Bad Luck Friday – Same – CD-Review

Nach dem Konzert des Brighton Blues Cartel im Leverkusener topos, hatte mich Will Wilde, wie bereits beschrieben, gebeten, auch die Debüt-CD seines neuen Projekts Black Luck Friday zu reviewen. Die Scheibe ist schon seit dem 2. September käuflich erwerbbar.

Die Band besteht neben ihm als unbestrittener Mastermind mit den ebenfalls beim Konzert vertretenen Steve Brook, der hier in Sachen Gitarrenparts, Harmoniegesängen, dem überwiegenden Bassanteil, Co-Songwriting der Musik sowie der Co-Produktion, auch ein gewichtiges Wörtchen mitspricht und Drummer Alan Taylor. Der vierte im Bunde ist Jack Turnbull, der hier auf Track 1 und 3 den Tieftöner zupft und demnach nur eine eher marginale Rolle ausübt. Die Texte hat eine Dame namens Sara Starbuck zusammen mit Will kreiert.

Das bandnamensgebende Titelstück „Black Luck Friday“ vereint eigentlich schon alles, was man dann in den nächsten knapp 40 Minuten Spielzeit geboten bekommt. Stark Harp-basierten Blues (Hard) Rock der äußerst dynamischen Art. Krachende, im Hard-/Heavy-/Melodic Rock verwurzelte E-Gitarrenriffs, polternde Drums, starker, zuweilen an Paul Rodgers erinnernder Lead-Gesang und vielseitige Harp Soli – da ist von Fiepen, Plustern, Nöhlen, Klirren, Heulen, etc.  alles mit dabei, was man von diesem Instrument so kennt – die hier fast im Stil einer ersten Leadgitarre auftrumpfen.

Vieles erinnert an die bekannten und beliebten Acts der Rock-/Hard Rock-Szene wie Bad Company, Whitesnake, The Quireboys, Great White, Thin Lizzy, Snakecharmer, Blackwater Conspiracy & Co, wobei man sich allerdings dann immer eine Mundharmonika hinzudenken muss. Einziger ruhigerer und auch harp-freier Track ist hier das atmosphärische, episch-balladesk anmutende „Dust & Bones“, das sich für mich auch am Ende als mein persönlicher Lieblingssong herauskristallisiert. Klasse hier der kanonartige Harmoniegesang von Brook.

Der Rest geht einfach nur gut und kurzweilig ab, Stücke wie das treibende „666 At The Crossroads“, das Black-Crowes-mäßige „Jealous Woman“, „Take The Best Of Me“, „Mistress“ oder der stampfige Heavyblues „Low Down Dirty“ (leichte unterschwellige ZZ Top-Note) haben ihre Livetauglichkeit im topos bereits bewiesen. Die für mich  ’neuen‘ Tracks „Banshee“, „Bonnie To My Clyde“ und der Rausschmeißer „Rebel With A Cause“ stehen dem restlichen Konvolut in ihrer satten Dynamik in Nichts nach und rocken mit Wilde-/Brook-/Taylor-typischem Triple-Wumms.

Bad Luck Friday überzeugen mit ihrem Debüt auf ganzer Linie und finden aufgrund der brookschen Gitarren-Manier und Wildes wild-rockiger Harp so etwas wie eine kleine Nische in der britischen Blues Rock-Szene. Was vom Bandnamen her nach schlechten Vorzeichen klingt, entpuppt sich in Wirklichkeit als ein echter Glücksfall für das Genre!

Eigenproduktion (2022)
Stil: Blues (Hard) Rock, Rock

Tracks:
01. Bad Luck Friday
02. 666 At The Crossroads
03. Banshee
04. Dust & Bones
05. Jealous Woman
06. Take The Best Of Me
07. Mistress
08. Low Down Dirty
09. Bonnie To My Clyde
10. Rebel With A Cause

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Brighton Blues Cartel – 30.09.2022, topos, Leverkusen – Konzertbericht

Nachdem ich mich beruflich durch eine anstrengende Woche gequält habe, die dazu noch von unangenehmen Rückenschmerzen begleitet wurde, stand ich kurz davor, dem Brighton Blues Cartel-Gig im kleinen urigen topos in Leverkusen, eine Absage zu erteilen.

Da Menschen wie meine Wenigkeit, die quasi ihr ganzes Leben mit Mehrfachbelastungen umgegangen sind, gelernt haben, auch mal auf die Zähne zu beißen, und dazu mein Instinkt, auf den ich mich musikalisch bisher fast immer verlassen konnte, mir gesagt hat, dass ich was besonders Gutes verpassen würde, habe ich mich dann doch auf den Weg gemacht.

Und wieder mal, in der Tat, musste ich mein Kommen nicht bereuen. Ganz im Gegenteil, was die Burschen um Danny Giles, Will Wilde und Steve Brook (dazu kam noch die bärenstark agierende Rhythmussektion mit Alan Taylor und Russel Carr) zum Startschuss ihrer Tour im topos ablieferten, war Blues und Rock vom Feinsten.

Da unsere etatmäßigen Fotografen verhindert waren, übernahm Klemens Kübber, der langjährige ‚Macher‘ des topos diesmal die Knipserei-Tätigkeit. Der schafft es immer wieder, allein, wenn man sich auch das kommende topos-Programm bis Dezember anschaut, solch tolle Acts durch geschickte Termine wie diesen, in die kleine Musikkneipe zu holen.

Gespielt wurde in zwei Sets. Bis zur Pause hatten dann zunächst Giles und dann Wilde Gelegenheit,  für ihre eigenen Projekte Werbung zu machen. Danny Giles spielte im Trio mit Taylor und Carr und ließ beim rockigen Kracher „Leave This Town“ zum Auftakt auf seinem quietsch-grünen Arbeitsgerät, sofort ordentlich ab.

Kein Wunder, dass er aufgrund seines quirligen Spiels (mit manchmal metal-artigem Esprit) zum Teil in Sphären eines Yngwie Malmsteen eingeordnet wird. Für mich eine schöne Zusatzkomponente, die man im Blues Rock eigentlich nicht so oft hört. Auch der engagierter Gesang, die mitnehmende kommunikative Art und seine strammes Erscheinungsbild, hinterließen bei der Audienz mächtig Eindruck.

Mit weiteren Stücken aus dem Album „More Is More“  wie „Won’t Let Love“, „Been There Twice“ (Led Zep-Note), „Hold On“ und dem herrlichen „Don’t Go Messin'“  (da fuchtelte  er beim finalen Solo auf,  über und unter dem Gitarrenhals ganz wild herum) war die erst gute halbe Stunde wie im Fluge herum. Starke Leistung des Briten-Trios.

Im fliegenden Übergang nahmen dann Gitarrist Steve Brook und Fronter Will Wilde seinen Platz auf der kleinen Bühne ein. Wo Cowboys früher ihre Patronengurte trugen, hatte Wilde die Sammlung seiner Mundharmonikas umgehangen. Brook, er und Taylor haben ein neues Band-Projekt mit Namen Bad Luck Friday am Start, aus dem dann Tracks wie „Jealous Woman“, „Take The Best Of Me“, „666 At The Crossroads“, „Dust & Bones“, „Low Down Dirty“ und „Mistress“ präsentiert wurden.

Eigentlich bin ich garnicht der große Fan von Harp-dominanter Blues Rock-Musik, die man hier hätte vermuten können. Will weiß aber sein Paradegerät so nuanciert einzusetzen, dass es nie nervt. Begeisternd vor allem seine Stimme, die immer wieder Assoziationen mit Paul Rodgers aufkommen ließen. Auch der meist posende und mähnenschüttelnde Brook brachte mit seinen eher im Rock-/Melodic Rock-verankerten Soli eine erfrischende Note in das musikalische Treiben des Quartetts. Das Ganze hatte was von Harp-umwehtem Bad Company-Rock.

Nach der Pause wurde es richtig eng auf der Bühne, als dann alle im Quintett, eine schöne Auswahl von unterschiedlichen Coverstücken zum Besten gaben. Das am Anfang performte, durch Whitesnake bekannt gewordene „Ain’t No Love In The Heart Of The City“ war für mich dabei direkt das Highlight. Als sich Brook und Giles im Twin-Speed-Modus duellierten, schlug das Herz der Southern Rock-Fans ebenso schnell!

„Oh Pretty Woman“ von Gary Moore, der Muddy Waters-Schinken „Hooche Coochie Man“, das toll interpretierte Johnny Guitar Watson-Lied „Three Hours Past Midnight“, und der schunklige Canned Heat-Klassiker „Let’s Work Together“ als Zugabe rundeten einen kurzweiligen und unterhaltsamen Abend der etwas anderen Blues Rock-Musik auf schöne Weise ab.

Am Ende fragte mich Will an der Theke bei einer kurzen Unterhaltung noch, ob ich die neue neue CD der Bad Luck Family reviewen würde. Da musste ich angesichts der guten Leistung natürlich ohne Zögern einwilligen, die Besprechung wird dann demnächst auch hier zu lesen sein.

Auch wenn im wirtschaftlichen Bereich Kartellen zurecht ein negatives Image angelastet wird, darf man diesem musikalischen Zusammenschluss aus dem britischen Seebad, nur beste Hintergedanken attestieren. Wer Zeit und Gelegenheit besitzt, sollte sich die Gigs des  Brighton Blues Cartel auf der jetzt anstehenden Tour auf keinen Fall entgehen lassen. Absoluter Live-Tipp!

Line-up:
Danny Giles (lead vocals, electric guitar)
Will Wilde (lead vocals, harp)
Steve Brook (electric guitar, vocals)
Russel Carr (bass)
Alan Taylor (drums)

Bilder: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

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