Gary Ray & The Heartwells – Livin‘ The Dream – CD-Review

Ray

Was für eine klasse Truppe! Ganz „heißer“ ‚rockin‘ New Country-Stoff aus Atlanta, Georgia! Eine feurige, zündende Mischung aus Southern-, Roots-, Americana-, Delta-, Boot Scootin‘ Roadhouse Country- und Countryrock-Zutaten, angerührt zu einem wunderbaren, genauso melodischen wie herzhaften New Country-Menü, das einen von der ersten bis zur letzten Minute begeistert. Gary Ray Pfaff, der 1978 auf einer Militärbasis in Landstuhl in Rheinland-Pfalz geboren wurde, hat bereits zwei Solo-Alben veröffentlicht. Jetzt, unter der neuen Namensgebung Gary Ray & The Heartwells (mit dem deutschen „Pfaff“ kamen die meisten Amis wohl nicht so klar) startet er mit dem großartigen Album „Livin’ The Dream“ in eine neue Dimension seiner Karriere.

Ein prächtiges, kraftvolles, knackiges und erdiges New Country(rock)-Album voller toller Melodien (meist mit herrlichem Southern-Flair), so dass man sich spontan fragt, warum diese Scheibe nicht auf einem Major, sondern „nur“ einem kleinen Indie Label (der Southstar Music Group) veröffentlicht wurde und dazu auch noch mit finanzieller Unterstützung seiner Fans. Gary Ray gilt bis dato als typischer Live-Musiker, der über 200 Gigs im Jahr spielt und dabei mit seinen Jungs (Matt Ulmer – Guitar, Banjo, Adam Lewis – Bass, Craig Eck – Drums) im bandeigenen Van durch die Lande reist. Sein überragendes musikalisches Talent erbte er von seinem Vater, der als Songwriter und Musiker trotz einiger Versuche in Nashville nie den Durchbruch schaffte. Für Gary Ray & The Heartwells allerdings dürften die Chancen mit diesem Werk enorm gestiegen sein, auch ausserhalb der Staatsgrenzen von Georgia die Aufmerksamkeit zu erlangen, die ihnen gebührt.

Diese Truppe hat das Zeug die New Country- und Countryrock-Szene ordentlich aufzumischen, denn das ist moderner Genre-Stoff auf allerhöchstem Niveau. Schon der Opener „Mississippi Streets“ ist ein Knüller! Brodelnder, dampfender Southern (Country-) Rock (die Orgel spielt hier übrigens Coy Bowles von der grandiosen Zac Brown Band, dazu gibt’s herrliches Dobro und fette E-Gitarren, inklusive eines kernigen, scharfen Solos), der einfach mitreißt. Heiß geht es weiter mit dem saustarken „Quit Bucking Around (Ride That Thang)“, das ein wenig an Anthony Smiths „If That Ain’t Country“ erinnert (swampige Akustikgitarre, Mundorgel, satte E-Gitarren). Vor seinem geistigen Auge sieht man förmlich die Pickups auf einem abgelegenen Grundstück in der Abenddämmerung irgendwo in den Swamps stehen; die Rednecks mit kalten Bierflaschen in den Händen, wie sie ihre tanzenden Mädels beobachten, die in der schwülen Hitze ihre heißen Körper zu den „driving rhythms“ einer auf der Veranda einer alten Holzhütte aufspielenden Band (Gary Ray & the Heartwells) kreisen lassen.Wow! Das ist es!

Danach kommt ein ganzer Reigen von wunderschön instrumentierten absolut radiotauglichen Stücken, wobei der tolle Titelsong „Livin‘ The Dream“ mit seinem markanten, fröhlichen Refrain (schöne weibliche Harmonie-Gesänge) wohl das größte Chartpotential mit sich bringt. Gary Rays leicht rauchige Charakterstimme (irgendwo zwischen Bill McCorvey von den Pirates Of The Mississippi, Travis Tritt, David Fenley, Mac Powell von Third Day oder Ken Block von Sister Hazel liegend) ist natürlich auch für Balladen wie geschaffen. Eine solche wird hier mit dem wunderbar melodischen „Hell Yes I Do“ eindrucksvoll dargeboten. Rasant geht es danach mit „Soldier’s Eyes“ weiter, einem Stück mit starkem Text, der jeglichen Patriotismus vermeidet und das voller Dramatik umgesetzt wurde. Swampige Slidegitarren, stampfende Drums, Dobro, eine Gypsy-mäßige Fiddle sind die Hauptzutaten für einen bewegenden Track im Stile von Chris Cagles „Country By The Grace Of God“.

Das rhythmische „Good Song“ geht direkt in Mark und Bein und man verspürt unweigerlich den Willen eine Tanzfläche zu betreten. Atmosphärisch geht es bei der Powerballade „I’m Gone“ zu (Piano, Mandoline, tolle E-Gitarren-Fills), wobei Streicherpassagen die Emotion des Liedes noch zusätzlich verstärken. Das dynamische, gewaltig abgehende „This Town“ (schneller Gesang, fetzige Drums, heulendes E-Gitarren-Solo) und das traumhaft melodische, herrliche New Country-Midtempostück „Walk Away“ (feine Steel- und E-Gitarren-Fills, Piano, Orgel – erinnert an die Großtaten der Eli Young Band oder auch von Sister Hazel), beenden eine durch und durch tolle New Country-CD.

Eine feurige, zündende Mischung aus Southern-, Roots-, Americana-, Delta-, Boot Scootin‘ Roadhouse Country- und Countryrock-Zutaten, angerühert zu einem wunderbaren, genauso melodischen wie herzhaften New Country-Menü, das einen von der ersten bis zur letzten Minute begeistert. Gary Ray & the Heartwells sind mit „Livin’ The Dream“ ihrem Traum von einer großen Karriere möglicherweise ein großes Stück näher gerückt. Liebe Major Labels, bitte Augen und Ohren offen halten. Diese großartige Band „is the real deal“. Moderner, mitreißender New Country vom Allerfeinsten!

Southstar Music Group (2010)
Stil: New Country

01. Mississippi Streets
02. Quit Bucking Around (Ride That Thang)
03. The Sound of Rain
04. Never Looking Back
05. Livin‘ The Dream
06. Things Will Get Better
07. Hell Yes I Do
08. Soldier’s Eyes
09. Good Song
10. I’m Gone
11. This Town
12. Walk Away

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