Larkin Poe – Support: Ferris & Sylvester – 28.05.2022 – Live Music Hall, Köln – Konzertbericht

Part 2 eines für uns arbeitsreichen Wochenendes. Nach dem wir am Tag zuvor bei den Hard Rock-Urgesteinen Europe und Whitesnake ‚fremdgegangen‘ waren, bewegten wir uns mit dem Besuch der beiden Lovell-Schwestern, alias Larkin Poe, am Samstag in der Live Music Hall zu Köln, wieder zurück in das von uns bevorzugte Terrain.

Die geplanten Larkin Poe-Konzerte zuvor, waren wegen der Corona-Pandemie jeweils zweimal verschoben worden. Diesmal konnte der Gig endlich stattfinden, die Location des (zurecht) ordentlich gehypten Duos (durch Bass und Schlagzeug ergänzt) in der mit 1.300 Besuchern rappelvollen Hütte, konnte nun endlich stattfinden.

Wie sooft bei Konzerten (auch am Abend zuvor) lief uns das uns nahestehende, musikbegeisterte Ehepaar Doreen und Mario Scholten über den Weg, das sich schon am Nachmittag im Rahmen eines ‚Meet And Greet‘ (der Göttergatte war von seiner Herzensdame zum Geburtstag damit beglückt worden) mit den beiden Protagonistinnen getroffen hatte. Die beiden berichteten von zwei sehr angenehmen und trotz ihres Erfolges, sehr natürlich und lebensnah gebliebenen Musikerinnen.

Als Support begannen pünktlich um 19:00 Uhr die beiden Briten Issy Ferris und Archie Sylvester (Ferris & Sylvester). Die hatten ihre knapp 2 Monate junge, erste CD „Superhuman“ mit im Gepäck, aus dem die beiden dann naturgemäß auch viele Stücke wie u. a. „The Party’s Over“, „Golden“ und „Flying Visit“, präsentierten.

Zu gefallen wussten auch die eigenwillig integrierte Cover-Version des Jimi Hendrix-Klassikers „Little Wing“ sowie der schnippische „London’s Blues“ zum Abschluss ihrer gesanglich als auch instrumental anspruchsvollen Performance. Ferris & Sylvester wurden begeistert mit durchgängig viel Applaus nach ca. 45 Minuten vom Publikum in den verdienten Feierabend verabschiedet.

Line-up Ferris & Sylvester:
Issy Ferris: lead vocals, acoustic guitar, bass, percussion
Archie Sylvester: guitars, lead vocals

15 Minuten später war schon die Bühne für den Hauptact Larkin Poe angerichtet. Der Name des Duos aus Atlanta, Georgia, stammt, wie ich recherchieren konnte, von ihrem Ur-Ur-Ur-Großvater, der übrigens wohl ein Cousin des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allen Poe war. Die beiden waren ziemliches Neuland für Fotograf Gernot und mich, da wir die bisherigen Reviews zu ihren letzten Scheiben (u. a. „Self Made Man“ und „Kindred Spirits“ immer unserem Benjamin im Magazin, Stephan Skolarski, überlassen hatten.

Die beiden Schwestern führten dann mit ihren beiden Mitstreitern, Tarka Layman und Kevin McGovan, die sich überwiegend mit ihrer Rhythmus-gebenden Arbeit im Hintergrund hielten, durch ein unterhaltsames. 15 Tracks (inklusive einer Zugabe) umfassendes Programm, das von südstaatlich umwobenen Traditional-Blues und Southern Rock geprägt war.

Fronterin Rebecca war dabei naturgemäß mit ihrer pfiffigen und kommunikativen Art die dominantere Persönlichkeit, Schwesterherz Megan, diejenige, die eher auf die instrumentelle Konzentration fokussiert war. Sie steuerte allerdings neben ihren klasse Slides auf ihrer Umhänge-Lap Steel, auch präzise sitzende Harmony-vocals bei. Aber auch Rebecca wusste mit einigen knarzigen Soli auf ihren beiden benutzten E-Gitarren zu gefallen. Begeistert hat mich vor allem ihrer wunderbar klarer Gesang, der mich irgendwie an eine Annie Lennox in einer Southern-Variante erinnert hat.

Als Freunde des Southern Rocks hatten wir natürlich an Songs wie „Keep Diggin'“, „Bleach Blonde Bottle Blues“, „Holy Ghost Fire“, „Back Down South“ (mit integrierten ABB-„Blue Sky“-Kurz-Intermezzo), „Summertime Sunset“, „Black Echo“ und „Blue Ridge Mountains“, besonderen Spaß.

Den zünftigen Abschluss bildet „Wanted Woman / AC/DC“, bevor in der vom Publikum heftig eingeforderten Zugabe mit „Come On In My Kitchen“ den alten Traditional-Blues-Größen der Marke Robert Johnson & Co. Tribut gezollt wurde.

Larkin Poe lieferten an diesem Abend ein überzeugendes Konzert ab. Schön zu wissen, dass sich der Southern Rock auch im weiblichen Nachwuchsbereich keine Sorgen zu machen braucht. Beim nächsten Besuch in der Domstadt, behaupte ich mal, wird eine Halle der größeren Kategorie für die mittlerweile in Nashville, Tennessee, ansässige Band gebucht werden müssen. Klasse Leistung der Mädels!

Line-up Larkin Poe:
Rebecca Lovell: lead vocals, electric guitar
Megan Lovell: lap steel guitar, bgv
Tarka Layman: bass
Kevin McGovan: drums

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Live Music Hall, Köln

Blackberry Smoke – 24.03.2017, Bürgerhaus Stollwerck, Köln – Konzertbericht – Support: The Biters

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Ich muss zugeben, dass man sich, selbst als erfahrener Musikjournalist, nach einem Weltklasse-Gig, wie dem von der Tedeschi Trucks Band schwer tut, die Dinge wieder genau einzuschätzen, vor allem, wenn man sich 48 Stunden später beim nächsten Konzert zunächst im Vorgruppenmilieu wiederfindet.

Da hatte der eigentliche Grund des Besuchs, die Southern Rocker aus Atlanta Georgia, Blackberry Smoke, nämlich eine junge Band, namens, The Biters, im ausverkauften Kölner Bürgerhaus Stollwerck, mit im Schlepptau. Sagen wir es mal so: Die ebenfalls aus Georgia stammenden Burschen waren zumindest besser als die grauenhafte Vorband, die BS 2014 in der Kantine supportet hatte.

Aber auch das, was das Quintett, letztendlich mit ihrem 70ies-umwehten Rock, mit vereinzeltem Southern-Touch („Going Back To Georgia“, „1975“), zum Besten gab, war nicht allzu erbaulich. Mein Rat an Jungs wäre es, sich mehr auf die Verbesserung ihrer kompositorischen und spielerischen Fähigkeiten zu konzentrieren, als mit vulgären Ansagen und Bierdosen-Ex-Saufen auf der Bühne mit zwei jungen Trunkenbolden aus dem Publikum, punkten zu wollen. Das Ganze war somit eher bitter als bissig.

Das hatte was von, um es mal im Fußballer-Jargon auszudrücken, Mittwochs  das 6:1 vom FC Barcelona gegen Paris live vor Ort zu erleben und sich dann zwei Tage danach ungewollt bei Viktoria Köln gegen die U23 von Schalke 04 in der Kicker-Alltags-Realität wiederzufinden (und in diesen Sphären kennt sich der Autor, könnt ihr mir glauben, bestens aus…).

Kommen wir zum eigentlichen Anlass des Besuches, Blackberry Smoke. Obwohl ich die Band auf ihren Alben eigentlich unheimlich mag, konnten sie mich bei meinen bisher erlebten Gigs (Zwischenfall Bochum, Luxor Köln und Kantine Köln) auch nicht gerade vom Hocker reißen, jedesmal war der Sound ziemlich bescheiden, in der Kantine vor drei Jahren sogar mehr als übel.

Das Quintett erfreut sich aber gerade in der Domstadt, offensichtlich unglaublicher Beliebtheit, das Bürgerhaus Stollwerck war picke-packe-voll und somit ausverkauft. Charlie Starr und seine Jungs sorgten dann mit dem launigen Eröffnungstrio „Six Ways To Sunday“, „Fire In The Hole“ und „Good One Comin‘ On“, von Beginn an, für gute Stimmung in der Bude. Der Sound war bis dato wieder zu laut und übersteuert, mich beschlich erneut ein mulmiges Gefühl.

Nach „Testify“ und dem furiosen Opener ihres neuen starken Werkes „Like An Arrow„,  „Waiting For The Thunder“, bekam der Mann am Mischpult, die Sache deutlich besser in der Griff und es entwickelte sich ein richtig dynamischer und guter Gig. Über „Rock And Roll Again“ (schönes Honkytonk-Piano-Geklimper von Brandon Still), „Let It Burn“ (Skynyrd-Flair), dem atmosphärisch dichten „Pretty Little Lie“ (tolles E-Solo von Starr)  bis hin zum, durch einen jammigen Mittelteil erweiterten „Sleeping Dogs“, wo das Quintett zum ersten Mal, auch seine Qualitäten im feineren Zusammenspiel bewies (z. B. schöne Double Leads von Starr und Paul Jackson), fand die Georgia-Truppe immer besser in ihren Rhythmus.

In satt rockender Manier wurden dann imaginär mit dem heiligen Geiste die Hände geschüttelt, um mit dem progressiven Prachtstück „The Whippoorwill“, erneut ein Highlight zu setzen. „Up In Smoke“ brachte dann interaktiv, die Hütte wieder zum Kochen. Als Charlie Starr erstmals die Akustikgitarre überstreifte, hieß es mit „I Ain’t Got The Blues“ Countrytime, im, bis zu den Oberrängen, gefüllten Bürgerhaus.

Das shufflige „Payback’s A Bitch“, der herrliche Stampfer „Restless“ (HT-Piano, quirliges E-Solo Starr) und eines meiner Lieblingstracks der Band, der melodische Ohrwurm „One Horse Town“ (diesmal Paul Jackson an der Akustikgitarre) läuteten das Finale des Hauptteils ein, der mit dem tollen „Freedom Song“ (Starr mit Slide, nachher beide Gitarristen mit Double Leads) beendet wurde.

Mit starken und launigen Fassungen von „What Comes Naturally“  und „Ain’t Much Left Of Me“ kehrte die Band zum Zugabenteil (Charlie mittlerweile mit einem lustig aussehenden Indianer-Hut auf dem Kopf) auf die Bühne zurück und machten den musikalischen Sack zu. Insgesamt eine starke Vorstellung mit leichten Abzügen zu Beginn. Blackberry Smoke hatten mich zum ersten Mal, auch live, überwiegend richtig beeindruckt und im Stollwerck diesmal doch die Schokoladenseite des Southern Rocks repräsentiert. Danke natürlich auch an Wizard Promotions für die problemlose Akkreditierung.

Line-up:
Charlie Starr (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Paul Jackson (electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Brandon Still (keys)
Richard Turner (bass, vocals)
Brit Turner (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Wizard Promotions
Bürgerhaus Stollwerck Köln

Blackberry Smoke – Like An Arrow – CD-Review

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Ich verfolge die Entwicklung von Blackberry Smoke ja schon quasi von Beginn an. So erinnere ich mich noch gut, als sie hier, fast noch völlig unbekannt, im Bochumer Zwischenfall vor ein paar Leutchen ihr Live-Debüt in unserm Lande gaben. Damals erhielt man die Truppe aus Georgia noch zum Anfassen und es wurde nach dem Gig zusammen am Tresen getrunken.

So kam es auch dazu, dass sich Bandleader Charlie Starr plötzlich inmitten einer geballten Macht an Rot-Weiss Essen-Fußball-Kompetenz, in Form von RWE-Uralt-Ultra-Präsident Happo, seinem Freund Däddi und mir, wiederfand, was natürlich bildlich festgehalten wurde. So, infiziert von der Aura des ganz Großen, war es irgendwie klar, dass es ab jetzt nur noch steil bergauf gehen konnte. Erklärungen sind manchmal halt ganz einfach…

Und siehe da, in den nächsten Jahren füllten sie dann bei uns wesentlich größere Locations wie z. B. das Luxor oder die noch viel größere Kantine in Köln. In Amerika tourten sie mit den großen Acts und zählten ganz schnell auch selbst zu begehrten Headlinern. Auch, was ihre Alben, angeht, haben sie sich mit ihrem letzten Werk „Holding All The Roses“, das die Spitze der Billboard Country Charts erklomm, in kontinuierlicher Form zum Branchen-Primus der Southern Rock-Szene gemausert, zumal die Ex-Größen der Zunft, in kreativer Hinsicht, ihre Parade-Zeiten ja längst hinter sich gelassen haben.

Mittlerweile ist ihr neuer Silberling „Like An Arrow“ fertig. Dazu hat sich der Fünfer, wie gewohnt bestehend aus Charlie Starr (lead vocals, guitar), Richard Turner (bass, vocals), Brit Turner (drums), Paul Jackson (guitar, vocals) und Brandon Still (keyboards) in  das Quarry Recording Studio in Kennesaw, GA, unweit von ihrer Heimatstadt Atlanta, begeben.

Das Teil beginnt direkt mit einem Donnerhall. Der satt rockende Opener „Waiting For The Thunder“ signalisiert der, in letzter Zeit, stark auflebenden Konkurrenz samt vieler junger heißer Bands, wer im Southern Rock-Hause noch das Sagen hat. Ein bärenstarker Auftakt! „Let It Burn“, mit schöner an „3 Steps“ erinnernder E-Gitarren-Hook und launigem HT-Piano-Geklimper, dürfte mit seinem dezentem Bakersfield-Touch so manchen Club oder auch diverse Dancehalls in Wallung bringen.

Das folgende „The Good Life“ wandelt in dezent progressiver Art auf den Spuren ihres „Whippoorwill“, die Harmoniegesänge kommen mit früherem Outlaws-Feeling. Schön hier auch die weinenden Steel-Einlagen. Der knarzige Stampfer „What Comes Naturally“ ist wieder ein typischer Kneipenheuler, der sich vermutlich am besten in Bierlaune entfaltet. Klasse das Slide-Solo von Starr.

Das allmaneske „Running Through Time“ dient schon mal als Vorbereitung auf das spätere große Finale. Der rockig stampfende Titeltrack lädt mit seinem eingängigen und mitsingbaren Refrain “… we all live and die, time will always roll on by, like an arrow we will fly”, some stay low and some get high…“ zur Interaktion in ihren Live-Shows ein.  Das von typischer Southern Rock-E-Gitarrenarbeit (Twin-Part im Soloteil) durchzogene „Ought To Know“ dient zum Durchatmen.

Sunrise In Texas“ hat das Quintett schon viele Jahre im Live-Programm. Jetzt hat man sich entschlossen, es auch im Studio aufzunehmen. Eine wunderbar zirrpende Mandoline als Führungsinstrument dominiert die melodische Countrynummer „Ain’t Gonna Wait“, während bei „Workin‘ For A Workin‘ Man“ wieder in bester BS-Tradition gerockt wird (stark Brandon Stills heulende Orgel).

Gegen Ende überrascht der Atlanta-Fünfer mit einem herrlich durch Mark und Bein gehenden funkigen Groover namens „Believe You Me“, eher selten im Genre anzutreffen, aber mit tollen Gitarren, E-Piano und pumpendem Bass durchaus kompatibel gestaltet. Passt! Für das Finale „Free On The Wing“ darf Urgestein Gregg Allman dann sein immer noch herrlich rotziges Organ für ein paar Gesangszeilen im Duett mit Starr mit einfließen lassen. Ein schön entspannter Instrumentalteil lässt das Lied passender Weise in Allman-/Gov’t Mule-Manier ruhig ausklingen.

Blackberry Smoke melden sich mit ihrem selbst-produzierten, brandneuen „Like An Arrow“ beeindruckend zurück. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie man neue Kreationen im Southern Rock, besser gestalten könnte. Ein rundum abwechslungsreich gestaltetes Werk, ansprechende Songs mit vielen kleinen Highlights und Überraschungen. Kein Frage. Dieser Pfeil trifft ganz klar ins Schwarze!

3 Legged Records (2016)
Stil:  Southern Rock

01. Waiting For The Thunder
02. Let It Burn
03. The Good Life
04. What Comes Naturally
05. Running Through Time
06. Like An Arrow
07. Ought To Know
08. Sunrise In Texas
09. Ain’t Gonna Wait
10. Workin‘ For A Workin‘ Man
11. Believe You Me
12. Free On The Wing (feat. Gregg Allman)

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Oktober Promotion

The Georgia Shine Band – Same – CD-Review

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‚Smokin‘ hot original Southern Rock‘! Eine absolut treffende Umschreibung der seit 2013, aus Atlanta, Georgia, bestehenden, recht neuen Southern Rock- Formation Georgia Shine Band, die  mit ihrem gleichnamigem Debüt (alles Eigenkompositionen) sofort famos auftrumpft. Hier sind allerdings keine Jungspunde zu Werke geschritten, sondern gestandene und erfahrene Musiker aus der Atlanta-Musik-Szene, die schon für und mit arrivierten Bands des Genres zusammengespielt haben.

Bei einem klangvollen Namen wie dem von Doug Southern, dem Leader, Sänger, Songwriter/Texter und Gitarrist der Truppe, war der einzuschlagene Musikpfad ja quasi schon determiniert. Er bildet mit den weiteren Gitarristen Kevin Taylor und Dustin McElroy (beide haben früher mit dem einstigen, mittlerweile ja leider verstorbenen Skynyrd-Drummer Bob Burns in einer Band gespielt, Taylor auch sporadisch mal für Molly Hatchet) das klassische 3-Gitarren-Line-Up.

Drummer Mark Smith (früher Southbound Band und Three Leg Dog) und Bassist Brian Watson bilden die routinierte Rhythmus-Fraktion. Als zusätzliche Gast-Musiker hat der Georgia-Fünfer noch Southerns Tochter Layla Rae (die ist schon bei den berühmten ‚Simple Man Cruises‘ aufgetreten) im Background, David Smith (bass), Dave Lamar James (klasse Keys) und Rick Willaford (percussion) mit an Bord genommen, Letztgenannter hat das Werk sehr schön rau, ungeschliffen und erdig, ja fast im Live-Ambiente mit Doug in Assistenz produziert.

Vierzehn durchgehend großartige, packende, sich an der großen Southern Rock-Zeit der Siebziger Jahre orientierende Stücke mit einer Spielzeit von fast genau einer Stunde, sind der treffliche Beweis, dass diese Musikrichtung sich einfach nicht tot kriegen lässt und immer wieder für neue Überraschungen gut ist.

Die Opener „Redneck“ und „Ink Under My Skin“ lassen es sofort standesgemäß in einstmaliger Skynyrd-/Molly Hatchet-Tradition voller typischer E-Gitarreneinlagen krachen und knarzen. Southern, dessen kauzige und durchaus charismatische Stimme insgesamt entfernt an die von John Hiatt erinnert (dazu kommen leichte Tendenzen in Richtung Ronnie Keel, Gary Jeffries, Jimmy Van Zant), hat hier dieses schön ‚grimmige‘ Flair eines damaligen Danny Joe Browns.

Mit den herrlichen Balladen „Shame“ (klingt wie eine Modifikation von „Lonesme Guitar“) und „Love Is Alive“ (Piano-bestückter Schwofer), dem Tucker-mäßigen „I’m Gone“,  dem Bandnamen getreuen „Georgia Shine“ (hier blinzelt ein wenig Daniels „Long-Haired Country Boy“ durch) und dem starken „Johnny Rebb“ (erinnert vom Aufbau an Doc Hollidays „Southern Man“, zwei starke verschachtelte mehrstimmige E-Gitarren-Kurz-Passagen in der Mitte und am Ende) hat die Band gleich fünf Hymnen-taugliche Tracks am Start (!), an die man spielend, ein typisches langezogenes Gitarrenfinish hätte anbauen können.

Zur Anhebung des biergelaunten Stimmungsbarometers eignen sich vortrefflich Songs wie das furiose „Junkie Dumb“, bei dem die höllisch gespielten Lead Gitarren regelrecht Funken sprühen lassen (Wahnsinn!), die rhythmisch-shuffligen Boogie-Nummern wie „Hot Mess“ (klingt wie eine Reinkarnation von Skynyrds „What’s Your Name“) und der inkludierte zünftige Hidden-Track „You Know What I Mean“ (folgt dem abschließenden überwiegend akustisch gehaltenen „64“).

Die Georgia Shine Band bedient mit einem starken Debüt, in erster Linie, die Fraktion der Southern Rock-Nostalgiker, die es wehmütig nach Musik aus der Hochzeit von Bands wie Skynyrd, Molly Hatchet, Doc Holliday, Allman Brothers (einige Duane Allman-mäßige Slides sind hier auch vertreten), MTB oder der CDB dürstet. Dies in Verbindung mit viel kreativer musikalischer Neuenergie, ähnlich wie es zeitgenössische Interpreten der Marke Rebel Pride, Rambler, Blackberry Smoke, Gary Jeffries, Holman Autry Band & Co. auch immer wieder praktizieren und umzusetzen versuchen.

Ein echter neuer Stern am Southern Rock-Firmament dieses Quintett aus Atlanta, Georgia, und eine weitere bärenstarke Veröffentlichung in einem Reigen von recht vielen guten Neuveröffentlichungen der letzten Zeit! So darf es gerne weitergehen. ‚Shine On‘ Georgia Shine Band!

Dog South Records (2015)
Stil: Southern Rock

01. Redneck
02. Ink Under My Skin
03. Shame
04. Born To Do
05. I’m Gone
06. Junkie Dumb
07. Georgia Shine
08. Love Is Alive
09. Hot Mess
10. Crazy Daisy
11. Johnny Rebb
12. Under Cover
13. 64 (inkl. Hidden Track)

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Bärchen Records

Gary Ray & The Heartwells – Livin‘ The Dream – CD-Review

Ray

Was für eine klasse Truppe! Ganz „heißer“ ‚rockin‘ New Country-Stoff aus Atlanta, Georgia! Eine feurige, zündende Mischung aus Southern-, Roots-, Americana-, Delta-, Boot Scootin‘ Roadhouse Country- und Countryrock-Zutaten, angerührt zu einem wunderbaren, genauso melodischen wie herzhaften New Country-Menü, das einen von der ersten bis zur letzten Minute begeistert. Gary Ray Pfaff, der 1978 auf einer Militärbasis in Landstuhl in Rheinland-Pfalz geboren wurde, hat bereits zwei Solo-Alben veröffentlicht. Jetzt, unter der neuen Namensgebung Gary Ray & The Heartwells (mit dem deutschen „Pfaff“ kamen die meisten Amis wohl nicht so klar) startet er mit dem großartigen Album „Livin’ The Dream“ in eine neue Dimension seiner Karriere.

Ein prächtiges, kraftvolles, knackiges und erdiges New Country(rock)-Album voller toller Melodien (meist mit herrlichem Southern-Flair), so dass man sich spontan fragt, warum diese Scheibe nicht auf einem Major, sondern „nur“ einem kleinen Indie Label (der Southstar Music Group) veröffentlicht wurde und dazu auch noch mit finanzieller Unterstützung seiner Fans. Gary Ray gilt bis dato als typischer Live-Musiker, der über 200 Gigs im Jahr spielt und dabei mit seinen Jungs (Matt Ulmer – Guitar, Banjo, Adam Lewis – Bass, Craig Eck – Drums) im bandeigenen Van durch die Lande reist. Sein überragendes musikalisches Talent erbte er von seinem Vater, der als Songwriter und Musiker trotz einiger Versuche in Nashville nie den Durchbruch schaffte. Für Gary Ray & The Heartwells allerdings dürften die Chancen mit diesem Werk enorm gestiegen sein, auch ausserhalb der Staatsgrenzen von Georgia die Aufmerksamkeit zu erlangen, die ihnen gebührt.

Diese Truppe hat das Zeug die New Country- und Countryrock-Szene ordentlich aufzumischen, denn das ist moderner Genre-Stoff auf allerhöchstem Niveau. Schon der Opener „Mississippi Streets“ ist ein Knüller! Brodelnder, dampfender Southern (Country-) Rock (die Orgel spielt hier übrigens Coy Bowles von der grandiosen Zac Brown Band, dazu gibt’s herrliches Dobro und fette E-Gitarren, inklusive eines kernigen, scharfen Solos), der einfach mitreißt. Heiß geht es weiter mit dem saustarken „Quit Bucking Around (Ride That Thang)“, das ein wenig an Anthony Smiths „If That Ain’t Country“ erinnert (swampige Akustikgitarre, Mundorgel, satte E-Gitarren). Vor seinem geistigen Auge sieht man förmlich die Pickups auf einem abgelegenen Grundstück in der Abenddämmerung irgendwo in den Swamps stehen; die Rednecks mit kalten Bierflaschen in den Händen, wie sie ihre tanzenden Mädels beobachten, die in der schwülen Hitze ihre heißen Körper zu den „driving rhythms“ einer auf der Veranda einer alten Holzhütte aufspielenden Band (Gary Ray & the Heartwells) kreisen lassen.Wow! Das ist es!

Danach kommt ein ganzer Reigen von wunderschön instrumentierten absolut radiotauglichen Stücken, wobei der tolle Titelsong „Livin‘ The Dream“ mit seinem markanten, fröhlichen Refrain (schöne weibliche Harmonie-Gesänge) wohl das größte Chartpotential mit sich bringt. Gary Rays leicht rauchige Charakterstimme (irgendwo zwischen Bill McCorvey von den Pirates Of The Mississippi, Travis Tritt, David Fenley, Mac Powell von Third Day oder Ken Block von Sister Hazel liegend) ist natürlich auch für Balladen wie geschaffen. Eine solche wird hier mit dem wunderbar melodischen „Hell Yes I Do“ eindrucksvoll dargeboten. Rasant geht es danach mit „Soldier’s Eyes“ weiter, einem Stück mit starkem Text, der jeglichen Patriotismus vermeidet und das voller Dramatik umgesetzt wurde. Swampige Slidegitarren, stampfende Drums, Dobro, eine Gypsy-mäßige Fiddle sind die Hauptzutaten für einen bewegenden Track im Stile von Chris Cagles „Country By The Grace Of God“.

Das rhythmische „Good Song“ geht direkt in Mark und Bein und man verspürt unweigerlich den Willen eine Tanzfläche zu betreten. Atmosphärisch geht es bei der Powerballade „I’m Gone“ zu (Piano, Mandoline, tolle E-Gitarren-Fills), wobei Streicherpassagen die Emotion des Liedes noch zusätzlich verstärken. Das dynamische, gewaltig abgehende „This Town“ (schneller Gesang, fetzige Drums, heulendes E-Gitarren-Solo) und das traumhaft melodische, herrliche New Country-Midtempostück „Walk Away“ (feine Steel- und E-Gitarren-Fills, Piano, Orgel – erinnert an die Großtaten der Eli Young Band oder auch von Sister Hazel), beenden eine durch und durch tolle New Country-CD.

Eine feurige, zündende Mischung aus Southern-, Roots-, Americana-, Delta-, Boot Scootin‘ Roadhouse Country- und Countryrock-Zutaten, angerühert zu einem wunderbaren, genauso melodischen wie herzhaften New Country-Menü, das einen von der ersten bis zur letzten Minute begeistert. Gary Ray & the Heartwells sind mit „Livin’ The Dream“ ihrem Traum von einer großen Karriere möglicherweise ein großes Stück näher gerückt. Liebe Major Labels, bitte Augen und Ohren offen halten. Diese großartige Band „is the real deal“. Moderner, mitreißender New Country vom Allerfeinsten!

Southstar Music Group (2010)
Stil: New Country

01. Mississippi Streets
02. Quit Bucking Around (Ride That Thang)
03. The Sound of Rain
04. Never Looking Back
05. Livin‘ The Dream
06. Things Will Get Better
07. Hell Yes I Do
08. Soldier’s Eyes
09. Good Song
10. I’m Gone
11. This Town
12. Walk Away

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