Jonathon Long – Parables Of A Southern Man – CD-Review

Viertes Album von Jonathon Long, sein zweites unter den Fittichen von Samantha Fish und ihrem Wild Heart Records-Label. „Parabels Of A Southern Man“ liefert zwölf neue ‚Erzählungen‘ des aus Baton Rouge stammenden Künstlers, die nicht nur textlich, sondern natürlich in erster Linie musikalisch anregen.

Gerade dieses Werk zeigt, dass man nicht, wie oft in Nashville praktiziert, die ganz große Masse an Edel-Musikern auffahren muss, um einen dicken Wurf zu landen. Hier genügt ein kleines, aber ungemein feines Trio, bestehend aus Nicholas David an den Keys (Organ/Piano), Bassist Charlie Wooton (Ex-Royal Southern Brotherhood) und Scott Graves an den Drums, um dem vokal als auch saitentechnisch brillierenden Protagonisten perfekt seine ‚Bühne‘ zu bereiten.

Allein der swampig angehauchte Opener „Madison Square Garden“ in bester Allman Brothers/Marshall Tucker-Gangart, in dem Long seinen Traum besingt, in dieser Kult-Location irgendwann mal auftreten zu dürfen, wird jeden Southern Rock-Fan der guten alten 70er-Schule, ins freudige Schwelgen an damalige Zeiten bringen.
Auch das folgende, voller Inbrunst und Selbstzweifeln vorgetragene „The Ride“ lässt OutlawsSkynyrd-Assoziationen zwischen „Ghost Riders“ und „The Last Rebel“ aufblitzen. Fantastischer Song!

Dass es Long auch fröhlich kann, offeriert er im folgenden, in Bakersfield-Manier flott groovenden Boogie „My Kind Of Woman“. Herrlich hier sein quirliges E-Bariton-Spiel und Graves‘ Kombination aus Stick-Tippel- und Uptempodrumming als Rhythmusgebung. Long begeistert mich auf diesem Werk neben seinen filigranen Gitarrenkünsten vor allem mit seinem variablen und emotional jederzeit mitgehenden Gesang, der je nach Song zwischen Leuten wie Marcus King, Doug Gray, Ronnie Dunn oder Mark Wystrach (Midland) pendelt.

Klasse beispielsweise „Pain“ und „All I Need“ (herrlich hier das unkonventionelle flippig-verspielte E-Gitarrenintro), so würden beide Songs demnach zum Beispiel auch gut ins Midland-Repertoire passen. Zum Schmunzeln bringt mich das flotte Drum- und E-Gitarren-getriebene „Dangerous“, das Ende der Achtziger Jahre wohl vermutlich gefährlich nahe dran gewesen wäre, in einer Miami Vice-Folge verbrieft zu werden. „Landline“,“My Kind Of Crazy“ und „That Ain’t Love“ bringen dagegen seine wunderbar southern-soulige Seite ins Spiel, tolle Ohrwürmer, wieder mit einfühlsamen Keys- und Gitarrenparts.

Dass Long seit frühsten Jahren ein Kind des klassischen Blues ist (er gewann ja schon mit 22 Jahren den „King of the Blues“-Award für den besten „unsigned blues guitar player“ in den USA), verdeutlicht eines der ganz großen Highlights des Werkes „Savior’s Face“. Ein Hammer-Slow Blues voller Dramatik mit grandiosen Orgelklängen von Davis und Longschem Gesangstemperament und E-Gitarrenkönnen. Erinnert mich ein wenig an die Art zu Bluesen eines Lee Roy Parnell. Ein Stück wie geschaffen als potentieller Cover-Kandidat eines Joe Bonamassa!

Somit fragt man sich am Ende von „Parabels Of A Southern Man“ unweigerlich, was Jonathon Long eigentlich noch besser machen kann, um eines Tages den im Opener gehegten Traum verwirklichen zu können. Einen großen Teil der Lösung beantwortet er sich quasi aus meiner Sicht in seinem zweiten Stück („The Ride“) selbst: Sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, an sich stetig arbeiten, sich hinterfragen und verbessern. Also rastlos bleiben, aber dabei immer auch auf seine innere Stimme hören. Im übertragenen Sinne in letzten Zeile des Liedes zusammengefasst: „The answer is to ride!“

Wild Heart Records (2021)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Madison Square Garden
02. The Ride
03. My Kind Of Woman
04. Pain
05. Landline
06. All I Need
07. Dangerous
08. Savior’s Face
09. My Kind Of Crazy
10. That Ain’t Love
11. Cheap Romance
12. Jenny

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Bärchen Records

Jonathon Long – Same – CD-Review

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Auf dem Coverbild seiner nun mehr dritten CD ähnelt Jonathan Long vom rein äußerlichen Profil her ein wenig Ronnie Van Zant – finde ich jedenfalls. Und auch schon nach dem Hören des Openers „Bury Me“ hat man sofort das Gefühl, es hier mit einem ganz besonderen, nicht alltäglichen Musiker, zu tun zu haben.

Long, aus Baton Rouge, Louisiana, stammend, hat schon ganz früh die Schule verlassen, um sich ganz auf seine Passion konzentrieren zu können. 2011 gewann er unter 4.000 Mitbewerbern den prestige-trächtigen Guitar Center’s “King of the Blues“-Kontest. Mittlerweile hat er die Bühne mit klingenden Namen wie u. a. B.B. King, Robert Cray, Kenny Wayne Sheperd, Warren Haynes and Gov’t Mule, Jimmie Vaughan, Gregg Allman, ZZ Top, Dr. John, 3 Doors Down, Ann Wilson und Lou Marini (Blues Brothers Band) geteilt.

Das neue, nach sich selbst benannte Werk, ist nach seinem Debüt „Blues Revolution“ (2013) und „Trying To Get There“ (2016), sein bereits dritter Longplayer. Produziert und mitgewirkt hat übrigens die uns bestens bekannte Bluesdame Samantha Fish für ihr neu gegründetes Wild Heart Records-Label.

Die hat erstmal Longs Spitznamen ‚Boogie‘ aus dem Namen (mit dem hatte er noch auf den beiden Erstwerken firmiert) gestrichen, um vermutlich richtiger Weise, einer suggestiven Kategorisierung des Künstlers vorzubeugen. Denn die ist bei Long nur schwer vorzunehmen, auch wenn seine Wurzeln klar im Blues vorzufinden sind.

Das neue Album ist von seiner musikalischen Struktur nämlich recht variabel angelegt. Es tendiert insgesamt deutlich mehr zu bluesigem Southern Rock, mit kleineren Exkursen: Einmal in Richtung dezent folkigem Singer/Songwriter-Stoff („The Light“ – fast wie Simon & Garfunkel – schöne Fiddle hier von Michael Harvey), einem Barrom-Song („Pour Another Drink“), als auch mit „Where Love Went Wrong“ in dezent jazzig angehauchte Steely Dan-Gefilde.

Unter meinen Favoriten befinden sich die southern-soulige Ohrwurmballade „Shine Your Love“, das ein wenig Marshall Tucker-umgarnte „Living The Blues“ (Longs Stimme klingt der von Doug Gray übrigens auch sehr ähnlich), der Footstomper „Natural Girl“ (mit HT-Piano-Untermalung), das mit Samantha Fish im Duett performte, großartige „The River“ mit viel Slide und das im 70er Rock, Marke Free, verwurzelte Finalstück „Pray For Me“.

Jonathon, der Mikro, Akustik- und E-Gitarren bedient, wird ansonsten noch von Julian Civello (drums), Chris Roberts (bass) und Phil Breen (Keys) unterstützt. Samantha Fish ist es dabei  letztendlich (natürlich sicher auch im eigenen Interesse) mit relativ einfachen, aber sehr effektiven Mitteln gelungen, den Protagonisten breiter aufzustellen.

Schön wäre, wenn Samantha, die ja häufiger bei uns tourt, Jonathon Long mal mit ins Schlepptau nehmen würde. Fest steht jedenfalls, dass Frau Fish mit ihm einen richtig dicken Fisch an der Angel hat. Phänomenales Album und in unseren Breitengraden sicherlich ein echter Geheimtipp!

Wild Heart Records (2018)
Stil: (Southern) Blues Rock

01. Bury Me
02. Shine Your Love
03. That’s When I Knew
04. The Light
05. Living The Blues
06. Natural Girl
07. The River
08. Pour Another Drink
09. This Road
10. Where Love Went Wrong
11. Pray For Me

Jonathon Long
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