rock-Blues „Your Own Desaster“ im unverkennbaren Skynyrd-Mythos abgelöst wird. Den Abschluss der Scheibe bildet die langsame Country-Rock-Ballade „Where The Song Went“ und fordert damit unvermittelt zum „Play It Again!“ auf.
Nach „Sweet Southern Wind“ (2009) und „Electric Church“ (2016) hat die Holman Autry Band mit dem bemerkenswerten Album „Roots“ erneut einen starken Longplayer vorgelegt, der ihre Songwriting-Qualitäten nochmals bestätigt und die musikalischen Wurzeln der Gruppe im breiten Umfeld des Southern- und Country-Rock energiegeladen präsentiert.
Eigenproduktion (2019) Stil: Southern Rock, Country
01. Keys In The Truck
02. Square
03. Roots
04. Jesus In Jail
05. Cotton Gin
06. Dam Fishing
07. Louisiana Lucy
08. Samall Price
09. Great American Tragedy
10. Something Old
Drittes Southern Rock-Konzert innerhalb von fünf Tagen mit drei hochkarätigen Bands (alle irgendwie mit unterschiedlichen musikalischen Ansätzen) – wann hat es das schon mal gegeben? Erlebt das Genre bei uns in Europa nochmal ein kleine Renaissance?
Dritte im Bunde waren die momentanen Platzhirsche der Szene, vor allem was den Zuschauerzuspruch angeht, Blackberry Smoke, die sich zur Zeit wieder auf hiesiger Tournee befinden.
Ich begleite das Georgia-Quintett ja eigentlich review-technisch schon von Anfang an, selbst als sie noch jedem Zuschauer in relativ kurzem Zeitraum die Hände schütteln konnten und man mit den Jungs nach dem Gig an der Theke noch gemütlich ein Bier trinken konnte.
Die Zeiten sind lange vorbei. Charlie Starr und seine Bandkumpanen Paul Jackson, Brandon Still, Richard und Brit Turner haben sich durch kontinuierlich gute Scheiben und regelmäßige Live-Präsenz bei uns, eine stetig wachsende Fangemeinde aufgebaut (überraschender Weise mit auch sehr vielen jüngeren Anhängern), und sorgen hier mittlerweile in den mittelgroßen Locations für ausverkaufte Häuser.
So auch an diesem Abend im brechend vollen Musiekcentrum De Bosuil im holländischen Weert, zu dem auch viele Deutsche aus dem Grenzgebiet angereist waren.
Als Support hatten sie diesmal die texanischen Quaker City Night Hawks mit dabei. Ich muss direkt sagen, endlich mal ein Act, der auch Spaß gemacht hat, nachdem bei allen Konzerten zuvor, die ich bisher von Blackberry Smoke erlebt hatte, immer grottenschlechte und nicht passende Acts erstmal die Toleranz auf die Probe gestellt hatten.
Das Lonestar-Quartett um die beiden Leader Sam Anderson (so ein Marcus King-Typ) und David Matsler (schöne Stimme Richtung Cody Canada) lieferten angenehme, versierte Kostproben aus ihren bisherigen Fundus (mit u. a. „Cold Blues“, „Mockingbird“, „Fox In The Hen House“) und gaben mit Stücken wie „Colorado“ und „Suit In The Back“ einen Ausblick auf ihr neues, voraussichtlich im Februar erscheinendes Album.
Trademark des Vierers sind die wechselnden Lead- und sich ergänzenden Harmoniegesänge der beiden Hauptprotagonisten, gepaart mit texanisch angehauchter E-Gitarrenarbeit. Mein Favorit aus ihrem Programm war der „Rattlesnake Boogie“, der passender Weise mit schönen Rasseleffekten versehen wurde. Eine klasse Truppe, bei der es durchaus lohnt, sich mit ihr tiefergehend zu beschäftigen.
Charlie Starr und seine Kollegen hatten mit dem launigen Auftakttrio „Fire In The Hole“, „Nobody Gives A Damn“ und „Good One One Comin‘ On“ die Audienz sofort auf ihrer Seite. Schwerstarbeit musste ihr Gitarren-Rowdie leisten, der Starr und Paul Jackson mit stetig wechselnden Arbeitsgeräten versorgen musste.
Im Gegensatz zu Lynyrd Skynyrd, die es jetzt Jahrzehnte geschafft haben, sich bei Ihren Live-Auftritten auf ein paar wenigen Stücken auszuruhen, darf man sich bei Blackberry Smoke über einen steten Wechsel in der Setlist freuen. Konstant ist bei Blackberry Smoke nur das Line-up, was eine auf eine gute interne Harmonie Rückschlüsse zulässt. Rein äußerlich ist eigentlich hier nur das Wachsen und Ergrauen der beiden imposanten Turner-Bärte als marginale Randnotiz zu vermerken.
So wurden natürlich die aktuellen Silberlinge „Find A Light„/“The Southern Ground Sessions“ („Best Seat In The House“, das wunderbare „Run Away From It All“) genauso umfassend abgebildet wie auch Stücke aus den vergangenen Alben (u. a. „Waiting For The Thunder“, „Let It Burn“, Sanctified Woman“, „Up In Smoke“, „Son Of The Bourbon“, „Like An Arrow“).
Zu gefallen wusste der Fünfer sowohl bei instrumentell ausufernderen Sachen mit zum Teil progressivem Touch wie „Medicate My Mind“, „The Whippoorwill“ oder „Sleeping Dogs“ (mit Einbindung des Beatles-Klassikers „Come Together“) als auch bei Ausflügen in den countryesken Bereich z. B. „I Ain’t Got The Blues“ und dem Gänsehaut-erzeugenden Ohrwurm „One Horse Town“.
Über den Mehrwert, der durch Brandon Still mit seiner variablen Keyboard-Arbeit (Orgel, E-Piano, HT-Piano) erzeugt wird, ist ja hier schon mehrfach philosophiert worden. Die Turners verrichteten ihr routiniertes Rhythmus-Werk, Paul Jackson glänzte neben Charlie Starr als unangefochtenem Leader (viele schöne E-Gitarrenspielereien), vornehmlich in den Twin-Passagen und bei kleineren Soli.
Blackberry Smoke präsentierten sich an diesem Abend in bester Spiellaune und hatten spürbar richtig Bock, was sich am Ende mit „Flesh And Bone“, dem herrlichen „Ain’t Much Left Of Me“ (mit integriertem „Mississippi Kid“ von Skynyrd) und dem, auf Zuschauerwunsch gespielten, zuvor schon länger nicht mehr performten „Train Rollin'“ in gleich drei Zugaben äußerte.
Eine gut aufgelegte Band, erstmalig ein perfekter Sound von Anfang an (Kompliment an den Mischer) und ein begeistert mitgehendes Publikum sowie die dementsprechend tolle Stimmung – Blackberry Smoke lieferten eine starke Werbung für den Southern Rock! Unser Dank an Olli Bergmann von Oktober Promotion und den Tourmanager Dan Tobin für die unkomplizierte Akkreditierung. Hat Spaß gemacht – eine Woche, die lange in Erinnerung bleiben wird!
Line-up:
Charlie Starr (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Paul Jackson (electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Brandon Still (keys)
Richard Turner (bass, vocals)
Brit Turner (drums)