
An was man sich so alles gewöhnen muss in diesen Zeiten. ‚Hybridkonzert‘ ist auch so ein Neubegriff, der aus der aktuellen Not der Clubbetreiber, pandemiebedingt zustande gekommen ist. Gemeint ist ein Gig, der sich zum einen, unter strengen Hygienevorschriften im Rahmen einer kleiner Anzahl von geduldeten Zuschauern, live vor Ort abspielt und gleichzeitig per Livestream im Internet übertragen wird und dort nach dem Hutprinzip auch finanziell gewürdigt werden kann.
Die Digitalisierung macht es möglich und sie ist also auch in der Live-Rockmusik längst angekommen. Die Grenzen wurden, zumindest mir, dann allerdings auch schnell aufgezeigt. Ich kann jedoch nicht beurteilen, ob es nur ein lokales Problem im heimatlichen Rheinberg war, da stürmte es an diesem Abend ziemlich, das irgendwelche Übertragungskomplikationen mit sich brachte.
Die Situation war jedenfalls so: Kollege Gernot war vor Ort im Jazzkeller in Krefeld zum Fotografieren unter den 40 erlaubten Leuten anwesend, ich mit Kuli und Block vor dem heimischen Fernseher sitzend. Im Club selbst verlief laut Gernot alles bestens, toller Sound, spielfreudige Band, mit der gut aufgelegten Fronterin Vanesa Harbek (deren Verwandte in Buenos Aires auch per Livestream dabei waren), Rockmusik-Tausendsassa Martin Engelien und Axxis-Drummer Dirk Brand, die im Trio für gute Stimmung sorgten.
Bei mir sorgten ein durchgehend verschwommenes und von vielen Aussetzern durchzogenes Bild und auch der am Fernseher limitierte und nach 22 Uhr in einem Mietshaus dezibelmäßig eingeschränkte Sound, für ein eher reduziertes Konzertvergnügen.
Das Trio eröffnete zum Aufwärmen der Finger, Hände und Arme, mit dem für Vanesa typischen Freddie King-Instrumental „Hideaway“. Danach stand dann aber das brandaktuelle Album „Visiones“ im Fokus, das, soweit Gernot anmerkte, auch bis auf einziges Stück, komplett vorgestellt wurde, wobei Vanesa bei den auf spanisch vorgetragenen, oft Bolero-artigen Stücken, ihren heimatlichen Wurzeln, immer wieder Tribut zollte oder bei den englischen Tracks dann Blues-rockig ihre Fingerfertigkeit auf der E-Gitarre avisierte.
Als die Harbek nach einer starken Coversion von „Black Magic Woman“, inklusive eines Drumsolos von Brand, die Akustikgitarre für zwei Lieder in die Hand nahm, zwischendurch zu kurzen Trompetenintermezzi wechselte und dabei ihre Multitasking-Fähigkeiten untermauerte, brach bei mir der Livestream komplett ab (Ton und Bild). Als nach einer Viertelstunde zu später Zeit, immer noch nichts ging, endete meine Frustrationstoleranz. Ich hoffe, gerade für den Jazzkeller, der ja einen unheimlichen Aufwand betrieben hat, dass wenigstens alle anderen Stream-Teilnehmer, dem Konzert problemlos folgen konnten.
Von daher geht es jetzt ganz hybrid an Gernot zur Beleuchtung des restlichen Abends weiter.
Line-up:
Vanesa Harbek (lead vocals, guitars, trumpet)
Martin Engelien (bass, vocals)
Dirk Brand (drums)
Text und Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus