Catfish – 16.05.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Nachdem wir uns zwei Tage zuvor noch bei Joe Bonamassa zum Hochseeangeln in großen Blues Rock-Weltmeeren befunden hatten, galt es an diesem Abend, wieder in die eher etwas übersichtlicheren genretypischen Gewässer, zurückzukehren.

Diesmal hatten wir den Haken, wie schon vor knapp einem Jahr an gleicher Stelle, im urigen Leverkusener topos in Richtung Catfish ausgeworfen, vor geraumer Zeit immerhin noch Gewinner des British Blues Awards.

Klemens Kübber hatte uns unsere bewährten Plätze direkt vor der Bühne reserviert, sodass wir, wie sooft, von den üblichen trinkfreudigen rheinischen Stammgastfrohnaturen in diesem Lokal umgeben waren, die natürlich auch ihren ehrenwerten Anteil an der hervorragenden Stimmung bei diesem Gig hatten.

Hauptverantwortlich war allerdings die erneut starke Leistung des Quartetts, bestehend aus dem Führungsduo Matt und Paul Long, das im Leadgesangsbereich (überwiegend Matt, Paul mit ein paar Stücken wie u. a. dem progressiven „Ghosts“, „Loan Me A Dime“ oder „Big Shot“) sowie den tragenden Instrumenten E-Gitarre und Keyboards, den Stempel aufdrückte und der sich im Hintergrund befindlichen, gut harmonierenden Rhythmussektion mit Bassist Adam Pyke und Schlagzeuger Kevin Yates.

Allein Paul Longs Keyboard-Equipment nahm gefühlt schon fast die Hälfte der kleinen Bühnenfläche im topos ein. Demnach war für den Rest ‚Musizieren auf engstem Raum‘ angesagt.

CF_300Das Quartett hat mit „Burning Bridges“ seit einigen Tagen ein, im wahrsten Sinne des Wortes, brandneues CD-Werk am Start (Review auch demnächst bei uns), ein integrierter Showeffekt in Machart des Albumtitelbildes wäre allerdings im kleinen topos von recht ambitionierter und eher nicht empfehlenswerter Natur gewesen…

Die Briten stiegen dann mit dem flotten „Break Me Down“ aus diesem Silberling in den insgesamt in zwei Sets aufgeteilten Gig ein, dem mit u. a. „Leading Me On“, „The Root Of All Evil“ (schön Southern rockig), “Soulbreaker“ und das sogar mit dezentem Metal-Touch und epischem Flair umwobene „Exile“ (die drei letztgenannten auch vom neuen Longplayer), bis zur Pause folgten. Bereits jetzt schon eine starke Vorstellung.

Der zweite Durchgang stand besonders im Zeichen des stimmgewaltigen und gitarrentechnisch versierten Matt Long. Aber auch der eher in sich gekehrte Bassist Adam Pyke blühte nicht nur bei seinem Solo in „Big Shot“ auf, wo er filigran seine lange dünnen Griffel über den sechsaitigen Tieföner (fast in E-Gitarren-Manier) fliegen ließ.

Hier hießen die Stationen dann „Broken Man“, „Too Far To Fall“ (von Paul gesungener Stampfrocker), „Archangel“ (sehr emotional), mein Highlight „Better Days“ (launiger Blues Rock-Stampfer, dezent Southern) mit integriertem Reggae-Bridge und das großartige „Make It Rain“ (grandioses E-Solo von Matt mit Leisespielphase und krachendem Ende), zu Ehren ihres verstorben früheren Mitspielers, als furioser Abschluss des Hauptteils.

Die stimmungsträchtige Zugabe „Breaking Up Somebody’s Home“ brachte mit launigem Mitgröl-Interaktionsteil, wo auch die besagten Frohnaturen wieder ungehemmt zum Zug kamen, die Statik des denkmalgeschützen topos sinnbildlich ins Wanken. Danach hatten sich die sympathischen Musiker ihren Feierabend redlich verdient, besonders der durchgeschwitzte Matt Long, saß richtig groggy auf seinem Stuhl am Rande der Merchandising-Ecke.

Fazit: Catfish boten auch bei ihrer zweiten Stippvisite im topos eine tadellose, mitreißende Leistung, die ihre Beliebtheitswerte im Genre  somit auch über Großbritannien hinaus nachhaltig steigern müsste. Eine lebensnahe Band, die man aus besagten Gründen hier immer wieder gerne aufsuchen wird! Und wie heißt es im Anglerlatein in etwa doch so schön: „Kommt der Wind aus Westen, beißt der Wels am besten.”

Line-up:
Kevin Yates – drums
Adam Pyke – bass
Paul Long – keys and vocals
Matt Long – guitar and vocals

Bilder: Gernot Mangold
Facebook-Videos: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

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topos Leverkusen

Elles Bailey – 26.04.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Herrlicher Abend gestern im urigen Leverkusener topos. Elles Bailey war in der einzigartigen Mini-Location mit ihrem neuen Longplayer „Road I Call Home“ (Review demnächst hier im Magazin) vorstellig und bot erneut eine Leistung der Extraklasse.

Dennoch erfüllte mich kurzzeitig etwas Wehmut. Sowohl der langjährige Betreiber ‚Mister Jazz‘ Wolfgang Orth, als auch der Macher des Rockpalast, Peter Rüchel, der bei unserem letzten Bailey-Besuch noch zugegen war und der Britin aufmerksam gelauscht hatte, weilen mittlerweile leider nicht mehr unter uns und werden der hiesigen Musikszene fehlen.

Aber auch zwei weit angereiste Besucher aus dem Südwesten unserer Republik, die ihren Bezug zu Elles Bailey dadurch erhielten, dass sie mal in ihrem Andalusien-Urlaub, per Zufall bei einer Wanderung, in einen Videodreh der Protagonistin in einer alten abgelegenen Zuckerfabrik ‚hineingeschneit‘ waren, saßen uns wieder gegenüber. Einer von ihnen hatte Gernot vor zwei Jahren, bei den beengten Umständen, der anderen Perspektive wegen, kurz beim Fotografieren assistiert, und wurde diesmal natürlich auch wieder kurz eingespannt. Beide wurden in der Pause des Gigs von Elles mit VIP-Pässen belohnt. Kleine schöne Randgeschichte, wie ich finde.

Das Quartett, diesmal mit dem, rein äußerlich, ein wenig Jim Morrison-Espirit versprühenden Matthew Waer am Tieftöner als Neubesetzung, in einem ansonsten unveränderten Team, stieg mit dem Titelsong des Vorgängers „Wildfire“ ein, bei dem der wieder überaus stark agierende Gitarrist Joe Wilkins direkt seine Slide-Künste offenbaren konnte.

Die junge Fronterin, mit einem großartigen Songwriting-Talent für melodische Tracks zwischen Country-, Southern- und Blues Rock, punktete erneut mit ihrer rauchigen Stimme, ihrem dezent an Elton John erinnernden Piano-Spiel, aber auch durch ihre sympathisch-kommunikativ mitnehmende Art vor den Stücken, wie auch nach dem Gig. Das kam bei anwesenden Besuchern im gut gefüllten topos naturgemäß bestens an und trug zu einer prächtigen Stimmung bei.

Bis zur Pause servierten die vier Musiker mit Tracks wie dem stampfig-bluesigen „Same Flame“, dem southern-souligen „Miss Me When I’m Gone“, „Wild Wild West“ (schön retro-umweht), „When I Go Away“ (Blues-Schleicher), „Piece Of Heaven“ und „Woman Like Me“ (klasse Slide-Solo Joe), einen ersten schwerpunktmäßigen Einblick ins neue Album.

Zu Beginn des zweiten Teils gönnte Elles ihren Mitstreitern noch eine etwas verlängerte Bierpause und performte zunächst die Stücke „Light In The Distance“ und „What If I“ (laut ihrem O-Ton in der Jazz-Variante) alleine am alt-ehrwürdigen Piano des topos. Hier kam ihre erstklassige Stimme natürlich besonders zur Geltung.

Williams, Waer und Jones stiegen dann beim swampigen „Hell Or High Water“ (Highlight!) wieder ein. Das Stück hatten wir auch schon beim akribischen Soundcheck begutachten dürfen, Kompliment übrigens an den Mischer, der einen guten Job ablieferte und für einen ausgewogenen und transparenten Klang in der kleinen Kneipe sorgte.

Mit ihrem persönlichen Lieblingslied, dem Muscle Shoals gewidmeten „Perfect Storm“,  dem auf Wunsch eines Besuchers gespielten John Prine-Stück „Angel From Montgomery“, „Medicine Man“ (zwei furiose bärenstarke surrende Slide-Soli von Joe),  „Help Somebody“ (toller Groove, Wilkins mit unterschwelligen Knopfler-Rhythmusspiel), dem energiegeladenen Titellied des neuen Werkes „Road I Call Home“ (quirliges E-Solo), sowie dem Stones-trächtigen „Shackles Of Love“ ging es schon auf den launigen Abschluss des Hauptteils, „Howlin‘ Wolf‘ zu, bei der es unter Heul-Gesangs-Einbindung des Publikums quasi zur ‚Rudelbildung‘ kam.

Im stürmisch erforderten Zugabenteil  betrieben Bailey & Co., trotz immenser Hitze auf der kleinen Bühne, mit der grandiosen, unter die Haut gehenden, fantastischen Janis Joplin-Hommage „Girl Who Owned The Blues“ und dem atmosphärischen „Deeper“ beste ‚Kundenbindung‘. Eines der Top-Konzerte in diesem Jahr, da freut man sich schon jetzt auf das nächste Wiedersehen. Bestnote für Elles Bailey und Band!

Line-up:
Elles Bailey – lead vocals, piano
Joe Wilkins – electric guitar, slide guitar, vocals
Matthew Waer – bass, vocals
Matthew Jones – drums, percussion, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
Facebook-Videos: Klemens Kübber

Elles Bailey
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topos Leverkusen

Catfish – 28.07.2018, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Die ‚Band of the Year‘ bei den British Blues Awards 2018 bei ihrer Deutschland-Premiere zu Gast in Leverkusen. Möglich machte den Auftritt von Catfish, die für ihr immer wieder tolles Programm bekannte, kleine Kultkneipe topos! Klemens Kübber hatte wieder alle Register gezogen, um die Briten an den Rhein zu bekommen.

Auf der Hinfahrt säumten unzählige junge Menschen mit merkwürdig bläulich-grünlich eingefärbten Gesichtern (und teilweise Klamotten) die Straße am Ufer entlang des Stroms. Die Befürchtung unsererseits eines Störfalls angesichts des unweit liegenden Chemparks des Bayer-Konzerns, relativierte sich durch den Hinweis eines Besuchers auf ein dortig stattfindendes Open-Air-Techno-Event. Der spontane, erste ängstliche Gedanke war, ob meine, sich in elf Jahren anbahnende Rente, wie einst von Nobby Blüm proklamiert, noch wirklich sicher ist…

Aber kommen wir wieder zu guter, anspruchsvoller, handgemachter Musik, die ja den Anlass unseres Besuches abgab. Um 20:20 Uhr zwängten sich die vier Mannen, um ihr Führungsduo Matt und Paul Long, auf diese urige Miniaturfläche, die hinter einer steinernden Sitzgruppe, zum Performen zur Verfügung steht. Musiker, die dort zum aller ersten Mal auftreten, werden vermutlich immer wieder ins Staunen versetzt. Der routiniert wirkende Kevin Yates am Schlagzeug und Neu-Basser Adam Pyke vervollständigten das in unseren Landen immer noch mit Insider-Status bedachte Quartett.

Das zweigeteilte Programm begann mit dem furios rockigen „Hit The Ground Running“. Eine idealer Einstieg, der sofort Matt Longs tolles E-Gitarrenspiel und sein rauchig-kräftiges Stimmorgan in den Fokus rückte. Das folgende „Never Go Back“ war dann gesanglich Paul Long vorbehalten, dessen Stimme durch einen eher weicheren Schmelz gekennzeichnet war und demnach einen Kontrast bildete. Beide wechselten sich in etwa gleichem Verhältnis am Frontmikro, beziehungsweise in den Harmoniegesängen, ab.

Während „So Many Roads“ den ersten starken Beweis für die Slow Blues-Tauglichkeit des Vierers lieferte, schwenkte das Barometer mit „Break Me Down“ wieder in zünftigere, Hendrix-umwehte, rockigere Gefilde. Das von Paul besungene brandneue atmosphärische „Ghosts“ gab einen ersten Ausblick auf die nächste CD.

Dieser machte dann beim nächsten Track („That’s What Love Will Make You Do“, ein knackiger Little Milton-Funky Blues), Platz für das mit der Band befreundete Ehepaar Paul und Tina Jobson, die an diesem Abend auch zugegen waren. Der viel beschäftigte Keyboarder Paul (u. a. Chaka Khaan,  Far Q) und seine blond-rasta-gezöpfte Gattin (lead vocals) boten dabei eine Klasse-Leistung und sorgten für einen schönen Farbtupfer in der Setliste.

Der proggig-angehauchte Titelsong ihres aktuellen Album „Broken Man“ beendete den ersten Teil an diesem warmen Sommer-Abend. Überhaupt wurden immer wieder dezente Reminiszenzen an Bands wie Pink Floyd, Genesis oder Manfred Mann in so manche Stücke einbezogen.

War das erste Set bereits schon auf starkem Niveau, sollte die zweite Phase noch einen Zahn zulegen. Mit „Leading Me On“ ging es direkt wieder rhythmisch in die Vollen. Nach der Verneigung vor BB King mit „Never Make A Move Too Soon“ beeindruckten die Briten anhand einer Wahnsinns-Version von Boz Scaggs‘ „Somebody Loan Me A Dime“ und „Better Days“, einem meiner beiden Favoriten des Gesamt-Gigs. Das southern rockige Stück (mit einem kleinen Reggae-Intermezzo zwischendurch) ist laut scherzhaftem O-Ton von Matt, das einzige fröhliche Lied im ihrem bisherigen Fundus.

Nach „Big Shot“ (inkl. filigranem Bass-Solo von Pyke), gab es mit „Breaking Up Somebody’s Home“, den Kracher des Auftritts. Kleine E-Gitarren- und Piano-Scharmützel, ein exzessives E-Gitarren-Solo von Matt und eine launige Publikums-Mitsing-Interaktion, vergoldeten diesen shuffligen Blues Rocker, in bester Joe Bonamassa-Manier. Emotionaler Höhepunkt und Finale des zweiten Parts, war sicherlich die Hommage an Matts kürzlich verstorbenen Gitarrenlehrer Michael Caswell mit „Make It Rain“, inklusiv einer auch von Kollegen wie Ben Poole oder Alan Nimmo gern praktizierten Leisespiel-Phase im Solo, bei der man im topos eine Stecknadel hätte fallen hören können, das aber anschließend in geradezu epische Sphären münden sollte.

Eigentlich war das Quartett nach stressiger Anreise und nur zwei Stunden Schlaf in der Nacht zuvor fix und fertig, als auch durchgeschwitzt bis auf die Knochen, wollte sich aber auch nicht die Blöße geben, dem sachkundigen (und in Teilen, wie so oft, von rheinischem Frohsinn geprägten und auch trinkfreudigen) Publikum, die vehement eingeforderte Zugabe zu verwähren. Und so wurden auch die Jobsons netter Weise erneut beim satt rockenden „Man Of Many Words“ mit eingebunden (die beiden Pauls am Ende zu zweit auf dem Piano).

Im Nachgang zeigten sich alle Beteiligten am Merchandising-Stand als sympathische Gesellen der Marke ‚Du und Ich‘ und wir hatten noch die Gelegenheit für unser obligatorisches Bild mit dem SoS-Logo. Mit dem Gig war klar, dass die Briten nicht nur auf der Insel für Furore sorgen werden, sondern für ganz Europa und sicherlich auch die Staaten, mit ihrem leidenschaftlichen Blues Rock bestens gewappnet sein dürften. Ein Klasse-Abend, danke an Klemens Kübber für den gewohnt bestens organisierten Support.

Line-up:
Kevin Yates – drums
Adam Pyke – bass
Paul Long – keys and vocals
Matt Long – guitar and vocals

Guests:
Paul Jobson – keys
Tina Jobson – vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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topos Leverkusen

Elles Bailey – 13.04.2018, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Das sind so die Abende, bei denen einem die langjährige Musikerfahrung, schon im Vorfeld intuitiv suggeriert, mit einem schönen Erlebnis belohnt zu werden. Die aktuelle Debüt-CD „Wildfire“ von ‚Blues Princess‘ Elles Bailey ist zwar vom Kollegen Michael Segets reviewt worden, aber seiner Zeit natürlich auch bei mir, in erster Linie mittels USB-Stick im Auto, rauf und runter gelaufen.

Musik, wie ich sie einfach sehr gerne mag. Melodisch variabler Blues Rock mit dezentem Southern-Teint, von toller, ausdrucksstarker Stimme und guten Instrumentalisten vorgetragen.  Die junge Britin, die aus meiner Sicht schon jetzt keine Vergleiche mit einer Beth Hart zu scheuen braucht, überzeugte demnach mit ihren Mitstreitern Joe Wilkins, Zak Ranyard und Matthew Jones auf ganzer Linie, dass selbst dem anwesenden ‚Grandseigneur‘ der Rockmusikhistorie hierzulande, Peter Rüchel, der Spaß am Geschehen, augenscheinlich anzumerken war.

Elles und ihre Burschen stiegen mit „Let Me Hear You Scream“ in den zweigeteilten Gig ein, ein idealer Song, um die größtenteils bereits durch Biergenuss eingeölten Stimmen der vertretenden Audienz sofort unterhaltsam mit einzubinden, wie auch auf Betriebstemperatur zu bringen.

Der Southern-umwehte Stampfer „Same Flame“ (schönes Telecaster-Solo), der Bariton-Gitarre-dominierte Schwofer „Barrell Of Your Gun“, die tolle Ballade „What If I“ (Elles mittlerweile am Piano) und der Barroom-Schwofer „Believed In You“, leiteten stimmungsvoll  in den Akustik-Part zum Ende des ersten Abschnitts über.

Der bestand aus dem Heartbreak-Song „Time’s A Healer“ (allmaneskes Spiel von Wilkins), dem 70ies-trächtigen „Waiting Game“, dem, einer weiblichen Bekanntschaft in Nashville geschuldeten „Leapers Fork“  sowie dem John Prine-Klassiker „Angel From Montgomery“ (mit herrlichem Akustik-Slide). Das begeisterte Publikum im immer wieder urigen und engen topos applaudierte lautstark in die Pause.

Auch Part Zwei büßte nichts in Sachen Intensität und Klasse ein, ganz im Gegenteil, die Stimmung steigerte sich mehr und mehr. Nicht zuletzt auch ein Verdienst der Protagonistin, die mit ihrer kommunikativen sympathischen Art, erheblich zu einem lockeren Ambiente beitrug.

Mit dem swampigen „Medicine Man“ (wieder schön Slide bestückt), dem atmosphärisch groovenden „Devil Comes Knocking“, „What’s The Matter With You?“ (Barroom Blues – siehe hierzu beigefügten Videoclip) und dem, mit einem Plädoyer für Gleichberechtigung und Toleranz vorausgeschickten „Perfect Storm“ (siehe Videoclip), gelang direkt ein nahtloser Übergang.

Nach dem, als  Blues-Schleicher beginnenden, aber als furiose Uptemponummer endenden „Big Idea“, ließ Elles das im topos versammelte Wolfsrudel zu „Howlin‘ Wolf“ mitheulen, u. a. ein launiges  Stimmungshighlight des Abends, um mit dem Stones-mäßigen „Shackles Of Love“ die teilweise, unter den beengten Verhältnissen beanspruchten und leidenden Körperteile der größtenteils anwesenden Ü-50 Generation aufzulockern und durchzuschütteln.

Mit dem Janis Joplin gewidmeten, southern-souligen „“Girl Who Owned The Blues“ ließ die junge Protagonistin ein weiteres Mal, ihre beeindruckenden vokalen Qualitäten (in allen Tempi und Stimmungen) zum Abschluss des Hauptteils aufblitzen. Grandios auch das famos, im Stile der Allman Brothers/Marshall Tucker Band gespielte, energiegeladene E-Gitarrensolo von Joe am Ende des Liedes. Klasse!

Dass das Quartett Überstunden schieben musste, war damit natürlich vorprogrammiert. Die euphorisierten Leute bekamen dann auch mit dem traurigen, sehr emotional, solo am Piano performten „Light In The Distance“ (für einen verstorbenen Freund, Elles bei der Ansage den Tränen nah), dem southern-psychedelischen Titelstück der CD, „Wildfire“ (Wilkins wieder mit furiosem Slide-Solo auf einer Fender Jaguar) und dem erneut southern-souligen Willie & The Bandits-Cover „Still Go Marching In“ (wieder mit integrierter Publikums-Mitsing-Interaktion), nochmals einen ausgiebigen Dreier-Pack geboten. An diesem Abend stimmte einfach so gut wie alles.

Nach dem Gig wurde Elles natürlich in Sachen Tonträger-Verkäufe und Autogramme belagert. Sie und ihre Mitstreiter hatten dann auch noch die Zeit, sich mit unserem Logo für unsere VIP-Galerie ablichten zu lassen. Insgesamt ein wunderbarer Abend mit einer hochtalentierten, alles gebenden Elles Bailey samt Kollegen, die eigentlich in Zukunft  für Höheres berufen zu sein scheinen. Liebe Major-Labels, bitte Aufwachen…!

Herzlichen Dank an Klemens Kübber für die vorbildliche Organisation im Vorfeld!

Line-up:
Elles Bailey – lead vocals, piano
Joe Wilkins – electric guitar, acoustic guitar, vocals
Zak Ranyard – bass
Matthew Jones – drums, percussion, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
Videos: Klemens Kübber

Elles Bailey
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topos Leverkusen

Aynsley Lister – 28.02.2018, topos, Leverkusen – Konzertbericht

Dass Abende im Leverkusener topos schon aufgrund der urigen Location immer etwas Besonderes sind, dürfte gerade für die eingefleischten Besucher dieser historischen Kneipe nichts ungewöhnliches sein. Gestern, bei Aynsley Listers Premiere dort, platze der kleine Club aber förmlich aus allen Nähten. Für mich persönlich war es ein Wiedersehen mit ihm nach fast 17 Jahren (damals im Schwarzen Adler, siehe Bild etwas weiter unten).

topos-Verantwortlicher Klemens Kübber war so nett gewesen und hatte im Sitzbereich vor der Bühne zwei Plätzchen für uns reserviert, so dass dem Kollegen Jörg Schneider, der dankenswerter Weise den Grippe-erkrankten Gernot Mangold spontan vertreten hatte, eine gute Position für seine Bilder gewährleistet war.

Und so saßen wir inmitten einiger, diesmal trinktechnisch weitestgehend zum Schmachten verurteilter, rheinischer Frohnaturen (samt ihrem schönen Dialekt), die ich schon von früheren Besuchen als Stammbesucher identifizieren konnte. Danke nochmals explizit, Klemens!

Der überwiegende Rest, der keine der wenigen Sitzplätze ergattern konnte, durfte in den nächsten drei Stunden ab dem Einlass, dem Ölsardinentum fristen, es war einfach rappelvoll. Auch ROCKPALAST-Ikone Peter Rüchel war übrigens zugegen.

14463309_313905475638771_314360729862726967_nNachdem sich die Band um 20:20 Uhr ihren Weg zur Bühne regelrecht erkämpft hatte und Lister sich erstmal, der Gegebenheiten wegen, verwundert die Augen gerieben hatte, wurde mit dem Opener aus diesem Werk „All Of Your Love“ auch standesgemäß begonnen. Aynsleys Gesang war noch nicht perfekt ausgesteuert. Das war dann aber mit dem melodischen „Inside Out“ bereinigt und man bekam einen ersten Vorgeschmack von seinen brillanten Fill- und Solier-Künsten auf seiner Stratocaster. Auch Andrew Price glänzte mit einem schönen Orgel-Intermezzo.

Dem atmosphärisch dichten „Il Grande Mafioso“ folgte mit „Hyde 2612“ das für mich überragende Stück, das allein schon das Eintrittsgeld wert war. Der Protagonist spielte hier einmalig auf einer Vollresonanzgitarre und ließ zum Teil allerfeinste geslidete Soli vom Stapel, was ihm mehrfachen Szenenapplaus einbrachte. Das von Aynsley nach langen Jahren wieder ins Programm genommene „Running Out On Me“ und das wiederum melodische „Other Part Of Me“ (mit allmaneskem E-Solo) schlossen den ersten Teil des Gig ab.

Den noch fulminanteren zweiten Teil eröffnete das groovige „Stay“. Mit „Home“ folgte der erste herrliche langsamere Schwofer. Für die Freunde des Altherren-Blues‘ gab es das ausgedehnte Freddie King-Cover „Tore Down“. Bei den fantastischen „Everything I Have To Give“ (hymnisches E-Solo) und dem grandiosen Prince-Klassiker „Purple Rain“ (Publikum singt im Refrain mit) hatte die Stimmung ihren Siedepunkt erreicht. Das groovig stampfende „Posession“ bildete schließlich das launige Finale von Set 2.

Wie schon beim Gig ein paar Tage zuvor in Dortmund bediente „Handful Of Doubt“ die lauthals geforderten Zugabe-Wünsche. Lister und Genossen wurden aber nicht von der der winzigen Bühne gelassen und entschlossen sich dann, ihre euphorische Audienz noch mit einem jammigen Instrumental als Rausschmeißer zu beglücken. In diesem leicht Southern-behafteten Stück (Allman Brothers-Touch) hatten Andrew Price, Steve Amadeo, Boneto Dryden und last but not least Aynsley Lister nochmals Zeit, ihr Können in Form kleiner Soli zu unterstreichen.

_DSC0171 - KopieAm Ende gab es oben im Rückzugsraum der Künstler noch kurz Gelegenheit mit Aynsley (immer noch äußerst sympathisch), wie damals, ein paar Worte zu wechseln und das schon obligatorische Bild für unsere VIP-Galerie abzulichten. Als kleinen Gag hatte ich den gleichen Pullover wie vor 17 Jahren extra nochmal aus dem Schrank gezogen. Erneut ein toller Abend im restlos ausverkauften topos, der Weg durch die eisige Kälte hatte sich absolut gelohnt. Eine ganz starke Leistung des Lister-Kollektivs!

Line-up:
Aynsley Lister (lead vocals, guitar)
Andrew Price (keys)
Steve Amadeo (bass)
Boneto Dryden (drums)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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