The Magpie Salute – 19.11.2018 – Club Volta, Köln – Konzertbericht

MPShaupt

Die Elster grüßte diesmal an einem Montagabend im Kölner Club Volta. Nachdem ich einige Konzerte der damaligen Black Crowes ab den 90ern und erst im letzten Jahr eines von Marc Ford mit seinem Neptune Blues Club besucht, als auch beide Platten von Magpie Salute reviewt hatte, war die Erwartung an den Abend entsprechend hoch.

Der Club begann sich nach dem Einlass um 19:00 Uhr  erst langsam zu füllen. Im E-Werk und Palladium, beide im nahen Umfeld liegend, fanden gut besuchte Veranstaltungen statt, sodass ein ziemliches Verkehrschaos herrschte. Der auf dem Gelände des Carlswerks liegende, erst im Sommer eröffnete Club Volta, war zudem nicht optimal ausgeschildert. Ein direkt gegenüber liegendes Parkhaus sorgte dann aber dafür, dass eine Parkplatzsuche nicht notwendig war.

Die Location selbst bot eine ansprechende Kulisse für eine Band der Klasse von Magpie Salute. Eine relativ helle Wandgestaltung mit riesigen von hinten angestrahlten gläsernen Mandala-ähnlichen Scheiben und riesige Kerzenständer in hinteren Bereich, sorgten für eine wohlige Atmosphäre in der etwa zu zwei Dritteln gefüllten Halle.

Kurz vor 20:00 Uhr wurde das Licht gedämpft und der Duft angezündeter Räucherstäbchen zog durch den Club. Unter dem Applaus der Fans betraten die sechs Bandmitglieder die Bühne und legten direkt mit einer jammenden Version des Titeltracks „High Water“ los.

Schon hier zeigte sich sehr positiv, dass es sich um ein Kollektiv handelt und nicht ein Projekt von Rich Robinson darstellt, der im Mittelpunkt des Geschehens steht. Passend zum Gitarren-orientierten Sound, flankierten Robinson und Ford die Bühne, um abwechselnd bei vielen Soli zu glänzen.

Leadvocalist Hoog unterstütze dabei oft  mit einer akustischen Gitarre. Leicht im Hintergrund überzeugten Sven Pipien am Bass, Joe Magistro an den Drums und Matt Slocum an den Keyboards mit einer starken Rythmusgrundlage, wobei aber alle sich auch in kurzen Soli zeigen konnten.

Schnell hatte die Band durch ihre positive Ausstrahlung und Spielfreude, die Fans in ihren Bann gezogen und es entwickelte sich ein rasanter Abend, gefüllt mit handgemachter Musik ohne computeranimierte Effekthascherei. Es wurde ein breites stilistisches Spektrum, von Southern Rock, über Westcoast, Americana aber auch der damaligen Flowerpower-Musik abgebildet, wobei neben den Songs von „High Water 1“, die das Skelett des Konzertes bildeten, einige Black Crowes-Klassiker, Sachen von Ford und Robinson als auch stark modifizierte Coversongs die Show abrundeten.

Dem Opener folgten mit „Take It All“, „Walk On Water“, „For The Wind“ und “Open Up” allesamt Tracks des aktuellen Albums, die durch starke Soli von Ford und Robinson eine noch größere Dynamik als auf Platte entwickelten .

In manchen Momenten fühlte ich mich auch durch deren Wildheit und ungezügelte Kraft an jammende Passagen von Neil Young mit Crazy Horse erinnert. Nach den zwei schönen Cover, „Feel“ von Big Star und „Hard To Cry Today“ hatte Marc Ford seinen großen Auftritt bei der Präsentation seines  „Smoke Signals“.

Er bewies, dass er sowohl stimmlich, wie auch gitarrentechnisch nahtlos an seine starken Zeiten bei den Black Crowes heranreicht, wenn nicht sogar durch seine Lebenserfahrung in sich harmonischer wirkt. Öfters glitt ihm sogar ein Lächeln durchs Gesicht, was vermuten lässt, mit welcher Freude er Bestandteil dieser wirklich starken Southern-/Westcoast-Band ist.

Nach diesem gewaltigen Highlight wurde es ruhiger auf der Bühne. Nur noch Robinson, Ford und Hoog hatten sich mittig, mit akustischen Gitarren bewaffnet positioniert und lieferten drei Lieder der Extraklasse ab. Nach „Sister Moon“ fühlte man sich bei der CSN-Adaption „You Don’t Have To Cry“ in die Zeit der damaligen Supergroup zurückversetzt.

Alle drei glänzten mit abwechselnden Harmoniegesängen und gefühlvollem Gitarrenspiel. Schön zu sehen war, dass nicht nur das Publikum diese Songs regelrecht aufsog, sondern auch die drei restlichen Bandmitglieder neben der Bühne mitwippten, klatschten und sangen. Nach den unruhigen Zeiten der Black Crowes scheinen sich hier mit Robinson, Ford und Pipien Musiker als Freunde wiedergefunden zu haben, die mit den drei anderen Beteiligten  etwas harmonisches auf die Beine gestellt haben.

Die Elster wird in der Historie der Indianer ja eher als positiver Bote gesehen, sodass die Namenswahl der Band als durchaus passend erscheint. Zum Ende des dritten Songs des akustischen Sets stießen die anderen Musiker wieder dazu und brannten nun bis zum Ende der Show ein wahres Feuerwerk der Spielfreude ab.

Robinson zeigte bei „Trial And Faith“ seine vokalen Fähigkeiten, während ansonsten Hoog diesbezüglich im Vordergrund stand und auch gut die Black Crowes Songs sang. Überhaupt muss gesagt werden, dass die vielen Harmoniegesänge den Stücken eine große Ausdruckskraft und Bandbreite gaben, die zum Teil auch an alte Eagles-Klassiker erinnerten.

Mit „Oh Josephine“, „She Gave Good Sunflower“ und „Wiser Time“ hatte die Band ob bewusst oder unbewusst, eine geschickte Entscheidung gegen die großen Hits der Crowes gewählt, sodass am Ende nicht die Krähe der Elster ein Auge auspickt hatte und das Magpie Salute-Konzert zu einer Greatest Hits-Sammlung der Black Crowes mutierte.

Mit „Send Me An Omen“ als Rausschmeißer beendeten Magpie Salute einen begeisternden Gig nach etwa zwei Stunden. Es ist zu hoffen, dass dieses ein positives Omen ist, und die Band dem ersten Studioalbum ein zweites folgen lässt, wie es der Titel ja eigentlich schon suggeriert. Die Elster hatte gegrüßt und die Zuschauer haben diesen Gruß dankend angenommen.

In einem kurzen Gespräch mit dem Tourmanager nach dem Konzert war lediglich eine kleine Enttäuschung erkennbar, dass die Bude nicht voll war, was angesichts dieser Leistung sicherlich verdient gewesen wäre.

Die Gründe dafür lagen eigentlich auf der Hand: Der Montag zu Wochenbeginn, der oft ein schwieriger Tag ist, zwei weitere Konzerte im direkten Umfeld, sowie das Fußballländerspiel und eventuell die Location, die vielen noch nicht so bekannt ist (sich aber in allen Belangen als guter Gastgeber gezeigt hatte und mit Sicherheit zukünftig einen festen Platz als Konzertlocation in Köln inne haben wird), werden vermutlich den einen oder anderen Besucher vom Kommen abgehalten haben.

Somit darf man den überzeugenden Magpie Salute-Auftritt jedoch schon als Investition in die Zukunft betrachten.

Rich Robinson – Guitars/Vocals
Marc Ford – Guitars/Vocals
John Hoog – Lead Vocals/Acoustic guitar/Percussion
Joe Magistro – Drums
Sven Pipien – Bass/Vocals
Matt Slocum – Keyboards

Text und Bilder: Gernot Mangold

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