Larkin Poe – Self Made Man – CD-Review

Lpoe_300

Review: Stephan Skolarski

Als Rebecca und Megan Lovell im Mai 2016, zum ersten Mal außerhalb der USA, als Larkin Poe beim Blues-Festival in Schöppingen auftraten, hatten sie bereits eine Reihe von EPs und zwei Studioalben veröffentlicht und ansehnliche Aufmerksamkeit erzielt.

Die damals ungeahnte Erfolgsgeschichte der beiden Schwestern aus Nashville, TN, kam aber erst so richtig in Fahrt, nachdem sie als Opening Band 2017 auf der Farewell-US-Tour von Bob Seger weitere Konzerterfahrungen sammeln konnten. Der bereits im Herbst 2018 aufgelegte Longplayer „Venom & Faith“ erreichte die Nr. 1 in den Billboard Blues-Charts, sowie eine Nominierung für den Grammy Award ‚Best Contemporary Blues Album‘.

Es folgte eine turbulente Tournee-Weltreise, die Larkin Poe kaum Zeit ließ, ihre musikalischen Perspektiven auszuloten und zu entwickeln. Mit der jetzigen Scheibe „Self Made Man“ haben sie nun erneut ein energiegeladenes Album selbst produziert und die Bluesmusik der amerikanischen Südstaaten in ihrer rundum kreativen Vielfalt gewaltig aufgemischt.

Diese Erneuerung beginnt bereits mit dem Titelsong „She’s A Self Made Man“, der in seinem Gender-Wortspiel die zwischenzeitliche Unabhängigkeit der Lovell-Sisters andeutet und als harter Gitarren-Rock nach mehr Lautstärke verlangt. Eine versierte Gitarrenarbeit liefern die beiden Songschreiberinnen auch bei der folgenden Nummer „Holy Ghost Fire“ ab, die in ihrer 3-Minuten-Studiofassung durchaus Potenzial nach oben offen lässt.

Das ausgiebig entfachte Blues-Rock-Feuer wird über das Rhythmus betonte „Keep Diggin“ und den „Back Down South“-Boogie mit starker Gitarren-Beteiligung von Tyler Bryant im Southern-Rock-Sound wirkungsvoll aufrecht erhalten. Dass die intensiven Vocal-Parts der Lovells zum meisterlichen Anteil dieses Sound-Charakters der Produktion nicht unerheblich beitragen, wird ebenso bei der eingängigen Country-Rock-Hymne „Tears Of Blue To Gold“ deutlich, die alle Fan-Ansprüche im Refrain spielend erfüllt.

Seine außergewöhnliche Bandbreite kann das Album sogar auf ein seltenes Folk-Blues-Cover ausdehnen. Der im Original von Blind Willie Johnson im Jahre 1929 aufgenommene Track „God Moves On The Water“ wirkt in dieser schnellen Version und mit erweiterten Lyrics wie neu geboren.

Bei der Umsetzung ihrer musikalischen Vorstellungen erstreckt sich der Ideenreichtum der beiden Schwestern offenbar auf das gesamte Spektrum der amerikanischen Südstaaten-Musik aus Blues-Rock, Folk, Country und Bluegrass in ihren unterschiedlichen Stilrichtungen. Ausdrückliche Danksagungen von Rebecca Lovell richten sich besonders an musikalische Ikonen aus dem Süden der USA, Little Richard, die Allman Brothers und James Brown.

Weitere traditionelle Einflüsse sind daher auch bei langsameren Tracks ein Teil des „Programms“ und werden in „Every Bird That Flies“, „Danger Angel“ oder „Ex-Con“ – der Geschichte eines entlassenen Strafgefangenen – durch perfekte Gesangs- und Slide-Guitar-Passagen stilsicher arrangiert und aufgewertet. Der kraftvolle Blues-Rocker „Scorpion“ erinnert dabei an die White Stripes, während der lebensfrohe „Easy Street“-Country zum Abschluss der Scheibe nochmals die Euphorie vehement steigert.

Larkin Poe haben mit ihrem fünften Longplayer „Self Made Man“ nachgelegt und ein emanzipiertes und selbstbewusstes Blues-Rock-Album abgeliefert, das seine Wurzeln in der Musik des amerikanischen Südens stolz entfaltet; es verbreitet die innovative Freiheit und kongeniale Souveränität der Lovell Schwestern als Meilenstein einer erfolgreichen musikalischen Entwicklung.

Tricki-Woo Records (2020)
Stil: Blues, Roots Rock

Tracks:
01. She’s A Self Made Man
02. Holy Ghost Fire
03. Keep Diggin‘
04. Back Down South feat. Tyler Bryant
05. Tears Of Blue To Gold
06. God Moves On The Water
07. Every Bird That Flies
08. Scorpion
09. Danger Angel
10. Ex-Con
11. Easy Street

Larkin Poe
Larkin Poe bei Facebook
Another Dimension

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert