Catfish – Burning Bridges – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Die noch junge britische Bluesrocktruppe hat seit ihrer Gründung das mittlerweile dritte Album vorgelegt. Bereits die ersten beiden Scheiben „So Many Roads“ (2015) und „Broken Man“ (2017) erreichten auf Anhieb internationale Anerkennung. Letzteres wurde gar von der Independant Blues Broadcasters Association zum Album des Jahres 2017 gewählt.

Catfish, das sind der 24-jährige Frontmann und Gitarrist Matt Long, sein Vater Paul Long an den Keyboards, Adam Pyke am Tieftöner und Kevin Yates an den Drums. Den Gesang steuern Vater und Sohn gleichermaßen bei, wobei Matt Longs Bassstimme und Pauls tenorartige Stimmlage einen markanten Kontrast bilden. Tolle Unterstützung im Background gibt dazu es von Alice Armstrong.

Apropos Musikstil: Catfish präsentiert sich auf dem neuen Album absolut nicht als reinrassige Blues- oder Bluesrockband, weshalb mir auch eine Klassifizierung der Scheibe als Blues oder Blues Rock schwerfällt. Vielmehr verarbeiten die vier Musiker auch Einflüsse aus dem Metal-Bereich, besonders deutlich zu hören auf „The Root Of All Evil“ und „Under The Gun“.

Aber auch der Opener „Up In Flames“, der sich zu einer immer bedrohlicher werdenden Soundkulisse entwickelt, geht tendenziell in diese Richtung und fegt den Zuhörer mit seinem gewaltigen Bombastsound hinweg.

Regelrecht melödiös sind allerdings die einfühlsame Bluesballade „Ghosts“ und das sehr, sehr schöne „One More Chance“, auf dem nur die beiden Longs mit Piano und Gesang zu hören sind. Für mich der beste Track auf dem gesamten Album.

Die bluesige Seite der Band kommt kommt am ehesten auf „Soulbreaker“ mit A-Capella-Intro und Rootsanleihen sowie dem triefenden Slowblues „Archangel“ oder dem gewaltigen „Too Far To Fall“ zum Ausdruck. Elemente des Blues Rock blitzen in „Break Me Down“ und „The Big Picture“ auf.

Insgesamt hinterlässt das komplette Album den Zuhörer aber wohl eher in einer düstern und schweren Gemütslage. Zum wilden Abfeiern ist es daher aus Sicht des Rezensenten nicht geeignet und vom Genuss des Silberlings bei depressiver Verstimmung wird daher dringend abgeraten (smiley). Daran kann auch der letzte, leicht spacig-epische, aber auch basslastige, 10 Minuten-Song „Exile“ als Finale wenig ändern.

Die British Blues Rock-Award-Gewinner-Band Catfish beschreitet auf ihrem neuen Werk „Burning Bridges“, nicht alltägliche Pfade für dieses Gefilde. An den schweren Düstersound muss man sich allerdings zunächst gewöhnen.

Eigenproduktion (2019)
Stil: Blues Rock And More

01. Up In Smoke
02. Break Me Down
03. Ghosts
04. The Root Of All Evil
05. Soulbreaker
06. Too Far To Fall
07. Archangel
08. The Big Picture
09. Under The Gun
10. One More Chance
11. Exile

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Catfish – 16.05.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Nachdem wir uns zwei Tage zuvor noch bei Joe Bonamassa zum Hochseeangeln in großen Blues Rock-Weltmeeren befunden hatten, galt es an diesem Abend, wieder in die eher etwas übersichtlicheren genretypischen Gewässer, zurückzukehren.

Diesmal hatten wir den Haken, wie schon vor knapp einem Jahr an gleicher Stelle, im urigen Leverkusener topos in Richtung Catfish ausgeworfen, vor geraumer Zeit immerhin noch Gewinner des British Blues Awards.

Klemens Kübber hatte uns unsere bewährten Plätze direkt vor der Bühne reserviert, sodass wir, wie sooft, von den üblichen trinkfreudigen rheinischen Stammgastfrohnaturen in diesem Lokal umgeben waren, die natürlich auch ihren ehrenwerten Anteil an der hervorragenden Stimmung bei diesem Gig hatten.

Hauptverantwortlich war allerdings die erneut starke Leistung des Quartetts, bestehend aus dem Führungsduo Matt und Paul Long, das im Leadgesangsbereich (überwiegend Matt, Paul mit ein paar Stücken wie u. a. dem progressiven „Ghosts“, „Loan Me A Dime“ oder „Big Shot“) sowie den tragenden Instrumenten E-Gitarre und Keyboards, den Stempel aufdrückte und der sich im Hintergrund befindlichen, gut harmonierenden Rhythmussektion mit Bassist Adam Pyke und Schlagzeuger Kevin Yates.

Allein Paul Longs Keyboard-Equipment nahm gefühlt schon fast die Hälfte der kleinen Bühnenfläche im topos ein. Demnach war für den Rest ‚Musizieren auf engstem Raum‘ angesagt.

CF_300Das Quartett hat mit „Burning Bridges“ seit einigen Tagen ein, im wahrsten Sinne des Wortes, brandneues CD-Werk am Start (Review auch demnächst bei uns), ein integrierter Showeffekt in Machart des Albumtitelbildes wäre allerdings im kleinen topos von recht ambitionierter und eher nicht empfehlenswerter Natur gewesen…

Die Briten stiegen dann mit dem flotten „Break Me Down“ aus diesem Silberling in den insgesamt in zwei Sets aufgeteilten Gig ein, dem mit u. a. „Leading Me On“, „The Root Of All Evil“ (schön Southern rockig), “Soulbreaker“ und das sogar mit dezentem Metal-Touch und epischem Flair umwobene „Exile“ (die drei letztgenannten auch vom neuen Longplayer), bis zur Pause folgten. Bereits jetzt schon eine starke Vorstellung.

Der zweite Durchgang stand besonders im Zeichen des stimmgewaltigen und gitarrentechnisch versierten Matt Long. Aber auch der eher in sich gekehrte Bassist Adam Pyke blühte nicht nur bei seinem Solo in „Big Shot“ auf, wo er filigran seine lange dünnen Griffel über den sechsaitigen Tieföner (fast in E-Gitarren-Manier) fliegen ließ.

Hier hießen die Stationen dann „Broken Man“, „Too Far To Fall“ (von Paul gesungener Stampfrocker), „Archangel“ (sehr emotional), mein Highlight „Better Days“ (launiger Blues Rock-Stampfer, dezent Southern) mit integriertem Reggae-Bridge und das großartige „Make It Rain“ (grandioses E-Solo von Matt mit Leisespielphase und krachendem Ende), zu Ehren ihres verstorben früheren Mitspielers, als furioser Abschluss des Hauptteils.

Die stimmungsträchtige Zugabe „Breaking Up Somebody’s Home“ brachte mit launigem Mitgröl-Interaktionsteil, wo auch die besagten Frohnaturen wieder ungehemmt zum Zug kamen, die Statik des denkmalgeschützen topos sinnbildlich ins Wanken. Danach hatten sich die sympathischen Musiker ihren Feierabend redlich verdient, besonders der durchgeschwitzte Matt Long, saß richtig groggy auf seinem Stuhl am Rande der Merchandising-Ecke.

Fazit: Catfish boten auch bei ihrer zweiten Stippvisite im topos eine tadellose, mitreißende Leistung, die ihre Beliebtheitswerte im Genre  somit auch über Großbritannien hinaus nachhaltig steigern müsste. Eine lebensnahe Band, die man aus besagten Gründen hier immer wieder gerne aufsuchen wird! Und wie heißt es im Anglerlatein in etwa doch so schön: „Kommt der Wind aus Westen, beißt der Wels am besten.”

Line-up:
Kevin Yates – drums
Adam Pyke – bass
Paul Long – keys and vocals
Matt Long – guitar and vocals

Bilder: Gernot Mangold
Facebook-Videos: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

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topos Leverkusen