Vanesa Harbek – 27.10.2022 – to hoop, Rheinberg – Konzertnachlese

Im Rahmen der „Visiones“-Tour spielte Vanesa Harbek mit ihrer Band auch im Rheinberg Alpsrayer to hoop vor. Mittlerweile ist es Sami Durak gelungen, das to hoop als Konzertstätte für Bluesmusiker in Rheinberg zu etablieren. 

Die leider zu wenigen Besucher sollten ihr Kommen an dem Abend allerdings nicht bereuen. Immmer noch ist es für Veranstalter in der Region oft schwierig, Zuschauer in die Clubs zu locken, während Konzerte von Harbek in den Tagen zuvor in den Niederlanden recht gut besucht waren.

Mit ihren Begleitmusikern, Martin Engelien am Bass und Thomas Lieven an den Drums, legte sie zwei etwa 50 minütige Sets hin, bei denen ihr aktuelles Album „Visiones“ natürlich im Mittelpunkt stand. Gespickt wurden die eigenen Songs noch durch stark interpretierte Covervisionen wie „Oye Como Va“ oder „Proud Mary“, die zum Ende hin die Fans zu stehenden Ovationen veranlassten.

Neben ihrem Fähigkeiten an der Gitarre zeigte Harbek bei zwei Songs, dass sie auch eine ausgezeichnete Trompeterin ist und so zusätzliche Akzente in die Stücke setzte. Stilistisch bewegte sie sich vom Blues bis hin in Richtung Flamenco, wo auch ihre heimatlichen Wurzeln, insbesondere bei den auf spanisch gesungenen Songs, zum Vorschein kam.

Nach der Tour wird es direkt ins Studio gehen, wo das nächste Album eingespielt wird und man das Motto sehen kann, nach der Tour ist vor der Tour. Man darf gespannt sein, was die Argentinierin im nächsten Jahr präsentieren wird. Nach dieser Vorstellung in Alpsray wird sie bestimmt wieder ein gern gesehener Gast sein.

Es bleibt zu hoffen, dass dann mehr Musikfans den Weg ins to hoop finden werden und die Mühen von Sami Durak belohnt werden, Kultur in Rheinberg zu erhalten. Wer auf Bluesmusik steht, sollte öfters mal auf der Seite des to hoop nachschauen, es wird in den nächsten Monaten einige Überraschungen geben.

Line-up:
Vanesa Harbek – guitars, trumpet, lead vocals
Martin Engelien – bass, vocals
Thomas Lieven – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Vanesa Harbek – Visiones – CD-Review

Review: Gernot Mangold

Bisher ist die Argentinierin Vanesa Harbek in der Bluesszene noch als Geheimtipp zu sehen. Vor etwa 5 Jahren entschloss sie sich, ihren Wohnsitz aus Südamerika nach Berlin zu verlegen. Einer der Gründe war nach eigener Aussage, dass es Frauen in ihrer Heimat sehr schwer haben, sich in der dort von Männern dominierten Musik-Szene durchzusetzen.

Ihre Musik auf den Blues zu reduzieren, wird der Protagonistin allerdings nicht gerecht. Vielmehr gelingt es ihr, Elemente von Tango, Samba und Blues miteinander verschmelzen zu lassen. So ist ihr mit dem dritten Studioalbum „Visiones“ ein authentisches Album gelungen, auf dem Harbek sich entschieden hat, sowohl Songs in Englisch wie auch ihrer Muttersprache Spanisch zu singen.

Gefühlvoll, zuweilen melancholisch, öffnet Harbek dem Zuhörer ihr Seelenleben und verarbeitet so auch in „Te Extrano Buenos Aires“ die Sehnsucht nach ihrer weit entfernten Heimat und ihrer Familie, dass man sich beim Zuhören auch in eine südamerikanische Bar versetzt fühlt oder beschreibt das Grauen einer Beziehung in „Hell In Paradise“.

Neben ihrem filigranen Gitarrenspiel mit kurzen Soloparts, setzt die Argentinierin auch gekonnt Akzente, wenn sie die Trompete einbringt. Vermutlich bewusst verzichtet Harbek auf dem Studioalbum auf lange furiose Soli, um die Stimmung des Albums nicht zu zerstören.

Das „Visiones“ für Harbek ein Schritt ins Rampenlicht sein kann, liegt mit Sicherheit auch an der perfekten Produktion und den Begleitmusikern des Albums. Der umtriebige Martin Engelien, erkannte schon vor einiger Zeit ihre musikalische Qualität und begleitete sie auch live auf einer Clubtour.

So lag es nahe, dass Engelien, der das Album produzierte, auch seine Qualität am Bass einbrachte und hochkarätige Begleitmusiker gewinnen konnte. Bernie Bovens zeigt einmal mehr, warum er ein gefragter Studiodrummer ist, Pitti Hecht bringt mit den Percussions einen besonderen Flair und Thomas Hufschmidt sorgt an den Keyboards für eine immense Soundfülle.

Mit „Visiones“ ist Vanesa Harbek ihr bisheriges Meisterstück gelungen, in dem sie, unterstützt von einer starken Begleitband, all ihre musikalischen Fertigkeiten ausspielen kann. So verwundert es nicht, dass auch das Fernsehen auf sie aufmerksam geworden ist und sie mit „Te Extrano Buenos Aires“ einen Song des neuen Werks im Morgenmagazin präsentieren konnte. Damit hat Vanesa Harbek einen wichtigen Schritt gemacht, sich in die Reihe populärer Bluesmusikerinnen einzureihen, sodass es diesbezüglich nicht nur bei einer Vision bleiben soll.

Line up:
Vanesa Harbek (vocals, guitars, tromp)
Martin Engelien (bass)
Thomas Hufschmidt (keys)
Berni Bovens (drums)
Pitti Hecht (percussion)

A1 Records (2022)
Stil: Blues Rock

Tracklist:
01. Positive Day
02. Te Extrano Buenos Aires
03. It’s Crazy
04. Muriendo Un Poco Cada Dia
05. Feeling So Bad
06. Hell In Paradise
07. Tal Vez Manana
08. Trying
09. Vuelvo Al Sur
10. Many Years
11. Nonches De Soledad
12. Boring Says

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Broken Silence
A1 Records

Vanesa Harbek II – 26.09.2020, Tanzpalast Besserberg, Kleve – Konzertbericht

VH_haupt

Die Ansage von Martin Engelien vor dem letzten Song des Konzertes im Klever Tanzpalast Besserberg hatte eine große Aussagekraft über das Konzert, aber auch um das ganze Geschehen in der Kulturlandschaft in Corona-Zeiten.

Zunächst bedankte er sich, wie zuvor schon die Protagonistin Vanesa Harbek bei den Besuchern, die trotz der widrigen Wetterverhältnisse und der Pandemiebedingungen, den Weg in die bestens hergerichtete Location gefunden hatten.

Er appellierte an die Besucher, denen, die aus oft nachvollziehbaren Gründen, Veranstaltungen meiden, zu berichten, was alles getan wird, um mit möglichst großer Sicherheit und einem Konzept, das von den Gesundheitsämtern individuell geprüft wird, Konzerte, wenn auch im kleineren Rahmen, durchzuführen. Nur durch Konzertbesuche, werden die Locations und auch die Künstler zumindest teilweise finanziert, sodass am Ende des Jahres für manche Clubs nicht ganz die Lichter ausgehen und totale Funkstille einkehrt.

Leider waren auch an diesem Abend in Kleve, wo mit Abständen von über zwei Metern zwischen den Tischen, alles für eine bestmögliche Sicherheit gesorgt wurde, viele Plätze freigeblieben. Die Anwesenden mit viel Applaus und nicht zuletzt die Band, waren aber Garant dafür dafür, dass es im Tanzpalast Besserberg an diesem Abend recht laut war.

Im nach dieser Ansage folgenden Cover des Santana-Klassikers „Oye Como Va“ zeigten die Musiker nochmals nachhaltig, was in ihnen steckte. Die Harbek, stimmlich bestens aufgelegt, wurde im Backgroundgesang von Engelien unterstützt. Sie ließ ihre spielerischen Qualitäten in mehreren eingestreuten, zum Teil ausufernden Soli, aufflammen. Engelien nutzte den Tieftöner nicht nur zur Rhythmusgrundlage, sondern auch als Solo-Instrument

Last but not least zeigte Berni Bovens an den Drums, dass er ein Meister seines Rhythmusfachs ist und scheinbar tiefenentspannt, ohne großen Schnickschnack, mit Drumsoli ohne Highspeed und Krawall auch begeistern kann. Im Solo des letzten Songs bediente er die Drums so behutsam, dass man fast eine Stecknadel hätte fallen hören können.

Vom Einstieg des Trios mit dem Freddie King-Instrumental „Hideaway“ über eine Mischung aus Harbeks eigenen Songs sowie einigen gelungenen Coverstücken, wussten im zweiten Set besonders die Bluesversion von „Black Magic Woman“ und eine sehr rockige Variante von „Going Down“ zu überzeugen.

In den Eigenkreationen offerierte Vanesa, dass sie nicht nur eine exzellente Gitarristin ist, sondern auch das Songwriting versteht. Dabei präsentierte die Argentinierin, die seit etwa einem Jahr in Berlin lebt, Stücke in Ihrer Muttersprache Spanisch, wie auch in Englisch. Die meisten Ansagen machte sie allerdings in gut verständlichem Deutsch, zuweilen wurde sie dabei von Martin Engelien assistiert. Für mich herausragend waren dabei der „Vanesa Tango“, wo ihre musikalischen Wurzeln erkennbar waren und „Hell In Paradise“, wo sie eine ehemalige Beziehung beschrieb, in der selbst in der schönsten Umgebung, das Leben zur Hölle werden.

Die etwas über zwei Stunden Musik vergingen wie im Fluge und die Fans, die erschienen waren, hatten an diesem Abend alles richtig gemacht. Schön wäre es, wenn das nächste Mal die Resonanz wieder so wäre, wie die Klasse der Musiker es verdient gehabt hätte. Dann wird Harbek vermutlich ein neues Album im Gepäck haben, auf das man bei dem im Tanzpalast Besserberg gebotenen Leistungen gespannt sein darf.

Ein Besonderer Dank geht auch an das Team vom Tanzpalast, welches sich freundlich um die Gäste kümmerte und auch mehr Besuch verdient gehabt hätte. Vielsagend in dieser Hinsicht auch die Ansage von Engelien vor der Pause, wo er darum warb, diese nicht nur für einen Besuch am Merchstand zu nutzen, sondern auch den Laden mit einem eventuell zusätzlichen bestellten Getränk zu unterstützen.

Line-up:
Vanesa Harbek II (lead vocals, electric guitar)
Martin Englien (bass, vocals)
Berni Bovens (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Tanzpalast Bresserberg Kleve