Honey Island Swamp Band – 19.07.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Wenn man wie ich, so viele Konzerte pro Jahr besucht, entwickelt man schon wirklich ein Gespür dafür, dass einen, wie an diesem Abend, besondere Momente erwarten. Im Falle von der Honey Island Swamp Band konnte ich mich dazu noch auf die Expertise von ‚topos-Macher‘ Klemens Kübber verlassen, der mir das bis dato nur marginal bekannte Quintett (ich besitze nur ihre in meiner großen Sammlung schlummernde CD „Demolition Day“), wärmstens empfohlen hatte.

Die Band um ihren Leader Aaron Wilkinson befand sich auf der Durchreise zum Blues-Festival im belgischen Peer, wo sie in so prominenter Umgebung von Interpreten wie u. a. Beth Hart, Paul Carrack und der Chris Robinson Brotherhood auftreten wird. Als wir in der kleinen urigen Leverkusener Kultkneipe eintrafen, hatte sich schon eine Mischung aus Stammbesuchern und eingefleischten Anhängern der Truppe aus New Orleans, Louisiana, eingefunden.

Pünktlich zum Gig hatte sich die bei uns ebenfalls obligatorische schwüle Hitze zurückgemeldet und bereite den fünf Musikern quasi heimatliche Auftrittsbedingungen. Ob sie dort zu solchen Temperaturen allerdings auch schon mal zusammen auf einer derartigen Miniatur-Bühne wie der im topos gestanden haben, als selbst der vermutlich wärme-erprobte Gitarrist Lee Yankie im ersten Set zum bereits durchnässten Fronter Wilkinson stöhnte, „Mann ist das heiß hier!“, verbleibt im Bereich der Spekulationen.

Trotz dieser Umstände und vorangegangenen Reisestrapazen, gab der Fünfer aus Crescent City alles und es entwickelte sich von Anfang an ein Konzert, das an Spielfreude und dynamischem Groove, wohl nur scher zu überbieten ist.

Nach dem bereits fulminanten Eröffnungstrio mit „Rod N‘ Reel“, „Watch And Chain“, und dem megastarken „Josephine“, fokussierten sich Wilkinson & Co. auf ihre neue, eigentlich nur für den europäischen Markt angedachte EP „Tres Avispas“, die zum Teil kompositorisch in den Bergen Colorados („Gone“) ihren Ursprung hat. Mit „Sugar For Sugar“ und „Head High Rag“ aus diesem Werk, kämpften sich die Männer in die Pause zum Ausgleich ihres in Schieflage geratenen Getränkehaushalts und dem notwendig gewordenen Klamottenwechsel.

Nach dem eröffnenden „Bone Shaker“, auch von „Tres Avispas“, wurde auch in der zweiten Hälfte mit gleicher Energie weitermusiziert. Keyboardspieler und Rotwein-Genießer Chris Spies, hinterließ mit seiner filigranen Fingerfertigkeit an den Tasten, samt ausgiebiger Soli in diversesten Klangarten (Piano-Moll, HT, spacigen Synthies, E-Piano), einen besonders starken Eindruck.

Aber auch der vornehmlich slidende Lead-Gitarrist Lee Yankee, teilweise an Koryphäen auf diesem Gebiet wie Duane Allman und Sony Landreth erinnernd, der variable Fronter Aaron Wilkinson mit angenehmem Gesang, plusternden Harp-Einlagen, E- und Akustikgitarrenspiel sowie herrlicher Mandoline bei „Seeds And Stems“ und die agile Rhythmusfraktion mit dem kräftigen Drummer Garland Paul und dem ständig zappelnden Bassisten Sam Price, groovten und jammten, dass ‚die Schwarte krachte‘.

Nach Tracks wie „Head High Water Blues„, dem ein wenig Little Feat-/Band Of Heathens-umwobenen „Cane Sugar“, dem Robbie Robertson-Cover „Ophelia“, und dem countryesken „Nadine“ (klang ein wenig wie die jüngere Schwester von Dolly Partons „Jolene“) zum Ende des Hauptteils, wurden die ‚Honey Island Swamper‘ erst gar nicht aus ihrer Mini-Parzelle gelassen und lauthals zur erwünschten Zugabe geklatscht und aufgerufen.

Und so wurde mit dem letztendlich abschließenden „Wishing Well“ (mit herrlicher psychedelischer Phase), nochmals ein Feuerwerk an Spielfreude abgebrannt, wo die Musiker ihren Instrumenten alles abverlangten. Auch nach dem Gig erwiesen sich die, von der tollen Stimmung im topos, angetanen Amerikaner, als sehr zugängliche, sympathische und spendable Leute.

_DSC0280 - BerichtAaron Wilkinson drückte mir direkt die neue EP zum Reviewen in die Hand und schenkte mir auch noch ihr früheres Werk „Cane Sugar“. Nachdem dann alle Verkäufe und Autogrammwünsche erledigt waren, hatten die Südstaatler auch noch Zeit für unser obligatorisches VIP-Bild.

Ein runder, musikalisch intensiver und launiger Abend mit der Honey Island Swamp Band, der mit Sicherheit in meiner Highlight-Konzert-Liste in 2019 auftauchen wird. Wie immer ein Dank an Klemens Kübber für den hervorragenden Tipp und die gastfreundliche Aufnahme.

Line Up:
Aaron Wilkinson – lead vocals, electric and acoustic guitar, harmonica, mandolin
Lee Yankie – electric and slide guitar, vocals
Sam Price – bass, vocals
Garland Paul – drums, vocals
Chris Spies – keyboards

Bilder: Jörg Schneider
Facebook-Video: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

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Marc Broussard – Support: Batomae – 12.10.2018, Pitcher, Düsseldorf – Konzertbericht

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Es war unser aller erster Besuch im Pitcher in Düsseldorf, daraus resultierend ergab sich in dem dicht besiedelten Stadtteil Oberbilk für uns eine recht schwierige Parkplatzsuche, die wir dann aber mit etwas Glück noch in einigermaßen erträglicher Distanz zum Ort des Geschehens lösen konnten.

Dadurch bedingt verpassten wir allerdings die Anfangsminuten des Voracts Batomae, an diesem Abend mit David Müller (ehemaliger Luxuslärm-Bassist) und seinem Bruder Florian im Duo agierend. Die (Indie-) Deutsch-Pop-Szene der Marke Clueso, Benzko, Annen May Kantereit & Co. erfreut sich ja gerade bei jungen Leuten immer größer werdender Beliebtheit und vermutlich auch das Hinterlassen der Visitenkarte von Marc Broussard an gleicher Stelle vor drei Jahren, werden dazu beigetragen haben, dass diese ungewöhnliche Mischung, mit nahezu 150 Leuten, für ein ausverkauftes Haus sorgte.

Die beiden Müllers boten dann auch den Stoff, den ich so aus der Szene vom Radio her kenne, falls ich mal meinen USB-Stick vergessen habe. Melodische Lieder, mit teilweise hintergründigen Texten und Botschaften, wobei in diesem Fall bei „Schweigen Ändert Nichts“ und „Unvergleichlich“, die Beziehung des Protagonisten David zu seiner Managerin Jana Crämer, die an einer Essstörung namens Binge Eating leidet, eines der Songthemen darstellte.

In einer kurzweiligen knappen Dreiviertelstunde boten die beiden noch weitere Stücke wie u. a. „Kein Wort“, „In Gedanken“ oder „Urlaub“ und wurden mit viel Applaus verabschiedet.

Während der recht zügigen Umbaupause hatten wir uns in dem langen ‚Schlauch‘ nach vorne durchkämpfen können, um dem Hauptanliegen unseres Besuchs, Marc Broussard, dann quasi ‚Auge in Auge‘ gegenüberzustehen. Der hatte ja vor kurzem wieder eine schöne, natürlich auch von uns beleuchtete CD namens „Easy To Love“ mit dabei, aus der der melancholische Opener „Leave The Light On“ auch hier zur Einstimmung genutzt wurde.

Nach dem ebenfalls noch recht ruhigen „Wounded Hearts“, offerierte der Louisiana-Musiker, erstmals standesgemäß seine Soul- und Groove-Qualitäten in Verbindung mit seiner grandiosen Stimme, mit den drei in einander überlaufenden Tracks „Try Me“, „Fire In The Bayou“ und „Love And Happiness“, wobei Joe Stark, seinem Nachnamen mit tollen E-Gitarrensoli, alle Ehre erwies.

Schon früh zeigten sich auch die Qualitäten aller beteiligten Musiker in den perfekt sitzenden Harmoniegesängen (auch beim folgenden „Memory Of You“), die sich wie ein roter Faden durch das (zur großen Fotografenfreude von SoS-Kollege Gernot…) fast durchgehend in rote Scheinwerferlichter gehüllte Pitcher zogen.

Bärenstark war dann auch das tolle Titelstück des neuen Longplayers „Easy To Love“ und mein absoluter Favorit des Silberlings als auch des Abends, das wunderbare Frankie Miller-Cover „Baton Rouge“, auf das ich mich besonders gefreut hatte.

Nach einem Medley mit der Einbindung von Klassikern wie u. a. „Sex Machine“, ging es mit dem fett gerockten „Dyin‘ Man“ (zwei klasse Soli von Joe Stark) schon in die Schlussphase, die nach, wie schon zuvor, vier gereichten ‚Jack Daniels Shots‘, mit dem abwechslungsreichen „Home“ und dem Solomon Burke-Cover „Cry To Me“, großen Anklang im Publikum fand.

Ohne Zugabe wollte Marc dann doch nicht von der Bühne weichen und schloss mit einer Solovorstellung von „Send Me A Sign“ den Kreis der Präsentation seiner neuen Scheibe. Ich persönlich hätte zwar gerne auch noch Stücke wie „Lonely Night In Georgia“ oder das countrylastige „When It’s Good“ mal gehört, aber man ja nicht alles haben.

Nach dem Gig waren dann alle Musiker draußen vor der Kneipe für die obligatorischen Smalltalks, Autogramme und Bilder zur Stelle, wobei Marc und ’seine‘ Mitstreiter, als auch David Müller, sich als sehr sympathische Personen entpuppten. Klar war somit, dass dann alle noch für unser Foto für die VIP-Galerie posierten.

Eine absolut gelungene Vorstellung. Trotz viel toller Musik, so gut wie keine Längen, hat richtig Spaß gemacht. Danke an das Pitcher-Team und Maren Kumpe von Musik Matters für den perfekt organisierten Abend.

Line-up Batomae:
David Müller (lead vocals, acoustic guitar)
Florian Müller (electric guitar, vocals)

Line-up Marc Broussard:
Marc Broussard (lead vocals, electric guitar)
Chad Gilmore (drums, vocals)
David Raymond jr. (bass, vocals)
Joe Stark (electric lead guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Jonathon Long – Same – CD-Review

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Auf dem Coverbild seiner nun mehr dritten CD ähnelt Jonathan Long vom rein äußerlichen Profil her ein wenig Ronnie Van Zant – finde ich jedenfalls. Und auch schon nach dem Hören des Openers „Bury Me“ hat man sofort das Gefühl, es hier mit einem ganz besonderen, nicht alltäglichen Musiker, zu tun zu haben.

Long, aus Baton Rouge, Louisiana, stammend, hat schon ganz früh die Schule verlassen, um sich ganz auf seine Passion konzentrieren zu können. 2011 gewann er unter 4.000 Mitbewerbern den prestige-trächtigen Guitar Center’s “King of the Blues“-Kontest. Mittlerweile hat er die Bühne mit klingenden Namen wie u. a. B.B. King, Robert Cray, Kenny Wayne Sheperd, Warren Haynes and Gov’t Mule, Jimmie Vaughan, Gregg Allman, ZZ Top, Dr. John, 3 Doors Down, Ann Wilson und Lou Marini (Blues Brothers Band) geteilt.

Das neue, nach sich selbst benannte Werk, ist nach seinem Debüt „Blues Revolution“ (2013) und „Trying To Get There“ (2016), sein bereits dritter Longplayer. Produziert und mitgewirkt hat übrigens die uns bestens bekannte Bluesdame Samantha Fish für ihr neu gegründetes Wild Heart Records-Label.

Die hat erstmal Longs Spitznamen ‚Boogie‘ aus dem Namen (mit dem hatte er noch auf den beiden Erstwerken firmiert) gestrichen, um vermutlich richtiger Weise, einer suggestiven Kategorisierung des Künstlers vorzubeugen. Denn die ist bei Long nur schwer vorzunehmen, auch wenn seine Wurzeln klar im Blues vorzufinden sind.

Das neue Album ist von seiner musikalischen Struktur nämlich recht variabel angelegt. Es tendiert insgesamt deutlich mehr zu bluesigem Southern Rock, mit kleineren Exkursen: Einmal in Richtung dezent folkigem Singer/Songwriter-Stoff („The Light“ – fast wie Simon & Garfunkel – schöne Fiddle hier von Michael Harvey), einem Barrom-Song („Pour Another Drink“), als auch mit „Where Love Went Wrong“ in dezent jazzig angehauchte Steely Dan-Gefilde.

Unter meinen Favoriten befinden sich die southern-soulige Ohrwurmballade „Shine Your Love“, das ein wenig Marshall Tucker-umgarnte „Living The Blues“ (Longs Stimme klingt der von Doug Gray übrigens auch sehr ähnlich), der Footstomper „Natural Girl“ (mit HT-Piano-Untermalung), das mit Samantha Fish im Duett performte, großartige „The River“ mit viel Slide und das im 70er Rock, Marke Free, verwurzelte Finalstück „Pray For Me“.

Jonathon, der Mikro, Akustik- und E-Gitarren bedient, wird ansonsten noch von Julian Civello (drums), Chris Roberts (bass) und Phil Breen (Keys) unterstützt. Samantha Fish ist es dabei  letztendlich (natürlich sicher auch im eigenen Interesse) mit relativ einfachen, aber sehr effektiven Mitteln gelungen, den Protagonisten breiter aufzustellen.

Schön wäre, wenn Samantha, die ja häufiger bei uns tourt, Jonathon Long mal mit ins Schlepptau nehmen würde. Fest steht jedenfalls, dass Frau Fish mit ihm einen richtig dicken Fisch an der Angel hat. Phänomenales Album und in unseren Breitengraden sicherlich ein echter Geheimtipp!

Wild Heart Records (2018)
Stil: (Southern) Blues Rock

01. Bury Me
02. Shine Your Love
03. That’s When I Knew
04. The Light
05. Living The Blues
06. Natural Girl
07. The River
08. Pour Another Drink
09. This Road
10. Where Love Went Wrong
11. Pray For Me

Jonathon Long
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Marc Broussard – Easy To Love – CD-Review

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Mit Marc Broussard kam ich vor vielen Jahren durch einen Bekannten aus Österreich in Berührung, der mir u. a. seine Alben „Carencro“ (Marcs Heimatstadt, in der er immer noch mit seiner Familie wohnt) und „Keep Coming Back“ nahe brachte. Irgendwann hatte ich mir auch noch das 2015er-Werk „A Life Worth Living“ zugelegt.

Im gleichen Jahr nutze ich die Gelegenheit, ihn mir im Dortmunder Musiktheater Piano live anzuschauen. Die Kulisse war allerdings ziemlich spärlich, er ist in  unseren Gefilden – ich vermute auch heute leider immer noch – eher mit Insiderstatus bedacht.

Dabei hat der Mann neben seiner wunderbaren Stimme, ein tolles ‚Händchen‘ für das Schreiben von herrlich melodischen, sauber und stilvoll instrumentierten Liedern, die, der Herkunft Louisianas entsprechend, im südstaatlich soulig-bluesigen Pop- und Rockmusik-Bereich ansiedelt sind.

Auch auf „Easy To Love“ bekommt man wieder 14 hochklassig arrangierte Tracks geboten. Klare Akustik- und knarzige Bariton-E-Gitarren, gluckerndes E-Piano, hallende Orgel, gospelige weibliche Harmoniegesänge, ab und zu eine fiepende Steel-Gitarre, mischen sich samt Rhythmus-Sektion aus Bass und Drums unter seinen formidablen inbrünstigen Gesang (zum Teil an Malford Miligan erinnernd). Dabei gelingt es Broussard, diesen typischen ‚Louisiana-Sound‘, auch ohne Einsatz von Bläser-Sektionen, zu suggerieren.

Highlights aus meiner Sicht sind das grandiose Frankie Miller-Cover „Baton Rouge“, das dezent Steely Dan-umwehte „Anybody Out There“ und das mit einem herrlichen E-Slide-Solo bestückte „Don’t Be Afraid To Call Me“. Im hinteren Bereich der CD wird die Instrumentierung ein wenig sparsamer gehalten, und der Fokus mehr auf seine ausdrucksvolle Stimme gerichtet.

Marc Broussard legt erneut eine starke kreative Leistung hin.  Er macht es einem somit ziemlich leicht, sein neues Werk „Easy To Love“ zu lieben. Es wird von daher interessant sein, wie die Stücke im Rahmen seiner Anfang Oktober stattfindenden Europa-Tournee (auch mit einigen Deutschland-Terminen – wir werden am 12.10. in Düsseldorf zugegen sein), auf der Bühne zur Geltung kommen. Hingehen lohnt sich garantiert!

Big Lake Music
Stil: Soul Blues/Pop/Rock

Tracks:
01. Leave A Light On
02. Baton Rouge
03. Please Please Please
04. Rosé All Day
05. Easy To Love
06. Memory Of You
07. Stand By You
08. Anybody out There
09. Wounded Hearts
10. Don’t Be Afraid To Call Me
11. I Miss You
12. Send Me A Sign
13. Mercy Mercy Me
14. Gavin’s Song

Marc Broussard
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Marc Broussard – 02.04.2015, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Man sagt ‚Viele Wege führen nach Rom‘, ähm bzw., auf den heutigen Abend bezogen, nach Dortmund. So ähnlich erging es mir mit Marc Broussard, auf den ich vor Jahren auf eher ungewöhnliche Weise gestoßen bin. Auslöser war eine britische Melodic Rock-Band namens The Ladder, deren Musik eigentlich recht wenig Gemeinsamkeiten mit der, des aus Carencro, Louisiana stammenden Singer/Songwriters aufweist.

Das im Rahmen der CD „Sacred“ geführte Interview mit deren Gitarristen Gerhard Pichler und der anschließende, nette Kontakt zu ihm mündete in eine weitere Bekanntschaft mit einem Freund Gerhards, namens Martin Büchele, der in Wien neben einem Creativ-Studio u. a. eine Homepage in Sachen Westcoast/AOR-Musik betrieb. Unser reger Musikaustausch führte irgendwann dazu, dass er mir einen gewissen Marc Broussard näher brachte, von dem ich mir dann auch ein paar Alben zulegte, natürlich im Vorfeld des Konzertes auch seinen schönen aktuellen Silberling „A Life Worth Living“.

Ja, so kann es gehen. Und am Abend des 02. April stehe ich nun an einem Tisch vor der Bühne des mit knapp 70 Zuschauern dünn besiedelten Dortmunder Pianos (danke übrigens auch noch mal an Jenny von 3Dog Entertainment für die nette und kooperative Zusammenarbeit), um ihn das erste Mal live zu begutachten. Vor einigen Wochen hatte er ja bereits als Support des unwiderstehlichen JJ Grey, der letztes Jahr diese Location (da fast ausverkauft) zum Kochen gebracht hatte, ein bisschen germanische Luft schnuppern dürfen (u. a. Im Rahmen des Rockpalasts). Erfreulich ist, dass solch tolle Musiker mittlerweile – in den Staaten oft vor großer Kulisse spielend -, Deutschland als interessanten (Zweit-)Markt vernommen haben, wobei aller Anfang, was Zuschauerpräsenz angeht, nicht so einfach ist. Der gemeine deutsche Michel verprasst seine Moneten halt erst mal lieber für billige Amateur-Cover-Bands oder die entrückten Stars der Musikbranche, so abgehalftert sie auch sein mögen…

Marc Broussard eröffnete mit seinen beiden Mitstreitern Chad Gilmore (Drums) und Pierangelo Crescenzio (Bass – was für ein klingender Name) um 20:15 Uhr den Reigen seiner Stücke mit „Paradis“, einem ruhigen Midtempotrack. Er hatte zunächst die akustische Gitarre geschultert. Ab dem funkigen „Try Me“ streifte er dann die elektrische über. „Love And Happiness“ (mit Gospelpassage) und das leicht angejazzte „Come In From The Cold“ folgten.

Nach kurzer Akquise fürs aktuelle Album gab es mit dem cool groovenden „Weight Of The World“ auch das erste Lied aus diesem Werk zu hören. Auf Wunsch wurde dann das für einen aus Musiker Louisiana zum Stammrepertoire gehörende, launige „Mardi Gras“ eingestreut. Gänsehaut erzeugte dann die geniale Southern Soul-Ballade „Lonely Night in Georgia“, ein Hammersong! Mit dem, nach ruhigem Beginn, schön Fahrt aufnehmenden „Shine“ sowie dem melodischen „Hurricane Heart“ legte Marc nochmal zwei aktuelle Nummern nach.

Anschließend wurde der Bill Withers-Klassiker „Lovely Day“ schön mit „Saturday“ vom „Carencro“-Album als Mini-Medley in Einklang gebracht. Die einzige Single-Nr. 1 von Marc Broussard in Deutschland folgte auf dem Fuße. Sie wurde jedoch nicht von ihm selbst erzielt. Der kürzlich leider verstorbene Joe Cocker nahm den Song „Hard Knocks“ auf und heimste die Lorbeeren ein. Immerhin eine schöne Geste, eher nur Insidern bekannten Leuten wie Marc Broussard, damit in Sachen Bekanntheitsgrad und vermutlich, was Tantiemen betrifft, ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

Das für Broussard eher unüblich hart rockende „Dyin‘ Man“ und das sich in einen fast psychedelischen Rausch steigernde „Home“ beendeten einen feinen Hauptteil. Marc ließ sich nicht lange um die vehement geforderten Zugaben bitten. Der als absoluter Familienmensch bekannte Musiker (Vater von vier Kindern) performte die Songs für seine Söhne Gibb und Gavin im Alleingang (mit Akustikklampfe). Als Rausschmeißer wurde dann wieder im Trio mit Bob Marleys „Waiting In Vain“ ein relaxtes Reggae-Feeling verströmt.

Fazit: Ein schönes Konzert mit noch Luft nach oben. Mir fehlte in jedem Fall an diesem Abend im Piano paradoxer Weise ein Klavier und Backgroundsängerinnen sowie optional noch Blasinstrumentalisten. Die würden der Musik sicherlich noch viel mehr Volumen und Intensität verabreichen. Aber klar, dass angesichts des noch nicht so erheblichen momentanen Bekanntheitsgrades und der ersten Solotour hier noch nicht das große Besteck aufgelegt wurde. Kann ja noch kommen…

Ach so. Da gab es noch ein paar junge Leute, die den ganzen Abend nichts anderes zu tun haben zu schienen, als einen Song namens „Cruel“ zu fordern. Der Protagonist hatte bereits relativ am Anfang des Gigs vermerkt, dass er das Lied nicht spielen kann, ja, sich nicht mal an seinen Text erinnern kann. Dazu quatschten sie noch despektierlich während der ruhigen Lieder. Manchmal kann auch so eine Veranstaltung wirklich grausam sein… Die Nervensägen gaben aber selbst nach dem Konzert keine Ruhe: Sie kreisten Marc ein, ein Bursche schnappte sich die Akustikgitarre und spielte ihm die Melodie vor. Der konnte sich dann tatsächlich auf ein paar Textzeilen zurückbesinnen und sang kurz mit. Anders herum somit wieder eine schöne Szene, die es wohl nur auf intimen Konzerten dieser Art zu erleben gibt.

Und dann war da noch die sympathische musik-begeisterte junge Dame aus Meerbusch, die den ganzen Gig neben mir verbracht hatte. Die angehende studierte Eventmanagerin (möchte sie zumindest laut eigener Aussage gerne werden), die den MB-Auftritt tags zuvor in Düsseldorf schon besucht hatte, tauschte sich rege mit mir über die Arbeit als Rockmusikredakteur aus und erhielt natürlich auch den einen oder anderen Interpretentipp von mir. Sie kaufte das einzig angebotene T-Shirt des Künstlers und konnte es kaum erwarten, sich das Hemd signieren zulassen. Ein Foto von ihr und Marc war natürlich ebenfalls Pflicht. Auch wenn wir gemeinsam feststellten, dass das graue Teil nicht zu den schönsten seiner Art zählt und der Verwendungszweck demnach noch offen erschien, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie es nach dem ersten hochsensiblen Waschgang in ihrem heimischen Bett tragen wird und selig darin von der Musik des Marc Broussards träumen wird…

Line-up:
Marc Broussard (vocals, guitars)
Pierangelo Crescenzio (bass, backing vocals)
Chad Gilmore (drums, backing vocals)

Marc Broussard
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